Priorisierung statt Rationierung ....

Gesundheitswesen, Krankenhaus- und Heimwesen, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Arzneimittel- und Lebensmittelwesen, Infektionsschutzrecht, Sozialrecht (z.B. Krankenversicherung, Pflegeversicherung) einschl. Sozialhilfe und private Versorgung

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Priorisierung statt Rationierung ....

Beitrag von Presse » 03.04.2009, 18:22

Mitteilung vom 3.4.2009:

Priorisierung statt Rationierung – Ein Weg aus der Mittelknappheit?

Wie kann der medizinisch-technische Fortschritt auch künftig allen Menschen zur Verfügung gestellt werden, ohne dass dies zu einer Frage des persönlichen Geldbeutels wird? Fast alle Reformvorhaben im Gesundheitsbereich kreisen um diese zentrale Frage. Andere Länder haben in Sachen Rationierung schon etwas getan – die Resultate sind lange Wartezeiten und ein insgesamt schlechterer Zugang der Bevölkerung zu medizinischen Leistungen.

Braucht es auch in Deutschland mehr Rationierung oder Priorisierung? Gibt es gar schon eine, wie Vertreter der Ärzteschaft sagen, „verdeckte Rationierung“?

Das Hauptstadtforum Gesundheitspolitik widmet sich bereits am ersten Tag des Hauptstadtkongresses Medizin und Gesundheit 2009 diesem bedeutenden Thema. Ab 14.00 Uhr debattiert am 27. Mai unter dem Veranstaltungstitel „Priorisierung statt Rationierung – ein Weg aus der Mittelknappheit?“ Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer, mit Udo Schlaudraff, Akademie für Ethik in der Medizin, Prof. Dr. Dr. Eckhard Nagel, Mitglied der DFG-Forschungsgruppe “Priorisierung der Medizin“, und Staatssekretär Dr. Klaus Theo Schröder (BMG). Moderiert wird die Veranstaltung durch Sibylle Herbert, WDR-Zeitgeschehen.

Merken Sie sich diese Veranstaltung am besten heute schon vor. Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie unter: http://www.hauptstadtkongress.de

Mit freundlichen Grüßen
Ihr WISO-Team
WISO S.E. Consulting GmbH
Nymphenburger Straße 9
10825 Berlin
TEL.: 030 / 263 92 49-0
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Priorisierung - Suizidhilfedebatte geht weiter

Beitrag von Presse » 20.05.2009, 06:28

Aerztetag: Hoppe für Priorisierung - Suizidhilfedebatte geht weiter

Auch unter Ärzten gab es Kritik: Mit seiner heutigen Rede zur Eröffnung des 112. Deutschen Ärztetages betreibe der Ärztekammerpräsident Jörg-Dietrich Hoppe eine „Vernebelungstaktik", um nicht über fehlerhafte Strukturen in der medizinischen Versorgung reden zu müssen. Das sagte der Chef des mächtigen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt. Man könne nicht einfach wie Hoppe sagen: Wir kippen mehr Geld rein und gucken, wo es ankommt. Hoppes Rede bezeichnete Weigeldt als „grauenvoll".

„Priorisierung" soll laut Hoppe der künftige Kernbegriff in der Gesundheitsversorgung lauten. Was ist das? In seiner heutigen Rede schlug er dazu vor: „Unter Priorisierung versteht man die ausdrückliche Feststellung einer Vorrangigkeit bestimmter Indikationen, Patientengruppen oder Verfahren vor anderen. Dabei entsteht eine mehrstufige Rangreihe, in der nicht nur Methoden, sondern auch Krankheitsfälle, Kranken- und Krankheitsgruppen, Versorgungsziele und vor allem Indikationen in einer Rangfolge angeordnet werden."

Es mag überraschend erscheinen, dass sich Hoppe in seiner Rede gleichzeitig dezidiert gegen die ärztliche Hilfe zum Suizid ausgesprochen hat. Nicht dass - aufgrund angeblich „staatlich verordneter" Mangelversorgung - nun das eine mit dem anderen etwas zu tun hätte. Grund für Hoppes gleichzeitige Tabubrechung („Priorisierung") und Tabuaufrechterhaltung scheint vielmehr, dass er sich im letzten Fall mit einer zunehmend offen geführten Suizidhilfe-Debatte seiner Ärztekollegen konfrontiert sieht.

