Corona-Virus – besorgniserregende Lage!

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WernerSchell
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Kanzlerin Merkel fordert eindringlich zur Beachtung der Coronaeinschränkungen auf

Beitrag von WernerSchell » 10.12.2020, 12:50

Die Bundeskanzlerin hat am 09.12.2020 im Deutschen Bundestag zum Haushaltsgesetz 2021 gesprochen. In diesem Zusammenhang hat sie u.a. auch zu den wegen der Corona-Pandemie notwendigen Einschränkungen Stellung genommen und die Bevölkerung eindringlich aufgefordert, die aufgegebenen Regeln zu beachten. Dem ist zuzustimmen. - Nachfolgend der Pressetext:

Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Rede von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
zum Haushaltsgesetz 2021 vor dem Deutschen Bundestag am 9. Dezember 2020 in Berlin:

Herr Präsident!
Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Fast 500 Milliarden Euro umfasst der Bundeshaushalt 2021, über den wir ja seit gestern sprechen. Nach einer Neuverschuldung im Jahre 2020 von 218 Milliarden Euro haben wir 2021 neue Schulden in Höhe von fast 180 Milliarden Euro veranschlagt. Eine Entscheidung über die Aufnahme von Schulden in dieser Größenordnung ist alles andere als leicht. Das fühlt und spürt jeder hier.

Wir hatten viele Jahre, in denen wir nicht mehr über neue Schulden sprechen mussten, sondern einen ausgeglichenen Haushalt hatten. Wir müssen uns auch immer wieder vergegenwärtigen, was öffentliche Schulden bedeuten. Es bedeutet natürlich die Belastung künftiger Haushalte, es bedeutet die Notwendigkeit, das zurückzuzahlen, und es bedeutet Einschränkungen für künftige Ausgaben und für künftige Generationen.

Aber − das ist das, was für uns wichtig ist, und ich bin sehr dankbar, dass die Mehrheit dieses Hauses das genauso sieht −: Wir leben in einer Pandemie. Wir leben damit in einer Ausnahmesituation. Wir leben mit einer Herausforderung, wie sie die Bundesrepublik Deutschland noch nicht in dieser Art gekannt hat. Wir müssen etwas dafür tun, dass wir in dieser besonderen Situation auch besonders handeln, und das drückt dieser Haushalt aus.

Was leitet uns dabei? Uns leitet dabei, dass Deutschland ein starkes Land ist, die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt, ein wichtiger Partner in der Europäischen Union, der Nato, bei den Vereinten Nationen, ein weltweit anerkanntes, freies, offenes, demokratisches Land und ein Land mit gesellschaftlichem Zusammenhalt und einer starken Zivilgesellschaft. Diese Stärke − das ist das, was uns leitet in diesem Haushalt − wollen wir auch in dieser Ausnahmesituation erhalten und die Voraussetzungen dafür schaffen, dass wir nach Überwindung der Pandemie da wieder anknüpfen und diese Rolle auch weiterspielen können. Das ist das, was uns leitet.

Es macht ja niemand für uns. Dass wir das früher waren und heute sind, das reicht ja nicht aus, sondern wir müssen dafür arbeiten, dass das auch für die Zukunft gesichert ist. Ich habe es schon mehrfach hier gesagt:
Diese Pandemie ist ja etwas, was die Kräfteverhältnisse auf der Welt durchaus erst einmal ökonomisch, aber vielleicht auch gesellschaftspolitisch neu ordnet. Das heißt, wir müssen schauen, wie wir eingebettet sind in die globalen Zusammenhänge.

Wenn wir uns die Wirtschaftsprognosen des Internationalen Währungsfonds anschauen, dann sehen wir, dass viele Länder sehr, sehr starke Wirtschaftseinbrüche haben, schon nach den heutigen Prognosen, die sich ja immer wieder ändern können. Darunter sind auch viele europäische Länder – Italien, Frankreich, Großbritannien –, die alle einen Wirtschaftseinbruch von circa minus zehn Prozent für dieses Jahr verzeichnen. Dann gibt es eine Mittelgruppe – USA, Deutschland gehört im Augenblick laut Prognosen dazu, Australien –, die bei einem Wirtschaftseinbruch von minus vier bis minus sechs Prozent liegt. Und dann gibt es Länder wie zum Beispiel China, die aus diesen Jahren mit einem Plus von 1,9 Prozent herauskommen werden, und zwar im Kampf gegen das gleiche Virus.

Das heißt: Wir müssen also alles tun, damit der Weg der Erholung, auf den wir im dritten Quartal nach einem massiven Einbruch im zweiten Quartal gekommen sind, auch fortgesetzt werden kann, und wir müssen alles dafür tun, dass die Prognosen, die besagen, dass wir 2022 wieder das Vorkrisenniveau erreichen können, auch wirklich Realität werden.

Was wir immer wieder beachten müssen, ist, dass sich weltweit zeigt: Die Wirtschaft ist genau dort vor allem widerstandsfähig, wo die Pandemie unter Kontrolle ist. Es geht eben nicht um Kampf für die Gesundheit gegen Kampf für Wirtschaft und Bildung und Kultur und anderes, sondern beides miteinander in Einklang zu bringen, das ist die komplizierte Aufgabe, die wir täglich neu austarieren müssen. Wir wissen zwar immer mehr über das Virus; aber wir wissen nicht alles, zum Beispiel natürlich auch nicht, wie wir jetzt im Winter reagieren müssen. Das heißt also: Wir müssen sehen, dass Deutschland zu denjenigen Ländern zählt, die diese Zeit erfolgreich bewältigen, und ich bin der Meinung, der Bundeshaushalt schafft damit die richtigen Voraussetzungen.

Danke auch an die Haushälter, die ja diesmal irgendwie etwas mehr zu tun hatten, um die Regierungsvorlage in ein Gesetzeswerk zu bringen, als das in normalen Zeiten der Fall ist. Deshalb ein ganz besonderer Dank!

Wir haben die Aufgabe, die Folgen der Pandemie abzufedern und damit den gesellschaftlichen Zusammenhalt so gut wie möglich zu sichern. Und wir müssen belastbare Grundlagen schaffen für nachhaltiges Wirtschaftswachstum in der Zukunft. Deshalb haben wir auch Rekordinvestitionen in den Haushalten 2020 und 2021. Ich habe sehr wohl gestern in der Debatte gehört, dass man sagt: "Regierung, jetzt habt ihr Geld; nun gebt es aber bitte auch aus." Das nehmen wir sehr ernst. Ich sage ganz offen: An manchen Stellen müssen wir sicherlich auch etwas schneller handeln, auch manchmal in den Absprachen mit den Ländern schneller handeln.
Das Geld ist da, und jetzt muss es eingesetzt werden. Denn von der Planung im Haushalt allein entsteht noch kein Wirtschaftswachstum, sondern nur, wenn das Geld auch fließt.

Aber wir investieren klug in die Zukunft. So ist es zum Beispiel richtig, dass wir 750 Millionen Euro für Impfstoffforschung und -entwicklung ausgeben. Wir können ja auch alle miteinander stolz sein, dass wir zwei Firmen in Deutschland haben, und zwar BioNTech, die jetzt schon mit Pfizer zusammen in der Zulassungsphase sind, und CureVac, die auf der gleichen Basis einen Impfstoff entwickeln. Wir geben neun Milliarden Euro in den nächsten Jahren für eine Nationale Wasserstoffstrategie aus, zwei Milliarden Euro für künstliche Intelligenz, zwei Milliarden Euro für Quantentechnologie, zwei Milliarden Euro für die zukünftigen Kommunikationstechnologien 5G und 6G.

Aber das Geld muss eingesetzt werden und dahin kommen, wo es gebraucht wird. Deutsche Unternehmen sollen im internationalen Wettbewerb mithalten können. Aber mir ist natürlich bewusst, dass viele Unternehmen, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Coronasituation tiefe Einschnitte hinnehmen müssen. Da denke ich natürlich wie viele andere hier auch als Allererstes daran, wie viele Menschen das in ihrer persönlichen Lebensgestaltung betrifft.

Wir hatten im November 2020 2,7 Millionen Arbeitslose. Das sind 519.000 mehr als im November 2019: Das sind
519.000 Familien, die heute Sorge haben, riesige Sorge haben. Andere haben Sorge um ihren Arbeitsplatz.
Deshalb war es natürlich als Erstes richtig, das Kurzarbeitergeld einzusetzen.

Dieses Kurzarbeitergeld ist für sehr viele eine Brücke. Gerade nach den Einschränkungen, die wir jetzt im November und Dezember vornehmen müssen, haben wir wieder 537.000 neue Anmeldungen allein im November gehabt.
Das zeigt: Diese Brücke funktioniert, und sie muss deshalb auch fortgesetzt werden. Dafür haben wir ja die richtigen Rahmenentscheidungen getroffen.

Es geht darum, den Betroffenen schnell zu helfen; auch darüber ist gesprochen worden. Das ist natürlich eine gigantische Summe von Anträgen, die behandelt werden müssen. Vielen geht es zu langsam, aber ich weiß, dass hier die Regierung sehr hart arbeitet. Ich bin sehr froh, dass die Abschlagszahlungen jetzt auf 50.000 Euro erhöht werden konnten, sodass die Hilfe da besser ankommt.

Es waren schwere und schmerzhafte Entscheidungen, die wir bis hierher mit den Einschränkungen im November schon treffen mussten und die wir dann am 2. Dezember noch einmal verlängert haben, aber sie waren absolut notwendig. Wir müssen jetzt alles daransetzen, dass wir die deutsche Stärke nicht nur im wirtschaftlichen Bereich erhalten. Es geht nicht nur um ökonomische Daten, sondern es geht eben auch um einen weltweiten Systemwettbewerb, den wir ja spüren, um unterschiedliche politische und gesellschaftliche Systeme. Unser Handeln ist anders als das Handeln in Ländern, die stärker einer Diktatur gleichen; das ist vollkommen klar.

Deshalb wird die Wahrnehmung von uns natürlich auch durch die Frage bestimmt: Wie seid ihr denn durch diese schwierigen Monate gekommen? − Wir werden anerkannt als freiheitliche Demokratie mit offener und stark individualisierter Gesellschaft; darauf sind wir stolz. Der wichtigste Schlüssel, den wir haben, sind nicht die Verbote und Schließungen und Kontrollen; diese müssen an vielen Stellen sein. Der wichtigste Schlüssel zur erfolgreichen Bekämpfung des Virus bei uns ist das verantwortliche Verhalten jedes Einzelnen und die Bereitschaft zum Mitmachen.

Wir wissen, dass wir verbindliche Regeln brauchen. Wir wissen auch, dass sich nicht alle daran halten. Aber die große Mehrheit der Bevölkerung hat gezeigt, dass sie bereit ist, Rücksicht zu nehmen, eigene Interessen zurückzustellen, mitzuziehen. Ich bin davon überzeugt, dass die große Mehrheit der Bevölkerung dazu auch weiter bereit ist, weil sie die Dinge so sieht, dass wir hier mit einer außergewöhnlichen Situation konfrontiert werden. Dafür bin ich von Herzen dankbar, und das sollten wir alle miteinander sein.

Aber dieser Dank darf natürlich keine Sonntagsrede sein; im Gegenzug erwarten die Bürgerinnen und Bürger, dass wir ihre Sorgen und ihre Bedürfnisse in der Gemeinschaft auch ernst nehmen. Das heißt ganz konkret: Wir müssen jetzt bei der Verabschiedung dieses Bundeshaushalts an möglichst viele Gruppen in der Gesellschaft denken, die alle Einschnitte und Rückschritte im Zusammenhang mit dieser Pandemie hinnehmen müssen.

Lassen Sie mich mit den Älteren beginnen. Wir alle haben den Älteren und den ganz Alten in unserem Land viel zu verdanken. Die Pandemie macht das Leben in Heimen und Einrichtungen einsamer − wir haben oft darüber gesprochen −, und die Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte sind noch belastender, als man sich das eigentlich wünschen würde. Wir haben 800.000 Menschen in Deutschland, die in Pflegeeinrichtungen leben. Aber wir haben auch Millionen Menschen, die ambulante Pflege in Anspruch nehmen oder durch Familienangehörige gepflegt werden; auch an die sollten wir denken.

Ich habe vor drei Wochen Gespräche mit Pflegebedürftigen und Pflegekräften geführt. Und ich habe gespürt, unter welch unglaublichem Druck gerade die Pflegekräfte, aber auch die zu Pflegenden stehen. Die Zahl der Infektionen in den Alters- und Pflegeheimen nimmt besorgniserregend zu. Deshalb müssen wir alles tun: Wir haben dafür auch Vorsorge mit Schnelltests getroffen, die leider oft nicht so schnell zur Verfügung stehen, wie wir uns das wünschen würden, und mit besserer Ausstattung der Pflegeheime. Aber wir haben hier eine noch wirklich große Aufgabe vor uns.

Der Hoffnungsschimmer, den wir alle haben, ist, dass die zügige Impfung von Risikogruppen jetzt Anfang des Jahres auch beginnen wird. Ich will an der Stelle allerdings sagen: Wir sollten hier an die Dinge sehr realistisch herangehen. Wir werden im ersten Quartal 2021 − das ist das Winterquartal − noch nicht so viele Impfungen durchführen können, dass wir sozusagen eine signifikante Veränderung in der Bevölkerung sehen werden. Aber wir haben die Chance, gerade Hochbetagte zu impfen, Pflegekräfte zu impfen und damit da, wo im Augenblick die meisten Todesfälle auftreten, wirklich schon einen Effekt zu erreichen. Damit wäre schon mal viel gewonnen. Ich bin den Ländern für die Vorbereitung der Impfzentren und die vorbereitenden Arbeiten sehr dankbar und natürlich auch dem Bundesgesundheitsminister.

Neben den Älteren müssen wir natürlich auch auf die Jüngeren achten. Wir haben als Lehre aus dem Frühjahr
gesagt: Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht, um Kitas und Schulen offen zu halten. Wir werden alles tun, um Kitas und Schulen offen zu halten. Allerdings gehört in den Wintermonaten auch das Lüften dazu.
Das ist einfach so, weil wir besondere Bedingungen haben.

Die Pandemie hat manche Defizite offengelegt, an deren Überwindung wir jetzt arbeiten; ich denke an die Digitalisierung. Auch da ist es so: Von der Entscheidung, dass zum Beispiel jeder Lehrer einen Laptop bekommt, bis zu der Umsetzung, dass jeder Lehrer einen Laptop in der Hand hält, dauert es in Deutschland immer Monate. Wir können an allen Stellen schneller werden, aber genügend Geld ist da.

