Fachkräftebedarf und –angebot im deutschen Gesundheitswesen

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

Moderator: WernerSchell

johannes
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Pflegekräfte werden ausgebeutet

Beitrag von johannes » 26.10.2010, 15:15

Eine veränderte Form der Finanzierung löst nicht das Problem.

Solange die Kostenträger nicht bereit sind, mehr Personal zu genehmigen, wird die Ausbeutung der Pflegekräfte weiter gehen mit dem Ergebnis, daß auch die aus dem Ausland zu beschaffenden Pflegefachkräfte keine Entlastung bringen können, eher nur den bereits bestehenden Mangel auf gleichem Niveau zu halten im Stande sind.
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Brigitte Bührlen
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Schreiben, reden, argumentiern .......... Veränderung?

Beitrag von Brigitte Bührlen » 27.10.2010, 09:40

Wie viel wurde in diesem Forum schon geschrieben, gerechnet, argumentiert. Wie viele "Fachgespräche" im Reichstag von verschiedenen Parteien, wieviele Tagungen der verschiedensten Organisationen zum Thema "Pflege" finden im Land tagtäglich statt?
Was kosten diese Veranstaltungen, aus welchen Töpfen werden sie bezahlt?
Was hat sich im Pflegealltag dadurch für wen zum Positiven verändert?

Die Pflegewirtschaft ist ein wesentlicher Teil der Sozialwirtschaft in unserem Land.
Während wir uns mit menschenwürdigen Rahmenbedingungen, mit leistungsgerechter Bezahlung, mit ambulant vor stationär usw beschäftigen werden von der Pflegewirtschaft vorgegebene Rahmenbedingungen politisch abgesegnet. Den von den Auswirkungen Betroffenen wird weder Stuhl noch Stimme am Verhandlungstisch zugebilligt.
Wenn die Pflegebetroffenen, sprich die Pflegebedürftigen(so sie dazu in der Lage sind), die Pflegekräfte, die pflegenden Angehörigen nicht irgendwann in die Schuhe kommen und gemeinsam klar machen, dass sie es so nicht wollen, wird sich nichts verändern.
Warum sollten Pflegeanbieter und Politik irgendetwas verändern? Würde es sich macht-oder geldmäßig für sie lohnen?
Schöne und beschwichtigende Worte sind billig, da muss man nicht viel investieren.
Nur wenn die Betroffenen eine Lobby bilden, werden sie gehört werden. Wir sind Wähler, das ist unsere Stärke.

@johannes
Was die Anmerkungen zur häuslichen Pflege betrifft:
1.Was ist denn das "normale familiäre Leben?"
Welche Söhne und Töchter, welche Frauen und Männer glauben Sie, werden in Zukunft die von Ihnen als selbstverständlich dargestellte häusliche Pflege ehrenamtlich übernehmen können und wollen?
2.Von welchen Familien sprechen Sie ?Was verstehen Sie unter "Selbsthilfemöglichkeiten"? Warum soll es selbstverständlich sein, dass ein "Fremder" Geld bekommt für seine Hilfsleistungen, ein Familienangehöriger der mindestens die gleiche Leistung erbringt aber nicht?
3.Stationäre Pflege greift nicht "selbstverständlich" erst dann, wenn ein familiäres Umfeld psychisch, physisch und finanziell nicht mehr in der Lage ist Pflege sicherzustellen, also ruiniert ist. Das meinen Sie doch nicht ernst, oder?
4.Verstehe ich Sie richtig: arbeitsrechtlich wäre die 24 h Familienpflege völlig ungesetzlich. Da diese Pflege, Ihren Ausführungen nach, aber keine Arbeit ist (sie wird nicht von Fremden gegen Entgelt erbracht), ist sie legitim. Interessante Folgerung!
Ihre Argumentation ist, mit Verlaub gesagt, nicht zeitgemäß und schon gar nicht auf Zukunft gerichtet.
Ein Staat, der sich darauf verlässt, dass tradierten Werten verpflichtete Bürger ehrenamtlich/ unentgeltlich 70% der Pflegeleistung im Land erbringt hat auf Sand gebaut.
Selbstverständlich werden diese 70% in der Zukunft einen finanziellen Ausgleich fordern. Auch die Wirtschaft wird sich, was flexible Arbeitszeitmodelle betrifft anpassen müssen.
Wir sind in der Pflege an einem ähnlichen Punkt wie vor 40 Jahren beim Thema Kindererziehung. Männer und Frauen (es werden auch nicht immer Familienangehörige sein ) werden im häuslichen Bereich nur pflegen können und wollen, wenn ihre Tätigkeit von der Gesellschaft sowohl ideell als auch finanziell respektiert und ernstgenommen wird.

johannes
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... geldgeile Gesellschaft ...

