Schlaganfall - Ultraschall erkennt drohende Stent-Verengung

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Schlaganfall - Ultraschall erkennt drohende Stent-Verengung

Beitrag von Presse » 07.11.2012, 18:06

Schlaganfall vorbeugen:
Ultraschall erkennt drohende Stent-Verengung


Bonn – Den drohenden Verschluss einer in der Halsschlagader implantierten Gefäßprothese können qualifizierte Ärzte mit einer Ultraschalluntersuchung rechtzeitig erkennen. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) anlässlich einer aktuellen Studie hin. Um ihr Schlaganfallrisiko möglichst gering zu halten, sollten Stent-Patienten regelmäßige Kontrolluntersuchungen wahrnehmen, empfehlen die Experten.

In Deutschland ereignen sich jährlich etwa 200 000 erstmalige und mehr als 60 000 erneute Schlaganfälle. Schlaganfälle sind die häufigste Ursache bleibender Behinderungen im Erwachsenenalter und gehören zu den häufigsten Todesursachen. Etwa jeder fünfte Gehirnschlag geht auf eine arteriosklerotische Verengung der Halsschlagader, eine sogenannte Carotisstenose, zurück: Über die Jahre haben sich dort Fette, Bindegewebe und Kalk angelagert, die das Gefäß nach und nach brüchig werden lassen und verstopfen.

Carotisstenosen können rein medikamentös, offen chirurgisch oder mit einem inneren Drahtgitter (Stent) behandelt werden. Neben der chirurgischen Behandlung, die nach neuester Studienlage das geringste Risiko aufweist, gehört die Implantation eines Drahtröhrchens in das Gefäß zu den etablierten Behandlungsverfahren. Die kleine Gefäßprothese stabilisiert das Gefäß, verbessert den Blutfluss zum Gehirn und beugt damit einem drohenden Schlaganfall vor. Doch bei einigen Patienten wuchern die Stents innerhalb weniger Monate wieder zu. „Die aktuellen Zahlen zeigen, dass die Gefahr einer Restenose im ersten Jahr nach der Implantation besonders groß ist“, sagt Professor Christof Klötzsch, Leiter der DEGUM-Sektion Neurologie aus Singen.

Wie häufig es nach Stent-Implantationen zu Restenosen kommt, haben Ärzte an der Klinik für Neurologie der Universität Göttingen und Mainz jüngst untersucht. Wie sie im Journal of Neurology berichten, kam es bei 12 der 215 Stents, die zwischen Mai 2003 und Juni 2010 bei insgesamt 198 Patienten implantiert wurden, zu einer hochgradigen Restenose. „Bei einigen Patienten wurden die Stents schon nach wenigen Monaten vom körpereigenen Gewebe überwuchert“, sagt Studienleiter Privatdozent Dr. Klaus Gröschel, Oberarzt und Leiter der Stroke Unit der Universitätsmedizin Mainz. „Die Hälfte der Patienten entwickelte später einen Schlaganfall oder verstarb.“ Besonders gefährdet seien Patienten, bei denen nach einer vorangegangenen Gefäßoperation bereits eine Restenose aufgetreten ist, oder bei denen das Blut nach der Stent-Behandlung nicht optimal fließt. „Diese Patienten müssen besonders sorgfältig überwacht werden“, so Gröschel. Eine Ultraschalluntersuchung der Gefäße mit der sogenannten Duplexsonografie sei das Mittel der Wahl, solche Restenosen rechtzeitig aufzudecken. Mit dieser Technik können Mediziner die Struktur der Blutgefäße erkennen und gleichzeitig den Blutfluss beurteilen.

„Ein erster Hinweis auf eine Stenose ist ein Anstieg der Geschwindigkeit, mit der das Blut die Engstelle passiert“, erläutert Christof Klötzsch, der als Chefarzt die Abteilung Akutneurologie der Kliniken Schmieder Allensbach und die Neurologische Abteilung des Hegau-Klinikums Singen leitet. Später komme es auch zu Turbulenzen im Blutfluss. Auch das Ausmaß der Stenose könne im Ultraschall exakt gemessen werden. Da die Sonografie für den Patienten ungefährlich ist, kann sie jederzeit wiederholt werden. „Die Untersuchung sollte unbedingt durch einen qualifizierten, DEGUM-zertifizierten Experten erfolgen“, empfiehlt Klötzsch: „Mit Hilfe des Duplex-Verfahrens können wir den richtigen Zeitpunkt für eine erneute Therapie finden und einem drohenden Schlaganfall wirksam vorbeugen.“

