Immer mehr Operationen - nicht immer zum Patientenwohl

Rechtsbeziehung Patient – Therapeut / Krankenhaus / Pflegeeinrichtung, Patientenselbstbestimmung, Heilkunde (z.B. Sterbehilfe usw.), Patienten-Datenschutz (Schweigepflicht), Krankendokumentation, Haftung (z.B. bei Pflichtwidrigkeiten), Betreuungs- und Unterbringungsrecht

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Immer mehr Operationen - nicht immer zum Patientenwohl

Beitrag von Presse » 16.09.2011, 06:38

KKH-Allianz: Immer mehr Operationen in Deutschland
Krankenkasse sieht Steigerungen mit Sorge: „Nicht immer zum Wohle des Patienten“


Hannover, 14. September 2011 – Chirurgen greifen immer häufiger zum Messer. Die Zahl der Operationen in der Bundesrepublik stieg zwischen 2006 und 2010 um 15 Prozent. Das ergab eine Auswertung der Versichertendaten der viertgrößten bundesweiten Krankenkasse KKH-Allianz. Demnach gab es im vergangenen Jahr über 166.000 Operationen in deutschen Krankenhäusern.

Ein besonders drastisches Plus verzeichnete die KKH-Allianz zum Beispiel bei Operationen am Rückenmark (plus 61 Prozent), an der Wirbelsäule (plus 53 Prozent) und an der Niere (plus 45 Prozent). „Die deutlichen Steigerungen innerhalb weniger Jahre erfüllen uns mit einiger Sorge“, sagte Vorstandschef Ingo Kailuweit. „Angesichts wirtschaftlich schwieriger Zeiten in manchem Krankenhaus drängt sich der Verdacht auf, dass nicht immer nur zum Wohle des Patienten entschieden wird.“

Um die Behandlungsqualität in Krankenhäusern tatsächlich zu verbessern, setzt sich die KKH-Allianz für eine stärkere Spezialisierung von Kliniken ein. „Es ist weder unter qualitativen noch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten sinnvoll, jedes Krankenhaus als Gemischtwarenladen mit sämtlichen Leistungen zu betreiben“, so Kailuweit. „Stattdessen sollten Kliniken Schwerpunkte bilden und somit bei speziellen Krankheitsbildern hochprofessionelle Hilfe bieten.“

Die KKH-Allianz ist Deutschlands viertgrößte bundesweite Krankenkasse mit rund zwei Millionen Versicherten. Sie gilt als Vorreiter für innovative Behandlungsmodelle in der gesetzlichen Krankenversicherung. Über 4.000 Mitarbeiter bieten einen exzellenten Service, entwickeln zukunftsweisende Gesundheitsprogramme und unterstützen die Versicherten bei der Entwicklung gesundheitsfördernder Lebensstile. Exklusiver Kooperationspartner der KKH-Allianz ist die Allianz Private Krankenversicherungs-AG. Das jährliche Haushaltsvolumen beträgt knapp fünf Milliarden Euro. Hauptsitz der KKH-Allianz ist Hannover.

Quelle: Pressemitteilung vom 14.09.2011
Weitere Meldungen finden Sie online unter http://www.kkh-allianz.de/pressemeldungen

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Zuviel Operationen im Rückenbereich

Beitrag von WernerSchell » 04.10.2011, 06:23

Hierzu passt der auszugsweise Schriftwechsel in einer Mailingliste (anonymisiert):

.... mein Betreuter soll eine schwierigen Lendenwirbelsäulen OP erhalten. Nach Rücksprache mit den zuständigen Ärzten teilen diese mir mit, dass diese OP wichtig sei, um eine beginnende Querschnittslähmung zu verhindern. Es könne jedoch aufgrund des Gesundheitszustandes meines 73 Jährigen Betreuten zu erheblichen Komplikationen und gar zum Tod des Betreuten kommen.
Mein Betreuter wünscht diese OP. Nach Ansicht der Ärzte und auch nach meiner Ansicht kann dieser jedoch aufgrund seines geistigen Zustandes die Auswirkungen möglicher
Komplikationen nicht mehr überblicken. Auch ich bin gewillt in die OP einzuwilligen, um dem Betreuten ein Stück Lebensqualität zu ermöglichen.
Nun meine Frage: Benötige ich eine richterliche Genehmigung zur OP, da diese eine erhöhte Sterbegefahr beinhaltet, oder ist dies, da sich alle Parteien für eine OP aussprechen nicht notwendig?
_______________________________________________

