Pflegeversicherung - Reform in Richtung Privatisierung ?

Gesundheitswesen, Krankenhaus- und Heimwesen, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Arzneimittel- und Lebensmittelwesen, Infektionsschutzrecht, Sozialrecht (z.B. Krankenversicherung, Pflegeversicherung) einschl. Sozialhilfe und private Versorgung

Moderator: WernerSchell

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CSU stellt kapitalgedeckte Pflegezusatzversicherung infrage

Beitrag von Presse » 24.11.2010, 07:14

CSU stellt kapitalgedeckte Pflegezusatzversicherung infrage

Berlin – Die CSU stellt die im Koalitionsvertrag vereinbarte kapitalgedeckte Pflege-Zusatzversicherung infrage. „Wir müssen uns sehr genau anschauen, ob die Bürokratie­kosten bei der Kapitaldeckung in einem angemessenen Verhältnis zu den Beiträgen stehen“, erklärte Unions-Fraktionsvizechef Johannes Singhammer (CSU) am Dienstag. Damit zog er sich den Zorn der FDP zu.
.... (mehr)
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/4 ... nfrage.htm

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Pflege-Positionspapier verabschiedet

Beitrag von Presse » 25.11.2010, 07:32

vdek-Ersatzkassengemeinschaft verabschiedet Pflege-Positionspapier
Christian Zahn: Charakter der sozialen Pflegeversicherung muss erhalten bleiben
Private Pflegeversicherung an der Solidarität beteiligen/Aufbau einer sozialen Nachhaltigkeitsreserve


Die Ersatzkassengemeinschaft fordert, dass die solidarische, umlagefinanzierte gesetzliche Pflegeversicherung erhalten bleibt. Auf einer Sondersitzung der Mitgliederversammlung des Verbandes der Ersatzkassen e. V. (vdek) verabschiedeten die ehrenamtlichen Vertreter der Ersatzkassen einstimmig ein Positionspapier zur Reform der Pflegeversicherung. Der Vorsitzende des vdek, Christian Zahn, erklärte: „Das Solidarprinzip darf nicht infrage gestellt werden. Die einkommensabhängige und paritätische Finanzierung durch Versicherte und Arbeitgeber muss beibehalten werden. Auch das Prinzip, dass sich die Höhe der Beiträge nach der individuellen wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit richtet, muss in der Pflegeversicherung aus Gerechtigkeitsgründen erhalten bleiben.“

Die Dynamisierung von Leistungen und die Umsetzung eines neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs sind unter Ausschöpfung der bestehenden Möglichkeiten zu finanzieren. Erst danach kann über andere Finanzierungsquellen nachgedacht werden. „Zuerst einmal muss die private Pflegeversicherung zukünftig an der Solidarität in der Pflege beteiligt werden.“ Die Privatpflegeversicherung baut jedes Jahr ihre Gewinne aus. „Das hat aber nichts damit zu tun, dass die kapitalgedeckte Finanzierung besser funktioniert. Die einfache Antwort lautet: Die Privaten haben einfach weniger Pflegefälle. Hier wurde und wird systematisch Rosinenpickerei betrieben“, so der Verbandsvorsitzende.

Auch der aktuelle Beitragssatz der Pflegeversicherung dürfe kein Dogma sein, sondern müsse sorgfältig überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Bereits bei der Einführung der Pflegeversicherung prognostizierte die damalige Bundesregierung, dass für die Zeit ab 2030 ein Beitragssatz von 2,4 Prozent erforderlich sei.

Erst wenn diese Finanzierungsoptionen ausgeschöpft seien, sollte man sorgfältig über ergänzende Finanzierungselemente diskutieren, heißt es in dem Positionspapier der Ersatzkassen weiter. Diese sollten jedoch innerhalb der umlagefinanzierten sozialen Pflegeversicherung aufgebaut werden. Die Ersatzkassen sprechen sich hierbei für eine Nachhaltigkeitsreserve als ergänzende Finanzierungskomponente aus. Im Gegensatz zur individualisierten Kapitaldeckung sollte diese gemeinschaftlich aufgebaut werden. „Wichtig für uns ist: Die soziale Nachhaltigkeitsreserve sollte sozial sein und nicht diskriminierend“, so der vdek-Vorsitzende Zahn. Zudem müssten sich Versicherte und Arbeitgeber an dem Aufbau eines solchen Kapitalstocks beteiligen. Nur so könnten die neuen Herausforderungen an die soziale Pflegeversicherung gemeistert werden, so Zahn abschließend.

