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Demenzfreundliche Patientenversorgung angestrebt

Verfasst: 18.04.2013, 06:19
von Presse
Umfrage: Fast zwei Drittel haben Angst vor Krankenhausaufenthalt demenziell erkrankter Angehöriger / Malteser engagieren sich für eine demenzfreundliche Patientenversorgung

Köln (ots) - Köln. 61 Prozent der Menschen in Deutschland haben Angst vor dem Aufenthalt eines demenziell erkrankten Angehörigen im Krankenhaus. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage von TNS Emnid im Auftrag der Malteser hervor. Nur jeder dritte Befragte glaubt, dass das Krankenhauspersonal genügend Möglichkeiten habe, auf die Bedürfnisse von Patienten mit einer demenziellen Erkrankung einzugehen. "Die Sorge der Menschen zeigt, wie groß die Unsicherheit bei der Hilfe für demenziell Erkrankte in der Akutversorgung ist", sagt Dr. Franz Graf von Harnoncourt, Geschäftsführer der für Krankenhäuser und Altenhilfeeinrichtungen zuständigen Malteser Deutschland gGmbH.

Mit einem "Tagesbegleiter auf Station" unterstützen die Malteser ihre Krankenhausmitarbeiter. Ob Ärzte, Krankenschwestern, Physiotherapeuten oder Mitarbeiter in Hauswirtschaft und Technik: In ihrem Arbeitsalltag können sie mit Hilfe der kleinen Fibel den individuellen, krankheitsbedingten Anforderungen von Patienten mit der Nebendiagnose Demenz gerecht werden. "Ein Demenzkranker, der wegen eines Beinbruchs ins Krankenhaus kommt, sollte neben einer optimalen chirurgischen Versorgung auch eine professionelle Begleitung erfahren, die um die speziellen Bedürfnisse dieses Demenzkranken weiß und auf sie eingehen kann", sagt Dr. Ursula Sottong von der Malteser Fachstelle Demenz. "Mit dem 'Tagesbegleiter'
wird ein schwieriges Thema praktisch erfahrbar aufbereitet. Als erstes Malteser Krankenhaus ist bereits das St. Hildegardis Krankenhaus in Köln auf diesem Weg unterwegs."

Mehr als 80 Prozent der Menschen würden laut der Umfrage für ihre demenziell erkrankten Angehörigen auch einen weiteren Weg in Kauf nehmen, um eine spezielle Betreuung in einer Malteser Einrichtung zu ermöglichen. Die Malteser sind einer der größten Anbieter von haupt- und ehrenamtlich getragenen Betreuungsmaßnahmen für demenziell Erkrankte. Sie unterhalten acht Krankenhäuser, 20 Altenhilfeeinrichtungen und 25 Tageseinrichtungen wie die sogenannten "Café Malta". Die Malteser schulen ihre Mitarbeiter nach den palliativen Grundsätzen der schwedischen Stiftung "Silviahemmet", mit der sie bereits seit 2009 kooperieren.

Rund 1,5 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Symptomen wie nachlassender Gedächtnisleistung, Sprachschwierigkeiten und Orientierungsverlust. Die bekannteste Form der Demenz ist die Alzheimer-Erkrankung. Mit dem steigenden Durchschnittsalter wächst auch der Anteil demenziell erkrankter Menschen. Zurzeit diagnostizieren Ärzte bei rund 200.000 Menschen jährlich eine demenzielle Erkrankung. An der Befragung von TNS Emnid nahmen 1.000 Personen im Alter ab 14 Jahren teil.

Weitere Informationen zum Thema Demenz unter:
http://www.malteser-demenzkompetenz.de

Christlich und engagiert: Die Malteser setzen sich für Bedürftige ein. Hilfe für mehr als zwölf Millionen Menschen pro Jahr weltweit -
69.000 Engagierte in Ehren- und Haupt - an mehr als 700 Orten - 1 Mio. Förderer und Mitglieder

Quelle: Pressemitteilung vom 17.04.2013 Malteser Hilfsdienst e.V.
Pressekontakt:
Weitere Informationen: Dr. Claudia Kaminski
Pressesprecherin Malteser
Telefon 0221/9822-125
Fax 0221/9822-78125
Mobil 0160/70 77 689
claudia.kaminski@malteser.org
http://www.malteser.de

