Nötigung bei Krankschreibung ?

Arbeits- und Arbeitsschutzrecht, Allgemeine Rechtskunde (einschließlich Staatsrecht), Zivilrecht (z.B. Erbrecht)

Moderator: WernerSchell

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R.Koep
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Nötigung bei Krankschreibung ?

Beitrag von R.Koep » 21.11.2008, 11:38

Nötigung bei Krankschreibung ?

Hallo,

Folgende Situation:
* Krankmeldung am 15.11. (Samstag) - telefonisch auf Station
* Krankmeldung am 17.11. (Montag) 12h nach Arztbesuch bis
voraussichtlich 20.11. - telefonisch auf Station, Fax & Brief an AG
* Krankmeldung am 20.11. (Donnerstag) nach Arztbesuch 12h,
voraussichtlich bis 27.11. - telefonisch auf Station, Verlängerung per Post

Kurz nach der Anmeldung kommt der Rückruf von der PDL, die den AN dazu auffordert vor dem 27.11. sich zu melden und anzukündigen, wie lange der Arbeitsausfall noch andauern wird.

Ist das Nötigung? Kann man sich dagegen wehren?
Diese Situation hat sich in einen Krankenhaus zugetragen.

Mit freundlichen Grüßen
R.Koep

Rob Hüser
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Arbeitnehmer unter Druck gesetzt - aber keine Nötigung

Beitrag von Rob Hüser » 21.11.2008, 13:32

Arbeitnehmer unter Druck gesetzt - aber keine Nötigung

Hallo,
angesichts der geschilderten Situation nehme ich an, dass der Arbeitnehmer durch den PDL-Anruf, wie lange wird die Krankschreibung noch anhalten, unter Druck gesetzt werden sollte mit dem Ziel, die baldige Wiederaufnahme der Arbeit ins Auge zu fassen. Die PDL, zur Rede gestellt, wird aber möglicherweise erklären, man habe sich nur fürsorglich erkundigen wollen, um ggf. Hilfe anbieten zu können.
Für einen strafrechtlich relevanten Vorwurf der "Nötigung" liegen m.E. die Voraussetzungen nicht vor, zumal auch kein "Übel" angedroht wurde, z.B.: Wenn sie nicht bald kommen, werden wir an eine Kündigung denken müssen.
Ich sehe in dem Anruf, vorsichtig gesagt, eine unschöne Aktion, aber weitere Folgerungen würde ich daraus zunächst nicht ableiten. Oder gibt es weitere Deutungsmöglichkeiten in der Angelegenheit?
MfG
Rob
Das Pflegesystem muss dringend zukunftsfest reformiert werden!

Gaby Modig
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Anruf bei Krankheit noch keine Nötigung

Beitrag von Gaby Modig » 21.11.2008, 14:44

Hallo,
stimme Rob zu. Auch wenn möglicherweise dem Anruf unredliche Absichten zugrunde lagen, eine "Nötigung", gegen die man vorgehen könnte, ist wohl nicht gegeben. Siehe zur Nötigung auch:
http://de.wikipedia.org/wiki/N%C3%B6tigung
MFG
Gaby
Pflegesystem verbessern - weg von der Minutenpflege. Mehr Pflegepersonal ist vonnöten!

Cornelia Süstersell
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Keine Nötigung - aber dennoch unschön !

Beitrag von Cornelia Süstersell » 22.11.2008, 08:26

Ich habe es in meinem Arbeitsumfeld auch schon erlebt, dass man einen arbeitsunfähig geschriebenen Kollegen Zuhause angerufen hat, um sich zu erkundigen, wie es weiter geht. Hintergrund: der Kollege hatte im Betrieb eine Lücke hinterlassen, die es möglichst bald zu schließen galt. Daher wurde durch das Telefonat ein Signal gegeben: Wir erwarten Dich! Das Gespräch wurde natürlich in geeigneter Form geführt, so dass die wirkliche Absicht nicht deutlich wurde.
Ich denke, so läuft es öfter. Allerdings sehe ich für Folgerungen, weil vielleicht Nötigung, keine Möglichkeiten. Man muss mit solchen Situationen leben.

Cornelia
Ich trete für eine menschenwürdige Pflege ein und halte für es zwingend, mehr Pflegepersonal einzustellen.

R.Koep
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PDL hat mehrfach per Telefon auf AN eingewirkt

Beitrag von R.Koep » 22.11.2008, 12:46

Hallo Cornelia,

die PDL hat in den letzten Monaten desöftern durch solche Telefonate auf sich aufmerksam gemacht. Nach einigen Angaben wurden die Kollegen zu Herzen gelegt: Denken Sie daran, es geht um ihren Job", ohne weiteren Kommentar. Am Rande bemerkt, war diese PDL selbst im letzten Jahr drei mal Erkrankt.
Daher wurde durch das Telefonat ein Signal gegeben: Wir erwarten Dich!

Mit freundlichen Grüßen und all den guten Wünschen für ein schönes Wochenende
R.Koep

conny24
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Beitrag von conny24 » 23.11.2008, 07:39

Guten Morgen !

Das PDL-Verhalten deutet auf einen Missstand, der nicht selten anzutreffen ist. Nach meinen Erfahrungen wird immer wieder versucht, Druck auf arbeitsunfähige Kollegen auszuüben. So wurde mir ein Fall bekannt, wo man sich sogar erkundigt hat, welche Therapie denn laufe und ob das alles so richtig sei.
Es gibt aber auch andererseits Vorstellungen darüber, dass Arbeitgeber im Rahmen eines "gesundheitsförderlichen Betriebes" herausfinden sollen, wo Schwachstellen organisatorischer Art sind. Dazu hällt man dann Gespräche mit den Arbeitnehmern für erforderlich.
Wie es scheint, werden aber in diesem Zusammenhang richtiges Verhalten zur Aufhellung betrieblicher Schwachstellen mit Druck auf Kranke verwechselt. Da muss man in angemessener Weise gegen halten.

MfG Conny
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss) tritt für menschenwürdige Pflege ein - jetzt und überall! - Näheres unter:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

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