Beitrag von johannes » 27.10.2010, 23:17

@Brigitte Bührlen

1. ich verstehe ihre Ausgangsfrage nicht. Was ist eine Familie? Vater, Mutter, Kinder und so sie noch leben Oma und Opa.
Der zweite Teil ist wohl eher klar zu beantworten. Die wenigsten. Da sich unsere Gesellschaft gewandelt hat und sich alles nur noch um Profit dreht, werden nur noch wenige "Gestrige", zu denen ich mich auch zähle, hierzu bereit sein. Die meisten werden diese auslachen oder für blöd erklären.

2. Wie bereits gesagt, ist unsere Gesellschaft eine geldgeile Gesellschaft geworden. Sie bestätigen dies mit Ihrem zweiten Punkt:

"Warum soll es selbstverständlich sein, dass ein "Fremder" Geld bekommt für seine Hilfsleistungen, ein Familienangehöriger der mindestens die gleiche Leistung erbringt aber nicht?"

Ich mach was und will dafür bezahlt werden! Als ob Menschlichkeit mit Geld aufgewogen werden könnte. Fremde erbringen keine Hilfsleistungen, sondern Dienstleistungen. Inhaltlich gibt es zwar keinen Unterschied, aber von der Motivation her ist der Unterschied gewaltig.

Ihren Ansatz konsequent fortgesetzt würde bedeuten

- Ein Koch wird für die Zubereitung von Speisen bezahlt. Warum sollten Sie nicht auch für ihre private Speisenzubereitung bezahlt werden?
- Eine Putzfrau wird für die Reinigungsarbeiten bezahlt. Warum sollten Sie nicht auch für ihre private Wohnungsreinigung bezahlt werden?
- Eine Erzieherin, ein Babysitter, ein Lehrer wird für seine Tätigkeit an Kindern bezahlt. Warum sollten Sie nicht auch für ihre eigene Leistung in diesem Bereich bezahlt werden?

Lassen wir es bei diesen drei Beispielen. Ich denke, Sie merken, wie unsinnig ein solches Ansinnen ist.

3. Doch das meine ich ernst. Heute geschieht es nur noch in Ausnahmefällen, daß ein Mensch sich bewußt entscheidet, in stationäre Pflege zu gehen. In der Regel sind die Pflegedefizite bereits so weit fortgeschritten, daß "nichts mehr geht", bevor ein Wechsel in die stationäre Pflege erfolgt - und dann auch noch mit Widerstand. Selbstverständlich können Sie die Augen vor dieser Realität schließen, sie bleibt dennoch bestehen.

4. Sie haben vollkommen Recht. Würde die häusliche Pflege - übrigens wie auch die Kindererziehung - mit der Berufstätigkeit gleichgestellt, dann wäre sie nach geltendem Arbeitsrecht ungesetzlich, besser gesetzwidrig. Ihre Schlußfolgerung, daß häusliche Pflege keine Arbeit sei, meinen Sie wohl nicht ernst. Es gehört zum Allgemeingut, daß viele Arbeiten nicht mit Berufstätigkeit gleichgesetzt werden, auch nicht gleichgesetzt werden können.
-
Sie meinen, daß

"Ein Staat, der sich darauf verlässt, dass tradierten Werten verpflichtete Bürger ehrenamtlich/ unentgeltlich 70% der Pflegeleistung im Land erbringt hat auf Sand gebaut. Selbstverständlich werden diese 70% in der Zukunft einen finanziellen Ausgleich fordern." Ich kann derzeit keine Alternative zu der unentgeltlichen Erbringung der familiären Pflegeleistung erkennen.

Haben Sie vergessen, daß die Bürger der Staat sind? Wollen Sie ihr Leben vom Staatsapparat finanziert bekommen, sollten Sie sagen, wo die dafür erforderlichen Mittel herkommen sollen. Sie jammern über steigende Sozialversicherungsbeiträge? Sie jammern über steigende Steuern und Abgaben?

Sie tun so, als ob die Gesellschaft sich für Ihre Ansprüche interessiert. Ich habe unsere Gesellschaft so kennen gelernt, daß sich jeder selbst der Nächste ist. Ist das bei Ihnen anders? Sie meinen, meine Argumentation sei nicht zeitgemäß und schon gar nicht auf die Zukunft gerichtet. Nun, ich stecke den Kopf nicht in den Sand. Ich bin bereit, die Realitäten zu sehen und zu akzeptieren.

Das bedeutet für mich, daß nicht alles, was ich haben will, von anderen bezahlt werden kann. Sagen Sie, wieviel Stundenlohn gestehen Sie sich für Ihre Tätigkeiten zu, die sie sich von anderen finanzieren lassen wollen?
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Meine emphatische Motivation ernährt mich nicht...........

