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KITA-Streik - und was lernt die Pflege daraus ?
Verfasst: 18.05.2009, 07:21
von Gaby Modig
KITA-MitarbeiterInnen der kommunalen Einrichtungen im Streik
Mein Verständnis dafür hält sich in Grenzen!
Die Medienberichte überschlagen sich wieder einmal. Kita-MitarbeiterInnen leiden unter großer Belastung, die Gesundheit ist gefährdet. Gehälter sind unzureichend. ....
Dieses pauschale Gejammere kann ich nicht ganz nachvollziehen. Es mag sein, dass die Kita-MitarbeiterInnen eine bessere Entlohnung verdienen. Gut, dafür kann man eintreten.
Wenn aber die Arbeitsbedingungen beklagt werden, und dann vor allem auf das laute Kindergeschrei verwiesen wird, hört mein Verständnis fast auf. Man könnte auch sagen: Wie schön wäre ein Kindergarten, wenn nur die (lauten) Kinder nicht wären.
Würde man ähnliche Maßstäbe für die Pflegenden anlegen: müssten diese sofort alle ihren Beruf aufgeben.
Das meint, durchaus kinderfreundlich:
Gaby
KITA-MitarbeiterInnen im Streik - Unverständnis !
Verfasst: 18.05.2009, 07:55
von Cicero
Gaby Modig hat geschrieben: ... Dieses pauschale Gejammere kann ich nicht ganz nachvollziehen. Es mag sein, dass die Kita-MitarbeiterInnen eine bessere Entlohnung verdienen. Gut, dafür kann man eintreten.
Wenn aber die Arbeitsbedingungen beklagt werden, und dann vor allem auf das laute Kindergeschrei verwiesen wird, hört mein Verständnis fast auf. Man könnte auch sagen: Wie schon wäre ein Kindergarten, wenn nur die (lauten) Kinder nicht wären. ...
Hallo Gaby / und andere,
ich sehe die Streikaktionen auch sehr kritisch. Dabei geht es u.a. um Aktionen gegen Kinderlärm und Arbeitsbedingungen, die zwangsläufig mit dem Kinderverhalten zu tun haben. Wer solche Umstände nicht ertragen mag, ist wohl in einer Kindertagesstätte fehl am Platze. Er sollte sich einen anderen Beruf suchen. Schlage Förster vor. Im Wald ist es meist sehr ruhig.
MfG
Cicero
Bessere Qualifizierung und Vergütung
Verfasst: 18.05.2009, 08:10
von PflegeCologne
Guten Morgen im Forum!
Der jetzige Streik bringt Eltern und Kinder in arge Probleme. Dies ist sehr bedauerlich, zumal ich den Eindruck habe, dass die Möglichkeiten, auf dem Verhandlungswege weiter zu kommen, noch nicht ausgereizt sind. Offensichtlich wollen hier die Gewerkschaften, auch mit Rücksicht auf die anstehenden Wahlen, Macht und Einfluss demonstrieren.
Viele Argumente, die jetzt von den Streikenden vorgetragen werden, sind, wie schon ausgeführt wurde, nicht verständlich, völlig abwegig. Dass ErzieherInnen eine bessere Qualifizierung benötigen und damit auch eine höhere Vergütung beanspruchen können, ist im politischen Bereich nahezu unbestritten. Man braucht nur ein wenig Geduld, um hier zu Ergebnissen zu kommen. Weshalb also der Streik auf Kosten der Familien?
Mit freundlichen Grüßen
PflegeCologne
Kita-Streiks werden fortgesetzt
Verfasst: 18.05.2009, 08:58
von Presse
Kita-Streiks werden fortgesetzt
Der Arbeitskampf geht weiter: In mehreren Bundesländern blieben am Morgen kommunale Kindertagesstätten geschlossen. Die Gewerkschaften ver.di und GEW wollen einen besseren Gesundheitssschutz für die Beschäftigten durchsetzen. Die Arbeitgeber bezweifeln die Rechtmäßigkeit des Streiks. [mehr]
http://mail.tagesschau.de/red.php?lid=42449&ln=4
Pflaster auf Kindermünder?
Verfasst: 19.05.2009, 07:15
von Rauel Kombüchen
Gerechte Bezahlung auch für Kita-MitarbeiterInnen. Insoweit keine Bedenken. Wenn allerdings die Umstände beklagt weiter, die zwangsläufig mit Kindern verbunden sind, fehlt (fast) jedes Verständnis. Wie soll denn die geforderte Gesundheitsförderung aussehen? Ohrstöpsel für die MitarbeiterInnen oder Pflaster auf Kindermünder? Alles in allem halte ich die Streiks für nicht geboten - zumindest für verfrüht, weil die Verhandlungen (noch) nicht ausreichend geführt sind.
