Mehrfachmedikation bei älteren Patientinnen und Patienten
Verfasst: 22.10.2012, 06:28
Mehrfachmedikation bei älteren Patientinnen und Patienten
Die Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter NRW hat die Kleine Anfrage 450 des Landtagsabgeordneten Peter Preuß, CDU - Drucksache 16/900) mit Schreiben vom 12.10.2012 namens der Landesregierung beantwortet ( LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 16. Wahlperiode - Drucksache 16/1143 – ausgegeben am 18.10.2012):
Vorbemerkung der Kleinen Anfrage
Mit zunehmendem Alter steigt die Anzahl der Krankheiten und gerade Seniorinnen und Senioren sind von Mehrfacherkrankungen betroffen, die medikamentös behandelt werden müssen. Die adäquate Behandlung dieser Patientengruppe stellt Ärzte vor besondere Herausforderungen. Durch die tägliche Einnahme mehrerer Arzneimittel, die teilweise von verschiedenen Fachärzten verschrieben werden, können gefährliche Wechsel- und Nebenwirkungen auftreten. Dies kann zu Folgeerkrankungen wie z. B. dauerhafte Organschäden führen, die oft durch weitere Medikamente behandelt werden müssen. Der daraus entstehende Teufelskreislauf kann im schlimmsten Falle tödlich enden.
Vorbemerkung der Landesregierung
Sieben Millionen Menschen in Deutschland nehmen täglich fünf oder mehr Medikamente dauerhaft ein. Insbesondere ältere Menschen müssen aufgrund unterschiedlicher Erkrankungen verschiedene Arzneimittel gleichzeitig einnehmen. Je mehr Arzneistoffe eingesetzt werden, desto höher ist das Risiko unerwünschter Arzneimittelwirkungen sowie -wechselwirkungen.
Mit dem Alter ändern sich zudem viele körperliche Prozesse. Dies führt neben vermehrt auftretenden chronischen Krankheiten dazu, dass sich der Umgang des Körpers mit Arzneistoffen ändert. Dadurch kann es zur Wirkungsabschwächung oder –verstärkung bestimmter Arzneistoffe kommen, oder Substanzen werden schneller oder auch langsamer als zuvor abgebaut.
Schätzungsweise sind bis zu 5% der Krankenhauseinweisungen auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen zurückzuführen, die teilweise durch Wechselwirkungen zustande kommen. Bei älteren Patientinnen und Patienten kann sogar von 10-15% ausgegangen werden. Mehr als 60% dieser Fälle könnten vermieden werden.
…
Mit einem ganzen Bündel von Maßnahmen können Ältere besser geschützt werden, insbesondere durch
• verbesserte Aus-, Fort- und Weiterbildung der Heilberufe zur Pharmakotherapie älterer multimorbider Patientinnen und Patienten.
• vermehrte Zusammenarbeit zwischen Ärztinnen/Ärzten mit Apothekerinnen/Apothekern sowie bei Pflegefällen mit Pflegekräften, um Arzneimittelrisiken früh erkennen zu können. Ziel ist die Entwicklung einer Sicherheitskultur, die nicht nur zur Vermeidung von Fehlern bei der Arzneimitteltherapie beiträgt, sondern auch ein Sicherheitsnetz bereitstellt, das in der Lage ist, Fehler rechtzeitig zu erkennen und vor einem Schadensfall für Patientinnen und Patienten Korrekturen ermöglicht.
• Nutzung der Apotheke als Schnittstelle, in der die Gesamtmedikation der Patientinnen und Patienten, inklusive aller Verschreibungen durch Hausarzt/Hausärztin und Fachärzte/Fachärztinnen sowie die Selbstmedikation, überblickt wird. In diesem Zusammenhang kann ein Medikationsplan helfen, um die Gesamtmedikation der Patientinnen und Patienten darzustellen und anhand dessen mögliche Risiken und Wechselwirkungen zu entdecken. In der im Juni 2012 in Kraft getretenen novellierten Apothekenbetriebsordnung ist außerdem erstmals ein Medikationsmanagement durch die Apothekerin oder den Apotheker vorgesehen. Dieses dient dazu, die Gesamtmedikation zu erfassen und auf mögliche Neben- und Wechselwirkungen zu prüfen.