Hier ein Beispiel im offiziellen Ärzteblatt: http://www.aerzteblatt.de/v4/foren/beitrag.asp?id=86976
Siehe auch: http://prosterbehilfe.de/content/blogcategory/15/39/

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In der Schweiz ist Suizidhilfe auch in (den meisten) Pflegeheimen geduldet. Zu tun hat die Sterbehilfeorganisation EXIT aber wenig:
http://www.thurgauerzeitung.ch/thurgau/ ... y/29432305
Hohes Suizidrisiko bei jungen Homosexuellen:
http://www.swissinfo.ch/ger/startseite/ ... ellen.html

In Deutschland ist heute eine Angehörige wegen Tötung aus Mitleid verurteilt worden: Bewährung. Ihr Ehemann lag im irreversiblen Wachkoma in einer Klinik: http://www.schwaebische-post.de/regiona ... en/419424/

Quelle: Mitteilung vom 19.5.2009
http://www.patientenverfuegung.de

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Hoppe bekräftigt Forderung nach Priorisierung

Beitrag von Presse » 20.05.2009, 06:47

Hoppe bekräftigt Forderung nach Priorisierung

Mainz – Der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe, hat erneut eine offene Debatte über eine Priorisierung im Gesundheitswesen gefordert. Das unbegrenzte Leistungsversprechen der Politik könne angesichts begrenzter Ressourcen nicht erfüllt werden, sagte Hoppe bei der Eröffnungsveranstaltung des 112. Deutschen Ärztetages in Mainz.

„Manchmal schmerzt die Wahrheit, aber manchmal muss man auch den Mut haben, sie trotzdem auszusprechen“, erklärte Hoppe. .... (mehr)
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/3 ... ierung.htm

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Fünf Wahrheiten über unsere Ärzte

Beitrag von Presse » 20.05.2009, 13:47

Fünf Wahrheiten über unsere Ärzte
Deutschlands Ärzte werfen der Politik vor, die Bürger über Sparzwänge im Gesundheitswesen zu täuschen.
http://www.bild.de/BILD/politik/2009/05 ... erzte.html
Quelle: Bild

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Rationierung medizinischer Leistungen für Kassenpatienten

Beitrag von Presse » 20.05.2009, 14:06

SoVD lehnt Rationierung medizinischer Leistungen für Kassenpatienten ab

Berlin (ots) - Zur Debatte um Rationierung beim Ärztetag erklärt SoVD-Präsident Adolf Bauer:

Die Rationierung medizinischer Leistungen für Kassenpatienten ist ein Irrweg. Es ist gut, dass sich dagegen eine breite gesellschaftliche Ablehnungsfront formiert und dieser Vorstoß auch innerhalb der Ärzteschaft umstritten ist.

Der SoVD fordert die Ärztefunktionäre auf, zu einer verantwortlichen Diskussion um das Wohl der Patienten zurückzukehren. Die Ärzte sollten ihre fachliche Kompetenz nutzen, um Fehlstrukturen und Fehlentwicklungen im Gesundheitswesen zu beseitigen, anstatt ihre Verteilungskämpfe auf dem Rücken der Patienten auszutragen.

Die Forderung der Ärzte nach noch mehr Geld fällt mitten in eine Wirtschaftskrise, in der viele Menschen um ihren Arbeitsplatz bangen. Die Ärzte sollten eines nicht vergessen: Höhere Ärztehonorare werden von Krankenversicherungsbeiträgen bezahlt und viele der Kassenpatienten verdienen nur einen Bruchteil dessen, was Ärzte verdienen. Mit der Honorarreform erhalten die Ärzte 2009 einen Zuwachs von mindestens 2,5 Milliarden Euro. Das belastet die Patienten bereits mit 0,25 Prozentpunkten bei den Krankenversicherungsbeiträgen. Hinzu kommt, dass die Patienten und Versicherten in den letzten Jahren durch Praxisgebühr und Zuzahlungen schon stark belastet worden sind.

Für eine gerechte Verteilung der Honorare unter den Ärzten ist die Ärzteschaft auch selbst verantwortlich. Fakt ist, dass die Zahl der Ärzte in den letzten 20 Jahren von 240.000 auf 315.000 gestiegen ist, also um 31 Prozent. Wir appellieren an die Ärzte, den Unmut über Verteilungsprobleme nicht an den Patienten auszulassen. Eine Debatte um Rationierung von Krankenkassenleistungen führt bei Patienten und gerade bei älteren Menschen zu großer Verunsicherung.

Der SoVD lehnt eine Rationierung medizinischer Leistungen für Kassenpatienten entschieden ab. Der einheitliche Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung darf nicht angetastet werden.

