Priorisierung statt Rationierung ....

Gesundheitswesen, Krankenhaus- und Heimwesen, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Arzneimittel- und Lebensmittelwesen, Infektionsschutzrecht, Sozialrecht (z.B. Krankenversicherung, Pflegeversicherung) einschl. Sozialhilfe und private Versorgung

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Priorisierung statt versteckter Rationierung

Beitrag von Presse » 09.10.2009, 19:22

Priorisierung statt versteckter Rationierung

"Versteckte Rationierung und chronische Mittelknappheit im Gesundheitswesen sind eine unbestreitbare Tatsache", erklärte Dr. H. Hellmut Koch, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) zum Auftakt des 67. Bayerischen Ärztetages, der vom 9. bis zum 11. Oktober in Ingolstadt stattfindet.

Die anhaltende Rotstift-Politik der verschiedenen Koalitionsregierungen und die chronische Unterfinanzierung des Gesundheitswesens sowie der verordnete Wettbewerb hätten zu immer härteren Einsparungen geführt. Die Defizite in der Patientenversorgung seien vielerorts bereits spürbar. Koch nannte beispielsweise Einschränkungen bei Diagnostik und Therapie, zunehmende Wartezeiten, Personalabbau und das Hinauszögern von Investitionen in dringend benötigte Medizintechnik. "Seit Jahren schon ist nicht mehr alles für alle möglich, doch die Politik weigert sich noch immer offen über Leistungseinschränkungen zu sprechen", so Koch. Stattdessen delegiere der Gesetzgeber die Verantwortung klammheimlich an die Ärztinnen und Ärzte, die vor den Patienten dafür gerade stehen müssten.

Schon jetzt werde deutlich, dass in einer Gesellschaft des langen Lebens weitaus mehr Mittel in die Instandhaltung und den Ausbau der medizinischen und pflegerischen Versorgung investiert werden müssten, als das derzeit der Fall sei. Koch stellte deshalb bereits heute die Frage, wie mit den begrenzten finanziellen Ressourcen umgegangen werden soll.

Koch stellte klar: "Wir Ärztinnen und Ärzte in Deutschland wollen keine Rationierung, keinen Abbau medizinisch notwendiger Kapazitäten". Er betonte, dass die Ärzte zur konstruktiven Mitarbeit bereit seien, um vor allem sachgerechte Lösungen der Probleme im Gesundheitswesen zu erarbeiten. Die Politik dürfe aber nicht länger propagieren, dass mit begrenzten Mitteln unbegrenzte Leistungen zu erzielen seien.

Koch forderte deshalb, die knappen Mittel nach gesellschaftlich konsentierten Kriterien gerecht zu verteilen. Die Entscheidung darüber, ob und in welchem Umfang eine Priorisierung im Gesundheitswesen stattfinden müsse, liege bei der Politik. Und dieser Debatte muss sich die Politik gerade jetzt nach der Bundestageswahl stellen.

Quelle: Pressemitteilung vom 9.10.2009
Pressekontakt: Bayerische Landesärztekammer
Pressestelle
Dagmar Nedbal
Mühlbaurstraße 16
81677 München
Telefon: 089 4147-268
Fax: 089 4147-202
E-Mail: presse@blaek.de
http://www.blaek.de

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Ärzteschaft plädiert für offene Debatte über Priorisierung

Beitrag von Presse » 17.10.2009, 07:15

Mitteilung des Marburger Bundes vom 16.10.2009:

Ärzteschaft plädiert für offene Debatte über Priorisierung

Spitzenorganisationen der Ärzteschaft sowie ärztliche Berufsverbände und Fachgesellschaften haben die künftigen Koalitionspartner Union und FDP zu einer offenen Debatte über eine Priorisierung im Gesundheitswesen aufgerufen. „Um heimliche Rationierung zu vermeiden, zugleich aber Verteilungsgerechtigkeit in der medizinischen Versorgung zu sichern, muss endlich offen über Priorisierung in unserem Gesundheitswesen debattiert werden. Dabei ist Priorisierung als ethische Methode zu verstehen, die begrenzten Mittel, Kapazitäten und Zeitressourcen möglichst gerecht einzusetzen“, heißt es in einem gemeinsamen Schreiben an die Koalitionsunterhändler.
(12.10.2009)
» Eckpunktepapier der Ärzteschaft für eine patientengerechte Gesundheitsversorgung
http://www.baek.de/page.asp?his=0.5.7788

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Priorisierung - Was soll eine Krankenversicherung leisten?

