Böses Erwachen: Pflege viermal so teuer?

Gesundheitswesen, Krankenhaus- und Heimwesen, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Arzneimittel- und Lebensmittelwesen, Infektionsschutzrecht, Sozialrecht (z.B. Krankenversicherung, Pflegeversicherung) einschl. Sozialhilfe und private Versorgung

Moderator: WernerSchell

Sabrina Merck
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Böses Erwachen: Pflege viermal so teuer?

Beitrag von Sabrina Merck » 31.07.2007, 07:22

Pflege viermal so teuer? -TV-Tipp für 31.07.2007

BR Fernsehen - "Münchner Runde" am 31. Juli 2007, 20.15 - 21.00 Uhr

Böses Erwachen: Pflege viermal so teuer?

Bei der Pflegereform schlagen Experten Alarm: Die Zahl der pflegebedürftigen Alten steigt dramatisch an und die Kosten damit auch. Fakt ist: Die Alten werden immer älter und damit auch die Gefahr, zum Pflegefall zu werden. Wie lange bleibt die Pflege noch bezahlbar? Brauchen wir ein neues Finanzierungssystem? Müssen wir selber mehr vorsorgen? Zahlen die Jungen die Zeche? Steigen die Beiträge wirklich so dramatisch?

Moderation: Sigmund Gottlieb

Zitate der Gäste:

Ilse Biberti, pflegt ihre Eltern, Autorin "Hilfe, meine Eltern sind alt"

"Ich wusste, wie sehr meiner Mutter davor graute, in ein Heim zu müssen. Das wollte ich ihr unter allen Umständen ersparen. Dazu kam: Sollte ich meine Eltern, die seit 60 Jahren ein Paar waren, einfach trennen? Mein Vater gehört einer Generation von Männern an, die allein nicht mal ein Ei kochen können. Also setzte ich alles daran, dass meine Mutter wieder nach Hause konnte, schickte sie in die Reha-Klinik, baute die Wohnung altersgerecht um und zog bei ihnen ein." (www.brigitte.de 15.5.07)

Claus Fussek, Pflegeexperte, Verein für Integrationsförderung

"Solange es keine Kostentransparenz gibt, solange wir Milliarden an den Folgen schlechter Pflege verschwenden, solange wir teure Medikamente dem Sondermüll übergeben, solange wir die ärztliche Versorgung in Heimen nicht sichergestellt haben und die Menschen immer wieder in Krankenhäuser gekarrt werden, solange begreife ich nicht, warum wir ausschließlich über eine Erhöhung der Beiträge reden. Es ist genug Geld im System - damit meine ich Pflege- und Krankenkasse. Aber es können nicht alle ihre Pfründe behalten." (Berliner Zeitung, 11.04.07)

Prof. Dr. Dr. Bert Rürup, Prof. f. Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftsweiser, SPD

"Die ökonomisch beste Lösung wäre ein Wechsel vom Umlage- zu einem kapitalgedeckten System. Das ist derzeit noch möglich. Die Chancen für einen Umstieg sind mit dem Beschluss jedoch spürbar gesunken. Das Zeitfenster für einen Systemwechsel ist nahezu geschlossen. Da ich nicht sehe, dass es für einen solchen Umstieg eine politische Mehrheit gibt, wird man nach zweitbesten Lösungen suchen müssen." (Münchner Merkur, 21.06.07)

Christa Stewens, Bayerische Sozialministerin, CSU

"Gerade bei Menschen mit einem Betreuungsbedarf rund um die Uhr reicht die Unterstützung durch Pflegedienste in ihrer bisherigen Form nicht aus. Der Weg der Zukunft liegt im Pflege- und Betreuungsmix, der sich aus den pflegenden Angehörigen, Pflegekräften und ehrenamtlichen Helfern zusammensetzt." (Pressemitteilung 28.6.07)

Chat nach der Sendung mit
Ilse Biberti

Sie können selbstverständlich auch Fragen, die Sie im Chat stellen würden, uns vorab per mail zukommen lassen:
muenchner-runde@br-online.de

Quelle: http://www.br-online.de/bayern-heute/se ... QKIGRKKJVC
Zuletzt geändert von Sabrina Merck am 01.08.2007, 07:14, insgesamt 1-mal geändert.
Dem Pflegesystem und den pflegebedürftigen Menschen muss mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden! Daher:
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk!
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

WernerSchell
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Pflege wird deutlich teurer - Heime nicht entbehrlich!

Beitrag von WernerSchell » 31.07.2007, 09:48

Zuschrift an die Redaktion der Münchner Runde vom 31.7.2007:

Sehr geehrte Damen und Herren,

in meiner Internetseite - Forum - gibt es einen Hinweis zu Ihrer Sendung. Siehe unter
viewtopic.php?t=6975
Ergänzend habe ich mehrere Mailinglisten informiert.