Wir werden das nächste Jahr zu einer Bildungsoffensive im digitalen Bereich nutzen. Wir werden mit den Ländern Kompetenzzentren für digitale Bildung entwickeln. Wir werden eine digitale Bildungsplattform schaffen, und zwar nicht nur für Schulen, sondern auch für Berufsschulen und für andere Bildungsbereiche.

Wir müssen auf die Familien achten. Die Familien stehen unter einem besonderen Stress und einer besonderen Herausforderung in diesen Zeiten. Da war es absolut richtig, dass wir den Anspruch auf jeweils 15 Kinderkrankentage pro Kind pro Jahr für jedes Elternteil beschlossen haben und für Alleinerziehende 30 Tage.
Jeder ahnt, was jetzt in den Familien los ist, wenn man morgens nicht weiß: Hat das Kind Schnupfen? Kann es in die Schule gehen? Was ist in der Schule los? Was wartet auf uns?

Diesen Stress, der jetzt gerade in der kalten Jahreszeit da ist, müssen wir uns wirklich immer wieder vor Augen halten. Aber ich glaube, wir haben für Familien vieles getan, was sich in diesem Haushalt auch
widerspiegelt: Wir werden das Kindergeld erhöhen. Wir werden den Entlastungsbetrag für Alleinerziehende verdoppeln. Der Solidaritätszuschlag fällt ab 1. Januar weg. Das sind Spielräume für Familien, die absolut wichtig sind. Und deshalb ist dieser Schwerpunkt im Haushalt von großer Bedeutung.

Die Pandemie ist ja nichts, was sich auf Deutschland beschränkt, sondern wir sind als Mitglied in der Europäischen Union in die Gesamtherausforderung eingebettet. Deutschlands Stärke ist ja gerade auch die Verankerung in starken europäischen und internationalen Partnerschaften. Deshalb hat uns das natürlich auch in unserer EU-Ratspräsidentschaft beschäftigt. Wir alle hatten uns diese Ratspräsidentschaft wirklich anders vorgestellt. Vieles konnte dabei nicht umgesetzt werden; das ist schade.

Das bestimmende Thema war natürlich die Pandemie. Deshalb kann ich sagen, dass wir hier in den letzten Monaten besser geworden sind, was die Koordinierung anbelangt: Wir haben jetzt mehrere Videoschalten mit allen Staats- und Regierungschefs gehabt, wo wir uns immer wieder koordiniert haben.

Ich will nur daran erinnern, dass unsere Betrachtung der Zahl der Inzidenzen, zum Beispiel mit 50 als Zielmarke, inzwischen in Europa weitestgehend akzeptiert wird, auch von der ECDC, der Europäischen Gesundheitsbehörde, dass wir mehr Harmonisierung, wenn auch noch keine vollständige, bei Quarantäneregelungen haben, dass es uns jetzt in der zweiten Welle weitestgehend gelungen ist, den freien Warenverkehr doch aufrechtzuerhalten. Das hat uns ja in der ersten Welle der Epidemie sehr geschadet.

Es ist eine gute Sache, dass zusammen mit den Mitgliedstaaten die Europäische Kommission auch die Impfstoffe beschafft hat. Für uns ist manchmal gar nicht so ersichtlich, dass das so wichtig ist. Aber für die vielen kleineren europäischen Länder ist es ganz, ganz wichtig, dass wir nicht 27-mal die Vertragsverhandlungen mit jedem Impfstoffhersteller führen, sondern dass wir hier zu einer fairen Verteilung kommen, dass wir bereits mit sechs Partnern, mit sechs Unternehmen solche Verträge abgeschlossen haben und dass auch keine Neiddiskussion zumindest innerhalb der Europäischen Union aufkommen wird bezüglich der Verfügbarkeit dieser Impfstoffe.

Morgen wird der Europäische Rat stattfinden. Ich würde Ihnen gerne mehr erzählen, was wir auf diesem Europäischen Rat am Ende, am Freitag, herausbekommen werden. Aber fast alles ist noch im Fluss. Wir werden natürlich über die Frage des Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union und die vertraglichen Grundlagen sprechen. Der britische Premierminister wird heute Abend bei der Kommissionspräsidentin sein. Die Kommission führt für uns die Verhandlungen. Wir haben da volles Vertrauen. Es gibt nach wie vor die Chance eines Abkommens. Ich glaube nicht, dass wir schon morgen wissen, ob das gelingt oder nicht; das kann ich jedenfalls nicht versprechen. Wir arbeiten jedenfalls weiter daran. Aber wir sind auch vorbereitet auf Bedingungen, die wir nicht akzeptieren können, also wenn es Bedingungen von britischer Seite, die wir nicht akzeptieren können, gibt, einen Weg ohne Austrittsabkommen zu gehen. Eines ist klar: Die Integrität des Binnenmarktes muss gewahrt werden können.

Da gibt es eine Reihe komplizierter Fragen, die vor allen Dingen darin bestehen, wie man die Dynamik behandelt. Wir starten jetzt von einem mehr oder weniger gleichen, harmonisierten Rechtssystem. Aber über die Jahre werden sich die Rechtssysteme natürlich überall − im Umweltrecht, im Arbeitsrecht, im Gesundheitsrecht − auseinanderentwickeln. Wie reagiert die jeweils andere Seite darauf, wenn sich die Rechtssituation − entweder in der Europäischen Union oder in Großbritannien − ändert? Wir können nicht einfach sagen: "Darüber sprechen wir nicht", sondern wir müssen ein Level Playing Field nicht nur für heute haben, sondern auch für morgen und übermorgen. Dafür muss man Absprachen treffen, die festlegen, wie wer reagieren kann, wenn der andere seine Rechtssituation verändert. Ansonsten kommt es zu unfairen Wettbewerbsbedingungen, die wir unseren Unternehmen nicht zumuten können. Das ist die große, schwierige Frage, die noch im Raum steht neben Fragen der Fischquoten und Ähnlichem. Aber die Frage des fairen Wettbewerbs in sich auseinanderentwickelnden Rechtssystemen ist die eigentlich große Frage, auf die wir befriedigende Antworten brauchen.

Wir werden beim Europäischen Rat über die Beziehung der Europäischen Union zur Türkei sprechen. Leider ist das Angebot, das wir zu Beginn unserer Präsidentschaft sehr intensiv gemacht haben, mit der Türkei in einen intensiven Dialog zu kommen, nicht in dem Maße aufgegriffen worden, wie ich mir das gewünscht hätte. Die Aktivitäten im südlichen Mittelmeer sind nach wie vor da. Zypern hat darunter besonders zu leiden. So werden wir darüber entscheiden müssen, wie wir weiter vorgehen.

Und da liegt natürlich die Aufgabe des europäischen Finanzrahmens und Aufbaufonds vor uns. Sie wissen, dass es hier schon im Juli schwierige Verhandlungen gab. Es war schon damals absehbar, dass die Geldsummen alleine nicht das Problem sind, sondern auch die Frage der Rechtsstaatlichkeit, der Konditionalität eine große Rolle spielt; sie hat uns schon im Juli sehr beschäftigt. Das Ganze musste jetzt in einem Rechtsakt umgesetzt werden. Ungarn und Polen haben daraufhin gesagt, dass sie dem so nicht zustimmen können. Wir suchen jetzt unter Beibehaltung des Rechtsstaatsmechanismus nach Lösungen, um diese Blockade aufzuheben. Auch da kann ich Ihnen leider noch nicht sagen, ob das gelingen wird oder nicht. Die deutsche Präsidentschaft arbeitet sehr eng zusammen mit dem Rat daran.

Das wiederum liegt als Problem vor einer anderen, eigentlich bestimmenden Frage für den morgigen Europäischen Rat, nämlich der Frage: Wie verpflichtet sich die Europäische Union zu ambitionierteren Klimazielen? Am Sonnabend findet eine außerordentliche UN-Konferenz statt. Eigentlich haben wir alle gesagt:
"Wir wollen im Jahre 2020 unsere Ziele erhöhen", und die Europäische Union steht hier unter Druck. Ich will nur daran erinnern: China hat gesagt, es werde 2060 CO2-frei sein und vor 2030 den Peak bei den CO2-Emissionen erreichen. Das sind sehr ambitionierte Vorhaben. Wir wissen, dass die Vereinigten Staaten von Amerika nach dem Wechsel der Administration wahrscheinlich wieder zurückkehren werden zum Pariser Abkommen.
Das heißt, es lasten große Erwartungen auf Europa. Unser Ziel ist, hier mindestens 55 Prozent für alle Mitgliedstaaten zu vereinbaren. Die jeweiligen rechtlichen Regelungen werden ja dann erst 2021 erarbeitet. Ob uns das gelingt, hängt sehr stark auch davon ab, wie weit wir kommen bei den finanziellen Fragen.

Wir wissen leider schon jetzt mit Blick auf die Finanzen für den Haushalt 2021, dass wir nicht pünktlich starten können mit der mittelfristigen finanziellen Vorausschau und dass die Ausgangssituation, wenn wir keinen Haushalt haben, dann monatlich ein Zwölftel des vergangenen Haushaltes bedeutet, der aber geringer wird, weil Großbritannien ausgetreten ist. Das bedeutet für viele Programme, die auch hier in Deutschland eine große Rolle spielen, die Sozialprogramme, die Kohäsionsprogramme, dass erst einmal sehr große Unsicherheit sein wird. Deshalb müssen wir uns da auf eine schwierige Zeit einstellen.

Die Notwendigkeit, international zusammenzuarbeiten, hat sich während der Pandemie ja noch einmal verstärkt; wir sehen das. Ein Beispiel, wo uns der Wert globaler Partnerschaften noch mal richtig vor Augen geführt wurde, sind sicherlich die Entwicklung wirksamer Impfstoffe und ihrer fairen Verteilung. Deshalb bin ich sehr dankbar, dass wir in den G20-Staaten schon im März vereinbaren konnten, dass wir eine globale Initiative für die faire Verteilung von Impfstoffen starten werden, den sogenannten ACT-Accelerator mit der Plattform Covax.
Wir werden jetzt darauf achten, dass hier auch wirklich genügend Geld ist. Es ist noch nicht genügend Geld da. Deutschland hat sich allerdings stark beteiligt, damit eben Impfstoffe beschafft werden können, nicht nur für Europa, nicht nur für Großbritannien, nicht nur für die Vereinigten Staaten von Amerika, sondern genauso für die Entwicklungsländer.

Wir erleben − das spüren wir alle − ganz besondere Wochen. Wir sind in einer entscheidenden, vielleicht in der entscheidenden Phase der Pandemiebekämpfung, und alle historischen Erfahrungen lehren, dass gerade die zweite Welle einer Pandemie weitaus anspruchsvoller ist als die erste. Sie lehren auch, dass eine solche zweite Welle sehr schmerzhaft sein kann. Deshalb denken wir auch an die Menschen, die Tag für Tag an oder mit dem Virus sterben. Wir denken an die, die zu dieser Stunde in den Krankenhäusern um ihr Leben kämpfen, an die, die alles für sie geben, die Ärzte und Pfleger. Und ich sage Ihnen ganz offen: Das kommt mir in diesen Tagen manchmal etwas zu kurz. Was sich da abspielt, was da geleistet wird, dafür ein herzliches Dankeschön!

Daran sehen wir, dass die zweite Welle dieser Pandemie es in sich hat; das zeigen auch die historischen Erfahrungen, und es ist jetzt nicht anders, als es früher war. Wir erleben dabei ja so etwas wie ein Wechselbad der Gefühle. Auf der einen Seite, finde ich, können wir durchaus stolz darauf sein, wozu wir in den letzten zehn Monaten seit Beginn der Pandemie in der Lage waren, jeder und jede Einzelne von uns, aber auch wir als Gemeinschaft. Wir haben schon ein sehr großes Stück des Weges zurückgelegt. Wir hatten es am Anfang des Jahres mit einem ganz unbekannten Virus zu tun. Wir wissen heute sehr viel mehr über die Wege der Infektion, über die Möglichkeiten, sich zu schützen, über Symptome und Behandlungswege. Wir konnten zu Beginn des Jahres niemandem sagen, wie schnell es gelingen würde, einen Impfstoff zu entwickeln. Dass heute in Deutschland an vielen Orten Impfzentren errichtet werden − und zwar mit der begründeten Hoffnung, dass dafür auch ein Impfstoff da ist −, das ist etwas, was es in einer so kurzen Zeit in der Geschichte der Menschheit noch nicht gegeben hat. Das müssen wir uns vor Augen führen.

Also: Wir sehen Licht am Ende des Tunnels. Warum ist das so? Das ist so, weil wir Menschen kreativ sind und weil wir einen unglaublichen Forschergeist haben, weil weltweit die besten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler uns gezeigt haben, was im Menschen steckt. Ich bin überzeugt: Wenn diese Pandemie überhaupt irgendetwas Gutes hat, dann zeigt sie uns, wozu wir Menschen imstande sind, wenn wir unser Herz in die Hand nehmen, wenn wir mit Ausdauer und Kreativität handeln und wenn wir über Grenzen hinweg zusammenarbeiten. Aber ich habe eben von einem Wechselbad der Gefühle gesprochen. Das heißt, dass zu dem gesamten Bild auf der anderen Seite eben leider auch gehört, dass die seit dem 2. November geltenden Kontaktbeschränkungen zwar das dramatische, exponentielle Wachstum der Neuinfektionen in den letzten Wochen stoppen konnten, dass aber die Trendumkehr ausgeblieben ist. Die Fallzahlen liegen auf einem viel zu hohen Niveau, und ganz alarmierend ist, wie stark die Zahl der Menschen, die intensivmedizinisch behandelt werden müssen, und die Zahl der Menschen wachsen, die an dem Virus sterben. Ich will es uns noch mal vor Augen führen: Die erste Lesung dieses Haushalts begann am Dienstag − da wurde er eingebracht –, dem 29. September. Da hatten wir 1.827 Fälle an einem Tag, 352 belegte Intensivbetten und 12 Tote. Heute haben wir 20.815 Fälle – 3.500 mehr als vor einer Woche −, 4.257 belegte Intensivbetten − das ist die Zahl von gestern; die von heute ist noch nicht da − und
590 Tote. Die Konklusion heißt einfach: Die Zahl der Kontakte ist zu hoch. Die Reduktion der Kontakte ist nicht ausreichend. Wissen Sie, das ist der Unterschied; das ist ja auch nicht so schlimm. Es ist schade, aber es ist nicht so schlimm. Ich glaube an die Kraft der Aufklärung. Dass Europa heute dort steht, wo es steht, hat es der Aufklärung zu verdanken und dem Glauben daran, dass es wissenschaftliche Erkenntnisse gibt, die real sind und an die man sich besser halten sollte. Und da bin ich ganz sicher. Ich habe mich in der DDR für das Physikstudium entschieden − das hätte ich in der alten Bundesrepublik wahrscheinlich nicht getan −, weil ich ganz sicher war, dass man vieles außer Kraft setzen kann, aber die Schwerkraft nicht, die Lichtgeschwindigkeit nicht und andere Fakten auch nicht. Und das wird auch weiter gelten. Da brauchen wir uns gar keine Sorgen zu machen.

