KDA-Jammerportal - Keine Hilfe für Pflegekräfte!

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

Moderator: WernerSchell

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KDA-Jammerportal - Keine Hilfe für Pflegekräfte!

Beitrag von » 06.12.2006, 07:55

Aktuelle Informationen zur Pflege
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/

KDA-Jammerportal - Keine Hilfe für Pflegekräfte!

Vorwegbemerkung der Moderation:
Zur geplanten Internetplattform des KDA gibt es eine Vielzahl kritischer Beiträge / Stellungnahmen. Sie wurden zum Teil in dieses Forum eingestellt. Auf diese Beiträge / Stellungnahmen wird ausdrücklich aufmerksam gemacht! -


Siehe z.B.:
Neue Internet-Plattform - Keine Hilfe für Pflegekräfte!
Besser mitarbeiterfreundliches Beschwerdemanagement als anonyme Meldungen

http://www.pflegen-online.de/nachrichte ... raefte.htm


Neue Internet-Plattform - Keine Hilfe für Pflegekräfte!


Pflegekräfte sollen anonym per Internet über Missstände informieren
Dienstag, 5. Dezember 2006

Berlin - Mitarbeiter von Pflegeeinrichtungen sollen künftig im Internet anonym auf Missstände in der Altenpflege aufmerksam machen können. Im Frühjahr 2007 werde eine Internetseite des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA) verfügbar sein, die vom Bundesgesundheitsministerium finanziell unterstützt und begleitet werde, teilte das Ministerium am Dienstag in Berlin mit. „Mit dem Modellprojekt wollen wir die Qualität in der Pflege weiter verbessern“, erklärte Ministerin Ulla Schmidt (SPD).

...
Weiter unter
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=26653

Presse
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Fehlerberichts- und Lernsystem in der Pflege

Beitrag von Presse » 06.12.2006, 20:20

Eine Pressemitteilung, die endlose Kritik zur Folge hatte:

Pflegequalität verbessern – Bundesgesundheitsministerium fördert ein Modellprojekt des Kuratoriums Deutsche Altershilfe

Das Bundesministerium für Gesundheit unterstützt ein Vorhaben des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA), die Qualität in der Betreuung pflegebedürftiger Menschen weiter zu verbessern. Mit dem jetzt gestarteten Projekt wird ein Fehlerberichts- und Lernsystem in der Pflege bis zum Frühjahr 2007 aufgebaut. Dieses System bietet dann allen Pflegekräften die Möglichkeit, Fehler oder vermeintliche Fehler anonym in eine Internetseite des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA) zu stellen und dazu fachlich fundierte Kommentare zu erhalten. Diese Internetseite wird vom KDA mit Fördermitteln des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) in Höhe von 570.000 Euro aufgebaut und begleitet; sie wird ab Frühjahr 2007 verfügbar sein.

Dazu Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt: „Mit dem Modellprojekt wollen wir die Qualität in der Pflege weiter verbessern. Personen, die bei ihrer täglichen Arbeit in der Altenpflege kritische Ereignisse erleben und verarbeiten müssen, wird damit ein Medium zur Verfügung gestellt, über das sie ihre Situation freiwillig darstellen und von nicht Betroffenen diskutieren lassen können. Mitarbeiter von Pflegeeinrichtungen können so voneinander lernen und eigene Fehler vermeiden. Auch interessierte Bürgerinnen und Bürger können ihre Erfahrungen einbringen.“
Trotz bereits bestehender Qualitätssicherungsmaßnahmen in der ambulanten und stationären Pflege kommt es in der Praxis immer wieder zu kritischen Ereignissen mit negativen Folgen für die pflegebedürftigen Personen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Altenpflege sollen durch das neue Projekt motiviert werden, die Qualität der Pflege weiter zu verbessern.

Ein solches Lern-System bietet den Vorteil, dass die Betroffenen selber entscheiden können, ob sie das kritische Ereignis öffentlich machen. Positiv ist vor allem die strikte Anonymität, was die Akzeptanz des Modellprojekts fördern soll. Im Rahmen der Analyse der berichteten Ereignisse können Hinweise auf verursachende Faktoren gegeben sowie Lösungsmöglichkeiten unterbreitet und Gute-Praxis-Beispiele dargestellt werden. Gelernt werden kann auch an dokumentierten Ereignissen anderer Pflegekräfte und Pflegeeinrichtungen, wenn sie entsprechend präsentiert werden.