+++ Siehe auch -> bessere Qualifizierung für Demenzkrankenbetreuung +++
viewtopic.php?t=18537

Demenzsensible Krankenhäuser sind unverzichtbar

Verfasst: 04.12.2013, 16:48
von Presse
Tagung der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

„Demenzsensible Krankenhäuser sind unverzichtbar – und machbar!“

Berlin, 04.12.2013. Schulungen der Mitarbeiter, Rooming-in und Unterstützung durch Ehrenamtliche: Eine Fachtagung der Deutschen Alzheimer Gesellschaft zeigte Wege auf, wie die schwierige Situation von Menschen mit Demenz im Krankenhaus verbessert werden kann.

Krankenhäuser sind für Menschen mit Demenz eine belastende Umgebung. Sie können sich dort schlecht orientieren, haben ihre vertrauten Bezugspersonen nicht um sich und verstehen die Handlungsabläufe nicht. Auch für das Personal sind demenzkranke Patienten oft eine besondere Herausforderung: ein einfühlsamer Umgang mit ihnen erfordert Zeit, die im Stationsalltag meist nicht vorhanden ist, sowie eine Wissensbasis zum Verhalten Demenzkranker. Vor diesem Hintergrund lud die Deutsche Alzheimer Gesellschaft (DAlzG) am 2. Dezember zur Tagung „Menschen mit Demenz im Krankenhaus“ nach Kassel ein. Mehr als 230 Mitarbeiter aus Krankenhäusern, ehrenamtlich tätige „Grüne Damen“ und Mitglieder der Alzheimer-Gesellschaften kamen zusammen, um sich über Möglichkeiten zur Verbesserung der bestehenden Situation auszutauschen.

Wie dringend es ist, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, zeigte der Bericht von Cornelia Usbeck, deren demenzkranker Vater im Oktober 2011 in einem hessischen Krankenhaus überraschend an den Folgen eines Sturzes verstarb. Während des Aufenthaltes hatten die Angehörigen auf erhebliche Mängel im Umgang mit ihm hingewiesen. Die Klagen, die von der Tochter und der örtlichen Alzheimer-Gesellschaft an das Krankenhaus herangetragen worden sind, führten dazu, dass das Krankenhaus heute mit dem Einsatz ehrenamtlicher Helferinnen ein spezielles Angebot für Demenzkranke geschaffen hat. Eine dauerhafte Finanzierung dafür muss allerdings erst noch gefunden werden.

Wie ein Krankenhaus sich mit einem ganzheitlichen Konzept für demenzkranke Patienten einsetzen kann, machte Oliver Riedel aus dem Klinikum Altmühlfranken deutlich. Dort wurden verschiedene Ansätze realisiert wie Schulungen des Personals, Rooming-in und Beratung für Angehörige sowie die Schaffung eines Demenzbeauftragten. Das Klinikum nahm am Modellprojekt „Menschen mit Demenz im Akutkrankenhaus“ teil. Gerhard Wagner vom Landesverband Bayern der Deutschen Alzheimer Gesellschaft berichtete vom Projekt und über Ergebnisse der Evaluation.

Dr. Jochen Hoffmann vom Krankenhaus St. Hildegardis in Köln stellte das Konzept der „Station Silvia“ vor, auf der acht demenzkranke Patienten mit unterschiedlichen Indikationen - getrennt von Patienten ohne kognitive Störungen - versorgt werden. In einem wissenschaftlichen Projekt wird dort evaluiert, ob auch wissenschaftlich messbar ist, was vom Personal und den Betroffenen bereits als Vorteil wahrgenommen wird - nämlich ein Rückgang von freiheitsentziehenden Maßnahmen, kürzere Verweildauern und eine Verbesserung der Alltagsfähigkeiten.

Neben der Schulung von Mitarbeitern im Krankenhaus – nicht nur der Pflege, sondern auch von Ärzten und anderem Personal – hoben verschiedene Referenten und auch Teilnehmer aus dem Publikum die Wichtigkeit von ergänzender ehrenamtlicher Betreuung hervor. Diese müsste allerdings auch vom Haus wertgeschätzt und in den Krankenhausalltag integriert werden. Alise Höhn, Einsatzleiterin der „Grünen Damen“ in Bad Dürkheim, berichtete von den Aufgaben des ehrenamtlichen Besuchsdienstes. In einem neuen Projekt sollen Ehrenamtliche die Pflegekräfte speziell auf einer Demenzkranken vorbehaltenen Teilstation entlasten. Sie begleiten die Patienten beim Frühstück und dem Mittagessen und bieten einen Lotsendienst an. Höhn betonte „Ehrenamtliche ticken anders als Hauptamtliche“, sie seien daher eine gute Ergänzung.

