Pflegefachkraft - erweiterter Begriff gefordert

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

Moderator: WernerSchell

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Presse
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Pflegefachkraft - erweiterter Begriff gefordert

Beitrag von Presse » 27.10.2010, 07:15

Arbeitgeberverband fordert erweiterten Begriff der Pflegefachkraft

Berlin. In der Pflege fehlen so viele Fachkräfte, dass Experten mittelfristig die Schließung von Heimen befürchten. Das geht aus einem Positionspapier des Arbeitgeberverbands Pflege hervor, das der Nachrichtenagentur dapd vorliegt.
Der Verband fordert Reformen bei der Aus- und Weiterbildung in Deutschland und "weltweite, gezielte Zuwanderung" nach einem Punktesystem, so die Agentur. Nötig sei zudem eine "konzertierte Aktion pro Pflege", heißt es weiter.
Der Arbeitgeberverband schlägt konkret vor, die Definition einer "Fachkraft" zu erweitern. Pflegehilfskräfte mit langer Berufserfahrung sollten zu qualifizierten Tätigkeiten herangezogen werden können und sich auch "in kurzer Zeit zur Fachkraft nachqualifizieren können". Zudem solle einem Heim mit einer guten Bewertung durch den MDK eine geringere "Fachkraftquote" erlaubt werden. Für die EU fordert der Verband einheitliche Ausbildungs- und Rahmenbedingungen. Für bereits ausgebildete Kräfte aus der EU müsse ein Nachschulungsbedarf definiert werden, der "über die Arbeitgeber vollzogen werden" solle.

Mehr Informationen zum Positionspapier des Arbeitgeberverbandes Pflege in der CAREkonkret am 5. November 2010.

Quelle: Pressemitteilung vom 26.10.2010
Vincentz Network, Hannover, http://www.vincentz.net

thorstein
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Pflegefachkraft - erweiterter Begriff gefordert

Beitrag von thorstein » 27.10.2010, 13:25

Arbeitgeberverband fordert erweiterten Begriff der Pflegefachkraft
Das war absehbar: Besonders amüsant ist die Vorstellung, dass Heime, die gerade nach MDK-Krierien eine gute Pflege leiten, dafür so belohnt werden sollen, dass sie weniger Fachkräfte einsetzen müssen. Es wird immer absurder.

Selbstverständlich wird man die Fachkraftquote senken müssen, wenn nicht mehr genung Fachkräfte da sind. Damit konnte natürlich niemand rechnen und jetzt muss man sich halt den Fakten anpassen. So einfach funktioniert Politik, wenn in der Bevölkerung kein Interesse für ein Thema vorhanden ist.

Lutz Barth
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Pflegeverbände ....

Beitrag von Lutz Barth » 29.10.2010, 07:31

nun sind wir mal wieder beim "Dauerthema": Dass das Thema in der Bevölkerung auf geringes Interesse stößt, mag sein. Wo aber bleiben die 1,2 Mio. Beschäftigte im Gesundheitswesen und deren Verbände?

Lutz Barth
Wir vertreten nicht immer die herrschende Lehre!

Anja Jansen
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Pflegefachkräfte - nicht weniger, sondern mehr sind nötig

Beitrag von Anja Jansen » 29.10.2010, 11:51

Pflegefachkräfte - nicht weniger, sondern mehr sind nötig

Die Arbeitgeberverbände (in der Pflege) wollen natürlich eine Verbilligung der Pflege. Daher plädieren sie für weniger Fachkräfte.
Dem muss natürlich widersprochen werden. Nicht weniger, sondern eher mehr Pflegefachkräfte sind nötig.

Anja
Es ist mehr Aufmerksamkeit für dementiell erkrankte Menschen nötig. Unser Pflegesystem braucht deshalb eine grundlegende Reform!