Die soziale Pflegeversicherung ist als fünfte Säule der sozialen Sicherung fest verankert und finanziert Leistungen für inzwischen rund 2,4 Millionen Menschen. Sie trägt damit maßgeblich zur Verbesserung der Pflegesituation von pflegebedürftigen Menschen und zur Absicherung des Pflegerisikos bei. Sie hat zudem zu einer erheblichen Entlastung der kommunalen Haushalte durch Reduzierung der Sozialhilfeverpflichtungen geführt. Im Jahr 2030 wird es nach Annahmen des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2008 über drei Millionen Menschen geben, die pflegebedürftig sind. Auf diese gesellschaftliche Herausforderung reagieren die Ersatzkassen.

Druckversion der Pressemitteilung
http://www.vdek.com/presse/pressemittei ... 101124.pdf

Quelle: Pressemitteilung des vdek Berlin, 24.11.2010
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BMG-Pflegeexperte von Schwanenflügel versetzt

Beitrag von Presse » 02.12.2010, 13:43

BMG-Pflegeexperte von Schwanenflügel versetzt

Berlin. Der Unterabteilungsleiter Pflegeversicherung im Bundesgesundheitsministerium (BMG), Dr. Matthias von Schwanenflügel, wurde zum 1. Dezember 2010 versetzt. Seine Nachfolgerin wird mit sofortiger Wirkung Birgit Naase, meldet das Hauptstadtbüro von Vincentz Network.
Offenbar will Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) damit die Kompetenzen im Vorfeld der von ihm geplanten umfangreichen Neugestaltung der Pflegeversicherung bündeln. Von Schwanenflügel gilt nicht als Verfechter der Einführung eines Kapitalstocks in die Pflegeversicherung. Naase hingegen ist direkt eingebunden in die Erarbeitung des Rösler'schen Konzepts und soll das Reformwerk beschleunigen.
Von Schwanenflügel soll sich künftig um Haushaltsfragen kümmern, ist aus dem BMG zu hören. Auch die für Prävention zuständige Unterabteilungleiterin Dr. Drohsel bekam neue Aufgaben und soll sich künftig um "Betriebliche Gesundheitsförderung" kümmern.

Quelle: Pressemitteilung vom 02.12.2010
Vincentz Network, Hannover, http://www.vincentz.net

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Beitragsentwicklung für die Pflegeversicherung

Beitrag von Presse » 02.12.2010, 15:04

Pflegeversicherung: Schwarz-Gelbe Reformpläne scheitern an eigener Berechnung

Nach Medienberichten hat das Bundesministerium für Gesundheit die Beitragsentwicklung für die Pflegeversicherung neu errechnet. Danach steigt der Beitrag im Jahr 2014 von 1,95 Prozent auf 2,1 Prozent und bis zum Jahr 2050 auf 2,8 Prozent. Dazu erklärt Elisabeth Scharfenberg, Sprecherin für Pflege- und Altenpolitik:

Die Berechnungen des Gesundheitsministeriums entziehen den Plänen der schwarz-gelben Bundesregierung für eine ergänzende Kapitaldeckung in der Pflege jede Rechtfertigung. Herr Rösler mag sich noch sehr gegen Zahlenspekulationen wehren. Diese Berechnungen stammen aus seinem Hause und sollten seriös sein.

Der errechnete Beitragsanstieg darf nicht kleingeredet werden. Sind diese Zahlen wirklich belastbar, dann bliebe der Anstieg vergleichsweise moderat. Die Koalition kann so niemals begründen, warum die Einführung einer individuellen, unsolidarischen und bürokratischen Kapitaldeckung notwendig sein sollte. Für den kurzfristigen Finanzbedarf der Pflegeversicherung taugt die Kapitaldeckung ohnehin nicht.

FDP und Union sollten das Ganze einfach vergessen. Halten sie wider besseren Wissens daran fest, ist dies der beste Beweis dafür, dass Schwarz-Gelb einmal mehr nur Klientelpflege betreibt.

