Ärztestreik - Patienten sind die Leidtragenden!

Rechtsbeziehung Patient – Therapeut / Krankenhaus / Pflegeeinrichtung, Patientenselbstbestimmung, Heilkunde (z.B. Sterbehilfe usw.), Patienten-Datenschutz (Schweigepflicht), Krankendokumentation, Haftung (z.B. bei Pflichtwidrigkeiten), Betreuungs- und Unterbringungsrecht

Moderator: WernerSchell

xyz

Beitrag von xyz » 09.05.2006, 14:16

Hi !

Wer überprüft eigendlich die MONATLICHEN AKTUELLEN EINNAHMEN der Krankenversicherungsbeiträge auf die Richtigkeit ?
Wie funktioniert das eigendlich ?
Und wie wird der Haushaltsplan für das Jahr 2007 eigendlich aufgestellt ?
Sind die Schätzungen richtig ?

Kann es möglich sein, dass ein ausländischer Arbeitgeber eine Firma für (vorsätzlich) ca. 3 Monate zur "kurzzeitigen Vertragsabwicklung " in Deutschland gründet, nur ausländische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter "einstellt", aber "vergisst" die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei den Sozialversicherungsträgern anzumelden, und nach 3 Monaten die Firma wieder "zumacht" (oder gar vorsätzlich in Insolvenz gehen lässt), wobei nach Monaten eine Revision seitens der Behörden anberaumt wird, wobei festgestellt werden könnte, dass keiner der "Betroffenen" und keiner der Verantwortlichen mehr in Deutschland lebt ?

Und wie überprüfen denn die Krankenkasse monatlich, ob ein Arbeitgeber die Anmeldung z. B. bei der Krankenkasse für einen Mitarbeiter oder Mitarbeiterin "vergessen" hat ?

Und wie prüfen die Krankenkassen denn die Richtigkeit ihrer Bilanz in solchen Fällen ?
Und wie wollen denn die zuständigen Krankenkassen die Beiträge für die Rentenversicherung, die Arbeitslosenversicherung, und für sich selber, eintreiben ?
Haben die denn überhaupt eine streng durchgreifende und auch zu 99% erfolgreiche Strategien gegen solche Machenschaften ?

Und wie treiben die Finanzämter denn in einem solchen Fall ihre Steuern ein ?

Und wieviele solcher Fälle gibt es denn überhaupt ?

Ich denke mir, dass es für solche Fälle überhaupt gar kein effektives Überwachungssystem gibt.
Kann das sein ?

Solche Fälle wären jedenfalls eine sehr einfache Erklärung, weshalb nicht nur die Krankenkassen mit ihrem Haushalt nicht klar kommen, und dass Jahr für Jahr zuwenig Geld "eingenommen" wird.

Es wird einfach völlig schlampig von den zuständigen Behörden geprüft und überwacht, und die Krankenkassen sind mit solchen genannten Fällen völlig überfordert.
Kann das sein ?


Wenn das so sein sollte, dann ist es kein Wunder, dass kein Geld für Pat. , für Pflegepersonal, und für Ärzte da ist.


Der Dauerstreik muss weiter gehen !


und tschüss
xyz

H. Ruppertz

Schlampigkeit und viele Ungereimtheiten mehr

Beitrag von H. Ruppertz » 09.05.2006, 18:18

.... Es wird einfach völlig schlampig von den zuständigen Behörden geprüft und überwacht, und die Krankenkassen sind mit solchen genannten Fällen völlig überfordert.
Kann das sein ?....


Siehe meinen Text unter
Systemwechsel im Gesundheitswesen?
viewtopic.php?t=3535

Ich denke, dass all das zutreffen kann. Es sind allzu viele "Behördendiener", die, wie man so sagt, ihren Shop machen, aber sich um die Ergebnisse eher keine Gedanken machen: "Nichts hören, nichts sagen, nichts sehen".
Es wird allzu viel Geld im öffentlichen System "vernichtet"! Da könnte man auch einmal anpacken. Das wäre eine wirkliche Strukturreform.

Gruß ins Forum von
H. Ruppertz

Günther Blessing

Patienten sollten bald auf die Straße gehen!