Literatur:
Wasser K, Schnaudigel S, Wohlfahrt J, Psychogios MN, Schramm P, Knauth M, Gröschel K. Clinical impact and predictors of carotid artery in-stent restenosis. J Neurol. 2012; 259(9): 1896–902

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/article ... e_6436.pdf

Quelle: Pressemitteilung vom 07.11.2012
Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)
Pressestelle
Irina Lorenz-Meyer/Anna Julia Voormann
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Verengung der Halsschlagader: Stent und Operation schützen beide vor Hirnschlag

Beitrag von WernerSchell » 07.02.2019, 07:29

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Verengung der Halsschlagader: Stent und Operation schützen beide vor Hirnschlag

Bei einer verengten Halsschlagader steigt das Risiko eines Hirnschlags. Zur Vorbeugung kann das verengte Gefäss entweder chirurgisch erweitert oder mit einem Stent ausgedehnt werden. Eine neue Studie zeigt, dass der Schutz vor einem Hirnschlag beider Methoden in den zehn Jahren nach dem Eingriff vergleichbar ist. Das berichtet ein Forschungsteam mit Beteiligung der Universität Basel und des Universitätsspitals Basel in der Fachzeitschrift «Lancet Neurology».

Die Arteriosklerose, bekannt als Gefässverkalkung, führt zu einer Verengung der Halsschlagader, die das Gehirn mit Blut versorgt. In den verengten Gefässen können sich Blutgerinnsel bilden, die mit dem Blut ins Hirn gelangen und einen Hirnschlag auslösen können. Der Hirnschlag gehört zu den häufigsten Ursachen für Behinderung, Demenz und Tod.

Zwei Verfahren im Vergleich

Die Verengung der Halsschlagader lässt sich heute auf zwei Arten behandeln: Bei der sogenannten Endarterektomie werden die Ablagerungen der Arteriosklerose chirurgisch beseitigt. Alternativ wird mithilfe eines Katheters ein röhrchenförmiger Stent eingeführt, der das Gefäss offenhält. Unklar war bislang, ob die Stent-Behandlung langfristig ebenso gut vor einem späteren Hirnschlag schützt wie die Operation.

Eine internationale Forschungsgruppe um Prof. Dr. Leo Bonati von der Universität Basel und der Neurologischen Klinik des Universitätsspitals Basels hat dazu nun Daten aus vier randomisierten Studien analysiert. Die Untersuchung schloss über 4700 Patientinnen und Patienten mit Verengungen der Halsschlagader ein, die bereits einen Hirnschlag oder eine Streifung erlitten hatten und entweder mit Stent oder mit Endarterektomie behandelt wurden.

Geringes Risiko bei beiden Methoden

Die Ergebnisse zeigen, dass in den zehn Jahren nach dem Eingriff bei beiden Verfahren das Risiko eines erneuten Hirnschlags sehr gering war. Dieses Risiko betrug weniger als 1% pro Jahr und unterschied sich nicht zwischen Endarterektomie und Stent. «Bei beiden Therapien können die allermeisten Patientinnen und Patienten erwarten, in den nächsten 10 Jahren von einem Hirnschlag verschont zu bleiben», so Prof. Leo Bonati.

Die Stentbehandlung war jedoch im Vergleich zur chirurgischen Behandlung mit einem um rund 3% erhöhten Hirnschlagrisiko während des Eingriffs verbunden. Jedoch ist dieses Risiko stark altersabhängig und liegt bei jüngeren Patienten nicht höher als bei der Endarterektomie. Dieser Alterseffekt blieb über die gesamte Beobachtungszeit bestehen. Die Implantation eines Stents stellt deshalb besonders für Patienten unter 65 Jahren eine Alternative zur Endarterektomie dar.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Leo Bonati, Universität Basel / Universitätsspital Basel, Tel. +41 61 556 54 42, E-Mail: leo.bonati@usb.ch

Originalpublikation:
Thomas G Brott, David Calvet, George Howard, John Gregson, Ale Algra, Jean-Pierre Becquemin, Gert J de Borst, Richard Bulbulia, Hans-Henning Eckstein, Gustav Fraedrich, Jacoba P Greving, Alison Halliday, Jeroen Hendrikse, Olav Jansen, Jenifer H Voeks, Peter A Ringleb, Jean-Louis Mas, Martin M Brown, Leo H Bonati, on behalf of the Carotid Stenosis Trialists’ Collaboration
Long-term outcomes of stenting and endarterectomy for symptomatic carotid stenosis: a preplanned pooled analysis of individual patient data
The Lancet Neurology (2019), doi: 10.1016/S1474-4422(19)30028-6