Weil die Zahlen so sind, wie sie sind, müssen wir etwas tun, und zwar Bund und Länder gemeinsam. Ich kenne die Zuständigkeiten der Länder beim Infektionsschutzgesetz − wir haben hier viel darüber gesprochen −, und ich achte diese Zuständigkeiten auch. Ich weiß aus den vielen Runden, die wir miteinander hatten: Wir können es nur gemeinsam machen. Aber ich kenne natürlich auch meine besondere Verantwortung, auch die Verantwortung der Bundesregierung, und deshalb halte ich es schon für geboten, dass Sie wissen, was mich leitet. Da will ich sagen, dass ich glaube, dass wir gut daran tun, das, was uns die Wissenschaft sagt, nämlich gestern die Leopoldina, wirklich ernst zu nehmen.

Wir freuen uns, wenn die Wissenschaft einen Impfstoff entwickelt. Wir freuen uns, wenn wir Menschen haben, die bei uns den PCR-Test entwickelt haben. Wenn uns die Wissenschaftler aber etwas sagen, dann fangen wir an, zu überlegen: Na ja, könnte sein, kann aber auch nicht sein. Ich kann nur sagen: Nehmen wir das ernst!

Die Leopoldina hat uns gestern in drei Stufen genannt, was jetzt notwendig ist. Da gibt es eine Entwicklung, über die ich mich sehr freue, und die betrifft die Stufe zwei: Was tun wir ab dem 24. Dezember? Es scheint doch weitgehend unstrittiger zu werden, dass wir danach eine Phase brauchen, vielleicht bis zum 10. Januar.
Wir dürfen nicht vergessen, dass das Ziel heißt: Runter auf 50 Fälle pro 100.000 in sieben Tagen! Das Ziel heißt nicht, nach Tagen zu rechnen. Das Ziel heißt, nach Resultat zu rechnen; sonst entgleitet uns die Pandemie wieder und wieder. Wir können den Menschen nicht zumuten, sie immer wieder darüber im Unklaren zu lassen. Das ist ganz, ganz wichtig. Deshalb sind die Empfehlungen meiner Meinung nach richtig, dann die Geschäfte zu schließen und die Zahl der Menschen, die sich treffen, so klein wie möglich zu halten. Wir haben Regelungen getroffen, dass zu Weihnachten Familienfeste möglich sein sollen; aber ich appelliere an jeden, hier wirklich vorsichtig zu sein. Und ich sage es noch einmal − ich habe es schon öffentlich gesagt, aber ich sage es auch hier noch mal −: Ich halte die Öffnung von Hotels für die Übernachtung von Verwandten für falsch, weil sie wieder Anreize schafft, die vielleicht nicht notwendig sind. Aber das ist jetzt etwas, was wir nicht mehr überwinden werden. Ich halte es auch für richtig, die Schulen in dieser Zeit entweder durch Verlängerung der Ferien bis zum 10. Januar zu schließen oder aber Digitalunterricht zu machen, was auch immer − das ist egal. Wir brauchen aber Kontaktreduzierungen.

Ich sage Ihnen, was mir jetzt Sorge macht − darüber müssen wir sehr schnell in den nächsten Tagen sprechen –, und das ist die Entwicklung im Augenblick: 3.500 Fälle mehr als vor einer Woche. Ich weiß, dass wir Bundesländer haben − Sachsen, Thüringen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt −, in denen wir einen ziemlich freien Anstieg der Fälle sehen. Aber selbst wenn wir die herausrechnen, haben wir immer noch Anstiege. Und bis Weihnachten sind es von heute an noch genau 14 Tage − 14 Tage! Wir müssen alles tun, dass wir nicht wieder in ein exponentielles Wachstum kommen.

Nun hat uns die Leopoldina gesagt, für diese Zeit sollten wir wirklich alle Kontakte, die nicht absolut notwendig sind, reduzieren und meiden. So hart das ist − und ich weiß, wie viel Liebe dahintersteckt, wenn Glühweinstände oder Waffelbäckereien aufgebaut werden −: Das verträgt sich nicht mit der Vereinbarung, dass wir zum Beispiel Essen nur zum Mitnehmen für den Verzehr zu Hause einkaufen. Es tut mir leid, es tut mir wirklich im Herzen leid, aber wenn wir als Preis dafür Todeszahlen von 590 Menschen am Tag in Kauf nehmen sollen, dann ist das nicht akzeptabel aus meiner Sicht. Und deshalb müssen wir da ran!

Wenn die Wissenschaft uns geradezu anfleht, vor Weihnachten, also bevor man Oma und Opa und andere ältere Menschen sieht, eine Woche der Kontaktreduzierung zu ermöglichen, dann sollten wir vielleicht doch noch mal nachdenken, ob wir nicht irgendeinen Weg finden, die Ferien nicht erst am 19. Dezember beginnen zu lassen, sondern vielleicht schon am 16. Dezember. Was wird man denn im Rückblick auf ein Jahrhundertereignis einmal sagen, wenn wir nicht in der Lage waren, für diese drei Tage noch irgendeine Lösung zu finden? Es mag ja sein, dass die Aufhebung der Schulpflicht das Falsche ist; dann muss es eben der Digitalunterricht oder sonst etwas sein. Ich weiß es nicht; das ist auch nicht meine Kompetenz, da will ich mich nicht einmischen. Ich will nur sagen: Wenn wir vor Weihnachten zu viele Kontakte haben und es anschließend die letzten Weihnachten mit den Großeltern waren, dann werden wir etwas versäumt haben. Das sollten wir nicht tun!

Die Leopoldina hat auch recht, wenn sie uns mahnt, nach der Zeit des Zurückfahrens die möglichst höchste Berechenbarkeit für die weiteren Maßnahmen aufzuzeigen. Wenn wir ganz realistisch sind, dann sehen wir: Die Winterzeit geht bis Mitte März. Das ist eine überschaubare Zeit von Anfang Januar bis Mitte März, und das kriegen wir hin. Wir werden dann nach menschlichem Ermessen einen Impfstoff haben, und dann wird sich die Lage von Monat zu Monat verbessern.

Wir müssen uns jetzt noch einmal anstrengen. Wir haben jetzt schon so viele Monate mit diesem Virus verbracht, und wir haben doch gelernt: Wir können etwas dagegen tun! Es ist ein bisschen unmenschlich, dass ich immer auf Distanz gehen muss, dass ich niemanden treffen soll, und wenn, dann nur mit Schutzvorrichtung − das ist richtig −, mit dem Mund-Nasen-Schutz. Aber das ist ja auch nichts, was unser Leben total zerstört.
Deshalb sollten wir schauen, dass wir nicht zu viele Menschenleben zerstören und gleichzeitig − das wissen wir ja − auch die Wirtschaft am Laufen halten. In diesem Sinne bitte ich Sie, auch die nächsten, nicht einfachen Tage mit uns gemeinsam durchzustehen.

Herzlichen Dank.

Quelle: Pressemitteilung vom 10.12.2020
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Förderung und Nutzung pflegewissenschaftlicher Erkenntnisse würden bei Bewältigung der Pandemie helfen

Beitrag von WernerSchell » 10.12.2020, 16:59

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Pflegeforschung zur Bewältigung der Pandemie nutzen
Förderung und Nutzung pflegewissenschaftlicher Erkenntnisse würden bei Bewältigung der Pandemie, insbesondere in der Langzeitpflege, helfen


Die Langzeitpflege ist besonders stark von der Pandemie betroffen. Es gibt bisher keine systematische Datenerhebung zur Bewertung von Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie in Deutschland. Deshalb muss ein spezifischer Fokus auf die wissenschaftliche Untersuchung dieses Bereiches höchste Priorität erhalten, wobei die Pflegewissenschaft eine Führungsrolle übernehmen sollte.

„Wir wissen spätestens seitdem Frühjahr 2020, dass vor allem hochaltrige und pflegebedürftige Menschen die COVID-19 Todesraten bestimmen. So sind insbesondere Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen betroffen. Pflegende in Altenpflegeeinrichtungen schützen diese Risikogruppe mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, "sagt Dr. Martin Dichter, Mitglied des DBfK-Bundesvorstandes und Vorsitzender des DBfK Nordwest.

"Insgesamt wissen wir viel zu wenig über die ergriffenen präventiven Maßnahmen des Infektionsschutzes und deren Folgen. Deshalb unterstützt der DBfK die Forderung des EbM Netzwerks, die bisher kaum geförderte Pflegeforschung viel stärker zu involvieren, um so zu einer umfassenden Datengrundlage für praxisrelevante Empfehlungen zu gelangen,“ so Dichter weiter.

Weitere Informationen: Deutsches Netzwerk Evidenzbasierten Medizin e.V.
https://www.ebm-netzwerk.de

Quelle: Pressemitteilung vom 10.12.2020
Bundesverband
Alt-Moabit 91
10559 Berlin
Ansprechpartnerin:
Susanne Adjei
T +49 30 219 157 – 0
F +49 30 219 157 - 77
dbfk@dbfk.de
www.dbfk.de

Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) ist die berufliche Interessenvertretung der Gesundheits- und Krankenpflege, der Altenpflege und der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege. Der DBfK ist deutsches Mitglied im International Council of Nurses (ICN)
und Gründungsmitglied des Deutschen Pflegerates (DPR).
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Das Geheimnis des Corona-Impfstoffs

Beitrag von WernerSchell » 10.12.2020, 17:31

Das Geheimnis des Corona-Impfstoffs

Die Impfstoffe von BioNTech und Moderna sind die ersten ihrer Art weltweit. Sie nutzen ein synthetisches Biomolekül – Messenger-RNA (mRNA) oder Boten-RNA genannt. mRNA kapert die Körperzellen der Geimpften. Diese produzieren daraufhin selbst ein ungefährliches Virusprotein – das Immunsystem ist so vorbereitet auf einen Viren-Angriff. Die Idee entstand bereits 1990. Entwickelt wurde sie von der Forscherin Katalin Kariko – und geriet fast zum Rohrkrepierer. Große Pharmaunternehmen reagierten nicht – mit Impfstoffen lies sich lange Zeit nicht viel verdienen. Nur zwei kleinere Biotechnologie-Unternehmen zeigten Interesse – eben BioNTech in Mainz und Moderna in Cambridge (USA). Nun ist der Impfstoff bereit für Millionen Menschen und Katalin Kariko gilt als Kandidatin für einen Medizin-Nobelpreis. Michael Lange aus dem Quarks-Team berichtet | DailyQuarks – 00:00:52 > https://www1.wdr.de/mediathek/audio/dai ... f-100.html

Mehr:
"Corona-Impfstoff: Große Hilfe, aber keine Rettung?" – Quarks: Corona in 5 Minuten vom 24.11.20 | video > https://www.ardmediathek.de/ard/video/q ... mNhZGU2NQ/
"Wann gibt es einen Impfstoff?" ¬– WDR 5 Quarks-Beitrag vom 02.12.20 | quarks.de > https://www.quarks.de/gesundheit/medizi ... mpfstoffs/

Quelle: Mitteilung vom 10.12.2020
Quarks-Team - quarks@wdr.de
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WernerSchell
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Zweite Welle - massiv zurückfahren, kontrollieren und sanktionieren ...t

Beitrag von WernerSchell » 11.12.2020, 08:30

Statement bei Facebook - 11.12.2020:

Auf die zweite Welle wurde um Wochen zu spät reagiert. Man wusste bereits bei der ersten Welle, was uns im Herbst erwarten würde. Man hätte sich besser vorbereiten und früher reagieren müssen (Politikversagen auf breiter Front!). Corona hat nun voll zugeschlagen und harte einschränkende Maßnahmen sind alternativlos. Daher sollte jetzt für einige Wochen massiv zurückgefahren, kontrolliert und sanktioniert werden. - Übrigens: Wenn früher eingegriffen worden wäre, hätten auch Milliarden Euro Hilfen eingespart werden können. Dieses Problem müssen wir nämlich auch in den Blick nehmen. Wenn man alle Ausgaben und Zusagen einmal addiert, werden die Belastungen für Bund, Länder, Kommunen und EU (Deutschland ist der größte Nettozahler) sicherlich über eine Billion Euro betragen. Wer soll das eigentlich wann bezahlen? - Werner Schell

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Dr. Guido Pukies ist über das Politikversagen wütend und hat am 11.12.2020 bei Facebook kommentiert:

Liebe Politiker, heute bin ich mal wütend. Und frustriert. Über die Politiker auf Landes- und Bundesebene.
Nach einer „normalen“ Arbeitswoche mit Patienten in der Praxis habe ich zusätzlich Mittwochnachmittag noch 2 Schichten im Testcenter gemacht und dort knapp 300 Patienten versorgt und komme gerade aus der Notfallpraxis, wo ich bis 21 Uhr Dienst hatte. – Auch dort ist mir in zahlreichen Gesprächen mit Patienten und Mitarbeitern aufgefallen, was momentan gerade in der Coronapolitik schief läuft. Das macht mich sauer!
Warum? – Seit März ist mehr als genug Zeit gewesen, sich auf Weihnachten & Co vorzubereiten. Passiert ist -Entschuldigung!- erbärmlich wenig. Und wenn, werden mit meist ebenso hilflosem wie dilettantischem Aktionismus nicht die Probleme gelöst, sondern zunehmend viele Existenzen und Jobs vernichtet. Ich komme aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus.
Der erste Lockdown war m.E. richtig und notwendig. Wir wussten zu wenig über dieses Virus und die Ansteckungswege und mussten daher auf die Bremse treten. Das war richtig. Aber danach haben sich die Politiker darauf verlassen, dass die Menschen -meistens Frauen- an der Coronafront im Land das schon geduldig richten. In ihrer Verantwortung als Einzelne, als unermüdliche Altenpflegerinnen, pflichtbewusste Intensivkräfte, Ärztinnen mit Helfersyndrom, Mütter, …
Über Maßnahmen, wie man über den Winter kommt, hat man sich in den Ministerien offensichtlich keine konkreten Gedanken gemacht.
Noch Anfang September hieß es von Herrn Spahn, es werde „mit dem Wissen von heute“ keinen Lockdown der Geschäfte geben. – Wer aktuell die Nachrichten verfolgt, reibt sich die Augen…
Meine ebenso ernste, wie besorgte Prognose: Dieser „harte“ erneute Lockdown wird die Zahlen nicht rasch reduzieren. Weil die Ansteckungen nicht da passieren, wo Ihr Politiker nun draufhaut. Dieser neue Lockdown wird im Wesentlichen zwei Dinge zur Folge haben: Erstens werden die Zahlen nach Weihnachten trotzdem explodieren. Und das liegt nicht am Shopping, sondern daran, dass sich die zahlreichen infizierten, aber (noch) beschwerdefreien Menschen in den Familien treffen und das Virus in aller Ruhe weitergeben werden. Der Januar wird schlimm.
Zweitens wird genau diese Erfolglosigkeit der Verschärfungen von den Menschen sehr bewusst wahrgenommen werden. Die Argumentation „ohne die Verschärfungen wäre es noch schlimmer gekommen“, wird wenigen Menschen plausibel erscheinen. Das wird dann dazu führen, dass das Vertrauen in die Politik weiter sinken wird. Das ist tatsächlich schlimm, weil es dann für Themen wie Impfung etc. fehlt und zunehmend viele Menschen alles was „von da oben kommt“ kritisch ablehnen werden. Zusätzlich wird es zu einer weiteren Polarisierung der Gesellschaft führen: Die Vernünftigen kriegen die Daumenschrauben immer fester angezogen und die Coronaleugner machen eh immer, was sie wollen. – Das wird die Menschen in einer Zeit, in der Gemeinsamkeit so wichtig wie nie wäre, immer weiter spalten. Auch dies höre ich bei meinen Patienten in der Praxis jeden Tag – aus beiden Richtungen.
Hotspots werden nicht ehrlich angesprochen
Warum auch immer: Hotspots werden -wie viele Probleme in unserem Land- von Politikern ungern angesprochen. Welcher Politiker will schon offen ansprechen, dass prekäre Arbeitsverhältnisse zu Infektionsexplosionen führen. Jetzt denken Viele an Fleischbetriebe. Ich denke da an…
…Altenheime.
Dort hätte man (also: die Politiker) im Sommer schon „die Hausaufgaben erledigen“ müssen.
Wie das hätte gehen sollen? – Gerne ein paar konkrete Beispiele, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Bessere Bezahlung. Auch wenn das banal klingt: Geld ist oft ein einfaches Mittel, um Dinge zu erreichen: Eine bessere Entlohnung würde den Beruf Pflege attraktiver machen. Berufung alleine reicht nicht. Klatschen auch nicht. Insofern ist es den Menschen in der Pflege egal, dass nicht mal mehr geklatscht wird.
Bessere Qualifikation: Auch hier hätte Einiges in den letzten Monaten zumindest versucht werden können. Die Realität, die ich als Hausarzt in den Heimen erlebe: die wenigen qualifizierten Kräfte sind damit beschäftigt, unnütze Datenmengen in die PCs zu tippen, um die gesetzlich geforderten Dokumentationspflichten zu erledigen und die weniger qualifizierten Hilfskräfte „in Schach zu halten“.
Konkreter Vorschlag: Bis zum Ende der Pandemie Aussetzen der (ohnehin meist unsinnigen) Dokumentationspflichten, damit die noch vorhandenen qualifizierten Kräfte für die ohnehin aufwendige Pflege, die zusätzlichen aufwändigen Hygienemaßnahmen und Testungen bereitstehen könnten. Und vielleicht einem Sterbenden die Hand halten können. Stattdessen in den Heimen: (Bürokratie-)Business as usual: Hauptsache die Pflegedoku ist korrekt.
Bessere Testungen: Seit Längerem gibt es ausreichend Schnellteste. Auch das ist eine Frage des Geldes. Warum sitzt nicht vor jedem Heim jemand im Eingangsbereich, der zu Beginn jeder Schicht JEDEN, aber wirklich ausnahmslos JEDEN mit einem Schnelltest vor Betreten der Einrichtung testet? – Das muss man natürlich lernen und auch richtig machen und über sich ergehen lassen (aus eigener Erfahrung: Das ist nicht angenehm!). Das hätte die Infektionskatastrophen in zahlreichen Heimen verhindern können.
Prophylaxe: Es gibt zahlreiche (aktuell über 300) Studien, die belegen, dass beispielsweise Vitamin D hilfreich ist: Es reduziert die Zahl von Influenza- und CoViD-Infektionen, schwächt den Krankheitsverlauf ab und reduziert die Todesfälle. In Großbritannien wird das seit ein paar Tagen an alte Menschen verteilt, die in der Regel sehr schlechte Vitamin D-Werte haben. Das ist eine ungefährliche, preiswerte und effektive Maßnahme.
Ich könnte zu dem Thema Heimen noch Vieles schreiben, aber ich will mich nicht in Details verlieren.
Ich rede da übrigens nicht einfach so daher: Ich habe in meiner kleinen Hausarztpraxis eine zusätzliche Stelle eingerichtet und zahle den Mitarbeiterinnen den Corona-Zuschlag. Schutzausrüstung, Filter, Messgeräte, Schnelltests, etc. habe ich – egal, zu welchem Preis – gekauft. Das alles kostet natürlich, ist aber notwendig.
Das hätte in den Heimen auch gemacht werden MÜSSEN.
…Schulen.
Plötzlich ist alles gefährlich? - Während in meiner Praxis seit Monaten CO2-Ampeln und Hepafilter stehen, wurde für die Schulen das Lüften und bei Kälte Kniebeugen empfohlen. Von allerhöchster Stelle. Ist Euch da oben echt nicht mehr eingefallen?
Wenn ich morgens zu Fuß zur Praxis gehe und dabei die überfüllten Busse sehe, schüttele ich seit Monaten den Kopf. Ist der ÖPNV nicht in Eurer Zuständigkeit und dadurch gut zu gestalten? – Wie kann das sein, dass der Besuch von Gastronomie und Einzelhandel verboten sind / werden, aber die Menschen sich weiter in Bussen quetschen? – Das verstehe ich nicht.
Lehrerzimmer: Nach allem, was ich von meinen Patienten höre, sind sie als Lehrer in einem Raum der Schule besonders gefährdet: Dem Lehrerzimmer. Fehlende Abstände („was soll man machen?“), Aufenthalt von Kollegen ohne Maske („keiner sagt was“), gemeinsames Pausen- oder Advents-Essen („ist bei uns so Tradition“), fehlende Lüftung („den Kolleginnen ist zu kalt, deshalb wird nicht richtig gelüftet“) – Diese Dinge höre ich täglich.
Es zeigt wie in vielen Bereichen: Wir haben eigentlich jetzt schon genug Regeln. Sie werden nur häufig nicht befolgt.
…Geschäfte.
Ob das wirklich Hotspots sind? Ich habe keine Hinweise dazu gefunden und übrigens: Wer meint, dass der Aufenthalt in Geschäften gefährlich ist, sollte meines Erachtens nicht vor einem Adventswochenende über Geschäftsschließungen laut nachdenken. Denn dann rennen geradewegs alle noch mal schnell los. Wenn, dann bitte sofort! – Samstagabend beschließen, Montag zu. Fertig. Alles andere gehört wie einige Corona-Beschlüsse in die Kategorie: „Das Gegenteil von gut ist gut gemeint“.
…Familien.
Politik lebt von Kompromissen. So auch die Idee, durch die Infektionen an Weihnachten noch mal eine weitere Infektionswelle durch das Land rasen zu lassen. Und danach das Land dann mit einem kollektiven „harten“ Lockdown zu belegen.
Der wird nicht helfen und ich frage mich: wie steigert man das gegebenenfalls noch mal maßnahmentechnisch und rhetorisch – etwa „wollt ihr den „totalen“ Lockdown?“
Auch da habe ich einen konkreten pragmatischen Lösungsvorschlag: groß angelegt mit Antigenschnelltests testen. Damit über 90 Prozent der Infizierten innerhalb von Minuten rausfischen und ihnen Quarantäne erklären und die anderen ohne Sorge feiern lassen.
Das biete ich meinen Patienten in der Praxis an. Hätte man auch bundesweit machen können. Boris Palmer hat gezeigt, dass das in einer ganzen Stadt geht. Warum nicht zumindest in allen Regionen mit hohen Infektionszahlen – wenn nicht gar bundesweit?
Weihnachten hätte so zu einem Abflachen der Kurve führen können (Aktion „mit Sicherheit (k)ein normales Weihnachten“). Stattdessen werden in den Familien zahlreiche asymptomatische Infizierte das Virus weitergeben und danach gibt’s Lockdown für alle.
…Gesundheitsämter.
Da habe ich ein paar Jahre gearbeitet. Die Kollegen dort leisten ebenfalls seit 9 Monaten extrem viel. Am individuellen Einsatz fehlt es sicher nicht. Allerdings sind die Gesundheitsämter auch Teil des Problems. Es fehlt an Personal. Man hat lange Zeit schlicht gehofft, dass im Sommer Corona verschwindet. Es fehlt an Infrastruktur, übergreifenden EDV-Lösungen, geschultem Personal, Kommunikationslösungen …
Einheitliche Erklärvideos wären zum Beispiel längst überfällig. In verschiedenen Sprachen wäre das offen gesagt wichtig. Zum Beispiel „was bedeutet Quarantäne für mich“. Stattdessen wird versucht, das Ganze per Telefon zu organisieren. Funktioniert oft schlicht nicht. Täglich berichten mir Patienten von „verunglückten“ Gesprächen. Zuletzt beispielsweise gestern: Eine positiv getestete Erzieherin ist in Quarantäne gesetzt worden und ruft in unserer Praxis an und fragt, ob es schlau war, ihr Kind in die Schule zu schicken. Hätte niemand mit ihr am Telefon besprochen. So verlieren wir täglich an Boden gegen die Infektionswelle… Da will ich niemandem individuell was vorwerfen. Die Menschen dort arbeiten in Schichten und geben ihr Bestes. Aber wir sollten mal überlegen, ob man Infos nicht zum Beispiel multimedial besser rüberbringt.
…Corona-App
Bevor ich mich über die App und alles, was da im Argen ist, auch noch aufrege, mache ich lieber Schluss.
Was ich abschließend aber gerne von den VERANTWORTLICHEN Politikern mal hören würde: Warum fragt ihr seit Monaten nicht mal an der Basis:
Wie können wir Krankenhäuser, Altenheime, Schulen, Arztpraxen, Geschäfte und Lokale sicher offenhalten?
Was habt Ihr an der Basis an Erfahrungen gesammelt?
Wie kommen wir über den Winter?
Was ist zu tun?
Wo mangelt es?
Wie können wir Euch helfen?
Wir brauchen eine -wie man neudeutsch so schön sagt- best-practice-coronawikipedia.
Ehrlich: DAS wäre klug (gewesen). Die Antworten sind manchmal leichter an der Basis zu finden als in den Elfenbeintürmen der Leopoldina oder des Kanzleramtes.
Sorry. Musste mal raus.
An alle (Politiker und Nicht-Politiker): Bleibt gesund und passt auf Euch auf.
Mein Wunsch an alle zu Weihnachten: Tut der Altenpflegerin, Krankenschwester, medizinischen Fachangestellten, … von nebenan mal etwas Gutes.
Sie wird sich nie beklagen, dafür ist sie viel zu pflichtbewusst und erschöpft.
Sie wird nie nach Hilfe fragen, sie ist gewohnt anderen zu helfen und irgendwie klar zu kommen. Sie wird nie schimpfen, dass Sie nicht Zeit hat, einzukaufen, weil sie gerade ohne Ende Überstunden machen muss, weil es brennt.
Seid also dieses Jahr mal Nikolaus, Christkind, Weihnachtsmann, Elf oder was auch immer. Traut Euch! Fragt konkret, nicht ob, sondern wo und wie Ihr helfen könnt und tut es. Ihr werdet sehen: Helfen macht Freu(n)de.

Quelle: https://www.facebook.com/guido.pukies.7


Diesem Statement ist zuzustimmen!
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FFP2 - Masken - Abgaberegeln ....

Beitrag von WernerSchell » 11.12.2020, 10:06

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Interessenvertretung
für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland
Harffer Straße 59 - 41469 Neuss


11.12.2020

An das
Bundesgesundheitsministerium


FFP2-Masken

Sehr geehrte Damen und Herren,

zu den Masken informieren Sie u.a. unter > https://www.bundesgesundheitsministeriu ... virus.html - Dort heißt es z.B.:

(1) Die Ausgabe startet bereits im Dezember, um gerade in der Weihnachtszeit das Infektionsrisiko zu verringern - etwa bei Besuchen oder Einkäufen. Im ersten Schritt ist vorgesehen, dass sich über 60-Jährige sowie Menschen mit Vorerkrankungen oder Risikoschwangerschaften drei kostenlose Masken in der Apotheke abholen können. Dazu genügt die Vorlage des Personalausweises oder die Eigenauskunft über die Zugehörigkeit zu einer der genannten Risikogruppen. Diese Regelung gilt voraussichtlich ab 15. Dezember. Bis 31. Dezember können die Masken dann abgeholt werden. - (2) Für die Zeit danach erhalten alle Berechtigten zwei fälschungssichere Coupons für jeweils sechs Masken von ihren Krankenkassen. Diese können sie in zwei klar definierten Zeiträumen im neuen Jahr ebenfalls in den Apotheken einlösen. Die Anspruchsberechtigten zahlen pro eingelöstem Coupon einen Eigenanteil von zwei Euro hinzu. Die übrigen Kosten werden aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds getragen.

Dazu folgende Anmerkungen:

Für die Maskenausgabe im neuen Jahr soll es Coupons von der Krankenkasse geben (2). Das scheint vernünftig. Es fragt sich, ob auch die private Krankenversicherung einbezogen ist.