Beitrag von Presse » 17.11.2009, 15:29

Wunschliste: Was soll eine Krankenversicherung leisten?

Hamburg, 17. November 2009. Während die neue Regierung über weitere Reformen im Gesundheitswesen diskutiert, fragt die HanseMerkur Versicherungsgruppe diejenigen, um die es eigentlich geht: die Krankenversicherten. In einer repräsentativen Forsa-Umfrage* ermittelte sie deren dringendste Wünsche an den Leistungskatalog ihrer Krankenversicherung: Welche Kosten sollten gesetzliche Krankenkassen unbedingt wieder übernehmen?

Am meisten wünschen sich die Deutschen (81 Prozent der Befragten) eine vollständige Kostenübernahme bei Krankenhausaufenthalt, Reha-Maßnahmen oder häuslicher Krankenpflege. "Versicherte wollen in gesundheitlichen Notsituationen vollständig abgesichert sein. Dieser Wunsch ist dringender als der nach Leistungen, die zwar häufiger in Anspruch genommen werden, aber weniger einschneidend und von den Kosten her geringer sind", erklärt HanseMerkur-Vorstand Eberhard Sautter.

An zweiter Stelle steht der Wunsch nach Kostenübernahme für Sehhilfen bei 80 Prozent der Befragten – obwohl nur 60 Prozent der Deutschen selbst eine Brille tragen. Offensichtlich haben die Versicherten auch hier nicht ausschließlich nach ihrem akuten Bedarf, sondern mit langfristiger Perspektive entschieden. Entsprechend liegt auch der Wunsch der Versicherten nach voller Kostenübernahme bei Zahnersatz mit 75 Prozent auf Platz drei.

Abschaffung der Praxisgebühr weniger relevant
Die Abschaffung der in der Öffentlichkeit häufig kritisierten Praxisgebühr landete bei den Befragten nur auf Platz vier der Liste: 71 Prozent sprachen sich dafür aus. Demnach scheinen 10 Euro pro Quartal vielen Versicherten im Vergleich zu anderen Gesundheitskosten überschaubar. Knapp dahinter, auf dem fünften Rang, rangiert mit 70 Prozent der Wunsch nach voller Kostenübernahme für Heil- und Hilfsmittel.

Nicht unter den Top 5, aber weitere Plätze auf der Wunschliste belegten die Kostenbeteiligung für alternative Heilmethoden und Heilmittel (Platz sechs mit 62 Prozent), Kostenübernahme für Fahrten zur ambulanten Behandlung (Platz sieben mit 53 Prozent) und für nicht-verschreibungspflichtige Medikamente (Platz acht mit 28 Prozent). Aufgrund der geringeren Häufigkeit bei der Inanspruchnahme liegen die Kostenübernahme für eine Sterilisation (23 Prozent) und für künstliche Befruchtungen (21 Prozent) erwartungsgemäß auf den letzten beiden Plätzen der Wunschliste.

Unterschiede bei Männern und Frauen
Bei den Top 5-Wünschen sind sich Männer und Frauen übrigens weitestgehend einig. Auf alternative Heilmethoden und Heilmittel wie Akupunktur oder Homöopathie (Platz sechs) legen Frauen etwas mehr Wert als Männer. Und auch bei den nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten erwarten Frauen mehr Leistungen von ihrer Krankenversicherung als Männer.

Um die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit zu schließen, haben bereits rund ein Drittel der Versicherten eine private Zusatzversicherung abgeschlossen. Bei ihnen fragte die HanseMerkur nach, welche Leistungen sie damit abgedeckt haben. Übereinstimmend mit den Top 5-Wünschen aller Befragten haben sich diejenigen mit privatem Ergänzungsschutz vor allem im stationären Bereich abgesichert: von der Unterbringung im Ein- oder Zweibettzimmer über die freie Wahl des Krankenhauses bis zur Chefarztbehandlung. Daneben gehört auch die volle Kostenerstattung für Zahnersatz bei den Befragten zu den wichtigsten Leistungen einer privaten Zusatzversicherung.