Zum Thema ist in Kürze zu sagen:

Dass die Pflege über die Jahre / Jahrzehnte deutlich teurer wird, kann niemand ernstlich bezweifeln. Die BürgerInnen müssen endlich die Wahrheit über die demografische Entwicklungen erfahren, um die Konsequenzen bedenken zu können. Wir stehen, ob wir dies wahr haben wollen oder nicht, vor gewaltigen Verwerfungen in dieser Gesellschaft. Es wird erheblich komplizierter, als es bisher diskutiert wird.

Wir müssen m.E. aktuell unterscheiden:

Die derzeitige Pflegesituation kann / muss verbessert werden, indem in den Pflegeeinrichtungen kompetenter und engagierter gearbeitet wird. Es gibt ja bekanntlich heute auch schon gute Heime, soweit das die Rahmenbedingungen überhaupt zulassen. Aber dieses System muss mit Entschiedenheit verbessert werden. Eine wirkliche Reform, vor allem eine Änderung des Pflegbedürftigkeitsbegriffes, ist dringend geboten. Die beschlossene Reform kann man nicht schön reden, sie hat zuviele Unzulänglichkeiten, als dass man sie für einen nützlichen Schritt nach vorne einstufen könnte. Sie gehört eigentlich auf den "Müll".

Unabhängig von den seit Jahren diskutierten Reform- und Finanzierungsfragen brauchen wir aber deutlich mehr Geld für die Pflege. Schon heute können die pflegebedürftigen Menschen die Pflege nicht mehr finanzieren - die Pflegeversicherung als Teilkaskohilfe deckt immer weniger Aufwand ab. Haus und Hof gehen drauf. Unterhaltspflichtige Personen werden in Anspruch genommenen (bis hin zu den Schwiegerkindern). Dann kommt die Sozialhilfe. Wir müssen den Menschen Möglichkeiten an die Hand geben, ihre Pflege nahezu komplett abzusichern, Beitragsanhebungen bzw. Zusatz-Versicherungsangebote müssen her. Daran geht kein Weg vorbei.

Es ist auch eine völlig falsche Einschätzung, dass wir von den Heimunterbringungen weg kommen können. Richtig ist, dass wir für möglichst vielen Menschen alternative Wohnformen anbieten sollten. Heimplätze werden damit aber nicht entbehrlich, wahrscheinlich werden wir sogar deutlich mehr Pflegebetten brauchen. Denn die Zahl der Schwerstpflegebedürftigen, die weder Zuhause noch im betreuten Wohnen noch in Mehrgenerationenhäusern usw. leben können, wird dramatisch zunehmen. Wir müssen das einfach zur Kenntnis nehmen und Vorsorgemöglichkeiten bieten. Alle anderen Erwägungen halte ich für Irrwege!

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell, Dozent für Pflegerecht, Neuss
http://www.wernerschell.de
Zuletzt geändert von WernerSchell am 12.07.2009, 13:56, insgesamt 1-mal geändert.
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HorstHessen

Pflegeblabla endlich ersetzen durch TATEN !!!!!

Beitrag von HorstHessen » 31.07.2007, 10:20

Sehr geehrter Herr Schell,
ich unterstütze voll und ganz Ihr Schreiben an die Münchener Runde, die aber so fürchte ich sehr ernsthaft, wieder mal gar nichts, gar nichts bringen wird, weil die zuständigen Politiker mit Vorsatz versagen.
Die haben doch für sich längst ganz, ganz andere Prioritäten gesetzt.
Dieses deutsche staatsmonopolistische System ist doch in Wirklichkeit nur darauf aus, unser Volk in die Armut zu treiben. Siehe den Murks Gesundheits- und Pflegereform ! Siehe die gealtige, abzockerische Steuern- und Abgabenlast !
Siehe Steuersteigerungen und ungezügelte Preistreibereien !
Ich habe inzwischen selbst an die "Münchener Runde" geschrieben und Ihnen den Text übermittelt.
Die Bürger müssen sich viel mehr rühren und wehren.
Den Deutschen ist die Wehrfähigkeit abhanden gekommen.
I have a Dream: Wir sind das Volk ! Berlin, Leipzig, Dresden, Schwerin - - - .

Sabrina Merck
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Pflege wird deutlich teurer - Heime nicht entbehrlich!

Beitrag von Sabrina Merck » 01.08.2007, 07:46

Hallo,

die Sendung war eher eine Show, als eine Informationsveranstaltung. Der Moderator, Herr Gottlieb, trug in gewohnter Souveränität seine Statements und Fragen vor. Allerdings versäumte er es regelmäßig, die Beantwortung der von ihm gestellten Fragen auch allesamt anzumahnen. Das macht er sonst sehr konsequent. Gestern fehlte ihm möglicherweise das notwendige Hintergrundwissen, um gezielter nachzuhaken. Schade!

So konnte es sein, dass insbesondere Herr Fussek seine üblichen Sprechblasen losließ, aber auf konkrete Fragen nicht antwortete. Überhaupt schmiess Herr Fussek so mit einsparbaren Milliarden (nicht etwa nur Millionen) herum, dass es einem schwindlig werden konnte. Das waren erkennbar Behauptungen, die durch nichts belegt sind. Woher soll Herr Fussek die Finanzierung auch kennen?