Dennoch unterstreichen die Zahlen des Ministeriums, wie dringend eine Finanzierungsreform in der Pflege erforderlich ist. Auf die Versicherten werden mit oder ohne Reform zusätzliche Belastungen in der Pflegeversicherung zukommen. Deswegen brauchen wir die Pflege-Bürgerversicherung. Alle Bürgerinnen und Bürger sollen nach ihrer Leistungsfähigkeit in die Bürgerversicherung einzahlen. So werden die steigenden Pflegekosten gedämpft und vor allem solidarisch geschultert. Mit einer solidarischen Demografiereserve können die steigenden Kosten der Baby-Bommer-Generation abgefedert werden. Alle Versicherten zahlen einen zusätzlichen, einkommensbezogenen Beitrag, der in einen gemeinsamen Kapitalstock fließt. Das ist Kapitaldeckung auf solidarische Art.

Quelle: Pressemitteilung von Elisabeth Scharfenberg vom 02.12.2010 - übermittelt von Christian Hans
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Abgeordnetenbüro Elisabeth Scharfenberg MdB
Sprecherin für Pflegepolitik und Altenpolitik
Bundestagsfraktion Bündnis 90/ Die Grünen
Tel.: ++49 (0)30 227 -74532, Fax: -76655
E-Mail: elisabeth.scharfenberg.ma01@bundestag.de
Web: http://www.elisabeth-scharfenberg.de
Postanschrift:
Deutscher Bundestag, 11011 Berlin

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Entsolidarisierung in der Pflege - Warnungen

Beitrag von Presse » 07.12.2010, 14:00

SoVD warnt vor Entsolidarisierung in der Pflege

Berlin (ots) - Zum Start der Gespräche zur geplanten Pflegereform erklärt SoVD-Präsident Adolf Bauer:

Die Bundesregierung darf den bei der Gesundheitsreform eingeschlagenen Kurs der Entsolidarisierung nicht weiter fortsetzen und muss eine Pflegereform auf den Weg bringen, die zu einer durchgreifenden Verbesserung der Lebenssituation von Menschen mit Pflegebedarf führt. Zudem gilt es, die gesellschaftliche Teilhabe der Betroffenen umfassend zu gewährleisten. Deshalb fordert der SoVD die Verwirklichung eines teilhabeorientierten Pflegebedürftigkeitsbegriffes. Hierfür ist ein Maßnahmenkatalog erforderlich, der den Erhalt von Solidarität und Beitragsparität in der Pflege gewährleistet. Insbesondere die Stärkung von Prävention, häuslicher Pflege und die Sicherung der Pflegequalität sind von zentraler Notwendigkeit. Zudem ist der Ausbau alternativer Wohnformen geboten, um dem Wunsch pflegebedürftiger Menschen nach Privatsphäre gerecht zu werden.

Menschen mit Pflegebedarf und ihre Organisationen dürfen bei den kommenden Beratungen nicht außen vor bleiben. Der SoVD wird die Gespräche zur Pflegereform genau verfolgen und sich gegen Versuche zu Wehr setzen, die zum Ziel haben, die Solidarität in der Pflege in Frage zu stellen.

Quelle: Pressemitteilung vom 07.12.2010
V.i.S.d.P.: Benedikt Dederichs
Pressekontakt: Benedikt Dederichs
SoVD-Bundesverband
Pressestelle
Stralauer Str. 63
10179 Berlin
Tel.: 030/72 62 22 129/ Sekretariat -123
Fax: 030/72 62 22 328
E-Mail: pressestelle@sovd.de

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Pflegeberuf soll attraktiver gestaltet werden

Beitrag von Presse » 08.12.2010, 07:33

Auftaktveranstaltung des Pflege-Dialogs: Dr. Philipp Rösler will Pflegeberuf attraktiver gestalten

Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler will den Pflegeberuf attraktiver gestalten. Mit Blick auf den vorhergesagten Fachkräftemangel sollen damit mehr junge Menschen für den Pflegeberuf gewonnen werden. „Bereits heute haben wir teilweise einen Mangel an Fachkräften. Wegen der demografischen Entwicklung wird sich die Situation weiter verschärfen. Deshalb brauchen wir bessere Rahmenbedingungen beim Pflegeberuf“, sagte der Minister heute in Berlin am Rande des Pflege-Dialogs zu Fragen eines möglichen Fachkräftemangels. Zu den vom Minister vorgeschlagenen Maßnahmen zählen unter anderem eine Reform der Ausbildung, eine Entlastung der Pflegekräfte sowie bessere Arbeitsbedingungen.

