Arbeitsverdichtung auf der Intensivstation mit Folgen

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

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Arbeitsverdichtung auf der Intensivstation mit Folgen

Beitrag von Presse » 12.07.2012, 08:08

Studie:
Arbeitsverdichtung auf der Intensivstation kann schwerwiegende Folgen haben
Zwischenfälle wären bei besserer Personalausstattung vermeidbar

Das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung e.V. (dip) hat heute die Ergebnisse des Pflege-Thermometers 2012 vorgestellt. Insgesamt wurden im Rahmen der Studie 535 Leitungskräfte von Intensivstationen zur Personalausstattung, Patientenversorgung, Patientensicherheit und zum Aufgabenbereich der Intensivpflege in ganz Deutschland befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass dort, wo ein besonderer Pflegepersonalmangel besteht, die Risiken für die Patienten auch besonders hoch sind. Sichtbar wird aber auch, dass es inzwischen üblich ist, dass Pflege und Medizin in der Intensivtherapie auf Augenhöhe arbeiten und wichtige Entscheidungen gemeinsam treffen. Die Studie wurde von der B. Braun-Stiftung gefördert.

Projektleiter Prof. Michael Isfort vom dip brachte die Untersuchungsergebnisse hinsichtlich der Patientensicherheit auf folgenden Punkt: „Wir waren schon überrascht, wie häufig kritische Zwischenfälle beschrieben worden sind. Das Ausmaß ist erschreckend. Wir haben flächendeckend Probleme identifiziert, die vermeidbar erscheinen. Dazu aber müssten die Empfehlungen der Fachgesellschaften zur Ausstattung mit Fachpersonal und technischem Gerät konsequent umgesetzt werden“.

Laut Studie lassen sich Mängel nicht nur in der Angehörigenbetreuung und in der psychosozialen Begleitung der Patienten ausmachen. Betroffen sind auch Kernelemente der Pflegearbeit wie eine angemessene Überwachung von verwirrten Patienten, die Mobilisierung von Patienten oder die Unterstützung der Nahrungsaufnahme. Selbst bei Medikamentengaben und Hygienemaßnahmen oder Verbandswechseln sind es jeweils etwas mehr als die Hälfte der Befragten, die Fehler innerhalb der letzten sieben Arbeitstage nicht ausschließen konnten. In der Studie wurde darüber hinaus nachgewiesen, dass besonders dort eine höhere Fehlerquote eingeschätzt wurde, wo drei statt zwei Patienten von einer Pflegekraft betreut werden. Damit wird ein Zusammenhang zwischen einer geringeren Pflegekapazität und höheren Risiken für die Patienten sichtbar.

Die Arbeitsbelastung für die Pflegefachkräfte auch auf Intensivstationen nimmt weiter zu. Die Zahl der Behandlungsfälle steigt von Jahr zu Jahr, aber die Personalausstattung hinkt hinterher. Dies drückt sich auch in relevanten Belastungsparametern aus. Jede zweite befragte Leitungskraft stellt eine Zunahme an ernsthaften und längerfristigen Erkrankungen bei den Mitarbeitern fest. So stiegen die Krankheitsdauer, die Krankheitshäufigkeit und kurzfristige Krankheitswiederholung bei Mitarbeitern in den letzten beiden Jahre deutlich an.

Die Studie zeigt aber auch die hohe Verantwortungsbereitschaft der Pflegefachkräfte und deren Eigenständigkeit im Handlungsfeld der Intensivpflege auf. Isfort betont, „dass die Pflegekräfte vielerorts eigenverantwortlich die Therapien nicht nur überwachen, sondern inzwischen auch selbstständig steuern. Das gilt sowohl für Aspekte der Beatmungstherapie als auch für die kurzzeitige Regulierung von Medikamentengaben“. Damit nimmt die Pflege zusehends eine Schlüsselstellung in der Intensivtherapie ein und führt bereits heute zahlreiche Leistungen eigenverantwortlich aus, die üblicherweise dem ärztlichen Dienst zugeschrieben werden. „Die Realität in der Pflege ist weiter, als berufspolitische Diskussionen und Statements von Gesundheitspolitikern es erahnen lassen“, so Isfort.

