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Pflegemängel in den Pflegeeinrichtungen - Vortrag 01.10.2012

Verfasst: 01.10.2012, 06:32
von WernerSchell
Vortrag Nr. Z504061V mit Diskussion in der Volkshochschule Neuss am 01.10.2012, 18.00 – 19.30 Uhr
Näheres im Programmheft, Seite 210 -> http://www.vhs-neuss.de/pdf/VHS_Neuss_02_2012.pdf
Anmeldung erbeten! Der Eintritt ist frei!

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Volkshochschule Neuss - Romaneum - Brückstraße 1 - 41460 Neuss

Pflegemängel in den Pflegeeinrichtungen
Veranstaltungsort: Romaneum, Brückstr. 1, Raum E.127
Referent: Dozent Werner Schell http://www.wernerschell.de
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Werner Schell

Der Medizinische Dienst des GKV-Spitzenverbandes (MDS) hat am 24.04.2012 seinen 3. Qualitätsbericht 2012 vorgelegt und darin u.a. herausgestellt, dass sich die Qualität der Pflege gegenüber früheren Berichten (2005 und 2007) gebessert habe, aber gleichwohl über erhebliche Pflegemängel zu informieren sei. Beklagenswerte Zustände gibt es sowohl stationär wie ambulant und betreffen zum Beispiel die Ernährung (Nahrungsaufnahme), Lagerung, Mobilisation und Freiheit (Vermeidung von Fixierungen) der pflegebedürftigen Menschen. Das Ausmaß dieser Mängel wird im Qualitätsbericht nur pauschal und mit prozentualen Angaben beschrieben, so dass die exakten Pflege- und Versorgungsdefizite nicht ganz deutlich werden. Dabei spielt sicherlich auch eine Rolle, dass der MDS bemüht erscheint, in seinem Qualitätsbericht der eigenen Prüftätigkeit einen nicht unerheblichen Erfolg zuzuordnen und andererseits die Feststellungen zu einem großen Teil nur auf Dokumentationen gestützt werden (können). Es ist und bleibt ein Nachteil, wie beim vielfach kritisierten sog. Pflege-TÜV, dass das Dokumentationsgeschehen weitgehend die Basis von Beurteilungen ist und bleibt. Mittlerweile haben sich die Träger von Pflegeeinrichtungen auf den Prüfschwerpunkt „Dokumentation“ eingestellt, so dass allein aufgrund solcher Kriterien verbesserte Ergebnisse zwangsläufig sind. Der Referent zeigt in seinem Vortrag die Entwicklungen auf und gibt Hinweis, wie man ggf. die "richtige" Pflegeeinrichtung finden kann. . Eine Veranstaltung in Kooperation mit "Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk; Neuss".

Zum Thema gibt es weitere Informationen, z.B. unter
3. Pflege-Qualitätsbericht des MDS 2012 - weiterhin Mängel
viewtopic.php?t=17239
+++
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk ist im Zusammenhang mit den im Saarland aufgetretenen Pflegemängeln vom Ausschuss für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie des Saarländischen Landtages um Stellungnahme gebeten worden. Da eine Anreise zur Anhörung am 05.09.2012 ins Saarland aus terminlichen Gründen nicht möglich ist, wurde das nachfolgende Statement per E-Mail oder per Postsendung (mit einem Printexemplar der angesprochenen Stellungnahme vom 21.08.2011) übersandt.
Der Brieftext wird, weil er nochmals in aller Deutlichkeit auf die unzureichenden Pflege-Rahmenbedingungen aufmerksam macht, hier vorgestellt: viewtopic.php?p=68385#68385
+++
Siehe aktuell zum Thema:
3. MDS-Qualitätsbericht 2012 - weiterhin Pflegemängel
viewtopic.php?t=17267
Pflegeskandal im Saarland: Umfassende Aufklärung tut Not
viewtopic.php?t=17486
100 Fragen zum Umgang mit Mängeln in Pflegeeinrichtungen
viewtopic.php?t=15865
+++

