Situation Demenzkranker verbessern !

Gesundheitswesen, Krankenhaus- und Heimwesen, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Arzneimittel- und Lebensmittelwesen, Infektionsschutzrecht, Sozialrecht (z.B. Krankenversicherung, Pflegeversicherung) einschl. Sozialhilfe und private Versorgung

Moderator: WernerSchell

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Gast

Situation Demenzkranker verbessern !

Beitrag von Gast » 27.09.2003, 15:49

MDS: Reform der Pflegeversicherung muss Versorgungssituation von Demenzkranken verbessern

„Die angestrebte Reform der Pflegeversicherung muss zu einer deutlich besseren Versorgung auch der Demenzkranken führen“, erklärte Dr. Peter Pick, Geschäftsführer des Medizinischen Dienstes der Spitzenverbände der Krankenkassen (MDS), am Freitag auf der Tagung des Landesverbandes der „Alzheimer Gesellschaften Nordrhein-Westfalen“ in Düsseldorf. Grundsätzlich begrüßt der MDS das klare Votum der Rürup-Kommission zur Beibehaltung und Weiterentwicklung der Pflegeversicherung.

Entscheidend sei, den besonderen Hilfebedarf der Dementen bei der Bemessung der Pflegebedürftigkeit einzubeziehen. Dazu Pick: „Es ist daher dringend erforderlich, den spezifischen Hilfebedarf dieser Personengruppe in einem umfassenderen Pflegebegriff zu berücksichtigen. Nur so kann es gelingen, die begrenzten Mittel der Pflegeversicherung dort einzusetzen, wo sie nachweislich benötigt werden.“
Dies trage insbesondere auch zu einer stärkeren Entlastung der pflegenden Angehörigen bei. Auch das Ziel, den Verbleib der Pflegebedürftigen in der eigenen Wohnung so lange es geht zu ermöglichen, könne auf diesem Wege besser erreicht werden. Die im Rürup-Konzept vorgesehene Dynamisierung der Leistungen sei sinnvoll und längst überfällig, so Pick.

Darüber hinaus sieht der MDS Handlungsbedarf beim Ausbau der Entlastungsangebote für pflegende Angehörige von Demenzkranken, der Erprobung und Etablierung neuer Versorgungsformen, wie etwa Wohngemeinschaften, sowie bei der vernetzten und integrierten Versorgung von Dementen im Rahmen von Disease-Management-Programmen. Auch sei es erforderlich, für eine adäquate Leistungsgestaltung ein aktives Case-Management einzuführen. Dies könnte eine neue Aufgabe für professionell Pflegende werden.

Demenz nimmt mit steigendem Alter zu: In Deutschland leiden rund 950.000 Menschen an mittelschwerer und schwer ausgeprägter Demenz. Bis zum Jahr 2050 wird aufgrund der demografischen Entwicklung sowie der steigenden Lebenserwartung mit insgesamt über 2 Millionen Demenzkranken gerechnet.

Der Medizinische Dienst ist der Beratungs- und Begutachtungsdienst für die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung. Nach einer Untersuchung des MDS haben im Jahre 1999 rund 900.000 Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz, zu denen die Dementen zählen, Leistungen aus der Pflegeversicherung erhalten.

Quelle: Pressemitteilung vom 26.9.2003
Medizinischer Dienst der Spitzenverbände der Krankenkassen e.V.,
Lützowstr. 53, 45141 Essen, Telefon 0201/8327-0, Telefax 0201/8327-3-100
Ansprechpartnerin: Silke Martmann-Sprenger (115)

Gast

Demenz - neue Leitlinien

Beitrag von Gast » 25.10.2003, 17:57

Universität Witten/Herdecke bringt neue Leitlinien für Mediziner und Betroffene

Noch immer wird die Demenz als natürlicher, nicht beeinflussbarer Alterungsvorgang angesehen. Die moderne Medizin betrachtet den Verfall der mentalen Fähigkeiten im Alter dagegen als behandlungsbedürftige Erkrankung mit hoher gesundheits-politischer Brisanz: Schon heute gibt es ca. eine Million Demenz-Kranke in Deutschland; bis zum Jahr 2050 wird eine Verdoppelung dieser Zahl erwartet.