Die Abgabe von je drei kostenlosen Masken ab 15.12.2020 wird wohl eher chaotisch ablaufen (1). Wer kontrolliert hier exakt die Berechtigung? Es wird voraussichtlich ein Wettrennen zu den Apotheken geben: Schlangestehen (in der Kälte …) für drei Masken und damit massive Behinderung der normalen Medikamentenabgabe! Und dabei sollen doch Kontakte reduziert werden.

Jeder soll in seine "Stammapotheke" gehen. Nach hiesiger Kenntnis kaufen viele Menschen in verschiedenen Apotheken ein. Die Folge wird sein, dass man sich jeweils kostenlose Masken in mehreren Apotheken besorgen wird. Ich fürchte, dass diese Abgabepraxis - offensichtlich nicht ausreichend durchdacht - in die Hose geht.

Da es in den nächsten Tagen zu weitreichenden Einschränkungen kommen muss, werden sich die Infektionsrisiken (auch ohne die kostenlosen Masken) minimieren. Daher kann man auch insoweit den Weg über die Krankenkasse (mit Gutschein) wählen, beides Anfang nächsten Jahres.

Noch ist Zeit, das Abgabeverfahren zu korrigieren!

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell


+++
Das Deutsche Ärzteblatt hat am 15.12.2020 berichtet:
Große Nachfrage nach FFP2-Masken in Apotheken
Berlin – Zum Auftakt der Ausgabe von kostenlosen FFP2-Masken an Menschen aus Coronarisikogruppen war der Andrang in vielen deutschen Apotheken groß. „Ein Patientenplus von 100 Prozent oder mehr war bis zum Mittag durchaus die Regel“, sagte der Sprecher der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerver­bände (ABDA) Reiner Kern heute Nachmittag nach ersten Einschätzungen.
Die meisten Apotheken hätten es geschafft, sich rechtzeitig Masken zu besorgen. „Bei vielen waren aber bis mittags die bereits beschafften Kontingente auch schon vergriffen“, so Kern. Neue Ware sollte es je­doch schon ab morgen geben. Aufgrund des erwartet hohen Andrangs hatten viele Apotheken zusätzli­che Ausgabeplätze eingerichtet und sich personell verstärkt.
... (weiter lesen unter) ... > https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... 7ac2e8834e
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Lockdown - Worauf warten wir noch?

Beitrag von WernerSchell » 11.12.2020, 16:48

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„Worauf warten wir noch?“ – Intensivmediziner fordern sofortigen Lockdown in allen Bundesländern

Die deutschen Intensivmediziner appellieren an die Politik, unverzüglich zu handeln! Jeder weitere Tag ohne durchgreifende und nachhaltige Lockdown-Maßnahmen koste Menschenleben, sagt der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Prof. Uwe Janssens. 30.000 Neuinfektionen am Tag. 600 Corona-Tote täglich. Dazu das Wissen, dass selbst ein sofortiger Lockdown die Zahlen erst in zwei bis drei Wochen deutlich sinken lasse – „Ein Zögern und Warten auf Weihnachten ist schier unverantwortlich“, so Janssens, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Internistische Intensivmedizin am St.-Antonius-Hospital in Eschweiler.

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Prof. Dr. Uwe Janssens - Foto: Mike Auerbach

„Worauf warten wir noch?“, fragt Janssens deshalb. „Weitere 14 Tage nach dem Motto ‚Augen zu und durch!‘ erscheinen angesichts der heutigen Zahlen nicht mehr nachvollziehbar.“ Er rechnet vor: „Wenn wir die kommenden zwei Wochen jeden Tag im Schnitt 30.000 Neuinfektionen haben, verzeichnen wir an Weihnachten etwa 420.000 Corona-Infizierte. Die sich daraus ableitenden Zahlen an Krankenhauspatienten und schwerst erkrankten Patienten, die eine intensivmedizinische Behandlung benötigen, wird dann nicht mehr adäquat zu behandeln sein.“ Man bereite sich bereits auf Priorisierungs-Situationen vor.

Maßnahmen in unseren Nachbarländern zeigen Wirkung

Auch der designierte Präsident der DIVI, Prof. Gernot Marx, Direktor der Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care am Universitätsklinikum Aachen pflichtet Janssens bei: „Es genügt der Blick nach Belgien, Frankreich, Irland, um zu erkennen, dass harte Lockdown-Maßnahmen tatsächlich in der Lage sind, die hohen Infektionszahlen zu beherrschen.“ Diese Erkenntnisse müssten genügen, um endlich nach Wochen des Zögerns durchgreifend das Virus zu bekämpfen.

Gemeinsam handeln – Ressourcen nicht verspielen

Wichtig ist den Medizinern ein konzertiertes und gemeinsames Handeln ALLER Bundesländer. Auch der Norden Deutschlands, der derzeit noch wenig betroffen sei, müsse mitziehen, erklärt DIVI-Vorstandsmitglied Prof. Stefan Kluge, Direktor der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. „Wir brauchen die Möglichkeit einer Reserve, um Patienten in weniger belastete Regionen in Deutschland verlegen zu können.“
Denn bereits jetzt müssen sich einzelne Kliniken in Deutschland von der Notfallversorgung abmelden und sind teilweise lange Transportzeiten für Notfallpatienten erforderlich, bis das nächste Krankenhaus mit freien Behandlungskapazitäten erreicht wird. „Auch können dringend notwendige Operationen zum Beispiel bei Krebserkrankungen oder Herzerkrankungen bereits in einigen Versorgungsgebieten nicht mehr zeitnah durchgeführt werden“, weiß Kluge.

„Am harten Lockdown führt kein Weg vorbei!“

DIVI-Präsident Janssens fordert deshalb mit Blick auf die Gesamtsituation Deutschlands: „Die Belastungen auf den Intensivstationen haben ein Ausmaß angenommen, das nicht mehr lange von Pflegern und Ärzten gestemmt werden kann. Wir befürchten einen körperlichen und psychischen Kollaps der Mitarbeiter, die nun schon seit Wochen diesen Anforderungen ausgesetzt sind. Wir brauchen jetzt einen durchgreifenden Lockdown. Daran führt kein Weg vorbei!“

Ansprechpartner für interessierte Wissenschaftler:

Volker Parvu
Geschäftsführer der DIVI

info@divi.de
Tel +49 (0)30 40 0 056 07

Ansprechpartner für Journalisten:

Nina Meckel
Pressesprecherin der DIVI

presse@divi.de
Tel +49 (0)89 230 69 60 21

www.divi.de/presse

Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. (DIVI)

Die 1977 gegründete Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) ist ein weltweit einzigartiger Zusammenschluss von mehr als 3.500 persönlichen Mitgliedern und 19 Fachgesellschaften aus Anästhesiologie, Chirurgie, Innerer Medizin, Kinder- und Jugendmedizin sowie Neurologie und Neurochirurgie. Ihre fächer- und berufsübergreifende Zusammenarbeit und ihr Wissensaustausch machen im Alltag den Erfolg der Intensiv- und Notfallmedizin aus.
Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne der Gemeinnützigkeitsverordnung vom 24.12.1953 und ist damit ein nicht-wirtschaftlicher Verein gemäß § 21 ff BGB.

Mehr über die DIVI im Internet: www.divi.de

Quelle: Pressemitteilung vom 11.12.2020
Nina Meckel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V.
https://idw-online.de/de/news759839

Weitere Informationen: > https://www.divi.de/presse/pressemeldun ... ?auid=4427

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Sterbefallzahlen in der 46. Kalenderwoche 8 % über dem Durchschnitt der Vorjahr

Beitrag von WernerSchell » 11.12.2020, 16:58

PRESSEMITTEILUNG des Statistischen Bundesamtes (DESTATIS) Nr. 500 vom 11.12.2020

Sterbefallzahlen in der 46. Kalenderwoche 8 % über dem Durchschnitt der Vorjahre

WIESBADEN – Nach vorläufigen Ergebnissen sind in der 46. Kalenderwoche (9. bis 15. November 2020) in Deutschland mindestens 19 161 Menschen gestorben. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, liegen die Sterbefallzahlen somit etwa 8 % über dem Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019.
Dies geht aus einer Sonderauswertung der vorläufigen Sterbefallzahlen hervor, die aktuell bis zur 46. Kalenderwoche zur Verfügung steht und wöchentlich aktualisiert wird. Besonders auffällig ist die Entwicklung der Sterbefallzahlen derzeit in Sachsen. Im Unterschied zu anderen Bundesländern nimmt die Differenz zum Durchschnitt der Vorjahre dort derzeit deutlich von Woche zu Woche zu. In der 41. Kalenderwoche lag die Zahl der Sterbefälle noch unter dem Durchschnitt; in der 46. Kalenderwoche lag sie 27 % beziehungsweise
281 Fälle darüber.


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Die vollständige Pressemitteilung sowie weitere Informationen und Funktionen sind im Internet-Angebot des Statistischen Bundesamtes unter https://www.destatis.de/pressemitteilungen zu finden.

Herausgeber:
DESTATIS | Statistisches Bundesamt
Gustav-Stresemann-Ring 11
65189 Wiesbaden
Telefon: +49 (0) 611 / 75 - 34 44
www.destatis.de/kontakt
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Expertenstatements: Kölner Wissenschaftler zu den Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie

Beitrag von WernerSchell » 11.12.2020, 17:24

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Expertenstatements: Kölner Wissenschaftler zu den Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie
Statements von Verwaltungsrechtler Prof. Dr. Markus Ogorek und Infektiologe Prof. Dr. Oliver Cornely


Die im Dezember vorgenommenen Vorkehrungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie beschäftigen neben Öffentlichkeit und Politik auch viele Bereiche der Wissenschaft. An dieser Stelle geben zwei Forscher der Universität zu Köln ihre Sicht auf die Maßnahmen wieder.
Prof. Dr. Markus Ogorek, LL.M. (Berkeley), ist Direktor des Instituts für Öffentliches Recht und Verwaltungslehre an der Universität zu Köln.
„Die zu Beginn des zweiten ‚Lockdowns‘ erfolgte Überarbeitung des Infektionsschutzgesetzes durch Bundestag und -rat ist gleichermaßen begrüßenswert wie überfällig. Das Gesetz sprach zuvor pauschal von ‚notwendigen Schutzmaßnahmen‘. Nun benennt es die besonders einschneidenden Instrumente ausdrücklich, was zur Rechtssicherheit beiträgt und das Regierungshandeln vorhersehbar macht. Dass die Gesetzesänderungen mit ‚heißer Nadel‘ gestrickt worden sind, ist ihnen leider anzumerken. Die Sommermonate hätten genutzt werden sollen, um eine inhaltlich wie sprachlich überzeugende Neuregelung in Angriff zu nehmen. Ein besseres und weniger überhastet beschlossenes Gesetz hätte für größere Akzeptanz in der Bevölkerung sorgen und unbegründeten Vorwürfen einen Riegel vorschieben können. Bei aller Kritik im Detail darf nicht vergessen werden: Die Verantwortlichen in Bund und Ländern stehen unter enormem Handlungsdruck, die Entwicklung der pandemischen Lage ist weiterhin dynamisch. Unter Abwägung aller Aspekte erscheinen auch die neuerlichen Schutzverordnungen daher insgesamt als verhältnismäßig – weshalb sie auch durch die inzwischen selbstbewusster agierenden Gerichte im Wesentlichen gehalten werden. Dass sich die NRW-Landesregierung nicht Bayern zum Vorbild genommen, sondern sich gegen Kontrollen in privaten Wohnungen ausgesprochen hat, verdient Beifall.“
Prof. Dr. Oliver Cornely ist Infektiologe, Wissenschaftlicher Direktor des Zentrums für Klinische Studien Köln (CTCC) und Leiter der Translationalen Forschungsplattform am Exzellenzcluster für Alternsforschung CECAD.
„Die aktuellen Coronamaßnahmen sind einschneidend und dominieren das öffentliche Leben. Gleichzeitig sehen wir an den Infektions- und Todeszahlen, dass diese nicht rückläufig sind, sondern weiter steigen. Das zeigt uns, dass die Maßnahmen nicht ausreichen und aus medizinischer Sicht Verschärfungen nötig sind. Wenn wir alle einen Monat lang in jeder Situation eine Maske tragen würden, wären diese Maßnahmen weitestgehend obsolet. Dass wir mehr unternehmen müssen, sehen wir in der Klinik deutlich. Es gibt immer mehr schwer kranke Patientinnen und Patienten. Wenn wir diszipliniert handeln, dann vermeiden wir Einschränkungen unserer Freiheit. Freiheit bedeutet auch Verantwortung für sich und für die Anderen zu übernehmen.“

Inhaltlicher Kontakt:
Professor Dr. Markus Ogorek
Institut für Öffentliches Recht und Verwaltungslehre
Rechtswissenschaftliche Fakultät
+49 221 470 76545
markus.ogorek@uni-koeln.de
Professor Dr. Oliver Cornely
Exzellenzcluster für Alternsforschung CECAD
+49 221 478 85523
oliver.cornely@uk-koeln.de
Presse und Kommunikation:
Jan Voelkel
+49 221 470 2356
j.voelkel@verw.uni-koeln.de

Quelle: Pressemitteilung vom 11.12.2020
Gabriele Meseg-Rutzen Presse und Kommunikation
Universität zu Köln
https://idw-online.de/de/news759847
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Antigentests: Wären Selbstabstriche zuverlässig?

Beitrag von WernerSchell » 11.12.2020, 17:32

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Antigentests: Wären Selbstabstriche zuverlässig?

Unter bestimmten Bedingungen kann für einen Antigen-Schnelltest ein Selbstabstrich aus der vorderen Nase eine verlässliche Alternative zu einem professionellen Abstrich aus dem Nasen-Rachen-Raum sein. Das konnte ein Forschungsteam der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Universitätsklinikums Heidelberg jetzt zeigen. Die Ergebnisse der Studie sind im Fachmagazin European Respiratory Journal* erschienen.

Antigen-Schnelltests sind zwar weniger genau als PCR-Tests, können aber durch ihre Schnelligkeit und einfache Durchführung einen wichtigen ergänzenden Beitrag zur Eindämmung der Pandemie leisten und den Alltag in bestimmten Situationen risikoärmer gestalten. Antigen-Schnelltests können innerhalb von weniger als 30 Minuten direkt vor Ort Aufschluss darüber geben, ob eine Person zum Testzeitpunkt mit SARS-CoV-2 infiziert ist und andere Menschen anstecken könnte. Die Tests könnten so beispielsweise den Besuch eines Familienmitglieds im Pflegeheim oder Krankenhaus sicherer machen. Dennoch werden sie bisher noch nicht weitflächig eingesetzt. Einer der Gründe: Ihr Einsatz ist in den meisten Fällen bisher nur möglich, wenn die Probe von medizinischem Personal aus dem Nasen-Rachen-Raum entnommen wurde.