Frau Biberti ist nun mittlerweile auch in allen Talkshows durch und wird ihr Buch bald verkauft haben. Was sie zu sagen hat, ist auch nicht repräsentativ. Sie erläutert interessante persönliche Erfahrungen, die aber auch die typischen Pflegesituationen nicht übertragbar sind. Die Behauptung, dass die Heime abgelöst werden müssen, und zwar sofort, durch kleinere Wohneinheiten, geht meilenweit an der realen Lage vorbei. Wie schon oben ausgeführt, brauchen wir angesichts der hochaltrigen und schwerstpflegebedürftigen Menschen eher mehr Pflegeheime / Pflegebetten als weniger. Und diese Heime müssen gute Leistungen erbringen. Daran müssen wir arbeiten.

Herr Rürup, ein der linken Politikszene eher nahestehender Sachverständiger, nutzte die Chance, seinen Professorenkollegen Raffelhüschen "nieder zu machen". Allerdings konnte Herr Rürup auch keine überzeugenderen Berechnungsmodelle vorstellen. Professorengeschwätz und sonst nichts?

Frau Stevens, Sozialministerin in Bayern, hat "ihren Laden", soweit das geht, wohl eher gut geordnet. Ihre Statements waren vorsichtig, aber für eine Politikerin immer noch recht munter.

An die Redaktion:
Alles in allem war die Münchner Runde für das Pflegethema weniger gut genutzt. Man hätte viel mehr aus der Sendezeit machen können. Mein Rat, bei der Auswahl der Studiogäste sorgsamer vorgehen. Nicht auf Show, sondern auf solide Information setzen.

Gute Gesundheit wünscht allen
Sabrina
Dem Pflegesystem und den pflegebedürftigen Menschen muss mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden! Daher:
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Gaby Modig
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Pflege - sog. Pflegeexperten zerreden das Thema!

Beitrag von Gaby Modig » 01.08.2007, 08:41

Siehe mein Statement unter

Pflege - sog. Pflegeexperten zerreden das Thema!
viewtopic.php?p=28144#28144

MfG Gaby

Gerhard Schenker
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Pflegeversicherungssystem - handeln statt reden!

Beitrag von Gerhard Schenker » 01.08.2007, 10:13

Siehe meine Anmerkungen unter
viewtopic.php?p=28146#28146

Alle reden über die unmöglichen Zustände im Pflegeversicherungssystem - geändert wird nichts oder zu wenig. Die Medien haben das Thema auch mittlerweile als Quotenrenner ausgemacht und nutzen die Chancen, die selbsternannten Experten ihre Sprüche vortragen zu lassen.
So z.B.:
Böses Erwachen: Pflege viermal so teuer?
viewtopic.php?t=6975
Ich denke, dass dies der falsche Weg ist - Änderungen kann man nicht mit falschen Argumenten herbei reden. Ich teile die geäußerte Kritik und würde mir wünschen, dass endlich die solide denkenden / handelnden Politiker das "Feld" betreten.

G.Sch.

Service
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Pflegebeitrag: Raffelhüschen warnt vor Vervierfachung

Beitrag von Service » 01.08.2007, 17:38

Pflegebeitrag: Raffelhüschen warnt vor Vervierfachung

Die Pflege älterer Menschen wird nach Berechnungen des Sozialexperten Prof. Bernd Raffelhüschen in den kommenden Jahren drastisch teurer werden. Die im Auftrag der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ erstellten Berechnungen ergaben nach Angaben der Zeitung, dass spätestens im Jahr 2045 die Arbeitnehmer rund sieben Prozent ihres Einkommens für die Pflegeversicherung abführen müssen. Das entspreche einer Vervierfachung des heutigen Satzes. „Die Beitragssätze müssen extrem stark steigen, um die bisherigen Leistungen weiter zu finanzieren“, sagte der Wissenschaftler vom Freiburger Forschungszentrum Generationenvertrag. Raffelhüschen forderte einen Umbau der Pflegeversicherung und mehr private, kapitalgedeckte Vorsorge. „Noch können wir aus der umlagefinanzierten Pflegeversicherung aussteigen“, mahnte er. Das Bundesgesundheitsministerium widersprach den Berechnungen Raffelhüschens. Die Pflegereform sei solide finanziert und berechnet, sagte eine Sprecherin des Ministeriums in Berlin. Die Langzeitprognose von Raffelhüschen werde diesmal ebenso wenig zutreffen wie in der Vergangenheit. Dem Ministerium sei kein seriöser Experte bekannt, der bisher eine solche Prognose abgegeben habe, fügte die Sprecherin hinzu. Die große Koalition hatte unlängst ihren Plan einer grundlegenden Reform der Pflegeversicherung aufgegeben, weil sich SPD und Union nicht einigen konnten. Der Koalitions-Kompromiss sieht nun vor, den Pflegebeitrag zum 1. Juli 2008 um 0,25 Punkte auf 1,95 Prozent des Bruttoeinkommens anzuheben. Die Pflegebedürftigen sollen zudem bessere Leistungen bekommen. Die höheren Sätze sollen vor allem die Pflege von Demenzkranken verbessern. (Agenturmeldung, 30. Juli 2007)

Quelle: Pressemitteilung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vom 1.8.2007
http://www.kbv.de/kbv-kompakt/10192.html#2

Rob Hüser
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Pflege wird deutlich teurer - Heime nicht entbehrlich!

