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Mangelernährung in Heimen ist keine Seltenheit

Verfasst: 01.07.2009, 15:22
von Presse
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.:

Ernährung von Senioren in stationären Einrichtungen
Mangelernährung ist keine Seltenheit


(dge) Knapp zwei Drittel der Bewohnerinnen und Bewohner in stationären Einrichtungen der Altenpflege sind von Mangelernährung betroffen oder gefährdet. Dies zeigen Ergebnisse der ErnSTES-Studie1 aus dem DGE-Ernährungsbericht 2008, die den Ernährungs- und Gesundheitszustand von älteren Menschen in Alten- und Pflegeheimen untersuchte. Viele unterschreiten die D-A-CH-Referenzwerte für die tägliche Nährstoffzufuhr erheblich. Als besonders problematisch ist die Versorgung mit Vitamin D einzustufen. Daneben ist bei vielen Senioren und Seniorinnen die Zufuhr von Vitamin E, Vitamin C, Folat, Calcium und Magnesium deutlich zu gering. Auch Fett, Kohlenhydrate, Eiweiß und Ballaststoffe weisen keine optimale Verteilung auf: Zu viel Fett und Zucker, zu wenig komplexe Kohlenhydrate, teilweise zu wenig Eiweiß und nur die Hälfte der empfohlenen Ballaststoffzufuhr prägen die Essgewohnheiten der Heimbewohner – ein Bild, das sich teilweise auch bei der restlichen Bevölkerung Deutschlands wiederfindet.

Zu den häufigsten Problemen im Essalltag zählt die mangelnde Hilfe beim Kleinschneiden von Lebensmitteln. Hier benötigen etwa 50 % Unterstützung; je 30 % leiden gelegentlich unter Appetitlosigkeit, essen oder trinken auffällig wenig oder trinken nur nach Aufforderung. Der Grad der Pflegebedürftigkeit beeinflusst die Energie- und Nährstoffversorgung wesentlich stärker als das Lebensalter.

„Ernährungsrisiken und Mangelernährung müssen rechtzeitig diagnostiziert werden. Dazu benötigen wir umfangreiche Pflegekonzepte genauso wie die regelmäßige, verpflichtende Weiterbildung der Beschäftigen“, so Prof. Dr. Peter Stehle, Präsident der DGE und Teilprojekt-Leiter der ErnSTES-Studie.

Hintergrundinformation:

An der prospektiven Studie nahmen insgesamt 773 Bewohner über 65 Jahre aus 10 Altenpflegeheimen in 7 Bundesländern teil. Mit ca. 80 % weiblichen und 20 % männlichen Teilnehmern entspricht das Geschlechterverhältnis weitgehend der üblichen Verteilung in deutschen Altenpflegeheimen.

Zur Beurteilung des Ernährungszustands wurden mehrere Parameter herangezogen. Unter anderem wurden Körperlänge und Körpergewicht der Probanden gemessen und daraus der Body Mass Index (BMI) berechnet und ein Mini Nutritional Assessment (MNA)2 durchgeführt. Entsprechend des MNAs wurden im Mittel 11 % der Bewohner als mangelernährt identifiziert. Bei ca. 50 % der Studienteilnehmer besteht die Gefahr einer Mangelernährung, dementsprechend befinden sich 40 % in einem „unauffälligen“ Ernährungszustand.

Eine Analyse der individuellen Energiezufuhr zeigte, dass 53 % der Senioren bzw. 42 % der Seniorinnen nicht den Richtwert für die tägliche Energiezufuhr für alte, gebrechliche Menschen erreichen. Wird der Energiebedarf von Personen mit ausschließlich sitzender Tätigkeit mit wenig oder keiner anstrengenden Freizeitaktivität zugrunde gelegt, dann erreichten 79 % der Senioren bzw. 65 % der Seniorinnen nicht die wünschenswerte tägliche Energiezufuhr.

