Neuregelung der Organspende

Rechtsbeziehung Patient – Therapeut / Krankenhaus / Pflegeeinrichtung, Patientenselbstbestimmung, Heilkunde (z.B. Sterbehilfe usw.), Patienten-Datenschutz (Schweigepflicht), Krankendokumentation, Haftung (z.B. bei Pflichtwidrigkeiten), Betreuungs- und Unterbringungsrecht

Moderator: WernerSchell

Rita Reinartz
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Organspende muss freiwillig bleiben - bitte kein Druck

Beitrag von Rita Reinartz » 09.07.2011, 08:35

Presse hat geschrieben: .... Bahr: Organspende muss freiwillig bleiben
München – Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) will die Bürger nicht zu einem Ja oder Nein zur Organspende zwingen. „Nach meinem Werteverständnis kann es keinen Anspruch auf einen Akt der Nächstenliebe geben. Und Organspende ist ein Akt der Nächstenliebe“, sagte der FDP-Politiker der Süddeutschen Zeitung vom Freitag .....
Offensichtlich gibt es im BMG auch richtige Einschätzungen - auf der Linie der Patienten-Selbstbestimmung.

R.R.
Menschenwürdegarantie bedarf bei der Umsetzung entsprechender Rahmenbedingungen. Insoweit gibt es aber Optimierungsbedarf!

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Organspende - Kein Anspruch auf Nächstenliebe

Beitrag von Presse » 10.07.2011, 06:57

Bahr über Organspenden
"Kein Anspruch auf Nächstenliebe"

08.07.2011, 13:23 2011-07-08 13:23:57
Interview: Guido Bohsem und Charlotte Frank
Gesundheitsminister Daniel Bahr setzt bei Organspenden auf eine freiwillige Einwilligung der Bürger. Einen Zwang zur Entscheidung lehnt der FDP-Politiker ab, lieber will er neue Beauftragte in allen Kliniken einsetzen. ....
http://www.sueddeutsche.de/wissen/gesun ... -1.1117562

Siehe auch:

Interview
"Es gibt keinen Anspruch auf Nächstenliebe"
Daniel Bahr im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung


Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) ist erst seit wenigen Wochen im Amt. Der Debatte über eine Neuregelung der Organspende widmet er sich aus lange vorher gefasster Überzeugung.
Süddeutsche Zeitung: Herr Bahr, haben Sie einen Organspendeausweis?
Bahr: Ja, den habe ich immer dabei.
....
Weiter lesen unter
http://www.bundesgesundheitsministerium ... liebe.html

Homepage des BMG:
„Wer einen Organspendeausweis hat, setzt sich für das Leben anderer Menschen ein.“

Presse
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Organspende muss freiwillig bleiben

Beitrag von Presse » 10.07.2011, 07:06

Deutsches Ärzteblatt:
Bahr: Organspende muss freiwillig bleiben

München – Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) will die Bürger nicht zu einem Ja oder Nein zur Organspende zwingen. „Nach meinem Werteverständnis kann es keinen Anspruch auf einen Akt der Nächstenliebe geben. Und Organspende ist ein Akt der Nächstenliebe“, sagte der FDP-Politiker der Süddeutschen Zeitung vom Freitag.
.... (weiter lesen)
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/4 ... leiben.htm
+++
Siegmund-Schultze, Nicola
Neuregelung der Organspende: Ringen um die Entscheidung
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/art ... p?id=97285

Stellungnahmen der Sachverständigen im Gesundheitsausschuss
http://www.bundestag.de/bundestag/aussc ... index.html
Interview mit Frank-Walter Steinmeier: „Der Staat soll den Bürger fragen dürfen“
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/art ... p?id=81154

WernerSchell
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Organspende - Aufklärung ohne Druck !

Beitrag von WernerSchell » 10.07.2011, 17:05

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Initiative - Harffer Straße 59 - 41469 Neuss
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Kooperationspartner der „Aktion Saubere Hände“


Pressemitteilung vom 11.07.2011

Organspende kann Leben retten
Transplantationsgeschehen und dazu erforderliche Aufklärungsarbeit sollten verbessert werden

Mit Rücksicht auf die rund 12.000 Menschen in Deutschland, die auf ein lebensrettendes Spenderorgan warten, sind geeignete Maßnahmen geboten, das Transplantationsgeschehen – Organspende bis zur Organverpflanzung – effektiver zu gestalten.

