Luxus-Altenheim: außen hui, innen pfui - TV 02.09.2010

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Luxus-Altenheim: außen hui, innen pfui - TV 02.09.2010

Beitrag von WernerSchell » 02.09.2010, 14:32

02.09.2010, 21.45 - 22.15 Uhr, ARD, Panorama

Thema u.a.:

Undercover im Luxus-Altenheim: außen hui, innen pfui

Er ist der "Günther Wallfraff" der Pflege - der Journalist Markus Breitscheidel arbeitete bereits vor zehn Jahren verdeckt als Pfleger in verschiedenen deutschen Altenheimen. Heraus kam das Buch "Abgezockt und totgepflegt", in dem Breitscheidel die katastrophalen Zustände in deutschen Pflegeheimen schonungslos schilderte.

Seine Diagnose von damals ist heute aktueller denn je: zu wenig Personal, menschenunwürdige Zustände und Verstöße gegen gesetzlich festgeschriebene Pflegerichtlinien. Das musste Breitscheidel feststellen, als er jetzt im Auftrag von Panorama noch einmal undercover jobbte. Schlimme Zustände selbst da, wo der neue "Pflege-TÜV" die Note "gut" vergeben hat - auch das Pflegenotensystem weist also gravierende Mängel auf.

Undercover im Altenheim - Panorama über das miese Geschäft mit der Pflege.

Quelle /Weitere Informationen: http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/ ... ge101.html
http://www.tagesschau.de/inland/pflege134.html
Zuletzt geändert von WernerSchell am 04.09.2010, 09:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Lupo01
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Altenheime gehören abgeschaltet

Beitrag von Lupo01 » 07.09.2010, 02:44

Es stand einmal im Pflegefreund: Altenheime gehören abgeschafft. Den Pflegefreund gibt es nicht mehr, stattdessen Laufzeitverlängerung für Altenheime. Und Hartz 4 Empfänger sollen Alte pflegen. Dabei ist die Entsorgung vom Menschenmüll in keiner Weise gesichert. Um die Zustände in Altenheimen zu erkunden hat der Pflege-TÜV versagt, so wie im AKW Krümmel, als zwei mal der Trafo durchbrannte und der TÜV nichts merkte. Alles ist sicher, totsicher.
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Haltlose Vorwürfe gegen die Auguste-Viktoria-Stiftung

Beitrag von Presse » 27.09.2010, 18:06

Haltlose Vorwürfe gegen die Auguste-Viktoria-Stiftung

In der Ausgabe der TV-Sendung „Panorama“ vom 02.09.2010, 21.45 Uhr wurden Vorwürfe gegen das Pflegeheim der Auguste-Viktoria-Stiftung erhoben, die das Haus entschieden zurückweist. Dazu fand am 03.09.2010 in der Auguste-Viktoria-Stiftung eine Pressekonferenz statt, bei der der Vorstandsvorsitzende Dr. Torsten Schweda und die Qualitätsbeauftragte des Heims, Frau Anke Peters, ausführlich Stellung zu den erhobenen Vorwürfen nahmen und diese detailliert richtigstellten. Anschließend hatten die anwesenden Pressevertreter die Gelegenheit, das gesamte Haus zu besichtigen, um sich selbst einen Eindruck von der Situation in unserem Pflegeheim zu machen.

Dazu hier die aktuelle Presseerklärung

In der gestrigen Ausgabe der Sendung „Panorama“ wurden Vorwürfe gegen die Auguste-Viktoria-Stiftung erhoben, die wir entschieden zurückweisen.

Zur Vorgeschichte:

Der Reporter Markus Breitscheidel hat sich unter dem falschen Namen „Reiner Mayers“ mit gefälschten Arbeitspapieren bei einer Zeitarbeitsfirma als Pflegehilfskraft einstellen lassen. Unser Pflegeheim hatte für den 11. und 12. August 2010 mit dieser Zeitarbeitsfirma den Einsatz einer anderen Mitarbeiterin vereinbart, die schon mehrfach in unserem Haus tätig war, die aber kurzfristig erkrankte, so dass sehr zeitnah ein Ersatz benötigt wurde. Die Zeitarbeitsfirma schickte uns daher Herrn Breitscheidel als Ersatz, da er den gefälschten Papieren nach über die notwendige Qualifikation als Pflegehilfskraft verfügte.