Ein gutes Beispiel für den Erfolg eines solchen Systems ist das Frankfurter Fehlerberichts- und Lernsystem für den ärztlichen Bereich, das ebenfalls vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert wird und das sich bereits in seiner Anlaufphase in hervorragender Weise bewährt hat.

Weitere Informationen zum Projekt unter:
http://www.kda.de
Das Fehlerberichts- und Lernsystem ist ab Frühjahr 2007 verfügbar:
http://www.kritische-ereignisse.de
Weitere Informationen zum Frankfurter Fehlerberichts- und Lernsystem unter:
http://www.jeder-fehler-zaehlt.de

Quelle: Pressemitteilung des Bundesgesundheitsministeriums vom 5.12.2006
http://www.bmg.bund.de/nn_669444/DE/Pre ... aram=.html

WernerSchell
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Fehlerberichts- und Lernsystem in der Pflege

Beitrag von WernerSchell » 06.12.2006, 20:32

Presse hat geschrieben: ..... Dieses System bietet dann allen Pflegekräften die Möglichkeit, Fehler oder vermeintliche Fehler anonym in eine Internetseite des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA) zu stellen und dazu fachlich fundierte Kommentare zu erhalten. Diese Internetseite wird vom KDA mit Fördermitteln des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) in Höhe von 570.000 Euro aufgebaut und begleitet; sie wird ab Frühjahr 2007 verfügbar sein.....
Dass nunmehr das KDA mit erheblichen Bundesmitteln ein Internetforum eröffnet, damit Pflegekräfte dort ihren Frust abladen können, halte ich für einen Irrweg. Man könnte auch sagen: Es geht um die Vergeudung von Steuermitteln. Solche Foren gibt es seit Jahren.
Es kann auch nicht angehen, dass Pflegemissstände mit Rücksicht auf die Menschenwürdegarantie (Art. 1 Grundgesetz) durch öffentliche Aufmunterung anonym beklagt und zerredet werden. Mit Menschenrechtsverletzung muss man in der gebührenden Weise offensiv umgehen. Allerdings muss der Staat dafür sorgen, dass Pflegekräfte, die auf solche Missstände aufmerksam machen, keine Nachteile erleiden.
Das angekündigte Forum zur anonymen Anklage von Pflegemissständen ist überflüssig und kontraproduktiv! - Man darf sich nur wundern, dass für solche "Spielchen" offensichtlich noch genug Geld in der Staatskasse ist. Oder hat keiner gemerkt, dass hier für eine überflüssige Aktion Steuergeld vernichtet wird. Es gibt sinnvollere Verwendungszwecke!


Siehe:
Neue Internet-Plattform - Keine Hilfe für Pflegekräfte!
Besser mitarbeiterfreundliches Beschwerdemanagement als anonyme Meldungen

http://www.pflegen-online.de/nachrichte ... raefte.htm
Zuletzt geändert von WernerSchell am 28.09.2007, 17:06, insgesamt 2-mal geändert.
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Gaby Modig
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Pflegekräfte: anonym per Internet Missstände melden?

Beitrag von Gaby Modig » 08.12.2006, 08:56

DÄ hat geschrieben: ....Pflegekräfte sollen anonym per Internet über Missstände informieren ...
Was ich hier lese, ist für meine Begriffe unglaublich. Pflegekräfte sind seit Jahrzehnten alleine gelassen im Kampf um gute Pflegebedingungen. Nichts wurde von der Politik unternommen, um diesem Dilemma der Pflegekräfte entgegen zu treten. Nur Beschwichtigungsversuche waren an der Tagesordnung: Nicht aufregen, es geht doch nur um Einzelfälle. Mittlerweile zeugen die vorliegenden Berichte und Studien davon, dass die Einzelfälle auf über 200.000 missliche Pflegesituationen aufaddiert werden können.
Nun startet man einem Versuch, den ich als Verarschung der Pflegekräfte deute. Pflegekräfte sollen jetzt anonym ihre Probleme ins Internet stellen, damit ihnen dort von irgendwem eine mehr oder weniger hilfreiche Auskunft erteilt werden kann. Mit dem Pflegeproblem bleibt die Pflegekraft weiterhin allein und wird sich auch weiterhin nicht trauen, irgendetwas zu unternehmen, weil möglicherweise der Verlust des Arbeitsplatzes ansteht. - Für solch einen Schwachsinn gibt das BMG 570.000 Euro aus. Ich denke, dass die Frage nach den Verantwortlichkeiten zu stellen ist. Wer kontrolliert eigentlich das Ministerium?