Das geltende Transplantationsgesetz regelt bereits die Pflichten zur Aufklärung über die freiwillige Organspende. Entsprechende Kampagnen werden seit Jahren, z.B. von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, durchgeführt und durch das Verteilen von Broschüren einschließlich „Organspendeausweis“ ergänzt. Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk hat sich in der Vergangenheit durch Vortragsveranstaltungen und die Auslage entsprechender Informationsschriften bei den Neusser Pflegetreffs an der Aufklärungsarbeit konkret beteiligt. Gleichwohl konnten 2010 in Deutschland nur rund 4.000 Organtransplantationen durchgeführt werden. Die Zahl der benötigten Organe liegt also weit über der Zahl der gespendeten Organe.

Es gibt gewichtige Anhaltspunkte dafür, dass mehr Organe unter Achtung der verfassungsrechtlich garantierten Selbstbestimmungsrechte gespendet und transplantiert werden könnten, wenn die rechtlich gegebenen Möglichkeiten effektiver genutzt würden. So erscheint es sinnvoll, die Aufklärungsarbeit zur Organspende noch einmal deutlich zu verstärken und durch Angebote spezieller Informationen zu ergänzen. Dabei wird es darum gehen müssen, alle relevanten Fragen hinsichtlich des Organentnahmeverfahrens und der Hirntodproblematik ergebnisoffen zu erläutern. Kritische Erwägungen dürfen dabei ausdrücklich nicht ausgeklammert bleiben. Denn in der Frage für oder gegen Organspende gibt es kein „Richtig“ oder „Falsch“. Es kann gute Gründe geben, sich für aber auch gegen eine Organspende zu entscheiden. Jeder Einzelne muss sein Selbstbestimmungsrecht frei und ohne jegliche Einflussnahme bzw. ohne Druck wahrnehmen können, ob und wie er sich zur Organspende äußert und entscheidet.

Herausragend bedeutsam erscheint die Notwendigkeit, in den bundesdeutschen Krankenhäusern das System der Meldung potenzieller Organspender und die Strukturen zur Organentnahme und Transplantation, ohne die angesprochenen Selbstbestimmungsrechte zu berühren oder gar einzuschränken, durch präzisere Regelungen zu verbessern. Dazu sind offensichtlich auch weitere finanzielle Anreize geboten.

Die zur Zeit in der Öffentlichkeit diskutierten Absichten, jede Bürgerin / jeden Bürger einmal im Leben, z.B. beim Führerscheinerwerb oder bei der Beantragung eines Personalausweises, auf die Organspendebereitschaft anzusprechen, wird in dieser Form als ungeeignete Lösung angesehen, für die notwendige Klarheit zu sorgen. Mit dem in Aussicht genommenen frühzeitigen Ansprechen der BürgerInnen wird von insoweit inkompetenten Institutionen zu den Grundpositionen von Leben und Tod ein unvertretbarer Entscheidungsdruck erzeugt, so dass sich zwangsläufig verfassungsrechtliche Bedenken ergeben müssen. Das Ausbringen einer gegebenenfalls getroffenen Entscheidung auf einem amtlichen Papier, Führerschein, Personalausweis oder Versichertenkarte, wird daher abgelehnt. Die Verdeutlichung einer unbeeinflussten Entscheidung zur Organspende mittels gesondertem „Organspendeausweis“ ist nach hiesiger Überzeugung völlig ausreichend.

Werner Schell
Dozent für Pflegerecht, Vorstand von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk

Die vorstehende Pressemitteilung ist zur Veröffentlichung frei
Text als pdf-Datei unter http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... retten.php
Beiträge (Diskussion) im Forum Werner Schell unter viewtopic.php?t=15883
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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KPHNeuss
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Organspende - Aufklärung ohne Druck !