Beitrag von Günther Blessing » 11.05.2006, 07:48

Hallo, hallo,

der andauernde Ärztestreit (30% mehr Honorar usw.) stößt auf Unverständnis auch bei gutwilligen Patienten. Mittlerweile sind viele Kranke, Behinderte von den Streikationen betroffen. Der Ruf der Ärzte ist folgerichtig rampuniert.
Dass sich unsere mit Steuermitteln gut ausgebildete Mediziner auf die Straße begeben haben, um unsinnige Forderungen durchzusetzen, kann mit keinem Argument gerechtfertigt werden. Kopfschütteln ist angesagt!

MfG
Günther Blessing

enno
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Beiträge: 170
Registriert: 25.11.2005, 23:43
Wohnort: M/V

Beitrag von enno » 11.05.2006, 23:17

es gibt noch viel mehr "verschwendung",sanitätshäuser,wollen verkaufen ,unwissende "lassen sich beraten" und herauskommt,nicht benötigte mittel.nichts ist schlimmer als das vertrauen,ohne es zu prüfen.
wer mit wenig auskommen muß,prüft genau,aber von öffentlicher seite,sieht man es wohl anders,der eigene job,könnte gefärdet sein.
professionel pflegende wissen nicht ,welche hilfsmittel es gibt,oder können sie nicht anwenden.
vieles könnte mit mehr(bessseres) wissen eingespart werden,um es denen zu kommen zu lassen die es wirklich benötigen.
dies scheint aber nicht möglich zu sein,weil "jeder"nur an sich denkt und das ist nach meiner meinung nur egoismus zur eigenen bereicherung und verschwendung um immer mehr gelder zu fordern.
kontrollen?
bei wem,wazu,weshalb,um der verschwenderisches bürokratie und den angeblich kompententen "bürokratenten" ihren job zu sichern?
bei der suche nach "infomationen"wir verbinden,warteschleifen,nicht zuständig usw.
wo bleibt das logische denken der meisten?
wo bleibt das zusammen arbeiten,um probleme zu lösen?
wo kann man einsparen,nein,man will nicht einsparen,sondern immer mehr für sinnlose"mittel" um mehr zu fordern zum verschwenden.
wir leben in einer wegwerfgesellschaft,können wir uns das leisten ?
mfg enno

Manuela Berger

Klagen wegen unterlassener Hilfeleistung fällig!

Beitrag von Manuela Berger » 13.05.2006, 06:43

Günther Blessing hat geschrieben: ... der andauernde Ärztestreit (30% mehr Honorar usw.) stößt auf Unverständnis auch bei gutwilligen Patienten. Mittlerweile sind viele Kranke, Behinderte von den Streikationen betroffen. Der Ruf der Ärzte ist folgerichtig rampuniert.
Dass sich unsere mit Steuermitteln gut ausgebildete Mediziner auf die Straße begeben haben, um unsinnige Forderungen durchzusetzen, kann mit keinem Argument gerechtfertigt werden. Kopfschütteln ist angesagt! ....
Das Statement von Günther Blessing trifft genau! Ich muss auch den Kopf schütteln über soviel Unverfrorenheit einer Berufsgruppe!!!

Der Ärztestreik ist - auch meiner Meinung nach - durch nichts gerechtfertigt. Darüber wurde ja auch schon wiederholt informiert.
Inzwischen hat sich die IG Metall, eine Einzelgewerkschaft im Deutschen Gewerkschaftsbund, geäußert und die hohen Forderungen der Ärzte massiv kritisiert. Die IG Metall blicke auf eine lange Zeit der Lohnauseinandersetzungen zurück; eine Forderung, wie sie jetzt von den Ärzten erhoben worden sei, könne als einmalig und abwegig eingestuft werden. Dies erklärt eine Gewerkschaft!

Dann liegen mittlerweile auch zahlreiche Erklärungen von Ärzten vor, die anscheinend noch einen klaren Kopf bewahrt haben. - Es werden hoffentlich bald mehr. - Der Ärztliche Direktor der Unikliniken Bonn hält von dem Ärztestreikt nichts, er sei schädlich, und befürchtet, dass es bald zu Klagen wegen unterlassener Hilfeleistung kommen wird. So die aktuellen Pressemitteilungen.

