Weltschlaganfalltag am 29.10.2020: Je schwerer der Schlaganfall, desto erfolgsversprechender die Thrombektomie

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Weltschlaganfalltag am 29.10.2020: Je schwerer der Schlaganfall, desto erfolgsversprechender die Thrombektomie

Beitrag von WernerSchell » 28.10.2020, 07:05

Je schwerer der Schlaganfall, desto erfolgsversprechender die Thrombektomie


26. Oktober 2020 – Am 29. Oktober ist Weltschlaganfalltag. Die meisten Schlaganfälle entstehen durch ein Blutgerinnsel, das plötzlich eine Arterie verstopft, die das Gehirn mit Blut versorgt. Um bleibende Schäden zu verhindern, besteht die Therapie in der schnellstmöglichen Auflösung oder Entfernung des Thrombus – entweder durch eine medikamentöse Therapie (Lysebehandlung) oder durch einen Gefäßkatheter- bzw. endovasalen Eingriff. Eine große Metaanalyse bestätigte nun die Vorteile des Kathetereingriffs bei schwereren und mittelschweren Schlaganfällen. Für die Versorgungsstruktur bedeutet das, dass diese Therapieoption allen Patienten zugänglich gemacht werden muss, auch Patienten aus ländlichen Regionen.

Die häufigste Ursache eines Schlaganfalls ist ein plötzlicher Durchblutungsstopp bzw. eine Minderdurchblutung, weil eine Gehirnarterie durch ein Blutgerinnsel (Thrombus) verstopft wird. Es kommt zum Sauerstoffmangel im Hirngewebe und je nach betroffener Hirnregion zur entsprechenden Schlaganfallsymptomatik. Schon nach 4,5 Stunden entstehen bleibende Schäden, daher muss der Blutfluss so schnell wie möglich wiederhergestellt werden. Dies geschieht entweder durch eine medikamentöse Thrombusauflösung (intravenöse Thrombolyse/kurz: Lysebehandlung) oder in spezialisierten Zentren durch einen Gefäßkatheter- bzw. endovasalen Eingriff (interventionelle Thrombektomie).

Die endovasale Therapie beim akuten ischämischen Schlaganfall ist mit einem Evidenzgrad 1 belegt. Aber hat die Therapie auch bei allen Patienten Vorteile, beispielsweise auch bei jenen mit nur leichter Symptomatik (NIHSS-Score <6) und bei jenen mit schwerer Symptomatik (ASPECT-Score <6)? Und wie sehen die Therapie-Ergebnisse aus, wenn die Behandlung nicht im „Studien-Setting“, sondern in klinischen „real life“-Alltag durchgeführt wird?

Diese Fragen beantwortete eine im September publizierte Metaanalyse, in der Studien von 2009 bis 2019 ausgewertet wurde, die beide Therapieprinzipien miteinander verglichen hatten. Insgesamt wurden 15 randomisierte-kontrollierte Studien (RCTs, Patientenzahl n=3.694) und 37 Observationsstudien (n=9.090) eingeschlossen. Die Beobachtungsstudien wurden basierend auf den Bildgebungsdaten der Patienten zum Zeitpunkt der stationären Aufnahme in drei Gruppen eingeteilt: (1) milde/leichte Schlaganfälle mit einem NIHSS-Score <6 (MS-Gruppe); (2) schwere Schlaganfälle mit einem ASPECT-Score <6 oder einer Infarkt-Kernzone ≥50 ml (SS-Gruppe); (3) alle anderen mittelschweren Schlaganfälle (NS-Gruppe). Anhand der modifizierten Rankin-Skala (mRS: Ausmaß der Behinderung: Score 0-6, wobei 0=keine Symptome und 6=Tod) wurde das Outcome gemessen, außerdem die 90-Tages-Mortalität und die Rate symptomatischer Hirnblutungen in den ersten 24 Stunden nach Behandlung.