Beitrag von Brigitte Bührlen » 28.10.2010, 00:11

Fakt ist, dass es eine boomende Pflegewirtschaft gibt, die als krisensicheres Marktsegment gilt.
Dieses Marktsegment wird gespeist aus Privat-, Pflegekassen(solidar)-und Steuergeldern der Bürger.
Diese Gelder sind in ausreichendem Maß für die Pflegenden auszugeben. Diese müssen gute Rahmenbedingungen haben um unsere Pflegebedürftigen menschenwürdig zu versorgen.
Professionelle Pflegekräfte müssen in ausreichender Zahl angemessen bezahlt werden. Häusliche Pflege muss so vergütet werden, dass die Pflegenden im Stande sind auch mit Pflege ein vernünftiges Leben zu führen und für ihr Alter einen ausreichenden Rentenanspruch zu erwerben.
An oberster Stelle steht für mich die Frage: wo bleiben unsere Gelder, wofür werden sie ausgegeben? Daran anschließend die Forderung:
Die Gelder müssen neu verteilt werden, es kann nicht sein, dass Renditen erwirtschaftet werden, die nicht mehr in die Pflege zurückfließen. Es kann nicht sein, dass pflegeferne Leistungen,Tätigkeiten, Objekte u.ä. kreuz und quer mit Pflegegeldern subventioniert werden.
Menschen brauchen Menschen in der Pflege und diese Menschen müssen leben und ihren Lebensunterhalt finanzieren können.
Wie soll ich zu Hause pflegen, wenn ich meinen Beruf aufgeben muss? Von Harz IV?
Meine emphatische Motivation ernährt mich leider nicht und schneidert mir auch keine Kleider auf den Leib, sie gibt mir kein Heizöl und bezahlt mir kein Busticket.
Nicht jeder Pflegebedürftige und Pflegende hat eine dicke Rente oder ein ebensolches Bankkonto im Rücken, nicht jeder hat einen Goldesel in der Wohnung oder reiche Verwandte in Amerika...........

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emphatische Motivation ernährt nicht ...

Beitrag von johannes » 28.10.2010, 01:51

ja, bei diesen Ausführungen kann ich Ihnen wohl zustimmen.
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Pflegenotstand beheben und Angehörige vergüten

Beitrag von PflegeCologne » 29.10.2010, 06:18

Hallo Forum!

Es wurde mit guten Beiträgen auf die vielfältigen Unzulänglichkeiten in den Pflegestrukturen aufmerksam gemacht. Richtig ist m.E., dass wir den einen gegen den anderen Versorgungsbereich nicht ausspielen dürfen.
In der stationären Heimversorgung fehlt es zweifelsfrei an Personal. Insoweit sind deutliche Verbesserungen dringlich.
Dann muss man aber auch sehen, dass die häusliche Versorgung finanziell klar besser vergütet werden muss. Wer sich einem Angehörigen umfassend zuwendet, um seine Pflegebedürftigkeit durch Pflege abzusichern, muss davon leben können. Das bisher zur freien Verfügung stehende Pflegegeld reicht insoweit hinten und vorne nicht.
Eine Pflegereform muss daher in verschiedenen Bereichen des Pflegeversicherungsrechts greifen.

Lb Grüße Pflege Cologne
Alzheimer - eine Krankheit, die mehr Aufmerksamkeit erfordert! - Pflegesystem muss dem angepasst werden, auch, wenn es teurer wird! - Ich bin dabei:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

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Pflegenotstand beheben und Angehörige vergüten

Beitrag von Anja Jansen » 29.10.2010, 06:38

PflegeCologne hat geschrieben: ... Richtig ist m.E., dass wir den einen gegen den anderen Versorgungsbereich nicht ausspielen dürfen.
In der stationären Heimversorgung fehlt es zweifelsfrei an Personal. Insoweit sind deutliche Verbesserungen dringlich.
Dann muss man aber auch sehen, dass die häusliche Versorgung finanziell klar besser vergütet werden muss. Wer sich einem Angehörigen umfassend zuwendet, um seine Pflegebedürftigkeit durch Pflege abzusichern, muss davon leben können. Das bisher zur freien Verfügung stehende Pflegegeld reicht insoweit hinten und vorne nicht.
Eine Pflegereform muss daher in verschiedenen Bereichen des Pflegeversicherungsrechts greifen. ....
Hallo Pflege Cologne,
damit sind die entscheidenden Aussagen noch einmal auf den Punkt gebracht. Stimme gerne zu!
MfG Anja
Es ist mehr Aufmerksamkeit für dementiell erkrankte Menschen nötig. Unser Pflegesystem braucht deshalb eine grundlegende Reform!