Der Konkurrenzkampf um gut ausgebildete Pflegefachkräfte ist in vollem Gange. Das Abwerben von Mitarbeitern von Intensivpflegestationen ist inzwischen an der Tagesordnung. Zahlreiche offene Stellen können zeitnah nicht wiederbesetzt werden. In der Studie wird insgesamt das umfassende Problemfeld der Nachwuchsgewinnung, Personalrekrutierung und der Personalbindung sichtbar, das die Krankenhäuser alleine nicht kurzfristig werden lösen können. Isfort: “ Es wird höchste Zeit, dass umfassend in die Pflege investiert wird, wenn die Gesundheitsversorgung in Deutschland auf möglichst hohem Niveau erhalten bleiben soll“.

Die Studie kann kostenlos unter http://www.dip.de heruntergeladen werden. Das Pflege-Thermometer 2012 ist bereits die sechste größere Untersuchung dieser Art seit 2002.

Das gemeinnützige Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung e.V. (dip) ist ein Institut an der Katholischen Hochschule NRW (KatHO NRW) in Köln und betreibt einen weiteren Standort an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV) bei Koblenz.

Kontakt: Elke Grabenhorst, Tel: 0221/ 46861-30; dip@dip.de
(Veröffentlichung frei, Beleg erbeten)

Quelle: Pressemitteilung vom 12.07.2012
Prof. Dr. Michael Isfort Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung e.V.
http://www.dip.de/fileadmin/data/pdf/pr ... -T2012.pdf
http://idw-online.de/de/news488012

Pflege-Thermometer 2012
„Eine bundesweite Befragung von Leitungskräften zur Situation der Pflege und Patientenversorgung
auf Intensivstationen im Krankenhaus“

Zitationsvorschlag:
Isfort, M.; Weidner, F.; Gehlen, D. (2012): Pflege-Thermometer 2012. Eine bundesweite Befragung
von Leitungskräften zur Situation der Pflege und Patientenversorgung auf Intensivstationen im Krankenhaus.
Herausgegeben von: Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung e.V. (dip), Köln.
Online verfügbar unter http://www.dip.de

Download der Studie:
http://www.dip.de/fileadmin/data/pdf/pr ... r_2012.pdf

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Gefahr durch zu wenig Pflegepersonal auf Intensivstationen

Beitrag von Presse » 13.07.2012, 09:33

Pressemitteilung vom 12.07.2012:

Gefahr durch zu wenig Pflegepersonal auf Intensivstationen

Berlin, 12.07.2012 – Eine aktuelle Untersuchung des Deutschen Institutes für angewandte Pflegeforschung (dip) in Köln belegt für die deutschen Intensivstationen, was international für unterschiedlichste Bereiche im Krankenhaus untersucht und dokumentiert ist: Je mehr Patienten eine Pflegefachperson betreut, umso größer werden die Risiken für – zum Teil lebensgefährliche – Komplikationen.

„Leider werden in Deutschland bisher die Risiken einer schlechten Personalausstattung weitgehend ignoriert“, sagt Franz Wagner, Vize-Präsident des Deutschen Pflegerates e.V. (DPR). „Die Ergebnisse der Befragung von Leitungskräften für das ‚Pflegethermometer 2012‘ unterstützen die politischen Forderungen des DPR für eine bessere Personalausstattung für mehr Patientensicherheit“, so Wagner weiter.

Es sei inakzeptabel, dass Patienten nicht die notwendige Versorgung erhalten, z.B. freiheitsentziehenden Maßnahmen (Fixierung am Bett) unterworfen werden, weil nicht genug Pflegepersonal vorhanden sei. Der DPR fordert von Politik und Trägern der Krankenhäuser, rasch Konsequenzen aus den Befragungsergebnissen zu ziehen.