Sehr geehrter Herr ...,
angesichts der aktuellen Berichte, dass zuviel Operationen (gerade im Rückenbereich) stattfinden, rate ich dazu, eine zweite Meinung einzuholen. Man darf sich auch (bei der Krankenkasse) erkundigen. ob die zur Zeit in Anspruch genommene Klinik nach Qualitätsgesichtspunkten der geeignete "Partner" ist. Die hiesige Ortspresse berichtete erst vor wenigen Tagen, dass bestimmte Kliniken für ausgewählte Operationsbereiche weniger geeignet seien. Ich denke, dass Sie solche Erwägungen auch zu bedenken haben.
Weil Sie selbst keine gesicherte Einschätzung vornehmen können, kann natürlich auch das Betreuungsgericht unter Hinweis auf die beschriebene Lebensgefährdung um Genehmigung gebeten werden.
Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell

Siehe auch Buchtipp unter
http://www.wernerschell.de/web/10/rueckenschmerzen.php
viewtopic.php?t=13765&highlight=marianowicz
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https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Gaby Modig
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Krankenhäuser streben Auslastunng an, Kundenwerbung

Beitrag von Gaby Modig » 08.10.2011, 07:02

Ich sehe mit großem Unbehagen, wie einige Krankenhäuser "vor meinenr Haustüre", Krankheiten thematisieren in einer Form, die geeignet erscheinen soll, neue Kunden zu werben und Operationen anzubieten, Auslastung zu schaffen.
Es ist bekannt, dass in Krankenhäusern im Bereich des Qualitätsmanagements Personen sitzen, die nichts anderes tun als auszuoten, dass möglichst alle Bereiche der Einrichtung gut ausgelastet sind. Kommt es zu Rückgängen in der Auslastung, wird nach den Gründen gefragt und über Strategien nachgedacht, wie man wieder mehr Kunden einfangen kann.
Eigentlich müssten sich alle im Gesundheitswesen über weniger Inanspruchnahmen, weil die Menschen offensichtlich ausreichend gesund sind, freuen, Aber nein, ihnen wird Kranksein suggeriert. Und so mancher Hausarzt spielt als "Überweiser" zum Kollegen im Krankenhaus mit. Wer stoppt diesen Irrsinn?

G.M.
Pflegesystem verbessern - weg von der Minutenpflege. Mehr Pflegepersonal ist vonnöten!

Rauel Kombüchen
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Krankenhäuser streben Auslastunng an, Kundenwerbung

Beitrag von Rauel Kombüchen » 09.10.2011, 08:18

Gaby Modig hat geschrieben: Ich sehe mit großem Unbehagen, wie einige Krankenhäuser "vor meinenr Haustüre", Krankheiten thematisieren in einer Form, die geeignet erscheinen soll, neue Kunden zu werben und Operationen anzubieten, Auslastung zu schaffen.
Es ist bekannt, dass in Krankenhäusern im Bereich des Qualitätsmanagements Personen sitzen, die nichts anderes tun als auszuoten, dass möglichst alle Bereiche der Einrichtung gut ausgelastet sind. Kommt es zu Rückgängen in der Auslastung, wird nach den Gründen gefragt und über Strategien nachgedacht, wie man wieder mehr Kunden einfangen kann.
Eigentlich müssten sich alle im Gesundheitswesen über weniger Inanspruchnahmen, weil die Menschen offensichtlich ausreichend gesund sind, freuen, Aber nein, ihnen wird Kranksein suggeriert. Und so mancher Hausarzt spielt als "Überweiser" zum Kollegen im Krankenhaus mit. Wer stoppt diesen Irrsinn? ....
Hallo,
ja, solche Angebote, Animationen, kenne ich auch. Ich denke, dass solche Machenschaften nichts mit Patientenwohl zu tun haben, sondern einzig darauf ausgerichtet sind, eine Einrichtung auszulasten. Gestern las ich hier im Forum den richtigen Hinweis, dass wir trotz stets steigender Gesundheitsausgaben nicht etwa gesünder werden.
MfG Rauel
Pflegeversicherung - Pflegebegriff erneuern und Finanzierung nachhaltig sichern! BürgerInnen müssen mehr Informationen erhalten - z.B. wg. Individualvorsorge!