Gaby

WernerSchell
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Neue Internet-Plattform - Keine Hilfe für Pflegekräfte!

Beitrag von WernerSchell » 08.12.2006, 12:10

Hallo Frau Modig,
zum Thema gibt es jetzt ein längeres Statement - es ist angefügt.
MfG Werner Schell

Neue Internet-Plattform - Keine Hilfe für Pflegekräfte!

Das Bundesgesundheitsministerium will ein Modellprojekt finanzieren, bei dem Pflegekräfte anonym in einem Internetforum über Pflegemissstände berichten sollen. Dass für ein solches Projekt öffentliche Mittel in Höhe von sage und schreibe 570.000 Euro bereitgestellt werden, muss als nicht hinnehmbarer Irrweg beanstandet werden.

Internetforen, bei denen Pflegekräfte (und andere BürgerInnen) ihren Unmut über Pflegemissstände darlegen können, auch anonym, gibt es seit vielen Jahren. An den beklagten Zuständen konnte aber damit nichts geändert werden. Ein neues Forum, mit Steuermitteln finanziert, wird nichts anderes bewirken können. Auch wenn beabsichtigt ist, dass Mitarbeiter des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA) zu den Forumseintragungen Statements abgeben sollen, löst man damit keines der angezeigten Probleme. Denn fachkundige Statements hat es auch in den bereits existierenden Foren reichlich gegeben. Forendiskussionen bieten, das muss man klar und eindeutig feststellen, keine wirkliche Hilfe. Forendiskussionen können auch nur oberflächlich Probleme ansprechen, differenziertere Erörterungen scheiden grundsätzlich aus.
Im Übrigen stellt sich die Frage, ob und ggf. inwieweit die einzelnen Statements mit dem Rechtsberatungsgesetz vereinbar sind. Ist das Projekt daher vielleicht sogar geeignet, rechtswidriges Handeln zu fördern?

Regelrecht skandalös an diesem Projekt ist aber, dass Pflegekräfte systematisch aufgefordert werden, anonym gegen Pflegemissstände anzugehen. Statt geeignete Vorschriften zu schaffen, die ohne Nachteile das Aufgreifen von Pflegemissständen im Rahmen eines mitarbeiterfreundlichen Beschwerdemanagements ermöglichen (vergleichbar dem § 17 Arbeitsschutzgesetz), sollen systematisch Pflegemissstände ohne Namensnennung aufgegriffen werden. Welch ein Denken steckt dahinter?!
Ein Rechtsstaat, der sich durch Verfassungsregeln (Art. 1 und 2 Grundgesetz") zur Durchsetzung menschenwürdiger Lebensbedingungen verpflichtet hat, hält BürgerInnen dazu an, anonym, versteckt also, gegen Verfassungsverstöße vorzugehen. Ein solches Denken und Handeln kann nicht akzeptiert werden und muss auf den Prüfstand; ggf. muss der Deutsche Bundestag das Thema aufgreifen.

Ferner ist zu bedenken, dass bei anonymen Meldungen für die betroffenen Schreiber die Möglichkeit verloren geht, sich auf das Recht der freien Meinungsäußerung zu berufen. Werden anonyme Schreiber später ausfindig gemacht (was bei bestimmten Beschreibungen nicht auszuschließen ist), können die Folgen noch rigoroser sein, als sie heute schon - ohne wirksamen staatlichen Schutz - sind! Pflegekräfte werden auf diese Weise zu Aktionen angehalten, die Ihnen keinerlei Vor-, sondern nur Nachteile bringen. Problemlösung: Null!