Am 10. August war Herr Breitscheidel von 7.00 – 13.00 Uhr zu einer vorbereitenden Hospitation im Hause. Hier wurde ihm wie üblich Gelegenheit gegeben, die Kollegen und die Abläufe des Wohnbereiches kennen zu lernen. Anschließend war er an den genannten zwei Tagen in jeweils einer Schicht von 6 Stunden von 14.30 – 20.30 Uhr als Pflegehilfe für einfache Tätigkeiten in unserem Haus tätig. Danach endete der Einsatz, einen weiteren gab es nicht. Nach unserer Kenntnis hat Herr Breitscheidel weder vorher noch danach unser Haus besucht. Eine Erlaubnis für Filmaufnahmen, die unsere Bewohner darstellen, wurde weder beantragt noch erteilt. Er hat damit in unzulässiger Weise die Persönlichkeitsrechte unserer Bewohner verletzt.

Das Magazin Panorama wandte sich per Mail am 24. August 2010 an die Auguste-Viktoria-Stiftung und konfrontierte uns zunächst mit sehr pauschalen Vorwürfen von angeblich schwerwiegenden Pflegemängeln. Wir haben uns daraufhin mit der Redaktion in Verbindung gesetzt und darum gebeten, uns bestehende Vorwürfe konkret und schriftlich mitzuteilen. Dieses Verfahren ist das angemessene Vorgehen, um die zunächst völlig undifferenzierten Anschuldigungen mit der gebotenen Sorgfalt zu untersuchen, um dann auch umfassend Auskunft geben zu können.

Wir hatten einen sehr intensiven Dialog mit der Redaktion und haben sämtliche Fragen sehr ausführlich und offen beantwortet. Mit Herrn Breitscheidel selbst bestand niemals ein direkter Kontakt. Durch unsere eigenen Recherchen konnten wir die Vorwürfe vollständig entkräften und aufklären.

Dennoch hat Panorama einen Teil der Vorwürfe aufrechterhalten und in der gestrigen Sendung zusammen mit rechtswidrig zustande gekommenen Bildaufnahmen von Bewohnern unseres Hauses ausgestrahlt. Wir möchten daher die Gelegenheit nutzen, zu den in der Sendung erhobenen Vorwürfen konkret Stellung zu nehmen:

1 ) Panorama zeigt ein Bett, vor das eine Matratze gestellt ist, um damit „notdürftig vor dem Herausfallen aus dem Bett zu schützen“. Das dazu gezeigte Foto ist gestellt. Uns liegt die Aussage einer Mitarbeiterin vor, dass Herr Breitscheidel die Matratze selbst aufrecht an das Bett gestellt hat. Die Matratze hätte auf den Fußboden vor das Bett gelegt werden sollen, um so eine Sturzprophylaxe zu gewährleisten. Dies geht auch aus der Anweisung für den Spätdienst O1 mit Stand vom 11.08.2010 (2. Rubrik von unten) hervor. Die Anweisung an die Pflegehilfskraft lautet dort in Fettdruck: „Unbedingt Matratze vor das Bett legen“. Diese Anweisung liegt auch bei Panorama vor.

Zur weiteren Erläuterung: Die Alternative für Bewohner, die aufgrund ihrer Aktivität sturzgefährdet sind, wäre es, ein festes Gitter an das Bett anzubringen. Dies wäre eine freiheitsentziehende Maßnahme, die nur aufgrund eines richterlichen Beschlusses möglich wäre. Wir bemühen uns in unserem Heim, solche Maßnahmen so wenig wie möglich anzuwenden. Darüber hinaus ist durch Studien belegt, dass die Anbringung von Gittern eher zu mehr und schwerwiegenderen Stürzen führt. Die Matratze bei dem Pflegebett stellt also einen wichtigen Schutz für den Bewohner dar.

2 ) Panorama zeigt einen ordnungsgemäß verschlossenen Plastikbeutel mit gebrauchten Inkontinenzmitteln mit der Kommentierung, dass dieser in einem Mülleimer vergessen worden sei. Dies ist eine Momentaufnahme. Es gehört gerade zu den Aufgaben der Pflegehilfskräfte wie Herrn Breitscheidel, dass diese entsorgt werden.