In Deutschland sind Personalschlüssel im Intensivpflegebereich schlechter als in anderen Ländern. Das birgt neben den Risiken für Patienten auch ein erhöhtes Risiko von Burn-out und Berufsflucht bei den Pflegefachpersonen. Das dip ermittelt eine Quote von 3,5% nicht besetzten Stellen. In über 40% der Kliniken kam es vor, dass offene Stellen binnen 12 Wochen nicht wieder besetzt werden konnten.

Wir befinden uns erst am Anfang eines gravierend zunehmenden Mangels. Es müssen jetzt Schritte unternommen werden, um die Berufstätigkeit wieder attraktiver zu gestalten und vor allem qualifizierten Nachwuchs auszubilden. Denn ohne qualifizierte Pflegefachpersonen im Intensivpflegebereich für die Nachsorge, sind große Operationen nicht möglich. Leider werde von Politik und auch Trägern immer wieder ein Bild befördert, dass ‚Pflegen jeder könne‘. Das schreckt viele gut gebildete Interessenten ab.

Das Pflegethermometer belegt auch, dass die Aufgabenverteilung zwischen Pflegefachpersonen und Ärzten in der Praxis deutlich weiter fortgeschritten ist, als ärztliche Standesorganisationen wahr haben wollen. Um die intensivmedizinische Versorgung zu sichern, muss quantitativ und qualitativ in spezialisierte Intensivpflegefachpersonen investiert werden.

Weitere Informationen zum Pflegethermometer unter http://www.dip.de.

Anhänge:
Presseinformation_Gefahr durch zu wenig Pflegepersonal auf Intensivstationen_120712.pdf
( 150.28 KB )
http://www.deutscher-pflegerat.de/dpr.n ... 120712.pdf

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Intensivstationen gehen Pflegekräfte aus

Beitrag von Presse » 13.07.2012, 16:53

Intensivstationen gehen Pflegekräfte aus
Das Pflege-Thermometer steigt in den roten Bereich: Auf den Intensivstationen der deutschen Krankenhäuser mangelt es an Pflegepersonal.
Die Folge: Die Kliniken versuchen, sich gegenseitig die Arbeitnehmer abzuwerben. mehr »
http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=817 ... ege&n=2046

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Intensivstation – gefährlich für Patient und Mitarbeiter

Beitrag von Presse » 18.07.2012, 12:22

Intensivstation – gefährlich für Patient und Mitarbeiter

Seit Jahren fordert der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) für die Krankenhäuser verpflichtende Standards zur Pflegepersonalbemessung und Versorgungsqualität. Wie dringlich das ist zeigen die heute veröffentlichten erschreckenden Ergebnisse des neuen Pflege-Thermometers. „Das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung e.V. hat mit seinem Pflege-Thermometer 2012 wieder einmal aufgedeckt, was die Politik allzu gern bagatellisiert. Patienten auf deutschen Intensivstationen werden einem immer höheren Risiko für lebensbedrohliche Komplikationen ausgesetzt, die eigentlich vermeidbar wären“, sagt DBfK-Sprecherin Johanna Knüppel. „Die Betreuungsquote wird eher der Kassenlage als medizinischen Erfordernissen und Expertenempfehlungen angepasst. Gravierende Patientengefährdungen einerseits und zunehmende Krankheitsausfälle der überlasteten Pflegefachpersonen andererseits sind die Folgen. Das darf nicht länger ignoriert werden“, so die Referentin weiter.

Jahr für Jahr steigen die intensivmedizinischen Fallzahlen ebenso kontinuierlich wie die Komplexität der Behandlungen. Immer mehr, immer ältere und chronisch kranke Patienten mit hohem Komplikationspotenzial sind auf den Intensivstationen zu versorgen. Die Therapieverfahren werden aufwändiger und risikoreicher. Mit diesem Zuwachs hat die Pflegepersonalkapazität auch nicht annähernd Schritt gehalten. Im internationalen Vergleich ist die Betreuungsquote (Zahl der zu versorgenden Patient/innen pro Pflegefachperson) in deutschen Krankenhäusern ungünstig und entspricht in keinster Weise wissenschaftlichen Empfehlungen und Leitlinien. Angesichts internationaler Untersuchungen, die seit Jahren einen direkten Zusammenhang zwischen Pflegepersonalkapazität und Patientenoutcomes nachweisen, sind die vorprogrammierten Komplikationen inakzeptabel.

Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe e.V. (DBfK)
Alt-Moabit 91, 10559 Berlin
Tel.: 030-2191570
Fax: 030-21915777
dbfk@dbfk.de

Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) ist die berufliche Interessenvertretung der Gesund-heits- und Krankenpflege, der Altenpflege und der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege. Der DBfK ist deutsches Mitglied im International Council of Nurses (ICN) und Gründungsmitglied des Deutschen Pfle-gerates (DPR). Mehr Informationen über den Verband und seine internationalen und nationalen Netzwer-ke können Sie auf der Homepage http://www.dbfk.de nachlesen. Falls Sie Interviewwünsche haben oder weitere Informationen benötigen, wenden Sie sich bitte per E-Mail an presse@dbfk.de oder rufen Sie uns unter 030-219157-0 an.

Quelle: Pressemitteilung vom 12.07.2012
http://www.dbfk.de/pressemitteilungen/w ... &navid=100

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Personalabbau gefährdet Patientenleben - TV 19.05.2012

Beitrag von WernerSchell » 19.07.2012, 06:30

19.07.2012, 21.45 - 22.45, ARD, Kontraste

Thema u.a.:
Studie zeigt - Personalabbau gefährdet Patientenleben
Moderation: Astrid Frohloff

Quelle: http://www.rbb-online.de/kontraste/naec ... ng_19.html

Siehe auch Bericht unter
http://www.ak-gewerkschafter.de/2012/07 ... 9-07-2012/
Zuletzt geändert von WernerSchell am 20.07.2012, 09:33, insgesamt 1-mal geändert.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Kontraste thematisiert Pflege-Thermometer 2012

Beitrag von WernerSchell » 19.07.2012, 11:47

Das Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung e.V., Prof. Dr. Frank Weidner, hat am 19.07.2012 die nachfolgende Pressemitteilung übermittelt:

ARD-Magazin Kontraste thematisiert Pflege-Thermometer 2012

Das ARD Magazin Kontraste wird in der heutigen Sendung einen Bericht zum Thema „Personalabbau gefährdet Patientenleben in Krankenhäusern“ bringen, der auf den Ergebnissen des aktuellen Pflege-Thermometers beruht. Dazu hat die ARD bereits vor einigen Tagen im Institut gedreht und ein Interview mit Prof. Dr. Michael Isfort, Leiter der Studie, geführt. Insgesamt wurden im Rahmen der Studie 535 Leitungskräfte von Intensivstationen zur Personalausstattung, Patientenversorgung, Patientensicherheit und zum Aufgabenbereich der Intensivpflege in ganz Deutschland befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass dort, wo ein besonderer Pflegepersonalmangel besteht, die Risiken für die Patienten auch besonders hoch sind. Sichtbar wird aber auch, dass es inzwischen üblich ist, dass Pflege und Medizin in der Intensivtherapie auf Augenhöhe arbeiten und wichtige Entscheidungen gemeinsam treffen. Die Studie wurde von der B. Braun-Stiftung gefördert.

Das Pflege-Thermometer kann kostenlos unter http://www.dip.de heruntergeladen werden und ist bereits die sechste größere Untersuchung dieser Art seit 2002 Die Studie wurde seit der vergangenen Woche bereits mehrere Tausend mal von der dip-Homepage herunter geladen.

Das gemeinnützige Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung e.V.
(dip) ist ein Institut an der Katholischen Hochschule NRW (KatHO NRW) in Köln und betreibt einen weiteren Standort an der Philosophisch- Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV) bei Koblenz.