Wo bleiben eigentlich die Gewerkschaften, wenn es um die verbesserte Vergütung von Pflegekräften geht und wo sind die Kampfmaßnahmen, wenn es gilt, die Arbeitsverdichtungen im Gesundheitswesen zu beklagen? Für Ärzte wird gekämpft, aber nicht für die Pflegekräfte.
Rauel K.
Warum die Aufregung?
Verfasst: 19.05.2009, 08:46
von Lutz Barth
Nun - auch auf die Gefahr hin, hier mal wieder als streitbarer Zeitgenosse in Erscheinung zu treten, darf darauf hingewiesen werden, dass diejenigen, "die Freiheit für sich reklamieren", auch dieses Recht Anderen zugestehen sollte.
Ein Blick in Art. 9 III GG uns insbesondere in die Arbeitskampfrechtsprechung des BAG erhellt denn auch den Sinn und Zweck von Arbeitskampfmaßnahmen und so wie die beruflich Pflegenden ihre eigenen Probleme identifiziert und ggf. durchsetzt, sollte es auch anderen Berufsgruppen gestattet sein, für ihre Arbeitsbedingungen nachhaltig einzutreten und ggf. hierfür auch zu streiken., mal ganz davon abgesehen, dass erkennbar die Mehrheit der Bevölkerung hierzu Verständnis aufbringt.
"Wo bleiben eigentlich die Gewerkschaften, wenn es um die verbesserte Vergütung von Pflegekräften geht und wo sind die Kampfmaßnahmen, wenn es gilt, die Arbeitsverdichtungen im Gesundheitswesen zu beklagen? Für Ärzte wird gekämpft, aber nicht für die Pflegekräfte", so R. Kombüchen in seinem vorstehenden Statement. Diese Frage scheint berechtigt zu sein und sollte in erster Linie an richtigen Adressaten zu stellen sein. Die Pflegeberufsverbände schicken sich an, im "Haifischbecken der Selbstverwaltungskörperschaften" mitzuschwimmen und gelegentlich könnte der Eindruck entstehen, dass jedenfalls der Aufstieg in der allgemeinen Professionalisierungsskala eher im Interesse der Funktionäre zu liegen scheint, als die ohne Frage gebotene Verbesserung (auch der materiellen) Arbeitsbedingungen in der Pflege.
Andererseits soll hier natürlich nicht unerwähnt bleiben, dass auch die beruflich Pflegenden (zu Recht) gesundheitliche Belastungen ins Feld führen, wenn es darum geht, eben den Arbeitsalltag angemessen zu gestalten. Insofern finde ich es ein wenig ungehörig, die von den Erzieherinnen ins Feld geführten Argumente gerade mit Blick auf die gesundheitliche Belastung nicht ausreichend zur Kenntnis nehmen zu wollen.
Ein Streik führt zwangsläufig zu Unannehmlichkeiten und dies wird die Bevölkerung hinzunehmen haben. Es sei daran erinnert, dass das Streikrecht insoweit "notstandsverfassungsfest" ist - will heißen, dass das Arbeitskampfrecht ein durchaus bedeutsames subjektives Recht darstellt, dass nicht allzu leichtfertig mit irgendwelchen Bequemlichkeiten ad absurdum zu führen ist.
Im Übrigen bliebe es den beruflich Pflegenden auch unbenommen, ggf. zu "streiken" - wie es gelegentlich auch vorkommt. Hier käme auch keiner ernsthaft auf die Idee, dass Streikrecht unterbinden zu wollen, weil vielleicht die eine oder die andere Forderung "überzogen" oder nicht "stichhaltig" zu sein scheint. Diesbezüglich Versuche, ggf. das Streikrecht mit einer Arzt- oder Pflegeethik "beschneiden zu wollen", sind stets gescheitert!
Das Koalitionsrecht nebst der Arbeitskampfgarantie genießen einen hohen Rang in unserer Verfassungsordnung, dass zu akzeptieren ist.
Mfg.
