Pflege, Reform, Skandale - Wird jetzt alles besser?
Peter Hahne diskutierte mit seinen Gästen: Gesundheitsexpertin Maria Michalk und Pflegekritiker Claus Fussek.
Das dazu vorgestellte Video ist wie folgt verfügbar:
> http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... andale.mp4 bzw.
> https://www.zdf.de/gesellschaft/peter-h ... 6-100.html (bis 04.01.2017)
Die Redaktion informierte zur Sendung wie folgt:
Viele Menschen haben Angst davor, im Alter pflegebedürftig zu sein. Und dabei geht es nicht unbedingt um die Tatsache an sich, sondern die Frage, wie sie eine solche Pflege bezahlen sollen. Nicht jeder hat eine sich aufopfernde Familie, die in die Bresche springt und die Betreuung organisiert, finanziert oder vielleicht sogar selbst übernimmt. Die Unterbringung in einem Heim, ist eine Alternative. Aber eben diese Betreuungseinrichtungen machen immer wieder Negativ-Schlagzeilen. Zu große Sparzwänge, Geschäftemacherei oder eine unmenschliche Behandlung von Heimbewohnern werden manchen Häusern vorgeworfen. Und dies geht immer zu Lasten der Alten und Pflegebedürftigen. Solche Meldungen machen den vielen tatsächlich guten Einrichtungen und ihrem qualifizierten Pflegepersonal zu schaffen. Doch wie findet man eine gute Einrichtung. Wie kann eine adäquate Pflege im Alter für alle Menschen gewährleistet werden? Peter Hahne spricht mit seinen Gästen darüber und über die anstehende Pflegereform.
Zu den Gästen und deren grundlegende Aussagen wurde mitgeteilt:
Maria Michalk, 1949 geboren in Merka, Sorbien, ist gelernte Industriekauffrau und Betriebsökonomin. Als Vertreterin der Sachsische CDU ist sie seit 2002 Mitglied des Deutschen Bundestages (wie auch schon von 1990 bis 1994). Die verheiratete Katholikin ist seit 2002 Vorstandsmitglied im "Christlich-Sozialen Bildungswerk e.V." und bekleidet zahlreiche weitere Ämter, in denen sie auch die Interessen der in Deutschland lebenden Sorben vertritt. Michalk erhielt den Bundesverdienstorden am Bande sowie die Sächsische Verfassungsmedaille. Seit September 2015 ist sie neue gesundheitspolitische Sprecherin der CDU/ CSU Bundestagsfraktion. -
Maria Michalk macht sich für eine Reform der Pflegeausbildung stark und sieht darin einen wichtigen Schritt, den Pflegeberuf als Ganzes attraktiver zu machen. Michalk fordert ebenso ein konsequentes Vorgehen gegen Abrechnungsbetrug von Pflegediensten. Sie erklärt: „Wo sich Angehörige oder gesetzlich bestellte Betreuer mit kriminellen Energien der Pflegedienste verbinden, ist die klassische Kriminalitätsbekämpfung gefragt.“ (Quelle: Die Welt)
Claus Fussek, 1953 in Bad Tölz geboren, ist Diplom Sozialpädagoge und arbeitet im ambulanten Beratungs- und Pflegedienst. 2001 befragte ihn der UN-Ausschuss für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte als Zeuge der Zustände in deutschen Altenpflegeheimen. Fussek ist Mitbegründer des Forums zur Verbesserung der Situation Pflegebedürftiger e. V. in Gauting und erhielt 2008 das Bundesverdienstkreuz. Claus Fussek ist ein Kritiker der Pflegesituation in Deutschland und veröffentlichte darüber Bücher, wie „Im Netz der Pflegemafia. Wie mit menschenunwürdiger Pflege Geschäfte gemacht werden“. - Der Redaktion Peter Hahne erklärte Fussek, unser größtes Problem in Deutschland sei das Pflegepersonal. Es sei in der Regel schlecht qualifiziert und unmotiviert. Darüber würde die Politik aber schweigen, sagt er und sie dieses Problem nicht knallhart auf den Tisch legt ist alles andere Makulatur. Die die neue Pflegereform sei dann nur eine Wasserstandsmeldungen. Auch der Pflege-TÜV gehört schon lange ersatzlos gestrichen, so Fussek, der sei nichts, aber auch gar nichts wert und das wüssten alle. - Eigentlich ist die Pflege die Schicksalsfrage der Nation, weil jeder Bürger früher oder später mal von diesem Thema betroffen ist. Das ist allerdings eine unbequeme Wahrheit, die wir als Gesellschaft kollektiv verdrängen. Und wenn es uns dann doch betrifft, ist es zu spät. - Claus Fussek
