Menschen mit Demenz verstehen und gemeinsam begleiten

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Menschen mit Demenz verstehen und gemeinsam begleiten

Beitrag von WernerSchell » 05.12.2019, 16:42

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Menschen mit Demenz verstehen und gemeinsam begleiten

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Quelle und weitere Hinweise > viewtopic.php?f=6&t=23201&p=109263#p109263

Demenz ist eine der häufigsten Gesundheitsprobleme im Alter und eine der Hauptursachen für Pflegebedürftigkeit. Immer mehr Menschen sind davon betroffen. Tendenz steigend. Die pflegerische und medizinische Begleitung und Versorgung muss sich auf diese Herausforderung ausrichten. Den Menschen mit Demenz verstehen zu wollen, sollte dabei das Leitbild des Handelns sein. Zudem ist es notwendig, die sektorenübergreifende Vernetzung auszubauen und nicht-medikamentöse Verfahren breiter einzusetzen. Dies sind die Kernpunkte der Grundsatzstellungnahme Demenz, die heute von den Medizinischen Diensten vorgestellt wurde.

Derzeit leben etwa 1,7 Millionen Menschen mit Demenz in Deutschland. Bis zum Jahr 2030 könnten es 2 Millionen, bis 2050 knapp 3 Millionen Betroffene sein. Mit zunehmendem Lebensalter steigt das Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Diese Entwicklung korreliert mit der demographischen Entwicklung. Die meisten Demenzformen sind in ihrem Verlauf fortschreitend und nicht heilbar. Zwei Drittel der Betroffenen werden von ihren An- und Zugehörigen in ihrem häuslichen Umfeld versorgt; ein Drittel lebt in Pflegeheimen. Der Anteil der Heimbewohnerinnen und -bewohner mit Demenz steigt ebenfalls und liegt inzwischen bei rund 70 Prozent.

Vernetzung und Kooperation der beteiligten Professionen stärken

Diese Entwicklung stellt das Gesundheits- und Pflegesystem vor besondere Herausforderungen. Menschen mit Demenz benötigen parallel verschiedene Versorgungsangebote. „Das Thema Demenz muss daher sektorenübergreifend gedacht werden – von der Pflegeberatung über die Pflege, in der Haus- und Facharztpraxis ebenso wie in den Krankenhäusern. Wichtig ist die Vernetzung und Kooperation“, sagt Dr. Peter Pick, Geschäftsführer des MDS. Die medikamentöse Behandlung von Demenzerkrankungen ist ein wesentliches Element einer umfassenden Therapie. Dennoch gilt es, den Nutzen und die Risiken der Medikamentenversorgung, insbesondere bei längerfristigem Einsatz, in jedem Einzelfall sorgfältig abzuwägen und gerade bei psychischen Verhaltenssymptomen nicht-medikamentöse Verfahren als Alternative zu prüfen. „Aus Studien wissen wir, dass über die Hälfte aller Heimbewohnerinnen und -bewohner Psychopharmaka erhalten – oftmals ohne dass der Ursache für sogenanntes herausforderndes Verhalten nachgegangen wird. Dabei kommt es darauf an zu fragen: Wer ist der Mensch mit Demenz und was könnte ihm in der konkreten Situation helfen?“, erläutert Dr. Andrea Kimmel, Seniorberaterin Pflege beim MDS.

Beziehungsgestaltung als Kern der Pflege und die Entlastung der Angehörigen

Menschen mit Demenz sind aufgrund ihrer Verletzlichkeit und der Beeinflussbarkeit von Umwelteinflüssen besonders auf soziale Unterstützung angewiesen. Das tägliche Miteinander gewinnt mit der Schwere der Erkrankung an Bedeutung. Bei der Begleitung, Pflege und Therapie kommt es darauf an, sich auf die Lebensgeschichte des Betroffenen einzulassen. „Die Begegnung sollte auf Augenhöhe erfolgen. Auch dafür wollen wir mit unserer Grundsatzstellungnahme sensibilisieren. Es geht darum, eine Beziehung aufzubauen und jenseits aller Fachlichkeit eine mitfühlende Haltung gegenüber dem Menschen mit Demenz zu entwickeln“, erläutert Dr. Kimmel.

Menschen mit Demenz sind insgesamt stark auf andere Personen angewiesen. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Zu- und Angehörigen, die durch die Begleitung und Versorgung aber besonders belastet sind. Ärztinnen und Ärzte, Pflegeberatungen und Pflegedienste haben zu ihnen oft einen besonders intensiven Kontakt. „Dies sollte genutzt werden, um den Zu- und Angehörigen Mut zu machen und sie zu unterstützen, Entlastungsmöglichkeiten in Anspruch zu nehmen“, sagt Dr. Kimmel.