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Zuviel Operationen - zuviel Technik

Beitrag von Hildegard Kaiser » 13.10.2011, 12:38

Siehe auch Buchtipp unter
http://www.wernerschell.de/web/10/rueckenschmerzen.php
viewtopic.php?t=13765&highlight=marianowicz[/quote]

Hier ist klipp und klar nachzulesen, dass zuviel und zu schnell mit den Operationen handiert wird. Dafür gibt es einleuchtende Gründe: Auslastung der Einrichtungen - Ökonomie ....
Hilde
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Schutz vor überflüssigen Operationen muss besser werden

Beitrag von Presse » 05.05.2012, 07:17

Uwe Deh:
Schutz vor überflüssigen Operationen muss besser werden / Ehrliche Diskussion um besseren Patientenschutz nicht mit Rationierungsvorwürfen blockieren

Berlin (ots) - "Niemandem darf eine notwendige Operation vorenthalten werden. Aber genauso wenig darf unnötig operiert werden", dies erklärte Uwe Deh, Geschäftsführender Vorstand des AOK-Bundesverbandes, zu der aktuellen Diskussion um die Senkung zu hoher Operationszahlen in Deutschland.

Eine ehrliche Diskussion um besseren Schutz der Patienten vor überflüssigen Operationen dürfe auch nicht durch vorschnelle Rationierungsvorwürfe blockiert werden. Deh: "Die gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland sichert jedem Patienten, ob nun jung oder alt, gute medizinische Behandlung. Dazu gehört auch ohne jede Altersbegrenzung selbstverständlich eine künstliche Hüfte oder ein künstliches Kniegelenk. Die AOK will, dass das ohne Wenn und Aber auch so bleibt. Verbessern müssen wir aber den Schutz der Patienten vor überflüssigen Operationen. Hier besteht großer Handlungsbedarf.
Denn überflüssige Operationen setzen Patienten medizinethisch unvertretbar hohen Risiken aus. Das sind zugleich vermeidbare finanzielle Belastungen für die Beitragszahler."

Deh sagte weiter: "Je stärker Kliniken aufgrund von Überkapazitäten unter wirtschaftlichem Druck stehen, desto größer ist auch der Anreiz, aufgrund eines rein wirtschaftlichen Kalküls zu operieren. So zeigen wissenschaftliche Studien, dass durchaus nicht allein die medizinische Notwendigkeit im Vordergrund steht. Was früher die Hüft- und Kniegelenksoperationen waren, das sind heute die Rückenoperationen. Wir verzeichnen eine enorme Zunahme der Fallzahlen, ohne dass hierfür medizinische Gründe ersichtlich wären."

Beispielsweise hätten die Cage Implantationen (Wirbelkörperversteifungen mit Metallkäfigen) von 2007 bis 2009 um knapp 60 Prozent zugenommen und die Zahl der Bandscheibenendoprothesenen sei im gleichen Zeitraum um fast 20 Prozent gestiegen. Gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische Chirurgie arbeite die AOK daran, diese Entwicklung genau zu untersuchen und wirkungsvolle Qualitätssicherungsmaßnahmen zu etablieren, um Patienten besser vor möglicherweise überflüssigen und gefährlichen Operationen an der Wirbelsäule zu schützen.

Ein wichtiger Beitrag zum Schutz vor überflüssigen Operationen seien auch die von Gesundheitsminister Daniel Bahr vorgeschlagenen Mehrleistungsbegrenzungen für Krankenhäuser. Dieses Instrument müsse so gestaltet werden, dass es unattraktiv werde, Operationszahlen aus einem rein ökonomischem Kalkül in die Höhe zu treiben.

Um die Spreu vom Weizen zu trennen, müsse bei der Finanzierung von Kliniken grundsätzlich die Qualität der medizinischen Versorgung eine größere Rolle spielen. Besonders wichtig sei für Patienten die richtige Auswahl der Klinik, in der die sinnvolle Operation stattfinden soll. Hier biete die AOK allen gesetzlich Krankenversicherten schon heute die Möglichkeit, sich beim geplanten Einsatz einer künstlichen Hüfte, eines Kniegelenks, oder bei der geplanten Entfernung der Gallenblase nach der Internetrecherche im AOK-Krankenhaus-Navigator für die Durchführung der Operation in Krankenhäusern mit guten Qualitätsergebnissen zu entscheiden.

