Häufigkeit der Antibiotika-Verordnungen

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Häufigkeit der Antibiotika-Verordnungen

Beitrag von Presse » 26.09.2012, 11:10

Pressemitteilung vom 26.09.2012

Häufigkeit der Antibiotika-Verordnungen: regionale Muster abhängig vom Alter der Patienten

Berlin, September 2012 – Rund 22 Millionen Patienten haben im Jahr 2010 ein Antibiotikarezept erhalten. Das sind 31,5% aller GKV-Versicherten. Innerhalb Deutschlands werden Antibiotika regional unterschiedlich oft verschrieben. Dabei zeigen sich für Kinder und Jugendliche andere regionale Muster als für Erwachsene wie eine aktuelle Analyse des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI) auf Basis der bundesweiten Arzneiverordnungsdaten demonstriert. Erstmals wurde hierfür der Gesamtdatenbestand patientenbezogen ausgewertet. Die Studie ist aktuell unter www.versorgungsatlas.de veröffentlicht.
Antibiotika gehören zu den häufigsten Arzneimittelverordnungen in Deutschland. Ihr breiter Einsatz wird inzwischen kritisch beurteilt, da sich zunehmend Resistenzen entwickeln und die Mittel dadurch ihre Wirkung verlieren. Dies wird auch auf die häufige Gabe von Antibiotika zurückgeführt. Dass Antibiotika nur bei bakteriellen Infektionen und nicht bei viralen Erkrankungen gegeben werden sollten, ist deshalb ein Grundsatz der Verordnung.
Wie die aktuelle Analyse des ZI zeigt, sind die Antibiotika-Verordnungsraten in der ältesten und in der jüngsten Patientengruppe am höchsten. So wurden bundesweit 56% der über 90-Jährigen und 39% der bis 15-Jährigen im Jahr 2010 ambulant mit Antibiotika behandelt. Berücksichtigt wurden alle Patienten, die im Jahr mindestens ein Antibiotika-Rezept erhalten haben.
Insgesamt sind auffallend hohe Verordnungsraten im Westen Deutschlands zu erkennen. Spitzenreiter sind das Saarland (37%), Rheinland-Pfalz und Westfalen-Lippe (jeweils 35%). Demgegenüber erfolgt die Verordnung im Nord-Osten des Landes deutlich zurückhaltender. Die niedrigsten Verordnungsraten können in Brandenburg (25%), Sachsen (28%), Berlin und Schleswig-Holstein (jeweils 29%) beobachtet werden. Ein ganz anderes regionales Muster wird bei ausschließlicher Betrachtung der unter 15-jährigen Patienten deutlich: die Regionen mit den höchsten Verordnungsraten sind neben dem Saarland nun Thüringen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. In diesen Bundesländern wurden im Jahr 2010 rund 50% der jungen Patienten ambulant mit Antibiotika versorgt.
Ursachen für die regionalen Unterschiede konnten nicht abschließend untersucht werden. „Wir vermuten, dass die Erwartungen der Patienten und die Einstellung der Ärzte zu einer Antibiotika-Therapie wesentliche Einflussfaktoren sind“, erklärt Dr. Dominik von Stillfried, Geschäftsführer des ZI. Einige Kassenärztliche Vereinigungen nutzen die Auswertung des ZI deshalb zur Beratung in ärztlichen Qualitätszirkeln. Eine Veränderung der Verordnungshäufigkeit von Antibiotika dürfte aber auch breit angelegte Informationskampagnen für Patienten erfordern. Um weitere Gründe für regionale Unterschiede im Verordnungsverhalten zu prüfen, wertet das ZI in Kürze auch Daten zur Häufigkeit der Diagnosen aus.
Unter www.versorgungsatlas.de können sich alle Interessierten die Antibiotika-Verordnungsraten im regionalen Vergleich auf der Ebene der kassenärztlichen Vereinigungen anzeigen lassen. Interaktive Karten ermöglichen die getrennte Betrachtung für verschiedene Altersgruppen. Ein zusätzlicher Artikel bietet ergänzende Informationen.

Versorgungsatlas
Der Versorgungsatlas bietet unter www.versorgungsatlas.de eine öffentlich zugängliche Informationsquelle zu einer stetig wachsenden Anzahl ausgewählter Themen aus der medizinischen Versorgung in Deutschland. Schwerpunkt des Versorgungsatlas sind regionale Unterschiede in der medizinischen Versorgung und deren Ursachen.

Das Angebot des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI) richtet sich an alle, die sich für das Geschehen im Gesundheitswesen und in der Gesundheitspolitik interessieren oder daran beteiligt sind.

Hier finden Sie Forschungsergebnisse und Analysen zu regionalen Besonderheiten und Unterschieden in den Strukturen, Abläufen und Ergebnissen der medizinischen Versorgung, die Anhaltspunkte für Möglichkeiten der Verbesserung der Versorgung bieten. In Diskussionsforen kann jeder Beitrag öffentlich diskutiert werden. Die vom ZI selbst durchgeführten Analysen basieren auf den bundesweiten Abrechnungsdaten der vertragsärztlichen Versorgung in Deutschland.