Kontakt: Elke Grabenhorst, Tel: 0221/ 46861-30; dip@dip.de (Veröffentlichung frei, Beleg erbeten)
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Pflegenotstand, auf Intensiv und anderswo ....

Beitrag von Hildegard Kaiser » 22.07.2012, 06:35

Das dip berichtet seit Jahren mittels "Pflege-Thermometer" über den Pflegenotstand und legt die "Wunden" offen. Anscheinend interessiert sich aber niemand für die aufrüttelnden Informationen. Die jüngsten Belege für einen Pflegenotstand im Intensivbereich hat denn auch Herr Baum von der Deutschen Krankenhausgesellschaft heruntergespielt. "Schnellschüsse" aus dem Deutschen Bundestag gibt es zu diesem Thema offensichtlich nicht. Oder hat jemand davon gehört, dass der Deutsche Bundestag, ähnlich der Beschneidungsdebatte, die Regierung aufgefordert hat, eine gesetzliche Regelung vorzulegen?

Hilde

Siehe auch unter
viewtopic.php?t=17439
Mehr Pflegekräfte = bessere Pflege!

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Griechische Pflegekräfte für Intensivstationen ?

Beitrag von Presse » 23.07.2012, 06:33

Griechische Pflegekräfte: Infusion für deutsche Intensivstationen
Viele Fachpflegekräfte wollen Hellas verlassen - Richtung Deutschland. Für deutsche Intensiv-Teams,
die händeringend Pflegekräfte suchen, ist das gut.
Doch für Griechenland bedeutet dieser Aderlass eine weitere Verschärfung der Krise.
mehr »
http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=818 ... ent&n=2066

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Re: Griechische Pflegekräfte für Intensivstationen ?

Beitrag von PflegeCologne » 23.07.2012, 06:56

Presse hat geschrieben: Griechische Pflegekräfte: Infusion für deutsche Intensivstationen
Viele Fachpflegekräfte wollen Hellas verlassen - Richtung Deutschland. Für deutsche Intensiv-Teams,
die händeringend Pflegekräfte suchen, ist das gut.
Doch für Griechenland bedeutet dieser Aderlass eine weitere Verschärfung der Krise. ....
Ich blende mich kurz ein, um möglicherweise mit einem Missverständnis aufzuräumen. Es geht bei dem vom dip beschriebenen Pflegenotstand auf Intensiv zunächst um eine einzureichende Stellenausstattung. Obwohl es entsprechende Empfehlungen gibt, werden nicht genügend Planstellen vorgesehen. In der Studie geht es m.E. vorrangig zunächst nicht um die Frage, ob ausgewiesene Stellen auch tatsächlich durch geeignete Bewerber besetzt werden können.
Wenn jetzt wieder zunächst der Ruf nach ausländischen Pflegekräften ergeht, ist das sicherlich die falsche Reaktion - nichts gegen griechische gut ausgebildete Pflegekräfte. Sie können gerne hier arbeiten, aber zunächst müssen die Planstellen ausreichend ausgewiesen sein. Und da ist wohl noch Überzeugungsarbeit nötig. Vor allem müssen die finanziellen Aspekte bedacht und gelöst werden.

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Alzheimer - eine Krankheit, die mehr Aufmerksamkeit erfordert! - Pflegesystem muss dem angepasst werden, auch, wenn es teurer wird! - Ich bin dabei:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

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Zu wenig Pflegepersonal auf Intensivstationen

Beitrag von Presse » 23.07.2012, 13:06

DIVI Pressemitteilung:
Zu wenig Pflegepersonal auf Intensivstationen

Berlin – Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) sieht die Patientensicherheit und Versorgungsqualität auf Intensivstation in deutschen Kliniken gefährdet. Der Grund: zu wenig und zu schlecht ausgebildetes Personal
Hilfe fehlt da, wo sie am nötigsten gebraucht wird. So das Ergebnis einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung: „Mehr als zwei Drittel aller Kliniken in Deutschland erfüllt nicht die von der DIVI empfohlenen Strukturanforderungen“, sagt der Sprecher der DIVI-Sektion „Pflegeforschung und Pflegequalität“ Tillmann Müller-Wolff. „So fehlt auf vielen Intensivstationen das nötige Fachpersonal.“ Legt man die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste zugrunde, erfüllt gar nur jede fünfte Intensivstation in Deutschland die pflegefachlichen Strukturempfehlungen.