Die Bewohner der Pflegeheime verzehrten im Mittel 93 g Fleisch und Wurstwaren, die Bewohnerinnen 68 g pro Tag. Damit liegt die mittlere Verzehrsmenge im Bereich von 300-600 g/Woche, die von der DGE für diese Lebensmittelgruppe empfohlen wird. Der Verzehr von Milch und Milchprodukten (ohne Käse und Quark) war erfreulich hoch, zeigte allerdings eine große Spannbreite (von 127-590 g/Tag) im Vergleich der Einrichtungen untereinander. Im Mittel wird die von der DGE empfohlene Menge von 200-250 g pro Tag erreicht, der Verzehr liegt aber in einigen Einrichtungen deutlich niedriger. Männer nehmen täglich ca. 173 g Brot und Backwaren, Frauen 145 g zu sich. Beide essen deutlich mehr Kartoffeln als z. B. Nudeln. Insgesamt präferieren die Bewohner süße Lebensmittel, vor allem in Form von Kuchen, Backwaren inkl. Gebäck und gesüßten Milchprodukten. Der tägliche Verzehr von Gemüse ist mit 86 g bei Männern und 78 g bei Frauen sehr niedrig. Die von der DGE für eine vollwertige Ernährung empfohlene Menge von 400 g/Tag wurde in keiner der Einrichtungen auch nur annähernd erreicht. Besonders gering war der Verzehr von Gemüse in Form von Rohkost. Auch der tägliche Verzehr von Obst lag mit 84 g bei den Männern und 77 g bei den Frauen deutlich unter der von der DGE genannten wünschenswerten Menge von 250 g/Tag. Dies hat Auswirkungen auf die aufgenommenen Folat- und Vitamin-C-Mengen: Beide Werte lagen ca. 50 % unter dem jeweiligen Referenzwert.

Auch für weitere Vitamine und Mineralstoffe zeigte sich eine zu geringe Aufnahme. Bei Vitamin D erreichten über 90 % der Studienteilnehmer nicht die empfohlene Zufuhr, bei Vitamin E erreichten nur knapp 60 % die Referenzwerte. Die empfohlene Calciumzufuhr wurde von 82 % der Senioren bzw. 91 % der Seniorinnen, die empfohlene Magnesiumzufuhr von über 95 % der Studienteilnehmer nicht erreicht.

Die DGE hält die Ernährungs- und Gesundheitssituation von Senioren und Seniorinnen in Altenpflegeeinrichtungen für dringend verbesserungswürdig und fordert:

In jeder Pflegeeinrichtung sollte ein umfangreiches Verpflegungskonzept entwickelt werden, das einerseits die Entstehung von Mangelernährung verhindert (Prävention) und andererseits geeignet ist, eine bestehende Mangelernährung zu beheben (Therapie).
Die Ernährung muss regelmäßig überwacht und eine entsprechende, rechtzeitige Diagnose von Ernährungsrisiken und Mangelernährung erfolgen, so dass entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden können.
Das Gewicht jedes Bewohners bzw. jeder Bewohnerin ist regelmäßig zu kontrollieren (z. B. monatlich) und der Gewichtsverlauf zu dokumentieren (als Minimalmaßnahme zur Überwachung des Ernährungszustands).
Für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Einrichtungen der Altenpflege sollten regelmäßige und verpflichtende Weiterbildungsmaßnahmen stattfinden.
Das Thema „Ernährung“ muss stärker in die Ausbildung von Altenpflegern integriert werden.
Ernährungsfachkräfte sollten in Altenpflegeheimen verstärkt eingesetzt werden, sowohl in der Küche als auch in der täglichen Arbeit mit den Bewohnern und so für eine optimierte Ernährung sowohl der kranken als auch der gesunden Bewohner verantwortlich sein.
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1Ernährung in stationären Einrichtungen für Senioren und Seniorinnen (ErnSTES-Studie)
2Das MNA ist ein Screeningverfahren zur routinemäßigen Beurteilung des Ernährungszustands älterer Menschen. Der MNA-Test – bestehend aus einer Kombination von Anamnese und anthropometrischen Messungen – erlaubt die frühzeitige Erkennung einer Mangelernährung.