Quelle: Pressemitteilung vom 06.02.2019
Reto Caluori Kommunikation & Marketing
Universität Basel
https://idw-online.de/de/news710075
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Schlaganfallgefahr durch verengte Halsschlagader - Kontrolluntersuchungen und OP-Termine unbedingt wahrnehmen

Beitrag von WernerSchell » 26.08.2020, 16:11

Schlaganfallgefahr durch verengte Halsschlagader
Kontrolluntersuchungen und OP-Termine unbedingt wahrnehmen


Berlin – In Deutschland leben etwa eine Million Menschen mit einer Halsschlagader, die zu mehr als 50 Prozent durch Kalkablagerungen verengt ist – lösen sich aus den Plaques Stückchen heraus, droht ein Schlaganfall im Gehirn. Viele dieser Patienten haben aus Angst vor einer Corona-Infektion notwendige Kontrolluntersuchungen oder anstehende Operationen vermieden. Die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin e.V. (DGG) rät, diese Termine dennoch unbedingt wahrzunehmen.

„Wir befinden uns fast wieder im Normalbetrieb“, betont DGG-Experte Privatdozent Dr. med. Farzin Adili. „Die Angst vor einer Corona-Infektion im Krankenhaus ist weitgehend unbegründet“, fügt der Chefarzt der Klinik für Gefäßmedizin, Gefäß- und Endovascularchirurgie am Klinikum Darmstadt hinzu. Patienten sollten vor einem Klinikaufenthalt einen Corona-Abstrich vornehmen lassen. „Andernfalls müssen wir den Abstrich in der Klinik machen“, so Adili. „Aber auf keinen Fall sollten Kontrolluntersuchungen und Operationen von Gefäßerkrankungen auf die lange Bank geschoben werden.“

15 Prozent aller durchblutungsbedingten Schlaganfälle

In Deutschland erleiden jedes Jahr bis zu 30.000 Menschen einen Schlaganfall, der von Ablagerungen an der Gefäßwand einer verengten Halsschlagader ausgeht. „Das entspricht 15 Prozent aller Schlaganfälle, die durch Durchblutungsstörungen hervorgerufen werden“, erklärt Adili. Die Verengung – in der Fachsprache „Carotisstenose“ genannt – fällt häufig lange Zeit nicht auf, weil sie zunächst keine Beschwerden verursacht und die Halsschlagader der Gegenseite eine etwaige Minderdurchblutung ausgleichen kann.

Eine Ultraschall-Untersuchung kann die Ablagerungen aber sichtbar machen. Die DGG empfiehlt deshalb ein jährliches Ultraschall-Screening der Carotis ab dem Lebensalter von 65 Jahren, wenn Risikofaktoren vorliegen. Zu diesen Risiken zählen Herzerkrankungen, Diabetes mellitus, die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK), Nikotinkonsum oder Bluthochdruck. „Herzpatienten können auch ihren Kardiologen bitten, die Halsschlagader mit zu untersuchen“, rät DGG-Experte Adili. Mit einer schmerzlosen Duplex-Sonographie lässt sich innerhalb weniger Minuten feststellen, ob eine Verengung der Halsschlagader vorliegt und, falls ja, wie ausgeprägt sie ist.

Neue Leitlinie: Ab 50-prozentiger Verengung und Durchblutungsstörungen kommt ein Eingriff in Frage

Bei Menschen, die eine Halsschlagaderverengung aufweisen, jedoch keine Symptome zeigen, kann meist zunächst abgewartet, medikamentös behandelt und regelmäßig kontrolliert werden. „Problematisch wird es jedoch, wenn sich an der Oberfläche der Ablagerungen Blutgerinnsel bilden, die sich von Zeit zu Zeit ablösen und immer wieder Blutgefäße im Gehirn verstopfen“, betont Gefäßexperte Adili. Es kommt dann zu vorübergehenden oder auch dauerhaften Durchblutungsstörungen des Gehirns mit neurologischen Ausfallerscheinungen – einem Schlaganfall.