Immer mehr Leistungen werden privat abgesichert
In den vergangenen Jahren haben Zusatzversicherungen einen deutlichen Zuwachs erfahren, nicht zuletzt durch Einschnitte im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen. Zudem ist es durch Kooperationen zwischen gesetzlichen Kassen und privaten Krankenversicherern deutlich leichter geworden, bestimmte Zusatzleistungen individuell abzusichern.

"Wegen der steigenden Kosten im Gesundheitswesen lassen sich viele Wünsche der Versicherten im Rahmen der gesetzlichen Versicherung kaum noch erfüllen", sagt HanseMerkur-Vorstand Eberhard Sautter. "Wer in Sachen Gesundheit entspannt in die Zukunft blicken will, sollte zunächst seine eigenen Bedürfnisse definieren und dann eventuelle Versorgungslücken durch eine passende Zusatzversicherung schließen."

* Repräsentative forsa-Umfrage, Oktober 2009; 1.006 Befragte ab 18 Jahren

Download Berichtband Top 5 Gesundheitsleistungen
http://www.hansemerkur.de/c/document_li ... oupId=1685
Download Tabellenband Top 5 Gesundheitsleistungen
http://www.hansemerkur.de/c/document_li ... oupId=1685
Download Infografik
http://www.hansemerkur.de/c/document_li ... oupId=1685

Quelle: Pressemitteilung vom 17.11.2009
HanseMerkur Krankenversicherung AG
Siegfried-Wedells-Platz 1
20354 Hamburg

Tel.: (040) 4119 - 0
Fax: (040) 4119 - 3257
E-Mail: info@hansemerkur.de
http://www.hansemerkur.de/presse/161120 ... unschliste

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Leistungskürzungen sind heute bereits ärztliche Praxis

Beitrag von Presse » 11.12.2009, 18:39

„Die Zeit“:
Leistungskürzungen sind heute bereits ärztliche Praxis
Berlin, 10.12.2009

Leistungskürzungen seien „bereits heute ärztliche Praxis“, schreibt die Wochenzeitung „Die Zeit“ (10.12.2009). Längst sei Rationalisierung, das Sparen am Unnützen, in Rationierung umgeschlagen: „das Kürzen von Notwendigem“. Die wesentliche Frage jedoch, wie sich die vorhandenen Mittel zielgerichteter an die Patienten bringen lassen, bleibe unbeachtet. „Auch weil Priorisierung wie Rationierung klingt und mancher darunter fälschlicherweise versteht: viel zahlen, wenig rausbekommen. Deshalb gilt die Idee der Priorisierung bei uns als vermintes Gelände.“ In dieser Legislaturperiode dürfte sich daran nichts ändern: "Überlegungen zu einer Priorisierung stehen im BMG nicht auf der Tagesordnung“, erklärte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, Daniel Bahr, in der Wochenzeitung.

In der „Zeit“ heißt es weiter: „Der Lübecker Sozialmediziner Heiner Raspe versucht seit einem Jahrzehnt, eine Debatte über Priorisierung anzuzetteln. Als Mitglied der Zentralen Ethikkommission der Bundesärztekammer hatte Raspe vor neun Jahren ein erstes Priorisierungs-Papier vorgelegt, worauf er jedoch keine Reaktion erhielt. Erst als Bundesärztekammer-Präsident Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe beim diesjährigen Ärztetag über Priorisierung sprach, kam die Botschaft an.“ Allerdings hätten die Reaktion einem allergischen Schock geähnelt, gibt die Wochenzeitung den Arzt wieder. Ignoranz ändere aber nichts daran, dass Priorisierung und irgendwann auch explizite Rationierung unvermeidlich seien, so Raspe weiter. Die „Zeit“ verweist in diesem Zusammenhang auf eine Befragung des Tübinger Medizinethikers Georg Marckmann. Demnach räumten drei Viertel der befragten Ärzte ein, aus Kostengründen Kranken eine notwendige Therapie vorenthalten zu haben. In einer Studie mit Intensivmedizinern hätten sich zwei Drittel der Befragten überzeugt gezeigt, dass eine Rationierung schon heute stattfinde.