Angesichts der aufgezeigten Problematik muss das Projekt gestoppt werden. Der Pflege-Selbsthilfeverband e.V., der sich bundesweit als unabhängige und gemeinnützige Initiative für eine menschenwürdige Pflege einsetzt, hat sich bereits an das Bundesgesundheitsministerium gewandt.

Siehe auch unter

http://www.CareLounge.de/altenarbeit/ne ... ungID=1727

Neue Internet-Plattform - Keine Hilfe für Pflegekräfte! - Besser mitarbeiterfreundliches Beschwerdemanagement als anonyme Meldungen http://www.pflegen-online.de/nachrichte ... 2a4c66eea7

http://www.heide-bote.de/index.php?name ... e&sid=1276
Zuletzt geändert von WernerSchell am 09.12.2006, 21:16, insgesamt 1-mal geändert.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Irmgard Schütze

Internet-Plattform - Keine Hilfe für Pflegekräfte - Protest!

Beitrag von Irmgard Schütze » 09.12.2006, 09:48

WernerSchell hat geschrieben: ..... Neue Internet-Plattform - Keine Hilfe für Pflegekräfte! ..... Regelrecht skandalös an diesem Projekt ist aber, dass Pflegekräfte systematisch aufgefordert werden, anonym gegen Pflegemissstände anzugehen. Statt geeignete Vorschriften zu schaffen, die ohne Nachteile das Aufgreifen von Pflegemissständen im Rahmen eines mitarbeiterfreundlichen Beschwerdemanagements ermöglichen (vergleichbar dem § 17 Arbeitsschutzgesetz), sollen systematisch Pflegemissstände ohne Namensnennung aufgegriffen werden. Welch ein Denken steckt dahinter?! ....
Herr Schell,
ich lese seit vielen Jahren in diesem Forum mit und muss eingestehen, mich nie aktiv beteiligt zu haben. Doch nun muss ich mich doch einmal zu Wort melden:
Ich schätze die hier eingestellten kompetenten Beiträge sehr und bin daher sehr dankbar für die angebotenen Informationen. Dies muss einfach einmal gesagt werden!
Nun lese ich aber, dass der Bund, genau das Bundesgesundheitsministerium, mit erheblichem Mittelaufwand (570.000 Euro) ein Forum des KDA finanziert, dessen Errichtung und Ausgestaltung überflüssig ist und m.E. mit den rechtlichen Anforderungen unserer Werteordnung nicht in Einklang steht. - Ich lese mit großer Freude, dass Sie bzw. der Pflege-Selbsthilfeverband e.V. das ähnlich einschätzen und schon protestiert haben. Ich halte das für richtig und darf sagen, dass ich die Protestaktion uneingeschränkt unterstütze.
Hochachtungsvoll
Irmgard Schütze

Cornelia Süstersell
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Fehlerberichts- und Lernsystem in der Pflege

Beitrag von Cornelia Süstersell » 09.12.2006, 13:29

WernerSchell hat geschrieben: ... Dass nunmehr das KDA mit erheblichen Bundesmitteln ein Internetforum eröffnet, damit Pflegekräfte dort ihren Frust abladen können, halte ich für einen Irrweg. Man könnte auch sagen: Es geht um die Vergeudung von Steuermitteln. Solche Foren gibt es seit Jahren. ... !
Hallo Hr. Schell,
Sie haben das richtig formuliert. Das mit viel Geld konzipierte Forum ist eine Verirrung, wie sie im Pflegesystem bisher kaum vorgekommen ist. Das gerade das KDA mit der Umsetzung beauftragt wurde, ist bezeichnend. Dort geht es offensichtlich um eine Beschäftigungsprogramm und nicht um wirkliche Problemlösung - wie soll das auch geschehen?
Ich hoffe noch auf die Einsicht der Verantwortlichen, damit die genannten 570.000 Euro sinnvoller eingesetzt werden. Das engagierte Personal hat andere Erwartungen an die notwendigen Hilfen für die alltäglichen personellen Engpässe bei der Versorgung der pflegebedürftigen Menschen. Wir Pflegekräfte wissen eigentlich, was zu tun ist, es mangelt schlicht an der personellen Ausstattung. Diese zu beseitigen, ist ein Forum komplett ungeeignet! - Ich kann es nicht fassen, wie man solch irre Vorstellungen überhaupt entwickeln kann.
Gruß
Cornelia Süstersell
Ich trete für eine menschenwürdige Pflege ein und halte für es zwingend, mehr Pflegepersonal einzustellen.