Um die Autonomie der Betroffenen so lange wie möglich zu erhalten, bedarf es rechtzeitiger Diagnostik: Haus- und Allgemeinärzte können Frühsymptome erkennen und die notwendigen Untersuchungen einleiten. Dazu eignen sich einfache Testverfahren, in besonderen Fällen auch ein Computertomogramm oder eine Kernspintomographie. Doch wozu das alles, wenn sich der Verlauf der Erkrankung nicht aufhalten lässt? Aktuelle Studien zeigen: Nichtmedikamentöse Maßnahmen können Symptome wie Angst oder Unruhe positiv beeinflussen. Moderne Medikamente sind in vielen Fällen in der Lage, das Fortschreiten der Erkrankung zu verzögern - und damit die Lebensqualität von Betroffenen und Angehörigen zu verbessern. Zusammengefasst und für die ärztliche Praxis aufbereitet wurden diese Studienergebnisse jetzt in der aktualisierten Leitlinie "Demenz" des medizinischen Wissensnetzwerkes evidence.de der Universität Witten/Herdecke.

Leitlinienautor und Allgemeinarzt Dr. Horst Christian Vollmar: "Über den Weg der Leitlinie wollen wir diese wichtigen wissenschaftlichen Fakten in die hausärztlichen Praxen bringen. Das Internet-Dokument enthält alle aktuellen Studien, die wichtigsten Test-Instrumente, praktische Empfehlungen und einen einfachen Handlungs-Algorithmus." Für Betroffene und Angehörige veröffentlichen die Wittener Mediziner eine passende Patientenleitlinie Demenz im Internet. Prodekan Dr. Martin Butzlaff: "Von einer wirklich effektiven Behandlung der Demenz-Erkrankung ist die Medizin noch weit entfernt. Dennoch sollten wir Mediziner umdenken und die Erkrankung nicht einfach hinnehmen. Ärzte und Betroffene sollten die Behandlungsoptionen zumindest kennen."

Mediziner-Leitlinie: http://www.evidence.de
Patienten-Leitlinie: http://www.Patientenleitlinien.de
Kontakt: Dr. H.C.Vollmar Tel: 02302 / 926-0, E-mail: vollmar@evidence.de

Quelle: Pressemitteilung der Privaten Universität Witten/Herdecke vom 23.10.2003
http://idw-online.de/public/zeige_pm.html?pmid=70965

Gast

Re: Situation Demenzkranker verbessern !

Beitrag von Gast » 26.10.2003, 12:00

Sehr geehrte Frau Martmann-Sprenger,

es ist immer wieder erstaunlich, wie das Problem "Demenz" kleingeredet wird, und die tatsächliche Lage mit messerscharfem Blick schlichtweg negiert wird.
Die Zahl 2 Mio. Demenzkranker werden wir in Deutschland nicht etwa im Jahr 2050 erreichen, sondern haben diese Grenze sehr wahrscheinlich bereits in diesem Jahr überschritten. Im Jahr 2001 lebten bereits 1,72 Mio. Demenzkranke in Deutschland. Tendenz schnell steigend. Bitte ziehen Sie doch hierzu die Veröffentlichung "Deutschlandkarte der Demenz" zu rate (Vincentz-Verlag; Magazin Nigthingale; Juni 2003). Diese hat nach den tatsächlichen Angaben der statistischen Landesämter der einzelnen Bundesländer konkret die Bevölkerungsstruktur und den Anteil Demenzkranker errechnet.
Dazu ist zu sagen, daß es nicht etwa nur ein moralisch-ethisches Gebot ist Demenzkranke und ihre Angehörigen besser zu versorgen, sondern schlichtweg ein ökonomisches Gebot! Es lässt sich für Deutschland errechnen, daß wenn lediglich 50% der Alzheimerkranken (ca. 60% der Demenzkranken) die nach modernsten Standards möglichen medikamentösen UND pflegerisch-therapeutischen erhaten würden, das Gesundheitsystem um jährlich mehr als 2 Mrd. Euro entlastet werden würde, bei einem Gesamtkostenvolumen in Deutschland allein für die Alzheimerkrankheit von rund 45. Mrd.-Euro. (Die Daten werden voraussichtlich in der März-Ausgabe 2004 der Nigthingale veröffentlicht).
Die Versorgung Demenzkranker wäre dann erreichbar, wenn MDS und entsprechende Verbände endlich einheitliche Kriterien zur Feststellung von Pflegeklassen parallel zu Pflegestufen erarbeiten würde, wie bereits mehrfach von dt. Gerichten gefordert.
Es wäre schön, wenn auch der MDS sich endlich zu den bereits gegebenen Tatsachen bekennen würde und der Altenhilfe als tatkräftiger Partner zur Seite stehen würde um tatsächlich etwas an der Versorgungssituation Dementer zu ändern.
Mit freundlichen Grüßen