Quelle: Pressemitteilung der Bundesärztekammer vom 10.12.2009
http://www.bundesaerztekammer.de/page.a ... .7917.7939

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Verzicht auf Kommerzialisierung des Gesundheitswesens

Beitrag von Presse » 01.01.2010, 17:15

Hoppe sieht Chance für "neue Gesundheitskultur"

Die deutsche Ärzteschaft hat der neuen Bundesregierung ein gutes Zwischenzeugnis für die ersten 50 Tage ausgestellt. «Wir haben jetzt die Chance, eine neue Gesundheitskultur in Deutschland aufzubauen», sagte der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe, der Nachrichtenagentur DAPD. Die bisherigen Äußerungen von Gesundheitsminister Philipp Rösler und der Koalitionsvertrag von Union und FDP ließen auf einen Kurswechsel hoffen.

Die Regierung habe langjährige Forderungen der Ärzteschaft aufgegriffen - wie etwa die Entbürokratisierung und den Verzicht auf weitere Kommerzialisierung des Gesundheitswesens. "Das ist richtig und wichtig, damit aus einem überbürokratisierten Gesundheitssystem wieder ein humanes Gesundheitswesen wird", sagte Hoppe, der nachdrücklich für eine inhaltliche Neuausrichtung plädierte. Gesundheitspolitik dürfe nicht länger Einsparpolitik bleiben. Vielmehr müssten medizinischer Fortschritt und demografische Entwicklung endlich als Realitäten anerkannt werden.

Das Gesundheitssystem solle außerdem freiheitlicher gestaltet werden, Patienten sollten mehr Wahlmöglichkeiten erhalten, und die Freiberuflichkeit der Mediziner solle endlich wieder gefestigt werden, forderte der Ärztepräsident. Wichtig sei auch, dass sich Schwarz-Gelb für ein einfaches, verständliches Vergütungssystem stark mache, das die Leistungen adäquat abbilde. Dies sei auch dringend notwendig, um die Attraktivität des Arztberufes zu erhöhen und junge Menschen wieder für den Arztberuf zu begeistern.

Nur wenn ausreichend personelle Ressourcen vorhanden seien, könne der Staat seiner Verantwortung für die soziale Daseinsfürsorge auch in Zukunft nachkommen, betonte Hoppe. Das sei auch mit Blick auf das von der Regierung geplante sogenannte Patientenschutzgesetz relevant. Bei diesem müsse es vor allem darum gehen, "die Rechte der Patienten auf notwendige, ausreichende und individuelle Behandlung und Betreuung" zusammenzufassen. Denn die schleichende Rationierung der vergangenen Jahre gefährde diese Rechte.

Angesichts des für 2010 erwarteten Vier-Milliarden-Defizits bei den Krankenkassen rief Hoppe zu einer offenen Diskussion über die Zukunft der medizinischen Versorgung auf: "Das zur Verfügung stehende Geld ist begrenzt, medizinischer Fortschritt und steigende Leistungsinanspruchnahme aber haben ihren Preis." Der Ärztepräsident plädierte für eine sogenannte Priorisierung im Gesundheitswesen: Diese sei "als ethische Methode zu verstehen, die begrenzten Mittel, Kapazitäten und Zeitressourcen möglichst gerecht einzusetzen". Dazu solle ein Gesundheitsrat aus Ärzten, Ethikern, Juristen, Gesundheitsökonomen, Theologen, Sozialwissenschaftlern und Patientenvertretern Empfehlungen entwickeln.

Quelle: Pressemitteilung der Bundesärztekammer vom 28.12.2009

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Medizinische Leistungen heimlich rationiert

Beitrag von Presse » 17.01.2010, 14:55

Hoppe:
Medizinische Leistungen heimlich rationiert

Frankfurt/Main/Berlin – Der Präsident der Bundes­ärzte­kammer, Jörg-Dietrich Hoppe, beklagt in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“, dass es in Deutschland bestimmte medizinische Leistungen nicht mehr für jeden Patienten gibt. .... (mehr)
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/3 ... oniert.htm

