Pflege = bessere Arbeitsbedingungen nötig

Arbeits- und Arbeitsschutzrecht, Allgemeine Rechtskunde (einschließlich Staatsrecht), Zivilrecht (z.B. Erbrecht)

Moderator: WernerSchell

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Presse
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Pflege = bessere Arbeitsbedingungen nötig

Beitrag von Presse » 12.10.2011, 17:18

Minister Schneider:
Hohe Fluktuation in den Pflegeberufen – bessere Arbeitsbedingungen sind nötig
Fachtagung zu psychischen Belastungen in den Pflegeberufen


Das Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen teilt mit:

Die Landesregierung will den Arbeitsschutz der 300.000 Pflegekräfte in NRW verbessern. „Pflege ist kein Kinderspiel. Wer in diesem Beruf arbeitet, macht einen wertvollen, aber auch harten Job, der nicht nur hohe körperliche, sondern vor allem auch psychische Belastungen mit sich bringt“, sagte Arbeitsminister Guntram Schneider heute (11. Oktober 2011) in Essen zum Auftakt einer Fachtagung zu psychischen Belastungen in den Pflegeberufen.

Bislang arbeiten Pflegerinnen und Pfleger durchschnittlich sechs Jahre in ihrem Beruf. Bessere Arbeitsbedingungen in den Pflegeberufen – so Minister Schneider weiter – könnten die hohe Fluktuation vermindern und dazu führen, dass die Pflegekräfte länger im Beruf bleiben: „Würde jede Krankenpflegerin und jeder Altenpfleger länger im Beruf arbeiten, hätten wir das Problem des Fachkräftemangels in der Pflege gelöst.“

Auf der Tagung werden Arbeitszeitmodelle und andere Beispiele aus der Praxis vorgestellt, die die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten verbessern können. Eine besondere Rolle spielt darüber hinaus das sogenannte „GDA-Online-Selbstbewertungsinstrument“. Mit diesem interaktiven Tool im Internet können Pflegeeinrichtungen die Ist-Situation in ihrem Betrieb analysieren, anonym mit der anderer Betriebe vergleichen und vor allem individualisierte Hinweise bekommen, wie der Arbeitsschutz und die Arbeitsgestaltung im Betrieb noch weiter verbessert werden können.

„Dies liegt auch im Interesse der Betriebe, denn mit guten Arbeitsbedingungen können sie ihre Beschäftigten an sich binden und so ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern“, sagte der Minister.

Die Pflegeberufe sind die Berufe mit den weitaus meisten Krankheitstagen aufgrund psychischer Erkrankungen: Pro Beschäftigten durchschnittlich 2,1 Tage im Jahr, während im Durchschnitt aller Berufe nur 1,3 Krankheitstage aufgrund psychischer Krankheiten pro Beschäftigten und Jahr anfallen.

Die Fachtagung „Psychische Belastungen“ wird veranstaltet vom Landesarbeitsministerium, der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege und der Unfallkasse Nordrhein-Westfalen. Sie ist Bestandteil der „Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie“ (GDA), in der sich die Arbeitsschutzbehörden der Länder, die Unfallversicherungsträger und der Bund gemeinsam engagieren.

Quelle: Pressemitteilung vom 11.10.2011
http://www.mais.nrw.de/06_Service/001_P ... index.html

Rita Reinartz
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Pflege = bessere Arbeitsbedingungen nötig

Beitrag von Rita Reinartz » 12.10.2011, 17:55

.... Hohe Fluktuation in den Pflegeberufen – bessere Arbeitsbedingungen sind nötig .... [/quote]

Davon reden wir doch in der Pflege seit Jahren und nichts ist geschehen. Gut, dass jetzt das Problem von der Politik erkannt und aufgegriffen wird. Bin sehr gespannt, was konkret geschieht und ob sich tatsächlich etwas ändert. Das muss schnell gehen.

R.R.
Menschenwürdegarantie bedarf bei der Umsetzung entsprechender Rahmenbedingungen. Insoweit gibt es aber Optimierungsbedarf!