„Die Ausfälle zeigen sich in Form von Lähmungserscheinungen oder Kribbeln an Händen, Armen oder Beinen einer Körperhälfte, seitenbetontem Schwächegefühl oder dem Einknicken eines Beines“, erläutert Adili. Weitere Alarmzeichen sind Sprach- oder einseitige Sehstörungen. „Bei solchen Symptomen und einer Verengung der Halsschlagader auf beiden Seiten von mehr als 50 Prozent sollte eine Operation durchgeführt werden, um die Ablagerungen zu entfernen“, rät der Darmstädter Gefäßchirurg. So empfiehlt es auch die neue Experten-Leitlinie zur Carotisstenose aus dem Februar dieses Jahres.

Eine Carotis-Operation ist sicher – in der Hand von Spezialisten

Für die Operation an der Halsschlagader gilt: Sie gehört zu den wissenschaftlich bestuntersuchten Eingriffen und ist sicher, sofern der Gefäßchirurg über entsprechende Expertise verfügt. „Die Komplikationsrate des Chirurgen darf bei Vorliegen einer symptomatischen Verengung maximal vier Prozent betragen“, so Adili. „Es ist gesetzlich vorgeschrieben, die Ergebnisse der Carotis-Operationen zu melden. Sie werden in jährlichen Qualitätsberichten angegeben. Patienten können sich bei ihrem Gefäßchirurgen danach erkundigen.“

S3 Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge der extracraniellen Carotisstenose: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/004-028.html
Zertifizierte Gefäßzentren an Kliniken: https://www.gefaesschirurgie.de/patient ... sszentren/

Quelle: Pressemitteilung vom 26.08.2020
Pressestelle DGG
Kerstin Ullrich
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Frühes Ultraschallscreening der Halsschlagadern kann Schlaganfallrisiko verringern

Beitrag von WernerSchell » 01.12.2020, 17:14

Gefäßalter durch Sonografie ermitteln
Frühes Ultraschallscreening der Halsschlagadern kann Schlaganfallrisiko verringern
DEGUM-Online-Pressekonferenz am 1. Dezember 2020

Berlin – Rund 265.000 Menschen erleiden jährlich in Deutschland einen Schlaganfall. Bei etwa 30.000 Patienten ist die Ursache eine Verengung oder ein Verschluss der inneren Halsschlagader – die sogenannte Carotisstenose. Kalkablagerungen in der Carotis können aufbrechen, als Gerinnsel ins Gehirn verschleppt werden und so einen Schlaganfall auslösen. Ultraschall-Experten können schon frühzeitig leichte Gefäßveränderungen bis hin zu Carotisstenosen heute sehr gut durch eine Sonografie der Halsgefäße diagnostizieren. Ob ein Carotis-Ultraschallscreening im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen sinnvoll ist und ob asymptomatische Carotisstenosen bei Menschen höheren Alters zwingend eine Operation zur Folge haben müssen, diskutierten Experten der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e. V. (DEGUM) heute auf einer Online-Pressekonferenz.
Der Schlaganfall gehört nach wie vor zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Je älter die Patienten sind, desto höher das Risiko. „Die Ultraschalluntersuchung der Halsschlagader ist eine breit verfügbare Technik, um das individuelle Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse, insbesondere für Schlaganfälle, abzuschätzen“, erklärt Professor Dr. med. Felix Schlachetzki, Chefarzt Zentrum für Vaskuläre Neurologie und Intensivmedizin, Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universität Regensburg, medbo Bezirksklinikum Regensburg.

Im Ultraschall kann ein Arzt feststellen, ob die Carotis eine erhöhte Intima-Media-Dicke (Verdickung der inneren und mittleren Schicht der Gefäßwand) oder Plaques (Lipid- und Kalkablagerungen) aufweist. „Ist dies der Fall, sollten Patienten dazu ermutigt werden, sich mehr zu bewegen, Übergewicht zu reduzieren sowie gegebenenfalls ihre Ernährung umzustellen und das Rauchen aufzugeben“, so der stellvertretende DEGUM-Arbeitskreisleiter „Vaskulärer Ultraschall“. Außerdem müssen bestehende Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes und Cholesterin konsequent behandelt werden, um das Risiko für einen Gefäßverschluss einzudämmen. Diese präventiven Therapien – auch als "best medical treatment" bezeichnet – seien bei Risikopatienten mit erblicher Vorbelastung auch schon im berufsfähigen Alter unbedingt empfehlenswert. Im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung sei das Carotis-Ultraschallscreening daher durchaus sinnvoll, gibt der Ultraschall-Experte zu bedenken.