Ärztekammer-Chef beklagt «heimliche Rationierung

Bundesärztekammer-Präsident Jörg-Dietrich Hoppe
beklagt, dass es in Deutschland bestimmte medizinische Leistungen
nicht mehr für jeden Patienten gebe. «Nicht jeder Krebspatient
bekommt heute das sehr teure Krebsmedikament», sagte er der
«Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung». Ärzte und Krankenhäuser
stünden unter Budgetdruck und entschieden deshalb je nach Fall, bei
welchem Patienten sich eine teure individuelle Behandlung besonders
lohne. «Im deutschen Gesundheitswesen wird heimlich rationiert, weil
nicht genügend Geld zur Verfügung steht, um allen Menschen die
optimale Therapie zu verschaffen», sagte Hoppe.
Hoppe forderte Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) auf, eine
offene Debatte darüber zu führen, welche Patienten und Krankheiten
künftig mit welcher Priorität behandelt werden. «Diese Entscheidung
muss die Politik treffen, nicht die Ärzteschaft.» Eine Sprecherin
Röslers wies darauf hin, dass es nicht Aufgabe des Ministeriums sei,
eine solche Debatte zu führen oder darüber zu entscheiden. Das
Ministerium stehe dafür, eine medizinische Versorgung auf hohem
Niveau auch künftig zu erhalten. Eine «Priorisierung» lehne der
Gesundheitsminister «schon aus ethischen Gründen» klar ab.
Ähnlich äußerte sich der GKV-Spitzenverband, die zentrale
Interessenvertretung der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen. «Es
ist unverständlich, dass die Bundesärztekammer einer Rationierung das
Wort redet, statt konstruktive Vorschläge für die Weiterentwicklung
des Gesundheitswesens zu machen», sagte dessen Sprecher Florian Lanz
am Sonntag der dpa. Die Krankenkassen kämpften dafür, dass auch
künftig alles, was medizinisch notwendig sei, finanziert werde. «Wir
lehnen die Rationierung medizinisch notwendiger Leistungen strikt
ab.»
Unterstützung erhielt Hoppe von Gesundheitsökonomen und
Medizinethikern. Die Diskussion über Rationierung im
Gesundheitssystem muss jetzt geführt werden, sagte der
Gesundheitsökonom Friedrich Breyer von der Universität Konstanz. Das
Wirtschaftswachstum verlangsame sich, und die Menschen würden immer
älter. «Wir schaffen es nicht mehr, den Zuwachs an medizinischem
Wissen und Kosten durch unsere wachsende Wirtschaft zu finanzieren.»
Die Kölner Medizinethikerin Christiane Woopen sagte der Zeitung,
dass es in Deutschland ein Tabu sei, darüber zu sprechen, welche
Krankheiten mit welcher Priorität behandelt werden. Dieses Tabu
sollte dringend aufgehoben werden, sagte Woopen, die auch Mitglied im
Deutschen Ethikrat ist. Rösler solle diese Priorisierung auf seine
Agenda setzen und öffentlich darüber debattieren.
Rösler gab unterdessen bekannt, dass er die Regierungskommission
zur Gesundheitsreform im Februar benennen will. «Ich werde dem
Kabinett voraussichtlich im Februar einen Vorschlag zur Struktur der
Kommission und zum Zeitplan der Kommissionsarbeit machen», sagte
Rösler der «Rheinischen Post». Zudem machte er nähere Angaben für den
Sozialausgleich bei der geplanten Gesundheitspauschale, die alle
Versicherten unabhängig vom Einkommen zahlen sollen. Der für
Geringverdiener geplante Steuerzuschuss solle «möglichst
unbürokratisch, ohne Antragsverfahren» eingeführt werden, so der FDP-
Politiker. Anders als von einigen behauptet würden für den
Steuerzuschuss «nicht zweistellige Milliardenbeträge» fällig.

Quelle: Pressemitteilung GKV-Spitzenverband Bund, 17.01.2010
https://www.gkv-spitzenverband.de/News_ ... ewsID=1402

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Ärztekammer-Chef beklagt ungleiche Behandlungen

Beitrag von Presse » 18.01.2010, 07:07

SPIEGEL ONLINE, 17.01.2010
---------------------------------------------------------------------
Gesundheitssystem: Ärztekammer-Chef beklagt ungleiche Behandlungen
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Wer bekommt das teure Medikament - und wer geht leer aus?
Ärztekammer-Chef Hoppe hat heimliche Rationierungen im
Gesundheitswesen beklagt. Das Geld reiche nicht aus, um allen
Patienten die optimale Therapie zu verschaffen, sagte er der
"Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Die Politik müsse deshalb
Prioritäten setzen.