Im Ergebnis war die Thrombektomie in den randomisierten Studien der Lysebehandlung überlegen (p <0,001 für einen geringeren Behinderungsscore; p=0,033 für Mortalität). Doch in den „real life“-Settings der Observationsstudien profitierten nicht alle Patienten gleichermaßen von dem Eingriff. Dort war die Thrombektomie bei Patienten mit mittelgradigen Schlaganfällen mit einem geringeren Behinderungsausmaß (besseren mRS-Werten; häufiger Score 0-2) und einer niedrigeren Mortalität assoziiert. Allerdings gab es bei diesen Patienten nach dem Eingriff mehr Hirnblutungen. Bei Patienten mit schweren Hirninfarkten war das invasive Verfahren mit weniger Behinderungen und niedrigerer Mortalität assoziiert, hinsichtlich der Hirnblutungen gab es keinen Unterschied – diese Patienten profitierten also besonders von der Behandlung. Patienten mit leichten Schlaganfällen hatten hingegen keine Vorteile im Hinblick auf das Ausmaß der Behinderung durch die Thrombektomie, darüber hinaus ging der Eingriff in dieser Gruppe mit einer höheren Mortalität und Hirnblutungs-Rate einher.

Die Autoren der Studie leiten aus den Ergebnissen ab, dass der Einsatz der endovasalen Thrombektomie bei Patienten mit schweren und mittelschweren Schlaganfällen als Verfahren der ersten Wahl zu werten ist. Anders als die aktuellen Leitlinien unterstützen die Daten der Metaanalyse aber nicht den Einsatz des Verfahrens bei Patienten mit leichten Schlaganfällen (MSG; NIHSS-Score <6). „Wichtig ist also eine kluge Patientenstratifizierung, in die neben der Schwere des Insults auch andere Faktoren eingehen sollten, beispielsweise das mögliche Narkoserisiko bei älteren Menschen“, erklärt Prof. Hans-Christoph Diener, Pressesprecher der DGN.

„Die Studie zeigt aber auch die Notwendigkeit, die Versorgungsstrukturen zu verbessern und Netzwerke zu bilden, mit dem Ziel auch Menschen in ländlichen Regionen den Zugang zur mechanischen Thrombektomie in einem erfahrenen Zentrum zu ermöglichen. Bei schweren Schlaganfällen müssen Betroffene auf dem Land die gleiche Chance auf eine vollständige Genesung haben wie Patienten in Ballungsgebieten“, so Prof. Dr. Peter Berlit, Generalsekretär der DGN. „Während wir für die Lysebehandlung nur ein Behandlungsfenster von 4,5 Stunden haben, profitieren schwerer Betroffene auch noch später von einer Thrombektomie. Unverändert gilt bei Schlaganfällen aber die Regel: ‘Time is brain‘.“

[1] Zhao Z, Zhang J, Jiang X et al. Is Endovascular Treatment Still Good for Ischemic Stroke in Real World?: A Meta-Analysis of Randomized Control Trial and Observational Study in the Last Decade. Stroke 2020 Sep 14 Online ahead of print. DOI: 10.1161/STROKEAHA.120.029742

Videohinweis
Die Therapieoptionen beim ischämischen Schlaganfall erklärt Prof. Dr. Veltkamp, Alfried Krupp Krankenhaus Essen, in diesem Videointerview: https://www.youtube.com/watch?v=v3KBs2jPwoU

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Quelle: Pressemitteilung vom 26.10.2020
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Weltschlaganfalltag: „Wir haben in Deutschland die Schlaganfallsterblichkeit in den letzten 15 Jahren halbiert“

Beitrag von WernerSchell » 28.10.2020, 07:21

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Weltschlaganfalltag: „Wir haben in Deutschland die Schlaganfallsterblichkeit in den letzten 15 Jahren halbiert“

Übermorgen ist Weltschlaganfalltag – und auch auf dem 93. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, der nächste Woche als Online-Kongress durchgeführt wird, ist die Schlaganfalltherapie eines der Kernthemen. Zwar konnte die Schlaganfallsterblichkeit in Deutschland in den vergangenen 15 Jahren halbiert werden, doch man sei noch nicht am Ziel: DGN-Kongresspräsident Prof. Dr. Matthias Endres, Charité – Universitätsmedizin Berlin, diskutiert Strategien, um die Schlaganfallmortalität weiter zu senken. Möglich sei das, indem mehr Patienten schneller einer Therapie zugeführt werden, nach Möglichkeit sogar innerhalb der sogenannten ‚goldenen Stunde‘.