Lore K.

Angemessene Pflegebedingungen schaffen - mehr Personal!

Beitrag von Lore K. » 10.12.2006, 07:54

Die Beseitigung von Missständen in der Pflege erfordert zunächst einmal das Tätigwerden des Gesetzgebers. Er muss, wie hier in diesem Forum seit längerer Zeit klar beschrieben wird, seine "Aufgaben machen" und die entsprechenden Rahmenbedingungen für angemessene Pflegebedingungen schaffen, z.B. muss mehr Personal her. Ohne eine solche Personalvermehrung werden Probleme nicht minimiert werden können. Wer das verkennt, hat schlicht keine Ahnung.
Bei solchen Erkenntnissen kann man kein Verständnis dafür haben, wenn irgendjemand glaubt, mit einem Forum zum Abladen von Frust Veränderungen herbeiführen zu können. Wenn das noch Geld kostet, wie jetzt sehr viel Geld, ist das Mittelvergeudung und nach meiner Meinung rechtswidrig. Das gehört durch die zuständigen Organe geprüft und abgestellt. Wenn der Sozialstaat pleite macht, kann man nicht an anderer Stelle das Geld förmlich rauskippen! Die jetzige Aktion muss einmal einem Hartz-IV-Empfänger verdeutlichen - ich denke, der wird auf die Palme gehen.
Das meint
Lore K.

Gerhard Schenker
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Angemessene Pflegebedingungen schaffen - mehr Personal!

Beitrag von Gerhard Schenker » 11.12.2006, 07:02

Lore K. hat geschrieben:... Die Beseitigung von Missständen in der Pflege erfordert zunächst einmal das Tätigwerden des Gesetzgebers. Er muss ... eine "Aufgaben machen" und die entsprechenden Rahmenbedingungen für angemessene Pflegebedingungen schaffen, z.B. muss mehr Personal her. Ohne eine solche Personalvermehrung werden Probleme nicht minimiert werden können. Wer das verkennt, hat schlicht keine Ahnung. ... .
Wer in der Pflege tätig ist, weiß, dass es hinten und vorn an Personal fehlt, Tendenz zunehmend. Die daraus sich ergebenden Probleme und Missstände können nicht durch einen "Kummerkasten" (jetzt Forum genannt) geändert werden, sondern müssen dort aufgegriffen werden, wo die entsprechenden "Weichen" zu stellen sind. Eine Pflegereform muss her, die die allseits bekannten strukturellen Probleme auflösen hilft. Pflege muss Zeit bekommen, nur so können die Missstände, die keiner wegdiskutieren kann, behoben werden.

G.Sch.

Hildegard Kaiser
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Neue Internet-Plattform - Keine Hilfe für Pflegekräfte!

Beitrag von Hildegard Kaiser » 12.12.2006, 18:33

DÄ hat geschrieben: ... Mitarbeiter von Pflegeeinrichtungen sollen künftig im Internet anonym auf Missstände in der Altenpflege aufmerksam machen können. Im Frühjahr 2007 werde eine Internetseite des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA) verfügbar sein, die vom Bundesgesundheitsministerium finanziell unterstützt und begleitet werde, teilte das Ministerium am Dienstag in Berlin mit. „Mit dem Modellprojekt wollen wir die Qualität in der Pflege weiter verbessern“, erklärte Ministerin Ulla Schmidt (SPD). ...
Die neuerliche "Qualitätsoffensive" des Bundesgesundheitsministeriums kann nur als Seifenblase oder schlimmer noch, als Verschleierungstaktik angestuft werden.
Die Menschenrechtsverletzungen in manchen Heimen sind so gravierend - und auch so gut belegt - , dass einschneidende Massnahmen des Gesetzgebers bzw. der Aufsichtsbehörden (Heimaufsicht, MDK) erforderlich sind.
Nein, stattdessen sollen jetzt die Pflegekräfte über die Missstände debattieren dürfen. Man wird ihnen dann sagen, wie Fehler und Missstände vermieden werden können. - Aber das wissen gute Pflegekräfte sowieso. Sie wissen nur nicht konkret, wie sie "vor Ort" den Übelständen wirkungsvoll - und ohne eigenen Schaden zu erleiden - begegnen sollen. Dazu bietet das jetzt konzipierte Forum null Antworten / Lösungen. Wie auch? - Also, lasst die Finger von dem Finger und investiert die 570.000 Euro - oder was noch davon übrig ist - anderweitig. Ich könnte dazu konkrete Vorschläge machen!