Beitrag von KPHNeuss » 11.07.2011, 07:51

WernerSchell hat geschrieben: Organspende kann Leben retten
Transplantationsgeschehen und dazu erforderliche Aufklärungsarbeit sollten verbessert werden
....
Die zur Zeit in der Öffentlichkeit diskutierten Absichten, jede Bürgerin / jeden Bürger einmal im Leben, z.B. beim Führerscheinerwerb oder bei der Beantragung eines Personalausweises, auf die Organspendebereitschaft anzusprechen, wird in dieser Form als ungeeignete Lösung angesehen, für die notwendige Klarheit zu sorgen. Mit dem in Aussicht genommenen frühzeitigen Ansprechen der BürgerInnen wird von insoweit inkompetenten Institutionen zu den Grundpositionen von Leben und Tod ein unvertretbarer Entscheidungsdruck erzeugt, so dass sich zwangsläufig verfassungsrechtliche Bedenken ergeben müssen. Das Ausbringen einer gegebenenfalls getroffenen Entscheidung auf einem amtlichen Papier, Führerschein, Personalausweis oder Versichertenkarte, wird daher abgelehnt. Die Verdeutlichung einer unbeeinflussten Entscheidung zur Organspende mittels gesondertem „Organspendeausweis“ ist nach hiesiger Überzeugung völlig ausreichend.
Guten Morgen Hr. Schell - genau so sehe ich das auch. Danke für die klaren Worte!
Lb Grüße KPH Neuss
Für eine uneingeschränkt gute Pflege müssen wir alle eintreten - die Verfassung enthält die entscheidenden Wertegrundsätze: Die Menschenwürde ist unantastbar!

Rauel Kombüchen
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Organspende - Aufklärung ohne Druck !

Beitrag von Rauel Kombüchen » 12.07.2011, 11:27

WernerSchell hat geschrieben: Organspende kann Leben retten
Transplantationsgeschehen und dazu erforderliche Aufklärungsarbeit sollten verbessert werden
Die Pressemitteilung findet meine ungeteilte Zustimmung. Sie verdient weite Verbreitung.
Wie die Hinweise unter
viewtopic.php?t=15961
zeigen, gibt es vielerlei Fragen, die es zu klären gilt.
R.K.
Pflegeversicherung - Pflegebegriff erneuern und Finanzierung nachhaltig sichern! BürgerInnen müssen mehr Informationen erhalten - z.B. wg. Individualvorsorge!

Hansi

Organspende - Aufklärung ohne Druck !

Beitrag von Hansi » 15.07.2011, 06:54

WernerSchell hat geschrieben: Die zur Zeit in der Öffentlichkeit diskutierten Absichten, jede Bürgerin / jeden Bürger einmal im Leben, z.B. beim Führerscheinerwerb oder bei der Beantragung eines Personalausweises, auf die Organspendebereitschaft anzusprechen, wird in dieser Form als ungeeignete Lösung angesehen, für die notwendige Klarheit zu sorgen. Mit dem in Aussicht genommenen frühzeitigen Ansprechen der BürgerInnen wird von insoweit inkompetenten Institutionen zu den Grundpositionen von Leben und Tod ein unvertretbarer Entscheidungsdruck erzeugt, so dass sich zwangsläufig verfassungsrechtliche Bedenken ergeben müssen. Das Ausbringen einer gegebenenfalls getroffenen Entscheidung auf einem amtlichen Papier, Führerschein, Personalausweis oder Versichertenkarte, wird daher abgelehnt. Die Verdeutlichung einer unbeeinflussten Entscheidung zur Organspende mittels gesondertem „Organspendeausweis“ ist nach hiesiger Überzeugung völlig ausreichend.
Hallo Forum,
ich möchte mich in den Kreis derjenigen einreihen, die der Einschätzung zustimmen. Es ist doch wirklich nicht akzeptabel, das wichtige Organspendethema als Beratungsaufgabe - so nebenher - in Behördenstuben zu verlagern. Wer kommt eigentlich auf solch absonderliche Ideen?
MfG Hansi