Beitrag von Rob Hüser » 01.08.2007, 19:03

Sabrina Merck hat geschrieben: .... Alles in allem war die Münchner Runde für das Pflegethema weniger gut genutzt. Man hätte viel mehr aus der Sendezeit machen können. Mein Rat, bei der Auswahl der Studiogäste sorgsamer vorgehen. Nicht auf Show, sondern auf solide Information setzen. ...
Die allermeisten Statements hier im Forum kann man voll unterstreichen. Die Stellungnahme von Sabrina verdient ebenfalls volle Zustimmung - ich unterstreiche jeden Satz doppelt und dreifach! Sendungen über die Pflegesituation in Deutschland verkommen zunehmend zu Shows, die allein an Quoten orientiert zu sein scheinen. Bedauerlich!
Wo bleiben diejenigen, die wirklich etwas zu sagen haben, Herr Gottlieb und andere???

R.H.

Dieter Radke
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Pflege total unterfiannziert - Lösungen müssen her!

Beitrag von Dieter Radke » 02.08.2007, 07:31

Pflege total unterfiannziert - Lösungen müssen her!

Hallo Forum!

Ich erlebe seit geraumer Zeit, dass im Zusammenhang mit der Versorgung von pflegebedürftigen Menschen nur noch um eine Art Notversorgung gerungen wird. Mit den Mitteln der Pflegeversicherung und den sonst vorhandenen finanziellen Mitteln, meistens Renteneinkünfte, ist eine menschenwürdige Pflege nicht mehr zu gestalten. Die Kosten sind immens und mit dem vorhandenen Geld nicht in den Griff zu bekommen.

Wer behauptet, es sei genügend Geld im Pflegesystem, man müsse nur umverteilen, hat keine Ahnung von Finanzierungsfragen der Pflegeversicherung. Warum wohl gibt es einen ungebrochenen Trend zur Anheuerung von billigen Haushaltshilfen aus Osteuropa? Dahinter steckt fast ausschließlich die blanke Finanznot und sonst nichts.

Von daher bin ich der Meinung, dass mehr Geld ins System muss - auf die Dauer halte ich das Vierfache, so Prof. Raffelhüschen, für sehr realistisch.

MfG
Dieter Radke
Menschenwürdige Pflege ohne Ausnahme! - Dafür müssen wir alle eintreten.

HorstHessen

Gesundheit, Pflege, Familien sind Stiefkinder ....

Beitrag von HorstHessen » 02.08.2007, 07:53

Gesundheit, Pflege, Familien sind Stiefkinder der Politik der Bundesregierung:

Neue Prioritäten müssen gesetzt werden, was ja eigentlich auch unser GG verlangt, worin es u.a. heißt , dass die Politiker Schaden vom deutschen Volke abzuwenden haben.
- P a p i e r ?!

Alle Beteiligten, auch wirklich Betroffene müssen sich gemeinsam zusammentun, und sie müssen sehr ernsthaft
T U N !!! und H A N D E L N !!!, damit wirklich was dabei rauskommt.

Außenpolitik mit ihren immensen Kosten, Aufrüstung, Kriegsspiele in aller Welt haben jedoch bei diesen Parteien eindeutigen Vorrang.

Außerdem gibt es "Macher" in diesem Lande, die sich an Krankheit und Gesundheit, an Pflege "eine goldene Nase" verdienen auf Kosten der Beitragszahler, der Alten, und Kranken, auf Kosten der Familien.
Damit muss Schluss sein, weil diese Fragen in die Gemeinnützigkeit gehören unter Verantwortung des Staates. - Gewinnler, börsengeile Spekulanten haben hier NICHTS ! zu suchen, NICHTS !

Alles, wirklich alles MUSS auf den Prüfstand, um endlich zu bewegen.
Solche Fernsehdebatten brauchen wir nun wirklich überhaupt nicht mehr, weil u.a. auch dort immer wieder bestens abgesicherte Schlauschwätzer sitzen, die
" D A S " weder betrifft noch wirklich interessiert.

Marlene Böttinger
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Registriert: 13.11.2005, 13:54

Pflege total unterfiannziert - Lösungen müssen her!