PflegeCologne
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Pflege = bessere Arbeitsbedingungen nötig

Beitrag von PflegeCologne » 13.10.2011, 09:21

Presse hat geschrieben: .... Hohe Fluktuation in den Pflegeberufen – bessere Arbeitsbedingungen sind nötig ....
Dass Pflegekräfte nur wenige Jahre im Beruf verbringen und ausscheiden wegen Krankheit oder anderer Orientierung ist seit Jahren bekannt. Dafür gibt es verschiedene Gründe, u.a. sind es die Arbeitsbedingungen. Damit sind die Unzulänglichkeiten vorrangig gemeint, die darin bestehen, dass zu wenig Personal mit immer mehr Pflegeaufwand befasst wird. Das kann nicht funktionieren.
Wenn es die Politik ernst meint, muss sie die Stellenschlüssel für die Heime deutlich verbessern lassen. Alles andere ergibt sich dann von selbst.
Man darf gespannt sein, wie die Landesregierung NRW das Problem konkret angeht. Pressemitteilungen (zur Imagepflege eines Ministers) sind das eine, konkrete Folgerungen das andere.

Pflege Cologene
Alzheimer - eine Krankheit, die mehr Aufmerksamkeit erfordert! - Pflegesystem muss dem angepasst werden, auch, wenn es teurer wird! - Ich bin dabei:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

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Mehr Personal durch bessere Stellenschlüssel

Beitrag von Hildegard Kaiser » 13.10.2011, 12:35

PflegeCologne hat geschrieben: .... Dass Pflegekräfte nur wenige Jahre im Beruf verbringen und ausscheiden wegen Krankheit oder anderer Orientierung ist seit Jahren bekannt. Dafür gibt es verschiedene Gründe, u.a. sind es die Arbeitsbedingungen. Damit sind die Unzulänglichkeiten vorrangig gemeint, die darin bestehen, dass zu wenig Personal mit immer mehr Pflegeaufwand befasst wird. Das kann nicht funktionieren. ....
Ja, ja, es wird viel geredet. Das Thema unzureichende Arbeitsbedingungen in der Pflege macht doch seit Jahren die Runde. Siehe kürzlich auch
viewtopic.php?t=16373
Wir dürfen nicht nebolös von den schlechten Arbeitsbedingungen sprechen. Wir müssen vor allem sagen, dass der Fachpersonal hinten und vorne fehlt. Pflege gibt es zur Zeit nur noch nach Kassenlage und diejenigen, die (noch) an "Bord" sind, bekommen auch noch oben drein die Prügel.

Hilde
Mehr Pflegekräfte = bessere Pflege!

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Pflege = bessere Arbeitsbedingungen nötig

Beitrag von Taube » 16.10.2011, 08:58

Presse hat geschrieben: .... Die Landesregierung will den Arbeitsschutz der 300.000 Pflegekräfte in NRW verbessern. „Pflege ist kein Kinderspiel. Wer in diesem Beruf arbeitet, macht einen wertvollen, aber auch harten Job, der nicht nur hohe körperliche, sondern vor allem auch psychische Belastungen mit sich bringt“, .... Bislang arbeiten Pflegerinnen und Pfleger durchschnittlich sechs Jahre in ihrem Beruf. Bessere Arbeitsbedingungen in den Pflegeberufen .... könnten die hohe Fluktuation vermindern und dazu führen, dass die Pflegekräfte länger im Beruf bleiben: ....
Die Idee, den Arbeitsschutz zu verbessern ist gut und richtig. Allerdings darf man gespannt sein, was die Landesregierung konkret unternehmen wird. M.E. muss sie erst einmal für verbesserte Stellenschlüssel sorgen. Sonst führen alle anderen Maßnahmen ins Leere. Die personelle Entlastung ist in der Pflage das A und O.