Den vollständigen Artikel erreichen Sie im Internet unter der URL
http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 64,00.html

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GKV gegen Rationierung

Beitrag von Presse » 18.01.2010, 15:25

Statement
Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende: GKV gegen Rationierung


„Eine Rationierung medizinisch notwendiger Leistungen lehnen wir strikt ab. Solange es beispielsweise bei der Arzneimittelversorgung, im Krankenhausbereich oder durch unkoordinierte Patientenversorgung nachweislich Wirtschaftlichkeitsreserven im System gibt, müssen wir darüber reden, wie diese gehoben werden können.

Innovationen im Gesundheitswesen ergeben sich nicht nur durch die Einführung neuer Produkte und Behandlungsmethoden, sondern auch durch eine bessere Steuerung von Behandlungs- und Versorgungsprozessen sowie durch eine strenge Qualitätsorientierung. Krankenkassen fühlen sich dieser Sichtweise verpflichtet. Ärzte, Krankenhäuser und andere Leistungserbringer wären gut beraten, das auch zu tun und Versicherte nicht durch eine vorgeschobene Rationierungsdebatte zu verunsichern“, so Dr. Doris Pfeiffer, Vorsitzende des Vorstands des GKV-Spitzenverbandes.

Quelle: Pressemitteilung vom 17.01.2010
GKV-Spitzenverband Bund

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Debatte um Rationierung für Panikmache

Beitrag von Presse » 20.01.2010, 07:46

Barmer GEK hält Debatte um Rationierung für Panikmache

Köln – Der Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK, Birgit Fischer, hat sich entschieden gegen den Vorwurf zurückgewiesen, wonach Krebspatienten nicht die erforderlichen Medikamente erhielten. Im ARD-„Morgenmagazin“ sagte Fischer, sie halte diese Diskussion für eine „Panikmache“ und eine Verunsicherung der Versicherten. Es gehe um eine passgenaue Versorgung. „Es gibt immer eine medizinische Abwägung“, fügte sie hinzu. .... [mehr]
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/lette ... m&id=34098

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Internisten für offene Diskussion über Priorisierung

Beitrag von Presse » 20.01.2010, 07:48

Internisten für offene Diskussion über Priorisierung
Wiesbaden – Der Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) bestätigt die Warnung der Bundesärztekammer (BÄK) vor einer heimlichen Rationierung im Gesundheitswesen. BDI-Präsident Wolfgang Wesiack fordert die Politik auf, Verantwortung zu übernehmen [mehr]
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/lette ... m&id=34107

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Medizinische Leistungen heimlich rationiert

Beitrag von Gaby Modig » 20.01.2010, 08:09

Hallo und guten Morgen!

Wenn der BÄK-Chef feststellt:
"Medizinische Leistungen heimlich rationiert"
kann aus Patientensicht nur zugestimmt werden. Wir müssen einfach erkennen, dass es mittlerweile viele Leistungsangebote im Gesundheitswesen gibt, die einfach nicht mehr zu finanzieren sind. Dazu gehören auch die ausufernden Arzneimittelkosten und die an anderer Stelle bereits beschriebene "Arznrennerei" der Deutschen.
Folglich bleibt nur Rationierung bzw. Priorisierung. Daran geht kein Weg vorbei.
Es wird zukünft nur noch um die Frage gehen, wie man mit diesen Begrifflichkeiten und den darin steckenenden Versorgungsfragen umgeht. Auf jeden Fall muss mehr auf Eigenverantwortung gesetzt werden.

MfG Gaby
Pflegesystem verbessern - weg von der Minutenpflege. Mehr Pflegepersonal ist vonnöten!

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So isses...