Entstehen durch Kalkablagerungen aus Plaques erst einmal manifeste Stenosen – also Engstellen an der Halsschlagader – können diese aufbrechen, als Gerinnsel ins Gehirn verschleppt werden und so einen Schlaganfall auslösen. Welche Therapie nach einer entsprechenden Diagnose erfolgen soll, muss interdisziplinär bewertet werden. Das Carotis-Screening darf hier nicht alleinige Entscheidungsgrundlage sein. „Bei allen Patienten mit Stenosen der Halsschlagadern ist eine detaillierte Nutzen-Risiko-Abwägung zwischen den Möglichkeiten der modernen Pharmakotherapie und den operativen Möglichkeiten inklusive Stenting nötig, und da ist auch das reelle Patientenalter ein wichtiges Kriterium“, mahnt der Neurologe. So sind Carotisstenosen, die keine Symptome verursachen, zwar ein Maßstab für Erkrankungen des gesamten arteriellen Systems. „Sie sind aber gleichzeitig nur ein Teil des komplexen arteriellen Hirnversorgungssystems, welches durchaus in der Lage ist, sich anzupassen“, erklärt Schlachetzki. Das führe dazu, dass der Anteil der Arteriosklerose-bedingten Schlaganfälle ab der siebten Lebensdekade wieder sinke. Eine Carotisstenose müsse in diesem Alter deshalb immer in der Zusammenschau des gesamten Gefäßsystemzustandes betrachtet werden. Zudem seien die möglichen Komplikationsraten einer Carotis-Operation beziehungsweise eines Carotis-Stents gegenüber den Möglichkeiten des „best medical treatment“, von dem auch die Herzinfarkte und arterielle Verschlusskrankheit der Beine profitieren, abzuwägen.

Insgesamt ist aus neurologischer Sicht ein Ultraschallscreening der Halsschlagadern wichtig, um frühe Gefäßwandveränderungen zwischen dem 30. und 70. Lebensjahr an den Carotiden zu erkennen. „Damit können wir das sogenannte Gefäßalter eines Menschen definieren und gegebenenfalls notwendige Lebensveränderungen initiieren“, fasst Schlachetzki zusammen. Hier hilft ein breites Screening bei versierten Ultraschallern. Werden hämodynamisch relevante Stenosen erkannt, sollte jedoch Aktionismus vermieden und die Patienten zu neurovaskulären Experten überwiesen werden. Dazu gehören insbesondere Neurologen oder Angiologen, die auch intrakranielle Gefäße beurteilen können. Eine Operation oder Stent-Therapie ohne vorherige Begutachtung durch diese Spezialisten sei strikt abzulehnen und für den Patienten gefährlich.

Weiterführende Literatur:
1) Nezu T, Hosomi N. Usefulness of Carotid Ultrasonography for Risk Stratification of Cerebral and Cardiovascular Disease. Atheroscler Thromb, 2020; 27: 1023-1035.
2) Näslund U, Ng N, Lundgren A et al. Visualization of asymptomatic atherosclerotic disease for optimum cardiovascular prevention (VIPVIZA): a pragmatic, open-label, randomised controlled trial. Lancet 2019; 393: 133–42
3) Paraskevas KI et al. How to identify which patients with asymptomatic carotid stenosis could benefit from endarterectomy or stenting. Stroke and Vascular Neurology 2018; 3: e000129
4) Abbott A, Brunser AM, Giannoukas A et al. Misconceptions regarding the adequacy of best medical intervention alone for asymptomatic carotid stenosis. Journal of Vascular Surgery January 2020
5) Keyhani S, Cheng EM, Hoggatt KJ et al. Comparative Effectiveness of Carotid Endarterectomy vs Initial Medical Therapy in Patients With Asymptomatic Carotid Stenosis. JAMA Neurology Published online June 1, 2020. doi:10.1001/jamaneurol.2020.1427

Über die DEGUM:
Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) bietet ein Forum für den wissenschaftlichen und praktischen Erfahrungsaustausch auf dem Gebiet des medizinischen Ultraschalls. Sie vereint rund 11 000 Ärzte verschiedener Fachgebiete, medizinische Assistenten, Naturwissenschaftler und Techniker. Ultraschalldiagnostik ist heute das am häufigsten eingesetzte bildgebende Verfahren in der Medizin. Ultraschallanwendern bescheinigt die DEGUM eine entsprechende Qualifikation mit einem Zertifikat der Stufen I bis III. Patienten finden DEGUM-zertifizierte Ärzte im Internet unter: www.degum.de

Quelle: Pressemitteilung vom 01.12.2020
Pressestelle der DEGUM
Katharina Weber
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Schlaganfall

Beitrag von WernerSchell » 02.03.2021, 17:10

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