Die Ursachen sind seit Jahren bekannt und werden auch in der Studie „Pflegethermometer 2012“ aufgeführt: Die Kliniken sparen undifferenziert am Pflegepersonalbudget. Es kommt zum Abbau von Weiterbildungs-kapazitäten an den Bildungseinrichtungen und in den 
Krankenhäusern. „Daraus resultiert eine fehlende Nachhaltigkeit in der strategischen Personalentwicklung“, sagt Tillmann Müller-Wolff. „Negativ anzumerken sind auch die hohen Fluktuationszahlen und die nicht unerhebliche Zahl so genannter Berufsaussteiger.“ Diese Entwicklung verschärft zusätzlich die generelle Verknappung von Pflegepersonal am deutschen Arbeitsmarkt. Die Bedeutung des pflegerelevanten Anteils am Ergebnis und damit am Patientenoutcome wird zu wenig sichtbar, in der Konsequenz geht dem Berufsbild berechtigstes Ansehen und Attraktivität verloren.

Fazit der DIVI: Angesichts der zunehmenden Relevanz hochwertiger Intensivtherapie sowie der stetig steigenden Komplexität und Dynamik im intensivpflegerischen Tätigkeitsbereich, bleibt den Kliniken eigentlich nichts anderes übrig, als Umzudenken und Nachzusteuern. Denn nur dann ist die Aufrechterhaltung intensivpflegerischer Versorgungsqualität und Patientensicherheit gewährleistet. Insbesondere auf Intensivstationen ist eine ausreichende Anzahl von Pflegefachkräften unbedingt erforderlich. Hier muss und sollte der Krankenhausträger entsprechende Vorkehrungen treffen.

„Die pflegefachliche Tätigkeit in der Intensivtherapie erfordert spezifisch qualifiziertes Fachpersonal und dessen kontinuierliche Fort- und Weiterbildung“, so der Experte der DIVI. Deshalb der Rat an die Krankenhäuser: In Zeiten des Pflegefachpersonalmangels ist es wichtig in die Gesundheitsförderung und Schaffung nachhaltig wertvoller Arbeitsbedingungen ihrer Mitarbeiter zu investieren. Krankenhäuser, Fachgesellschaften und politische Entscheider müssen zwingend die Relevanz und Notwendigkeit pflegefachlicher Leistungen bewerten lernen und entsprechende Ergebnisse in die jeweiligen Entscheidungen einbringen.

DIVI weltweit einzigartig
Die 1977 gegründete DIVI ist ein weltweit einzigartiger Zusammenschluss von mehr als 1500 Anästhesisten, Neurologen, Chirurgen, Internisten, Kinder- und Jugendmedizinern sowie Fachkrankenpflegern und entsprechenden Fachgesellschaften: Ihre fächer- und berufsübergreifende Zusammenarbeit und ihr Wissensaustausch machen im Alltag den Erfolg der Intensiv- und Notfallmedizin aus. Insgesamt bündelt die DIVI damit das Engagement von mehr als 30 Fachgesellschaften.

Die Experten der DIVI:
- Michael Quintel ist Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). Er leitet die Anästhesiologie am Universitätsklinikum Göttingen.
- Tillmann Müller-Wolff ist Sprecher der DIVI-Sektion Pflegeforschung und Pflegequalität. Er ist Fachkrankenpfleger für Intensivpflege und Anästhesie sowie Gesundheitswissenschaftler und stellvertretender Akademieleiter der Bildungseinrichtungen der Kreiskliniken Reutlingen GmbH.