„Eine höhere Attraktivität muss bei der Ausbildung ansetzen“, betonte der Bundesgesundheitsminister. „Eine stärkere Zusammenführung der Ausbildung von Kranken- und Altenpflege kann helfen. Denn so haben Nachwuchskräfte mehr Möglichkeiten, einen sicheren und für sie geeigneten Arbeitsplatz zu finden. Dies bietet zugleich gute Perspektiven für die Aus-, Fort- und Weiterbildung.“ Zudem sei es wichtig, Pflegekräfte künftig besser im Alltag zu unterstützen. „Wer im Beruf Leid, Sterben und Tod erlebt, sollte die Möglichkeit haben, diese Erlebnisse zu verarbeiten, zum Beispiel durch Supervision.“ Rösler wies auch auf notwendige Entlastungen der Pflegekräfte bei der Bürokratie hin: „Zu oft wird noch geprüft, ob Pflegekräfte gut dokumentieren können. Besser wäre es, die Ergebnisqualität zu prüfen.“ Pflegekräfte könnten auch durch die Einstellung von Hilfskräften entlastet werden. Diese könnten Aufgaben übernehmen, die nicht unmittelbar mit der Pflege am Menschen zu tun haben.

Der heutige Pflege-Dialog bildete den Auftakt eines Austauschs mit Fachexperten zur künftigen Ausgestaltung der Pflege in Deutschland. Weitere Veranstaltungen des Pflege-Dialogs folgen in den kommenden Monaten. Dabei soll zunächst breit über konkrete Verbesserungen für die Menschen diskutiert werden, etwa die Unterstützung von Demenzkranken oder eine Stärkung von pflegenden Angehörigen. Mit der Diskussion über notwendige und sinnvolle Veränderungen bei der Pflege soll eine Grundlage für die weiteren Pflege-Beratungen in der Koalition gelegt werden.

Quelle: Pressemitteilung des Bundesgesundheitsministeriums vom 07.12.2010

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Arbeitslose sollen Pflegemängel ausgleichen

Beitrag von Sabrina Merck » 08.12.2010, 07:43

Arbeitslose sollen Pflegemängel ausgleichen

Nach einem Bericht von Focus-online sollen nach den Konzepten des BMG auch Arbeitslose zum Ausgleich des Pflegekräftemangels eingesetzt werden. Allerdings soll dies nach einer Umschulung erfolgen. Mit Arbeitsministerin Ursula von der Leyen habe er bereits darüber gesprochen, wie das entsprechende Programm weitergeführt werden könne. Das sagte Rösler nach einem Spitzentreffen in Berlin. Im Januar 2011 wollen sich beide Minister dazu mit den Pflege- Arbeitgebern treffen. Außerdem sollen Änderungen bei der Ausbildung, mehr Aufstiegschancen und weniger Bürokratie helfen, mehr junge Leute für einen Pflegeberuf zu gewinnen.

Klingt alles gut. Aber die entscheidenden Aussagen zu einer Aufstockung der Stellenschlüssel fehlen. Solange es bei dem jetzigen Stellensoll bleibt, wird sich nichts ändern.

MfG Sabrina
Dem Pflegesystem und den pflegebedürftigen Menschen muss mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden! Daher:
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk!
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

WernerSchell
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Pflege-Dialog ein Flop - Pflegenotstand und kein Ende

Beitrag von WernerSchell » 09.12.2010, 09:05

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Initiative - Harffer Straße 59 - 41469 Neuss

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Kooperationspartner der „Aktion Saubere Hände.“


Pressemitteilung vom 09.12.2010

Pflegenotstand wurde beim Pflege-Dialog nicht angemessen diskutiert
Pflege-Dialog - Auftaktrunde am 07.12.2010 beim Bundesgesundheitsministerium eher ein Flop


Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk sieht in dem am 07.12.2010 im Bundesgesundheitsministerium begonnenen Pflege-Dialog keinerlei Ansatzpunkte, die wirklichen Probleme in den Pflegesystemen zu hinterfragen und einer Lösung zuzuführen. Tatsache ist nämlich, dass es bereits seit geraumer Zeit eine völlig unzureichende Ausstattung der Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen mit Pflegepersonal gibt. Während man sich bei den Heimen noch auf (unzureichende) Stellenschlüssel beziehen kann, gibt es für die Krankenhäuser keinerlei Personalberechnungsvorschriften, schlicht nur eine Stellenausstattung nach Kassenlage. Und diese ist nachweislich dramatisch schlecht. Entsprechende Folgen liegen für die Patienten, Pflegebedürftigen und Pflegekräfte auf der Hand. U.a. gefährdet die mangelhafte Zuwendung Patienten und Pflegebedürftige, während die überlasteten Pflegekräfte nicht selten frühzeitig aus dem Beruf flüchten (müssen). Wer als Pflegekraft bleibt, steht unter immensem Arbeitsdruck und nimmt früher oder später gesundheitlichen Schaden.

Es wäre nach all dem vorrangig gewesen, darüber zu reden, wie man diesen seit Jahren beklagten Pflegenotstand aufhebt; z.B. durch Schaffung von bundesweit geltenden Personalbemessungssystemen, entsprechende Stellenausweitungen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen und Start einer Ausbildungs- und Einstellungsoffensive. Hinzu kommen müssen handfeste Bemühungen, die Pflegekräfte besser zu bezahlen. Nur so kann die vielfach angesprochene Wertschätzung und Anerkennung für die Pflege wirkungsvoll zum Ausdruck gebracht werden.

Wer die Pflegekräfte in diesem Sinne gut behandelt, muss sich weder heute noch in den nächsten Jahren über einen Mangel an Pflegefachkräften beklagen. Auch der Ruf nach entsprechenden Fachkräften aus dem Ausland ist dann entbehrlich. Eine ausgeweitete Anwerbung von Pflegekräften aus dem Ausland wäre auch aus Gründen der mangelnden Sprachkenntnisse problematisch. Denn gerade in der Pflege, vor allem der Pflege Demenzkranker, kommt es auf eine gute Kommunikation an. Und die ist bei Dienstkräften, die aus dem Ausland kommen, schon jetzt nicht immer gewährleistet. Es gibt bereits vielfältige Klagen darüber, dass in den Gesundheitssystemen zu wenig verständlich deutsch gesprochen wird.

Die beim Pflege-Dialog angesprochene Reform der Berufsgesetze in der Pflege erscheint wenig geeignet, irgendein Pflegenotstandsproblem aufzulösen. Der Pflegenotstand und all das, was damit zusammenhängt, hat mit den Berufsgesetzen absolut nichts zu tun. Es gibt keine Mängel in der Pflegeausbildung, denen in irgendeiner Form eine Mitverursachung des Pflegenotstandes zugedacht werden könnte. Wer das behauptet, hat keine Ahnung vom Ausbildungsgeschehen oder ist absichtsvoll bemüht, von den eigentlichen Problemen abzulenken. Gleichwohl ist nichts dagegen einzuwenden, die Berufsgesetze durch geeignete Vorschriften zu ergänzenden Fortbildungen, Weiterbildungen und Studienabschlüssen (z.B. Pflegewissenschaften) mit mehr Zukunftsperspektiven zu versehen.

Auch die Hinweise zum Abbau der Bürokratie in der Pflege, z.B. Reduzierung der Dokumentationsarbeiten, hilft nicht weiter. Regierungen verkünden seit Jahrzehnten, endlich mit dem Bürokratieabbau beginnen zu wollen. Die diesbezüglichen Bemühungen haben aber letztlich immer zu einer weiteren Auftürmung von Vorschriften und Schreiberfordernissen geführt. Professionelle Pflege erfordert im Übrigen Planung und schriftliche Dokumentation. Sie ist aus vielerlei Gründen, z.B. vertraglichen bzw. haftungsrechtlichen Erwägungen, sogar unverzichtbar. Daher müssen im Rahmen der Stellenbemessung solche Dokumentationserfordernisse ausreichend Berücksichtigung finden.

Wer die Wertschätzung und Anerkennung für die Pflegekräfte auch nur ansatzweise ernst nimmt, muss jeder Kostensenkungsmentalität und vor allem Billiglöhnen in den Pflegesystemem eine Absage erteilen.

