Infektionen im Krankenhaus
Experten zeigen Wege zum besseren Patientenschutz auf
In deutschen Kliniken kommt es zu etwa 800.000 Krankenhausinfektionen jedes Jahr. Besonders problematisch: Immer häufiger entwickeln Krankenhauskeime Resistenzen gegen die gängigen Antibiotika. Jährlich, so schätzen Experten, sterben allein an dem Problemkeim Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA) bis zu 1.500 Patienten. Im Unfallkrankenhaus Berlin (ukb) diskutierten heute Fachleute verschiedener Disziplinen und Einrichtungen, wie dieser wachsenden Bedrohung Herr zu werden ist. Eingeladen zu dem Erfahrungsaustausch hat das Expertennetzwerk um Prof. Axel Kramer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) und Leiter des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin an der Universität Greifswald. An der Veranstaltung nahmen knapp 100 Hygienefachkräfte, Ärzte und Verbandsvertreter aus Berlin und Brandenburg teil.
Die zunehmenden Antibiotikaresistenzen stellen die Krankenhaushygiene vor gewaltige Herausforderungen. „Wir beobachten für den Berliner Raum eine Zunahme des Nachweises von Oxacillinresistenten Staphylococcen um 250 Prozent seit 2001“, so Dr. Marlies Höck, Leiterin des Instituts für Mikrobiologie und Krankenhaushygiene an den DRK Kliniken Berlin. Gelangt bei einer Operation etwa ein solcher Erreger in eine Wunde, sind die ursprünglich harmlosen Keime häufig kaum noch zu behandeln und unter Umständen lebensbedrohlich.
Mindestens ein Drittel aller Krankenhausinfektionen ließe sich nach Ansicht von Experten durch ein optimiertes Hygienemanagement vermeiden. „Infektionsprävention beginnt im Kopf. Das Wissen um die Problematik ist schon der erste Schritt der Qualitätssicherung“, so Prof. Axel Kramer. Sein interdisziplinärer „Greifswalder Lösungsansatz“ besteht bei der Bekämpfung von MRSA unter anderem aus:
Screening aller Patienten auf Risikostationen und Screening der Risikopatienten in den übrigen Bereichen mit PCR-Schnelltest
Schutzisolierung bis zum Vorliegen des Screeningergebnisses
Screening im Umfeld bei Auftreten von MRSA
Behandlung der MRSA-Besiedlung des Patienten
Realisierung der „Multibarrieren-Strategie“, d.h. Ausschließen aller potentiellen Übertragungswege so weit wie möglich
Krankenhausinfektionen verursachen dem Gesundheitswesen erhebliche Kosten. Nach Angaben der DAK entstehen durch MRSA jährliche Kosten von über 600 Millionen Euro. Prof. Wilfried von Eiff, Gesundheitsökonom und Geschäftsführer des Centrums für Krankenhausmanagement (ckm), empfiehlt den Kliniken sogar ein generelles Aufnahmescreening aller Patienten auf MRSA. Nur so ließen sich die Kosten, auch für die Krankenhäuser selbst, langfristig eindämmen.
PD Dr. Julia Seifert, Leitende Oberärztin der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Unfallkrankenhaus Berlin, begrüßte im Namen des Unfallkrankenhauses Berlin die Teilnehmer des Workshops. Sie betonte, dass multiresistente Erreger eine der großen Herausforderungen für die Gesundheitsversorgung der Zukunft sein werden.
Quelle: Pressemitteilung vom 7.5.2009
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http://ukb.de/de/main/pressearchiv_2009.htm#infektion
Infektionen im Krankenhaus - besserer Patientenschutz
Moderator: WernerSchell