Lebenswelten junger Muslime in Deutschland - Studie

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Lebenswelten junger Muslime in Deutschland - Studie

Beitrag von Presse » 02.03.2012, 08:26

Studie veröffentlicht: "Lebenswelten junger Muslime in Deutschland"

Das Ausmaß und die Ursachen radikaler Einstellungen und Verhaltensweisen junger Muslime in Deutschland stehen im Mittelpunkt der am 1. März veröffentlichten Studie "Lebenswelten junger Muslime in Deutschland". Die Untersuchung, die im Auftrag des Bundesinnenministeriums erstellt wurde, zeigt neben positiven Entwicklungen wie der mehrheitlichen Integrationsbereitschaft der Befragten auch besorgniserregende Tendenzen auf. So stellten die Wissenschaftler bei einer kleinen Gruppe streng religiöse und tendenziell gewaltakzeptierende Einstellungen fest. Die Studie wurde von Psychologen, Soziologen und Kommunikationswissenschaftlern der Friedrich-Schiller-Universität Jena, der Jacobs University Bremen, der Johannes Kepler Universität Linz sowie der Gesellschaft für Markt- und Sozialforschung Weimar durchgeführt. Die Gesamtstudie enthält mehrere Forschungsmodule: Eine Mehrgenerationenstudie zur Integration und Werteeinstellungen, eine Auswertung muslimischer Internetforen, Gruppeninterviews mit muslimischen Jugendlichen und eine Auswertung der Berichterstattung von Fernsehsendern deutscher, türkischer und arabischer Sprache. Daneben wurden auch Telefoninterviews mit muslimischen und nichtmuslimischen Jugendlichen geführt.

Die Studie kommt zu folgenden wesentlichen Ergebnissen:
 Es gibt nicht eine muslimische Lebenswelt in Deutschland, sondern zahlreiche ambivalente. Ebenso sind die Beziehungen zwischen der deutschen, nichtmuslimischen Mehrheitsgesellschaft und den in Deutschland lebenden Musliminnen und Muslimen vielschichtig.
 Die Untersuchung zeigte, dass sich alle in Deutschland lebenden Generationen von Muslimen mehrheitlich deutlich vom islamistischen Terrorismus distanzieren. Allerdings erleben sie eine Pauschalverurteilung der Muslime als Terroristen und eine zu vorschnelle Verknüpfung des Islams mit dem Terrorismus.
 Die Mehrzahl der befragten deutschen und nichtdeutschen Muslime ist bestrebt, sich zu integrieren. Demnach befürworten 78 Prozent der deutschen Muslime Integration mehr oder weniger während 22 Prozent eher eine zurückhaltende, die eigene Herkunftskultur betonende Haltung einnehmen. In der Gruppe der nichtdeutschen Muslime finden sich ca. 52 Prozent, die Integration mehr oder weniger befürworten, aber auch 48 Prozent mit starken Separationsneigungen.
 Die Befragungen von Muslimen im Alter zwischen 14 und 32 Jahren ergaben jedoch auch , dass eine Subgruppe existiert, die als "streng Religiöse mit starken Abneigungen gegenüber dem Westen, tendenzieller Gewaltakzeptanz und ohne Integrationstendenz" bezeichnet werden kann. Diese Subgruppe umfasst bei den deutschen Muslime ca. 15 Prozent und in der Gruppe der nichtdeutschen Muslime ca. 24 Prozent.
 Mögliche Ursachen für diese potenziellen Radikalisierungstendenzen liegen vor allem im Ausmaß der "traditionellen Religiosität", der "autoritären Einstellungen", der Orientierung an "Macht" und "Erfolg" sowie der Wahrnehmung bzw. dem Erleben von "gruppenbezogener Diskriminierung".

Die Radikalisierung von Einzeltätern "im Stillen" ist ein Phänomen, das die Sicherheitsbehörden seit einigen Jahren beschäftigt. Zuletzt hatte der am 2. März 2011 verübte islamistisch motivierte Anschlag am Frankfurter Flughafen für Aufsehen gesorgt. Um dieser islamistischen Radikalisierung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen entgegen zu wirken, hat Bundesinnenminister Dr. Hans-Peter Friedrich die "Initiative Sicherheitspartnerschaft – Gemeinsam mit Muslimen für Sicherheit" ins Leben gerufen, mit der die Zusammenarbeit von Sicherheitsbehörden und Muslimen gestärkt werden soll.

Friedrich: "Deutschland achtet die Herkunft und kulturelle Identität seiner Zuwanderer. Aber wir akzeptieren nicht den Import autoritärer, antidemokratischer und religiös-fanatischer Ansichten. Wer Freiheit und Demokratie bekämpft, wird hier keine Zukunft haben – dies klarzumachen, ist die Aufgabe eines jeden".

Die Studie ist unter dem nebenstehenden Link einsehbar >>>> http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Downl ... cationFile

Quelle: Pressemitteilung vom 01.03.2012
Bundesministerium des Innern - Internetredaktion (Referat Presse; Internet)
Alt-Moabit 101 D
10559 Berlin
Telefon: +49-(0)30 18 681-0
E-Mail: poststelle@bmi.bund.de

Kurzzusammenfassung der Studie "Lebenswelten junger Muslime in Deutschland"
http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Stand ... ?nn=109628

Rauel Kombüchen
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Integration findet nicht statt - eher rückläufig

Beitrag von Rauel Kombüchen » 02.03.2012, 10:17

Die vorgestellte Studie deckt sich mit meinen jahrelangen Feststellungen in meinem Wohnumfeld und erscheint mir noch sehr vorsichtig und zurückhaltend formuliert. Wer diese Studie kritisiert bzw. die Ergebnisse bezweifelt, hat keine Ahnung vom wirklichen Leben in Deutschland. Dieses Leben ist in vielen Regionen geprägt von Parallelgesellschaft und Konflikten, die dringend einer Lösung harren. Es ist m.E. an der Zeit, dass die Politik insoweit aufwacht.
Es macht auch wenig Sinn, die gelungenen Integrationsfälle in der Öffentlichkeit vorzustellen. Wir müssen uns mehr darum kümmern, was im großen Stil trotz einiger Erfolge schief läuft.

Rauel K.
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Integration findet nicht statt - eher rückläufig

Beitrag von KPHNeuss » 06.03.2012, 08:33

Rauel Kombüchen hat geschrieben:Die vorgestellte Studie deckt sich mit meinen jahrelangen Feststellungen in meinem Wohnumfeld und erscheint mir noch sehr vorsichtig und zurückhaltend formuliert. Wer diese Studie kritisiert bzw. die Ergebnisse bezweifelt, hat keine Ahnung vom wirklichen Leben in Deutschland. Dieses Leben ist in vielen Regionen geprägt von Parallelgesellschaft und Konflikten, die dringend einer Lösung harren. Es ist m.E. an der Zeit, dass die Politik insoweit aufwacht.
Es macht auch wenig Sinn, die gelungenen Integrationsfälle in der Öffentlichkeit vorzustellen. Wir müssen uns mehr darum kümmern, was im großen Stil trotz einiger Erfolge schief läuft. . ..
Ja, dem kann man beipflichten. In einigen hiesigen städtischen Bezirken gibt es genau solche Wohnsituationen. Es ist allen bekannt, aber niemand wird so richtig aktiv. Integrationsbereitschaft muss deutlicher eingefordert werden. Probleme benennen und Lösungen angehen!

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Beitrag von WernerSchell » 05.02.2013, 07:40

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