Osteuropäische "Haushaltshilfen" - Kritik

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Osteuropäische "Haushaltshilfen" - Kritik

Beitrag von Presse » 20.11.2009, 15:51

Aktuelle Mitgliederumfrage des bad e. V. bestätigt Kritik an osteuropäischen "Haushaltshilfen"

Von so genannten "Pflegeagenturen" vermittelte osteuropäische "Haushaltshilfen" leisten noch zu oft schlechte Pflege mit zum Teil schwerwiegenden Folgen. Sie werben ambulanten Pflegediensten noch zu häufig Kunden insbesondere in der Grund-, aber auch in der Behandlungspflege ab. Allerdings arbeiten immer mehr dieser meist auch pflegerisch tätigen Haushaltskräfte legal, nämlich fast 55 Prozent. Das sind zentrale Ergebnisse einer aktuellen Mitgliederbefragung des Bundesverbandes Ambulante Dienste und Stationäre Einrichtungen (bad e. V.).

79 von 604 angeschriebenen Pflegediensten beantworteten detailliert, welche Erfahrungen sie mit diesen günstigen "Haushaltshilfen" gemacht haben, die Agenturen an zu Hause lebende Pflegebedürftige vermittelt hatten und Pflegekräfte von bad-Mitgliedern dort antrafen. Ulrich Kochanek, Hauptgeschäftsführer des Verbandes: "Erstmals haben wir jetzt genauere Daten erhoben, welche Folgen der Einsatz osteuropäischer Kräfte für Pflegebedürftige und unsere Pflegedienste konkret hat und uns nicht mit gängigen Vorurteilen begnügt."

Die Ergebnisse im Einzelnen: Sehr wohl achten die viel gescholtenen Pflegeagenturen inzwischen mehr auf die Legalität des Rund-um-die-Uhr-Einsatzes der von ihnen offerierten Hilfskräfte, die zumeist aus Polen und Russland stammen. Von immerhin 13 Kräften berichten die Dienste, die als Angestellte eines osteuropäischen Pflegedienstes nach Deutschland entsandt worden waren und gültige Papiere sowie das deutsche Sozialversicherungsformular E 101 vorweisen konnten. Auch 30 selbstständige Hilfskräfte gaben keinen Anlass zu Kritik, denn sie verfügten über sämtliche nötigen Papiere.

Allerdings meldeten die im bad e. V. organisierten Pflegedienste auch 35 Kräfte, deren Legalität und Ausbildungsnachweise nicht vorlagen oder nicht verfügbar waren. Dazu Ulrich Kochanek: "In solchen Fällen müssen wir davon ausgehen, dass diese Leute höchstwahrscheinlich teilweise oder vollständig illegal arbeiten."

Qualitativ überzeugte die Mehrheit der osteuropäischen Hilfskräfte die Pflegedienste keineswegs: 26 der insgesamt 87 beurteilten Kräfte leisteten schlechte Pflege. 31 lösten durch allgemein schlechte Pflege schwerwiegende Folgen aus - vor allem Dekubiti (Druckgeschwüre), aber auch Dehydrierung (Austrocknung durch Flüssigkeitsmangel bei der Ernährung) mit der Folge von Exsikkose (Austrocknung des gesamten Körpers), Unterernährung und Hämatombildungen. In diesen Fällen kannten die "Haushaltshilfen" weder die deutschen Hygienevorschriften noch die pflegerischen Expertenstandards. Respektlos gingen einige Hilfen mit Pflegebedürftigen um.

Und: In Einzelfällen kam es sogar zum Tod von Pflegebedürftigen. "Allerdings erbrachte die Umfrage hier keine näheren Angaben zu Multimorbidität, Zustand etc. des Gepflegten, so dass die Vorfälle nicht seriös beurteilt werden können," betont Andrea Kapp, stellv. Hauptgeschäftsführerin des bad e.V. . Dennoch müsse bedenklich stimmen, dass rund zwei Drittel aller bewerteten Hilfskräfte aus Osteuropa durch schlechte Pflege und Schlimmeres auffielen.