Auch das von der AOK mitinitiierte Endoprothesenregister Deutschland leiste einen wichtigen Beitrag zur Patientensicherheit.
Bei künstlichen Hüft- und Kniegelenken werde es dadurch bald leichter als heute möglich, bei Bedarf gezielte Rückrufaktionen zu starten und betroffene Patienten schnell und direkt über mögliche Produkt- und Prozessmängel zu informieren. Das Register nehme Mitte 2012 seinen Betrieb auf.

Das Einsetzen von künstlichen Hüft- und Kniegelenken gehört zu den häufigsten Operationen in Deutschland. Allein im Jahr 2010 haben Ärzte rund 390.000 Hüft- und Knie-Endoprothesen bei Patienten mit starkem Gelenkverschleiß (Arthrose) oder nach Brüchen eingebaut.
Darin enthalten sind knapp 37.000 Wechseloperationen, bei denen die Kunstgelenke ausgetauscht werden mussten. Über die Gründe dafür wollen die Beteiligten mit Hilfe des Endoprothesenregisters Deutschland (EPRD) mehr erfahren.

Quelle: Pressemitteilung vom 04.05.2012 AOK-Bundesverband
Pressekontakt: AOK-Bundesverband
Udo Barske
Pressesprecher
Tel.: 030 / 346 46 2309
E-Mail: presse@bv.aok.de

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Zu viele Ops nur des Geldes wegen?

Beitrag von Presse » 30.05.2012, 16:53

Zu viele Ops nur des Geldes wegen?
In Deutschland gibt es zu viele unnötige Operationen - diese Behauptung sieht die GKV nun bestätigt: Ein von ihr beauftragtes Gutachten kommt zum Schluss, dass es manchen Kliniken bei Ops mehr ums Geld geht statt um den medizinischen Nutzen für die Patienten. mehr »
http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=814 ... sen&n=1939

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Kassen sollen Notwendigkeit von OPs vorher absegnen

Beitrag von Presse » 05.06.2012, 09:25

Kassen sollen Notwendigkeit von OPs vorher absegnen
Im Streit um vermeintlich unnötige Operationen holen die Kliniken zum Gegenschlag aus: Misstrauische Krankenkassen könnten die Notwendigkeit von Operationen vorher überprüfen und erst dann genehmigen.
Von Philipp Neumann
... http://www.welt.de/wirtschaft/article10 ... egnen.html

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In Deutschland wird unnötig viel operiert

Beitrag von Presse » 08.08.2012, 12:08

Josef Hecken: „In Deutschland wird unnötig viel operiert“
Krankenhäuser sollen Chefärzte auch nach der Zahl der operierten Fälle bezahlen. Da läuft grundsätzlich etwas falsch, sagt der Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses, Josef Hecken.
Quelle: FAZ-Frankfurter Allg. Zeitung
... weiter lesen http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/i ... 47501.html

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Zuwendungn statt Operation

Beitrag von PflegeCologne » 11.08.2012, 07:15

Presse hat geschrieben: .... „In Deutschland wird unnötig viel operiert“
.... Da läuft grundsätzlich etwas falsch, .....
Diesen Feststellungen kann natürlich nicht widersprochen werden. Sie sind zutreffend. Das ist einfach die Folge einer falschen Gesundheitspolitik.
Seit Jahren setzt man auf Ökonomisierung und Wettbewerb und hat damit den Euro ins "Pflegebett" gelegt. Der Patient zählt nur noch als Fall - als Abrechnungsgröße.
Das sollte sich radikal ändern und die Zuwendung sollte das Messer ablösen.
Pflege Cologne
Alzheimer - eine Krankheit, die mehr Aufmerksamkeit erfordert! - Pflegesystem muss dem angepasst werden, auch, wenn es teurer wird! - Ich bin dabei:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

Gaby Modig
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Oranspende - Das geschenkte zweite Leben

Beitrag von Gaby Modig » 12.08.2012, 06:25

Die in Düsseldorf erscheinende Rheinische Post berichtete am 11.08.2012 erneut über die Oranspende und titelte: "Das geschenkte zweite Leben".