3 ) Die Auguste-Viktoria-Stiftung wird durch Büsche hindurch von außen im Bild dargestellt mit dem Kommentar: „versteckt hinter ein paar Büschen“. Dies ist falsch: die Auguste-Viktoria-Stiftung ist ein offenes Haus, mit zwei offenen, nicht durch Tore abgesperrten Zuwegungen und einer am Tage ständig offen zugänglichen Eingangstür. Sie ist nicht versteckt und für jeden zugänglich. Zum Leitbild unseres Hauses gehört es gerade, eine offene Atmosphäre zu gestalten.

4 ) Herr Breitscheidel beklagt, dass er als neuer Pfleger einzelnen Bewohnern nicht vorgestellt worden sei. Es ist in unserem Haus üblich, dass neue Pflegekräfte den Bewohnern vorgestellt werden. Herr Breitscheidel war sehr kurzfristig als Ersatz für eine erkrankte Mitarbeiterin von der Zeitarbeitsfirma geschickt worden. In solchen Fällen kann es vorkommen, dass eine Vorstellung nicht möglich ist. In solchen Fällen kann allerdings von einer Pflegekraft erwartet werden, dass sie in der Lage ist, sich selbst Bewohnern in einer angemessenen und freundlichen Weise vorzustellen. Es handelt sich, wenn überhaupt, um einen Einzelfall und nicht um ein systematisches Fehlverhalten des Heimes.

5 ) Panorama behauptet, dass es nach dem Frühstück für Bewohner Medikamente gäbe, so dass es dann im Aufenthaltsraum „ruhig“ sei. Es wird damit suggeriert, dass das Heim von sich aus an Bewohner Medikamente ausgäbe. Dies ist nicht richtig. Medikamentengaben geschehen ausschließlich aufgrund ärztlicher Anordnungen. In dem genannten Aufenthaltsraum versammeln sich in der Regel schwerstdemente Bewohner, die aufgrund dieser Erkrankung und nicht aufgrund einer Medikation einen ruhigen Eindruck ausstrahlen. Wir haben noch einmal recherchiert und können nachweisen, dass keine der gezeigten Bewohnerinnen Medikamente erhält, die Müdigkeit verursachen.

6 ) Panorama behauptet, dass Herr Breitscheidel als Pfleger in fünf Stunden 15 Senioren im Rahmen einer sog. Grundpflege hätte pflegen sollen. Dies ist falsch: Zunächst betrug die Schicht von Herrn Breitscheidel nicht fünf sondern sechs Stunden. Zum anderen waren von der Pflegehilfskraft bei einigen der Bewohner nur grundpflegerische Tätigkeiten zu erbringen, bei anderen nur sog. Unterstützungen (z.B. bei Toilettengängen) oder es waren Kontrollgänge, also zeitlich von vornherein sehr kurze Hilfen. Eine sog. Behandlungspflege war nur bei einem Bewohner zu leisten (Kompressionsstrumpf ausziehen). Aufgrund dieser differenzierten Zuordnung tatsächlicher Leistungen zu den einzelnen Bewohnern ist die entsprechende Versorgung von 15 Personen in einer Schicht möglich.

7 ) Herr Breitscheidel stellt eine Bewohnerin dar, die angeblich zu wenig Flüssigkeit bekam und sogar „ausgetrocknet“ gewesen sein soll. Die Kommentierung dazu lautet, dass für diese Bewohnerin „keine Zeit war, ihr zu trinken zu geben“ und dass dies erst durch Herrn Breitscheidel geschehen sei. Dazu ist zu sagen, dass es gerade die Aufgabe des als Pflegehilfskraft eingestellten Herrn Breitscheidel war, die Flüssigkeitsversorgung zu überprüfen und die Flüssigkeit zuzuführen. Er ist nicht als Reporter oder Besucher in das Zimmer gekommen, sonders als eine damit beauftragte Pflegehilfe. Im Übrigen zeigen die Bildaufnahmen, dass es der Bewohnerin mit Hilfe des Pflegers problemlos möglich war, die Flüssigkeit aufzunehmen.