Nur 30 von insgesamt 87 beurteilten Kräften (ca. 34,5 Prozent) verfügten über gute Sach- und Fachkenntnisse sowie überzeugende Fähigkeiten in der Hauswirtschaft und bei grundpflegerischen Verrichtungen. Positiv: Diese Gruppe fiel durch kooperatives Verhalten mit Mitarbeiterinnen der Pflegedienste auf.

Schmerzlich wurde der Einsatz der Osteuropäerinnen für die Pflegedienste auch dann, wenn sie durch deren billige 24-Stunden-Präsenz in den Haushalten Pflegebedürftiger Kunden verloren. Von insgesamt 50 Kundenverlusten in der Grundpflege und 21 in der Behandlungspflege berichten die befragten Dienste. Nur 16 geben an, gar keinen Kunden an Haushalts- und Pflegehilfen verloren zu haben.

Gerade diese erneut bestätigten Kundenverluste, aber auch die kalkulatorischen und organisatorischen Grenzen vieler Pflegedienste, einen für Pflegebedürftige bezahlbaren Betreuungs- und Pflegeservice rund um die Uhr anbieten zu können, muss Inhaber zum kreativen Nachdenken bringen: Macht es trotz aller Vorbehalte nicht Sinn, zumindest mit seriösen Pflegeagenturen zur Vermittlung von 24-Stunden-Kräften auf der Grundlage von klar formulierten Verträgen zu kooperieren?

Dazu Andrea Kapp: "Wenn Pflegefachkräfte eines hiesigen Pflegedienstes für Grund- und Behandlungspflege eingesetzt werden, deren Pflegedienstleitung Kontrollfunktionen hat und osteuropäische Kräfte der Agenturen nur Betreuungsleistungen und Pflegehilfen erbringen, ist dagegen gar nichts zu sagen." Die Fachanwältin des Verbandes rät allerdings ausdrücklich zu einem Vertrag zwischen Pflegedienst und Vermittlungsagentur, der die Aufgabenteilung zwischen den Partnern klar definiert, um späteren Ärger zu vermeiden.

Sehr wohl kann Kapp auch auf positive Erfahrungen von Mitgliedern aus Nordrhein-Westfalen verweisen: Dort arbeiten auf osteuropäische Kunden spezialisierte Pflegedienste und Agenturen in Aussiedlerhaushalten gut zusammen. Ihr Wettbewerbsvorteil: Pflegebedürftige aus Polen oder Russland können sich in ihrer Muttersprache mit den Hilfs- kräften verständigen und akzeptieren dadurch eher deren bis zu 24-stündige Anwesenheit.

Folgendes sollten die ambulanten Dienste wissen bzw. ihren Kunden vermitteln, wenn sie mit Pflegeagenturen kooperieren wollen:

Pflegedienste schließen einen Kooperationsvertrag mit Agenturen, die osteuropäische Haushalts- und Pflegehilfen vermitteln. Ziel: Pflegeleistungen, insbesondere die Behandlungspflege, verbleiben beim Pflegedienst, hauswirtschaftliche Dienste und grundpflegerische Verrichtungen übernimmt die osteuropäische Hilfskraft. Idealerweise behält die PDL des Pflegedienstes die pflegefachliche Kontrolle bei der Versorgung des Kunden. Bei nachweislich von einer osteuropäischen Hilfskraft ausgelösten Betreuungs- und Pflegemängeln haftet bei Angestellten das entsendende Unternehmen, bei Selbstständigen diese selbst.
Pflegedienstkunden schließen mit der Agentur lediglich einen Vertrag über die Vermittlungsleistung, nicht über die Hauswirtschafts- oder Pflegeleistung samt Kost und Logis. - Denn ansonsten kommt es zu einer für Vermittlungsagenturen unzulässigen Arbeitnehmerüberlassung bei angestellten Hilfskräften oder zur Scheinselbstständigkeit von Selbstständigen.
Pflegedienstkunden dürfen keinen Arbeitsvertrag mit einer Person aus den osteuropäischen EU-Beitrittsländern abschließen. Einzige Ausnahme sind Verträge, die vergleichsweise mühsam über die Bundesagentur für Arbeit zustande kommen. In der Regel schließen Privatpersonen einen separaten Vertrag mit dem entsendenden osteuropäischen Unternehmen, der eine detailgenaue Beschreibung der Haushalts- oder Pflegeleistung enthält. Wichtig: Das Entsende-Unternehmen darf nicht selbst eine Vermittlungsagentur sein.
Pflegedienstkunden brauchen Gewissheit, dass vermittelte Angestellte oder Selbstständige das in Deutschland nötige Formular E 101 als Nachweis ihrer Sozialversicherung im Heimland vorweisen können. Vorsicht ist geboten, wenn Vermittler oder Entsendebetriebe sagen, dieser Nachweis käme später. Arbeits- und Entsendepapiere müssen einfach vorliegen.
Angestellte Haushalts- und Pflegehilfen unterliegen dem Weisungsrecht des Arbeitgebers im Heimatland, nicht dem des hiesigen Pflegedienstkunden. Deutsche Mindestbedingungen zu Arbeitszeit, Ruhezeit und Urlaub sind dabei aber einzuhalten - trotz der möglichen 24-Stunden-Präsenz der Hilfskraft.
Zu vermeiden ist der Einsatz von Selbstständigen im Privathaushalt: Sie müssen im Heimatland ein Gewerbe angemeldet haben und mehrere Kunden vorweisen können. Ansonsten besteht ein Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Verhältnis und der Pflegedienstkunde läuft Gefahr, angezeigt und verurteilt zu werden, Sozialversicherungsbeiträge nachzuzahlen - wegen eines Vertrages mit einem oder einer "Scheinselbstständigen". Hinweis: Nach allgemeiner Auffassung dürfen Selbstständige weder im Haushalt wohnen, noch dort verpflegt werden.
Nähere Informationen: Bundesverband ambulante Dienste und Stationäre Einrichtungen e. V., Vize-Hauptgeschäftsführerin Andrea Kapp, Annastr. 58-64, 45130 Essen, Tel. 0201-354001, E-Mail: A.Kapp@bad-ev.de

Mit freundlichen Grüßen
Andrea Kapp, RA'in
Stellvertretende Hauptgeschäftsführerin

Bundesverband Ambulante Dienste
und Stationäre Einrichtungen (bad) e.V.
Annastr. 58-64
45130 Essen
Tel.:0201 - 35 40 01
Fax: 0201 - 35 79 80
Email: info@bad-ev.de
Internet: http://www.bad-ev.de

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Haushaltshilfen aus Osteuropa als Notlösungen unverzichtbar

Beitrag von Marlene Böttinger » 22.11.2009, 08:41

Dass bundesdeutsche Haushalte unter bestimmten pflegerischen Notwendigkeiten auf osteuropäische Hilfen zurückgreifen (müssen), ist grundsätzlich nachvollziehbar. Eine Verurteilung solcher Notbehelfslösungen ist eher nicht gerechtfertigt.
Was zu kritisieren ist: Die Pflege-Rahmenbedingungen sind leider nicht so, dass jedwede Pflegesituation befriedigend gelöst werden kann. Die Regelungen im SGB XI enthalten zwar den schönen Satz "ambulant vor stationär", aber die konkreten Hilfeleistungen lassen allzu oft erhebliche Pflegelücken. Der Gesetzgeber ist gefordert. Nur er kann die Lösung herbeiführen, indem die ambulante Pflege deutlich besser honoriert wird. Dann könnte auch auf die Billigversorgung aus Osteuropa verzichtet werden.
Siehe auch unter
viewtopic.php?t=1549&highlight=osteuropa

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Hauptsache billig - Discountpreise in der Pflege

Beitrag von Presse » 28.11.2009, 08:46

Hauptsache billig – Haderthauer für Discountpreise in der Pflege

Zur aktuellen Äußerung der bayerischen Sozialministerin Christine Haderthauer in
Hopferstadt zur Pflege durch osteuropäische Pflegekräfte erklärt Elisabeth Scharfenberg
MdB, pflege- und altenpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/ Die Grünen:


Da war er wieder, der berühmte Fettnapf, und Frau Haderthauer mittendrin.
Sie beherrscht dieses Medium wie kein anderes und ist zudem noch diskriminierend, ohne
wirklich eine Lösung des Problems unterbezahlter und oft illegaler Pflege in Deutschland
anzubieten.