Düsseldorf
Das geschenkte zweite Leben

VON DENISA RICHTERS - zuletzt aktualisiert: 11.08.2012 - 02:30 Düsseldorf (RP). Die Unternehmerin Maria Fischer hat ihrem besten Freund, dem Kloster-Leiter und Psychoanalytiker Carl B. Möller, vor drei Jahren eine Niere gespendet. Sie empfand den Eingriff als harmlos, ihm verlängerte er das Leben. Beide appellieren, sich durch Skandale nicht verunsichern zu lassen.
.... http://nachrichten.rp-online.de/regiona ... -1.2947922 (vollständiger Beitrag)

So gut und richtig es auch gewesen sein mag, dem Freund eine Niere zu spenden, diese Tat hat nur entfernt mit dem eigentlichen Thema - Organspende nach dem Tod - zu tun. Ähnlich wie bei Herrn Steinmeier, MdB/SPD, wird hier die Lebendspende, die tatsächlich aus Nächstenliebe erfolgen kann, mit der Organspende nach dem Tod vermengt.
Die Organspende nach dem Tod ist aus vielerlei Gründen sehr erklärungsbedürftig und kann nicht mit Druck oder auf die Nächstenliebe pochend erzwungen werden. Hinsichtlich einer Organspende muss es endlich auf alle Belange abzielende Aufklärungsarbeit geben und dann mag jeder frei entscheiden, was für ihn richtig ist. Die jetzigen Regelungen zur Transplantationsmedizin sind weiterhin sehr reformbedürftig. Aber unser derzeitiger Gesundheitsminister scheint überfordert.

Das meint Gaby Modig
Pflegesystem verbessern - weg von der Minutenpflege. Mehr Pflegepersonal ist vonnöten!

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Operationen hinterfragen !

Beitrag von Rob Hüser » 12.08.2012, 15:32

Ich beobachte seit längerer Zeit die Krankenhäuser in meinem Wohnumfeld und stelle fest, dass es umfassend Bemühungen gibt, Patienten anzusprechen und über die eigene Leistungsangebote zu informieren. Weshalb wohl? M.E. allein, um Diagnose- und Therapiewünsche auszulösen! So hat man schnell Patienten animiert, sich doch mit den kleinen Wehwehchen nicht länger herumzuplagen und die Hilfe der modernen Medizin in Anspruch zu nehmen. Und schnell ist ein Operationstermin, Bandscheibe, Knie usw., vereinbart. Und vielleicht hilft der Hausarzt mit Aufmunterung nach?
Wenn daraufhin über zu viele vermeidbare Operationen geklagt wird, ist das gut nachvollziehbar.
Ich bin der Meinung, dass die Krankenkassen mit ihrem MDK in geeigneten Fällen die medizinische Indikation hinterfragen und Entgeltzahlungen ggf. auch verweigern sollten.
Ich werde auch in meiner Auffassung bestärkt, dass wir endlich mehr auf die sprechende Medizin setzen sollten. Medizintechnik ist nicht auszuschließen, aber die augenblickliche Dominanz solcher Methoden führt uns weg von einer guten dem Patienten zugewandten Versorgung. In diesem Zusammenhang muss auch die dringend gebotene Zurückführung der Arzneimittelübersorgung diskutiert werden.

Rob
Das Pflegesystem muss dringend zukunftsfest reformiert werden!

Dieter Radke
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Patientenaquise zur Umsatzsteigerung