Eine Viertelmillion Menschen erleiden jährlich in Deutschland einen Schlaganfall. Unbehandelt würde ein Drittel dieser Menschen versterben, ein Drittel schwere Behinderungen zurückbehalten und nur ein Drittel hätte das Glück, die Erkrankung weitgehend unbeschadet zu überstehen. „Wir können diese ‚Drittel-Regel‘ durch die Akuttherapie durchbrechen. Wir haben es geschafft, durch die moderne Schlaganfalltherapie in Deutschland die Sterblichkeit und den Anteil der Patientinnen und Patienten, die z.T. schwere Behinderungen davontragen, maßgeblich zu senken: wir konnten die Sterberate in den letzten 15 Jahren sogar halbieren!“, erklärt DGN-Kongresspräsident Prof. Dr. Matthias Endres, Charité – Universitätsmedizin Berlin. Das ist ein beachtlicher Erfolg, aber letztlich nur ein Zwischenerfolg. „Wir müssen nun weiter daran arbeiten, die Zahl der Schlaganfallopfer und der betroffenen Patientinnen und Patienten, die Behinderungen davontragen, weiter zu reduzieren.“

Den Grund für den bisherigen Erfolg sieht der Experte in einer verbesserten Versorgungsstruktur, insbesondere durch die flächendeckende Schaffung von ‚Stroke Units‘, und in den neuen Behandlungsoptionen. Es gebe nun die Möglichkeit, auch Patienten zu behandeln, die erst nach Ablauf des Zeitfensters von 4,5 Stunden für die Thrombolyse („Lyse“), also der herkömmlichen Therapie mit einem Thrombus-auflösenden Medikament, in das Krankenhaus kommen. Die WAKE-UP-Studie [1], die von der Neurologischen Universitätsklinik Hamburg geleitet wurde, hatte gezeigt, dass es möglich ist, mittels moderner Bildgebung Patienten zu erkennen, die auch nach den 4,5-Stunden noch von einer Lyse profitieren. Darüber hinaus kann bei Verschlüssen großer Hirnarterien das Gerinnsel in spezialisierten Zentren auch durch einen Kathetereingriff entfernt werden. Diese sogenannte interventionelle Thrombektomie hilft besonders bei schweren Schlaganfällen, und ist in Einzelfällen auch noch viele Stunden nach Einsetzen der ersten Symptome möglich.

„Allerdings gilt aber immer noch die wissenschaftliche Erkenntnis ‚Time is Brain‘, die Zeit spielt die wesentliche Rolle bei der Behandlung von Schlaganfällen und ist entscheidend für den Therapieerfolg“, erklärt der Direktor der Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie der Charité und verweist auf die hohe Bedeutung einer flächendeckenden Versorgung. „Um Patienten optimal und schnell einer Behandlung zuführen zu können, muss eine Klinik 24/7 ein Schlaganfallteam und die entsprechende Technik vorhalten, sprich: einen Neurologen/in und einen interventionellen Neuroradiologen/in, aber auch die MRT- und CT-Perfusionsbildgebung sowie eine Intensivstation – und es ist klar, dass dies nicht jedes Krankenhaus leisten kann. Was uns Neurologen derzeit beschäftigt, ist, wie wir diese spezialisierte Schlaganfalltherapie in die breite Versorgung bekommen. An dieser Herausforderung arbeiten die Deutsche Gesellschaft für Neurologie und die Deutsche Schlaganfallgesellschaft gemeinsam.“