Es gibt bereits einige gute Praxisbeispiele, sie sind jedoch bei Weitem noch nicht flächendeckend vorhanden. Dr. Winfried Teschauer, Vorstandsmitglied der DAlzG und Moderator der Tagung, wies deshalb ausdrücklich darauf hin, dass angesichts des demografischen Wandels und der zunehmenden Zahl von demenzkranken Patienten der Schritt zur Entwicklung eines demenzsensiblen Krankenhauses unumgänglich sei. Es gebe allerdings noch viel zu tun, um Klinikleitungen, Politik und Kostenträger in ganz Deutschland davon zu überzeugen.
Die neue Broschüre der DAlzG zum Thema „Menschen mit Demenz im Krankenhaus“, die auf der Tagung vorgestellt wurde, will dazu einen Beitrag leisten.

Broschüre
Deutsche Alzheimer Gesellschaft (Hrsg.): „Menschen mit Demenz im Krankenhaus. Auf dem Weg zum demenzsensiblen Krankenhaus“. 1. Auflage 2013, Broschüre mit DVD, 10 €.
Bestellung: Deutsche Alzheimer Gesellschaft, Friedrichstraße 236, 10969 Berlin, Tel. 030 – 259 37 95 – 0, mailto:info@deutsche-alzheimer.de, Internet: http://www.deutsche-alzheimer.de

Hintergrundinformationen
Heute leben in Deutschland etwa 1,4 Millionen Menschen mit Demenzerkrankungen. Ungefähr 60% davon leiden an einer Demenz vom Typ Alzheimer. Ihre Zahl wird bis 2050 auf 3 Millionen steigen, sofern kein Durchbruch in der Therapie gelingt.
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz ist ein gemeinnütziger Verein. Als Bundesverband von derzeit 135 Alzheimer-Gesellschaften, Angehörigengruppen und Landesverbänden vertritt sie die Interessen von Demenzkranken und ihren Familien. Sie nimmt zentrale Aufgaben wahr, gibt zahlreiche Broschüren heraus, organisiert Tagungen und Kongresse und unterhält das bundesweite Alzheimer-Telefon mit der Service-Nummer 01803 / 17 10 17 (9 Cent pro Minute aus dem deutschen Festnetz) oder 030 / 259 37 95-14 (Festnetztarif).

Quelle: Pressemitteilung vom 04.12.2013
Kontakt
Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz, Friedrichstraße 236, 10969 Berlin Tel. 030 / 259 37 95-0, Fax: 030 / 259 37 95-29, mailto:info@deutsche-alzheimer.de,
Internet: http://www.deutsche-alzheimer.de

Demenzfreundliche Kommunen gestalten

Verfasst: 10.10.2015, 16:17
von WernerSchell
Am 10.10.2015 bei Facebook gepostet:

"Im Leben bleiben - Unterwegs zu Demenzfreundlichen Kommunen" (Buchveröffentlichung von Rothe et al., transcript). > viewtopic.php?f=4&t=21304 Die vorgestellte Buchveröffentlichung ist wichtig; sie zeigt Erfordernisse auf, die in Ergänzung zu den Leistungen der Pflegeversicherung dringend benötigt werden (auch zur Unterstützung der pflegenden Angehörigen). In Neuss-Erfttal wurden auf Initiative bzw. mit Unterstützung von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk altengerechte Quartiershilfen gestaltet. Der Sozialdienst Katholischer Männer e.V. (SKM) hat die Trägerschaft bzw. das Management übernommen. 2014 konnte den Quartiershilfen ein Lotsenpunkt-Projekt angefügt werden. Im Juni 2015 wurde eine Tagespflegeeinrichtung für Menschen mit Demenz eröffnet!
Die Erfttaler Quartiershilfen werden beim Pflegetreff am 21.10.2015 mit einem Infostand präsent sein. Näheres > viewtopic.php?f=7&t=20711