+++ Die Medien berichten u.a. wie folgt: +++
Die "Neuss-Grevenbroicher Zeitung (NGZ)" machte am 25.09.2012 in einem kurzen Artikel auf die Vortragsveranstaltungen am 01.10.2012 aufmerksam. Sie im Übrigen:
http://www.heide-bote.de/index.php?name ... &sid=23379
Am 26.09.2012 berichtete auch der "Stadt-Kurier" in einer umfänglicheren Aufmachung zu der Informationsveranstaltung am 01.10.2012.
...
Stand: 01.10.2012

Pflegemängel - referiert und diskutiert

Verfasst: 03.10.2012, 08:12
von WernerSchell
Die Veranstaltung zum Thema "Pflegemängel" konnte am 01.10.2012 mit Erfolg durchgeführt werden. Vor sehr interessierten Gästen konnte verdeutlicht werden, dass die vielfach beklagten Pflegemängel meist systemisch bedingt und auf unzureichende Stellenschlüssel zurückzuführen sind. Die Suche nach dem richtigen Heim gestaltet sich schwierig, zumal die Pflegenoten ("Pflege-TÜV") im Wesentlichen auf die Dokumentation gestützt sind und daher kaum hilfreich wirken können. - Alle Aspekte der augenblicklichen Pflegebedingungen, unter Einschluss des neuen PNG, wurden diskutiert. Statt der vorgesehenen 1 1/2 Stunden gab es breite Informationen über eine Gesamtzeit von 3 Stunden. Es scheint so, als müsste eine solche Veranstaltung im nächsten VHS-Semester wiederholt werden.

Werner Schell

PS.:
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk - http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de - ist im Zusammenhang mit den im Saarland aufgetretenen Pflegemängeln vom Ausschuss für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie des Saarländischen Landtages um Stellungnahme gebeten worden. Da eine Anreise zur Anhörung am 05.09.2012 ins Saarland aus terminlichen Gründen nicht möglich war, wurde schriftlich Stellung genommen (mit einem Printexemplar der angesprochenen Stellungnahme vom 21.08.2011). Der Brieftext ist, weil er nochmals in aller Deutlichkeit auf die unzureichenden Pflege-Rahmenbedingungen aufmerksam macht, im Forum Werner Schell unter folgender Adresse nachlesbar: viewtopic.php?p=68385#68385

Alltag und Missstände in der deutschen Pflege

Verfasst: 04.10.2012, 06:23
von WernerSchell
Buchtipp!

Dowideit, Anette:
Endstation Altenheim
Alltag und Missstände in der deutschen Pflege
ISBN 978-3-86881-344-9
288 Seiten, 19,99 Euro

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Es gibt kaum eine drängendere Frage als die, wie wir in Zukunft in einer vergreisten Republik leben sollen und unseren Alten – also uns! – ein lebenswürdiges Leben finanzieren können. Kaum ein Thema wird so gerne verdrängt. Dabei sind die Missstände offenkundig: Schon heute krankt die Pflege an allen Ecken und Enden, ob im Heim oder zu Hause. Pflege ist teuer und ineffektiv. Die Fehler im System sorgen für unhaltbare Zustände, Skandale sind an der Tagesordnung. Es ist höchste Zeit, sich der unbequemen Wahrheit zu stellen. Doch stattdessen wird das Problem von einer Legislaturperiode zur nächsten vertagt, Lösungsansätze gehen meist im Kompetenzgerangel der Ministerien und Parteien unter. Anette Dowideit deckt die Missstände auf. Sie hat am eigenen Leib erfahren, was Patienten faktisch ertragen müssen. Und sie fordert eine praktische und politische Orientierung. Was wird die geplante Pflegereform bringen? Welche Rolle spielt das Thema im Bundestagswahlkampf? Was bringt eine private Zusatzversicherung? Und sind Pflegekräfte aus Polen und China wirklich die Lösung?
Ihr Buch ist ein eindringliches Plädoyer dafür, sich dem Problem persönlich, privat und politisch endlich zu stellen. Wir brauchen zukunftsfähige Bedingungen – und die Einsicht, dass es eine gute Pflege im Alter nicht zum Nulltarif geben wird.