Wie wichtig der Faktor Zeit ist, illustriert ein Berliner Pilotprojekt: Derzeit sind in der Hauptstadt drei sogenannte STroke Einsatz-MObile (STEMO) im Einsatz, speziell konzipierte Rettungswagen, die mit einem Computertomographen und einem Minilabor ausgerüstet sind. Eine erste Auswertung hat gezeigt, dass dadurch die Rate der Patienten, die noch eine Lyse innerhalb des 4,5-Stunden-Zeitfensters erhalten können, um bis zu 40% gesteigert werden konnte – und das ist nicht alles: „Wir bringen dadurch auch eine ganze Reihe an Patientinnen und Patienten in die sogenannte ‚goldene Stunde‘, wir schaffen es also, sie innerhalb einer Stunde nach dem Einsetzen der Symptome einer Therapie zuzuführen. Diese Patienten haben dann eine hohe Chance, den Schlaganfall völlig unbeschadet zu überstehen.“ Das Erreichen der ‚goldenen Stunde‘ sei im Normalfall kaum möglich, auch wenn der Betroffene schnell nach Einsetzen der Symptome die 112 wähle. Bis der Notfallwagen die Klinik erreicht, sind im Regelfall mindestens 20-30 Minuten vergangen, dann erst kann die umfassende Untersuchung des Patienten mit Bildgebung beginnen, die im STEMO während der Fahrt erfolgt. Der Patient kommt dann mit abgeschlossener Diagnostik in das Krankenhaus und die Thrombolyse kann bereits im Wagen begonnen werden.

Wie Prof. Endres berichtet, wurde aktuell eine große Studie abgeschlossen, die in Berlin den STEMO-Einsatz gegenüber dem Regeleinsatz im Hinblick auf das Behandlungsergebnis verglich. Im Rahmen der Studie wurde das Outcome der Betroffenen nach drei Monaten mit der modifizierten Rankin-Skala erhoben (0 Punkte =keine Beschwerden, 6 Punkte = Tod; als gutes Outcome nach Schlaganfall gelten 0 und 1). Erste Ergebnisse wurden auf der Internationalen Schlaganfallkonferenz (ISC) in den USA vorgestellt und Prof. Endres erklärt, dass die Rate an Behinderungen und Tod bei den Patienten, für die ein STEMO zur Verfügung stand, deutlich geringer war. „Angesichts der Tatsache, dass die Versorgungsstruktur in Berlin extrem hoch ist, der Weg in ein Krankenhaus nicht weit, aber trotzdem mit dem Einsatz von STEMO bessere Behandlungsergebnisse erzielt wurden, zeigt, dass jede Minute zählt“, so der Experte. „Wir hoffen, wir können mit unseren Daten die Kostenträger überzeugen, solche Mobile auch in anderen Versorgungsregionen vorzuhalten.“

Hinweise
(1) Beim DGN-Kongress wird Prof. Lee Schwamm von der Harvard Medical School, Pionier der Teleneurologie, auf dem Präsidentensymposium zu innovativen, telemedizinisch unterstützten Versorgungskonzepten sprechen, darüber hinaus gibt es zahlreiche Vorträge zum Thema Schlaganfalltherapie. Zum Kongress-Programm: https://www.dgnkongress.org

(2) Prof. Matthias Endres im Gespräch. Video zum Weltschlaganfalltag: https://www.youtube.com/watch?v=f10PJCv ... klElj4q4oE...