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Pflegepersonal - Bedarf wird sich verdoppeln

Beitrag von Presse » 03.11.2010, 07:25

Bedarf an Pflegepersonal wird sich verdoppeln
TÜV Rheinland: Gute Aussichten für Quereinsteiger
Praktika und Beratungsmöglichkeiten nutzen


Köln (ots) - Kaum ein Berufsfeld hat derzeit ähnlich gute Zukunftsperspektiven wie die Pflege: Schon jetzt herrscht in Krankenhäusern und Altenheimen bundesweit chronischer Personalmangel. Weil der Anteil alter und somit pflegebedürftiger Menschen an der Gesellschaft weiter ansteigt, wird sich auch der Bedarf an Pflegepersonal bis 2050 verdoppelt haben, schätzt beispielsweise das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. Die Branche steht vor einem Boom. Doch die Pflegeberufe sind nach Angaben von TÜV Rheinland nicht für jeden geeignet: Die körperliche und psychische Belastung sowie Schicht- und Wochenenddienste stehen im Gegensatz zu der relativ mageren Bezahlung.

Trotzdem kann sich die Überlegung, einen Beruf in der Pflege zu ergreifen, lohnen - gerade für Quereinsteiger. Vor allem Menschen zwischen Mitte 30 und Mitte 40, die in ihrem ursprünglichen Beruf keine Perspektive mehr sehen, oder Frauen, die nach der Geburt ihrer Kinder die Möglichkeit zum Wiedereinstieg ins Berufsleben suchen, sind als Seiteneinsteiger gefragt. Denn Lebenserfahrung und persönliche Ausgeglichenheit sind gute Voraussetzungen für diesen Beruf. Umschulungen bieten etwa die Fachseminare der TÜV Rheinland-Akademie an. "Am Ende steht in diesem Fall dasselbe Examen, das auch erstausgebildete Pflegekräfte ablegen und das selbstverständlich als gleichwertig anerkannt wird", erklärt Regine Uecker, Expertin für das Gesundheitswesen bei der TÜV Rheinland-Akademie. Gesucht wird nicht nur Pflegepersonal mit Examen. Die Chance auf einen Seiteneinstieg haben auch Personen, die an einer sechsmonatigen Qualifizierung zum Pflegehelfer bei den TÜV Rheinland Akademien teilnehmen. Ihr Abschluss ist nicht staatlich reglementiert und sie arbeiten ausschließlich unter Anleitung. "Es herrscht großer Bedarf an diesen Pflegekräften, die sich etwa um die Grundversorgung, wie Ankleiden und Anreichen von Essen kümmern", betont die Expertin.

Wer über einen Einstieg in einen Pflegeberuf nachdenkt, sollte sich in jedem Fall bei der Agentur für Arbeit, aber auch in den Bildungsberatungsstellen der Volkshochschulen, der Gemeinden oder der Sozialträger beraten lassen. Ein Praktikum bietet die beste Gelegenheit, ganz konkret zu überprüfen, ob ein Job als Pfleger oder Pflegerin die richtige Wahl ist.

Quelle: Pressemitteilung vom 02.11.2010
Pressekontakt:
Ihr Ansprechpartner für redaktionelle Fragen:
Jörg Meyer zu Altenschildesche, Presse, Tel.: 0221/806-2255
Die aktuellen Presseinformationen erhalten Sie auch per E-Mail über
presse@de.tuv.com sowie im Internet: htp://www.tuv.com/presse

Siehe auch unter
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Personalmangel an Kliniken kein Einzelfall

Beitrag von Presse » 03.11.2010, 07:42

Personalmangel an Kliniken kein Einzelfall
Oberhausen, 02.11.2010, Stephanie Weltmann

Die Beschwerden über Pflegemängel wegen Personalmangels am Evangelischen Krankenhaus (EKO) lösen eine Welle von Reaktionen aus. Auch an anderen Häusern beklagt man den Mangel an Personal. Die Gewerkschaft Verdi sieht die Situation kritisch.
.... (mehr)
http://www.derwesten.de/staedte/oberhau ... 98446.html

Siehe auch unter
viewtopic.php?p=55712#55712

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Pflegenotstand – Menschenwürdige Pflege mehr als gefährdet

Beitrag von WernerSchell » 03.11.2010, 08:46

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Initiative - Harffer Straße 59 - 41469 Neuss
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Kooperationspartner der „Aktion Saubere Hände.“


Pressemitteilung vom 03.11.2010

Pflegenotstand – Menschenwürdige Pflege mehr als gefährdet

Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) hat in einer Erklärung vom 01.11.2010 auf die desolate Situation in vielen Bereichen der Pflege aufmerksam gemacht und die Bundeskanzlerin zum Handeln gemahnt. Der Kanzlerin wurde öffentlichkeitswirksam die „gelbe Karte“ gezeigt.