Jochen Gust

Gerd_Block

Re: Situation Demenzkranker verbessern !

Beitrag von Gerd_Block » 26.10.2003, 12:54

Alle ! sind aufgefordert, die Situation Demenzkranker zu verbessern. Kleinreden hilft nicht.
Allerdings müssen die grundlegenden Verbesserungen durch die Politik auf den Weg gebracht werden. Dies kann der MDK nicht leisten!
Leider haben die Politiker kaum ein Ohr für die wirklichen Probleme in der Pflege, auch wenn es einen "Runden Tisch Pflege" gibt (siehe die Texte hierzu in diesem Forum).
Pflegebedürftige haben keine Lobby.

Gerd

Gast

Situation Demenzkranker verbessern !

Beitrag von Gast » 26.10.2003, 17:00

Hallo,
die Pflege-Rahmenbedingungen aller Pflegebedürftigen in der BRD sind nicht optimal, besonders betroffen sind natürlich die Demenz- und Alzheimerpatienten.
Ich möchte in diesem Zusammenhang auf zahlreiche interessante Beiträge in der Rubrik "Medizin/Infos - Pflege" , aber auch in diesem Forum, Rubrik "Pflegerecht", aufmerksam machen.
Vielleicht ist es in der Tat an der Zeit, den Deutschen Bundestag, also unsere Volksvertretung, mit Eingaben und Petitionen zu überschütten?!
Lb. Grüße
Sonja

Gast

Umfassende Studie zur Alzheimer-Demenz

Beitrag von Gast » 07.11.2003, 10:45

Umfassende Studie zur Alzheimer-Demenz
Neben der Uni Bonn sind noch 13 weitere Kliniken beteiligt