Beitrag von Lutz Barth » 20.01.2010, 14:25

Jawohl - so isses denn wohl: Daher gilt

Übergewichtige entsagen den Fastfood-Speisen und zahlen ebenso wie Raucher eine Risikoprämie und werden einstweilen von transplantationsmedizinischen Leistungen ausgeschlossen;

medizinische Leistungen ab dem 75ten Lebensjahr werden nur noch auf gesonderten Antrag und im Übrigen durch Entscheid einer Ethikkommission gewährt;

die Deutschen Bundesbahn bietet Sondertarife für die Fahrkarten ins Jenseits ohne Wiederkehr an;

Extremsportler haben künftig gesundheitliche Beeinträchtigungen selbst zu zahlen;

da Ethik eine "Ersatzreligion" geworden ist, wird die Nation zum allmorgendlichen "Gebet" aufgerufen, in dem der "Hippokratische Eid" - in Zukunft bei Wahlfreiheit - der pflegerische Eid rezitiert wird;

usw. usw.

Eine schöne neue Welt, die da auf uns zukommt...wären da nicht noch einige Reserven, die da fruchtbar gemacht werden können.

Unsere Freiheit wird nicht am Hindukusch verteidigt; Lokalpolitiker müssen sich nicht Bauruinen zu Lebenzeiten setzen, wodurch aberwitzige Milliarden Jahr für Jahr in Sand gesetzt werden usw. usw. :evil:
Wir vertreten nicht immer die herrschende Lehre!

WernerSchell
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Priorisierung statt Rationierung .... Buchtipp

Beitrag von WernerSchell » 24.01.2010, 08:24

Buchtipp!

Lohmann / Preusker (Hrsg.):

Priorisierung statt Rationierung: Zukunftssicherung für das Gesundheitssystem

Bild

Näheres hier:
http://www.wernerschell.de/web/10/zukun ... system.php
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Diskussion über Priorisierung unvermeidlich

Beitrag von Presse » 22.02.2010, 13:12

Hoppe:
Diskussion über Priorisierung unvermeidlich

Angesichts steigender Leistungsinanspruchnahme im Gesundheitswesen bei begrenzten finanziellen Mitteln wird die Politik nach Meinung von Bundesärztekammer-Präsident Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe nicht an einer Diskussion über Priorisierung vorbeikommen. „Dass Bundesgesundheitsminister Rösler jetzt nicht unbedingt sofort mit Priorisierung aufwarten will, das kann man ja verstehen“, sagte der Ärztechef in einem Interview mit der „FAZ am Sonntag“ (21.02.2010). „Aber dass die Diskussion unethisch ist, wie er behauptet, das werden wir schnell widerlegen.“ In der Wissenschaft werde die Diskussion über Priorisierung und Rationierung schon seit Jahren geführt. Durch die demografische Entwicklung würden die Kosten für Gesundheit höher sein, „als wir gegenwärtig dafür zu zahlen bereit sind“.

„Langfristig müssen wir auf etwa acht Prozent des Bruttoinlandprodukts, also etwa 18 Milliarden Euro mehr, kommen, um unser derzeitiges Niveau der Gesundheitsversorgung zukünftig sichern zu können“, sagte Hoppe der „Rheinischen Post“ (22.02.2010). Wenn sich an der derzeitigen Finanzierung des Systems nichts ändere, werde es zu Leistungseinschränkungen kommen. „Zurzeit leiden wir ja schon unter einer sogenannten heimlichen Rationierung medizinischer Leistungen. Die Ärzte müssen doch im Augenblick ihren Patienten vermitteln, dass sie bestimmte Leistungen nicht mehr erbringen können. Diese barmherzige Lüge wird zu einer großen Belastung des Arzt-Patienten-Verhältnisses. Das wollen wir nicht mehr, und das wollen auch die Patienten nicht“, sagte Hoppe.

Quelle: Pressemitteilung der Bundesärztekammer vom 22.02.2010

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Ohne Priorisierung drohen GKV-Beiträge von bis zu 43%

Beitrag von Presse » 10.03.2010, 07:30

PRESSEMITTEILUNG ZUM 12. BUNDESKONGRESS DER NIEDERGELASSENEN CHIRURGEN

Prof. Fritz Beske:
„Ohne Priorisierung drohen GKV-Beiträge von bis zu 43 Prozent“

Hamburg - Bis zum Jahr 2050 wird die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter von heute 50 Millionen auf 35 Millionen sinken, gleichzeitig wird es zehn Millionen mehr Hochbetagte geben als heute – und auch entsprechend mehr altersbedingte Erkrankungen und Gesundheitskosten. Dieses beunruhigende demographische Szenario zeichnete Professor Fritz Beske vom Kieler Institut für Gesundheits-System-Forschung am 6. März 2010 beim 12. Bundeskongress der niedergelassenen Chirurgen in Nürnberg. „2050 wird ein Erwerbstätiger für einen Rentner aufkommen müssen“, rechnete Beske vor. Bei unverändertem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und einem bzw. zwei Prozent Kostensteigerung infolge des medizinischen Fortschritts müssten die GKV-Beiträge folglich auf 27 bzw. 43 Prozent steigen.