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk macht seit Jahren auf den Pflegenotstand aufmerksam und wird sich auch beim Pflegetreff am 16.11.2010 in Neuss-Erfttal, Bedburger Straße 57 („Kontakt Erfttal“), 18.00 bis 20.00 Uhr, in Anwesenheit von zwei Bundestagsabgeordneten mit den anstehenden Pflege-Reformnotwendigkeiten befassen und hat dazu pflegebedürftige Menschen und Angehörige, PflegemitarbeiterInnen, Leitungskräfte in Pflegeeinrichtungen sowie alle interessierten BürgerInnen eingeladen. Der Eintritt ist kostenlos. Nähere Informationen zur Veranstaltung gibt es auf der Homepage von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk bzw. im Forum Werner Schell.

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk hat bereits am 10.11.2009 in einer im Internet nachlesbaren Stellungnahme zum Koalitionsvertrag von Union und FDP (Abschnitt 9.2.: Pflege- Weiterentwicklung der Pflegeversicherung) zum Pflegenotstand u.a. ausgeführt:
---
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk vertritt die Meinung, dass reformerische Maßnahmen einmal die professionell Pflegenden, aber auch die (ehrenamtlich) tätigen Angehörigen betreffen müssen. Die allseits gewünschte und erforderliche Zuwendung für pflegebedürftige Menschen kann nur dadurch gewährleistet werden, dass deutlich mehr Pflegefachpersonal und sonstige Betreuungskräfte zur Verfügung stehen. Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk schätzt, dass ein Personalmehrbedarf von rd. 20% vorliegt. Damit aber dieser Bedarf auf einer seriösen Basis ermittelt werden kann, werden bundesweit geltende Personalbemessungssysteme für dringend erforderlich erachtet. Die zur Zeit zur Anwendung kommenden regional geltenden Personalschlüssel und sonstigen Schätzparameter werden als unzureichend eingestuft mit der Folge, dass eine Anstellung von Personal mehr oder weniger nur den Finanzierungsmöglichkeiten folgt (= Beschäftigung von Pflegepersonal und sonstigen Betreuungskräften nach Kassenlage). Dieser Zustand muss endlich überwunden werden. Dann wäre auch genügend Zeit für angemessene gute Pflege und sonstige Zuwendung gegeben. Ohne ausreichend bemessene Personalausstattungen wird es keine Verbesserungen - und damit eine Abwendung von der sog. Minutenpflege - geben können.
In diesem Zusammenhang muss auch Berücksichtigung finden, dass eine Verkürzung der Wehrdienstzeit auf sechs Monate zu einer entsprechend verkürzten Zivildienstzeit führen wird und damit den Pflegesystemen zahlreiche Zivildienstleistende als nützliche Helfer verloren gehen. Die insoweit entstehenden personellen Lücken müssen bei der notwendigen Personaldotierung angemessen Berücksichtigung finden. Der Personalmehrbedarf wird bei einer Verkürzung des Wehrdienstes deutlich über der o.a. Schätzmarke liegen.
Um es auf den Punkt zu bringen:
Wer alte und kranke Menschen mit so wenig Personal (Geld) allein lässt, der verachtet sie!
---
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ruft diese Ausführungen in Erinnerung und fordert gesetzgeberische Initiativen, die den Bedürfnissen der pflegebedürftigen Menschen uneingeschränkt gerecht werden!

Werner Schell
Dozent für Pflegerecht und Vorstand von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk

+++
Die vorstehende Pressemitteilung ist zur Veröffentlichung frei!

Siehe auch unter
viewtopic.php?p=55720#55720
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Lutz Barth
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Pflegenotstand – Zeit für "Sonntagsreden" vorbei

Beitrag von Lutz Barth » 03.11.2010, 10:08

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ruft diese Ausführungen in Erinnerung und fordert gesetzgeberische Initiativen, die den Bedürfnissen der pflegebedürftigen Menschen uneingeschränkt gerecht werden!
Werner Schell - Dozent für Pflegerecht und Vorstand von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk


Dem Statement kann insofern zugestimmt werden, als dass die Zeit der sog. "Sonntagsreden" wirklich vorbei sein sollte.