Literatur
[1] Thomalla G, Simonsen CZ, Boutitie F, et al. MRI-guided thrombolysis for stroke with unknown time of onset. N Engl J Med 2018; 379: 611-622

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Präsidentin: Prof. Dr. med. Christine Klein
Stellvertretender Präsident: Prof. Dr. med. Christian Gerloff
Past-Präsident: Prof. Dr. Gereon R. Fink
Generalsekretär: Prof. Dr. Peter Berlit
Geschäftsführer: Dr. rer. nat. Thomas Thiekötter
Geschäftsstelle: Reinhardtstr. 27 C, 10117 Berlin, Tel.: +49 (0)30 531437930, E-Mail: info@dgn.org

Weitere Informationen: > https://www.youtube.com/watch?v=f10PJCv ... 4oEmMr3kay

Quelle: Pressemitteilung vom 27.10.2020
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Symptome eines Schlaganfalls ernst nehmen

Beitrag von WernerSchell » 09.11.2020, 08:32

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Symptome eines Schlaganfalls ernst nehmen

Plötzlich stockt die Sprache, die Silben sind abgehackt und die Worte lallend, das Seefeld ist eingetrübt und der Mundwinkel hängt nach unten – diese Symptome eines Schlaganfalls sollten Betroffene nicht ignorieren. Sie sind erste Anzeichen für eine schwere Erkrankung, die unbehandelt zu noch schlimmeren gesundheitlichen Folgen führt. Anlässlich des Weltschlaganfalltags am Donners-tag, 29. Oktober, machen Mediziner am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden darauf aufmerksam und warnen davor, die Symptome zu ignorieren.

„Auch nach einer transitorischen, also kurzfristigen Durchblutungsstörung ist es notwendig, lebenslang Medikamente zunehmen, um einen Schlaganfall zu verhindern“, sagt Prof. Volker Pütz, Facharzt für Neurologie und Leiter der Stroke-Unit. Nur durch geeignete Therapien sowie eine regelmäßige Nachsorge sind Betroffene optimal versorgt und können den Weg zurück in den Alltag schaffen. Das beweist das Nachsorgeprogramm SOS-Care – Hilfe nach Schlaganfall des Uniklinikums und der AOK Plus: Die Patienten haben eine höhere Lebenserwartung als deutschlandweite Registerdaten prognostizieren.

In Deutschland kommt es jedes Jahr zu knapp 200.000 neuen Schlaganfällen und circa 66.000 wiederholten Schlaganfällen. Damit ist das Krankheitsbild nach Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Registerdaten zeigen, dass jeder zweite Schlaganfallpatient in den ersten fünf Jahren nach dem Ereignis verstirbt (Ärzteblatt 9/2020). Gegen diese Prognose kann ein umfangreiches und dichtes Nachsorgeprogramm helfen. Des-halb wurde bereits 2011 am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden das Versorgungsmanagementprogramm „SOS-Care“ etabliert. Die innovative Form der Schlaganfallnachsorge – entwickelt von der Klinik für Neurologie und seit 2016 von der AOK PLUS finanziert – bildet die Grundlage dafür, dass Patienten nach der Entlassung begleitet und motiviert werden.

Dafür nehmen Case Manager, sogenannte „Schlaganfall-Lotsen“ Kontakt mit den Patienten auf, sie koordinieren die weitere medizinische Versorgung im ambulanten Bereich und motivieren die Patienten zu einem gesundheitsbewussten Lebensstil, Medikamententreue und zur Reduzierung der individuellen Risikofaktoren. „Ziel ist es, einen erneuten Schlaganfall und deren Folgen zu vermeiden“, sagt PD Dr. Jessica Barlinn, Projektleiterin und Fachärztin für Neurologie. Die Erfolge geben der Medizinerin und dem Team der Case Manager recht: Eine nichtrepräsentative Datenerhebung zeigt, dass von 164 zwischen 2012 und 2016 im Projekt betreuten Patienten heute noch 75 Prozent am Leben sind. Bei nur fünf Prozent der Verstorbenen hat ein weiterer Schlaganfall zum Tod geführt, bei allen anderen gab es eine andere Todesursache. „Diese Zahlen zeigen, wie wichtig eine gezielte Nachsorge ist und dass es sich lohnt, wenn man nach einem Schlaganfall seine Gewohnheiten ändert und gesundheitsbewusster lebt. Aufklärung über Risikofaktoren, Unterstützungsmöglichkeiten und Medikamententreue sind dabei zentrale Inhalte unserer Arbeit.“, sagt Case Manager und Schlaganfall-Lotse Uwe Helbig.

