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Wo ist die Lobby der Pflegekräfte?

Verfasst: 28.07.2008, 08:20
von Kimmi
Aktuelle Informationen zur Pflege ------> http://www.wernerschell.de/ProPflege/index.htm

Wo ist die Lobby der Pflegekräfte?

Die Pflege wird in jeder Hinsichtlich vernachlässigt. Pflegenotstand wird allseits festgestellt. Außer ständigen Ankündigungen, es werde Verbesserungen geben, passiert nichts. Offensichtlich setzt man weiter darauf, dass es sich bei der Pflege ja eigentlich immer noch nicht um keinen richtigen Beruf handele, die dort eingesetzten Kräfte seien weitgehend (wie früher) an Nächstenliebe usw. orientiert unterwegs. Diskussionen über angemessene Vergütungen seien deshalb völlig unnötig.

Andererseits zocken andere Berufsgruppen mächtig ab: Die Ärzte verlangten mal 30% mehr Vergütung, dann ging es um 10 – 15%. Einige Lokführer stellten für ebenfalls unangemessene Forderungen Deutschland auf den Kopf. Es ging dabei auch um rd. 30% mehr. Nun ist es das Personal der Lufthansa, das eben mal 10% mehr Vergütung will. Zuvor hatten die Piloten abkassiert. Und so könnte man die Liste der Maßlosigkeit fortsetzen.

Von angemessenen Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte und gar gerechte Entlohnung für aufreibende Dienste, mit immer mehr Druck und Arbeitsverdichtungen, ist eigentlich kaum die Rede.

Dann kommt noch oben drauf, dass ein Claus Fussek, mit Bundesverdienstkreuz versehen, die Pflegekräfte total runterputzt und gar von 40% ungeeigneten Pflegekräften spricht. Woher nimmt eigentlich ein Sozialpädadogoge, der Pflege nicht gelehrt hat, die Freiheit, solche Freschheiten zu verbreiten? Gut, dass das hier im Forum deutlich angesprochen wurde:
Fussek kritisiert Pflegende - `40 % sind ungeeignet`
viewtopic.php?t=8862

Wo bleiben die Verbände und Gewerkschaftsvertreter, die gegen diese Attacken in Richtung Pflege angehen? Ich denke, dass das Maß allmählich voll ist. Die Pflege muss sich deutlicher zeigen. Die kürzliche Unterschriftenaktion des DBfK konnte doch nur der Auftakt sein!

Dies alles meint eine gefrustete
Kimmi

Pflegekräfte ohne Lobby

Verfasst: 28.07.2008, 21:04
von R.Koep
Hallo Kimmi, mehr sehr geehrten Damen und Herren,

die Abwertung der Pflegekräfte hat in den letzten Jahren nach meinen Ansicht nach, immer mehr zu genommen. Die größte Berufsgruppe zum Wohle des kranken Menschen hat doch das kleinste Rückrat und so gut wie keine Lobby. Während man ständig Berichte liest, wie doch die Ärzte überlastet sind, erscheinen kaum Nachrichten über die Belastungen des Pflegepersonals. Das Pflegepersonal ist doch immer mehr mit Berufsfremden Tätigkeiten beschäftigt und verbringt die meiste Zeit mit Schreibarbeiten.
Auch die Anforderungen der Patienten hat der Maßen zugenommen das diese mit der eigentlichen Aktivierenden Pflege nicht mehr zutuen hat.

Mit freundlichen Grüßen
R.Koep

Pflegekräfte ohne Lobby

Verfasst: 29.07.2008, 06:59
von Gaby Modig
R.Koep hat geschrieben: .... die Abwertung der Pflegekräfte hat in den letzten Jahren nach meinen Ansicht nach, immer mehr zu genommen. Die größte Berufsgruppe zum Wohle des kranken Menschen hat doch das kleinste Rückrat und so gut wie keine Lobby. Während man ständig Berichte liest, wie doch die Ärzte überlastet sind, erscheinen kaum Nachrichten über die Belastungen des Pflegepersonals. Das Pflegepersonal ist doch immer mehr mit Berufsfremden Tätigkeiten beschäftigt und verbringt die meiste Zeit mit Schreibarbeiten.
Auch die Anforderungen der Patienten hat der Maßen zugenommen das diese mit der eigentlichen Aktivierenden Pflege nicht mehr zutuen hat. ...
Hallo,
so ist das leider. Aber wenn es schon keine richtige Pflegelobby gibt, sich die Probleme für die MitarbeiterInnen tagtäglich auftürmen, ist es umso bedauerlicher, dass ein selbsternannter Pflegekritiker, wie Fussek, auf diese Pflegekräfte draufhaut. Peinlich wird es, wenn dann einige Leute "aus sicherer Entfernung" auch noch Beifall klatschen.
MfG
Gaby