Beitrag von Marlene Böttinger » 02.08.2007, 14:09

Dieter Radke hat geschrieben:.... Ich erlebe seit geraumer Zeit, dass im Zusammenhang mit der Versorgung von pflegebedürftigen Menschen nur noch um eine Art Notversorgung gerungen wird. Mit den Mitteln der Pflegeversicherung und den sonst vorhandenen finanziellen Mitteln, meistens Renteneinkünfte, ist eine menschenwürdige Pflege nicht mehr zu gestalten. Die Kosten sind immens und mit dem vorhandenen Geld nicht in den Griff zu bekommen. - Wer behauptet, es sei genügend Geld im Pflegesystem, man müsse nur umverteilen, hat keine Ahnung von Finanzierungsfragen der Pflegeversicherung. Warum wohl gibt es einen ungebrochenen Trend zur Anheuerung von billigen Haushaltshilfen aus Osteuropa? Dahinter steckt fast ausschließlich die blanke Finanznot und sonst nichts. - Von daher bin ich der Meinung, dass mehr Geld ins System muss - auf die Dauer halte ich das Vierfache, so Prof. Raffelhüschen, für sehr realistisch. ...
Hallo Dieter und andere Diskutanten!

Der Pflegenotstand ist nicht nur in Krankenhäusern real vorhanden, sondern natürlich auch in den Heimen. Die Rahmenbedingungen sind nicht auskömmlich. Alle Verantwortlichen wissen das - und dann die Mini-Pflegereform - plamabel!
Wir müssen uns endlich dazu aufraffen, kraftvoll und auch mit entsprechenden finanziellen Mitteln Veränderungen zu schaffen. Die Familienverbände zerbröseln. Zur Zeit sind noch einige Rest-Familienstrukturen vorhanden. Aber in 10 - 20 Jahren gibt es keine familiären Versorgungsstrukturen mehr. Wer glaubt, durch Betreutes Wohnen u.a. einen Ausgleich schaffen zu können, der irrt gewaltig. Wer gar behauptet, die Heime könnten wir abschaffen, lebt offensichtlich auf einem anderen Stern. Wer werden mehr Heimplätze benötigen, die Hochaltrigen können nämlich nur dort bei Schwerstpflegebedürftigkeit versorgt werden. Dazu brauchen wir erhebliche Finanzmittel. Wir dürfen uns nicht weiter in die Tasche lügen und allein auf Optimismus machen. Eine realistische Einschätzung ist das Gebot der Stunde.

Es grüßt
Marlene

HorstHessen

Öffentliche Petition und Anhörung an den / vor

Beitrag von HorstHessen » 03.08.2007, 09:21

Öffentliche Petition und Anhörung an den / vor

- - - dem Deutschen Bundestag und Offenen Brief an alle Bundestagsparteien zu Gesundheit und Pflege in Deutschland.
Ich schlage dem hiesigen, sehr kompetenten Team vor, sich an obige Adressaten ö f f e n t l i c h zu wenden, um mehr Druck auszuüben.
Hier in diesem Forum gibt es sehr viele gute Gedankengänge, welche es zu ordnen und zu präsentieren gilt.
Auch eine Mitzeichnungsmöglichkeit sollte gegeben werden.

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Finanzreform im Pflegesystem dringlich!

Beitrag von Presse » 13.10.2007, 14:52

"Ohne umgehende Finanzierungsreform ist spätere Pflege der Babyboomer-Generation gefährdet!"
Zukunft der Pflegeversicherung


„Ohne umgehende Finanzierungsreform ist spätere Pflege der Babyboomer-Generation gefährdet!“

Kaufmännische Krankenkasse (KKH) fordert für die gesetzliche Pflegeversicherung einen Kapitalstock von 126 Milliarden Euro bis 2024

Berlin/Hannover, 12. Oktober 2007- Der KKH-Vorstandsvorsitzende Ingo Kailuweit sieht die Zukunft der Pflegeversicherung gefährdet, weil es immer mehr Pflegebedürftige und immer weniger Beitragszahler gibt. Nur ein dickes Finanzpolster könne diese Entwicklung volkswirtschaftlich abfedern. „Die Politik muss jetzt die entscheidenden Maßnahmen einleiten, um die Finanzierung der sozialen Pflegeversicherung demografiefest zu machen.

Notwendig dafür ist der Aufbau eines kollektiven Kapitalstocks, der noch in dieser Legislaturperiode beginnen muss“, sagte der KKH-Vorstandsvorsitzende gestern während der Podiumsdiskussion „Pflege in Not - Wie demografiefest ist die Pflegeversicherung?“ in Berlin.

Finanzielle Rücklagen in Milliardenhöhe müssten jetzt gebildet werden, um sie in der schwierigen Phase ab Mitte der 2020er Jahre schrittweise wieder auszuzahlen. Dann kommen nämlich die geburtenstarken Jahrgänge in ein Alter, in dem die Pflegebedürftigkeitspürbar zunimmt. Ein drastischer Anstieg der Pflegebeiträge wird die Folge sein. „Wir müssen jetzt vorsorgen, um in 20 Jahren dramatische Zustände im Bereich der Pflege bis hin zu großen Versorgungslücken und Altersarmut zu vermeiden! Wenn wir jetzt ansparen, können wir künftige Beitragssatzsteigerungen zumindest abfedern“, erklärte Kailuweit.