8 ) Panorama schildert, dass Herr Breitscheidel die Anweisung erhalten habe, entgegen seiner nur unqualifizierten Ausbildung als Pflegehilfskraft Tabletten zu verabreichen. Die Aussage, dies sei unzulässig, ist nicht richtig. Unter der Anleitung und Aufsicht einer examinierten Pflegekraft ist es gemäß den geltenden Richtlinien erlaubt, dass eine nicht-qualifizierte Pflegehilfskraft Medikamentengaben vollzieht. Üblich ist allerdings, dass die Medikamentengabe durch eine examinierte Pflegekraft erfolgt. Insofern handelt es sich hier, wenn überhaupt geschehen, um einen Einzelfall.

9 ) Panorama berichtet, dass in einem Fall eine zu große Tablette hätte verabreicht werden sollen, die aufgrund eines im Wohnbereich nicht vorhandenen Mörsers nicht zerkleinert werden konnte. Die im Bild gezeigten Tabletten sind Kapseln, die im Körper eine längere Auflösung haben und die überhaupt nicht zerstoßen werden können oder dürfen. Ob Tabletten zerkleinert werden dürfen, obliegt ausschließlich der Entscheidung der qualifizierten Pflegekraft. Die Aufnahme zerstoßener Tabletten kann möglicherweise zur Wirkungslosigkeit oder sogar zu Entzündungen und Blutungen der Magenschleimhaut führen. Es war also richtig und fachlich geboten, Herrn Breitscheidel zu verbieten, die im Bild gezeigten Tabletten zu zerstoßen. Im Übrigen ist in jedem Wohnbereich ein Mörser vorhanden.

10 ) Panorama berichtet, dass es in vielen Heimen in Deutschland eine personelle Unterversorgung gäbe und dass in dieser Hinsicht die Auguste-Viktoria-Stiftung kein Einzelfall sei. Im Blick auf unser Pflegeheim ist diese Aussage falsch. Die Auguste-Viktoria-Stiftung hat in der Vergangenheit ständig und jeden Tag die vorgeschriebenen Personalrichtlinien sowohl hinsichtlich der Quantität als auch der Qualität des Personals eingehalten. Das Heim verfügt zurzeit über eine sog. Fachkraftquote von 58 %. Deshalb ist auch die Behauptung von Herrn Breitscheidel falsch, dass sich die Auguste-Viktoria-Stiftung erst jetzt, nachdem die Heimaufsicht von Panorama eingeschaltet worden sei, darauf einstellen werde, dass genügend Personal vorhanden sei. Es ist und war wie gesagt nicht nur bei Prüfungen, sondern jeden Tag genügend Personal vorhanden.

Die Auguste-Viktoria-Stiftung hat sich in Hamburg mit ihrem Pflegeheim einen sehr guten Ruf erarbeitet, der nun in der Gefahr steht, durch die unrichtige und verzerrte Berichterstattung beeinträchtigt zu werden. Unser Pflegeheim und damit pauschal viele andere Pflegeheime in Deutschland werden durch diese unseriöse Berichterstattung diffamiert. Zugleich wird der engagierte und anstrengende Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Altenpflegeheimen herabgewürdigt. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter versehen einen aufopferungsvollen Dienst in einer Situation, die für die alten Menschen selbst, für ihre Angehörigen und auch für die Öffentlichkeit oft schwer zu ertragen ist. Im Zentrum unserer Arbeit stehen die Bewohnerinnen und Bewohner des Heimes. Es ist unsere Aufgabe, ihnen die bestmögliche Pflege für ihre jeweilige Situation zukommen zu lassen. Wenn es Mängel in unserem Heim gibt, werden diese bearbeitet und behoben.

Quelle: Pressemitteilung vom 03.09.2010
Auguste-Viktoria-Stiftung
Elbchaussee 88
22763 Hamburg

Cicero
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Auguste-Viktoria-Stiftung - Vorwürfe haltlos ?

