Zeitdruck in der Pflege - mehr Pflegepersonal erforderlich!
Verfasst: 12.09.2008, 06:22
Zum Thema fand ich einen interessanten und weiter erhellenden Beitrag:
Zeitdruck in der Pflege
Mitarbeiter in Pflegeberufen sind einer Vielzahl von physischen und psycho-mentalen Belastungen ausgesetzt. Neben Leistungsdruck und fehlenden Pausen ist das Arbeiten unter Zeitdruck einer der dominierenden Belastungsfaktoren.
Ursache dafür kann eine enge Personaldecke sein, insbesondere dann, wenn das real verfügbare Personal aufgrund von krankheits- oder anderweitig bedingten Fehlzeiten geringer ist als die „theoretische“ Personalbemessung. Eine weitere Ursache können („zeitfressende“) Mängel in der Arbeitsorganisation sowohl innerhalb des Pflegebereichs als auch in der übergreifenden Zusammenarbeit z.B. mit der Hauswirtschaft oder dem ärztlichen Personal sein. Auch administrative Aufgaben wie z.B. die Pflegedokumentation tragen zusätzlich zur Wahrnehmung von Zeitdruck bei. Schließlich kann auch ein Kenntnismangel über Techniken, die den Arbeitsalltag erleichtern, Ursache des erlebten Zeitdrucks sein.
In absehbarer Zeit werden sich die finanziellen und personellen Rahmenbedingungen für die Pflegemitarbeiter nicht verbessern. Aufgrund dieser Entwicklung ist es notwendig, die körperlichen und psycho-mentalen Belastungen der Mitarbeiter zu reduzieren.
Eigentlich sollte jede Einrichtung wissen, welche Gefährdungen und Belastungen in der Einrichtung vorhanden sind. Denn das Arbeitsschutzgesetz verpflichtet alle Arbeitgeber dazu, Gefährdungen zu ermitteln und festzustellen, welche Maßnahmen des Arbeitsschutzes erforderlich sind, um diese zu beseitigen oder zu minimieren. „Maßnahmen des Arbeitsschutzes“ beziehen sich dabei nicht nur auf die Verhütung von Unfällen, sondern umfassen auch „arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren“ und die „menschengerechte Gestaltung der Arbeit“ - also auch psychische Belastungen. Die Gefährdungsbeurteilung ist dabei eine gute Gelegenheit, den gesamten Betrieb sicherer, gesünder und auch effizienter zu gestalten. Denn eine Gefährdungsbeurteilung unter Einbezug der psychischen Belastungen kann unter anderem auch Informationen darüber liefern, wie verbreitet Zeitdruck in der Einrichtung ist, wie er entsteht, und welche Lösungswege möglich sind. Insofern bietet sich mit der Gefährdungsbeurteilung die Chance, sämtliche Belastungen zu ermitteln und zu beurteilen, um dann maßgeschneiderte Lösungen zum Belastungsabbau entwickeln zu können. Die Art und Weise der Gefährdungsbeurteilung ist nicht vorgeschrieben, empfehlenswert ist aber, die Beschäftigten als „Arbeitsplatzexperten“ einzubeziehen. Denn wer kennt die Mängel eines Arbeitsplatzes besser als derjenige, der sie tagtäglich erlebt? Um dieses Wissen zu nutzen, können z. B. Mitarbeiterbefragungen durchgeführt werden, mit denen erfasst werden kann, welche Belastungen besonders häufig vorkommen oder als besonders stark eingeschätzt werden. Für diese Belastungen können mit den Mitarbeitern gemeinsame praktikable Lösungen entwickelt werden. Dass ein solches Beteiligungsmodell erfolgreich ist, zeigen viele Beispiele aus der Praxis. Auch eine Analyse der anfallenden Arbeit im Tagesverlauf kann dabei helfen „Zeitfresser“ zu identifizieren und langfristig wirksame Maßnahmen zur Reduzierung des Zeitdrucks einleiten zu können. Bei solchen Tätigkeitsanalysen ist der Einsatz von unterstützenden Instrumenten, z.B. EDV-Programme, hilfreich.
Manchmal geht es um Kleinigkeiten, wie das Fehlen von Kopierer und Faxgeräten, wodurch unnötig lange Wege und Wartezeiten entstehen, die sich schnell abstellen lassen. Manchmal zeigen ich aber auch Mängel in der Organisation und in der Zusammenarbeit, die größere und längerfristige Maßnahmen (z.B. Aufgabenverteilung, Führungsverhalten) erfordern.
Zahlreiche Gründe sprechen dafür, dass Pflegeeinrichtungen Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen einleiten: Diese sollten nicht nur nicht krank machen, sondern im Gegenteil ein langes und auch gesundes Berufsleben in der Pflege ermöglichen. Dabei ist die Gefährdungsbeurteilung ein gutes Hilfsmittel mit dem gleichzeitig die Pflicht des Arbeitgebers aus dem Arbeitsschutzgesetz erfüllt wird.
Letztlich bleibt auch die Pflegebranche vom demographischen Wandel nicht verschont – auch das Durchschnittsalter der Pflegenden erhöht sich. Allein diese Entwicklung ist Anlass genug, sich über eine Entschleunigung des Arbeitsalltags in der Pflege intensiv Gedanken zu machen, da Zeitdruck mit zunehmendem Alter als zunehmende Belastung erlebt wird.
Quelle: Berufsforschungs- und Beratungsinstitut für interdisziplinäre Technikgestaltung e.V.