Dass es Privathaushalte gibt, die die Pflege eines Angehörigen nur durch die Unterstützung
von osteuropäischen Pflegekräften aufrecht erhalten können – ist unbestritten. Hier zeigt sich
eine Betreuungs- und Versorgungslücke, die durch Angebote des Markts nicht gedeckt wird
oder gar nicht finanzierbar wäre. Und genau hier liegt doch das Problem. Angehörige schaffen
die Versorgung oft nicht allein. Sie müssen Beruf und Pflege, Kinderbetreuung unter einen
Hut bringen. Dann ist ein eine illegale Pflegekraft für viele ein Ausweg.
Es müssen Wege gefunden werden, die Beteiligen aus dieser Zwangslage zu holen. Es geht
dabei auch um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von mitunter illegalen
Pflegekräften. So sind diese oft 24-Stunden am Tag im Einsatz und nicht ausreichend
abgesichert im Krankheitsfall.

Wir Grüne sind für die Einführung eines branchenspezifischen Mindestlohns in der Pflege.
Zudem müssen Betroffene über ihre Ansprüche und Rechte besser Bescheid wissen. Sie
brauchen mehr Informationen über die Versorgungsmöglichkeiten vor Ort. Daher brauchen
wir dringend unabhängige Beratung. Denn laut Umfrage wisse selbst unter Pflegebedürftigen
und deren Angehörigen nur jeder zweite über seine Ansprüche ausreichend Bescheid.
Frau Haderthauers Äußerungen sind verletzend, gegenüber den osteuropäischen
Arbeitskräften und den hierzulande tätigen Pflegekräften. Ist es doch gerade die neue
Regierung unter CDU/CSU und FDP die den dringend notwendigen Mindestlohn in der
Pflege in Frage stellen, und diesen Missstand dadurch noch zementieren.

Quelle: Pressemitteilung vom 27.11.2009
________________________________
Elisabeth Scharfenberg, MdB
Bündnis 90/DIE GRÜNEN
im Deutschen Bundestag
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Tel: 030 227 74 531
Fax: 030 227 76 655
elisabeth.scharfenberg@bundestag.de
Wahlkreisbüro
Kreuzstraße 6
95111 Rehau
Tel: 09283 89 81 940
Fax: 09283 89 81 941
elisabeth.scharfenberg@wk.bundestag.de
Web: http://www.elisabeth-scharfenberg.de

thorstein
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Beitrag von thorstein » 28.11.2009, 10:41

Einen qualitativen Unterschied zwischen Frau Haderthauer und Frau Scharfenberg ist für mich nicht erkennbar. Außer Polemik eine inhaltliche Nullnummer.

Ob wir osteuropäische Pflegekräfte – wer glaubt ernsthaft den Quatsch mit den Haushaltshilfen – legalisieren oder nicht, die Pflege und Betreuung ist nach unserem Rechtsverständnis so nicht zu gewährleisten oder nicht zu finanzieren. Diese Kräfte sollen eine Rund-um-Versorgung gewährleisten, d.h zwar nicht, das sie 24 h arbeiten müssen, aber sie sollen zur Verfügung stehen, wenn es notwendig ist. Bei Demenzkranken bedeutet genau das eben rund um die Uhr. Gehe ich von einem Stundenlohn von nur 3 Euro aus, komme ich hier schon auf Kosten von über 2000Euro. So ist es aber gar nicht gedacht, bezahlt werden soll nur die tatsächliche Arbeitsleistung, die Präsenz fällt unter den Tisch. Das erinnert doch sehr an Haussklaven.

Legen wir die Mindestlohndebatte zugrunde, wären auch mit Kosten von 1600 Euro zu rechnen. Wer soll das bezahlen? Die durchschnittliche Witwenrente liegt meines Wissens deutlich unter 1000Euro. Aber hier geht es nicht um den Durchschnitt sondern um eine ganz andere Klientel.

