“Patient tot aufgefunden”, “Alte Dame verschwunden”, “Polizei beendet Suchaktion” – jedes Jahr gibt es solche und ähnliche Schlagzeilen im Zusammenhang mit Menschen, die an einer Demenz leiden. Häufig ohne geeignete Bekleidung und unbemerkt von ihren Angehörigen verlassen sie ihre Wohnungen, ohne die Pflegekräfte zu informieren verschwinden sie aus Pflegeheimen und Krankenhäusern. Dann wird meist von einer sogenannten „Weglauftendenz“ gesprochen. Fachleute gehen davon aus, dass bis zu einem Viertel aller an einer Demenz erkrankten Menschen im Krankheitsverlauf dieses Verhalten zeigen, mit dem Demenzkranke sich und manchmal andere in Gefahr bringen.
Aus eigener Pflegepraxis kennt der Autor die Problematik in Pflegeeinrichtungen. Sein neuer Ratgeber befasst sich umfangreich über 176 Seiten mit der Thematik. Entschieden wendet sich Jochen Gust gegen den Begriff „Weglauftendenz“:
„Meiner Meinung nach gibt es das gar nicht, denn auch demente Menschen laufen nicht einfach weg. Sie wollen irgendwo hin, haben stets ein Ziel. Es ist daher angemessen, von einer Hinlauftendenz zu sprechen. Damit kann man arbeiten.“.
Sein neuer Ratgeber, der nun im Buchhandel erhältlich ist, gibt daher nicht nur Tipps wie der Pflegealltag sicherer gestaltet werden kann um ein Hinlaufen der Verwirrten rechtzeitig zu bemerken. Vielmehr ist es auch ein Plädoyer dafür, Verhalten von Menschen nicht einfach nur der Diagnose Demenz zuzuordnen. Gust betrachtet Verhalten dementer Menschen als Phänomen, das immer in Bezug zum Individuum gesetzt werden muss, will man es verstehen und entsprechend beeinflussen.
Weiter zeigt der Ratgeber auf, was getan werden kann wenn es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zur Verwirklichung der Hinlauftendenz kommt. Tacheles wie in seinen Seminaren, spricht der Autor auch hinsichtlich der Mode gewordenen Bushaltestellen in Einrichtungen für Demenzkranke („Warten ist nicht therapeutisch, warten ist gar nichts.“), erklärt warum die „Schwarzes-Loch-Lösung“ in seinen Augen Unsinn ist und warum sogenannte „Rundläufe“ für demente Menschen nichts taugen.
Titel:
„Phänomen Hinlauftendenz – wenn alte Menschen weglaufen“; März 2010; BoD Norderstedt; 176 Seiten; 14,60 Euro.

Inhaltsangabe (ohne Vorwort u. Quellen):
Demenzen S. 11
Weglauftendenz: das Problem S. 29
Hinlauftendenzen vermeiden S. 42
Maßnahmen S. 55
Vom Warten S. 106
Tipps bei Abgängigkeit S. 115
Zurückbringen S. 122
Der Schlüssel S. 126
Ohne Motiv S. 139
Technik S. 152
Rundläufe S. 168
Über den Autor:
Jochen Gust arbeitet seit mehr als zehn Jahren mit Demenzkranken und ihren Angehörigen. Der 33jährige, der sowohl eine kaufmännische als auch eine pflegerische Ausbildung genossen hat, gilt als Fachmann für sogenanntes „herausforderndes Verhalten“ dementer Menschen und arbeitet heute für den Fachdienst Geriatrie des Sankt Elisabeth Krankenhaus Eutin. Der gebürtige Baden-Württemberger ist Mitinitiator des Eutiner Demenz Forum sowie ehrenamtlich beratend für die Alzheimer-Angehörigen-Initiative e.V. tätig.
Neben zahlreichen Artikeln in Fachzeitschriften und im Internet erschien 2007 sein Ratgeber „Schlaf und Demenz“ im Buchhandel.
Redakteure / Journalisten können kostenfrei ein Presseexemplar anfordern über: http://bod-newsroom.com/
Kontakt und Rückfragen:
Jochen Gust - http://www.demenzkarten.de