Pflege & Pflegekräfte: mehr positive Aufmerksamkeit

Verfasst: 30.07.2008, 15:45
von Marlene Böttinger
Pflege & Pflegekräfte: mehr positive Aufmerksamkeit

Hi,
ich würde mir wünschen, dass die Pflege und die dort arbeitenden Menschen endlich die positive Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen. Die Arbeit ist schwer genug, ohne dass es ständiger niedermachender Bewertungen bedarf. Die Leute, die die Pflege kritisieren, stehen meist "außen vor" oder haben sich in ruhigere Dienstbereiche abgesetzt. Dann kann man prima kritisieren, draufhauen!
Wenn überhaupt: "Der Fisch stinkt vom Kopf".
MfG
Marlene

Pro Pflege .... Startbasis der seriösen Lobbyisten

Verfasst: 05.08.2008, 11:46
von Gerhard Schenker
Pro Pflege .... Startbasis der seriösen Lobbyisten

Hallo,

ich würde mir wünschen, dass sich die seriösen Pflegekritiker endlich zu einer handfesten Lobby zusammen tun könnten. Dazu gehören wird aber sicherlich nicht Claus Fussek, jedenfalls nicht mit seinen momentanen Äußerungen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass die Plattform
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
viewtopic.php?t=9434
eine gute Startbasis für eine "Gemeinschaftsaktion" sein könnte.
Ich bin jedenfalls dabei!
MfG
Gerhard Schenker

Lobby der Pflegenden?

Verfasst: 06.08.2008, 05:38
von Lutz Barth
Nun – die Frage muss ein wenig verwundern!

Sofern es nach dem Selbstverständnis der Berufsverbände der Pflege geht, haben dort die Pflegenden ihre Lobby.

Oder scheint der Ruf nach einer "Lobby" ein Beleg dafür zu sein, dass die Berufsverbände allzusehr im "Haifischbecken" der Selbstverwaltung versuchen, sich "freizuschwimmen" und hierbei ihre Profession aus den Augen verlieren?

Lutz Barth

Lobbyarbeit für die Pflegenden

Verfasst: 07.08.2008, 13:01
von Gaby Modig
Hi Lutz,
grundsätzlich stimme ich zu, dass die Berufsvertretung der Pflegekräfte bei den Berufsverbänden, z.B. DBfK, und den Gewerkschaften, z.B. ver.di, liegt. Dies wird meiner Einschätzung nach auch nicht durch das Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk infrage gestellt. Wenn es dort um eine Lobbyarbeit für die Pflegenden geht, sind m.E. nicht nur die professionellen, sondern wohl auch, oder vielleicht sogar vorrangig, die sonstigen Pflegenden, z.B. die Angehörigen, gemeint. Es geht um eine Unterstützung zu all dem, was es schon gibt.
MfG
Gaby

Pflegekräfte müssen sich organisieren

Verfasst: 14.08.2008, 06:05
von Rob Hüser
Hi,
Pflegekräfte müssen sich organisieren, entweder in Berufsverband oder Gewerkschaft. Bisher ist die Zahl der Organisierten gering, nahezu unbedeutend. Das muss sich m.E. schnellstmöglich ändern. Nur so kann der nötige Druck auf die politisch Verantwortlichen erzeugt werden. Die Pflege muss auch ihre Wünsche und Forderungen "lauter" formulieren.
MfG
Rob

Berufsständige Vertretung der Pflegekräfte stärken

Verfasst: 22.08.2008, 06:58
von Hubert Mueller
Hi,
die berufsständige Vertretung für die Pflegekräfte muss gestärkt werden. Dazu gehört aber auch, dass z.B. der DBfK und DPR sich stärker mit pflegerischen Stellungnahmen in der Öffentlichkeit präsentieren. Unterschriftenaktionen, Demos und Kundgebungen, zusammen mit der Ärzteschaft, z.B. im September 2008 in Berlin, reichen nicht. Es müssen Konzepte auf den Tisch, die interessieren und nachvollziehbar sind.
Wenn es gelingt, die Pflege öffentlich besser zu präsentieren, werden auch mehr Pflegekräfte eine Mitgliedschaft für sinnvoll erachten. Zur Zeit ist die Zahl der Mitglieder in den Pflegeverbünden deutlich zu gering.
MfG
Hubert Müller

Rekrutierung von Mitgliedern?!