Potenziale nicht-medikamentöser Verfahren besser nutzen

In der Grundsatzstellungnahme wird eine Vielzahl an nicht-medikamentösen Verfahren vorgestellt. Dazu gehören das Training kognitiver Funktionen und von Alltagsaktivitäten, Verfahren zur Beziehungsgestaltung und zur körperlichen Aktivierung. Diese sollten insgesamt stärker in der Begleitung, Pflege und Therapie von Menschen mit Demenz verankert werden. „An vielen Stellen sollte den nicht-medikamentösen Verfahren eine Priorität gegenüber medikamentösen Verfahren eingeräumt werden. Dabei müssen wir uns im Klaren sein, dass nicht-medikamentöse Verfahren personal- und zeitintensiv sind, so dass hierdurch Fragen der Personalbemessung und -besetzung angesprochen sind“, sagt Dr. PeterPick.

Begutachtungszahlen bestätigen Anstieg demenzieller Erkrankungen

Der Anstieg der gerontopsychiatrischen und demenziellen Erkrankungen spiegelt sich auch in den Begutachtungszahlen der Medizinischen Dienste wider: 2018 haben die Gutachterinnen und Gutachter bei über einem Drittel der Versicherten (35,2 Prozent), die erstmal seinen Antrag auf einen Pflegegrad gestellt und erhalten haben, erhebliche Beeinträchtigungen ihrer kognitiven und kommunikativen Fähigkeiten festgestellt. Konkret traf das auf 320.000 Versicherte zu. Bei den Erstantragstellern, die ambulant versorgt wurden, betrug der Anteil der Menschen mit Demenz ein Drittel (33,2 Prozent). Bei den in der stationären Pflege befindlichen Pflegebedürftigen bzw. bei denjenigen, die in ein Pflegeheim umzogen, betrug der Anteil der Menschen mit Demenz fast zwei Drittel (62,3 Prozent). Das zeigt: Demenz und andere gerontopsychiatrische Krankheiten sind demnach die häufigsten Ursachen für den Umzug ins Pflegeheim.


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Hintergrund:

Das Thema Demenz ist für die Medizinischen Dienste kein neues Thema. Der MDS hat bereits 2008 dazu eine erste Grundsatzstellungnahme als Praxisleitfaden für die stationäre Pflege veröffentlicht. Die neu überarbeitete Grundsatzstellungnahme „Menschen mit Demenz – Begleitung, Pflege und Therapie“ fasst die aktuellen fachlichen Standards für die medizinische und pflegerische Versorgung von Menschen mit Demenz zusammen. Die Grundsatzstellungnahme kann auf www.mds-ev.de heruntergeladen und unter Richtlinien/ Publikationen bestellt werden. Mit der Neuauflage leistet die MDK-Gemeinschaft einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs in der Praxis. Der Praxisleitfaden soll Pflegekräfte und alle weiteren Akteuren im Versorgungsalltag beraten und unterstützen. Mit der Grundsatzstellungnahme nehmen die Medizinischen Dienste ihren Beratungsauftrag zur Weiterentwicklung der pflegerischen Versorgung wahr.

Weitere Informationen
- Pressemitteilung - PDF Dokument, 0.56 MB > https://www.mds-ev.de/uploads/media/dow ... enz_PM.pdf
- Statement von Dr. Peter Pick, Geschäftsführer MDS - PDF Dokument, 0.59 MB > https://www.mds-ev.de/uploads/media/dow ... t_Pick.pdf
- Statement von Dr. Andrea Kimmel, Team Pflege, MDS - PDF Dokument, 0.56 MB > https://www.mds-ev.de/uploads/media/dow ... Kimmel.pdf
- Grundsatzstellungnahme „Menschen mit Demenz – Begleitung, Pflege und Therapie“ - PDF Dokument, 4.36 MB > https://www.mds-ev.de/uploads/media/dow ... 019_BF.pdf
- Komplette Pressemappe - PDF Dokument, 5.68 MB > https://www.mds-ev.de/uploads/media/dow ... chuere.pdf

Quelle: Pressemitteilung vom 05.12.2019
Pressekontakt:
MDS, Pressestelle
Michaela Gehms
Tel.: 0201 8327-115
Mobil: 0172 3678007
m.gehms@mds-ev.de
https://www.mds-ev.de/presse/pressemitt ... 12-05.html


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Ärzte Zeitung vom 05.12.2019:
Demenz-Patienten
Wenn die Fußmattenfarbe Panik auslöst

Schon einfache Veränderungen im Alltag von Demenz-Patienten könnten helfen, ihnen die Einnahme eines Psychopharmakons zu ersparen, betont der Medizinische Dienst des Spitzenverbands der Kassen in seinem neuen Praxisleitfaden. > http://ods-mailing.springer-sbm.com/red ... 34A25FB4C8

Deutsche Ärzte Zeitung vom 05.12.2019:
Behandlung von Demenzkranken: „Eine mitfühlende Haltung entwickeln“
Essen – Der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS) hat dazu aufgerufen, Demenzkranken auf Augenhöhe zu begegnen. Das Leitbild des Handelns solle dabei sein, Menschen mit Demenz verstehen zu wollen. Das geht aus der... [mehr] > http://170770.eu1.cleverreach.com//c/31 ... 975-q21uwq
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Menschen mit Demenz verstehen und gemeinsam begleiten