Gleichwohl möchte ich in Erinnerung rufen, dass wir bei all den Bemühungen um eine angemessene Pflege zugleich darauf achten müssen, dass die beruflich Pflegenden mit ihren Berufsstand nicht unversehens den Status einer "Staats-Pflege" annehmen. Dies ist deshlab besonders zu betonen, weil es eben auch gilt, dass die beruflich Pflegenden für ihre ureigenen materiellen Arbeitsbedingungen nachhaltig einzutreten haben und dieser Prozess dem freien Spiel der Arbeitsvertragsparteien überantwortet ist, der sich klassisch durch eine Staatsferne auszeichnet, ja auszeichnen muss.
Anderenorts wurde hier im Forum dem entgegen gehalten, dass ein Blick in die Geschichte der Gewerkschaften nicht sonderlich spektakulär sei; in der Tat ist dies so, wenngleich es doch zuweilen Erstaunen auslösen muss, warum die verschiedenen Ebenen nicht strikt voneinander getrennt werden, zumal dies zu Irritationen führt.

In diesem Sinne verstehe ich auch den Hinweis v. W. Schell, wenn er darauf verweist, "dass reformerische Maßnahmen einmal die professionell Pflegenden, aber auch die (ehrenamtlich) tätigen Angehörigen betreffen müssen."

Der Reformbedarf lässt sich jedenfalls mit Blick auf die konkreten (Arbeits-)Bedingungen in der professionellen Pflege privatrechtlich anmahnen, schließt aber keineswegs ein Eintreten für die Bedürfnisse der zu Pflegenden aus.
Wir vertreten nicht immer die herrschende Lehre!

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Pflegenotstand - Fachkräftemangel in Heimen

Beitrag von Presse » 06.11.2010, 07:59

Der Kreis steht vor dem Pflegenotstand
Von Manfred Augener 4. November 2010, 06:00 Uhr

Akuter Fachkräftemangel in Heimen. SPD kritisiert Streichung der Umschulungsförderung in der Altenpflege
Tornesch. Angesichts der demografischen Entwicklung und eines eklatanten Mangels an Altenpflegern steht der Kreis Pinneberg vor einem Pflegenotstand ersten Ranges. Bereits jetzt gibt es in einigen Heimen des Kreises Wartelisten für die Aufnahme älterer Menschen. Sollte sich der schon jetzt dramatische Fachkräftemangel nicht verbessern, müssten Pflegeheime aufgrund gesetzlicher Vorgaben einen Belegungsstopp verhängen. Lag die Zahl der über 80-Jährigen im Kreis Pinneberg 2006 noch bei etwa 13 000, wird ihre Zahl 2025 nach Berechnungen der Statistiker auf mehr als 27 000 steigen.
..... (mehr)
http://www.abendblatt.de/region/pinnebe ... stand.html

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Pflege - die gesamte Gesellschaft ist gefordert

Beitrag von PflegeCologne » 07.11.2010, 08:26

Lutz Barth schrieb u.a.:
.... dafür, dass sich so wenige beruflich Pflegende engagieren? Andererorts hier im Forum habe ich bereits darauf hingewiesen, dass das persönliche Engagement etwa von Herrn Schell begrüßenswert ist. Zu fragen aber ist, warum auch er es über Jahre hinweg offensichtlich nicht schafft, entsprechende "Mehrheiten" zu organisieren. Woran liegt es? Ist es Desinteresse der Pflegenden? Sind diese "ausgebrannt"? Die Probleme sind hinreichend identifiziert und nunmehr kommt es erkennbar darauf an, die Interessen auch der beruflich Pflegenden sachgerecht zu bündeln - will heißen: organisieren. Wer aber organisiert diese Interessenwahrnehmung? Die Pflege-Berufsverbände? ....

Quelle:
viewtopic.php?t=15047

Dazu mein Statement:

Hallo Lutz,

ich bin mit vielen anderen der Meinung, dass sich die Pflegeverbände und Ver.di (soweit für Pflege zuständig) stärker einbringen müssten in eine vernünftige Gesundheits- und Pflegereform.
Die Pflegekräfte selbst, es sind zunächst überwiegend junge Damen, die mit viel Idealismus in die Pflege gehen, und mit politischem Aktionismus kaum etwas zu tun haben. Von daher ist auch das Ausbildungsfach "Staatsbürger- und Gesetzeskunde" seit jeher unbeliebt. Wenn die Pflegekräfte dann nach einigen Berufsjahren erkannt haben, "wo der Hase läuft", ist es meist für ein pflegepolitisches Engagement zu spät. Viele Pflegekräfte sind dann schon "platt"!

Es kann aber auch gar nicht darum gehen, nur von Pflegekräften pflegepolitisches Engegament zu verlangen. Es muss von der gesamten Gesellschaft gesehen werden, was Not tut und dass mehr Pflegepersonal auf den Weg gebracht werden muss. Daher frage ich, warum sich nicht mehr BürgerInnen zu Wort melden. Die übergroße Mehrheit der Gesellschaft interessiert sich politisch für Gesundheit und Pflege kaum. Nur wenn das "Kind im Brunnen liegt", ist das Geschrei groß. Daher erwarte ich mehr von der Gesellschaft.