Genauso wichtig ist es aber auch, einen Schlaganfall rechtzeitig zu erkennen und den Rettungsdienst zu alarmieren. Hier zählen Sekunden, wenn es darum geht, welche Spätfolgen ein geplatztes oder verstopftes Gefäß im Gehirn anrichten kann. Wie bei anderen Krankheitsbildern auch beobachten die Mediziner am Uniklinikum mit Sorge, dass Corona und die Angst vor Infektion die Menschen weniger oft in die Klinik kommen lässt. Besonders bei einer TIA – einer transitorisch ischämischen Attacke – wird das gefährlich. Diese Durchblutungsstörung des Gehirns, welche neurologische Ausfallserscheinungen hervorruft, bildet sich meist inner-halb von einer Stunde vollständig zurück. Sie ist aber ein Vorbote, ein Warnsignal, bevor es zum Schlaganfall mit bleibenden Beschwerden kommen kann. Auch in diesem Fall müssen Medikamente verordnet werden, die der Patient lebenslang einnimmt. „Leider scheuen derzeit Patienten den Gang zum Arzt, weil sie meinen, es ist schon alles in Ordnung, wenn die ersten Symptome verschwunden sind,“ sagt Prof. Pütz.

„Die Ergebnisse aus unserem Nachsorgeprogramm SOS-Care sind ein guter Beleg dafür, wie eine umfassende, moderne Patientenversorgung funktioniert und welche Vorteile diese bietet“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand am Uniklinikum. „Wir begleiten die Patienten auch nach der Entlassung und motivieren sie, ihr Leben im Sinne der Gesundheit umzustellen. Dank des Engagements ist es gelungen, Maßstäbe in der Versorgung von Schlaganfällen zu setzen und die damit erzielten positiven Effekte zeitnah wissenschaftlich zu belegen.“ Dieser Erfolg wird auch in der neuen Focus Klinikliste gewürdigt. „Erneut konnte sich das Universitätsklinikum Dresden beim Krankheitsbild Schlaganfall in der Spitzen-gruppe positionieren und ist mit dieser Auszeichnung eine von wenigen Kliniken deutschlandweit, die diesen Patienten eine Versorgung auf Spitzenniveau bietet“, sagt Prof. Heinz Reichmann, Dekan der Medizinischen Fakultät an der TU Dresden sowie Direktor der Klinik für Neurologie am Uniklinikum. „Das macht uns stolz und motiviert zugleich, unseren Weg aus moderner Diagnostik, Therapie und Nachsorge fortzusetzen.“

Uniklinik bietet umfassende und lückenlose Versorgungskette
Dazu gehört auch die Stroke Unit: Die „Schlaganfallstation“ im Uniklinikum ist Ende 2019 erneut von der Deutschen Schlaganfall Gesellschaft (DSG) als überregionale Stroke-Unit zertifiziert worden. Die Begutachtung bestätigt, dass die spezialisierte Versorgung von Schlaganfallpatienten an der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Dresden den aktuellsten Empfehlungen entspricht und eine Behandlung auf dem allerhöchsten Stand ermöglicht. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr über 1.200 Patienten mit Durchblutungsstörungen des Gehirns an der Universitätsklinik Dresden behandelt. „Unser Ziel ist eine umfassende und lücken-lose Versorgungskette von der Notaufnahme über die Akutbehandlung auf unserer Stroke Unit und Intensivstation bis zur Verlegung in die stationäre Rehabilitation zu schaffen“, sagt Prof. Pütz. Nun wurde neben der akuten Schlaganfallstation erstmals die „Comprehensive Stroke Unit“ zertifiziert. Hierbei werden spezialisierte Behandlungsplätze für Patienten vorgehalten, die aus der akuten Phase ihrer Behandlung austreten und in die rehabilitative Nachsorge übergehen. Somit konnte ein weiterer Baustein in der Behandlungskette geschlossen werden.