Quelle: Pressemitteilung vom 20.5.2009
V.i.S.d.P.: Dorothee Winden
Pressekontakt:
Kontakt: Dorothee Winden
SoVD-Bundesverband
Pressestelle
Stralauer Str. 63
10179 Berlin
Tel.: 030/72 62 22 129/ Sekretariat -123
Fax: 030/72 62 22 328
E-Mail: pressestelle@sovd.de

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Breiter Widerstand gegen Ärzte-Ruf nach Prioritäten

Beitrag von Presse » 20.05.2009, 14:15

Breiter Widerstand gegen Ärzte-Ruf nach Prioritäten

Berlin/Mainz (dpa) - Ärztepräsident Jörg-Dietrich Hoppe bläst nach seinem Vorschlag für eine Prioritätensetzung im Gesundheitswesen der Wind kräftig ins Gesicht. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt
(SPD) nannte Hoppes Forderungen «menschenverachtend». Ärztevertretern warf sie vor, «sich über Ankündigungen zu profilieren, dass in Zukunft alles schlechter wird». Dies sei «Panikmache», sagte Schmidt der «Neuen Ruhr/Neuen Rhein Zeitung».
Hoppe wies die Kritik zurück. Andere Länder hätten eine solche Prioritätenliste längst und könnten deshalb wohl nicht als menschenverachtend bezeichnet werden, sagte er im «Südwestrundfunk» am Rande des Ärztetags in Mainz. «Ich würde solche Ausdrücke überhaupt nicht einführen.»
Auch die Krankenhäuser wehrten sich gegen die Debatte. «In einem modernen und innovativen Krankenversicherungssystem hilft die Priorisierungsdebatte für das Leistungsspektrum der stationären Medizin nicht weiter», sagte der Geschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Georg Baum, in Berlin. «Die Krankenhäuser wollen nicht darüber debattieren, ob Patienten auf später zu vertrösten sind.»
Der Präsident des Sozialverbands Deutschland, Adolf Bauer, sagte:
«Die Rationierung medizinischer Leistungen für Kassenpatienten ist ein Irrweg.» Hoppe hatte gesagt, dass es Versorgungsmängel und Rationierung leider bereits gebe. Längerfristig sei es nötig, dass entweder drastisch mehr Mittel in die Versorgung fließen oder eine Vorrangliste für Behandlungen erarbeitet wird, meinte Hoppe.

Quelle: Pressemitteilung vom 20.5.2009
GKV-Spitzenverbande Bund - https://www.gkv-spitzenverband.de/News_ ... NewsID=732

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Massive Kritik an Ärztepräsident Hoppe

Beitrag von Presse » 20.05.2009, 19:20

Massive Kritik an Ärztepräsident Hoppe
Die Kritik ist scharf - auch im eigenen Stand: Ärztepräsident Hoppe trifft mit seinen Forderungen nach einer Rangliste von Behandlungen auf massiven Widerspruch. Hoppes Vorschläge liefen auf eine Amerikanisierung hinaus und gefährdeten den sozialen Frieden, warfen ihm Mediziner vor. [mehr]
http://mail.tagesschau.de/red.php?lid=42782&ln=30

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Regeln für den Umgang mit der Mittelknappheit

Beitrag von Presse » 21.05.2009, 08:24

Ärztetag fordert Regeln für den Umgang mit der Mittelknappheit

Der 112. Deutsche Ärztetag hat sich gegen ein gesondertes Patientenrechtsgesetz ausgesprochen. Die individuellen Patientenrechte seien im Behandlungsvertrag ausreichend gesichert. Statt eines neuen Gesetzes fordert die Ärzteschaft die Sicherung grundlegende Patientenrechte in der Gesundheits- und Sozialgesetzgebung. Patientenrechte seien nicht durch die Ärzteschaft gefährdet, sondern durch die staatliche Gesundheitspolitik für die gesetzliche Krankenversicherung. „Rationierung gefährdet Patientenrechte. Rationierung als implizites Vorenthalten von Versorgungsnotwendigkeiten und -chancen ist aber inzwischen Teil der Versorgungswirklichkeit; dies muss die Politik transparent machen“, heißt es in dem Beschluss des Ärztetages.

Der Zugang zu einer am medizinischen Fortschritt orientierten individuellen Patientenversorgung werde durch die forcierte Wettbewerbsorientierung mit Risikoauslese, den Abbau flächendeckender Versorgungsstrukturen und ökonomisch geprägte Therapievorgaben zunehmend erschwert. Nach zwei Jahrzehnten Kostendämpfungspolitik könne der berechtigte Anspruch der Patienten auf eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung nicht mehr rückhaltlos gewährleistet werden. „Für unsere Patienten steht individuelle Zuwendung von Ärzten im Vordergrund. Sie erwarten nicht nur Fachkompetenz und eine am neusten Stand der medizinischen Wissenschaft angepasste Diagnose und Therapie ihres persönlichen Krankheitsfalls, sondern vor allem Zeit und Menschlichkeit in ihrer Begegnung mit Ärztinnen und Ärzten“, betonte Bundesärztekammer-Präsident Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe. Dies werde allerdings unter den Bedingungen der wachsenden Mittelknappheit im Gesundheitswesen immer schwieriger zu realisieren sein.

„Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Patientenrechte weniger durch sorglos handelnde Ärzte verkürzt werden, als durch eine Gesundheitspolitik, die sich weigert, sich des Problems der zunehmenden Ressourcenknappheit anzunehmen und dafür Lösungen zu erarbeiten“, meinte auch der Gastredner des Ärztetages, Prof. Dr. Christian Katzenmeier, Direktor des Instituts für Medizinrecht der Universität zu Köln. Letztlich werde es dem Staat nicht erspart bleiben, Regeln für den Umgang mit der Knappheit aufzustellen. „Sparen auf einer höheren Ebene ist notwendig, da dem Arzt sonst die Rolle eines Funktionärs austeilender Gerechtigkeit droht, die den besonderen Charakter seines Dienstes grundlegend veränderte, zu deutlich mehr Rechtsstreitigkeit führte und zu weiteren Reglementierungen des klinischen Alltags von außen“, sagte Katzenmeier.

Der Medizinrechtler bezweifelte die Notwendigkeit politischer Bestrebungen für ein Patientenschutzgesetz: „Das Fehlen spezieller Regelungen bedeutet kein Defizit. Im Gegenteil erwiesen sich die allgemeinen Normen des Vertrags- und des Deliktsrechts als valide und flexibel zugleich. Sie erlauben eine Fortschreibung der Arztpflichten und Patientenrechte entsprechend den Entwicklungen in der Medizin und den Anschauungen in der Gesellschaft.“

Quelle: Pressemitteilung der Bundesärztekammer vom 20.5.2009

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Priorisierung & Rationierung

Beitrag von Dieter Radke » 21.05.2009, 10:09

Trotz aller Kritik, die die Ärzteschaft zur Zeit erfährt: wir müssen uns über
Priorisierung & Rationierung
unterhalten. Allerdings nicht in dem Sinne, dass die Ärzteschaft an anderer Stelle für sich selbst weitere Gelder frei macht zur Aufstockung der eigenen Honorierung. Nein, unser System stößt an Grenzen, die deutlich machen, dass nicht mehr alles geht. Teure Arzneimittel, neue Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten, intensivste Versorgung, ambulant wie stationär.
Wir müssen in der Tat diskutierten und entscheiden, welche Gesundheitsangebote wir noch finanzieren können, auch in der Zukunft. Das gilt entsprechend für das Pflegesystem - als Teil des Gesundheitswesens. Die Wirtschafts- und Finanzkrise hat doch deutlich gemacht, dass wir klar über unsere Verhältnisse gelebt haben. Wir müssen abspecken oder zu Lasten des Konsums neue Prioritäten setzen.

Dieter Radke
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Priorisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Presse » 21.05.2009, 12:23

Deutsches Ärzteblatt:
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/serie.asp?id=36

Serie Priorisierung im Gesundheitswesen
Priorisierung: Individuelle Rangfolgen – Kosten einsparen oder Qualität verbessern?
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/art ... p?id=64341
aus Ausgabe 17 vom 24.04.2009

Priorisierung: Öffentlicher Diskurs erforderlich
Diederich, Adele; Winkelhage, Jeannette; Schnoor, Maike; Schreier, Margit
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/art ... p?id=63978
aus Ausgabe 14 vom 03.04.2009

Rationalisierung, Rationierung und Priorisierung – was ist gemeint?
Fuchs, Christoph; Nagel, Eckhard; Raspe, Heiner
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/art ... p?id=63854
aus Ausgabe 12 vom 20.03.2009

Lutz Barth
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Nur so nebenbei mal angemerkt...

Beitrag von Lutz Barth » 21.05.2009, 15:22

Andere Länder hätten eine solche Prioritätenliste längst und könnten deshalb wohl nicht als menschenverachtend bezeichnet werden, sagte er im «Südwestrundfunk» am Rande des Ärztetags in Mainz. «Ich würde solche Ausdrücke überhaupt nicht einführen.», so Hoppe im Rahmen der Priorisierungsdebatte.