Der renommierte Gesundheitsökonom – selbst mittlerweile 87 Jahre alt – forderte, den GKV-Leistungskatalog endlich an die verfügbaren Finanzmittel anzupassen und wieder an den Vorgaben des Sozialgesetzbuchs auszurichten: „Eine Behandlung zu Lasten der GKV muss ausreichend, notwendig, wirtschaftlich und zweckmäßig sein. Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten über unsere Verhältnisse gelebt und müssen endlich aufhören, den Versicherten mehr zu versprechen als tatsächlich möglich ist.“ Eine Möglichkeit zur Umkehr sah Beske in der Priorisierung ärztlicher Leistungen und damit Festlegung der Reihenfolge von Behandlungen nach Wertigkeit. Die Erarbeitung entsprechender Priorisierungslisten sei eine ärztliche Aufgabe, der Anstoß hierfür müsse allerdings primär aus der Politik kommen, betonte Beske.

Neben der Priorisierung ist die Förderung ambulanter Operationen eine Möglichkeit, das Wirtschaftlichkeitsgebot des Sozialgesetzbuchs einzuhalten – auch in einer alternden Bevölkerung: „Das Lebensalter als solches ist kein Grund, einem Patienten von einer ambulanten Operation abzuraten“, erklärte Elmar Mertens vom Berufsverband Deutscher Anästhesisten (BDA). Dies gelte sowohl für die Operation als auch für die Narkose. Der allgemeine Gesundheitszustand sei nicht zwingend an ein bestimmtes Alter gebunden: „Ich habe weniger Bedenken gegenüber einer ambulanten Narkose bei einem alten als bei einem 4x40er-Patienten: 40 Jahre alt, 40 Zigaretten pro Tag, ein BMI von 40 und außerstande, 40 Treppenstufen zu gehen“, sagte Mertens. Dr. Klaus Bäcker von der Münchener Firma Medicaltex, die niedergelassene Operateure bei der Qualitätssicherung unterstützt, berichtete, dass bei ambulanten Eingriffen an über 74-Jährigen zwar häufiger leichte und beherrschbare Komplikationen auftreten. „Im Aufwachraum aber klagen Patienten dieser Altersgruppe seltener über Wundschmerz, Übelkeit oder Kreislaufprobleme.“ Und auch Probleme bei der häuslichen Nachbetreuung träten häufiger bei jüngeren als bei älteren Patienten auf.

Der BNC-Jahreskongress ist für niedergelassene Chirurgen das zentrale Ereignis für die politische und fachliche Weiterbildung. In diesem Jahr beteiligten sich erstmals auch der Bundesverband Ambulantes Operieren (BAO) und die Deutsche Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie (DGPW) an der Programmgestaltung. Der BNC ist der Berufsverband freiberuflicher Chirurgen, deren Interessen er durch einen Bundesvorstand sowie 25 regionale Landesverbände (ANC) vertritt. Er engagiert sich für die Weiterbildung seiner Mitglieder, die Förderung der ambulanten chirurgischen Behandlung und den interdisziplinären Austausch. Der Verband führt hierzu auf Bundesebene den Dialog mit Politikern, Krankenkassen und Wirtschaft. Über seine Homepage bietet der Verband außerdem eine Suchfunktion an, über die Patienten nach einem spezialisierten niedergelassenen Chirurgen in ihrer Nähe suchen können: http://www.chirurgen-suche.de.

Quelle: Pressemitteilung vom 8.3.2010
KontaktBNC Geschäftsstelle
Wulfsdorfer Weg 7
22359 Hamburg
Tel.: 040 60 32 91 10
Fax: 040 60 32 91 18
info@bncev.de
http://www.bncev.de

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