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Fachkraftquote in Pflegeheimen nicht aushöhlen

Beitrag von Presse » 09.11.2010, 15:20

DPR warnt vor Aushöhlung der Fachkraftquote in Pflegeheimen
DPR Presseinformation

Berlin (09. November 2010) – Der Deutsche Pflegerat e.V. (DPR), Bundesarbeitsgemeinschaft des Pflege- und Hebammenwesens, warnt nachdrücklich vor der Aushöhlung der Fachkraftquote in deutschen Pflegeheimen. „Wir treten entschieden Plänen des Hamburger Senats und Vorschlägen des Arbeitgeberverbandes Pflege entgegen, die die Qualifikation der Pflegenden in der Versorgung absenken wollen“, so Ricarda Klein, DPR-Vizepräsidentin. Damit werde vor dem Fachkraftmangel kapituliert, vor dem die Berufsverbände seit Jahren warnen, so Klein weiter. Die Anforderungen an eine qualitätsgesicherte Pflege fallen unter den Tisch. „Alte Leute pflegen kann doch jeder“, sei wohl die Devise. Nach jahrelanger Untätigkeit werde nun mit Flickschusterei vom eigentlichen Problem abgelenkt. Das Problem seien unerträgliche Arbeitsbedingungen, die eine würdige und dem Stand der Wissenschaft entsprechende Pflege unmöglich machen. Dadurch würden die Pflegenden aus dem Beruf vertrieben –eine volkswirtschaftliche Verschwendung ohne Gleichen.
Es sei unbestritten, dass der Bedarf steigen werde. Deshalb benötige man Versorgungskonzepte, die quantitativ aber vor allem auch qualitativ tragen. Es sei besser darüber nachzudenken, wie berufserfahrene Pflegeassistenzkräfte über spezielle Bildungsangebote rasch einen Berufsabschluss als Altenpfleger/-in oder Gesundheits- und Krankenpfleger/-in erreichen können. „Das hat in den 1980ern in der Krankenpflege gut funktioniert. Allerdings müsse dazu in Bildung investiert werden“, so Klein weiter. Die Fachkraftquote werde auch in anderer Weise verwässert, indem andere Berufe, z.B. Heilerziehungspflege oder Hauswirtschaft berücksichtigt werden sollen. Dies wird vom DPR abgelehnt.

Der DPR fordert von Politik und Selbstverwaltung einen Kurswechsel zur Bekämpfung des Personalmangels in der Pflege, damit eine gute Versorgungsqualität sichergestellt wird.

Quelle: Pressemitteilung vom 09.11.2010

johannes
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Beitrag von johannes » 09.11.2010, 16:16

Das Sozialministerium des Landes Baden-Württemberg hat den Entwurf der neuen Landesheimpersonalverordnung vorgelegt. In Baden-Württemberg wird etwas gegen den Fachpersonalmangel getan.

1. Mit der neuen Landesheimpersonalverordnung soll in Baden-Württemberg der Kreis der Pflegefachkräfte einschränkt werden auf drei (3) Qualifikationen! Damit hat man einen besseren Überblick, wer Fachkraft ist und wer nicht.

2. Künftig sollen nur noch 2 Pflegekräfte für bis zu 30 Bewohnern verbindlich beschäftigt werden! Hiervon muß nur eine Pflegekraft eine Fachkraft sein!

15 Pflegebedürftige sind von 1 Pflegekraft zu versorgen!

Wie mir aus dem Sozialministerium versichert wurde, soll dies das Mindestmaß sein. Ein Mehr an Personal ist nur eine Kannvorschrift - kann sein, kann aber auch nicht.

Ob das auch die Kostenträger so sehen? Für diese war bisher das Mindestmaß die Obergrenze. Jetzt haben es die Kostenträger schriftlich. Da fällt es ihnen noch leichter, ausreichend Personal für eine menschenwürdige Pflege zu verhindern.

Im Gesetz ist nicht vorgesehen, daß sich die Zahl der Pflegekräfte am pflegerischen Bedarf orientieren muß. Es bleibt alles beim Alten, wenn es nicht sogar noch schlechter wird.

Pflegekräfte, zieht euch warm an!

Oder soll ich lieber sagen: Pflegekräfte zieht euch aus, es wird heiß werden! Wenn ihr glaubt, ihr habt bisher geschwitzt - wartet ab, das war noch gar nichts!