Gerne vermitteln wir Ihnen unsere Experten für Ihre Anfragen und Interviews sowie Bildmaterial. Um Belegsendung wird im Veröffentlichungsfall gebeten.

Ihre Ansprechpartnerin:
Larissa Vogt
Pressesprecherin
Luisenstraße 45
10117 Berlin
Telefon: 0173/6194422
E-Mail: pressestelle@divi-org.de

Quelle: Pressemitteilung vom 23.07.2012
http://idw-online.de/de/news489476

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Griechische Pflegekräfte für Intensivstationen ?

Beitrag von Rauel Kombüchen » 24.07.2012, 07:03

PflegeCologne hat geschrieben: ..... Es geht bei dem vom dip beschriebenen Pflegenotstand auf Intensiv zunächst um eine einzureichende Stellenausstattung. Obwohl es entsprechende Empfehlungen gibt, werden nicht genügend Planstellen vorgesehen. In der Studie geht es m.E. vorrangig zunächst nicht um die Frage, ob ausgewiesene Stellen auch tatsächlich durch geeignete Bewerber besetzt werden können.
Wenn jetzt wieder zunächst der Ruf nach ausländischen Pflegekräften ergeht, ist das sicherlich die falsche Reaktion - nichts gegen griechische gut ausgebildete Pflegekräfte. Sie können gerne hier arbeiten, aber zunächst müssen die Planstellen ausreichend ausgewiesen sein. Und da ist wohl noch Überzeugungsarbeit nötig. Vor allem müssen die finanziellen Aspekte bedacht und gelöst werden. .....
Hallo und guten Morgen!
Der Ruf nach Pflegekräften aus dem Ausland kommt meist von der Arbeitgeberseite und hilft nicht, die von dip erneut beschriebenen Probleme zu lösen. Es gibt nicht ausreichend Stellen für Pflegekräfte in den Krankenhäusern. Obwohl der Bedarf für Pflegeleistungen zugenommen hat, sind die Stellen (zugunsten des ärztlichen Dienstes) reduziert worden. Das kann doch nicht ernstlich gut gehen. die Intensivpflege ist nur ein Beispiel!
Es ist die gleiche Masche wie in der Heimversorgung. Zu wenig Stellen für immer mehr pflegebedürftige Menschen. Die Politik sieht zu, wie sich der "Markt" abstrampelt, um mit diesen Schwierigkeiten zurecht zu kommen. Das alles zu Lasten von Patienten und pflegebedürftigen Menschen. Wie lange wird das noch so weiter gehen? Wann endlich schreitet ein Politiker vorran und setzt sich für die notwendigen Stellenvermehrungen in der Pflege ein?
Es grüßt Rauel Kombüchen
Pflegeversicherung - Pflegebegriff erneuern und Finanzierung nachhaltig sichern! BürgerInnen müssen mehr Informationen erhalten - z.B. wg. Individualvorsorge!

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Intensivstationen - auch dort Überstunden ?

Beitrag von Karl Büser » 13.08.2012, 06:16

Rauel Kombüchen hat geschrieben: .... Es gibt nicht ausreichend Stellen für Pflegekräfte in den Krankenhäusern. Obwohl der Bedarf für Pflegeleistungen zugenommen hat, sind die Stellen (zugunsten des ärztlichen Dienstes) reduziert worden. Das kann doch nicht ernstlich gut gehen. die Intensivpflege ist nur ein Beispiel!
Es ist die gleiche Masche wie in der Heimversorgung. Zu wenig Stellen für immer mehr pflegebedürftige Menschen. Die Politik sieht zu, wie sich der "Markt" abstrampelt, um mit diesen Schwierigkeiten zurecht zu kommen. Das alles zu Lasten von Patienten und pflegebedürftigen Menschen. Wie lange wird das noch so weiter gehen? Wann endlich schreitet ein Politiker vorran und setzt sich für die notwendigen Stellenvermehrungen in der Pflege ein?
Diese Einschätzung ist korrekt. Allerdings verweise ich auf die Beiträge unter viewtopic.php?t=15106
Dort ist davon die Rede, dass mit der Anordnung von Überstunden reguläre Stellenbesetzungen vermieden werden, rechtswidrig. Das geht dann wohl auch zu Lasten einer guten Versorgung der Patienten.