Kitastreiks mehr als fragwürdig
Verfasst: 27.05.2009, 07:25
von Gerhard Schenker
Soeben hörte ich bei WDR 2, Radio, ein Interview mit einem Kita-Vertreter. Er sollte erläutern, welche gesundheitlichen Voraussetzungen sich denn ändern sollten. Nichts kam rüber. Mein Eindruck der Streikaktionen: Soweit die besseren Arbeitsbedingungen gmeint sind, könnte man auch sagen - die Kinder stören, sind für uns Last. - Da bleibt einem die Spucke weg.
Verständnis kann man haben für Vergütungsforderungen. Alles andere ist aber nicht nachvollziehbar.
Es gibt offensichtlich handfeste Arbeitgeberangebote. Die Streikaktionen sind daher mehr als problematisch. Familien werden seit Tagen in größte Schwierigkeiten gebracht.
G.Sch.
KITA-MitarbeiterInnen auf Irrweg
Verfasst: 28.05.2009, 08:38
von Gaby Modig
Gaby Modig hat geschrieben: ... Dieses pauschale Gejammere kann ich nicht ganz nachvollziehen. Es mag sein, dass die Kita-MitarbeiterInnen eine bessere Entlohnung verdienen. Gut, dafür kann man eintreten.
Wenn aber die Arbeitsbedingungen beklagt werden, und dann vor allem auf das laute Kindergeschrei verwiesen wird, hört mein Verständnis fast auf. Man könnte auch sagen: Wie schon wäre ein Kindergarten, wenn nur die (lauten) Kinder nicht wären. ...
Inzwischen habe ich die umfänglichen Presseberichte studiert und konnte mit Genugtuung feststellen, dass meine Anmerkung in ähnlicher Weise auch von anderen Kommentatoren aufgegriffen wurde. Die Kita-MitarbeiterInnen sind, "verführt" durch die Gewerkschaft (?), auf einem Irrweg.
Man kann eigentlich nur raten: schnell an den Verhandlungstisch und berufliche Tätigkeit umgehend wieder aufnehmen.
Gaby Modig
Kitastreik nicht gerechtfertigt
Verfasst: 29.05.2009, 07:59
von Anja Jansen
Hallo Gaby,
ich bin mit Dir der Meinung, dass der jetzige Kitastreik nicht gerechtfertigt ist. Würden die bundesdeutschen Pflegekräfte entsprechend reagieren, würden sie sofort die Arbeit hinschmeißen und nie mehr in den Beruf zurückkehren.
Lb. Grüße
Anja
Eltern sind ebenfalls stinkig
Verfasst: 02.06.2009, 07:07
von Gaby Modig
Guten Morgen Anja,
schön, dass Du meiner Meinung bist. Heute früh berichtet der WDR erneut lebhaft über die Kitaaktionen. Ich kann das alles wirklich nicht nachvollziehen. Einige Bekannte sind auch mehr als stinkig, weil sie ihre Kinder nicht mehr unterbringen können, völlig in der Luft hängen.
MfG Gaby
Bürgerliche Tugenden!
Verfasst: 02.06.2009, 07:53
von Lutz Barth
Mit Verlaub - ich verstehe die Aufregung nicht!
Schaut doch einfach mal in die Verfassung und in die Arbeitskampfrechtsprechung des BAG; auch den Kita-Mitarbeiterin steht das Streikrecht zu und sofern mit einem Streik Unannehmlichkeiten verbunden sind, ist dies gerade eine der Hauptfunktionen des Streiks. nämlich Druck auf den Verhandlungspartner aufzubauen.
Sofern allerdings nunmehr der "Leidensdruck" und damit die Fähigkeit der beruflichen Pflegenden, ggf. auch dieses "Leid" aufgrund internalisierter bürgerlicher Tugenden bei ihrer konkreten Berufsübung tragen zu können, als Argument eingeführt wird, ggf. den Streik der Kita-MitarbeiterInnen kritisieren zu können, muss daran erinnert werden, dass es selbstverständlich den beruflich Pflegenden auch zusteht, ggf. für ihre Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen zu streiken, wie dies letztlich auch geschieht. Da käme auch keiner auf die Idee, die eine oder andere Forderung als nicht so gewichtig einzustufen, dass gleichsam hieraus Restriktionen für das verfassungsrechtlich verbürgte Streikrecht folgen.
Das gelegentlich anzutreffende "Helfersyndrom" sollte eine Profession - also auch die der Pflegenden - nicht davon abhalten, im Zweifel für ihre Ziele nachhaltig einzutreten.
Oder soll künftig im Rahmen einer Pflegeethik und ggf. eines eigenständigen beruflichen Eides zugleich darauf gedrängt werden, dass hierin auf "Streikmassnahmen" aus Gründen des übergeordneten Patientenwohls generell verzichtet wird? Der Arbeitsgeber wird`s ihnen danken...