Beitrag von WernerSchell » 05.12.2019, 16:55

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Mehr Verständnis für Menschen mit Demenz – die Deutsche Alzheimer Gesellschaft begrüßt die Grundsatzstellungnahme des MDS

Berlin, 5. Dezember 2019. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz (DAlzG) begrüßt die Grundsatzstellungnahme zu Demenz, die der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS) heute im Rahmen einer Pressekonferenz veröffentlicht hat. Für die zunehmende Zahl von Menschen mit Demenz ist es wichtig, dass die Gutachter der Medizinischen Dienste für die besonderen Bedürfnisse dieser Personengruppe sensibilisiert sind. Sie beurteilen einerseits den individuellen Pflegegrad, andererseits kontrollieren sie die Qualität von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen.
Mit dem Krankheitsbild Demenz vertraut machen
„Menschen mit Demenz machen mehr als ein Drittel aller Pflegebedürftigen in Deutschland aus. In den Pflegeeinrichtungen sind sogar zwei Drittel der Bewohner von einer Demenz betroffen“, erklärt Sabine Jansen, Geschäftsführerin der DAlzG. „Deshalb ist es ausgesprochen wichtig, dass die Mitarbeitenden der Medizinischen Dienste mit dem Krankheitsbild vertraut sind. Ihnen muss bewusst sein, dass auch Menschen mit Demenz ein Recht auf Selbstbestimmung haben und dass Verhaltensweisen, die von den Pflegenden als schwierig und herausfordernd erlebt werden, in den meisten Fällen durch nicht-medikamentöse Interventionen anstelle von Psychopharmaka beeinflusst werden können. Darüber hinaus betont der MDS in seiner Grundsatzstellungnahme die Stärkung und Unterstützung der, pflegenden Angehörigen. Auch dies begrüßen wir ausdrücklich.“
Aktuelle Erkenntnisse zu Begleitung, Pflege und Therapie von Menschen mit Demenz
Mit seiner Grundsatzstellungnahme „Menschen mit Demenz – Begleitung, Pflege und Therapie“ will der MDS der Praxis die aktuellen Erkenntnisse zum Thema in kompakter Form zur Verfügung stellen. Ein besonderer Schwerpunkt wird auf die Beziehungsgestaltung und die Wahrnehmung der Erkrankten als Individuen gelegt. Für die Lebensqualität von Menschen mit Demenz ist es ausschlaggebend, dass sie Wertschätzung erfahren, ihr Leben soweit irgend möglich selbstbestimmt gestalten und mit anderen Menschen in Beziehung treten können. Die DAlzG hofft darauf, dass die Empfehlungen des MDS in der ambulanten und stationären Versorgung von Menschen mit Demenz umgesetzt werden. „Zusätzlich wünschen wir uns, dass die Gutachterinnen und Gutachter Hinweise zu hilfreichen Anlaufstellen geben, wenn sie einen Unterstützungsbedarf erkennen – zum Beispiel zu unserem Alzheimer-Telefon“, so Sabine Jansen.
Der MDS stellt die Grundsatzstellungnahme auf seiner Homepage unter www.mds-ev.de -> Richtlinien/Publikationen zur Verfügung.

Hintergrund
In Deutschland leben heute etwa 1,7 Millionen Menschen mit Demenzerkrankungen. Ungefähr 60 Prozent davon haben eine Demenz vom Typ Alzheimer. Die Zahl der Demenzkranken wird bis 2050 auf 3 Millionen steigen, sofern kein Durchbruch in der Therapie gelingt.
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft engagiert sich für ein besseres Leben mit Demenz. Sie unterstützt und berät Menschen mit Demenz und ihre Familien. Sie informiert die Öffentlichkeit über die Erkrankung und ist ein unabhängiger Ansprechpartner für Medien, Fachverbände und Forschung. In ihren Veröffentlichungen und in der Beratung bündelt sie das Erfahrungswissen der Angehörigen und das Expertenwissen aus Forschung und Praxis. Als Bundesverband von mehr als 130 Alzheimer-Gesellschaften unterstützt sie die Selbsthilfe vor Ort. Gegenüber der Politik vertritt sie die Interessen der Betroffenen und ihrer Angehörigen.
Die DAlzG setzt sich ein für bessere Diagnose und Behandlung, mehr kompetente Beratung vor Ort, eine gute Betreuung und Pflege sowie eine demenzfreundliche Gesellschaft.

Quelle: Pressemitteilung vom 05.12.2019
Kontakt
Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz
Susanna Saxl, Annika Koch
Friedrichstraße 236, 10969 Berlin
Tel.: 030 - 259 37 95 0
Fax: 030 - 259 37 95 29
E-Mail: info@deutsche-alzheimer.de
www.deutsche-alzheimer.de


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„Demenz. Das Wichtigste“ – die Deutsche Alzheimer Gesellschaft informiert millionenfach > viewtopic.php?f=6&t=23138
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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