Sein Konzept: Ein kassenübergreifender, kollektiver Kapitalstock kann das solidarische System der Umlagefinanzierung sichern, das sonst auf absehbare Zeit nicht zu halten wäre.

Darüber hinaus ließe sich nach den Berechnungen der KKH durch längere Anlagezeiten und verbesserte Anlagemöglichkeiten in einem kollektiven Kapitalstock innerhalb von 17 Jahren allein durch Zinsgewinne zusätzliches Kapital in Höhe von rund 26 Milliarden Euro ansammeln. „Diese Chancen sollte die Politik nutzen“, forderte Kailuweit mit Blick auf das anstehende Gesetzgebungsverfahren zur Pflegereform.

Nach dem KKH-Modell einer so genannten „Demografiereserve“ ist eine Finanzierung dieses kollektiven Kapitalstocks über zwei Wege vorgesehen: Zum einen über Gelder aus einem Finanzausgleich zwischen privater und gesetzlicher Pflegeversicherung, zum anderen über eine moderate Anhebung des allgemeinen Beitragssatzes um 0,4 Prozentpunkte.

Gemeinsam mit den Renditegewinnen durch verbesserte Anlagemöglichkeiten könnte so bis 2024 ein Kapitalstock von insgesamt 126 Mrd. Euro aufgebaut werden. „Damit stellen wir ein kapitalgedecktes Element neben die Umlagefinanzierung. Diese wird damit demografiefest und langfristig sicher“, so Kailuweit weiter.

Bei dem gemeinsam von der Hanns-Seidel-Stiftung und der Kaufmännischen Krankenkasse veranstalteten Podiumsgespräch diskutierten Bundesminister Horst Seehofer, die Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium Marion Caspers-Merk, die Vorsitzende des Deutschen Pflegerates Marie-Luise Müller, der Gesundheitsökonom Prof. Jürgen Wasem und KKH-Chef Ingo Kailuweit über die Perspektiven der sozialen Pflegeversicherung.

Die Präsentation zum KKH-Modell einer Demografiereserve in der sozialen Pflegeversicherung steht Ihnen unter http://www.positionen.kkh.de zum Download zur Verfügung.

Quelle: Pressemitteilung vom 12.10.2007
http://www.kkh.de/detail.cfm?pageid=16&op=dsp&pk=107433

Siehe auch
Pflegekosten werden deutlich steigen!
viewtopic.php?t=6974

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Mehr Pflegeheimplätze erforderlich

Beitrag von Presse » 04.12.2007, 08:05

Pflegeheime: Wirtschaftliche Zukunft steht auf wackligen Beinen

Die wirtschaftliche Situation vieler deutscher Pflegeheime hat sich in den vergangenen Jahren verbessert, es gibt jedoch große regionale Unterschiede. Wie der "Pflegeheim Rating Report 2007" von RWI Essen, ADMED GmbH und Institute for Health Care Business GmbH (HCB) zudem zeigt, wird in den nächsten Jahren die Zahl der Pflegefälle weiter zunehmen und die Soziale Pflegeversicherung (SPV) wegen der Beitragssatzerhöhung 2008 einige Jahre lang Überschüsse erwirtschaften. Langfristig hängt die wirtschaftliche Zukunft deutscher Pflegeheime vor allem davon ab, ob und wie sehr sie unter Preisdruck geraten. Die Autoren empfehlen die Freigabe der Preise bei gesetzlichen Mindestnormen und einen Qualitätswettbewerb unter den Heimen.

Die wirtschaftliche Lage vieler Pflegeheime hat sich in den Jahren 2003 bis 2005 verbessert. Trotzdem befinden sich immer noch 13% der Heime, was ihre Finanzlage angeht, im insolvenzgefährdeten "roten", fast 71% hingegen im "grünen" Bereich. Damit ist jedes siebte Pflegeheim von der Insolvenz bedroht. Die Heime schneiden allerdings besser ab als Krankenhäuser und Reha-Kliniken. Während sich von den privaten Heimen fast 18% im "roten" Bereich befinden, trifft dies nur für 8% der Heime in freigemeinnütziger beziehungsweise 9% der Heime in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft zu. Dies sind einige der Ergebnisse des "Pflegeheim Rating Report 2007", in dem RWI Essen, ADMED GmbH und Institute for Health Care Business GmbH (HCB) zum zweiten Mal die Situation auf dem deutschen Pflegemarkt untersucht haben. Grundlage der Studie sind 270 Jahresabschlüsse von etwa 600 Pflegeheimen sowie Daten von knapp 9.500 stationären Pflegeeinrichtungen.

Die Untersuchung zeigt zudem, dass die wirtschaftliche Lage von Pflegeheimen sich regional unterscheidet. So weisen Heime in Ostdeutschland signifikant schlechtere Werte auf als Heime in Westdeutschland. Nordrhein-Westfalen schneidet von allen untersuchten Regionen am besten ab, gefolgt von norddeutschen Bundesländern. Der Südwesten liegt im Mittelfeld, Bayern relativ weit hinten vor Ostdeutschland. Auch ist das Preisniveau zwischen den Bundesländern sehr unterschiedlich. Zum Teil führt ein höheres Preisniveau zu einer besseren wirtschaftlichen Lage.