Pressetext als PDF-Dokument
http://www.dge.de/pdf/presse/2009/aktue ... nioren.pdf

Quelle: Pressemitteilung 06/2009 | 30. Juni 2009
Für Rückfragen der Redaktion kontaktieren Sie bitte:
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.
Referat Öffentlichkeitsarbeit,
Isabelle C. Keller,
Tel.: 0228/3776-643,
E-Mail: mailto:keller@dge.de,
Fax: 0228/3776-800

DGE (Presseinfos) im Internet:
http://www.dge.de

Mangelernährung - objektive Berichte und Studien ?

Verfasst: 22.08.2009, 07:11
von Rob Hüser
Mangelernährung gibt es nicht nur Pflegeeinrichtungen, sondern auch in Krankenhäusern. Ernährungsfragen werden offensichtlich viel zu wenig beachtet.
Allerdings muss auch bedacht werden, dass so manche "Mangelernährung" ihre Begründung im Krankheitsbild hat oder auch darin begründet ist, dass bestimmte Personen ihre Ernährung selbst mitbestimmen. Z.B. gelegentlich nicht ausreichend trinken wollen. Dies wäre dann zwar u.U. eine Mangelsituation, aber eine solche, die auf den Patientenwillen gegründet ist.
Ich wünsche mir daher mehr Berichte, die differenzieren und vielleicht weniger "von außen" interessengeleitet sind.
Mangelernährung herrscht übrigens in der gesamten Gesellschaft vor! Ernährungslehre gehört daher in Kindergarten und Schule.

MfG Rob

Mangelernährung in der Überflussgesellschaft

Verfasst: 11.09.2009, 06:52
von Presse
Mangelernährung in der Überflussgesellschaft: Richtlinien im Kampf gegen ein oft unterschätztes Problem

Schwere und chronische Erkrankungen gehen häufig mit einem schlechten Ernährungszustand einher. Die 2006 publizierte „German Hospital Malnutrition Study“ zeigte, dass 27% aller stationär behandelten Patienten bereits am Aufnahmetag Zeichen der Mangelernährung aufweisen, wobei ein hohes Lebensalter den größten Risikofaktor darstellt. Die Zahlen sind aus medizinischer Sicht alarmierend, so Experten anlässlich der Präsentation des Experten-Statements „Mangelernährung beim alten Patienten“ der „Initiative Mangelernährung“.
.... (mehr)
http://www.universimed.com/frame.php?fr ... id%3D14034

Verpflegung in stationären Senioreneinrichtungen

Verfasst: 25.09.2009, 18:45
von Presse
DGE-intern 16/2009 | 22. September 2009

Neue Maßstäbe für die Verpflegung in stationären Senioreneinrichtungen

(dge) Bundesernährungsministerin Ilse Aigner stellte die "Qualitätsstandards für die Verpflegung in stationären Senioreneinrichtungen" heute auf der Arbeitstagung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) im Wissenschaftszentrum in Bonn vor.

"Eine vollwertige Verpflegung trägt nicht nur zur Gesundheit bei, sondern erhält auch die Lebensqualität", sagte Bundesernährungsministerin Ilse Aigner bei der Veröffentlichung. "Mit den Qualitätsstandards setzen wir neue Maßstäbe für eine bessere Seniorenverpflegung."

Die Qualitätsstandards basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und sind das Ergebnis intensiver Zusammenarbeit mit Experten der DGE und weiteren Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Praxis. Das Kernelement der Qualitätsstandards bilden drei Säulen, in denen Anforderungen an die gesundheitsfördernde Lebensmittelauswahl, die nährstoffoptimierte Tagesverpflegung und an die Essatmosphäre präzisiert werden. Bei einer erfolgreichen Implementierung der Qualitätsstandards spielt die Zusammenarbeit des Fachpersonals aus den Bereichen Küche, Pflege, Hauswirtschaft und Service eine wichtige Rolle. Fachkräfte finden konkrete Praxishinweise für die Umsetzung. Weitere Kriterien der Qualitätsstandards beziehen sich auf die Verpflegung von Mangelernährten und die am häufigsten eingesetzten Kostformen.