MfG
Manuela Berger

Zitat:
Einer tut dem anderen weh. Und wem der Schmerz zu groß wird, gibt nach. Das ist die simple Logik von Tarifkonflikten. Mit Blick auf den Arbeitskampf an den Unikliniken jedoch hinterlässt dieses lakonische Bild ein mehr als schales Gefühl. Denn für die Patienten, die in Heidelberg, Ulm, Freiburg, Tübingen und anderswo auf ihre Operation warten, geht es im wahrsten Sinn des Wortes um Schmerzen. Für manchen ist der Streik vielleicht gar eine Frage von Leben und Tod, wenn ein Eingriff zum wiederholten Mal verschoben werden muss.
Quelle: Stuttgarter Nachrichten

Siehe auch unter
posting.php?mode=quote&p=20572

Manuela Berger

Patienten leiden wirklich

Beitrag von Manuela Berger » 14.05.2006, 07:34

xyz hat geschrieben: ...
Wieviele Pat. sind denn wegen des Streiks bisweilen geschädigt worden? ...
Hallo,
ich ergänze mein Statement: Gestern abend erfuhr ich von einer fast dramatischen Situation. Bei einer älteren Dame, die dringend eine neue Hüfte braucht, ist der angesetzte Operationstermin bereits mehrfach verschoben worden. Diese Patienten ist völlig verzweifelt.
Ich denke, dass ist nur ein Beispiel von vielen. Die Patienten leiden wirklich und können nichts dazu.
MfG
Manuela Berger

Richi

Patienten leiden wirklich - Folgerungen ziehen!

Beitrag von Richi » 15.05.2006, 07:50

Manuela Berger hat geschrieben: .... erfuhr ich von einer fast dramatischen Situation. Bei einer älteren Dame, die dringend eine neue Hüfte braucht, ist der angesetzte Operationstermin bereits mehrfach verschoben worden. Diese Patienten ist völlig verzweifelt. .... Die Patienten leiden wirklich und können nichts dazu. ....
Ich habe die Beiträge zum Ärztestreik, hier und in den Medien, mit Interesse gelesen. Ich komme dabei ebenfalls zu dem Ergebnis, dass dieser Streik so, wie er geführt wird, nicht in Ordnung geht. Einiges mag verbesserungsbedürftig sein, aber die Patientenversorgung auf ein Notsystem zu reduzieren, ist schon ungeheuerlich und nicht akzeptabel. Ich protestiere daher gegen den Protest der Ärzte und wünsche, dass die Verantwortlichen im Gesundheitswesen und Politik Folgerungen ziehen. Die Drahtzieher und maßgeblich Mitverantwortlichen beim Ärztestreikt müssen in Anspruch genommen werden. Dabei ist auch an Küdigungen zu denken.

Richi

xyz

Beitrag von xyz » 15.05.2006, 13:03

Hi !

Ich hatte hier im Forum zu diesem Thema schon diese zwei Beiträge geschrieben:
Verfasst am: Mo Apr 10, 2006 2:24 pm
Verfasst am: Di Apr 18, 2006 3:49 pm

bitte noch mal durchlesen.


Pat. sind überhaupt nicht geschädigt worden, jedenfalls gab es keine Fälle der Körperverletzung oder der Unterlassenen Hilfeleistung gemäss StGB, und das muss bedacht werden, insbesondere bei Kündigungen !
Und wenn Pat. in einer Klinik nicht behandelt werden können, dann sollen sie doch bei der nächsten Klinik mal anfragen.
Freie Kapazitäten gibt es immer !
Die Frage ist nur wo ?
Bitte mal suchen, der Hausarzt ist auch gerne behilflich.


Wer arbeitet, der muss auch bezahlt werden, das gilt für Ärzte wie auch für das Pflegepersonal, wie auch für andere Berufsgruppen.

Wenn aber die unbezahlten Überstunden im Monat nachweislich durchschnittlich 30 % des Monatsbruttolohnes beträgt, und das Land auf Land ab als normal angesehen wird, dann stimmt da bei gewissen Leuten die Einstellung zum Arbeitsleben nicht mehr.

Wer ohne Bezahlung abrbeiten möchte, der kann ehrenamtlich als Arzt tätig werden, was die Frage aufwirft, weshalb die Vorstände der Kliniken keine ehrenamtlich tätigen Ärzte finden.

Und da die Dauerüberbelastung der Ärzte und des Pflegepersonals durch die Vorstände, der Chefärzteschaft, und durch die Pflegedirektionen der Kliniken befehligt werden, und diese Dauerüberbelastung durch die paramillitärischen Befehlseinheiten in den Kliniken per gesundheitschädigendem Mobbing durchgesetzt werden, ist es die logische Konsequenz, das Ärzte in einen Dauerstreik verfallen müssen, weil sie selbst sich vor dem Mobbing schützen müssen.
Dazu gehört auch das "abstreiken" von Überstunden, die ohnehin mit Vorsatz nicht bezahlt werden !