Streik "gegen die Kinder"
Verfasst: 02.06.2009, 08:06
von Anja Jansen
Hallo Herr Barth,
es gibt hier wohl niemanden, der grundsätzlich etwas berechtigte Streiks hätte. Für eine angemessene Vergütung einzutreten, geht in Ordnung, auch bei Kita-Mitarbeiterinnen.
Was ärgert, ist der Einsatz mittels Streik für einen "Gesundheitstarifvertrag". Vereinfacht wurde es ja schon benannt: Die Kinder mit ihrem lauten Geschrei und der Notwendigkeit, gelegentlich getragen werden zu müssen (... usw), werden als "Störenfriede" beschrieben. Das ist der Punkt, über den man sich aufregen muss und der die gesamten Streikmaßnahme fragwürdig erscheinen lässt.
MfG Anja
Wenig überzeugend
Verfasst: 02.06.2009, 08:35
von Lutz Barth
Frau Jansen,
Ihre Position vermag insofern nicht zu überzeugen, weil es auch ein berechtigtes Anliegen ist, für einen verbesserten Gesundheitsschutz einzutreten - im Übrigen ein legitimes Ziel, was auch den beruflich Pflegenden nicht fremd ist.
Den Streik darauf reduzieren zu wollen, dass die zu betreuenden Kinder als "Störenfriede" bezeichnet werden, halte ich denn eher für zu platt, mag dies auch in den Medien gelegentlich so "rüberkommen".
Insofern sollte hier eine Differenzierung erfolgen und letztlich nicht darin münden, dass ggf. diejenigen KITA-Mitarbeiter, die für einen besseren Gesundheitsschutz eintreten, ggf. ihren Beruf verfehlt haben. Sofern es hierzu arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse gibt, sollten diese tunlichst zur Anwendung gelangen.
Im Übrigen käme auch keiner auf die Idee, zunächst einmal pauschal zu behaupten, dass diejenigen Pflegekräfte, die um ihres Aufstiegs in der allgemeinen Professionalisierungsskala wegen unvermindert den Ruf nach der Übernahme genuin ärztlicher Tätigkeiten erschallen lassen, wohl ihren "Beruf" verfehlt haben; vielleicht wäre es da sinnvoller gewesen, Medizin zu studieren.
Insofern plädiere ich ein wenig zur Zurückhaltung, wenn es darum geht, berufspolitische Aktivitäten einer anderen Profession "maßregeln" zu wollen. Die Pflege wird es einstweilen akzeptieren müssen, dass sie derzeit nicht im "Rampenlicht" der Öffentlichkeit steht.
Lohnzuwachs für Erzieher ... und das Pflegepersonal ?
Verfasst: 29.07.2009, 13:22
von Presse
Fuldaer Zeitung, Seite 1 „Kita – Erzieher erhalten hohen Lohnzuwachs“
28.02.2009
L
eserbrief:
Kinderbetreuung sichert die Zukunft unseres Landes.
Unsere Kinder von heute zahlen morgen Steuern und Abgaben.
So sehr ich den Kita – Betreuerinnen und -betreuern diese Verbesserung der Arbeitsbedingungen aus tiefstem Herzen gönne,
so sehr frage ich verdi & Co: Warum setzen diese sich nicht mit gleicher Vehemenz
für das Pflege- und Betreuungspersonal in Krankenhäusern, Altenheimen, Einrichtungen der Behindertenhilfe ein ?
D A gibt es viel zu tun !
Horst Lucht , parteilos
Dr.-Kopp-Str. 17
36043 Fulda
T: 0661 / 65217
E-mail:
horst.lucht@gmx.de
Power muss her, - - - - -
Verfasst: 29.07.2009, 16:30
von HorstHessen
- - - - - - - - denn SO kann und darf es in der "Pflege" in Deutschland nicht weitergehen.
Hier gibt es wohl nicht nur aus meiner Sicht eine Bringepflicht des Staates.
Frau Merkel MUSS GEZWUNGEN WERDEN, das Ganze zur Chefsache zu machen und endlich ohne Wenn und Aber zu tun, zu handeln.
Pflege ist Menschenrecht.
Die Bundesregierung soll endlich aufhören, auf dem internationalen Parkett Menschenrechte einzufordern und hier die Pflege als "notwendiges Übel" zu behandeln.
Pflege ist Menschenrecht !!!!!!!!!!!!!!!!