Eine unzureichende Versorgung von Senioren oder älteren Menschen in stationären Einrichtungen ist ein wesentliches Ergebnis der ErnSTES-Studie (Ernährung in stationären Einrichtungen für Senioren und Seniorinnen). Zwei Drittel der Bewohnerinnen und Bewohner sind von einer Mangelernährung betroffen oder gefährdet, dies untermauert die Notwendigkeit einer besseren Verpflegung. Weitere Beeinträchtigungen und Krankheiten machen die Berücksichtigung individuell angepasster Kostformen und Hilfestellungen seitens der Fachkräfte deutlich.

Die DGE hat die Qualitätsstandards im Rahmen des Projekts "Fit im Alter - Gesund essen, besser leben" im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz erarbeitet. Das Projekt ist Teil des Nationalen Aktionsplans "IN FORM - Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung" und richtet sich an das Fachpersonal in der Seniorenverpflegung und die Einrichtungs- und Pflegedienstleitung.

Fragen zu den Qualitätsstandards beantworten die Mitarbeiterinnen des Projekts "Fit im Alter - Gesund essen, besser leben" Ricarda Holtorf und Karolina Lechtanska. Kontakt und Informationen unter: 0228/3776-873 oder unter http://www.fitimalter-dge.de und mailto:info@fitimalter-dge.de
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Den Pressetext finden Sie im Internet unter:
http://www.dge.de/modules.php?name=News ... le&sid=958 (web)
http://www.dge.de/pdf/presse/2009/inter ... nioren.pdf (pdf)
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Qualitätsstandards für die Verpflegung in stationären Senioreneinrichtungen:
http://www.fitimalter-dge.de/fileadmin/ ... _Final.pdf

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Bildmaterial finden Sie unter:
http://www.dge.de/rd/std-fia/

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Für Rückfragen der Redaktion kontaktieren Sie bitte:
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.
Pressereferat,
Antje Gahl,
Tel.: 0228/37 76 630,
E-Mail: mailto:gahl@dge.de,
Fax: 0228/37 76 800,

DGE (Presseinfos) im Internet:
http://www.dge.de
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Herausgeber:
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.
Godesberger Allee 18
53175 Bonn
Telefon: 0228 / 3776-600
Telefax: 0228 / 3776-800
Geschäftsführer: Dr. Helmut Oberritter
Sitz der Gesellschaft: Bonn
Eingetragen im Vereinsregister Bonn unter Nr. VR 008114
UStIdNr: DE 114234841

Schlechte Versorgung?

Verfasst: 29.09.2009, 16:57
von WernerSchell
Schlechte Versorgung?

„BewohnerInnen in vielen Pflegeheimen in NRW von Mangelernährung bedroht“ – so lautet ein alarmierender Tagesordnungspunkt für die Sitzung des Ausschusses für Arbeit, Gesundheit und Soziales (Vorsitz Günter Garbrecht, SPD) am Mittwoch (30.09.09). Im Zusammenhang mit ersten Ergebnissen einer Studie der Universität Witten/Herdecke erwarten die Ausschussmitglieder einen Bericht der Landesregierung. ...mehr: http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/do ... -1642.html

Schlechte Noten für Senioren-Essen

Verfasst: 05.11.2009, 07:42
von Presse
Rückschau: Von wegen gesund –
Schlechte Noten für Senioren-Essen

Sendeanstalt und Sendedatum: HR, Dienstag, 3. November 2009 im Ersten

Essen auf Rädern im Test. Wir wollen wissen: Wie gut und wie gesund sind die Liefermenüs für Senioren. Sternekoch André Großfeld und der Ernährungsmediziner Professor Jürgen Stein Sie sind zu Gast bei Rentnerin Irene Schreiber.
Für sie haben wir bei den Sozialdiensten bestellt - immer das aktuelle Tagesmenü. Doch Rotes Kreuz, Arbeiter-Sameriter-Bund und Co kochen nicht selbst, sie liefern nur aus. Das Essen kommt von den drei Marktführern: apetito, Hofmann-Menü und Sodexo. Zunächst überprüfen wir den Geschmack.
.... (weiter lesen)
http://www.daserste.de/plusminus/beitra ... 5ib~cm.asp