Wie alle wissen, gibt es keinen Schutz vor Mobbing für Ärzte, des Pflegepersonals, und für andere Berufsgruppen, seitens Chefärzteschaft und der Pflegedirektionen, und das ist nur deshalb so, weil die mobbenden paramillitärischen Befehlseinheiten die Befehlsüberbringer der Chefärzteschaft und der Pflegedirektionen sind.
Das shöne ist jetzt, dass die Mobber jetzt mal selber arbeiten müssen.
Hoffentlich fallen sie alle völlig übermüdet abens ins Bett, dann sehen die Mobber mal, wie das Arbeiten an der Mobberfront ist.


Hilfreich ist nur ein völlig neues Gesamtkonzept für die Finanzerung des Gesundheitswesens.
Und weil genau das in der Vergangenheit völlig verschlampt worden ist, deshalb haben wir heute den Streik der Ärzte.
Hoffentlich wird es (k)ein Dauerstreik.


Immerhin kann gesagt werden, dass der Streik Geld im Gesundheitswesen einsparte und einspart, da überflüssige Behandlungen in den Kliniken (hoffentlich) nicht mehr ausgeführt werden.
Das Gehalt der Streikenden zahlt die Streikkasse, und fällt dem Gesundheitswesen nicht zur Last.
Die Bürokratie in den Kliniken wird unweigerlich zurückgefahren, hoffentlich wird die Streikzeit genutzt, und man überlegt sich in den Vorständen endlich mal langanhaltende Konzepte zur Verringerung der Bürokratie in den Kliniken.


Die zuvor genannten Probleme in Kliniken müssen jetzt von der Chefärzteschaft und den Pflegedirektionen aufgegriffen werden, die gesamte Manschaft der paramillitärischen Befehlseinheiten muss gekündigt werden, was der erste spürbare und sichtbare Ansatz zur Verbesserung der Situation in den Kliniken wäre.



und tschüss
xyz

Richi

Streik mit positiven und negativen Aspekten

Beitrag von Richi » 15.05.2006, 13:40

xyz hat geschrieben:... (1) Immerhin kann gesagt werden, dass der Streik Geld im Gesundheitswesen einsparte und einspart, da überflüssige Behandlungen in den Kliniken (hoffentlich) nicht mehr ausgeführt werden.
(2) Das Gehalt der Streikenden zahlt die Streikkasse, und fällt dem Gesundheitswesen nicht zur Last. ....
Interessante Hinweise:
(1) Ich hörte aber heute, dass der Marburger Bund kein Streikgeld zahlt. Die Ärzte, so wurde behauptet, würden Freizeitausgleich nehmen. Wenn das so ist, wer genehmigt denn solch einen Freizeitausgleich?
(2) 20% (oder mehr) der Krankenhausbehandlungen sind wohl überflüssig. Wenn diese jetzt entfallen, ist das gut so. Aber das sind nicht die jetzt in Rede stehenden Problemfälle. Bei den Problemfällen geht es um notwendige Behandlungen, deren Verschiebungen schmerzhaft, schädigend oder sogar lebensbedrohlich ist.

Richi

xyz

Re: Streik mit positiven und negativen Aspekten

Beitrag von xyz » 15.05.2006, 14:00

Hi !
Richi hat geschrieben: Interessante Hinweise:
(1) Ich hörte aber heute, dass der Marburger Bund kein Streikgeld zahlt. Die Ärzte, so wurde behauptet, würden Freizeitausgleich nehmen. Wenn das so ist, wer genehmigt denn solch einen Freizeitausgleich?
(2) 20% (oder mehr) der Krankenhausbehandlungen sind wohl überflüssig. Wenn diese jetzt entfallen, ist das gut so. Aber das sind nicht die jetzt in Rede stehenden Problemfälle. Bei den Problemfällen geht es um notwendige Behandlungen, deren Verschiebungen schmerzhaft, schädigend oder sogar lebensbedrohlich ist.