Beitrag von Cicero » 30.09.2010, 14:28

Presse hat geschrieben:Haltlose Vorwürfe gegen die Auguste-Viktoria-Stiftung ....
Die Angelegenheit wird man anhand des Films und hier vorgestellten Informationen nicht endgültig beurteilen können. Wenn ich mir aber die Stellungnahme der Stiftung ansehe, ist wohl doch nicht ausreichend sorgsam recherchiert worden. Dies gibt Veranlassung, darauf aufmerksam zu machen, dass in dem Bemühen, gute Pflegebedingungen einzufordern und schaffen zu helfen, mit sog. Skandalgeschichten nicht weiter zu kommen ist.
Hilfreich sind allein korrekte Sachverhaltsbeschreibungen und das Aufzeigen von Lösungen. Insoweit begrüße ich sehr, dass Pro Pflege - Selbsthilfenetz diesbezüglich der Sache dienlich öffentlich auftritt. Vielleicht gibt es ja, wie vorgeschlagen, am 16.11.2010 ein "Aktionsbündnis menschenwürdige Pflege jetzt", so dass die verschiedenen Kritiker "unter einen Hut kommen".

Vgl. auch:
Pflege in den Medien ´Völlig unstrukturierte Diskussion`
viewtopic.php?t=11227&highlight=medienberichte

Cicero
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Im Gleichklang: Frieden - Ausgleich - Demokratie - und: "Die Menschenwürde ist unantastbar"!

thorstein
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Beitrag von thorstein » 30.09.2010, 17:24

Zunächst einmal sind schon auf den ersten Blick zwei absurde Behauptungen in der Selbstrechtfertigung auszumachen:
Im Blick auf unser Pflegeheim ist diese Aussage falsch. Die Auguste-Viktoria-Stiftung hat in der Vergangenheit ständig und jeden Tag die vorgeschriebenen Personalrichtlinien sowohl hinsichtlich der Quantität als auch der Qualität des Personals eingehalten. Das Heim verfügt zurzeit über eine sog. Fachkraftquote von 58 %. Deshalb ist auch die Behauptung von Herrn Breitscheidel falsch, dass sich die Auguste-Viktoria-Stiftung erst jetzt, nachdem die Heimaufsicht von Panorama eingeschaltet worden sei, darauf einstellen werde, dass genügend Personal vorhanden sei. Es ist und war wie gesagt nicht nur bei Prüfungen, sondern jeden Tag genügend Personal vorhanden.
Das ist die Bequemlichkeit der Träger: Wir halten die Richtwerte ein, ergo war genügend Personal vorhanden. Genau hier liegt ja der Grund für die Missstände.
Panorama behauptet, dass es nach dem Frühstück für Bewohner Medikamente gäbe, so dass es dann im Aufenthaltsraum „ruhig“ sei. Es wird damit suggeriert, dass das Heim von sich aus an Bewohner Medikamente ausgäbe. Dies ist nicht richtig. Medikamentengaben geschehen ausschließlich aufgrund ärztlicher Anordnungen. In dem genannten Aufenthaltsraum versammeln sich in der Regel schwerstdemente Bewohner, die aufgrund dieser Erkrankung und nicht aufgrund einer Medikation einen ruhigen Eindruck ausstrahlen.
Wie wahrscheinlich klingt das?

Herr Breitscheidel kann leider nicht mit Herrn Wallraff verglichen werden. Dazu fehlt ihm ganz offensichtlich das Niveau. Ich gehe auch davon aus, dass der Mann sich hier mit wenig Aufwand ein paar Euro verdienen wollte.

Sabrina Merck
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Re: Auguste-Viktoria-Stiftung - Vorwürfe haltlos ?

Beitrag von Sabrina Merck » 02.10.2010, 07:31

Cicero hat geschrieben: .... Haltlose Vorwürfe gegen die Auguste-Viktoria-Stiftung [/b][/color][/size] ....
Die Angelegenheit wird man anhand des Films und hier vorgestellten Informationen nicht endgültig beurteilen können. Wenn ich mir aber die Stellungnahme der Stiftung ansehe, ist wohl doch nicht ausreichend sorgsam recherchiert worden. Dies gibt Veranlassung, darauf aufmerksam zu machen, dass in dem Bemühen, gute Pflegebedingungen einzufordern und schaffen zu helfen, mit sog. Skandalgeschichten nicht weiter zu kommen ist.
Hilfreich sind allein korrekte Sachverhaltsbeschreibungen und das Aufzeigen von Lösungen. Vgl. auch:
Pflege in den Medien ´Völlig unstrukturierte Diskussion`
viewtopic.php?t=11227&highlight=medienberichte .....
Guten Morgen,
ich fand die Panoramoberichterstattung auch weniger gut gelungen. Es ging dabei leider, wie so oft in den Medien, allein um die Skandalisierung. Mit solchen Berichten ist aber niemandem gedient. Allenfalls kann damit die Einschaltquote bedient werden.
Ich wünsche mir die klare Benennung der unzureichenden Pflege-Rahmenbedingungen und das Aufzeigen von Lösungsansätzen, sachlich und vor allem korrekt.
Es grüßt Sabrina Merck
Dem Pflegesystem und den pflegebedürftigen Menschen muss mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden! Daher:
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk!
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Brigitte Bührlen
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Pflegefachkräfte resignieren - Menschenwürde missachtet