„Ein solcher professioneller Nasen-Rachen-Abstrich ist aus zwei Gründen eine Hürde für den breiten Einsatz von Antigen-Schnelltests“, sagt Prof. Dr. Frank Mockenhaupt, kommissarischer Direktor des Instituts für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit der Charité. „Erstens ist ein tiefer Nasenabstrich für viele Menschen unangenehm, sie werden eine regelmäßige Testung deshalb vielleicht eher meiden. Zweitens bindet der Abstrich medizinisches Personal, ist organisatorisch aufwendig und benötigt eine Schutzausrüstung.“ Zusammen mit Privatdozentin Dr. Claudia Denkinger, Leiterin der Sektion Klinische Tropenmedizin am Universitätsklinikum Heidelberg, hat Prof. Mockenhaupt deshalb eine Studie aufgesetzt, um einen Selbstabstrich aus der vorderen Nase unter medizinischer Anleitung als mögliche Alternative zu einem professionellen tiefen Nasenabstrich zu prüfen.

Die Untersuchung fand zwischen Ende September und Mitte Oktober in der Coronavirus-Untersuchungsstelle der Charité statt. Menschen mit SARS-CoV-2-typischen Symptomen, die an der Studie teilnehmen wollten, erhielten vom medizinischen Personal zunächst Instruktionen für den Selbstabstrich. Danach sollten die Studienteilnehmenden einen Tupfer in 2 bis 3 Zentimeter Tiefe für 15 Sekunden in kreisenden Bewegungen an den Innenwänden ihrer Nase entlangführen. Anschließend entnahm das Personal von den Erkrankten einen tiefen Nasenabstrich (nasopharyngeal). Beide Proben wurden vor Ort auf einen in Deutschland zugelassenen Antigen-Schnelltest aufgetragen und die Ergebnisse miteinander verglichen. Zusätzlich nahm das Personal einen kombinierten Abstrich aus dem Mund- und Nasen-Rachen-Raum, um per PCR eine Referenz-Diagnose auf SARS-CoV-2-Infektion stellen zu können.

39 der 289 Studienteilnehmer (13,5 Prozent) erwiesen sich auf Basis der PCR-Testung als infiziert mit SARS-CoV-2. Bei 31 von ihnen (knapp 80 Prozent) schlug auch der Antigen-Schnelltest an, wenn die Probe professionell tief aus der Nase entnommen wurde. Der Selbstabstrich aus der vorderen Nase lieferte bei 29 von den Infizierten (rund 74 Prozent) das korrekte Ergebnis. „Dass Antigen-Schnelltests nicht so sensitiv sind wie die PCR, hatten wir natürlich erwartet“, sagt Privatdozentin Dr. Denkinger. „Bei genauerem Hinsehen hatten die Antigentests insbesondere in den Fällen eine Infektion übersehen, in denen die Patienten nur eine geringe Viruslast hatten.“ Betrachtete das Forschungsteam dagegen nur die Erkrankten mit einer hohen Viruslast, schlugen die Antigentests bei tiefen Nasenabstrichen jedes Mal an, bei den Selbstabstrichen in knapp 96 Prozent der Fälle.

„Die Studie zeigt uns, dass die angeleiteten Selbstabstriche für den untersuchten Antigentest nicht schlechter als professionelle Abstriche aus dem Nasen-Rachen-Raum sind“, erklärt Privatdozentin Dr. Denkinger. „Festere Tupfer, die sich besser für den Abstrich im Nasenvorhof eignen, könnten die Genauigkeit des Tests noch erhöhen.“ Im November machte der Bund rechtlich den Weg frei für den erweiterten Einsatz von Antigen-Schnelltests – sie können nun grundsätzlich auch durch geschultes Personal an Kitas und Schulen eingesetzt werden**. „Mit den neuen rechtlichen Möglichkeiten fällt die Abhängigkeit von medizinischem Personal weg“, sagt Privatdozentin Dr. Denkinger. „Das macht die Antigen-Schnelltests skalierbarer. Wissenschaftliche Daten zu Selbstabstrichen wie in dieser Studie dürften den Entscheidungsträgern helfen, neue Konzepte zu implementieren.“

Prof. Mockenhaupt ergänzt: „Die Schnelltests sind eine wichtige Ergänzung der angespannten PCR-Testkapazitäten. Allerdings sind Selbstabstriche und Selbsttestungen nicht unkritisch: Eine fehlerhafte Durchführung oder ein falsches Ablesen kann eine falsche Sicherheit nach sich ziehen. Andererseits sollte ein positiver Schnelltest durch eine PCR bestätigt werden.“ Im nächsten Schritt wird das Forschungsteam deshalb untersuchen, ob Antigen-Schnelltests auch dann zuverlässige Ergebnisse liefern, wenn sie von Laien komplett ohne professionelle Unterstützung durchgeführt werden.

*Lindner AK et al., Head-to-head comparison of SARS-CoV-2 antigen-detecting rapid test with self-collected anterior nasal swab versus professional-collected nasopharyngeal swab. Eur Respir J 2020. doi: 10.1183/13993003.03961-2020

** Mit dem Dritten Gesetz zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite hat der Gesetzgeber im November geregelt, dass der Arztvorbehalt für Schnelltests entfällt und diese Tests grundsätzlich durch entsprechend geschultes Personal angewendet werden können. Die neue Verordnung zur Änderung der Medizinprodukte-Abgabeverordnung regelt ergänzend, dass Schnelltests auch an Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen und Kitas abgegeben werden können. Siehe Verordnung zur Änderung der Medizinprodukte-Abgabeverordnung des Bundesgesundheitsministeriums.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Frank Mockenhaupt
Kommissarischer Direktor des Instituts für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit
Charité – Universitätsmedizin Berlin
t: +49 30 450 570 400
E-Mail: frank.mockenhaupt@charite.de

Originalpublikation:
https://erj.ersjournals.com/content/ear ... 03961-2020

Weitere Informationen:
https://www.charite.de/klinikum/themen_ ... #c30696773 Hinweise der Charité zur Verlässlichkeit von Antigen-Schnelltests
https://tropeninstitut.charite.de/ Institut für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit

Quelle: Pressemitteilung vom 11.12.2020
Manuela Zingl GB Unternehmenskommunikation
Charité – Universitätsmedizin Berlin
https://idw-online.de/de/news759850
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Pflegewissenschaftliche Forschung zum Infektionsgeschehen unter COVID-19 in der Langzeitpflege

Beitrag von WernerSchell » 11.12.2020, 18:30

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Pflegewissenschaftliche Forschung zum Infektionsgeschehen unter COVID-19 in der Langzeitpflege

Die Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft e.V. (DGP) fordert systematische pflegewissenschaftliche Forschung zum Infektionsgeschehen unter COVID-19 in der Langzeitpflege. Bislang fehlen zuverlässige Daten zur Häufigkeit von Infektionen und deren Folgen sowie zu den Bedingungen und zum Umgang mit der COVID-19-Krise in Alten- und Pflegeheimen. Empfehlungen für diesen Bereich beruhen angesichts fehlender Daten meist auf Annahmen und Expertenkonsens

Die Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft (DGP) unterstützt die Forderungen des DNEbM und des DBfK nach einer systematischen pflegewissenschaftlichen Forschung zum Infektionsgeschehen unter COVID-19 in Alten- und Pflegeheimen und anderen Langzeitpflegesettings.

Im Angesicht der COVID-19-Krise wurden zurecht Milliarden an Forschungsgeldern ausgeschüttet. Die wenigen Projekte im besonders stark betroffenen Bereich der Langzeitpflege mussten jedoch meist ohne Förderung durchgeführt werden. Diese Projekte haben erste wichtige Erkenntnisse zur Versorgungssituation in der Langzeitpflege hervorgebracht, dennoch ist das Wissen zur Situation und den Rahmenbedingungen in der Langzeitpflege auch im vierten Quartal der COVID-19 Krise lückenhaft.

Empfehlungen für diesen Bereich beruhen angesichts fehlender Daten meist auf Annahmen und Expertenkonsens. Bewohner*innen, Angehörige und Mitarbeiter*innen der Einrichtungen fühlen sich zu recht alleingelassen und hilflos. Auf die berechtigte Sorge vor einem Krankheitsausbruch und damit verbundenen schwer erkrankten Bewohner*innen kann angesichts fehlenden Wissens kaum angemessen reagiert werden. Dies führt zu lokal unangemessenen Strategien wie der Anwendung von freiheitseinschränkenden Maßnahmen oder Besuchsverboten als vermeintlich „letzte Option“.

Die DGP hat mit der von Ihr herausgegebenen S1-Leitlinie: „Soziale Teilhabe und Lebensqualität in der stationären Altenhilfe unter den Bedingungen der Covid-19 Pandemie“ einen ersten wissenschaftlichen Beitrag zur Unterstützung der Versorgung geleistet, eine weitere S1-Leitlinie für den ambulanten Langzeitpflegebereich wird in Kürze erscheinen. Diese Empfehlungen nun datenbasiert weiterentwickeln zu können, und somit einen Beitrag zur Optimierung der Versorgungssituation zu leisten, ist das erklärte Ziel der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft.

Die in Deutschland zur Verfügung stehende pflegewissenschaftliche Expertise wird im Rahmen der Bewältigung der COVID-19-Krise zu selten konsultiert. Symptomatisch erscheint hierbei, dass der Krisenstab bei der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) mit hochrangingen Wissenschaftler*innen besetzt wurde, aber ohne explizit pflegewissenschaftliche Expertise. Auch nach Insistieren u.a. durch die DGP, wurde dies nicht geändert.

Wir fordern daher Förderinstitutionen wie DFG, BMG und BMBF auf, unter Leitung erfahrender Pflegewissenschaftler*innen und idealerweise unter Schirmherrschaft der DGP Forschung zur Situation von Menschen mit Pflegebedarf in Langzeitpflegesettings angemessen zu fördern, damit bald zuverlässige Daten zur Häufigkeit von Infektionen und deren Folgen sowie zu den Bedingungen und zum Umgang mit der COVID-19-Krise vorliegen.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft e.V. (DGP)

Prof. Dr. Renate Stemmer
Prof. Dr. Erika Sirsch
Prof. Dr. Christa Büker
Dr. Bernhard Holle
Prof. Dr. Sascha Köpke

Quelle: Pressemitteilung vom 11.12.2020
Regina Rosenberg Geschäftsstelle
Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft e.V.
https://idw-online.de/de/news759886
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
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Weihnachten feiern im "Lockdown": So hoch ist Ihr Corona-Ansteckungsrisiko

Beitrag von WernerSchell » 12.12.2020, 16:05

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Weihnachten feiern im "Lockdown": So hoch ist Ihr Corona-Ansteckungsrisiko
Von Till Hafermann
• Wie Weihnachten feiern, ohne sich anzustecken? Das fragen sich angesichts des angekündigten "harten Lockdowns" viele Menschen in NRW. Einfache Maßnahmen reduzieren das Risiko deutlich: Hier gibt es Beispielrechnungen.
Diese Frage stellen sich die Menschen in NRW nach Ministerpräsident Laschets Ankündigung eines "harten Lockdowns": Wie riskant ist es, Weihnachten trotz Corona mit der Familie zu feiern? Denn die Corona-Regeln der NRW-Verordnung beziehen sich streng genommen nur auf private Treffen im öffentlichen Raum - zuhause in der Wohnung ist Eigenverantwortung gefragt…. (weiter lesen unter) > https://www1.wdr.de/nachrichten/themen/ ... n-100.html ... Siehe auch unter > https://www.mpic.de/4776598/covid-19-an ... -berechnen
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Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie - Beschlüsse vom 13.12.2020

Beitrag von WernerSchell » 13.12.2020, 14:16

Die Bundesregierung

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Kanzlerin zum Bund-Länder-Beschluss: "Wir sind zum Handeln gezwungen"


Die Maßnahmen, die bisher zur Eindämmung der Corona-Pandemie ergriffen wurden, reichen nicht aus. Die Zahlen steigen weiter. Dies stellte Kanzlerin Merkel nach dem Gespräch mit den Regierungschefinnen und -chefs der Länder fest. Kontaktbeschränkungen bleiben laut Beschluss von Bund und Ländern bestehen, der Einzelhandel wird bis auf Ausnahmen geschlossen, auch Schulen und Kitas sollen schließen. Die Regelungen im Überblick.

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Bund und Länder haben weitere Beschlüsse zur Eindämmung der Corona-Pandemie gefasst. - Foto: Bundesregierung

Nach wie vor ist es das Ziel, die Kontaktnachverfolgung wieder möglich zu machen und eine Inzidenz von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern in sieben Tagen zu erreichen. "Deshalb sind wir jetzt zum Handeln gezwungen – und wir handeln", betonte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Sonntag nach Beratungen von Bund und Ländern. Es müssten jetzt weitere Maßnahmen zur Beschränkung der Kontakte ergriffen werden, um die Zahl der Neuinfektionen deutlich zu reduzieren. Bund und Länder fassten dazu einen erneuten Beschluss PDF, 90 KB, nicht barrierefrei.

Beschluss von Bund und Ländern zur Bekämpfung der Corona-Pandemie vom 13.12.2020:
> https://www.bundesregierung.de/resource ... download=1


Kanzlerin Merkel dankte allen Menschen in Deutschland dafür, dass sie sich in großer Zahl an die Regeln gehalten und damit zur Eindämmung der Pandemie beigetragen haben. Die Kanzlerin bat alle eindringlich, "in den nächsten Tagen Abstand zu nehmen von Kontakten, die nicht unbedingt notwendig sind, und damit einen Beitrag zu leisten, dass unser Gesundheitssystem nicht überfordert wird". Einen besonderen Dank richtete die Kanzlerin an die Menschen, die im Gesundheitssystem arbeiten. Für sie werde dies ein sehr schweres Weihnachtsfest und deshalb seien "unsere Beschlüsse dringend geboten, um gerade sie zu unterstützen und Menschen mehr gesundheitliche Sicherheit zu geben".