Es kann und darf nicht allein Aufgabe der Pflegekräfte und deren Verbände sein, für ordentliche Pflegesysteme einzutreten. Wir alle sind gefordert.

LB Grüße
Pflege Cologne
Alzheimer - eine Krankheit, die mehr Aufmerksamkeit erfordert! - Pflegesystem muss dem angepasst werden, auch, wenn es teurer wird! - Ich bin dabei:
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Wer pflegt uns in Zukunft? Fachkräftemangel ...

Beitrag von Presse » 06.12.2010, 12:22

Aus Forum
viewtopic.php?t=15183
viewtopic.php?p=56385#56385
viewtopic.php?t=14974

Wer pflegt uns in Zukunft? Fachkräftemangel beim Pflegepersonal bereits jetzt absehbar

Der demografische Wandel wird zu einem Fachkräftemangel in den Pflegeberufen führen: Im Jahr 2025 werden rund 152.000 Beschäftigte in Pflegeberufen fehlen, um die dann zu erwartende Zahl an Krankenhauspatientinnen und -patienten und Pflegebedürftigen zu versorgen. Umgerechnet auf die volle tarifliche Arbeitszeit entspricht dies etwa 112.000 Pflegevollkräften in Krankenhäusern, ambulanten und (teil-)stationären Pflegeeinrichtungen. Dies zeigen Modellrechnungen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und des Statistischen Bundesamtes (Destatis).

Den Modellrechnungen zufolge stehen im Jahr 2025 einem Bedarf an 940.000 Pflegevollkräften lediglich rund 828.000 Pflegevollkräfte auf der Angebotsseite gegenüber.

Berechnungen des BIBB auf Grundlage des Mikrozensus zeigen, dass im Jahr 2005 rund drei Viertel (74,8 %) der ausgebildeten Pflegekräfte in ihrem erlernten Beruf arbeiteten. Hierzu zählen Gesundheits- und Krankenpfleger/-innen einschließlich Hebammen und Entbindungspfleger, Gesundheits- und Krankenpflegehelfer/-innen sowie Altenpfleger/-innen einschließlich Altenpflegehelfer/-innen. Diese stellten aber nur 56,4 % aller Beschäftigten in Pflegeberufen dar.

Werden ausschließlich ausgebildete Pflegekräfte berücksichtigt, so fehlten bereits im Jahr 2005 rund 39.000 Pflegevollkräfte. Dieser Mangel würde sich bis zum Jahr 2025 auf rund 193.000 erhöhen bei einem Angebot von 747.000 ausgebildeten Pflegevollkräften. Bislang konnte der Bedarf an Pflegepersonal allerdings noch über un- beziehungsweise angelernte Pflegekräfte kompensiert werden. Doch selbst der bislang hohe Zugewinn von 43,6 % an fachfremdem Pflegepersonal wird spätestens ab dem Jahr 2018 nicht mehr ausreichen, um den steigenden Bedarf zu decken.

Die Studien von Destatis auf Grundlage des Mikrozensus verdeutlichen, dass dem steigenden Pflegepersonalbedarf begegnet werden könnte, wenn in Westdeutschland dieselbe Beschäftigungsstruktur wie in Ostdeutschland erreicht würde – mit mehr Voll- statt Teilzeitbeschäftigten. Hierdurch würde die Zahl der Pflegevollkräfte um 9,5 % steigen, wodurch sich der Engpass im Jahr 2025 auf 34.000 Vollkräfte verringern würde. Ausschlaggebend hierfür wäre jedoch ein Trend zu mehr Arbeitsstunden beziehungsweise Vollzeitbeschäftigungsverhältnissen in den Pflegeberufen. Dieser Trend lässt sich jedoch seit Beginn des Jahrtausends nicht erkennen. Vielmehr stellt eine Teilzeitbeschäftigung, vor allem bei Frauen in Westdeutschland, eine bewusste Entscheidung dar. So geben 69 % des weiblichen Pflegepersonals im Jahr 2005 im früheren Bundesgebiet laut Mikrozensus persönliche oder familiäre Verpflichtungen als Hauptgrund für ihre Teilzeitbeschäftigung an.

Eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Pflegeberufen scheint demnach einer der Schlüssel zu sein, um das Angebot an Pflegevollkräften in Zukunft zu erhöhen. Die Analysen ergeben zudem, dass eine Aufstockung der Anzahl der Beschäftigten in Pflegeberufen über geringfügige Beschäftigungsverhältnisse dem Mangel an ausgebildeten Pflegekräften nicht begegnet. Denn ausgebildete Pflegekräfte in Vollzeit- oder Teilzeitbeschäftigungsverhältnissen arbeiten zu 77,4 % beziehungsweise 76,6 % in ihrem erlernten Beruf. Hingegen sind ausgebildete Pflegekräfte in geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen nur zu 47,9 % in Pflegeberufen tätig.