MfG
Hildegard Kaiser

Dieter Radke
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Wir brauchen keine Labereien im Internet ...

Beitrag von Dieter Radke » 13.12.2006, 13:06

Wir brauchen keine Labereien im Internet darüber, was in der Pflege falsch läuft und welche Lösungen ggf. gewünscht werden bzw. notwendig sind. All das ist zur Genüge erörtert und den Verantwortlichen bekannt.

Wir brauchen Folgerungen aus all den Erkenntnissen, die seit Jahren bekannt sind - ausformuliert sind. Wie kann jetzt ein Ministerium über 500.000 Euro ausgeben für eine unsinnige "Schreibstube", geleitet vom KDA?

Ich bin - vorsichtig gesagt - sehr erstaunt über soviel Fehleinschätzungen beim BMG und KDA. Wer trägt letztlich die Verantwortung dafür? Hier müsste sich der Bund der Steuerzahler einmal einmischen!
Menschenwürdige Pflege ohne Ausnahme! - Dafür müssen wir alle eintreten.

Pflegeselbsthilfe
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Jammerportal für gebeutelte Pflegekräfte

Beitrag von Pflegeselbsthilfe » 14.12.2006, 09:45

DÄ hat geschrieben:.... Pflegekräfte sollen anonym per Internet über Missstände informieren ....
Siehe auch
Jammerportal für gebeutelte Pflegekräfte
Statt etwas gegen die Ursachen für die Missstände in der Pflege zu unternehmen und endlich dafür zu sorgen, dass jede Anzeige mit der gebotenen Sorgfalt geprüft wird, steckt die Regierung 570.000€ Steuermittel in ein Internetforum, um Pflegekräften demnächst nun auch auf der Homepage des KDA die Möglichkeit zu geben, anonym über Missstände zu berichten. Weiter unter
http://www.pflege-shv.de/Internetforum%20KDA.htm
Werner Schell ist seit 1.8.2008 Leiter / Ansprechparter bei:
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk vor
http://www.pro-pflege-selbsthilfnetzwerk.de

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Tätigkeitsfeld der Heimaufsichtsbehörden!

Beitrag von Heim-Mitwirkung » 14.12.2006, 13:44

Das Ansinnen von BMG können wir als Ehrenamtliche in der Heim-Mitwirkung (Heimbeiratunterstützer, Heim(bewohner)fürsprecher etc.) nicht nachvollziehen. Auch wir schließen uns daher dem Protest gegen diese Geldverschwendung an! Seit langer Zeit sind die Probleme bekannt, die jetzt von betroffenen Pflegekräften anonym erneut zur Kenntnis gebracht werden sollen. Die Frage nach den Konsequenzen aus den gewünschten Beiträgen erübrigt sich: weil anonym ...

Hier wir u.E. sogar den Heimaufsichten die Zuständigkeit durch das KDA streitig gemacht. Vielleicht wäre es gut, wenn in allen Bundesländern die zuständigen Heimaufsichten mit entsprechenden Anfragen angeschrieben würden ;-)

Die vom BMG angekündigte Internetplattform enthält allerdings grundsätzlich positive, wie negative Punkte:

POSITIV:
Im Sinne von "Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung" kann eine Kommunikationsplattform, auf der u.a. Pflegekräfte über Mißstände in Heimen informieren, positiv sein:

Wenn ein solches Forum durch versierte Moderatoren (Zuständigkeit liegt eindeutig bei den Heimaufsichtsbehörden!) begleitet würde, könnten vielleicht die Informationsgeber zu einer offiziellen Anzeige motiviert werden. Derzeit haben Pflegekräfte (und andere) bekanntermaßen Angst z.B. vor Verlust des Arbeitsplatzes, Repressalien u.v.m., wenn sie Mißstände offiziell zur Kenntnis geben. Daß dies begründete Ängste sind, haben leider auch jüngste Fälle deutlich gemacht.