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Positionspapier der FDP-Bundestagsfraktion zur Organspende

Beitrag von Service » 15.07.2011, 15:34

Ein Positionspapier der FDP-Bundestagsfraktion zur Organspende ist nachlesbar unter:
http://www.fdp-fraktion.de/files/1228/P ... spende.pdf

Anja Jansen
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Organspende - Aufklärung nicht so nebenbei und ohne Druck

Beitrag von Anja Jansen » 16.07.2011, 08:52

Guten Morgen,
die augenblicklichen Erörterungen, das Organspendethema als Beratungsaufgabe in Behördenstuben zu verlagern, gehen an den Bedürfnissen der Bevölkerung wieder einmal völlig vorbei. Auch wenn allgemein eine positive Einschätzung zur Organspende bestehen sollte, heißt das noch lange nicht, dass man so nebenher darüber befinden kann. Der Aufklärung zur Organspende muss größtmögliche Bedeutung beigemessen werden, denn es geht doch um schwierigste Fragestellungen am Lebensende. Über die Frage, wann ein Mensch gestorben ist, kann unterschiedlich befunden werden. Ob die Hirntodbeschreibung die richtigen Antworten liefert, muss ggf. erörtert bzw. erklärt werden.
Ich hoffe sehr, dass die Politiker noch rechtzeitig bemerken, was es zu tun gilt. Insoweit begrüße ich ebenfalls die oa. Erklärung vom 11.07.2011.
LB Grüße Anja
Es ist mehr Aufmerksamkeit für dementiell erkrankte Menschen nötig. Unser Pflegesystem braucht deshalb eine grundlegende Reform!

WernerSchell
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Organspende - Aufklärung nicht so nebenbei und ohne Druck

Beitrag von WernerSchell » 17.07.2011, 09:04

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Neuss, den 13.07.2011

Sehr geehrte Damen und Herren,

zum Thema:
Organspende kann Leben retten
Transplantationsgeschehen und dazu erforderliche Aufklärungsarbeit sollten verbessert werde


hat es von hier am 11.07.2011 eine ausführliche Pressemitteilung gegeben. Sie ist im Internet nachlesbar unter
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... retten.php
Ergänzend wird im Forum diskutiert unter viewtopic.php?t=15883

Es hat mittlerweile zahlreiche zustimmende Rückmeldungen zu dieser Erklärung gegeben. U.a. ergab sich auch eine positive Rückmeldung eines in jüngster Zeit Herztransplantierten, also eines Betroffenen.

Der o.a. Pressetext wurde auch den Mitgliedern des Deutschen Bundestages übermittelt. Am 13.07.2011 gab es die nachfolgende Rückmeldung aus dem Büro von Herrn Walter Steinmeier, Vorsitzender SPD-Bundestagsfraktion:

... vielen Dank für Ihre Email an Frank-Walter Steinmeier und die mitgesandte Pressemitteilung. Herr Steinmeier hat mich gebeten, Ihnen zu antworten und Sie herzlich zu grüßen.
Wie Sie wissen, engagiert sich Herr Steinmeier für eine Änderung des Transplantationsgesetzes. Er ist wie Sie der Überzeugung, dass wir mehr tun müssen, um die Bereitschaft zur Organspende zu erhöhen. Allerdings findet er auch, dass Werbekampagnen allein nicht ausreichen. Herr Steinmeier favorisiert - ebenso wie sein Kollege Herr Kauder von der CDU - die sogenannte "Entscheidungslösung", die Sie in Ihrer Email kritisieren. Entgegen Ihrer Ansicht vertritt Herr Steinmeier durchaus die Position, dass wir es allen Bürgerinnen und Bürgern zumuten können,
sich mindestens einmal im Leben mit dem Thema Organspende auseinanderzusetzen. Solange die Möglichkeit gewahrt bleibt, mit "ja", "nein" oder "ich kann mich noch nicht entscheiden" abzustimmen, bleibt das Selbstbestimmungsrecht und die persönliche Entscheidungsfreiheit des Einzelnen gewahrt. Dieser Ansicht waren im Übrigen auch die übergroße Mehrheit der Experten, die im Juni zu einer Anhörung in den Deutschen Bundestag geladen waren. ....