Wir nutzen die schlechteren Lebensbedingungen in anderen Ländern, um unsere Probleme zu lösen. Das wird dann noch als soziale Glanztat verkauft, weil die Ausbeutung bei uns zu einem höheren Lebensstandard im Herkunftsland führt.

PflegeCologne
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Pflegereform muss angemessene Pflege gewährleisten

Beitrag von PflegeCologne » 28.11.2009, 11:15

thorstein hat geschrieben: ---- wer glaubt ernsthaft den Quatsch mit den Haushaltshilfen – legalisieren oder nicht, die Pflege und Betreuung ist nach unserem Rechtsverständnis so nicht zu gewährleisten oder nicht zu finanzieren. Diese Kräfte sollen eine Rund-um-Versorgung gewährleisten, d.h zwar nicht, das sie 24 h arbeiten müssen, aber sie sollen zur Verfügung stehen, wenn es notwendig ist. Bei Demenzkranken bedeutet genau das eben rund um die Uhr. Gehe ich von einem Stundenlohn von nur 3 Euro aus, komme ich hier schon auf Kosten von über 2000Euro. So ist es aber gar nicht gedacht, bezahlt werden soll nur die tatsächliche Arbeitsleistung, die Präsenz fällt unter den Tisch. Das erinnert doch sehr an Haussklaven.
Legen wir die Mindestlohndebatte zugrunde, wären auch mit Kosten von 1600 Euro zu rechnen. Wer soll das bezahlen? Die durchschnittliche Witwenrente liegt meines Wissens deutlich unter 1000Euro. Aber hier geht es nicht um den Durchschnitt sondern um eine ganz andere Klientel.
Wir nutzen die schlechteren Lebensbedingungen in anderen Ländern, um unsere Probleme zu lösen. Das wird dann noch als soziale Glanztat verkauft, weil die Ausbeutung bei uns zu einem höheren Lebensstandard im Herkunftsland führt.
Hallo,
dass in zahlreichen Situationen aus der Sicht von Familien mit einem pflegebedürftigen Angehörigen der Einsatz einer billigen Haushaltshilfe aus Osteuropa als die einzige mögliche Lösung erscheint, ist zunächst nachvollziebar.
Politiker, Pflegefunktionäre .... (usw.) müssen aber m.E. von einem anderen Ansatz ausgehen. Wir müssen unsere bundesdeutschen Pflegesysteme so finanziell und personell ausstatten, dass eine angemesse Pflege in allen denkbaren Situationen gewährleistet werden kann. Wie schon - oben - ausgeführt, kann es auf Dauer nicht angehen, dass wir unsere Pflegebedingungen unvollkommen belassen und die sich ständig und vermehrt auftuenden Lücken durch Billigkräfte aus Osteuropa schließen lassen. Diese Arbeitskräfte aus dem Osten können nur deshalb - aus unserer Sicht - billig sein, weil die Kaufkraft in den Heimatländern deutlich geringer ist. Nicht selten müssen sich solche Personen aus Notlagen heraus für einen Einsatz in Deutschland entscheiden und werden dabei - systemisch begründet - komplett ausgenutzt.
Dies müssen wir so zur Kenntnis nehmen und vertretbare Lösungen finden, für alle Pflegesituationen mit bundesdeutschen Kräften Pflege zu gewährleisten. Daher brauchen wir eine Pflegereform an "Haupt und Gliedern", die ausreichend Geld für die Betreuung, Pflege und sonstige Versorgung verfügbar macht.
Offensichtlich will sich der Pflegetreff am 27.04.2010 genau diesem Thema zuwenden. Dass begrüße ich sehr!

MfG Pflege Cologne
Alzheimer - eine Krankheit, die mehr Aufmerksamkeit erfordert! - Pflegesystem muss dem angepasst werden, auch, wenn es teurer wird! - Ich bin dabei:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

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Beschäftigung osteuropäischer Hilfskräfte

Beitrag von Presse » 19.12.2009, 07:55

Bundesländer setzen sich für mehr Freiheit bei der Beschäftigung osteuropäischer Hilfskräfte ein

Berlin. Die Bundesländer haben heute nach Informationen des bayerischen Sozialministeriums im Bundesrat das Bundesarbeitsministerium aufgefordert, in der sogenannten Beschäftigungsverordnung die Möglichkeiten für Familien mit pflegebedürftigen Angehörigen zu erweitern, osteuropäische Haushaltshilfen zu beschäftigen. Künftig sollen die Hilfskräfte nicht nur hauswirtschaftliche Tätigkeiten, sondern auch notwendige pflegerische Alltagshilfen durchführen dürfen.