Es besteht dringender Handlungsbedarf
Folgendes haben die Bundeskanzlerin und die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder unter anderem beschlossen:

Die bestehenden Beschlüsse bleiben bis zum 10. Januar 2021 gültig.
Private Zusammenkünfte mit Freunden, Verwandten und Bekannten sind weiterhin auf den eigenen und einen weiteren Haushalt, jedoch in jedem Falle auf maximal 5 Personen zu beschränken. Kinder bis 14 Jahre sind hiervon ausgenommen.
Für die Weihnachtstage gilt: In Abhängigkeit von ihrem jeweiligen Infektionsgeschehen können die Länder vom 24. Dezember bis zum 26. Dezember 2020 als Ausnahme von den sonst geltenden Kontaktbeschränkungen Treffen mit 4 über den eigenen Hausstand hinausgehenden Personen aus dem engsten Familienkreis zuzüglich Kindern im Alter bis 14 Jahre zulassen, auch wenn dies mehr als zwei Hausstände oder 5 Personen über 14 Jahre bedeutet.
Am Silvestertag und Neujahrstag wird bundesweit ein An- und Versammlungsverbot umgesetzt. Darüber hinaus gilt ein Feuerwerksverbot auf publikumsträchtigen Plätzen. Der Verkauf von Pyrotechnik vor Silvester wird in diesem Jahr generell verboten und vom Zünden von Silvesterfeuerwerk generell dringend abgeraten, auch vor dem Hintergrund der hohen Verletzungsgefahr und der bereits enormen Belastung des Gesundheitssystems.
Der Einzelhandel wird ab dem 16. Dezember 2020 bis zum 10. Januar 2021 geschlossen. Ausgenommen sind der Lebensmittelhandel und der Handel mit dringend notwendigen Waren des täglichen Bedarfs.
Dienstleistungsbetriebe wie zum Beispiel Friseursalons werden geschlossen, weil hier körperliche Nähe nicht zu vermeiden ist. Medizinisch notwendige Behandlungen wie Physiotherapie bleiben möglich.
Auch an den Schulen sollen im Zeitraum vom 16. Dezember 2020 bis 10. Januar 2021 die Kontakte deutlich eingeschränkt werden. Kinder sollen in dieser Zeit wann immer möglich zu Hause betreut werden. Daher werden in diesem Zeitraum die Schulen grundsätzlich geschlossen oder die Präsenzpflicht wird ausgesetzt. Es wird eine Notfallbetreuung sichergestellt und Distanzlernen angeboten. Analog wird in Kindertagesstätten verfahren. Für Eltern werden zusätzliche Möglichkeiten geschaffen, für die Betreuung bezahlten Urlaub zu nehmen.
Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber werden dringend gebeten zu prüfen, ob die Betriebsstätten entweder durch Betriebsferien oder großzügige Home-Office-Lösungen vom 16. Dezember 2020 bis 10. Januar 2021 geschlossen werden können.
Die Lieferung und Abholung mitnahmefähiger Speisen für den Verzehr zu Hause durch Gastronomiebetriebe bleiben weiter möglich. Der Verzehr vor Ort wird untersagt. Der Verzehr von alkoholischen Getränken im öffentlichen Raum wird vom 16. Dezember bis 10. Januar untersagt. Verstöße werden mit einem Bußgeld belegt.
Gottesdienste in Kirchen, Synagogen und Moscheen sowie die Zusammenkünfte anderer Glaubensgemeinschaften sind nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Das Bundesinnenministerium wird dazu Gespräche mit den Glaubensgemeinschaften führen.
In den Alten- und Pflegeheimen sowie für mobile Pflegedienste sind besondere Schutzmaßnahmen zu treffen. Für das Personal sind regelmäßige verpflichtende Tests durchzuführen.
Bund und Länder appellieren eindringlich an alle Bürgerinnen und Bürger, in der Zeit bis zum 10. Januar von nicht zwingend notwendigen Reisen ins In- und Ausland abzusehen.
Wirtschaftsbereiche, die besonders von den Einschränkungen betroffen sind, werden weiterhin finanziell unterstützt.

Quelle: Pressemitteilung - Sonntag, 13. Dezember 2020 und weitere Informationen > https://www.bundesregierung.de/breg-de/ ... en-1827396


+++
Anmerkungen:

Corona-Pandemie - Probleme auf breiter Front. Dr. Guido Pukies hat es gut beschrieben und zahlreiche Missstände konkret benannt ( > https://www.facebook.com/guido.pukies.7 ). Super und danke!

• Auf die zweite Welle wurde um Wochen zu spät reagiert. Man wusste bereits bei der ersten Welle, was uns im Herbst erwarten würde. Man hätte sich besser vorbereiten und früher reagieren müssen (Politikversagen auf breiter Front!). Corona hat nun voll zugeschlagen und harte einschränkende Maßnahmen sind alternativlos. Daher sollte jetzt für einige Wochen massiv zurückgefahren, kontrolliert und sanktioniert werden. - Übrigens: Wenn früher eingegriffen worden wäre, hätten auch Milliarden Euro Hilfen eingespart werden können. Dieses Problem müssen wir nämlich auch in den Blick nehmen. Wenn man alle Ausgaben und Zusagen einmal addiert, werden die Belastungen für Bund, Länder, Kommunen und EU (Deutschland ist der größte Nettozahler) sicherlich über eine Billion Euro betragen. Wer soll das eigentlich wann bezahlen? … > viewtopic.php?f=6&t=23530&p=116333#p116333
• Zu der geplanten Abgabe von FFP2-Masken für Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen ist anzumerken: Es wird voraussichtlich ein Wettrennen zu den Apotheken geben: Schlangestehen (in der Kälte …) für drei Masken und damit massive Behinderung der normalen Medikamentenabgabe! Und dabei sollen doch Kontakte reduziert werden. … Meinen Brief an das BMG finden Sie hier > viewtopic.php?f=6&t=23530&p=116334#p116334 - Der Brieftext ist auch dem MP NRW und dem MAGS NRW als Kopie übermittelt worden.

Jedes Regierungs- und Verwaltungshandeln muss die verfassungsrechtlichen Grundsätze und die geltenden Gesetze beachten (Grundgesetz, Landesverfassungen, Infektionsschutzrecht usw.). Allerdings gibt es z.B. bei den zu beachtenden Grundrechten Bewertungserfordernisse, die das Recht auf Leben, Gesundheit und die körperliche Unversehrtheit in den Mittelpunkt stellen. Dem müssen im Zweifel andere Rechte, z.B. auch die Versammlungsfreiheit (von den Querdenkern gerne genutzt), untergeordnet werden. Dies alles rechtskonform umzusetzen, ist nicht einfach. Aber die politisch Verantwortlichen müssen sich an im Vordergrund stehende Rechte vorrangig orientieren. Dies gilt übrigens auch für die Gerichte! Solche von der Menschenwürde besonders stark geprägten Grundsätze dürfen nicht jeder Stimmungslage in der Bevölkerung (von den Meinungsforschern recherchiert) geopfert werden oder nur noch unvollkommen Gewährleistung erfahren. Es muss beim politischen Agieren nicht um gute Noten für eine Karriere, sondern alleine um das Wohl der Bürger*Innen gehen. - Politiker werden im Übrigen für viel Geld umfassend beraten und können so, wenn sie zeitgerecht eine vernünftige Abwägung vornehmen, in die Zukunft gerichtet, bürgerfreundlich, entscheiden. Das ist nur unzureichend geschehen. Und das ist das große Versagen der Politiker - die Folgen liegen aktuell auf der Hand!


+++
DAS MEINT BILD
DAS sind die schwersten Fehler der Corona-Politik!

Deutschland schließt. Auf jeden Fall für den Rest des Jahres. Auf jeden Fall bis weit hinein in den Januar 2021. Vielleicht auch noch deutlich länger.
Ja, Corona ist eine Bedrohung, eine Naturgewalt. ABER die bittere Wahrheit lautet: Deutschland muss nicht nur wegen Corona schließen, sondern auch wegen des politischen Umgangs mit Corona.
… (weiter lesen unter > https://www.bild.de/politik/kolumnen/ko ... .bild.html

Dazu eine kurze Kommentierung: Der Kritik von "Bild" kann man sich weitgehend anschließen. Bezüglich Impfung handelt Deutschland korrekt. Es muss ein Mindestmaß an ordentlicher Prüfung geben. Und daher ist die Entscheidung über die Impfstoffzulassung - möglicherweise am 21.12.2020 - abgewartet werden (Stand:16.12.2020). Das ist richtig so!
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Impfungen gegen Covid-19l - Aufklärungsblatt und Anamnesebogen

Beitrag von WernerSchell » 14.12.2020, 09:26

Impfungen gegen Covid-19


Das Deutsche Grüne Kreuz e.V. hat in Kooperation mit dem Robert Koch-Institut zur Vorbereitung der COVID-19 Impfungen ein ärztliches Aufklärungsblatt (> https://www.muenster.de/muenster_media/ ... sbogen.pdf ) und einen Anamnesebogen/Einwilligung erstellt (> https://www.muenster.de/muenster_media/ ... amnese.pdf ) - Stand: 09.12.2020 - Quelle: https://www.muenster.de/corona_impfung.html
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Pflegende Angehörige bei Impfempfehlungen zu Covid-19 nicht vergessen!

Beitrag von WernerSchell » 14.12.2020, 09:59

Aus Forum:
> viewtopic.php?f=4&t=22919&p=116368#p116368



Deutsche Alzheimer Gesellschaft fordert:
Pflegende Angehörige bei Impfempfehlungen zu Covid-19 nicht vergessen!

Berlin, 14. Dezember 2020. 75 Prozent aller Pflegebedürftigen werden zu Hause durch Angehörige, Freunde und Nachbarn versorgt. Dies trifft auch auf rund zwei Drittel aller Demenzerkrankten zu. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie bekommen die An- und Zugehörigen eine noch größere Bedeutung für die tägliche Betreuung und Pflege. Werden sie krank, ist eine Versorgung der zu Hause lebenden Menschen mit Demenz nicht mehr gewährleistet. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz (DAlzG) fordert deshalb, dass auch die Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) diesem Umstand Rechnung trägt und pflegende Angehörige dort als zu priorisierende Personengruppe für eine Impfung gegen Covid-19 genannt wird.
Aktuell sind wie bereits im Frühjahr viele Betreuungsgruppen und Tagespflegestätten geschlossen. Ambulante Pflegedienste können mancherorts pandemie- und krankheitsbedingt nur noch allernotwendigste Versorgungen, zum Beispiel bei alleinstehenden Pflegebedürftigen, übernehmen. Pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz leisten schon in „normalen“ Zeiten Enormes. Nun sind sie nicht selten komplett auf sich gestellt und meistern alle notwendigen Pflege- und Betreuungsleistungen allein.
Trotzdem werden sie im Positionspapier der gemeinsamen Arbeitsgruppe aus Mitgliedern der STIKO, des Deutschen Ethikrates und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina[1] noch nicht konkret als zu priorisierende Personengruppe für eine Impfung gegen Covid-19 benannt. Momentan sieht die Empfehlung eine Impfung für Personen mit dem Risiko für einen schweren Verlauf (z.B. aufgrund des hohen Alters oder Grunderkrankungen), für Menschen mit einem besonderen Infektionsrisiko (z.B. Personal in stationären oder ambulanten Einrichtungen der Gesundheitsversorgung und der Altenpflege) sowie für Personen mit relevanten Funktionen für das Gemeinwesen vor. „Pflegende Angehörige insgesamt müssen endlich als eine solche systemrelevant Personengruppe anerkannt und dementsprechend in der zu erwartenden Impfempfehlung prioritär behandelt werden.“, fordert Monika Kaus, 1. Vorsitzende der DAlzG. „Fallen die pflegenden Angehörigen aus, ist die Versorgung von vielen tausend Pflegebedürftigen in Deutschland nicht mehr gesichert. Deshalb müssen auch sie vorrangig die Möglichkeit erhalten, sich impfen zu lassen, wenn sie das möchten.“
________________________________________
[1] https://www.ethikrat.org/fileadmin/Publ ... ierung.pdf

Hintergrund
In Deutschland leben heute etwa 1,6 Millionen Menschen mit Demenzerkrankungen. Etwa zwei Drittel davon werden in der häuslichen Umgebung von Angehörigen betreut und gepflegt. Jährlich erkranken rund 300.000 Menschen neu. Ungefähr 60 Prozent davon haben eine Demenz vom Typ Alzheimer. Die Zahl der Demenzerkrankten wird bis 2050 auf 2,4 bis 2,8 Millionen steigen, sofern kein Durchbruch in Prävention und Therapie gelingt.
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft engagiert sich für ein besseres Leben mit Demenz. Sie unterstützt und berät Menschen mit Demenz und ihre Familien. Sie informiert die Öffentlichkeit über die Erkrankung und ist ein unabhängiger Ansprechpartner für Medien, Fachverbände und Forschung. In ihren Veröffentlichungen und in der Beratung bündelt sie das Erfahrungswissen der Angehörigen und das Expertenwissen aus Forschung und Praxis. Als Bundesverband von mehr als 130 Alzheimer-Gesellschaften unterstützt sie die Selbsthilfe vor Ort. Gegenüber der Politik vertritt sie die Interessen der Betroffenen und ihrer Angehörigen.
Die DAlzG setzt sich ein für bessere Diagnose und Behandlung, mehr kompetente Beratung vor Ort, eine gute Betreuung und Pflege sowie eine demenzfreundliche Gesellschaft.