Weitere Informationen:
http://www.m-vg.de/redline/shop/article ... altenheim/

Mehr Wertschätzung und Anerkennung für Pflegekräfte

Verfasst: 21.10.2012, 07:18
von Kimmi
An alle!

Unter "Pflegekräfte dringend gesucht - Pflegenotstand auflösen"
viewtopic.php?t=17957
gab es u.a. die folgende Texteinstellung:

Pflegenotstand: Mehr Wertschätzung und Anerkennung für Pflegekräfte ist überfällig
Die Neuss-Grevenbroicher Zeitung (NGZ) berichtete am 17.10.2012 über einige Aspekte der Pflegesituation in Neuss.
Dazu hat Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk eine kritische Zuschrift gefertigt und der Redaktion der NGZ übermittelt.
Alles nachlesbar im Forum unter folgender Adresse:
viewtopic.php?p=69256#69256
Das Statement von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk kann gerne in andere Medien übernommen werden.
Eine Verbreitung der Texte ist ausdrücklich erwünscht.
Werner Schell – http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

Dazu habe ich mich mit dem angefügten Text zu Wort gemeldet. Ich halte die Ausführungen für mehr als hilfreich. Ich musste einfach Danke sagen!
WernerSchell hat geschrieben: Pflegenotstand: Mehr Wertschätzung und Anerkennung für Pflegekräfte ist überfällig ....
Guten Morgen Herr Schell,
ich bedanke mich an dieser Stelle einmal ganz herzlich für Ihr andauerndes Engagement für die Pflege bzw. Pflegekräfte. Es gibt leider viele Zeitgenossen, die allzu gerne die Fehlentwicklungen in der Pflege bei den Pflegekräften abladen und diese zu Sündenböcken erklären. Darunter sind auch einige selbsternannte Pflegekritiker (sie lassen sich auch gerne Pflegeexperten nennen), denen nichts anderes einfällt, als die Pflegekräfte als Hauptverantwortliche für die Pflegemissstände hinzustellen. Sie sollen couragiert sein, Dienstleistungen verweigern, die Öffentlichkeit informieren .... usw. Dabei wird doch klar verkannt, dass die Träger mit ihren Führungskräften vorrangig Verantwortung tragen. Natürlich sind die Mängel im Wesentlichen in den miserablen gesetzlichen Vorgaben begründet. - Aber das haben Sie ja alles schon näher ausgeführt.
Nochmals Dank dafür, dass Sie die Wertschätzung und Anerkennung, nicht nur per Sprechblasen, sondern auch durch Handeln einfordern.
Liebe Grüße
Kimmi

Re: Alltag und Missstände in der deutschen Pflege

Verfasst: 10.01.2013, 14:49
von BorisM
WernerSchell hat geschrieben: Es gibt kaum eine drängendere Frage als die, wie wir in Zukunft in einer vergreisten Republik leben sollen und unseren Alten – also uns! – ein lebenswürdiges Leben finanzieren können. Kaum ein Thema wird so gerne verdrängt. Dabei sind die Missstände offenkundig: Schon heute krankt die Pflege an allen Ecken und Enden, ob im Heim oder zu Hause. Pflege ist teuer und ineffektiv. Die Fehler im System sorgen für unhaltbare Zustände, Skandale sind an der Tagesordnung. Es ist höchste Zeit, sich der unbequemen Wahrheit zu stellen. Doch stattdessen wird das Problem von einer Legislaturperiode zur nächsten vertagt, Lösungsansätze gehen meist im Kompetenzgerangel der Ministerien und Parteien unter. Anette Dowideit deckt die Missstände auf. Sie hat am eigenen Leib erfahren, was Patienten faktisch ertragen müssen. Und sie fordert eine praktische und politische Orientierung. Was wird die geplante Pflegereform bringen? Welche Rolle spielt das Thema im Bundestagswahlkampf? Was bringt eine private Zusatzversicherung? Und sind Pflegekräfte aus Polen und China wirklich die Lösung?
Ihr Buch ist ein eindringliches Plädoyer dafür, sich dem Problem persönlich, privat und politisch endlich zu stellen. Wir brauchen zukunftsfähige Bedingungen – und die Einsicht, dass es eine gute Pflege im Alter nicht zum Nulltarif geben wird.