• Erarbeitung von Handlungsempfehlungen oder -leitlinien zur Behandlung älterer multimorbider Patientinnen und Patienten durch ärztliche Fachgesellschaften und Implementierung dieser Leitlinien in die ärztliche Praxis. Die Polymedikation multimorbider Menschen kommt u. a. auch durch die vielen eigenständigen Leitlinien zu jeder Krankheit zustande. Nicht jede Krankheit kann leitliniengerecht therapiert werden, wenn dadurch die Zahl verordneter Arzneimittel für die älteren multimorbiden Patientinnen und Patienten zu groß wird und mögliche Wechselwirkungen den Gesundheitszustand beeinträchtigen. Daher wird die Entwicklung von geriatrischen Leitlinien vorbereitet, die den Ärztinnen und Ärzten Entscheidungshilfen geben sollen. Sie sollen es ermöglichen, dass sich die behandelnden Ärztinnen und Ärzte in Absprache mit den Patientinnen und Patienten und nach Verständigung auf Therapieziele auf bestimmte Medikamente konzentrieren. Dazu gehört auch, festzulegen, auf welche Medikamente am ehesten verzichtet werden kann.
• verstärktes Einbeziehen von älteren Menschen in Klinische Prüfungen vor und nach Markteintritt eines Arzneimittels, um die Anwendungssicherheit von Arzneimitteln in dieser Bevölkerungsgruppe zu verbessern.
Im Übrigen:
Die diesjährige Landesgesundheitskonferenz wird sich am 22.11.2012 mit dem Thema „Arzneimitteltherapiesicherheit als elementarer Baustein einer guten und sicheren gesundheitlichen Versorgung der Bürgerinnen und Bürger in Nordrhein-Westfalen“ beschäftigen.
Quelle (vollständiger Text):
http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/do ... 6-1143.pdf
+++ Wegen Arznei ins Krankenhaus +++
VON DETLEV HÜWEL - zuletzt aktualisiert: 20.10.2012
Düsseldorf (RP). Viele ältere Menschen müssen ins Krankenhaus, weil sie eine gefährliche Vielzahl von Medikamenten eingenommen haben. Dies geht aus einer Stellungnahme von NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) auf eine Anfrage des CDU-Politikers Peter Preuß hervor. In der Antwort der Ministerin heißt es, deutschlandweit seien schätzungsweise bis zu fünf Prozent der Einweisungen in ein Krankenhaus "auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen zurückzuführen, die teilweise durch Wechselwirkungen zustande kommen". Bei älteren Krankenhauspatienten könne die Quote sogar bei bis zu 15 Prozent liegen, wobei jedoch mehr als 60 Prozent dieser Fälle vermeidbar seien.
… weiter lesen unter … http://nachrichten.rp-online.de/wissen/ ... -1.3037507
+++
Die Arzneimittelversorgung ist u.a. Thema beim Pflegetreff am 14.11.2012 in Neuss-Erfttal:
viewtopic.php?t=17341
+++
Siehe auch die weiteren Hinweise zur Arzneimittelversorgung ... unter
viewtopic.php?t=17984
Die Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter NRW hat die Kleine Anfrage 450 des Landtagsabgeordneten Peter Preuß, CDU - Drucksache 16/900) mit Schreiben vom 12.10.2012 namens der Landesregierung beantwortet ( LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 16. Wahlperiode - Drucksache 16/1143 – ausgegeben am 18.10.2012):
Vorbemerkung der Kleinen Anfrage
Mit zunehmendem Alter steigt die Anzahl der Krankheiten und gerade Seniorinnen und Senioren sind von Mehrfacherkrankungen betroffen, die medikamentös behandelt werden müssen. Die adäquate Behandlung dieser Patientengruppe stellt Ärzte vor besondere Herausforderungen. Durch die tägliche Einnahme mehrerer Arzneimittel, die teilweise von verschiedenen Fachärzten verschrieben werden, können gefährliche Wechsel- und Nebenwirkungen auftreten. Dies kann zu Folgeerkrankungen wie z. B. dauerhafte Organschäden führen, die oft durch weitere Medikamente behandelt werden müssen. Der daraus entstehende Teufelskreislauf kann im schlimmsten Falle tödlich enden.
Vorbemerkung der Landesregierung
Sieben Millionen Menschen in Deutschland nehmen täglich fünf oder mehr Medikamente dauerhaft ein. Insbesondere ältere Menschen müssen aufgrund unterschiedlicher Erkrankungen verschiedene Arzneimittel gleichzeitig einnehmen. Je mehr Arzneistoffe eingesetzt werden, desto höher ist das Risiko unerwünschter Arzneimittelwirkungen sowie -wechselwirkungen.
Mit dem Alter ändern sich zudem viele körperliche Prozesse. Dies führt neben vermehrt auftretenden chronischen Krankheiten dazu, dass sich der Umgang des Körpers mit Arzneistoffen ändert. Dadurch kann es zur Wirkungsabschwächung oder –verstärkung bestimmter Arzneistoffe kommen, oder Substanzen werden schneller oder auch langsamer als zuvor abgebaut.
Schätzungsweise sind bis zu 5% der Krankenhauseinweisungen auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen zurückzuführen, die teilweise durch Wechselwirkungen zustande kommen. Bei älteren Patientinnen und Patienten kann sogar von 10-15% ausgegangen werden. Mehr als 60% dieser Fälle könnten vermieden werden.