Daraufhin wurde dem Büro von Herrn Steinmeier am 13.07.2011 wie folgt geantwortet:

... ich danke sehr für Ihre Rückmeldung. Sie zeigt, dass die diesseitigen Mitteilungen im Deutschen Bundestag auch (kritisch) gelesen werden. Dass Herr Steinmeier, auch aus seinem persönlichen Erleben heraus, für eine Entscheidungslösung eintritt, kann ich grundsätzlich nachvollziehen. Auch ist hier die Auffassung von Herrn Kauder bekannt.
Um es nochmals klarzustellen: Wir stehen einer Organspende grundsätzlich positiv gegenüber und treten für eine zielgerichtete kompetente Aufklärung und vor allem für ein deutlich verbessertes Transplantationsgeschehen in den Krankenhäusern ein.
Gleichwohl muss auch gesehen werden, dass es bei diesem Thema um Fragen von Leben und Tod geht, die nicht so einfach "nebenher" mal beurteilt und entschieden werden können. Aufklärungsarbeit in die Büros von Straßenverkehrsämtern und Bürgerämtern zu verlegen, halten wir für nicht vertretbar. Auch Entscheidungstexte für amtliche Papiere vorzusehen, ist nicht akzeptabel.
Ob und wie sich die BürgerInnen einer Organspende zuwenden, muss ihnen ohne jeglichen Druck selbst überlassen bleiben. Nur dies wird den verfassungsrechtlichen Vorgaben für die Patienten-Selbstbestimmung gerecht. Der Gesetzgeber hat m.E. keine Befugnis, den Menschen nachdrücklich die Entscheidung abzuverlangen, sich für den Fall des Hirntodes in die Rolle eines umfassenden Organspenders (Kritiker sprechen sogar von Organ-Ersatzteillager) zu begeben. Solche Entscheidungen müssen sorgsam bedacht werden und dürfen nicht, wie auch immer, den BürgerInnen als Dienstleistung am Lebensende abverlangt werden.
Die Ergebnisse der von Ihnen angesprochenen Expertenanhörung habe ich den Medien entnehmen können. Sie sind aber weniger beeindruckend, weil allein die betroffenen BürgerInnen Experten in so persönlichen Angelegenheiten sind. Leider kann ich nicht sehen, dass im Bundestag sachkundige BürgerInnen oder ihre Interessenvertretungen zu Wort gekommen sind.
Im Übrigen ist auch die Tatsache, dass angeblich eine große Mehrheit der Organspende positiv gegenüber steht, wenig hilfreich. Denn es wäre bei näherem Hinsehen zu erkunden, wer hier was unter welchen Umständen abgefragt hat. Ein bloßes positives Bekenntnis sagt auch nichts darüber aus, wie man sich konkret zur Organspende stellt, wenn man, wie von hier gefordert, kompetent und umfassend aufgeklärt worden ist. ...


Ich bitte um Kenntnisnahme. Wie schon angedeutet, wird das Thema voraussichtlich auch beim Pflegetreff am 13.09.2011 mit dem Patientenbeauftragten der Bundesregierung eine Rolle spielen: viewtopic.php?t=15674

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell - http://www.Wernerschell.de
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
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Taube
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Organspende - Aufklärung nicht so nebenbei und ohne Druck

Beitrag von Taube » 22.07.2011, 13:21

Ich teile die von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk vorgestellte Sichtweise. Aufklärung ja, aber bitte nicht in Amtsstuben, so nebenher und ohne Fachwissen.

Taube
Pflegesystem reformieren - Pflegebegriff erweitern und Finanzierung nachhaltig sichern!
Ich unterstütze daher:
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
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Organspende - Aufklärung ohne Druck !