Beitrag von Brigitte Bührlen » 04.10.2010, 22:20

Am Freitag letzter Woche erzählt mir eine Pflegekraft (beschützende Station) dass der neue Heimleiter nur im Kommandoton mit dem Personal spricht, seine Geburtstagsfeier im Heim und auf Kosten des Heimes und unter Einbindung von Pflegepersonal ausgerichtet hat und sie die ruhigstellende Vernachlässigungspflege auf der Station nicht mehr verantworten könne. Sie werde kündigen und zusammen mit 4 anderen Kolleginnen bevorzugt in die ambulante Pflege gehen.
Heute bekam ich den Anruf einer Sozialpädagogin, die sich seit Jahren bemüht "ihren" Heimbewohnern ein wenig Freude in den trüben Alltag zu bringen. Sie erzählt mir dass sie nun aufgegeben habe.
Sie sollte verpflichtet werden zunehmend pflegerisch tätig zu werden , sie sei im Pflegeschlüssel mit erfasst. Da sie dazu keine Ausbildung hat und es als fahrlässig empfindet wenn sie Medikamente verteilen soll habe sie nun gekündigt.
Zu guter Letzt bekam ich den Anruf der stellvertretenden Direktorin eines Hauses, die mir sagt, sie werde massiv gemobbt, weil sie sich für die menschenwürdige Versorgung der Bewohner einsetzt. Sie werde wohl gehen müssen. In diesem Haus ist der Träger zu schwach die Ansichtsunterschiede innerhalb des Personals in den Griff zu bekommen.
Ich kenne alle drei Frauen seit längerem/langem, habe schon oft mit ihnen gesprochen und versucht mit ihnen gemeinsam eine Lösungen zu finden.
Heimaufsicht und MDK waren ihnen keine Hilfe, beide Organisationen sind bestrebt, sich nicht zu unbeliebt zu machen.
Den Dreien geht es um das Wohl der Bewohner, um das sie sich, seit ich sie kenne, viele Gedanken machen.
Was ist objektiv gesehen an den drei Schilderungen dran?
Zugegeben, sie sind subjektiv, aber heisst das, dass die dahinterstehende Problematik nicht objektiv existiert, bzw nicht ernst genommen werden sollte?
Einzelfälle? Ich glaube es nicht.
Kündigung ist subjektiv ( und objektiv? ) gesehen ihre einzige Möglichkeit zu protestieren und Stellung zu beziehen.
Wie niederschmetternd angesichts einer wohltönende Pflege-Charta, eines Artikel I im GG und vieler Tagungen, Seminare, Schulungen, Workshops und Kongresse, bei denen das hohe Lied der menschenwürdigen Pflege gesungen wird.
Egal ob man die Schilderungsinhalte als objektiv-subjektiv-oder skandalisierend sieht................. sie sind Realität des Pflegealltags.

Rauel Kombüchen
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Pflegefachkräfte resignieren - Menschenwürde missachtet