Angeblich soll die Landesheimpersonalverordnung eine Verbesserung gegenüber der Bundesheimpersonalverordnung bringen.
Ein Mensch funktioniert nicht - er lebt!

thorstein
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Personalnotstand beenden

Beitrag von thorstein » 10.11.2010, 12:54

http://www.arbeitgeberverband-pflege...achkraefte.pdf
Zitat:
Andere geeignete Fachkräfte, z. B. aus der Hauswirtschaft, der Therapie, dem Sozialwesen, sollten als Fachkräfte im Sinne der Personalverordnungen der Heimrechte Anerkennung finden.
Zitat:
Eine quantitative Flexibilisierung des Qualifikationsschlüssels muss gerade dann, wenn es nicht gelingt genügend Fachkräfte zu finden, möglich sein. Flexibilisierung vor Schließung, das muss die Devise sein.
Nun konnte natürlich niemand mit einer solchen Entwicklung rechnen. Und die Macht des Faktischen, die Sachzwänge, zwingen uns jetzt zu einer Aufweichung der Fachkraftquote. Wirklich überzeugend. Und die Politik wird sich dieser ausgeklügelten Argumentation wohl anschliessen (müssen).
Zitat:
Daher muss ein genereller Bewusstseinswandel eingeleitet und dieser Berufsgruppe mehr Respekt gezollt werden, um dem Pflegeberuf mehr Beachtung zu verleihen.
Klar, kostet ja auch nix! Ich wäre mit besseren Arbeitsbedingungen und einer angemessenen Bezahlung durchaus zufrieden.

Optimistisch, wie ich bin, glaube ich ja, dass eine Grenze der Arbeitsverdichtung erreicht ist. Um überhaupt Menschen für dieses Arbeitsbereich zu motivieren, müssen sich daher die Arbeitsbedingungen verbessern. Wir haben also schon einen Personalmangel, brauchen aber noch mehr Personal, um überhaupt Arbeitsbedingungen zu schaffen, damit wieder Menschen bereit sind, in diesem Beruf zu arbeiten. Klingt wie die Quadratur des Kreises. Lösungsvorschläge?

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Pflegekräftemangel - mehr Personal und Fachlichkeit

Beitrag von Rauel Kombüchen » 12.11.2010, 10:36

Hallo,
kann es sein, dass die politisch Verantwortlichen in Bund und Ländern in breiter Front angetreten bzw. bereit sind, die Anforderungen an die Pflegefachlichkeit in den Pflegeeinrichtungen zurückzunehmen? Dies wohl deshalb, weil man damit Geld sparen kann.
Das wäre eigentlich ungeheuerlich. Denn wir brauchen nicht nur mehr Pflegekräfte, sondern auch eine ausreichende Qualifikation dieser Pflegekräfte. Rücknahmen gegenüber den bisher geltenden Prozentsätzen halte ich für unvertretbar, auch wenn die Arbeitgeberseite dafür plädiert. Vielleicht müssen die Arbeitgeber auch die "Gelbe Karte" gezeigt bekommen. Der DBfK sollte vielleicht sein "Kartenspiel" ausweiten.
Rauel
Pflegeversicherung - Pflegebegriff erneuern und Finanzierung nachhaltig sichern! BürgerInnen müssen mehr Informationen erhalten - z.B. wg. Individualvorsorge!

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Pflege muss attraktiver werden

Beitrag von DaCrasher » 12.11.2010, 18:18

Lieber thorstein,

leider kann ich den von dir benannten Link nicht öffnen, vermute aber du beziehst dich auf den hier:
http://arbeitgeberverband-pflege.de/dow ... raefte.pdf

Ich finde es immer wieder sehr fraglich, wenn publiziert wird, dass EU- und Nicht-EU-Fachkräfte nach Deutschland gelockt werden sollen.
Menschen mit Aphasie, Hörproblemen und oftmals schlechten Erinnerungen (vor allem an Russische Bürger) haben es schon schwer mit uns Pflegekräften aus zu kommen und sich verständlich zu machen.
Wenn ich diese billig-Arbeitskräfte aus anderen Ländern sehe, die derzeit oftmals in der Hauswirtschaft aber auch als Fachärzte in Krankenhäusern arbeiten, beantwortet das für mich einmal mehr die Frage wieso sich die älteren, pflegebedürftigen Menschen so wenig wohl fühlen.