…
Mit einem ganzen Bündel von Maßnahmen können Ältere besser geschützt werden, insbesondere durch
• verbesserte Aus-, Fort- und Weiterbildung der Heilberufe zur Pharmakotherapie älterer multimorbider Patientinnen und Patienten.
• vermehrte Zusammenarbeit zwischen Ärztinnen/Ärzten mit Apothekerinnen/Apothekern sowie bei Pflegefällen mit Pflegekräften, um Arzneimittelrisiken früh erkennen zu können. Ziel ist die Entwicklung einer Sicherheitskultur, die nicht nur zur Vermeidung von Fehlern bei der Arzneimitteltherapie beiträgt, sondern auch ein Sicherheitsnetz bereitstellt, das in der Lage ist, Fehler rechtzeitig zu erkennen und vor einem Schadensfall für Patientinnen und Patienten Korrekturen ermöglicht.
• Nutzung der Apotheke als Schnittstelle, in der die Gesamtmedikation der Patientinnen und Patienten, inklusive aller Verschreibungen durch Hausarzt/Hausärztin und Fachärzte/Fachärztinnen sowie die Selbstmedikation, überblickt wird. In diesem Zusammenhang kann ein Medikationsplan helfen, um die Gesamtmedikation der Patientinnen und Patienten darzustellen und anhand dessen mögliche Risiken und Wechselwirkungen zu entdecken. In der im Juni 2012 in Kraft getretenen novellierten Apothekenbetriebsordnung ist außerdem erstmals ein Medikationsmanagement durch die Apothekerin oder den Apotheker vorgesehen. Dieses dient dazu, die Gesamtmedikation zu erfassen und auf mögliche Neben- und Wechselwirkungen zu prüfen.
• Erarbeitung von Handlungsempfehlungen oder -leitlinien zur Behandlung älterer multimorbider Patientinnen und Patienten durch ärztliche Fachgesellschaften und Implementierung dieser Leitlinien in die ärztliche Praxis. Die Polymedikation multimorbider Menschen kommt u. a. auch durch die vielen eigenständigen Leitlinien zu jeder Krankheit zustande. Nicht jede Krankheit kann leitliniengerecht therapiert werden, wenn dadurch die Zahl verordneter Arzneimittel für die älteren multimorbiden Patientinnen und Patienten zu groß wird und mögliche Wechselwirkungen den Gesundheitszustand beeinträchtigen. Daher wird die Entwicklung von geriatrischen Leitlinien vorbereitet, die den Ärztinnen und Ärzten Entscheidungshilfen geben sollen. Sie sollen es ermöglichen, dass sich die behandelnden Ärztinnen und Ärzte in Absprache mit den Patientinnen und Patienten und nach Verständigung auf Therapieziele auf bestimmte Medikamente konzentrieren. Dazu gehört auch, festzulegen, auf welche Medikamente am ehesten verzichtet werden kann.
• verstärktes Einbeziehen von älteren Menschen in Klinische Prüfungen vor und nach Markteintritt eines Arzneimittels, um die Anwendungssicherheit von Arzneimitteln in dieser Bevölkerungsgruppe zu verbessern.
Im Übrigen:
Die diesjährige Landesgesundheitskonferenz wird sich am 22.11.2012 mit dem Thema „Arzneimitteltherapiesicherheit als elementarer Baustein einer guten und sicheren gesundheitlichen Versorgung der Bürgerinnen und Bürger in Nordrhein-Westfalen“ beschäftigen.
Quelle (vollständiger Text):
http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/do ... 6-1143.pdf
+++ Wegen Arznei ins Krankenhaus +++
VON DETLEV HÜWEL - zuletzt aktualisiert: 20.10.2012
Düsseldorf (RP). Viele ältere Menschen müssen ins Krankenhaus, weil sie eine gefährliche Vielzahl von Medikamenten eingenommen haben. Dies geht aus einer Stellungnahme von NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) auf eine Anfrage des CDU-Politikers Peter Preuß hervor. In der Antwort der Ministerin heißt es, deutschlandweit seien schätzungsweise bis zu fünf Prozent der Einweisungen in ein Krankenhaus "auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen zurückzuführen, die teilweise durch Wechselwirkungen zustande kommen". Bei älteren Krankenhauspatienten könne die Quote sogar bei bis zu 15 Prozent liegen, wobei jedoch mehr als 60 Prozent dieser Fälle vermeidbar seien.
… weiter lesen unter … http://nachrichten.rp-online.de/wissen/ ... -1.3037507
+++
Die Arzneimittelversorgung ist u.a. Thema beim Pflegetreff am 14.11.2012 in Neuss-Erfttal:
viewtopic.php?t=17341
+++
Siehe auch die weiteren Hinweise zur Arzneimittelversorgung ... unter
viewtopic.php?t=17984