Verfasst: 22.08.2008, 07:44
von Lutz Barth
In der Tat ist der Organisationsgrad der Pflegeverbände als gering einzuschätzen und es stellt sich die Frage, warum dies so ist? Vielleicht liegt es ja daran, dass bis dato die Pflegenden selbst das Gefühl haben, dass die Berufspolitik an „ihren“ zentralen Themen vorbeigeht und der Kurs ganz maßgeblich durch „Funktionäre“ bestimmt wird.

Riskieren wir mal eine Prognose mit Blick auf das demnächst zur Veröffentlichung anstehende Gutachten des renommierten Rechtswissenschaftlers Igl, das vom DPR in Auftrag gegeben worden ist.

Hier steht zu vermuten an, dass im Zuge der Neuordnung der Gesundheitsfachberufe u.a. erneut für die Errichtung von Pflegekammern leidenschaftlich plädiert wird. In diesem Sinne könnte also die Lobby der Pflegenden mit einem Schlag geschaffen werden und zwar durch eine „Zwangsmitgliedschaft“. Die Basis wird schlicht „zwangsrekrutiert“. Prinzipiell ist dies durchaus auch verfassungsrechtlich möglich, aber die dahinterstehende Frage, ob dies auch von der Mehrheit der Pflegenden gewünscht ist, steht nach wie vor zur Beantwortung an. Der derzeitige Organisationsgrad lässt eher Skepsis aufkommen.

Nun – wir warten das Gutachten von Igl ab, um dies zunächst kritisch einer Lesung zu unterziehen, um dann in der Folge dezidiert Stellung beziehen zu können. Anlass hierzu besteht allemal, hat doch gerade der DPR in der letzten Zeit die sachverständigen Expertisen (etwa des Sachverständigenrats oder die DKI-Studie) als „Meilensteine“ auf dem Weg zur weiteren Professionalisierung gewertet, während demgegenüber anderen Autoren die Studien eher kritisch beurteilt haben.

Ich darf daran erinnern, dass diesbezüglich der Pflegerechtler Robert Roßbruch vermehrt harsche Kritik geübt hat – eine Kritik, die in der Tat berechtigt war (vgl. dazu etwa „Pflege-Weiterentwicklungsgesetz vom Bundestag verabschiedet, in PflR 04/2008, S. 151; Wie eine Studie und Presseerklärung der DKG den Deutschen Pflegerat frohlocken lässt“, in PflR 05/2008, S. 201)

Lutz Barth

Pflegetätigkeit - nur reiner Akt der Nächstenliebe?

Verfasst: 25.08.2008, 09:52
von Menschenwürdige Pflege
Pflegetätigkeit, erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts als Beruf entwickelt, wird offensichtlich immer noch als reiner Akt der Nächstenliebe verstanden, der eine berufliche Vertretung als nicht erforderlich (überflüssig), oder sogar als unanständig, erscheinen lässt. Diese Sichtweise muss überwunden werden.
Menschenwürdige Pflege darf eine berufliche Grundlage der Handelnden mit allen sich daraus ergebenden Folgerungen nicht ausschließen.

Pflegegewerkschaft

Verfasst: 19.09.2008, 07:43
von Cicero
Hallo,
die Lobby für Pflegekräfte existiert eher nicht. Ver.di vertritt m.E. zuviele Berufsgruppen, um sich wirkungsvoll der Anliegen der Pflegekräfte annehmen zu können. Daher ist der Ruf nach einer Pflegegewerkschaft berechtigt. Wahrscheinlich würden in einer solchen Gewerkschaft, die sich auf eine Berufsgruppe konzentriert endlich die Belange der professionell Pflegenden zielgerichtet wahrgenommen werden können. Es wäre zu hoffen.
MfG
Cicero