Richi

Zu (1)
Das wird sich bei einem Dauerstreik ändern.
Ausserdem ist es bezeichnet, dass so viele unbezahlte Überstunden, zu einem solchen langen Streik mit Freizeitausgleich führen konnte.
Das gab es noch nie !
Zu (2)
Es wurde kein Fall bekannt, der Pat.-schädigend war.
Es sind die üblichen Mobber-Fälle, zu denen immer wieder behauptet wird, es könnte eine Schädigung eintreten.
Hier ist die viel zu kostspielige Chefärzteschaft mit deren viel zu kostspieligen paramillitärischen Befehlseinheiten gefragt, die müssen jetzt 24-am-Stück-durch operieren.
Ich schrieb bereits, dass sich die Pat. auch in anderen Kliniken melden können, um die freien OP-Kapazitäten und die freien Behandlungskapazitäten zu nutzen.
Dann gibt es keine Problemfälle mit notwendige Behandlungen, deren Verschiebungen schmerzhaft, schädigend oder sogar lebensbedrohlich ist.

und tschüss
xyz

Moni Mösgen

Ärztestreik: Patienten profitieren!

Beitrag von Moni Mösgen » 16.05.2006, 10:37

Ärztestreik: Patienten profitieren! - Aus kabarettistischer Sicht:

Der Kabarettist Volker Pispers hat in einer Veranstaltung in Korschenbroich auch einige Gedanken zum Ärztestreik geäußert. Die Neuss-Grevenbroicher Zeitung berichtete darüber in ihrer Ausgabe vom 16.5.2006. Pispers meinte u.a., dass Ärzte bereits vor 30 Jahren in der Zeitung verhungert seien. Er rechnet dann vor, dass heute 20% mehr Kassenärzte aktiv seien als noch vor 20 Jahren. Im Übrigen: In Düsseldorf gebe es in manchen Stadtteilen mehr Kardiologen als Menschen mit Herz. Weiter meinte Pispers: In Israel hätten einmal Ärzte vier Wochen lang gestreikt, und zwar solange, bis die Bestatter merkten, dass die viel weniger zu tun hatten.

Gelesen und hier eingestellt von
Moni Mösgen

Seien wir also trotz Ärztestreikt frohen Mutes!!

Propofol

Beitrag von Propofol » 05.06.2006, 00:38

Hallo Forum!
bin zufällig auf diese Diskussion zum Ärztestreik gestossen und erstaunt, wieviel Unwissen hier herrscht... (mein Beitrag bezieht sich auf Assistenzärzte in den Uniklinik, nicht auf niedergelassene Ärzte)
WernerSchell hat geschrieben:- wie in der TV Sendung "Panorama" am 2. Februar 2006 das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung festgestellt hat - sind Ärzte die Spitzenverdiener im Krankenhaus. Demnach erhält ein Arzt in der Weiterbildung bespielsweise im Kreiskrankenhaus Gummersbach 5.000 € im Monat plus Zusatzverdienstmöglichkeiten.
schaut mal ins Forum von Panorama, da haben genug Kollegen ihren wahren Verdienst offengelegt!
http://www.ndrtv.de/panorama/forum/inde ... 40&id=8840
Assistenzärzte verdienen gut 3000€ brutto, netto ca. 1700€. Mein Kumpel ist Anästhesist und Notarzt und hat mir neulich erzählt, daß die Rettungsassistenten von der Feuerwehr, mit denen er Notarztdienst fährt, deutlich mehr verdienen als er!
In meinem Fall waren es 1500€ brutto und 1000€ netto, da halbe Stelle (allerdings darf man dafür meist trotzdem 42h die Woche arbeiten, wenn man will, daß der 3Monatsvertrag verlängert wird. (ob er dann verlängert wird, erfährt man 3 Tage vor Vertragsende...)
Da hier offensichtlich auch Unklarheit herrscht: Assistenzärzte sind alle Ärzte, die nicht Ober- oder Chefarzt sind! Es gibt also durchaus Ärzte, die auch in hohem Alter noch Assistenzarzt sind!!! Man ist mindestens die 5 Jahre Assistenzarzt bis man Facharzt ist.
Julia Rautenbach hat geschrieben: Den Ärztestreik halte ich nicht für angebracht - unnötig. Die Ärzte sollten ihre zum Teil berechtigten Anliegen (soweit strukturelle Fragen des Gesundheitswesens angesprochen sind) dem Bundesgesundheitsministerium bzw. dem Parlament vortragen, aber uns Patienten von Streikaktionen verschonen.
Keiner von uns will, daß Patienten leiden und wir haben vollstes Verständnis, wenn Patienten über unseren Streik besorgt sind.
Deswegen haben wir einen Streik solange hinausgezögert! Aber leider hört niemand auf gute Worte! Die EU-Richtlinie zur Arbeitszeit ist von 1993, das Urteil vom EuGH von 2003. Wie oft haben Kamerateams schon den 24h oder gar 32h-Dienst eines Klinikarztes begleitet? Und was passiert? Nichts!
Im Gegenteil: Ende letzten Jahres wurde die Übergangsfrist für Kliniken nochmal um ein Jahr verlängert und damit die untätigen Kliniken belohnt! und das obwohl letztes Jahr schon gelegentlich kurzzeitig gestreikt wurde. Wer sich bei uns umhört, wird merken, daß die wenigsten 30% fordern. Die meisten wären froh, wenn man die Überstunden bezahlt bekäme und die Marathondienste abgeschafft würden.
Daher hielt ich ursprünglich die 30% Forderung für ungeschickt. (Die Forderungen lauten aber auch: keine kurzzeit-Knebelverträge, keine Marathondienste, bezahlte Überstunden und Entlastung von Papierkram! (also bitte nicht auf 30% reduzieren!)) Mittlerweile ist mir aber klar geworden, daß die Forderung sein muß! Denn die Bevölkerung hört uns nur zu, wenn man solche erschreckenden Forderungen in den Raum stellt! Und leider werden sich die Ausbeutungsbedingungen erst ändern, wenn der Bevölkerung die Situation der Klinikärzte bewusst ist und sie auch Druck auf die Politik ausübt! Die Verwaltungen in den Kliniken reagieren auch wohl erst, wenn die Klinik Verluste macht, weil gestreikt wird!
Zu den Notdienstvereinbarungen: diese sind wirklich großzügig und eine Gynäkologin hat mir erzählt, bei ihr würden auch Patienten operiert, die Routineeingriffe seien. Jeder Patient, der sich zu unrecht als nicht-dringend eingestuft fühlt, kann sich auch in einem städtischen oder Kreiskrankenhaus operieren lassen. Denn streiken tun nur die Unikliniken und einige Landeskrankenhäuser!