Versorgung auch im ländlichen Raum
Als weitere Besonderheit kann an der Universitätsklinik die umfassende Versorgung der Patienten nicht nur im Stadtbereich Dresden, sondern im gesamten ost-sächsischen und südbrandenburgischen Raum mit über 2,4 Millionen Menschen gelten: Über ein telemedizinisches Netzwerk, das Schlaganfall Ost-Sachsen Netz-werk (SOS-TeleNET), bei dem die radiologischen Bilder per Datenleitung übertragen und die Neurologen der Universitätsklinik per Kamera zugeschaltet werden, erhalten Ärzte 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr eine kompetente Beratung bei der Behandlung von Schlaganfallpatienten. Hierbei wird auch entschieden, ob ein Patient zur weiteren Behandlung in die Universitätsklinik verlegt wer-den muss, um hier spezifische Therapien zu erhalten. „Anlässlich des Weltschlaganfalltags plädieren wir für Vorsicht und Sensibilität, wenn es um Symptome geht, die für einen Schlaganfall sprechen“, ergänzt Prof. Pütz. „Betroffene dürfen die Rettungsstellen nicht meiden.“

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Kontakt für Journalisten
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Pressesprecher
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Tel +49 351 458-4162
Mobil +49 162 2550899
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Mail pressestelle@uniklinikum-dresden.de

Quelle: Pressemitteilung vom 28.10.2020
Annechristin Bonß Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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Zweite Corona-Welle: Ein Schlaganfall ist auch in Krisenzeiten ein medizinischer Notfall

Beitrag von WernerSchell » 21.01.2021, 16:03

Pressemitteilung der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG)

Zweite Corona-Welle: Ein Schlaganfall ist auch in Krisenzeiten ein medizinischer Notfall
DSG-Experten appellieren: Bei Schlaganfallsymptomen sollten sich Patienten umgehend in ärztliche Behandlung begeben


Berlin – Während des ersten Corona-Lockdowns im Frühjahr 2020 haben Patienten mit Schlaganfallsymptomen viel seltener ärztliche Hilfe in Anspruch genommen als in normalen Zeiten, das belegen aktuelle Zahlen. Da jedoch auch ein leichter Schlaganfall sofort behandelt werden muss, ist dies im Hinblick auf Langzeitschäden riskant und gefährlich. Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) betont deshalb, wie wichtig es ist, sich auch während der aktuellen Lockdown-Phase bei Anzeichen eines Schlaganfalls – auch wenn es sich nur um leichte Symptome handelt – umgehend medizinisch behandeln zu lassen.

Laut aktuellen Zahlen, die vor kurzem in der Zeitschrift „Stroke“ erschienen sind, ging die Zahl der Schlaganfallpatienten während der ersten Lockdown-Phase vor allem bei jenen mit leichten Symptomen zurück: Bei den leichten Hirninfarkten, den sogenannten transitorischen ischämischen Attacken (TIAs), waren es fast 23 Prozent weniger. Bei schwereren Schlaganfällen 17 Prozent. Diese Zahlen basieren auf Daten aus 1463 Krankenhäusern in Deutschland. Professor Dr. med. Helmuth Steinmetz, 1. Vorsitzender der DSG, warnt angesichts dieser Zahlen eindringlich: „Ein Schlaganfall ist immer – auch in Corona-Hochphasen und während eines Lockdowns – ein medizinischer Notfall, der einer sofortigen Behandlung bedarf.“