Die Pflegesysteme werden in der Zukunft erheblich mehr Finanzausstattung benötigen. Der Verweis auf die demografische Entwicklung mit einer drastischen Zunahme hilfe- und pflegebedürftiger Menschen dürfte als Begründung ausreichen. Zusätzliche Beitragslasten müssen allerdings nach Meinung von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk solidarisch finanziert werden.

Werner Schell - Dozent für Pflegerecht und Vorstand von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk

+++ Die vorstehende Pressemitteilung ist zur Veröffentlichung frei! +++
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
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Finanzierung der Pflege auf unbestimmte Zeit verschoben

Beitrag von Presse » 16.12.2010, 07:38

Gesprächstermin geplatzt: Debatte über neue Finanzierung der Pflege auf unbestimmte Zeit verschoben

Berlin. Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) hat die Debatte über eine neue Finanzierung der Pflegeversicherung auf unbestimmte Zeit verschoben. Wie die Nachrichtenagentur Reuters meldet, sei ein für Donnerstag geplantes Expertengespräch zu der geplanten umstrittenen Kapitaldeckung sei abgesagt worden. Der Grund seien Terminschwierigkeiten bei den eingeladenen Verbänden und Pflegekassen. Ein neuer Termin stehe noch nicht fest, sagte die Sprecherin.
Von dem Treffen waren erste Anhaltspunkte erwartet worden, wie sich die Regierung die Umsetzung der im Koalitionsvertrag vorgesehenen ergänzenden Kapitaldeckung vorstellt. Doch das Thema ist für die im Umfragetief steckende FDP vor den Landtagswahlen im nächsten Jahr heikel. Rösler hat zuletzt mehrfach betont, er wolle die Finanzierung der Pflegeversicherung ganz ans Ende stellen und zunächst über Lösungen für den Fachkräftemangel und das künftige Leistungsspektrum beraten.

Quelle: Pressemitteilung vom 15.12.2010
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Kassen halten Pflege­zusatz­versicherung für unnötig

Beitrag von Presse » 20.12.2010, 18:23

Kassen halten Pflege­zusatz­versicherung für unnötig

Berlin – Die Kassen setzen den Plänen der schwarz-gelben Koalition für eine Pflege­zus atz­versicherung heftigen Wider­stand entgegen. Die Chefin der größten deutschen Kranken­kasse Barmer GEK, Birgit Fischer, wies die Debatte darüber am Wochenende als „unnötig“ zurück. .... (mehr)
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/4 ... noetig.htm

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Menschenwürdige Pflege gewährleisten ....

Beitrag von thorstein » 21.12.2010, 02:11

Fischer unterstützte Röslers Fahrplan. Neue Pflegekonzepte und -strukturen seien dringend nötig. „Die Frage ist, wie kann man eine humane, menschenwürdige Pflege gewährleisten?“, sagte die Kassenmanagerin. Erst danach könne man auch abschätzen, wie viel Personal gebraucht werde.
Frau Fischer stellt sich also die Frage, wie eine menschenwürdige Pflege zu gewährleisten ist? Hat sich diese Frage vor 10, 15 oder 20 Jahren nicht gestellt? Und warum gibt es nicht längst eine Antwort? Dieses Kasperletheater ist eigentlich unerträglich.

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Pflege wird teurer - umfassende Reform

Beitrag von Presse » 21.12.2010, 09:05

Bericht in der Rheinischen Post, Düsseldorf, vom 21.12.2010:

Umfassende Reform
Die Pflege wird teurer

zuletzt aktualisiert: 21.12.2010
Berlin (RPO). Die Regierung will im kommenden Jahr die Pflegeversicherung umfassend reformieren. Ein Gesetzentwurf soll in der ersten Jahreshälfte 2011 vorgelegt werden. Geplant ist, die Versorgung der Pflegebedürftigen zu verbessern, die Ausbildung der Pflegekräfte zu reformieren und die Finanzierung der Versicherung auf neue Füße zu stellen.
..... (weiter)
http://www.rp-online.de/politik/deutsch ... 44578.html

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Pflege wird teurer - umfassende Reform