Die Befürchtung, daß sich aber doch nichts an den Bedingungen ändert, sieht man schon bestätigt, wenn man die Verdi-Einigung betrachtet. Schon mal die Anlage 5, die für Ärzte an den Unikliniken gilt, gelesen?

"Im Rahmen des §7 Abs 1 Nr 1 und Nr 4 aus ArbZG kann die tägliche Arbeitszeit im Sinne des Arbeitszeitgesetzes abweichend von den §§3 und 6 Abs 2 ArbZG über acht Stunden hinaus auf bis zu 24 Stunden (8 Stunden Volldienst und 16 Stunden Bereitschaftsidenst) verlängert werden...."
"Durch landesbezirklichen Tarifvertrag kann in begründeten Einzelfällen eine durchschnittliche wöchentliche Höchstarbeitszeit von bis zu 66 Stunden vereinbart werden, ...."

Also gibt es nach wie vor Marathondienste... und die Verwaltung sorgt sicher wieder dafür, daß die Überstunden einfach unter den Tisch fallen...
Die positiven Absichtserklärungen ("Entlastung von patientenfernen Aufgaben", "Ausübung wissenschaftlicher Tätigkeit" und "Dokumentation geleisteter Überstunden") sind windelweich formuliert. Man erwartet, daß die Kliniken nach Lösungen SUCHEN.... mit ein wenig Phantasie kann man sich vorstellen, was dabei rauskommt... gesucht aber leider keine Lösung gefunden... Warum werden Stechuhren nicht verbindlich vorgeschrieben? Warum werden Ärzte teilweise automatisch abends ausgeloggt?
Das Gehalt der Streikenden zahlt die Streikkasse, und fällt dem Gesundheitswesen nicht zur Last.
Keiner bekommt sein Gehalt von einer Streikkasse bezahlt, entweder werden Überstunden abgefeiert oder man erhält einfach gar nichts! (mal auf der Zunge zergehen lassen: die Kliniken brechen schon zusammen, wenn Ärzte endlich mal ihre Überstunden als Freizeitausgleich nehmen!)
Ohne jedwede Rücksicht auf andere, Patienten und nichtärztliche Berufe, suchen sie ihren alleinigen Vorteil.
keiner von uns will sich auf Kosten des Pflegepersonals bereichern. die sind genausoschlecht bezahlt. Wir wollen nur, daß die unmenschlichen Bedingungen bei uns ein Ende haben! Es sollten endlich Effizienzreserven genutzt werden! Warum verbringen wir mehr als 50% unserer Arbeitszeit mit Papierkram? Der Patient ist verärgert, weil der Arzt kaum Zeit hat, ihm zuzuhören und wir sind frustriert, weil wir Medizin studiert haben, um Patienten zu behandeln und nicht um Formulare auszufüllen! Mit Bürokratieabbau wäre beiden Seiten geholfen!
Warum werden keine Stationssekretärinnen eingestellt? (billiger und sicher effizienter als das 2-Finger-Adler-Suchsystem)
Wann wird endlich die elektronische Patientenakte eingeführt? (keine Doppeluntersuchungen da Befunde immer zur Hand, kein ewiges Suchen nach Akten und Röntgenbildern... alleine das würde viel Arbeitszeit sparen) und schließlich bräuchte man keine ganzen Keller zur Lagerung von Akten!