Quelle: Pressemitteilung vom 14.12.2020
Kontakt
Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz
Susanna Saxl
Friedrichstraße 236, 10969 Berlin
Tel.: 030 - 259 37 95 0
Fax: 030 - 259 37 95 29
E-Mail: info@deutsche-alzheimer.de
www.deutsche-alzheimer.de
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
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COVID-19: Raumluft in Krankenhäusern und Pflegeheimen erfordert mehr Aufmerksamkeit

Beitrag von WernerSchell » 14.12.2020, 10:31

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COVID-19: Raumluft in Krankenhäusern und Pflegeheimen erfordert mehr Aufmerksamkeit

Internationales Forscherteam legt Empfehlungen vor, wie die Ausbreitung von COVID-19 über Aerosole in Räumen reduziert werden kann

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Empfehlungen gegen Ausbreitung von COVID-19 über Aerosole in Räumen
- vor allem in Krankenhäusern und Pflegeheimen


Leipzig/Neu-Delhi/Rom. Um die Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 in Krankenhäusern und Pflegeheimen einzudämmen sind eine Vielzahl von Maßnahmen notwendig. Besonders wichtig sei es, eine angemessene Strategie zum Schutz des Gesundheitspersonals vor der Übertragung aus der Luft zu entwickeln. Der Raumluft in solchen Einrichtungen und der Weiterbildung des Personals sollte daher mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden, empfehlen Forschende des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS) in Leipzig, des CSIR-National Physical Laboratory in New Delhi, des Institute of Atmospheric Science and Climate in Rom und von 2B Technologies, Colorado. Aus Sicht der Aerosol-Fachleute sei es notwendig, verschiedene Maßnahmen zu kombinieren, schreibt das Forscherteam im Fachjournal International Journal of Environmental Research and Public Health in einem redaktionellen Beitrag. Dazu zählen beispielsweise regelmäßiges Lüften, das Kontrollieren des Frischluftverbrauchs per CO2-Monitor und die Verwendung von Luftbefeuchtern, um die relative Luftfeuchtigkeit in Innenräumen bei 40 bis 60 Prozent zu halten. Wenn nicht ausreichend gelüftet werden kann, dann sei auch der Einsatz von mobilen Luftreinigern angebracht.

Das Risiko der Ansteckung ist in Krankenhäusern und Pflegeheimen besonders hoch, da sich Infizierte und Gesunde lange in einem Raum aufhalten können und das Virus dabei über unsichtbare Aerosolpartikel in der Luft auch über Entfernungen von mehreren Metern übertragen werden kann. Medienberichten zufolge soll es bereits in fast einem Zehntel der 12.000 Alten- und Pflegeheime in Deutschland COVID-19-Erkrankungen geben. Auch bei den Neuinfektionen in Sachsen gelten Heime inzwischen als Hotspot für Neuinfektionen.

Seit Ausbruch der Pandemie Anfang 2020 häufen sich Berichte zu Übertragungen über Aerosol-Partikel in der Raumluft von Krankenhäusern und Pflegeheimen. Dazu zählen wissenschaftliche Berichte aus Krankenhäusern in China und den USA, aber auch aus einem Pflegeheim in den Niederlanden, wo sich das Virus offensichtlich über das Lüftungssystem über Aerosolpartikeln verbreiten konnte weil auf einer Station ungefilterte Innenluft im Kreis zirkulierte. Als weiterer Beweis wurde SARS-CoV-2 auf den Staubfiltern der Klimaanlage dort nachgewiesen. „Die Komplexität der Aerosol-Übertragung von SARS-CoV-2, insbesondere in Innenräumen, ist noch lange nicht gelöst und es besteht die Notwendigkeit, geeignete Richtlinien zum Schutz des medizinischen Personals zu erstellen. Wir versuchen daher mit dieser Publikation Empfehlungen zu geben für Maßnahmen, die nicht nur zur Eindämmung der momentanen, sondern auch von zukünftigen Viruspandemien beitragen könnten“, berichtet Prof. Alfred Wiedensohler vom TROPOS.

Die Ausbreitung des Virus über Aerosole ist nach Ansicht vieler Fachleute ein wesentlicher Grund dafür, dass die Zahlen der Corona-Infektionen in Europa im Herbst drastisch gestiegen sind. Die Menschen halten sich länger innen auf und mit sinkenden Temperaturen werden viele Innenräume deutlich seltener gelüftet. Die Konzentrationen an Viren in der Luft kann dabei stark ansteigen, wenn sich Infizierte im Raum aufhalten. Einfache Mund-Nasen-Masken können zwar den Ausstoß der Viren über die Atemwege deutlich reduzieren, aber nicht völlig verhindern. Mit der Anzahl der Personen und der Dauer des Aufenthalts im Raum kann daher das Risiko deutlich ansteigen. Besonders betroffen sind davon Krankenhäuser und Pflegeheime, weil dort zusätzliche Risikofaktoren hinzukommen: besonders empfindliche Personen, sehr langer Aufenthalt in einem Raum und mitunter medizinische Verfahren wie Intubation auf Intensivstationen, bei denen viel Aerosol produziert wird.

Mit einer Reihe von Maßnahmen kann die Viren-Ausbreitung über die Raumluft reduziert werden. Allerdings gibt es keine einzelne Maßnahme, die dies vollständig leisten kann, sondern es kommt darauf an, die Innenraumluft zu kontrollieren und verschiedene Maßnahmen zu kombinieren:
„Als Schutz gegen die Übertragung von SARS-CoV-2 über die Luft in geschlossenen Räumen besonders bei kaltem und trockenem Wetter empfehlen wir Luftbefeuchter, um die relative Luftfeuchtigkeit im Raum im Bereich von 40 bis 60 Prozent zu halten und das Risiko einer Atemwegsinfektion zu verringern. Im Bereich um etwa 50 Prozent relative Luftfeuchtigkeit sind die menschlichen Schleimhäute am widerstandsfähigsten gegenüber Infektionen und außerdem können die Viren in den Aerosolpartikeln weniger lange überleben als bei trockenerer oder sehr feuchter Luft“, erklärt Dr. Ajit Ahlawat vom TROPOS.
Sehr wichtig ist, dass ständig genug Frischluft über die Klimaanlage oder durch Lüften zugeführt wird. Mit Messgeräten für Kohlendioxid (CO2) kann dies kontrolliert werden. Erreicht die CO2-Konzentration in der Raumluft einen Wert von 1000ppm, dann ist es höchste Zeit, zu lüften. Der hohe CO2-Wert innen zeigt an, dass sich viel ausgeatmete Luft im Raum befindet. Sollte sich im Raum eine infizierte Person befinden, dann würden auch viele Viren mit den Aerosolen in der Luft schweben und könnten von einer gesunden Person eingeatmet werden. Das Heizungs-, Lüftungs- und Klimasystem (englisch: HVAC) sollte eine Mindesteffizienz von MERV-13 haben, um selbst sehr kleine Partikel aus der Luft zu filtern. (MERV steht für Minimum Efficiency Reporting Value und ist eine Norm aus den USA, die von der American Society of Heating, Refrigerating and Air-Conditioning Engineers (ASHRAE) festgelegt wurde.)
Wenn es nicht möglich ist, den Raum ausreichend zu lüften, dann sollte versucht werden, die Konzentration von Viren in der Raumluft durch Luftreiniger zu reduzieren. Diese Luftreiniger sollten jedoch über so genannte HEPA-Filter (High Efficiency Particle Absorbing) verfügen. Luftreiniger können jedoch immer nur eine zusätzliche Maßnahme sein, da sie die Zufuhr von Frischluft und damit Sauerstoff nicht ersetzen können.

Besonderen Schutz braucht das medizinische Personal bei Verfahren und chirurgischen Eingriffen, bei denen potenziell infektiöse Aerosolpartikel entstehen - wie z.B. Zahnbehandlungen oder Intubation auf Intensivstationen. Dabei sollten ventilfreie Partikelfiltermasken, so genannte Atemschutzmasken wie z.B. N95, getragen und darauf geachtet werden, dass diese dicht auf der Haut aufliegen. „Vermeiden Sie die Verwendung der Atemschutzmasken des Typs FFP2 und FFP3, die über ein Ausatemventil oder eine Belüftung verfügen, da diese Arten von Atemschutzmasken nicht ausreichen. Zur Risikominderung sollte auch Schutzausrüstung wie eine Schutzbrille getragen werden“, rät Dr. Francesca Costabile vom Institute of Atmospheric Science and Climate (ISAC) in Rom. Darüber hinaus empfehlen die Forschenden, bei Patienten mit COVID-19, aerosolerzeugende Verfahren und Behandlungen nach Möglichkeit zu vermeiden, um das Infektionsrisiko für das medizinische Personal zu verringern. Zu den aerosolerzeugenden Behandlungen gehören in der Regel Medikamente, die über einen Zerstäuber verabreicht werden. Um das Risiko einer Aerosolbildung von SARS-CoV-2 durch den Vernebelungsprozess zu vermeiden, sollten inhalierende Medikamente nach Möglichkeit mit einem Dosier-Inhalator und nicht mit einem Zerstäuber verabreicht werden.

Umsicht sei auch bei der Desinfektion der Räume angebracht: „Wir empfehlen, die Desinfektion mit UV-C-Licht nicht zu oft anzuwenden. Obwohl bekannt ist, dass das UV-C-Licht die SARS-CoV-2-Viren zerstört, erhöht es letztlich die Ozonkonzentrationen in Innenräumen und kann sich so negativ auf die Gesundheit auswirken, wenn die Raumluft nicht ausreichend ausgetauscht wird“, betont Dr. Sumit Kumar Mishra vom CSIR - National Physical Laboratory. Negative Folgen kann auch das Versprühen von oxidierenden Chemikalien in der Luft wie z.B. Wasserstoffperoxid (H2O2) haben. In Innenräumen führen dieses Chemikalien zu toxischen chemischen Reaktionen, die weitere Luftschadstoffe erzeugen und das zentrale Nervensystem und die Lungen der Menschen schädigen.

Die Weiterbildung des Personals von Krankenhäusern und Pflegeheimen sei extrem wichtig, um die Virenausbreitung über die Raumluft zu verhindern, betont das internationale Forschungsteam. Das medizinische Personal müsse angemessen geschult werden, damit es die Empfehlungen befolgen kann. Es sei wichtig, auf die Risiken durch die Übertragung von SARS-CoV-2 über die Luft aufmerksam zu machen. Solche Empfehlungen könnten - wenn sie von den Gesundheitsbehörden angemessen zur Verfügung gestellt und vom medizinischen Personal umgesetzt werden - deutlich dazu beitragen, das Risiko der Übertragung über die Luft in Krankenhäusern und Pflegeheimen zu verringern, bis Impfungen großflächig wirken werden. Tilo Arnhold

Publikation:
Ahlawat, A.; Mishra, S.K.; Birks, J.W.; Costabile, F.; Wiedensohler, A. Preventing Airborne Transmission of SARS-CoV-2 in Hospitals and Nursing Homes. Int. J. Environ. Res. Public Health 2020, 17, 8553. DOI: 10.3390/ijerph17228553
https://doi.org/10.3390/ijerph17228553

Empfehlungen zur Reduzierung der Aerosol-Übertragung von SARS-CoV-2 in Innenräumen für die Wintersaison auf der Grundlage wissenschaftlicher Veröffentlichungen: https://www.tropos.de/fileadmin/user_up ... r_-_de.pdf


Medienkontakte:

Prof. Alfred Wiedensohler (de.+en.)
Leiter der Abteilung Experimentelle Aerosol- und Wolkenmikrophysik
Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS)
Tel.: +49 341 2717- 7062
https://www.tropos.de/institut/ueber-un ... edensohler

und
Dr. Ajit Ahlawat (en.)
Wissenschaftler (Post-Doc), Abteilung Experimentelle Aerosol- und Wolkenmikrophysik
Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS)
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https://www.tropos.de/institut/abteilun ... es-aerosol

und
Dr. Sumit Kumar Mishra (en.)
Scientist, Environmental Sciences and Biomedical Metrology Division,
CSIR - National Physical Laboratory
Tel.: +91-11-45609387
http://www.nplindia.in/users/mishrasknplindiaorg

und
Dr. Francesca Costabile (en. + it.)
Scientist, Istituto di Scienze dell'Atmosfera e del Clima (ISAC)
National Research Council (CNR)
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https://www.isac.cnr.it/en/users/francesca-costabile

oder
Tilo Arnhold
TROPOS-Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +49-341-2717-7189
https://www.tropos.de/en/current-issues/press-releases

Links:

Corona-Pandemie könnte durch Reduzierung der Aerosol-Übertragung besser bekämpft werden. Arbeitsausschuss Feinstäube (AAF) empfiehlt konkrete Gegenmaßnahmen für Innenräume (08.12.2020)
https://www.tropos.de/aktuelles/pressem ... pft-werden

Positionspapier der Gesellschaft für Aerosolforschung zum Verständnis der Rolle von Aerosolpartikeln beim SARS-CoV-2 Infektionsgeschehen (07.12.2020)
https://www.tropos.de/aktuelles/pressem ... i-covid-19

Hotspot Heim? Corona-Fälle in Pflegeheimen häufen sich (Tagesschau.de, 23.11.2020 09:12 Uhr)
https://www.tagesschau.de/inland/corona ... e-103.html

Coronavirus SARS-CoV-2 breitet sich bei niedriger Luftfeuchtigkeit in Innenräumen stärker aus.
https://www.tropos.de/aktuelles/pressem ... aerker-aus

Unterstützung des Appells für Schutzmaßnahmen gegen die luftgetragene Verbreitung von Covid-19
https://www.tropos.de/aktuelles/pressem ... h-covid-19

Belastung durch Ultrafeinstaub in deutschen Wohnungen hängt vor allem von den Menschen selber ab
https://www.tropos.de/aktuelles/pressem ... -selber-ab

TROPOS-Langzeitstudien zur Luftqualität
https://www.tropos.de/institut/abteilun ... tqualitaet

UBA-Kommission Innenraumlufthygiene
https://www.umweltbundesamt.de/themen/g ... ufthygiene

Das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, die 96 selbständige Forschungseinrichtungen verbindet. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen.
Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit.
Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen - u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 20.000 Personen, darunter 10.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,9 Milliarden Euro. Finanziert werden sie von Bund und Ländern gemeinsam. Die Grundfinanzierung des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS) wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK) getragen. Das Institut wird mitfinanziert aus Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
http://www.leibniz-gemeinschaft.de
https://www.bmbf.de/
https://www.smwk.sachsen.de/

Originalpublikation:
Ahlawat, A.; Mishra, S.K.; Birks, J.W.; Costabile, F.; Wiedensohler, A. Preventing Airborne Transmission of SARS-CoV-2 in Hospitals and Nursing Homes. Int. J. Environ. Res. Public Health 2020, 17, 8553. DOI: 10.3390/ijerph17228553
https://doi.org/10.3390/ijerph17228553

Weitere Informationen:
https://www.tropos.de/aktuelles/pressem ... erksamkeit

Quelle: Pressemitteilung vom 14.12.2020
Tilo Arnhold Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Troposphärenforschung e. V.
https://idw-online.de/de/news759913


Anhang: Empfehlungen für Schmutzmaßnahmen gegen die Übertragung von SARS-CoV-2 in der Luft in Innenräumen im Winter auf der Grundlage wissenschaftlicher Ergebnisse > https://idw-online.de/de/attachment82463
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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