Beitrag von Rauel Kombüchen » 05.10.2010, 06:49

Brigitte Bührlen hat geschrieben: .... Egal ob man die Schilderungsinhalte als objektiv-subjektiv-oder skandalisierend sieht................. sie sind Realität des Pflegealltags.
Hallo Brigitte,

ich habe soeben im Forum unter
viewtopic.php?p=55111#55111
einen Antworttext eingestellt. Dabei geht es um den Frust einer Tochter, die mit den Heimmängeln nicht klar kommt.
Pflegekräfte sollten m.E. auch öfter den Mut haben, sich in gehöriger Weise schriftlich gegenüber den Heimverantwortlichen / dem Träger zu Wort zu melden. Dazu gibt es u.a. die Möglichkeit einer Überlastungsanzeige. Erkannte personelle und organisatorische Probleme müssen zur Diskussion gestellt werden. Wenn man die notwendige Standhaftigkeit besitzt, auch im schriftlichen Verfahren, und zwar mit klaren, aber nicht verletzenden Formulierungen.
Einfach kündigen und weggehen ist zwar eine Möglichkeit, löst aber null Mängel. Manche Mängel können aber auch nicht gelöst werden, wenn sie, wie hier oft genug angesprochen wurde, systemisch bedingt sind. Ein Träger kann sich nicht über einen vorgegebenen Stellenschlüssel hinwegsetzen, es sei denn, er stellt zusätzliches Personal ein und produziert so ein Defizit. Es müssen alle Zusammenhänge gesehen werden.

MfG Rauel
Pflegeversicherung - Pflegebegriff erneuern und Finanzierung nachhaltig sichern! BürgerInnen müssen mehr Informationen erhalten - z.B. wg. Individualvorsorge!

Brigitte Bührlen
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Politik und Zivilcourage ist gefragt

Beitrag von Brigitte Bührlen » 05.10.2010, 10:08

Hallo Herr Kombüchen,

ja, ich stimme Ihnen zu, dass es Wege gibt, auf denen sich Pflegekräfte und Angehörige bemerkbar machen können.
Es kostet Zeit und Kraft sich schriftliche und mündlich zu äußern.
Wenn man denn alle Wege beschritten hat, findet man sich entweder im gemobbten Abseits wieder, ist entlassen und/oder steht vor Gericht.
In einer Einrichtung, in der "es stimmt" können Probleme ohne großen Aufwand besprochen werden, kann der Mangel gemeinsam zum Wohle Aller verwaltet werden.
In einer Einrichtung, in der "es nicht stimmt" kann man schreiben und sich beschweren so viel man will, es ändert sich meist nichts.
Da praktikable justitiable Rechtsgrundlagen im Bezug auf die Pflege fehlen, sind weitergehende Maßnahmen mit hohem finanziellem, emotionalem und zeitlichem Aufwand verbunden. Diesen Aufwand neben der Arbeit zu leisten ist in aller Regel nicht möglich.
Nur wenn wir als Bevölkerung uns endlich engagieren und klarmachen, dass wir an Gesetzesentwicklungen und Ausführungsbestimmungen beteiligt werden wollen, nur wenn wir anfangen Verantwortung zu übernehmen für unsere und anderer Pflege, nur dann können sich die Rahmenbedingungen verändern.
Das System aus sich heraus ist meines Erachtens nicht mehr reformierbar.

PS: Mit anderen Angehörigen zusammen bin ich "im Selbstversuch" den geordneten Beschwerdeweg in einem Heim gegangen.
Nach vielen Briefen, Gesprächsrunden mit immer "wichtigeren" Menschen und einem offenen Leserbrief fanden wir uns alle wegen Trägerschädigung vor Gericht wieder.
Die Würde-und Lebensqualitätsschädigung unserer Angehörigen war auf dem Boden des Artikel 1 GG nicht justitiabel.
Nur mit substantiierten Beweisen belegte Fakten können herangezogen werden. Auch eidesstattliche Erklärungen spielen keine Rolle.
Vor dem Oberlandesgericht endete das Verfahren mit einem für uns sehr vorteilhaften Vergleich, das war das maximal erreichbare Ergebnis.
Die Richter waren selbst betroffen von ihren beschränkten Entscheidungsmöglichkeiten.l
Das Heim aber agiert weiter am Rande des Möglichen ohne dass irgendeine Instanz etwas verändern kann. Denn nur wenn Körperverletzung mit den o.a. Beweisen nachgewiesen werden kann, wenn strafrechtlich relevante Fakten vorliegen, nur dann kann etwas eingefordert werden.
Würdevolle Behandlung und Lebensqualität sind in unserem Pflegesystem keine justitiablen Größen.
Für das Leben der Pflegebedürftigen und der Pflegenden aber sind sie von entscheidender Bedeutung

Mit besten Grüßen, Brigitte Bührlen

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