Nun - ohne diese hier führen zu wollen, soll hier nur Parenthese angemerkt werden, dass andere Länder in Europa auch die Möglichkeit zur ärztlichen Assistenz beim Suizid vorsehen. Verstoßen damit etwa die ausländischen Ärztinnen und Ärzte gegen das Artzethos und sind deswegen weniger moralisch, als die deutschen Ärzte, geschweige denn "menschenverachtend"?

Wohl kaum...

Lutz Barth
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Wie setze ich Prioritäten fest?

Beitrag von Gaby Modig » 22.05.2009, 06:59

Wie setze ich Prioritäten fest?

Herrn Hoppe und anderen als Hilfe:
http://www.todo-liste.de/html/priorisieren.php

G.M.
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Beitrag von Lutz Barth » 22.05.2009, 07:44

Der Ruf nach einer „neuen Kultur des Maßes“ in der Medizin ist nicht neu.
Ein solches gilt im Übrigen auch für die „Priorisierungsdebatte“.
Vgl. dazu nur eine „kleine Auswahl“ unter dem nachfolgenden Link:
http://www.springerlink.com/content/?k=Rationierung


Paul Kirchhoff, ein ohne Frage mit hoher Reputation versehener Verfassungs- und Staatsrechtler, hat sich der Frage nach einer Kultur des Maßes im Jahre 2004 in seinem Beitrag „Das Recht auf Gesundheit“ angenommen.

>>> zum Beitrag im pdf.Format
http://www.kas.de/upload/dokumente/Gren ... Kirchhof_2...

Der Beitrag ist lesenswert und zeigt, wie aus finanzwirtschaftlicher Perspektive fundamentale Verfassungsprinzipien, wie etwa das Selbstbestimmungsrecht des Patienten, sich erschließen lassen können.

Ob dies allerdings Realität werden soll, steht nachhaltig zu bezweifeln an.
>>> vgl. dazu die Rezension zum gleichnamigen Beitrag von Kirchhoff unter
http://www.iqb-info.de/Kirchhoff.pdf

Und diese Bedenken dürften um so schwerer in den Zeiten wiegen, wo die politisch Verantwortlichen Jahr für Jahr durch die Rechnungshöfe und das sog. „Schwarzbuch“ drastisch dargelegt bekommen, dass ausreichend Rationalisierungspotenziale vorhanden sind!
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Gaby Modig
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Priorisierungsdebatte ....

Beitrag von Gaby Modig » 22.05.2009, 07:50

Guten Morgen Herr Barth,
ich danke sehr für Ihre Rückmeldung und die Nennung von Informationsquellen. Ich werde mich kundig machen.
Mit freundlichen Grüßen
Gaby Modig
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Beitrag von Lutz Barth » 22.05.2009, 08:40

Frau Modig,

vielleicht darf ich auch hierzu die Geschichte kontextualisieren, zumal bei erneuter Lektüre es vielleicht nicht ausgeschlossen erscheint, dass die "Priorisierungsdebatte" auch in einem anderen Licht sich "moralisch" darstellen kann.

Vgl. dazu
Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens.
Ihr Maß und ihre Form.

Von den Professoren
Dr. jur. et. phil. Karl Binding (früher in Leipzig)
und Dr. med. Alfred Hoche (in Freiburg)

Verlag von Felix Meiner in Leipzig 1920

Quelle: http://www.uni-marburg.de/fb21/erzwiss/ ... orischelit

Dort finden Sie den Download der kurzen Abhandlung, die - wie wir alle wissen - natürlich ihre besondere Bedeutung in der Sterbehilfedebatte entfaltet, aber m.E. auch in einem anderen Kontext zu sehen und zu lesen ist.
Besonders "eindrucksvoll" hierbei allerdings der von Alfred Hoche zu verantwortende Teil, der als Psychiater gewirkt hat. Vgl. dazu bei Wikepedia >>> http://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Hoche <<<.

Die "moralische Entrüstung" in der Sterbehilfedebatte erscheint m.E. erachtens nur dann glaubwürdig, wenn zugleich auch die Priorisierungsdebatte, bei der die Gefahr einer Rationierung medizinischer Leistungen ohne Frage gegeben ist, deutlich darauf hinweist, dass erreichte Standards nicht (!) aus Gründen der vermeintlich finanziellen Ressourcen verknappt werden. Der Unterschied besteht allerdings zu 1920 darin, dass heute das Selbstbestimmungsrecht mit Blick auf die Tötung auf Verlangen jedenfalls eine andere Wertung erfährt, die es zumindest erlaubt, über eine ärztliche Assistenz beim Suizid in bestimmten Grenzfällen nachzudenken.

Nun ... wie gesagt, dazu sollte weiter gedacht werden...

Mfg.
Wir vertreten nicht immer die herrschende Lehre!

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