Abschließend noch etwas zum Thema: "Ärzte gehen ins Ausland oder in die Industrie"
Aus meinem Freundeskreis ist bereits die Hälfte im Ausland tätig; eine Kollegin kam aus Heimweh zurück nach Deutschland und war schon nach 2 Wochen von den Arbeitsbedingungen so frustriert, daß sie sofort wieder in der Schweiz nach einer Stelle sucht. Die andere Hälfte, die noch hier ist, treffe ich kaum noch, weil sie kaum noch Zeit haben, abends mal gemeinsam in eine Kneipe zu gehen. Ich arbeite mittlerweile nicht mehr als Arzt sondern mache gerade ein Zweitstudium (allerdings vermisse ich doch gelegentlich den Umgang mit dem Patienten) und sehe mich gerade in der Industrie um. Und meine hiergebliebenen Freunde beginnen sich schon sehr für meinen Studiengang zu interessieren und auch die Heimatverbundensten denken ernsthaft über Norwegen etc. nach!

Hoffentlich habe ich endlich für Klarheit und Verständnis gesorgt!
Informiert Euch über Details zum Streik und glaubt bitte nicht alles, was in Panorama oder sonst wo leichtfertig erzählt wird!

Servus
Propofol

Dirk

Assistenzärzte müssen besser gestellt werden

Beitrag von Dirk » 05.06.2006, 07:15

Propofol hat geschrieben: .... bin zufällig auf diese Diskussion zum Ärztestreik gestossen und erstaunt, wieviel Unwissen hier herrscht... (mein Beitrag bezieht sich auf Assistenzärzte in den Uniklinik, nicht auf niedergelassene Ärzte) ....
Hallo,
die Diskussion um die Ärztehonorare muss in der Tat gegliedert werden. Es geht eigentlich um verschiedene Problembereiche. Dass aber genau diese Trennung verwischt worden ist, haben der Marburger Bund und andere Funktionäre zu vertreten: 30% mehr Vergütung - das war die zentrale Aussage. - Zu berücksichtigen sind dazu auch die Diskussionsbeiträge in der Rubrik Arbeitsrecht dieses Forums.
Dass sich hinsichtlich der Assistenzärzte einiges zum Besseren wenden muss, wird jeder nachvollziehen können. Dieses Mehr muss aber im System erwirtschaftet werden. Dazu fehlt es an konkreten Vorschlägen. Sind denn die Chefs bereit, von ihren hohen Einkommen etwas abzugeben? Die hierarchischen Strukturen gehören aufgelöst. Darum und um ähnliche Gesichtspunkte muss es gehen!
MfG
Dirk

Bernhard Höffner

Abrechnungsbetrug - nur schwarze Schafe?

Beitrag von Bernhard Höffner » 05.06.2006, 17:59

Abrechnungsbetrug - nur schwarze Schafe?

Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung brachte gestern ein Interview mit dem AOK-Chef Hans Jürgen Ahrens. Dort heißt es u.a.:
"... Fehlverhalten oder Betrug im Gesundheitswesen gibt es aber nicht nur bei Ärzten. Die AOKs sind 2004 und 2005 genau 5.492 Fällen nachgegangen. Erfolgreich abgeschlossen wurden bisher 1.954 Fälle. Für sundere Beitragszahler konnten wir so mehr als 29,4 Millionen Euro zurückholen..."

Zur Honorierung äußerte Ahrens:
"Bis 1993 wurden die Honorare zwischen den Krankenkassen und den Kassenärztlichen Vereinigungen ausgehandelt. Ab 1993 machte der Gesetzgeber daraus verbindliche Budgets. Diese dürfen seitdem per Gesetz jährlich nur um den Prozentsatz steigen, um den auch die Einnahmen der Kassen aus Beiträgen steigen. Auf diese Weise nahmen die Honorarzahlung an die Ärzte von 1993 bis 2005 um 20,8 Porzent zu. .... Auch durch ein anderes Honorarsystem kann es nicht 30 Prozent mehr Honorar für die niedergelassenen Ärzte geben. Woher sollen denn die dafür nötigen etwas sieben Milliarden Euro kommen?"