Es sollte sich die Frage gestellt werden, wieso der Pflegeberuf so wenig attraktiv ist.
Dies ist meiner Meinung nach zum einen in dem schlechten Stellenwert des Berufes in der Gesellschaft begründet ("Arsch-abwischer", "zum Krankenpfleger hat es wohl nicht gereicht" ..."
Zum anderen in der negativen Presse die immer wieder gegen Pflegekräfte gemacht wird. Wie schon in einem anderen Forumseintrag diskutiert wird, wollen junge Menschen doch gar nicht in den Pflegeberuf gehen, da Pflegekräfte immer mit negativen Erinnerungen behaftet sind.

Und um auf den Beitrag in dem Link einzugehen, dort werden
mehr Weiterbildungsmöglichkeiten zur Fachkraft
gefordert. Wenn ich jedoch sehe, wie unmotiviert und unflexibel viele vom Arbeitsamt zur Zweitausbildung "Altenpflegefachkraft" angehaltene Kollegen sind, ist für mich nicht die Frage nach der Mangelnden Weiterbildungsmöglichkeit, sondern eher nach der Mangelnden Eignung dieser im Vordergrund.

Altenpflegeschulen gibt es selbst bei mir, im ländlichen Bereich des schönen Erzgebirges, einige. Nur sind diese mehr auf Quantität der Ausbildung, statt auf gute Qualität geeicht.

PflegeCologne
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Pflegefachkräfte reduzieren - Qualität weiter absenken

Beitrag von PflegeCologne » 13.11.2010, 09:38

Ich kann keine vernünftigen Argumente dafür erkennen, den Kreis der Pflegefachkräfte im Heimrecht zu verändern. Wer die Öffnung dieses Kreises für weiteres Personal fordert, möchte nach meinem Eindruck den Weg zur Billigpflege legalisieren. Das kann weder im Interesse der pflegebedürftigen Menschen noch im Interesse der professionellen Pflege liegen. Daher hoffe ich, dass die Politik solchen Vorstellungen nicht folgt.

Pflege Cologne
Alzheimer - eine Krankheit, die mehr Aufmerksamkeit erfordert! - Pflegesystem muss dem angepasst werden, auch, wenn es teurer wird! - Ich bin dabei:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

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Pflege - Warnung vor Entprofessionalisierung

Beitrag von Presse » 24.11.2010, 07:16

Verbände warnen vor Entprofessionalisierung in der Pflege

Berlin – Der Verband Bundesarbeitsgemeinschaft Leitender Pflegepersonen (BALK) und der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Nordost haben davor gewarnt, im Zuge des Fachkräftemangels im Gesundheitswesen immer mehr Aufgaben an Niedrig-Qualifizierte zu vergeben.

Gleichzeitig kritisierten sie einen zunehmend inflationären Gebrauch des Begriffes „Fachkraft“. Insbesondere bei zertifizierten Bildungsangeboten sei eine solche Begriffsinflation nicht zu tolerieren. ..... (mehr)
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/4 ... Pflege.htm

Gaby Modig
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Pflegefachkräfte braucht das Land

Beitrag von Gaby Modig » 24.11.2010, 09:06

PflegeCologne hat geschrieben:Ich kann keine vernünftigen Argumente dafür erkennen, den Kreis der Pflegefachkräfte im Heimrecht zu verändern. Wer die Öffnung dieses Kreises für weiteres Personal fordert, möchte nach meinem Eindruck den Weg zur Billigpflege legalisieren. Das kann weder im Interesse der pflegebedürftigen Menschen noch im Interesse der professionellen Pflege liegen. Daher hoffe ich, dass die Politik solchen Vorstellungen nicht folgt.
Da stimme ich kräftig zu. Die gesamten Diskussionen über Fachkräftemangel, Veränderung des Fachkräftebegriffes ... zielen m.E. nur darauf ab, Kosten zu sparen, die Pflege billiger zu machen.

G.M.
Pflegesystem verbessern - weg von der Minutenpflege. Mehr Pflegepersonal ist vonnöten!

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