Quelle: https://www.zdf.de/gesellschaft/peter-hahne - E-Mail: Zuschauerredaktion@zdf.de
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk nimmt nochmals Gelegenheit, in Kürze folgende Hinweise zu geben:

Die von der GroKo verabschiedeten drei Pflegestärkungsgesetze haben eine Reihe von Leistungsverbesserungen gebracht. Manches ist gut gelungen, anderes unzureichend geblieben. Der am 01.01.2017 in Kraft tretende neue Pflegebedürftigkeitsbegriff wird die Menschen mit Demenz in den Kreis der Leistungsempfänger aufnehmen. Die neuen Regelungen für die Erlangung der Pflegegrade sind aber kompliziert und verschlechtern die Einstufungskriterien für die Menschen mit ausschließlich körperlichen Defiziten. Auch wenn zunächst niemand schlechter gestellt wird, sind zukünftige Veränderungen zu bedenken. Das neue Begutachtungsverfahren stellt nicht mehr auf minutenweise zu prüfende Defizite ab. Dafür gibt es andere Einschätzungen, die ebenfalls anhand von subjektiven Bewertungen vorzunehmen sind. Wenn behauptet wird, die "Minutenpflege" würde abgeschafft, muss dem heftig widersprochen werden. Denn die unzureichenden Stellenschlüssel für die Pflegeeinrichtungen bleiben im Wesentlichen unverändert. Daher wird die Zuwendungszeit durch das Pflegepersonal nicht ausgeweitet.
Zwingend notwendig erscheint die Schaffung eines bundeseinheitlichen Personalbemessungssystems, das die pflegerischen Zuwendungszeiten deutlich ausweiten hilft. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Pflege in den Heimen nach pflegewissenschaftlichen Standards zu erfolgen hat (§ 11 SGB XI). Dies lassen die derzeitigen Pflege-Rahmenbedingungen trotz Reformgesetze nicht zu. Daher wird es bei der vielfach beklagten mangelhaften Zuwendungszeit durch das Pflegepersonal verbleiben. Der § 113c SGB XI, der für das Jahr 2020 oder später Lösungsmöglichkeiten andeutet, ist höchst umstritten und bietet für JETZT und die nächsten Jahre zunächst einmal keine Auflösung des Pflegenotstandes.
Um dem Grundsatz "ambulant vor stationär" endlich mehr Geltung zu verschaffen, sind altengerechte Quartiershilfen in den Kommunen dringend geboten. Diese Quartiershilfen würden bestens dazu beitragen können, die pflegenden Angehörigen in jeder Hinsicht zu unterstützen. Diesbezüglich ist bekannt, was zu tun wäre. Modellvorhaben und Projekte sind völlig unnötig und reine Ablenkungsmanöver.
Zu all dem hat Prof Pflege - Selbsthilfenetzwerk seit Jahren umfängliche Statements abgegeben und Lösungen aufgezeigt.
Einige Texte können wie folgt aufgerufen werden:
viewtopic.php?f=4&t=21742
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... se2014.pdf
viewtopic.php?f=4&t=21511
viewtopic.php?f=4&t=21846
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... 082015.pdf
viewtopic.php?f=4&t=21695
viewtopic.php?f=4&t=21889
viewtopic.php?f=3&t=21471
Quelle: viewtopic.php?f=6&t=21660
Werner Schell
+++
Ärzte Zeitung vom 06.12.2016:
TK-Umfrage: Jedem Dritten ist Pflege komplett fremd
Fast jeder Dritte (30 Prozent) der Deutschen ist mit dem Thema Pflege noch nie in Berührung gekommen.
Dieses Ergebnis liefert eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK), für die im August
rund 1000 Menschen befragt wurden.
mehr » http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=925 ... sen&n=5421