Zahl der Pflegefälle wird weiter ansteigen
Auch allgemeine Entwicklungen auf dem Pflegemarkt werden in der Studie regional differenziert beschrieben. Die Berechnungen ergeben, dass die Zahl der Pflegefälle bis zum Jahr 2020 weiter ansteigen wird, je nach Region zwischen unter 20% und über 50%. Zudem zeigt sich, dass die steigende Zahl der Pflegebedürftigen bis zum Jahr 2020 voraussichtlich zu einem Mehrbedarf von rund 160.000 Pflegeheimplätzen und einem Investitionsbedarf von etwa 12 Milliarden Euro führen wird. Dabei ist berücksichtigt, dass es derzeit in vielen Regionen noch Überkapazitäten gibt. Die Auslastung lag in den Jahren 1999 bis 2005 nahezu unverändert bei durchschnittlich 88%. Allgemein werden Pflegebedürftige in Deutschland immer seltener von Angehörigen betreut. Der Trend geht zur professionellen Pflege in Heimen oder durch ambulante Dienste zu Hause. Die Anzahl der Heime stieg zwischen 1999 und 2005 um fast 18%, gleichzeitig nahm der Anteil der Pflege durch Angehörige von 51% auf 46% ab. In ländlichen Gebieten und in Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit ist der Anteil der Pflege in Heimen signifikant niedriger.

Soziale Pflegeversicherung stabilisiert, ergänzende Kapitaldeckung aber nötig
Die Soziale Pflegeversicherung (SPV) steht angesichts dessen vor großen Herausforderungen, die aktuelle Pflegereform bessert ihre Finanzsituation jedoch spürbar. Der Beitragssatz soll Mitte 2008 um 0,25 Prozentpunkte steigen, dafür werden erstmals Leistungen erhöht. Geplant sind höhere Pflegesätze und ausgeweitete Leistungen für Demente. Die SPV dürfte damit bis zum Jahr 2014 Überschüsse erwirtschaften und die Kapitalreserve fast bis 2018 ausreichen. Danach tut sich jedoch eine gewaltige Finanzierungslücke auf. Ab dem Jahr 2020 erreichen die ersten geburtenstarken Jahrgänge ("Babyboomer") das Pflegealter. Dies dürfte gegen Ende des nächsten Jahrzehnts zu erheblichem Druck auf die Pflegeheime durch die Pflegebedürftigen, die Sozialämter und die Politik führen.

Die wirtschaftliche Zukunft der Pflegeheime erscheint vor diesem Hintergrund ungewiss. Ohne Preisdruck dürfte sich ihre Ausgangslage verbessern. Kommt es hingegen durch eine verschärfte Lage der SPV und der Sozialämter zum Preisdruck auf Heime, würde sich deren Situation deutlich verschlechtern. Es wird empfohlen - analog zur "Riester-Rente" neben der gesetzlichen Rentenversicherung - eine zusätzliche private Vorsorge einzuführen. Zudem sollte das Pflegeangebot stärker differenziert werden.

Freigabe der Preise, Mindestnormen und Qualitätswettbewerb gefordert
Aus Sicht der Wissenschaftler könnten die Preise von Pflegeheimen weitgehend freigegeben werden. Es genügte, wenn der Gesetzgeber - ähnlich wie auf dem Mietmarkt - Mindestnormen zur Pflege vorgeben sowie übermäßige Preiserhöhungen nach Abschluss eines Pflegevertrags unterbinden würde. Notwendig ist ferner, die Transparenz über die Pflegequalität deutlich zu erhöhen. Ein Qualitätswettbewerb zwischen Heimen kann derzeit noch nicht stattfinden, weil das Preis-Leistungsverhältnis nicht beurteilt werden kann.

Nach den Ergebnissen der Studie ist darüber hinaus damit zu rechnen, dass sich zukünftig verstärkt Pflegeheimketten bilden werden, die Leistungen zusammen effizienter erbringen können.

Ihre Ansprechpartner dazu:
Dr. Boris Augurzky, Tel.: (0201) 81 49-203, e-mail augurzky@rwi-essen.de
Dr. Sebastian Krolop (ADMED GmbH), Tel.: (0221) 179 3010
Sabine Weiler (Pressestelle), Tel.: (0201) 81 49-213, e-mail weiler@rwi-essen.de

Quelle: Pressemitteilung vom 3.12.2007
http://www.rwi-essen.de/servlet/page?_p ... isplayurl=

Dieser Pressemitteilung liegt die Studie Pflegeheim Rating Report 2007 - Wachstum und Restrukturierung ( http://www.rwi-essen.de/pls/portal30/PO ... _siteid=69 ) zugrunde. Das Executive Summary ist hier ( http://www.rwi-essen.de/pls/portal30/do ... _SUM_2.PDF ) oder unter http://www.rwi-essen.de/presse oder http://www.admed.com als pdf-Datei erhältlich. Die komplette Studie kann für 220 Euro inkl. 7% MwSt. beim RWI Essen, der ADMED GmbH oder der HCB GmbH bestellt werden.