NEGATIV:
Für eine solche Plattform 570.000 Euro (in Worten: fünfhundertundsiebzigtausend !) auszugeben, halte ich persönlich für eine unverantwortliche Verprassung unserer Steuermittel. Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß solche Plattformen für einen Bruchteil der genannten Summe zu realisieren sind. Es soll Geld für eine Sache ausgegeben werden, die längst vorhanden ist - siehe in unserem Forum oder vielen weiteren Stellen im Internet.

FORDERUNGEN:
· Betreuung, Auswertung, Verfolgung und damit Verantwortung einer solchen Plattform muß bei den Heimaufsichtsbehörden liegen (diese sind dafür zuständig, Mißständen nachzugehen)

· Schilderung der Fälle nur nach Registrierung im (durch die Heimaufsicht betreuten) Forum mit vollem Namen etc. (auch um Spammming zu verhindern)

· Anonymität und Schutz von Personen, die Straftatbestände in Heimen und Pflege anzeigen, insbesondere gegenüber ihren Arbeitgebern

· harte Strafen und Berufsverbot für diejenigen, die gravierende Mißstände zu verantworten haben oder durch Schweigen (unterlassene Hilfeleistung) mit schuldig sind

· unangemeldete Heimbegehungen durch die Aufsichtsbehörden als Standard (nicht als Ausnahme)

· stärkere Förderung und Unterstützung von neutralen Institutionen und Personengruppen, die sich um die Interessen von Heimbewohnern kümmern

· Aufnahme entsprechender Bestimmungen in die neuen Länder-Heimgesetze

FAZIT:
Eine Realisierung könnte unter Erfüllung der vorgenannten Forderungen erfolgreich sein. Wenn allerdings lediglich die Möglichkeit der "Gewissenserleichterung durch Beichte" geschaffen werden soll und keine Konsequenzen drohen, ist das unnütz rausgeworfenes Geld.
Reinhard Leopold c/o SHG Angehörige u.
Ehrenamtliche in der Heimmitwirkung
[heim-mitwirkung.de]

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Details auf den Seiten des KDA

Beitrag von Heim-Mitwirkung » 14.12.2006, 16:00

Die Details zu der geplanten Internetplattform habe ich hier gefunden:

http://www.kda.de/german/showarticles.php?id_art=305
Reinhard Leopold c/o SHG Angehörige u.
Ehrenamtliche in der Heimmitwirkung
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Herbert Kunst
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Re: Details auf den Seiten des KDA

Beitrag von Herbert Kunst » 14.12.2006, 19:23

Heim-Mitwirkung hat geschrieben: .... Details zu der geplanten Internetplattform ....
Die Hinweise des KDA vermitteln mir keine neuen Erkenntnisse, die auch nur ansatzweise das kostenträchtige "Unternehmen" rechtfertigen könnten.
M.E. steckt auch ein Fehler in den Hinweisen: Es wird behauptet, dass die anonyme Meldung beim "Kummerkasten" keine Zurückverfolgung in Richtung Schreiber zulasse. Das ist meinen Kenntnissen nach falsch, weil jede Aktivität im Netz zurückverfolgt werden kann. Wenn jemand einen Text eingestellt hat, kann man sehr wohl die IP-Nummer erkennen und den benutzten PC bzw. den Nutzer ermitteln. So gesehen ist jedem Schreiber sowieso schon anzuraten, nicht rufschädigende oder strafrechtlich relevante Informationen abzuliefern. Das könnte dem Schreiber zum Verhängnis werden. - Also auch dieser Gesichtspunkt spricht gegen die "Unternehmung KDA".
Interessant ist auch die Tatsache, dass die Hinweise des KDA von werblichen Hinweisen eingerahmt sind. Was soll ich denn davon halten?

H.K.
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