Taube
Pflegesystem reformieren - Pflegebegriff erweitern und Finanzierung nachhaltig sichern!
Ich unterstütze daher:
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Pflegeaufstand

Beitrag von Nursing-Neuss » 18.10.2011, 06:59

Es war kürzlich vom Pflegeaufstand die Rede:
viewtopic.php?t=16247
Ich höre und sehe davon nichts (mehr). Die besorgniserregenden Entwicklungen in den Betrieben geben m.E. Veranlassung, alsbald aktiv zu werden.
Nursing Neuss
Das Pflegesystem muss grundlegend reformiert werden. U.a. ist deutlich mehr Pflegepersonal erforderlich!

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Arbeitsbedingungen verbessern und mehr Pflegestellen

Beitrag von PflegeCologne » 30.10.2011, 07:24

Herr Minister Schneider sollte sich einmal mit der Texteinstellung unter
Arbeitssicherheit in Gefahr wg. Personalreduzierung
viewtopic.php?t=16539
befassen. Dort ist von Arbeitsbedingungen die Rede, die wohl dringend einer Verbesserung bedürfen.

Pflege Cologne
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Dieter Radke
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Pflege-Rahmenbedingungen und die Verantwortlichkeiten

Beitrag von Dieter Radke » 31.10.2011, 08:26

Ich habe mich soeben über die Pflege-Rahmenbedingungen und die Verantwortlichkeiten geäußert:
viewtopic.php?t=16531
Dabei habe ich verdeutlicht, dass Reformerfordernisse gegeben sind, die dringenden Handlungsbedarf signalisieren.
MfG Dieter Radke
Menschenwürdige Pflege ohne Ausnahme! - Dafür müssen wir alle eintreten.

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Pflege = bessere Arbeitsbedingungen nötig

Beitrag von KPHNeuss » 01.11.2011, 17:42

Presse hat geschrieben: Hohe Fluktuation in den Pflegeberufen – bessere Arbeitsbedingungen sind nötig
Die Landesregierung will den Arbeitsschutz der 300.000 Pflegekräfte in NRW verbessern. „Pflege ist kein Kinderspiel. Wer in diesem Beruf arbeitet, macht einen wertvollen, aber auch harten Job, der nicht nur hohe körperliche, sondern vor allem auch psychische Belastungen mit sich bringt“, Bislang arbeiten Pflegerinnen und Pfleger durchschnittlich sechs Jahre in ihrem Beruf. Bessere Arbeitsbedingungen in den Pflegeberufen – so Minister Schneider weiter – könnten die hohe Fluktuation vermindern und dazu führen, dass die Pflegekräfte länger im Beruf bleiben: „Würde jede Krankenpflegerin und jeder Altenpfleger länger im Beruf arbeiten, hätten wir das Problem des Fachkräftemangels in der Pflege gelöst.“...


Hier werden Weisheiten verkündet, die seit Jahren bekannt sind. Was wird denn die Landesregierung konkret unternehmen? Sie soll sich vorrangig für bessere Stellenschlüssel in der Pflege einsetzen. Das wäre mehr als die halbe Miete. Die vorhandenen Kräfte brauchen deutlich Entlastung - und die gibt es nur durch mehr Personal.

KPH Neuss
Für eine uneingeschränkt gute Pflege müssen wir alle eintreten - die Verfassung enthält die entscheidenden Wertegrundsätze: Die Menschenwürde ist unantastbar!

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Psychische Belastungen am Arbeitsplatz

Beitrag von Service » 07.11.2011, 07:32

Psychische Belastungen am Arbeitsplatz verursachen Kosten in Milliardenhöhe

(Quelle: Hans-Böckler-Stiftung) Arbeitsbedingte psychische Belastungen verursachen in Deutschland jährlich Kosten von gut sieben bis knapp 30 Milliarden Euro - je nachdem, ob man sich dabei auf arbeitsbedingte psychische Störungen im engen Sinne konzentriert, oder auch körperliche Erkrankungen hinzurechnet, die auf psychische Belastungen am Arbeitsplatz zurückzuführen sind. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue, von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie. Weiteres Ergebnis: Betriebliche Präventionsprogramme nutzen nicht nur der Gesundheit der Beschäftigten, sondern zahlen sich auch wirtschaftlich aus.