Karl Büser
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Pflege-Personalausstattung nach Kassenlage

Beitrag von Gerhard Schenker » 19.08.2012, 07:07

Hallo,
ich denke, dass das vom dip vorgelegte Gutachten wieder einmal den Finger in die Wunde, Pflegenotstand, gelegt hat. Jeder, der sich ein wenig in der Pflege auskennt, weiß, dass die Intensivversorgung eine besonders aufwendige und personalintensive Tätigkeit ist. Hier darf unter keinen Umständen gespart werden. Denn es geht meist um Leben und Tod.
Natürlich hat die Arbeit des dip das gesamte System wieder einmal beschrieben: Pflege gibt es vielerorts nur nach Kassenlage. Die Ökonomie bestimmt darüber, wer und in welchem Umfange pflegerisch versorgt wird. Anscheinend ist das so politisch gewollt und deshalb gibt es auch keinen Aufschrei unserer Abgeordneten. Die sitzen das aus. Eine unglaubliche Verhaltensweise, die angeprangert gehört.
MfG Gerhard Schenker
Das Pflegesystem bedarf einer umfassenden Reform - Pflegebegriff erneuern und Finanzierung zukunftsfest machen!

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Pflegenotstand - immer wieder angesprochen, aber ....

Beitrag von PflegeCologne » 21.08.2012, 07:11

Guten Morgen,
es ist wie so oft in den vergangenen Jahren. Da wird eine seriöse Studie zum Pflegenotstand vorgelegt. Die Medien berichten, die Besorgnisse und die Gefährdungen werden beschrieben. Und dann passiert weiter nichts. Man könnte in Abwandlung eines anderen Spruches sagen "Außer Spesen nichts gewesen".
Wann endlich machen sich die Berufsverbände und Gewerkschaften an die Arbeit, um das Thema Pflegenotstand, also unzureichende Stellenausstattungen, deutlicher und kämpferischer in das politische Geschehen einzubringen?
Viele Grüße
Pflege Cologne
Alzheimer - eine Krankheit, die mehr Aufmerksamkeit erfordert! - Pflegesystem muss dem angepasst werden, auch, wenn es teurer wird! - Ich bin dabei:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

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Pflegenotstand - Skandale im Mittelpunkt

Beitrag von Gaby Modig » 23.08.2012, 06:56

PflegeCologne hat geschrieben: ... es ist wie so oft in den vergangenen Jahren. Da wird eine seriöse Studie zum Pflegenotstand vorgelegt. Die Medien berichten, die Besorgnisse und die Gefährdungen werden beschrieben. Und dann passiert weiter nichts. Man könnte in Abwandlung eines anderen Spruches sagen "Außer Spesen nichts gewesen".
Wann endlich machen sich die Berufsverbände und Gewerkschaften an die Arbeit, um das Thema Pflegenotstand, also unzureichende Stellenausstattungen, deutlicher und kämpferischer in das politische Geschehen einzubringen? ....
Hallo Pflege Cologne,
ich beobachte seit vielen Jahren die Medienberichterstattung, vor allem der Rheinischen Post, und kann bestätigen, dass skandalträchtige Themen gerne und groß aufgemacht vorgestellt werden. Und dann ist die Sache erledigt. Es gibt keine Berichte, die konstruktive Vorschläge aufgreifen. Nein, man wartet eigentlich nur auf den nächsten Skandal. Die Pflege hätte es verdient, in regelmäßiger Form unter Darstellung der die BürgerInnen wirklich interessierenden Fragestellungen zu behandeln. Man könnte sagen: Pflege ist mehr als ein Skandalthema.
Lb. Grüße
Gaby
Pflegesystem verbessern - weg von der Minutenpflege. Mehr Pflegepersonal ist vonnöten!

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