Wissenschaftler der Universität Bonn fahnden momentan nach neuen Möglichkeiten, die Alzheimer-Erkrankung früher zu erkennen und wirksamer zu behandeln. An der bundesweiten Studie beteiligen sich neben der Uni Bonn noch 13 weitere anerkannte Demenz-Zentren in Deutschland. Das Projekt ist Teil des Kompetenznetzes Demenz, das das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) kürzlich eingerichtet hat und mit jährlich 2,5 Millionen Euro fördert. In Deutschland gibt es nach Schätzungen etwa 1,5 Millionen Demenz-Kranke; aufgrund der steigenden Lebenserwartung wird diese Zahl in den kommenden Jahrzehnten noch deutlich zunehmen. Etwa 60 bis 70 Prozent aller Fälle lassen sich auf Alzheimer zurückführen.
Das Martyrium beginnt langsam und schleichend, mit Gedächtnislücken oder Orientierungsschwierigkeiten. Doch das Gehirn ist zu diesem Zeitpunkt längst ernsthaft geschädigt, viele Zellen in der Hirnrinde sind schon unwiderruflich abgestorben. In dem Maße, in dem der Zelltod unaufhaltsam fortschreitet, verlernen die Betroffenen, was sie früher so selbstverständlich konnten, schließlich sogar die alltäglichsten Handgriffe. Fünf bis zehn Jahre nach Auftreten der ersten Symptome sind Alzheimer-Kranke komplett pflegebedürftig.
Jeder dritte Senior über 80 leidet unter einer schweren Gedächtnisstörung; Experten rechnen für 2050 allein in Deutschland mit bis zu fünf Millionen Betroffenen. In zwei von drei Fällen ist "Morbus Alzheimer" der Grund für die fortschreitende Alterssenilität. Kaum eine andere Krankheit wird daher momentan so rege erforscht. Und langsam tragen die Bemühungen Früchte: Mit den Acetylcholinesterase-Hemmern (ACHI) haben die Ärzte seit einigen Jahren erstmals Medikamente an der Hand, die das Fortschreiten der Symptome verlangsamen und den Patienten noch ein paar kostbare Jahre schenken. Die eigentliche Ursache, das Massensterben in der Hirnrinde, lässt sich allerdings noch nicht bekämpfen.
Möglichst früh therapieren
"Je früher die ACHI eingesetzt werden, desto wirksamer sind sie", erklärt Dr. Frank Jessen von der Bonner Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie. "Allerdings gibt es noch keinen sicheren Test, mit dem sich die Erkrankung frühzeitig erkennen lässt." Frühzeitig heißt: am besten sogar noch vor den ersten Symptomen. Denn wenn die ersten Erinnerungslücken auftreten, kann das Gehirn schon stark geschädigt sein. "Andererseits kann eine leichte Minderung der Hirnleistung auch ganz einfach altersbedingt sein; sie muss nicht das erste Anzeichen für Alzheimer sein", betont der Leiter des Diagnostik- und Behandlungszentrums für Gedächtniserkrankungen im Alter (DBGA). "In diesen Fällen hilft ‚Gedächtnis-Jogging' vielleicht sogar besser als alle Medizin."
Ein Anliegen des Kompetenznetzes ist es daher, die Früherkennung von Demenzen und ihre gegenseitige Abgrenzung zu verbessern. Die Ambulanzen der 14 beteiligten Kliniken nehmen dazu bei jedem ihrer Patienten umfangreiche psychiatrische, neurologische und neuropsychologische Tests vor. Dazu zählen - das Einverständnis der Betroffenen vorausgesetzt - auch Untersuchungen von Blut und Nervenwasser. Insgesamt 2.000 Versuchspersonen wollen die Mediziner so screenen; sie hoffen, ein diagnostisches Merkmal zu finden, das die frühzeitige Unterscheidung "Demenz oder leichte altersbedingte Gedächtnisstörung" erlaubt.
Wirkstoffkombination auf dem Prüfstand
Ein zweites Projekt will klären, inwieweit sich die Gabe zweier anerkannter Alzheimer-Wirkstoffe bei Patienten mit leichten Gedächtnisstörungen auf die spätere Ausbildung einer Alzheimer-Erkrankung auswirkt. "Wir wissen nicht, ob die Störungen Anzeichen von Alzheimer sind, therapieren sie aber einfach so, als ob sie es wären", erläutert Dr. Jessen den Ansatz. "So hoffen wir, bei den tatsächlichen Alzheimer-Patienten das Fortschreiten der Krankheit zu bremsen." In einem weiteren Forschungsbereich unter der Leitung des Bonner Psychiaters Professor Dr. Wolfgang Maier fahnden Wissenschaftler nach Risikogenen für die Alzheimer-Demenz.
Weitere Informationen im Internet:
http://www.meb.uni-bonn.de/psychiatrie/ ... /index.htm
http://www.kompetenznetz-demenzen.de/

Ansprechpartner:
Dr. Frank Jessen
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Bonn
Telefon: 0228/287-6367
E-Mail: Frank.Jessen@ukb.uni-bonn.de

Quelle: Pressemitteilung der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn vom 4.11.2003
http://www.uni-bonn.de/Aktuelles/Presse ... 3/379.html

Gast

Mini-Schlaganfälle beschleunigen Demenz

Beitrag von Gast » 11.11.2003, 12:42

Mini-Schlaganfälle beschleunigen Demenz
Unterbrechung des Blutstroms im Gehirn beeinträchtigt Ausstausch von Botenstoffen

Demenzerkrankungen werden durch so genannte Mini-Schlaganfälle begünstigt. Diese unterbrechen den Blutstrom im Gehirn teilweise und stören dadurch die Kommunikation bestimmter Nervenzellen über den im Blut transportieren Botenstoff Acetylcholin. In der Folge nimmt die Zahl dieser Nervenzellen allmählich ab und mit ihnen die geistigen Fähigkeiten der Betroffenen. Das berichten amerikanische Forscher auf dem Jahrestreffen der Gesellschaft für Neurowissenschaften in New Orleans.
...
Weiter unter
http://www.wissenschaft.de/wissen/news/231919.html

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