Dem Kassenfunktionär kann nur zugestimmt werden. Für Honorarerhöhungen ist kein Raum! Pasta!

Einen angenehmen Rest-Pfingstmontag
Bernhard Höffner

KBV

Vergleichsweise sehr geringe Fehlerquote von 0,4 Prozent

Beitrag von KBV » 07.06.2006, 08:01

Weigeldt: „Vergleichsweise sehr geringe Fehlerquote von 0,4 Prozent”

Berlin, 6. Juni 2006 – Zum Bericht in der „Bild am Sonntag” (BamS), dass mindestens 7.000 ärztliche Rezepte jeden Tag falsch oder unvollständig ausgestellt werden, erklärt Ulrich Weigeldt, Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), in Berlin:
„Jeden Tag werden in den Arztpraxen in Deutschland rund zwei Millionen Arzneien verordnet, in der Regel in Form eines computerisierten Ausdrucks. Die Zahl von 7.000 unvollständigen oder möglicherweise falschen Rezepten ist also mit einem Anteil von rund 0,4 Prozent vergleichsweise gering. Außerdem treten so genannte Wechselwirkungen nicht automatisch bei allen Patienten auf. Daher stellen sie nicht zwangsläufig einen Fehler dar. Dies könnte der Apotheker mit dem Arzt per Rücksprache klären. Alleine kann der Apotheker in diesem Falle nicht erkennen, ob hier tatsächlich ein Fehler vorliegt, da er den Einzelfall nicht beurteilen kann. Schließlich hat er den Patienten ja nicht untersucht.
Wir arbeiten ständig an einer Verbesserung der Patientensicherheit. Dazu gehören entsprechende Anforderungen an die Arztpraxissoftware und der Abbau von belastender Bürokratie. Wenn wir die im Not- und Nachtdienst mit der Hand zu schreibenden Rezepte vollkommen verhindern wollen, müssen wir über eine Direktabgabe von Medikamenten durch den Arzt nachdenken.”

Quelle: Pressemitteilung vom 6.6.2006
http://www.kbv.de/presse/8274.html

Siehe auch:
Apotheker lösen täglich Zehntausende Arzneimittelprobleme
Berlin (ABDA, 6. Juni 2006) Wer ein Rezept einlöst, denkt kaum daran, dass Arzneimittel auch Probleme bereiten können. Unleserliche oder unvollständig ausgefüllte Rezepte, Wechselwirkungen oder Doppelverordnungen sind häufige Problemauslöser. Rund 28.000 Mal am Tag werden Apotheken mit solchen und anderen arzneimittelbezogenen Problemen konfrontiert. In den meisten Fällen löst der Apotheker sie sofort. Zu diesem Ergebnis kommt eine Aktionswoche der Landesapothekerkammern und der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände.
Am häufigsten wurden Probleme bei Schmerzmitteln, Herz- und Asthmamedikamenten, Psychopharmaka oder Arzneimitteln gegen Diabetes beobachtet. "Chronisch Erkrankten nützt die pharmazeutische Kompetenz am meisten. Wenn der Apotheker für sie eine Medikationsdatei anlegt, erkennt er Doppelverordnungen sofort", sagte Magdalene Linz, Präsidentin der Bundesapothekerkammer, heute bei der Präsentration der Ergebnisse in Berlin.
Zwischen Februar und Mai 2005 dokumentierten 1.146 Apotheken ihre Beratungsleistung eine Woche lang. Sie erfassten dabei insgesamt 10.427 arzneimittelbezogene Probleme. Davon konnten 82 Prozent vom Apotheker vollständig und weitere 11 Prozent teilweise gelöst werden. In mehr als 60 Prozent aller Fälle wurde ergänzend der Arzt kontaktiert.
Die in der Aktionswoche dokumentierten arzneimittelbezogenen Probleme wurden auf die geschätzten drei Millionen Kundenkontakten pro Tag hochgerechnet. Danach lösen die deutschen Apotheken pro Tag etwa 28.000 Probleme. "Diese Zahl zeigt überdeutlich, wie wichtig Apotheken für den Verbraucherschutz sind", sagte Linz.
Fundstelle: http://www.abda.de/ABDA/index.html

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