Bei den Modellrechnungen wurde der Bedarf an Pflegevollkräften aus der Gesundheitspersonalrechnung und der Vorausberechnung der Zahl der Krankenhausfälle und Pflegebedürftigen von Destatis ermittelt. Die Entwicklung des Angebots wurde über das BIBB-DEMOS-Modell geschätzt, indem die Pflegevollkräfte aus der Projektion der Beschäftigten in den Gesundheitsberufen ohne Approbation abgeleitet wurden. Das BIBB-DEMOS-Modell ist Teil des QUBE-Projekts „Beruf und Qualifikation in der Zukunft“, welches das BIBB gemeinsam mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) durchführt.

Weitere Informationen können Sie der Veröffentlichung „Projektionen des Personalbedarfs und -angebots in Pflegeberufen bis 2025“ in „Wirtschaft und Statistik 11/2010“ (über http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/) entnehmen.

Weitere Einzelheiten über die Projektionen von BIBB und IAB über die „Qualifikations- und Arbeitskräfteentwicklung bis zum Jahr 2025“ stehen im Internetangebot des BIBB unter http://www.qube-projekt.de in der Rubrik „FAQ-Fachkräftemangel“ zur Verfügung.

Weitere Auskünfte erteilen:

Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)
Tobias Maier
Tel.: 0228 / 107-2043
tobias.maier@bibb.de

Statistisches Bundesamt (Destatis)
Anja Afentakis
Tel.: 0611 / 75-8128
anja.afentakis@destatis.de

Quelle: Pressemitteilung vom 06.12.2010
Andreas Pieper Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)
http://idw-online.de:80/pages/de/news400426

Sabrina Merck
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Pflegenotstand jetzt und in der Zukunft

Beitrag von Sabrina Merck » 07.12.2010, 08:27

Pflegenotstand jetzt und in der Zukunft - Ausbildungsoffensive nötig

Hallo und guten Morgen,

seit Tagen gibt es zahlreiche Botschaften, die sich mit dem Pflegenotstand bzw. dem jetzigen und zukünftigen Pflegekräftemängel befassen. Dabei geht einiges durcheinander:

Festzuhalten ist, dass wir bereits aktuell einen gravierenden Pflegekräftemangel haben. In Krankenhäusern ist er - auch hier im Forum - gut belegt mit mindestens 50.000 Stellen anzugeben. In den Heimen gibt es unzureichende Stellenschlüssel, die eine klare Unterversorgung mit Pflegepersonal zur Folge haben.

Angesichts des demografischen Wandels wird der Bedarf an Pflegekräften in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen deutlich zunehmen. Insoweit gibt es unterschiedliche Hochrechnungen. Eines dürfte aber klar sein: Bereits jetzt umfassende Ausbildungsstrategien nötig.

Zur Fachkräfteanwerbung aus dem Ausland: Bei der Ausbildung und Einstellung sollten vorrangig deutsche Arbeitskräfte rekrutiert werden. Im Zweifel muss die Anwerbung geeigneter Kräfte mit deutlich besseren Vergütungen honoriert werden. Der Ruf nach ausländischen Fachkräften für die Pflege geht in die falsche Richtung. Denn Pflege erfordert Kommunikation. Und dazu gehört die deutsche Sprache. Vielleicht haben wir jetzt schon in der Pflege zuviele Personen, die nicht gut deutsch sprechen. Die große Zahl von Personen ohne ausreichende Sprachkompetenz zu vermehren, ist mehr als problematisch.
Es gibt also viel zu tun.

Texte dazu im Forum zahlreiche Beiträge, z.B. unter
viewtopic.php?t=15183
viewtopic.php?t=15182
viewtopic.php?t=14974
viewtopic.php?t=14538
viewtopic.php?t=14740
viewtopic.php?t=14949
viewtopic.php?t=15148
viewtopic.php?t=15111
viewtopic.php?t=14991
viewtopic.php?t=14950
viewtopic.php?t=15037
viewtopic.php?t=14976

Ich bitte alle Pflegekräfte und diejenigen, die sich an sonst für pflegerische Themen interessieren. Bitte informiert weiter. Es müssen jetzt die richtigen politischen Weichen gestellt werden. Wenn die Koalition in Berlin die nächsten Reformschritte halbherzig vornimmt, rennen wir pflegerisch in ein Dilemma!
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Mit freundlichen Grüßen
Sabrina Merck
Dem Pflegesystem und den pflegebedürftigen Menschen muss mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden! Daher:
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk!
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

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