Presse
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Finanzierung der Pflegeversicherung im Streit

Beitrag von Presse » 23.01.2008, 17:26

Streit um langfristige Finanzierung der Pflegeversicherung
Ausschuss für Gesundheit (Anhörung)

Berlin: (hib/MPI) Die langfristige Sicherung der Pflegefinanzierung ist nicht nur in der Koalition, sondern auch unter Experten umstritten. Während der dritten von vier öffentlichen Anhörungen zur geplanten Reform der Pflegeversicherung im Gesundheitsausschuss am Mittwoch bestätigten die meisten Sachverständigen zwar, dass mit der vorgesehenen Beitragssatzanhebung die Finanzierung der solidarischen Pflegeversicherung bis etwa 2015 gesichert werden könne. Gleichwohl plädierten nahezu alle Experten für einen Systemwechsel. Der Gesundheitsökonom Professor Heinz Rothgang von der Universität Bremen sprach sich für eine solidarische Bürgerversicherung aus. Wenn eine Integration der solidarischen und privaten Pflegeversicherung nicht möglich sei, müsse zumindest ein Finanzausgleich zwischen beiden Systemen stattfinden. Rothgang sagte, realistisch sei ein Transfer von 1 Milliarde Euro von der privaten an die solidarische Pflegeversicherung. Dagegen plädierte der Direktor des Deutschen Instituts für Gesundheitsrecht, Professor Helge Sodan, für den Aufbau eines Kapitalstocks als Demografiereserve. Dies habe im Übrigen auch der Koalitionsvertrag vorgesehen, erinnerte Sodan. Der Freiburger Finanzwissenschaftler Professor Bernd Raffelhüschen sagte, er halte den Aufbau eines Kapitalstocks "für keine gute Idee". Raffelhüschen betonte, das Sinnvollste sei, die Pflegeversicherung auslaufen zu lassen. Für die arme Bevölkerung müsse die Pflege über Steuermittel finanziert werden. Ansonsten müsse private Vorsorge betrieben werden. "Das Vernünftigste wäre einzusehen, dass die Pflegeversicherung ein groß angelegtes Erbschaftsbewahrungsprogramm für den Mittelstand ist", sagte der Pflegeexperte und unterstützte damit den Antrag der FDP (16/7491). Die langfristige Finanzierung der Pflege ist in dem Gesetzentwurf der Bundesregierung (16/7439) allerdings ohnehin weitgehend ausgespart. Dem Entwurf zufolge soll der Pflegebeitrag zum 1. Juli 2008 um 0,25 Punkte auf 1,95 Prozent für Versicherte mit und auf 2,2 Prozent für Versicherte ohne Kinder erhöht werden. Das soll zu jährlichen Mehreinnahmen in Höhe von 2,5 Milliarden Euro führen. Erstmals seit Einführung der Versicherung im Jahr 1995 sollen die Pflegesätze erhöht werden. Im ambulanten Bereich sollen die Leistungen in Pflegestufe eins bis zum Jahr 2012 schrittweise von monatlich 384 auf 450 Euro steigen, in Pflegestufe zwei von monatlich 921 auf 1.100 Euro und in der Pflegestufe drei von 1.432 auf 1.550 Euro. Bei den stationären Pflegesätzen soll die Stufe drei angehoben werden: von 1.432 auf 1.550 Euro und von 1.688 auf 1.918 Euro in Härtefällen. Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen sprechen sich in ihren Anträgen (16/7472, 16/7136) für eine Bürgerpflegeversicherung aus. Für die Volkssolidarität bedauerte Alfred Spieler mit Blick auf ähnliche Überlegungen in der SPD, dass die "strukturelle Mehrheit" für eine Bürgerversicherung nicht realisiert werden könne. Rothgang verwies darauf, dass sowohl die solidarische als auch die private Pflegeversicherung obligatorisch seien und dieselben Leistungen gewährten. Aufgrund der "schlechteren Risiken" der Versicherten in der solidarischen Pflegeversicherung seien die Leistungsausgaben pro Versichertem hier aber um das Zweieinhalbfache höher als in der privaten Pflegeversicherung. Der Verbandsdirektor der privaten Krankenversicherung, Volker Leienbach, lehnte einen Finanzausgleich strikt ab. Damit würde lediglich das System gestärkt, das nicht nachhaltig und generationengerecht sei. Außerdem gebe es erhebliche verfassungsrechtliche Bedenken. Bei den beiden Versicherungszweigen handele es sich um zwei Solidargemeinschaften, die nach unterschiedlichen Prinzipien funktionierten und nicht vermischt werden dürften.

Quelle: Pressemitteilung vom 23.1.2008
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