Psychische Störungen verursachten im Jahr 2008 insgesamt Behandlungskosten von knapp 29 Milliarden Euro. Die indirekten Kosten betrugen sogar 45 Milliarden Euro. Dieser Wert ergibt sich aus der Zahl der ausgefallenen Arbeitstage multipliziert mit dem Betrag, den ein durchschnittlicher Arbeitnehmer pro Tag erwirtschaftet. In diesen Gesamtzahlen sind die Kosten sämtlicher psychischer Störungen enthalten - unabhängig davon, welchen Grund sie hatten. Das haben der Epidemiologe Dr. Wolfgang Bödeker und der Mathematiker Michael Friedrichs im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung ermittelt.

Psychische Probleme seien eine wesentliche Ursache für Arbeitsunfähigkeit und Frühverrentung, schreiben die Wissenschaftler vom Bundesverband der Betriebskrankenkassen beziehungsweise vom Institut für Prävention und Gesundheitsförderung an der Uniklinik Essen. Unter psychische Störungen fällt eine ganze Reihe von Krankheitsbildern. Mit Abstand am häufigsten sind Arbeitsausfälle durch gesundheitliche Einschränkungen der Kategorie "neurotische, belastungs- und somatoforme Störungen", dazu gehören etwa Angstzustände. Auf Rang zwei folgen die "affektiven Störungen", beispielsweise Depressionen. Wiederum mit großem Abstand folgen Suchtprobleme. Bödeker und Friedrichs verwenden für ihre Berechnungen Daten des Statistischen Bundesamtes sowie Krankenkassenstatistiken.

Aus den unterschiedlichen Erkrankungsrisiken verschiedener Berufsgruppen und weiteren statistischen Informationen lässt sich den Wissenschaftlern zufolge auch ermitteln, welche Kosten auf Gesundheitsstörungen entfallen, die unmittelbar aus dem Berufsleben resultieren; das heißt "durch Arbeitsbedingungen ganz oder teilweise verursacht sind beziehungsweise in ihrem Verlauf ungünstig beeinflusst werden".

Die Kosten arbeitsbedingter psychischer Störungen veranschlagen die Forscher auf 7,1 Milliarden Euro jährlich. Neben den direkten Behandlungskosten beinhaltet die Zahl Kosten des Arbeitsausfalls, Krankengeldzahlungen der Krankenkassen, Kosten krankheitsbedingter Frühverrentungen und Einnahmeverluste sowie Zusatzausgaben der Rentenversicherung.

Psychische Belastungen am Arbeitsplatz - etwa hoher Leistungsdruck oder geringe Entscheidungsspielräume - können sich aber nicht nur direkt in psychischen Erkrankungen äußern. Auch Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems, Kreislauf- sowie Magen- und Darmerkrankungen können die Folge psychisch belastender Arbeitsbedingungen sein. Bezieht man dies in die Schätzung der gesamtwirtschaftlichen Kosten ein, so ist der volkswirtschaftliche Schaden noch erheblich größer als die reinen Kosten psychischer Störungen: Zusammengenommen kommen die Forscher auf rund 10 Milliarden direkte und gut 19 Milliarden Euro indirekte Kosten.

Bödeker und Friedrichs weisen darauf hin, dass betriebliche Gesundheitspolitik einen Beitrag leisten kann, den wirtschaftlichen Schaden von psychischen Erkrankungen und Belastungen zu reduzieren. Zahlreiche Studien aus den USA belegten, dass sich Präventionsmaßnahmen in aller Regel auszahlen - nicht nur gesamtwirtschaftlich, sondern auch für das einzelne Unternehmen. Nach unterschiedlichen Untersuchungen erzielt ein in Gesundheitsprävention investierter Dollar Erträge zwischen zwei und zehn Dollar.

Download: http://www.boeckler.de/pdf/p_mbf_regellungsluecke.pdf

Quelle: Mitteilung vom 06.11.2011
Verband Kirchlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Rheinland-Westfalen-Lippe
Weißenburger Straße 12
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Tel.: 0231/ 579743
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E-Mail: info@vkm-rwl.de

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