Beitrag von Dieter Radke » 28.08.2012, 07:00

Guten Morgen,

ich beobachte seit geraumer Zeit die Aquisebemühungen einiger Krankenhäuser. Dabei fällt besonders ein Krankenhaus auf, das ständig mit Patientenforen wirbt, mit angeblich informativen Vorträgen, und dabei die Rückenbeschwerden der Menschen im Visier hat. Offensichtlich geht es bei solchen Veranstaltungen zwar auch um Informationen zum Thema, aber wohl vorrangig um die Gewinnung von "Kunden".
Wie an anderer Stelle bereits deutlich gemacht wurde, gibt es wohl in einigen (oder allen?) Krankenhäusern Vorgaben für den "Patientenumschlag". Es geht darum, die OP-Einheiten /Stationen gut auszulasten. Werden solche Erwartungen nicht erfüllt, kommt es dann offennsichtlich schnell zu Anwerbemaßnahmen, auch mittels Patientenforen. Inwieweit die niedergelassenen Ärzte bei der "Kundeneinwerbung" beteiligt werden, müsste untersucht werden. Dabei wäre auch zu hinterfragen, inwieweit z.B. Chefärzte an den Umsätzen beteiligt sind und daher ein persönliches Interesse an Steigerungsraten haben.
Das alles sind die Folgen der Ökonomisierung unseres Gesundheitswesens! Und das geht zum großen Teil auf die Kappe der Gesundheitspolitiker. Denn diese haben die Ökonimisierungsparalen ausgegeben.
Ich rate allen, hell wach zu sein und nicht auf jede erstbeste Aquisemaßnahmen reinzufallen. Wir haben bereits jetzt zuviele Operationen, vor allem zu viele Rückenoperationen.

MfG Dieter Radke

Siehe auch "Auf`s Kreuz gelegt"
viewtopic.php?t=13765
Menschenwürdige Pflege ohne Ausnahme! - Dafür müssen wir alle eintreten.

Anja Jansen
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Patientenaquise zur Umsatzsteigerung

Beitrag von Anja Jansen » 30.08.2012, 07:44

Dieter Radke hat geschrieben: .... ich beobachte seit geraumer Zeit die Aquisebemühungen einiger Krankenhäuser. Dabei fällt besonders ein Krankenhaus auf, das ständig mit Patientenforen wirbt, mit angeblich informativen Vorträgen, und dabei die Rückenbeschwerden der Menschen im Visier hat. Offensichtlich geht es bei solchen Veranstaltungen zwar auch um Informationen zum Thema, aber wohl vorrangig um die Gewinnung von "Kunden".
Wie an anderer Stelle bereits deutlich gemacht wurde, gibt es wohl in einigen (oder allen?) Krankenhäusern Vorgaben für den "Patientenumschlag". Es geht darum, die OP-Einheiten /Stationen gut auszulasten. Werden solche Erwartungen nicht erfüllt, kommt es dann offennsichtlich schnell zu Anwerbemaßnahmen, auch mittels Patientenforen. Inwieweit die niedergelassenen Ärzte bei der "Kundeneinwerbung" beteiligt werden, müsste untersucht werden. Dabei wäre auch zu hinterfragen, inwieweit z.B. Chefärzte an den Umsätzen beteiligt sind und daher ein persönliches Interesse an Steigerungsraten haben.
Das alles sind die Folgen der Ökonomisierung unseres Gesundheitswesens! Und das geht zum großen Teil auf die Kappe der Gesundheitspolitiker. Denn diese haben die Ökonimisierungsparalen ausgegeben.
Ich rate allen, hell wach zu sein und nicht auf jede erstbeste Aquisemaßnahmen reinzufallen. Wir haben bereits jetzt zuviele Operationen, vor allem zu viele Rückenoperationen.
Hallo Dieter,
Ähnliches ist mir auch schon aufgefallen. Man kann den Menschen nur raten, "hellwach" zu sein und nicht jedem medizinischen Ratschlag zu folgen. Es gibt ja auch schon umfassend Möglichkeiten, eine zweite Meinung einzuholen.
Es grüßt Anja
Es ist mehr Aufmerksamkeit für dementiell erkrankte Menschen nötig. Unser Pflegesystem braucht deshalb eine grundlegende Reform!

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Ökonomie im Gesundheits- und Pflegesystem = Pflegenotstand

Beitrag von WernerSchell » 22.10.2013, 08:29

Ökonomie im Gesundheits- und Pflegesystem - Patienten stehen nicht mehr im Mittelpunkt

Statement: Werner Schell
Bild

Die BRD hat sich bereits in ihren Anfängen zur Marktwirtschaft bekannt. Im Gefolge dieser marktwirtschaftlichen Ausrichtung ist auch das Gesundheits- und Pflegesystem ökonomisch ausgerichtet worden. Diese ökonomische Ausrichtung ist wohl grundsätzlich richtig, darf aber nicht zum Selbstzweck werden. Vielfältige soziale Aspekte müssen Berücksichtigung finden (-> Art. 1, 2 und 20 Grundgesetz).