Beitrag von Gaby Modig » 23.07.2011, 06:32

WernerSchell hat geschrieben: Herausragend bedeutsam erscheint die Notwendigkeit, in den bundesdeutschen Krankenhäusern das System der Meldung potenzieller Organspender und die Strukturen zur Organentnahme und Transplantation, ohne die angesprochenen Selbstbestimmungsrechte zu berühren oder gar einzuschränken, durch präzisere Regelungen zu verbessern. Dazu sind offensichtlich auch weitere finanzielle Anreize geboten.
.... Mit dem in Aussicht genommenen frühzeitigen Ansprechen der BürgerInnen wird von insoweit inkompetenten Institutionen zu den Grundpositionen von Leben und Tod ein unvertretbarer Entscheidungsdruck erzeugt, so dass sich zwangsläufig verfassungsrechtliche Bedenken ergeben müssen. .....
Die Einschätzungen Pro Pflege ... treffen wieder einmal voll ins Schwarze. Ich stehe uneingeschränkt hinter den vorgestellten Statements.
Nun hat auch das Deutsche Ärzteblatt am 22.07.2011 berichtet und sieht die entscheidenden Schwachpunkte auch im Krankenhaussektor.
Der Text auszugsweise:
Liese: Debatte über Organspende geht am eigentlichen Problem vorbei
.... Um den Patienten zu helfen, müssen so schnell wie möglich organisatorische Änderungen in den Krankenhäusern durchgeführt werden ..... Die geringe Zahl der Organspender in Deutschland ist nach Ansicht von Liese aber vornehmlich dadurch bedingt, dass das Thema in vielen Krankenhäusern nicht genug Aufmerksamkeit genießt. .....
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/4 ... vorbei.htm
Also Politiker - zieht die richtigen Konsequenzen!

Gaby
Pflegesystem verbessern - weg von der Minutenpflege. Mehr Pflegepersonal ist vonnöten!

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Organsspende: NRW will Erklärungslösung ...

Beitrag von Presse » 08.09.2011, 06:39

Organsspende: NRW will Erklärungslösung im Gesetz verankern

Düsseldorf – Das Gesund­heits­ministerium von Nordrhein-Westfalen hat einen Entwurf zur Änderung des Trans­plantations­gesetzes in den Bundesrat eingebracht, der die sogenannte Erklärungslösung im Gesetz verankern soll. .... (weiter lesen unter)
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/4 ... ankern.htm

aerzteblatt.de
Organspende: Kammer Westfalen-Lippe für Erklärungslösung
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=47228
Organspende: Bahr setzt auf Freiwilligkeit
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=46552
zum Thema
Antrag zur Änderung des Transplantationsgesetzes
http://www.mgepa.nrw.de/presse/pressemi ... -11-NW.pdf

WernerSchell
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Re: Organsspende: NRW will Erklärungslösung ...

Beitrag von WernerSchell » 08.09.2011, 07:43

Presse hat geschrieben:Organsspende: NRW will Erklärungslösung im Gesetz verankern ....
Anlässlich des Vorstoßes des NRW-Gesundheitsministeriums zur Änderung des Transplantationsgesetzes zur Schaffung einer Erklärungslösung ergeben sich folgende Anmerkungen:

Zum Thema "Organspende kann Leben retten - Transplantationsgeschehen und dazu erforderliche Aufklärungsarbeit sollten verbessert werde" hat es von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk am 11.07.2011 eine ausführliche Pressemitteilung gegeben. Sie ist im Internet nachlesbar unter
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... retten.php
Ergänzend wird im Forum diskutiert unter viewtopic.php?t=15883
Am 13.07.2011 gab es von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk eine weitere kritische Stellungnahme.

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hält an seiner kritischen Auffassung fest.

Werner Schell
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Die Medien haben die neuerliche Stellungnahme von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk aufgegriffen und u.a. wie folgt berichtet:
http://www.heide-bote.de/index.php?name ... &sid=19403
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Organspende: BÄK schlägt neuen Kurs ein

Beitrag von Presse » 19.09.2011, 19:04

Organspende: BÄK schlägt neuen Kurs ein
Die Bundesärztekammer wollte die Erklärungspflicht für die Organspende. Doch es gab Zweifel - nun hat die BÄK ihre Position geändert. Das Problem ist das Grundgesetz. mehr »
http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=670 ... nde&n=1368

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