Die Initiative für dieses Vorhaben ging von Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer aus. "Heute ist kaum noch eine Familie in der Lage, pflegebedürftige Angehörige rund um die Uhr zu Hause zu betreuen. Daher werden vielfach ausländische Hilfskräfte, insbesondere aus Osteuropa beschäftigt. Nach der derzeitigen Rechtslage dürfen diese zwar Kochen oder Saubermachen, nicht aber der pflegebedürftigen Oma beim Essen oder beim Gang zur Toilette helfen. Das kann ich niemandem erklären. Diese Begrenzung muss beseitigt werden", sagte Haderthauer. Es gehe dabei nicht um Billigpflege, sondern um die dringend notwendige Entlastung pflegender Angehörigen. Haderthauer: "Die professionelle ambulante Pflege wird hierdurch in keiner Weise berührt."

Mehr zum Thema in den Print-Ausgaben von CAREkonkret

Quelle: Pressemitteilung vom 18.12.2009
Vincentz Network, Hannover, http://www.vincentz.net

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Beschäftigung osteuropäischer Hilfskräfte

Beitrag von Presse » 21.12.2009, 11:45

Pflege
Bayerns Sozialministerin Haderthauer: Bundesländer für mehr Freiheit bei der Beschäftigung osteuropäischer Hilfskräfte


Die Bundesländer haben heute im Bundesrat das Bundesarbeitsministerium aufgefordert, in der sogenannten Beschäftigungsverordnung die Möglichkeiten für Familien mit pflegebedürftigen Angehörigen zu erweitern, osteuropäische Haushaltshilfen zu beschäftigen. Künftig sollen die Hilfskräfte nicht nur hauswirtschaftliche Tätigkeiten, sondern auch "notwendige pflegerische Alltagshilfen" durchführen dürfen.

Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer heute in München: "Ich freue mich, dass sich die Bundesländer meiner Initiative angeschlossen haben. Wir haben gemeinsam ein klares Signal an Ursula von der Leyen gesendet. Heute ist kaum noch eine Familie in der Lage, pflegebedürftige Angehörige rund um die Uhr zu Hause zu betreuen. Daher werden vielfach ausländische Hilfskräfte, insbesondere aus Osteuropa beschäftigt. Nach der derzeitigen Rechtslage dürfen diese zwar Kochen oder Saubermachen, nicht aber der pflegebedürftigen Oma beim Essen oder beim Gang zur Toilette helfen. Das kann ich niemandem erklären. Diese Begrenzung muss beseitigt werden. Wir können es nicht sehenden Auges hinnehmen, dass pflegende Angehörige in die Illegalität gedrängt werden, wenn sie sich Hilfe und Unterstützung zur Betreuung ihrer Pflegebedürftigen organisieren. Oft geht es ja nur darum, eine lückenlose Anwesenheit sicherzustellen, um einen pflegebedürftigen Angehörigen auch nicht ein paar Stunden allein zu lassen. Für Hunderttausende Familien ist die Entscheidung eine gute Nachricht. Dabei geht es ausdrücklich nicht um Billigpflege, sondern um die dringend notwendige Entlastung pflegender Angehörigen. Die professionelle ambulante Pflege wird hierdurch in keiner Weise berührt! Im Koalitionsvertrag haben wir vereinbart, in diesem Bereich Rechtssicherheit für Familien und Hilfskräfte zu schaffen - es freut mich, dass jetzt die Länder auf die Umsetzung dieser bayerischen Forderung drängen!"

Quelle: Pressemitteilung vom 18.12.2009
http://www.stmas.bayern.de/cgi-bin/pm.p ... 12-449.htm

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