Leider sind aber die einschlägigen Lobbyisten seit vielen Jahren dabei, allein der ökonomischen Ausrichtung des Gesundheits- und Pflegesystems stets mehr Raum zu geben. Die Interessen der Patienten und pflegebedürftigen Menschen kommen dabei immer weniger zur Geltung. Es gelingt z.B. seit Jahren nicht einmal, die "Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Personen" in subjektiv-öffentliche Rechte umzuwandeln und damit einen verbindlichen Rahmen zu geben.

So hat sich auch in den Krankenhäusern das Prinzip breit gemacht, dass Umsätze mittels Fallpauschalen (DRG) höchste Priorität haben (siehe z.B. die große Zahl unnötiger Operationen). Folglich bleiben auch die Interessen der Pflegekräfte auf der Strecke nach dem Motto: "Ärzte bringen Geld, Pflegekräfte kosten Geld." - Das ist eine Entwicklung, hier nur in Kürze skizziert, der in einer Gesundheits- und Pflegereform entschieden entgegen getreten werden muss.

Und dazu der Klartext für den Pflegebereich:

Pflegenotstand der BRD in Zahlen ... Auf 100 zu pflegende Personen ....
... über 80 Jahre kommen nach OECD-Berechnungen in der Langzeitpflege in Schweden 33,2 Vollzeitstellen, in Norwegen 22, in den Niederlanden 19, in der Schweiz 16,5 und in Deutschland lediglich 11,2.
Quelle: Zeitschrift „change“, Das Magazin der Bertelsmann Stiftung, 3/2013 (Seite 46). Titel der Ausgabe "Pflege - Ganz nah bei den Menschen - Große Herausforderungen und neue Wege in der Pflege".

Damit ist eindrucksvoll bestätigt, warum wir in Deutschland von einem Pflegenotstand sprechen müssen.
Wir haben einen Mangel dergestalt, dass für die stationären Pflegeeinrichtungen keine auskömmlichen Stellenschlüssel vorgesehen sind. Folglich fehlt für die gehörige Zuwendung Personal vorne und hinten. Würde man die dadurch eintretende Arbeitsverdichtungen u.a. durch bessere Stellenschlüssel auflösen und ergänzend angemessene Vergütungen vereinbaren, könnten wir uns auch mit Blick auf die Zukunft Diskussionen um einen Fachkräftemangel in der Pflege sparen (zumindest vorerst). Das Thema Pflegenotstand wird am 13.05.2014 Gegenstand eines großen Pflegetreffs in Neuss-Erfttal sein. Siehe dazu die ersten Hinweise unter:
viewtopic.php?t=19125
Zum Pflegenotstand finden Sie u.a. Beiträge unter:
viewtopic.php?t=18558
viewtopic.php?t=18285
Weiterhin richtig: „Mehr Personal, bessere Pflege"
-> http://www.ngz-online.de/neuss/nachrich ... e-1.316561
Quelle: viewtopic.php?t=19668

Ergänzend eine Krankenhausärztin:

"In dem ständig steigenden Arbeitsdruck geht langsam, aber stetig etwas verloren, was wesentlich wäre für eine patientenorientierte Medizin: genug Zeit für Zuwendung, Zuhören, Trost. Man muss es deutlicher sagen: Der Patient steht nicht mehr im Mittelpunkt medizinischer Bemühungen, sondern er, besonders sein kranker Körper, wird zum Störfaktor. Die ökonomisierte Medizin gleicht diese Probleme, die der Patient macht, mit Technik aus, die deutlich weniger Zeit und Personal erfordert:
- Kann ein Patient im Krankenhais nicht mehr genügend trinken und das heißt: nicht mehr genügend schnell, bekommt, bekommt er einen Tropf gelegt. …
- Isst ein Patient zu wenig oder zu langsam, wird ihm eine Magensonde gelegt. …
- Nässt ein Patient immer wieder ein, wird ihm ein Dauerkatheter gelegt. …
- Verhält sich ein Patient unruhig, werden Bettgestelle oder Fixierungen angebracht. …
… Rettet die Medizin vor der Ökonomie …"

Quelle: Werner Bartens "Das sieht aber gar nicht gut aus - War wir von Ärzten nie hören wollen"; Pantheon Verlag, München Oktober 2013 (Seite 82 ff.)
viewtopic.php?t=19688

Werner Schell - Vorstand von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk - http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de
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