Weitere Informationen:
http://www.m-vg.de/redline/shop/article ... altenheim/
Das Buch habe ich mir vor einigen Wochen bestellt und kann nur sagen, dass es die momentane Pflegesituation optimal beschreibt. Leider befürchte ich, dass sich daran nicht viel ändern wird und jeder selbst im Alter schauen muss, wie er an eine gute Pflege rankommt. Interessant aber, dass in der Hinsicht nicht so viel getan wird, obwohl jeder mal auf Pflege angewiesen sein wird (im Normalfall).

Alltag und Missstände in der deutschen Pflege

Verfasst: 10.01.2013, 19:53
von PflegeCologne
BorisM hat geschrieben: .... Interessant aber, dass in der Hinsicht nicht so viel getan wird, obwohl jeder mal auf Pflege angewiesen sein wird (im Normalfall).
Ja, die politisch Verantwortlichen kümmern sich zu wenig um vernünftige Reformen im Pflegesystem. Das können sie sich wohl auch "leisten", weil sich die BürgerInnen meist nicht für das Pflegesystem interessieren. Sie lesen zwar gerne Skandalberichte, haben ihren Spaß an kritischen Talkshows, aber ein breites Interesse an Verbesserungen oder gar ein Engagement ist nicht festzustellen.
Ich bin daher sehr froh darüber, dass z.B. Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk sehr aktiv und nachhaltige für bessere Strukturen kämpft. Aktuell gibt es ja wieder einige Aktivitäten, die mehr als lohnenswert sind:
Pflegenotstand - Personalbemessungssystem muss her
viewtopic.php?t=18285
Quartierskonzepte im Rhein-Kreis Neuss ... Vorschläge
viewtopic.php?t=18314
Es wäre zu wünschen, dass Buchveröffentlichungen, die die Pflege kritisch beschreiben, auch solche Aktivitäten benennen und damit fördern würden.

Pflege Cologne

Pflege-Rahmenbedingungen verbesssern

Verfasst: 11.01.2013, 08:12
von Sabrina Merck
Guten Morgen,
die Mängel der Pflege-Rahmenbedingungen müssen deutlich formuliert und den politisch Verantwortlichen immer wieder vorgetragen werden. Gerade in diesem Jahr, mit einigen Wahlen, erscheint mir ein Druck auf diejenigen, die später zu entscheiden haben, wichtig und notwendig.
Pflegemängel wird es solange geben, wie das derzeitige System unverändert fortbesteht. Was zu ändern ist, wurde hier wiederholt ausgeführt: Pflegebedürftigkeitsbegriff umfassend reformen, Stellenschlüssel für die Pflegeeinrichtungen verbessern, Finanzierung zukunftssicher und solidarisch gestalten .... usw.
Weniger Skandalberichte und dafür mehr Druck in Richtung Veränderungen, sachlich aber in aller Deutlichkeit.
Lb Grüße Sabrina Merck

Pflege-Rahmenbedingungen verbesssern

Verfasst: 12.01.2013, 08:08
von PflegeCologne
Sabrina Merck hat geschrieben: ... die Mängel der Pflege-Rahmenbedingungen müssen deutlich formuliert und den politisch Verantwortlichen immer wieder vorgetragen werden. Gerade in diesem Jahr, mit einigen Wahlen, erscheint mir ein Druck auf diejenigen, die später zu entscheiden haben, wichtig und notwendig.
Pflegemängel wird es solange geben, wie das derzeitige System unverändert fortbesteht. Was zu ändern ist, wurde hier wiederholt ausgeführt: Pflegebedürftigkeitsbegriff umfassend reformen, Stellenschlüssel für die Pflegeeinrichtungen verbessern, Finanzierung zukunftssicher und solidarisch gestalten .... usw.
Weniger Skandalberichte und dafür mehr Druck in Richtung Veränderungen, sachlich aber in aller Deutlichkeit. ...
Hallo und guten Morgen Sabrina,
ich stimme Dir voll zu. Der "Pflege-Rahmen" muss sich verändern. Nur so kommen wir weiter. Skandalberichte und -bücher helfen allein nicht.
Viele Grüße Pflege Cologne