Beitrag von Rauel Kombüchen » 21.12.2010, 10:00

Presse hat geschrieben: ....Die Regierung will im kommenden Jahr die Pflegeversicherung umfassend reformieren. Ein Gesetzentwurf soll in der ersten Jahreshälfte 2011 vorgelegt werden. Geplant ist, die Versorgung der Pflegebedürftigen zu verbessern, die Ausbildung der Pflegekräfte zu reformieren und die Finanzierung der Versicherung auf neue Füße zu stellen. ....
Offensichtlich hat die Regierung die "Zeichen der Zeit" noch nicht erkannt. Eine Pflegereform, die diesen Namen verdient, muss sich in erster Linie um die Beseitigung des Pflegenotstandes kümmern. Und dazu gehört einzig und allein mehr Pflegepersonal. Wer die Personalausstattung durch entsprechende (gesetzliche) Vorschriften knapp hält, darf sich über die unzureichenden Pflegesituationen nicht wundern.
Ich würde es nach all dem sehr begrüßen, wenn das BMG und die MdB`s sich endlich zu diesem Schwerpunkt bekennen würden. Stellenschlüssel müssen vor allem auskömmlich ausgestaltet werden. Alles andere ist dann hiflreiches "Beiwerk".
Die Pressemitteilung von Pro Pflege ... vom 09.12.2010 bringt es auf den Punkt:
viewtopic.php?t=15201

R.K.
Pflegeversicherung - Pflegebegriff erneuern und Finanzierung nachhaltig sichern! BürgerInnen müssen mehr Informationen erhalten - z.B. wg. Individualvorsorge!

WernerSchell
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Pflege wird teurer - umfassende Reform

Beitrag von WernerSchell » 21.12.2010, 11:06

Presse hat geschrieben: Bericht in der Rheinischen Post, Düsseldorf, vom 21.12.2010:
Umfassende Reform
Die Pflege wird teurer
Meine Zuschrift vom 21.12.2010 an die Rheinische Post:

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Initiative


Neuss, den 21.12.2010

An die
Rheinische Post


Sehr geehrte Damen und Herren,

Sie berichten heute im überregionalen Teil zur Pflege und titeln:
Umfassende Reform - Die Pflege wird teurer
Siehe auch http://www.rp-online.de/politik/deutsch ... 44578.html
Einen Hinweis habe ich mein Forum übernommen: viewtopic.php?p=56702#56702

In Ihrem Bericht referieren Sie im Wesentlichen die „amtlichen Erklärungen“ zum Thema. Die Kritik am bisherigen "Pflege-Dialog" werden leider nicht vorgestellt.

Ich mache daher erneut auf die hiesige Pressemitteilung vom 09.12.2010 aufmerksam und füge sie dieser Zuschrift nochmals an.*) Den Text finden Sie auch im Forum unter: viewtopic.php?t=15201

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell - http://www.wernerschell.de

*) hier nicht noch mal angefügt
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Kummerkasten Pflege ....

Beitrag von Presse » 22.12.2010, 07:41

Kummerkasten Pflege: Es mangelt an Nachwuchs, Betreuung und Geld
Lange Zeit stand die Pflege weit hinten auf der Prioritätenliste der Bundesregierung. Jetzt soll das anders werden. Gesundheitsminister Philipp Rösler hat das Jahr 2011 zum "Pflege-Jahr" erklärt. Aus dem Umfeld des FDP-Politikers ist zu hören, die Reform von Pflegeversorgung und Pflegeversicherung werde geräuschloser über die Bühne gehen als die hart umkämpfte Gesundheitsreform oder die heftig attackierte Arzneireform. Doch Vorsicht! Ein Sommerspaziergang wird es nicht. .... (mehr)
http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=634 ... 2010&n=794

Pflege-Riester oder höherer Beitrag?
Eine Finanzreform bei der Pflege gilt als überfällig. Gestritten wird über das Wie: Während Gesundheitsminister Philipp Rösler eine neue Finanzierungssäule in der Pflegeversicherung einziehen will, halten die Pflegekassen die Beitragsfinanzierung für die klügere Antwort.
Von Thomas Hommel
Noch herrscht Ruhe vor dem Sturm: 2009 verbuchte die Pflegekasse dank der kurz zuvor von der großen Koalition beschlossenen Beitragssatzerhöhung noch ein Plus von einer Milliarde Euro. Union und SPD gingen davon aus, dass die zusätzlichen Einnahmen ausreichen würden, um ein Malus bei der Pflege bis 2015 verhindern zu können. .... (mehr)
http://www.aerztezeitung.de/politik_ges ... sid=634295

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