Siehe auch unter
Pflege braucht mehr Zeit
viewtopic.php?p=37397#37397
Zeitdruck in der Pflege
Mitarbeiter in Pflegeberufen sind einer Vielzahl von physischen und psycho-mentalen Belastungen ausgesetzt. Neben Leistungsdruck und fehlenden Pausen ist das Arbeiten unter Zeitdruck einer der dominierenden Belastungsfaktoren.
Ursache dafür kann eine enge Personaldecke sein, insbesondere dann, wenn das real verfügbare Personal aufgrund von krankheits- oder anderweitig bedingten Fehlzeiten geringer ist als die „theoretische“ Personalbemessung. Eine weitere Ursache können („zeitfressende“) Mängel in der Arbeitsorganisation sowohl innerhalb des Pflegebereichs als auch in der übergreifenden Zusammenarbeit z.B. mit der Hauswirtschaft oder dem ärztlichen Personal sein. Auch administrative Aufgaben wie z.B. die Pflegedokumentation tragen zusätzlich zur Wahrnehmung von Zeitdruck bei. Schließlich kann auch ein Kenntnismangel über Techniken, die den Arbeitsalltag erleichtern, Ursache des erlebten Zeitdrucks sein.
In absehbarer Zeit werden sich die finanziellen und personellen Rahmenbedingungen für die Pflegemitarbeiter nicht verbessern. Aufgrund dieser Entwicklung ist es notwendig, die körperlichen und psycho-mentalen Belastungen der Mitarbeiter zu reduzieren.
Eigentlich sollte jede Einrichtung wissen, welche Gefährdungen und Belastungen in der Einrichtung vorhanden sind. Denn das Arbeitsschutzgesetz verpflichtet alle Arbeitgeber dazu, Gefährdungen zu ermitteln und festzustellen, welche Maßnahmen des Arbeitsschutzes erforderlich sind, um diese zu beseitigen oder zu minimieren. „Maßnahmen des Arbeitsschutzes“ beziehen sich dabei nicht nur auf die Verhütung von Unfällen, sondern umfassen auch „arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren“ und die „menschengerechte Gestaltung der Arbeit“ - also auch psychische Belastungen. Die Gefährdungsbeurteilung ist dabei eine gute Gelegenheit, den gesamten Betrieb sicherer, gesünder und auch effizienter zu gestalten. Denn eine Gefährdungsbeurteilung unter Einbezug der psychischen Belastungen kann unter anderem auch Informationen darüber liefern, wie verbreitet Zeitdruck in der Einrichtung ist, wie er entsteht, und welche Lösungswege möglich sind. Insofern bietet sich mit der Gefährdungsbeurteilung die Chance, sämtliche Belastungen zu ermitteln und zu beurteilen, um dann maßgeschneiderte Lösungen zum Belastungsabbau entwickeln zu können. Die Art und Weise der Gefährdungsbeurteilung ist nicht vorgeschrieben, empfehlenswert ist aber, die Beschäftigten als „Arbeitsplatzexperten“ einzubeziehen. Denn wer kennt die Mängel eines Arbeitsplatzes besser als derjenige, der sie tagtäglich erlebt? Um dieses Wissen zu nutzen, können z. B. Mitarbeiterbefragungen durchgeführt werden, mit denen erfasst werden kann, welche Belastungen besonders häufig vorkommen oder als besonders stark eingeschätzt werden. Für diese Belastungen können mit den Mitarbeitern gemeinsame praktikable Lösungen entwickelt werden. Dass ein solches Beteiligungsmodell erfolgreich ist, zeigen viele Beispiele aus der Praxis. Auch eine Analyse der anfallenden Arbeit im Tagesverlauf kann dabei helfen „Zeitfresser“ zu identifizieren und langfristig wirksame Maßnahmen zur Reduzierung des Zeitdrucks einleiten zu können. Bei solchen Tätigkeitsanalysen ist der Einsatz von unterstützenden Instrumenten, z.B. EDV-Programme, hilfreich.
Manchmal geht es um Kleinigkeiten, wie das Fehlen von Kopierer und Faxgeräten, wodurch unnötig lange Wege und Wartezeiten entstehen, die sich schnell abstellen lassen. Manchmal zeigen ich aber auch Mängel in der Organisation und in der Zusammenarbeit, die größere und längerfristige Maßnahmen (z.B. Aufgabenverteilung, Führungsverhalten) erfordern.
Zahlreiche Gründe sprechen dafür, dass Pflegeeinrichtungen Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen einleiten: Diese sollten nicht nur nicht krank machen, sondern im Gegenteil ein langes und auch gesundes Berufsleben in der Pflege ermöglichen. Dabei ist die Gefährdungsbeurteilung ein gutes Hilfsmittel mit dem gleichzeitig die Pflicht des Arbeitgebers aus dem Arbeitsschutzgesetz erfüllt wird.
Letztlich bleibt auch die Pflegebranche vom demographischen Wandel nicht verschont – auch das Durchschnittsalter der Pflegenden erhöht sich. Allein diese Entwicklung ist Anlass genug, sich über eine Entschleunigung des Arbeitsalltags in der Pflege intensiv Gedanken zu machen, da Zeitdruck mit zunehmendem Alter als zunehmende Belastung erlebt wird.
Quelle: Berufsforschungs- und Beratungsinstitut für interdisziplinäre Technikgestaltung e.V.
Siehe auch unter
Pflege braucht mehr Zeit
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