Doch bei welchen Symptomen sollte man sich in Behandlung begeben? An welchen Beschwerden zeigt sich ein Hirninfarkt? „Seh- oder Sprachstörungen, Lähmungen, Schwindel oder Kopfschmerzen können auf einen Schlaganfall hinweisen“, erläutert Professor Dr. med. Wolf-Rüdiger Schäbitz, Pressesprecher der DSG. Da bei einem Schlaganfall jede Minute bis zur Behandlung zählt, sollte jeder Laie den FAST-Test kennen (face, arms, speech, time), mit dem Symptome schnell erkannt werden können: Hängt beim Lächeln ein Mundwinkel herab? Können beide Arme gleichmäßig angehoben werden? Ist die Stimme verwaschen oder unklar? „Wer diese Anzeichen bei sich oder jemanden aus seinem unmittelbaren Umfeld feststellt, sollte über die 112 unverzüglich um medizinische Hilfe bitten“, so Schäbitz. „Time is brain – je schneller ein Schlaganfallpatient in einer Stroke-Unit behandelt wird, umso besser ist seine Prognose und umso seltener sind Langzeitschäden wie bleibende Behinderungen oder Pflegebedarf.“

Auch in anderen Ländern hatte die erste Corona-Welle im Frühjahr 2020 starke Auswirkungen auf die Schlaganfall-Medizin: In verschiedenen europäischen Staaten, den USA und Kanada dauerte es im Frühjahrs-Lockdown im Vergleich zu vor dem Lockdown im Durchschnitt eine Stunde länger, bis Schlaganfallpatienten eine effektive Therapie erhielten. In den USA wurden deutlich weniger bildgebende Verfahren zur Schlaganfalldiagnose durchgeführt.

Menschen, die früher einmal einen Hirninfarkt erlitten haben, sollten die momentane Corona-Welle besonders ernst nehmen, da sie zu den Risikogruppen gehören: „Wenn Menschen mit einer Behinderung wegen eines früheren Schlaganfalls an Corona erkranken, haben sie oft einen gravierenderen Krankheitsverlauf als vorher gesunde Menschen“, betont Schäbitz. Zudem können Schlaganfälle auch als Komplikationen von einer Infektion mit dem Coronavirus auftreten: „Wie bei vielen anderen Infektionen ist das Risiko eines Schlaganfalls während einer Infektion mit dem Coronavirus erhöht und besonders bei schwer erkrankten Patienten ist ein Schlaganfall nicht selten“, sagt Steinmetz. „Die Ursache dafür ist eine Aktivierung des Blutgerinnungssystems durch die Virusinfektion.“ Untersuchungen hätten gezeigt, dass das Risiko zu versterben für einen Patienten mit Schlaganfall und Corona deutlich höher ist als bei Schlaganfallpatienten ohne Corona.

Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG)
Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) wurde im Dezember 2001 gegründet. Ziel der Gesellschaft ist es, die Forschung und Weiterbildung im Bereich des Schlaganfalls zu koordinieren, zu qualifizieren und zu fördern. Gewünscht ist auch eine politische Einflussnahme, um der Erkrankung „Schlaganfall" eine angemessene Bedeutung zu geben. Mit ihren Aktivitäten spricht die DSG alle Ärzte und Leistungserbringer im Gesundheitswesen an, die in die Versorgung von Schlaganfall-Patienten eingebunden sind.

Quelle: Pressemitteilung vom 21.01.2021

Kontakt für Journalisten:
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Friederike Gehlenborg
Tel.: +49 (0)711 8931-295, Fax: +49 (0)711 8931-167
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Fachlicher Kontakt bei Rückfragen:
Professor Dr. med. Wolf-Rüdiger Schäbitz
Pressesprecher der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG)
Evangelisches Klinikum Bethel
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Schlaganfall

Beitrag von WernerSchell » 02.03.2021, 17:08

Zum Thema "Schlaganfall" wurden im Forum - Archiv (bis 2020) zahlreiche Beiträge eingestellt, u.a.: > viewtopic.php?f=6&t=18074&p=114912 / > viewtopic.php?f=6&t=23836&p=115763 Die Informationen zu diesem Thema werden - im Forum - Beiträge ab 2021 - fortgeführt! - Siehe > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... p?f=7&t=67
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