Pressekontakt:
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Medikamentenversorgung der älteren Menschen

Beitrag von WernerSchell » 01.11.2012, 07:33

Versorgung von älteren Menschen mit potenziell ungeeigneten Medikamenten wird überschätzt

Berlin, Oktober 2012 – Wie bedeutsam ist die Verordnung potenziell ungeeigneter Wirkstoffe für ältere Menschen tatsächlich? Diese Frage untersucht das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (ZI). Demnach überschätzen bisherige Studien zur Verordnung von Wirkstoffen der PRISCUS-Liste die mengenmäßige Bedeutung sogenannter PRISCUS-Medikationen. Zwar erhielten rund 3,6 Mio. Arzneimittelpatienten ab 65 Jahre (20,8%) im Jahr 2010 mindestens eine PRISCUS-Medikation. Für die Mehrheit handelte es sich aber um gelegentliche Einzelverordnungen. Insgesamt betrugen die PRISCUS-Medikationen nur 2,4% der verordneten Tagesdosen in 2010. Rund 0,9 Mio. Patienten (5,2%) waren von einer PRISCUS-Dauertherapie betroffen. Der Fokus der ZI-Studie liegt daher auf älteren Patienten, die PRISCUS-Medikamente über einen längeren Zeitraum erhalten. Hierbei entfällt ein Großteil der Verordnungen auf Amitriptylin, ein Antidepressivum, welches mit den Krankenkassen als Leitsubstanz vereinbart ist und von Ärzten bevorzugt verordnet werden soll. Insgesamt zeigt die Studie regional aber sehr unterschiedliche Therapieschwerpunkte nach Indikationsgruppen. Die Studie ist aktuell unter http://www.versorgungsatlas.de veröffentlicht.
„Auffällig ist, dass Patienten, die PRISCUS-Medikamente über einen längeren Zeitraum erhalten, insgesamt deutlich mehr Arzneiverordnungen und mehr Wirkstoffe erhalten, als der Durchschnitt ihrer Altersgruppe. Dabei kann es zu einem Anstieg unerwünschter Arzneimittelwirkungen kommen“ erläutert Dr. Sandra Mangiapane, Mitautorin des Berichts und Leiterin des Webportals Versorgungsatlas.
Amitriptylin, eine Leitsubstanz für die Gruppe der nichtselektiven Monoamin-Rückaufnahmehemmer, steht an zweiter Stelle der verordnungsstärksten PRISCUS-Medikamente und bestimmt somit das PRISCUS-Verordnungsgeschehen maßgeblich. Aufgehoben werden muss der Widerspruch, das Amitriptylin einerseits als Leitsubstanz verordnet werden soll und andererseits als PRISCUS-Arzneimittel ein zurückhaltender Einsatz gefordert wird.
Die Betrachtung der regionalen Verteilung der Verordnungsmengen der Patienten mit PRISCUS-Dauertherapie zeigt für jede Indikationsgruppe unterschiedliche Behandlungsschwerpunkte mit einem spezifischen regionalen Verteilungsmuster. Für Analgetika, Antirheumatika, Migränemittel ist der Anteil an allen PRISCUS-Verordnungen in den neuen Bundesländern fast vier Mal höher als in den alten Bundesländern. Umgekehrt ist der Anteil der PRISCUS-Verordnungen für Wirkstoffe, die auf das Zentralnervensystem wirken, in den alten Bundesländern nahezu doppelt so hoch wie in den neuen Bundesländern. Die regionalen Vergleiche könnten aus Sicht der Forscher Grundlage einer Neubewertung der derzeitig häufigeren Therapien mit PRISCUS-Wirkstoffen sein.
Mit zunehmendem Alter steigt die Betroffenheit durch das gleichzeitige Auftreten mehrerer chronischer und akuter Krankheiten. Die Gefahr unerwünschter Arzneimittelwirkungen (UAW) ist auf Grund eines veränderten Stoffwechsels bei älteren Menschen höher als bei jüngeren. In der PRISCUS-Liste, die von einem Expertengremium aus Medizin und Pharmazie an der Universität Witten/Herdecke und am Helios Klinikum Wuppertal erarbeitet wurde, sind 83 für ältere Menschen potentiell inadäquate Arzneistoffe verzeichnet. Die PRISCUS-Liste führt mögliche Therapie-Alternativen sowie zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen falls die Verordnung von PRISCUS-Wirkstoffen unvermeidbar ist. In jedem Fall ist eine individuelle Risiko / Nutzen – Abwägung je Patient und Wirkstoff unerlässlich.

Interessierte können sich die bundesweiten Auswertungen, die auf den Abrechnungsdaten der Apotheken in Deutschland beruhen, ab sofort unter http://www.versorgungsatlas.de anzeigen lassen. Die interaktiven Karten fokussieren auf die Betrachtung der älteren Arzneimittelpatienten mit PRISCUS-Dauertherapie inklusive einer Indikationsgruppen-spezifischen Analyse. Ein zusätzlicher Artikel bietet vertiefende Informationen.

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Pressemitteilung vom 31.10.2012
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Antibiotika bei Bronchitis: Kaum Nutzen, aber Nebenwirkungen

Beitrag von Presse » 21.12.2012, 07:53

Antibiotika bei Bronchitis: Kaum Nutzen, aber Nebenwirkungen
Die meisten Antibiotika werden bei Atemwegsinfekten verschrieben. Dabei sind in der Regel Viren die Ursache.
Eine Studie zeigt: Das am häufigsten verschriebene Mittel hilft fast nie.
Quelle: Der Spiegel
http://www.spiegel.de/gesundheit/diagno ... 73796.html

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