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Demenzpatienten sind in Krankenhäusern schlecht aufgehoben

Verfasst: 20.06.2012, 06:46
von Presse
Demenzpatienten sind in Krankenhäusern schlecht aufgehoben

Studie des Lehrstuhls für Geriatrie der Universität Witten/Herdecke fordert: Schluss mit der Einbahnstraße ins Pflegeheim

Wenn Patienten mit einer Demenzerkrankung wegen eines Herzproblems oder eines Sturzes in ein Krankenhaus eingeliefert werden müssen, geht es ihnen nicht nur schlecht, es ergeht ihnen auch schlecht. Das ist das Ergebnis einer Studie von Prof. Dr. Ingo Füsgen, Geriater der Universität Witten/Herdecke, die er mit Dr. Dag Schütz veröffentlicht hat. Ihren Erhebungen zufolge kann man davon ausgehen, dass

• 30 % aller Patienten in Krankenhäusern unter Hirnleistungsstörungen/
Demenz leiden,
• 50% aller älterer Patienten in geriatrisch spezialisierten Krankenhaus-
abteilungen unter Demenz bzw. kognitiven Störungen leiden.

„Die Krankenhäuser sind nicht auf diese Patientengruppe eingestellt. Alle gehen davon aus, dass es sich um ein vorwiegend pflegerisches Problem handelt, was aber nur teilweise zutrifft. Es betrifft die gesamte medizinische Diagnostik, Therapie und Frührehabilitation. Nicht zu vergessen, dass beim bisherigen Umgehen mit dieser Patientengruppe einerseits die betroffenen Patienten schlecht versorgt sind, andererseits unnötige Kosten auf den Krankenhausbereich zukommen“, beschreibt Füsgen die Ursachen des Missstandes. Man wisse aus der bisherigen Forschung, dass Patienten mit Demenzerscheinungen bis zu sieben Tage länger im Krankenhaus bleiben. Die Krankenhäuser bekommen aber für alle Patienten, ob mit Demenz oder ohne, immer die gleiche Fallpauschale für deren Behandlung.

„Für diese Patienten mit kognitiven Störungen wird der Aufenthalt zu einer Einbahnstraße in ein Pflegeheim, weil die Untersuchungen und Behandlungen die Verwirrung weiter steigern können. Man kann von einer nicht bedarfsgerechten Versorgung der Patienten sprechen“, interpretiert Füsgen das Ergebnis einer deutschlandweiten Befragung von rund 133 Pflegedirektionen in deutschen Krankenhäusern. „Das Personal kann mit den kognitiven Störungen nicht richtig umgehen. Da läuft etwas im Gesundheitssystem schief und niemand sieht hin“, warnt er vor den finanziellen Folgen für die Kassen und die Gesellschaft. „In den Krankenhäusern sind weder Ärzte noch Pflegende auf die verwirrten Patienten eingestellt und sie sind unzureichend ausgebildet. Deshalb steigern sie die Verwirrung oft noch und die Patienten müssen ins Pflegeheim. Das ist für die Patienten und die Angehörigen schlimm, aber auch für die Gesellschaft, die die Kosten tragen muss.“

Deshalb fordert Füsgen:
• Spezielle Weiterbildungen für Ärzte und Pflegende im Umgang mit
Demenzpatienten
• Erfassung des Risikopotentials schon bei der Aufnahme, so wie es für
Wundliegen längst üblich ist (frühe Intervention, Pflegeverlaufsbogen)
• Anpassungen in der Stellenausstattung und bei den Fallpauschalen

Dag Schütz, Ingo Füsgen: Patienten mit Gedächtnisstörungen im Krankenhaus – Umgang mit therapeutischen und pflegerischen Problemen, ISBN 978-3-938748-32-9
Die Studie wurde möglich durch die Unterstützung des Zukunftsforums Demenz der Merz Pharmaceuticals GmbH,
Bezugsadresse: Zukunftsforum Demenz, Eckenheimer Landstr. 100, 60318 Frankfurt am Main

Weitere Informationen bei Prof. Dr. Ingo Füsgen, 02053/494-510, ingo.fuesgen@uni-wh.de

Über uns:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 1.450 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.

Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.

Quelle: Pressemitteilung vom 19.05.2012
Kay Gropp Pressestelle
Universität Witten/Herdecke
http://idw-online.de/de/news484011

Demenz: Einbahnstraße Klinik

Verfasst: 20.06.2012, 06:50
von Presse
Demenz: Einbahnstraße Klinik
Experten sind sich sicher: Die Zahl der Demenzkranken wird in den nächsten Jahren steigen.
Doch gerade die Kliniken sind darauf offenbar nicht vorbereitet: Ein Aufenthalt kann die Demenz sogar verschlimmern.
mehr »
http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=815 ... ege&n=1986

Demenz - ein gesellschaftliche Herausforderung

Verfasst: 05.09.2012, 07:36
von WernerSchell
Demenz - ein gesellschaftliche Herausforderung

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat am 04.09.2012 auf die enorm ansteigende Zahl der Demenzkranken aufmerksam gemacht - siehe dazu viewtopic.php?t=17788 - Nun gibt es dazu passend eine Mitteilung des Instituts für Sozialforschung und Sozialwirtschaft e.V. (iso) vom 04.09.2012, auf die ergänzend aufmerksam gemacht wird - siehe dazu viewtopic.php?t=17790
Der Deutsche Ethikrat hatte sich bereits am 24.04.2012 zum Thema geäußert und herausgestellt: "Selbstbestimmung Demenzbetroffener achten und bewahren" - siehe dazu unter viewtopic.php?t=17257

Werner Schell - http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

Klinikaufenthalt endet für Demenzkranke oft im Pflegeheim

Verfasst: 08.09.2012, 12:14
von Presse
Studie: Klinikaufenthalt endet für Demenzkranke oft im Pflegeheim

Müssen Demenzkranke ins Krankenhaus, ist dies oft der erste Schritt ins Pflegeheim. Das zeigt eine Studie der Uni Witten/Herdecke, bei der 133 Pflegedirektionen in deutschen Kliniken befragt wurden.
.... weiter lesen http://www.journalmed.de/newsview.php?id=38584

Altersproblem: Immer mehr Klinik-Patienten dement

Verfasst: 14.09.2012, 05:58
von Presse
Altersproblem: Immer mehr Klinik-Patienten dement
Eine neue Herausforderung für Deutschlands Kliniken: Demenz. Immer mehr ältere Klinikpatienten leiden daran,
bis 2020 könnte die Zahl drastisch steigen. Experten sprechen von einem "dramatischen" Problem.
mehr »
http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=821 ... ung&n=2199

Pflegepersonalschlüssel für Krankenhäuser schaffen

Verfasst: 08.04.2016, 06:38
von WernerSchell
Am 08.04.2016 bei Facebook gepostet:
Pflegepersonalschlüssel für Krankenhäuser schaffen!
--- Deutscher Ethikrat fordert, das Patientenwohl als Maßstab für das Krankenhaus zu verankern. - Näheres unter > viewtopic.php?f=2&t=21589&p=91658#p91658
Zu den 29 Empfehlungen des Deutschen Ethikrates (vom 05.04.2016) gehört u.a. die Bemerkung:
"Des Weiteren sollte die Situation der Pflege im Krankenhaus nachhaltig verbessert werden. Unter anderem sollten Pflegepersonalschlüssel in Abhängigkeit von Stations- und
Bereichsgrößen für Krankenhäuser entwickelt und die Voraussetzungen für eine personale Kontinuität in der Pflege der Patienten geschaffen werden."
Dies entspricht einer Forderung, die von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk seit vielen Jahren erhoben wird! Dazu gibt es umfängliche Statements - siehe u.a. unter:
viewtopic.php?f=3&t=21461
viewtopic.php?f=3&t=21218
viewtopic.php?f=3&t=21289
viewtopic.php?f=3&t=21085
viewtopic.php?f=3&t=21248
viewtopic.php?f=3&t=21118
viewtopic.php?f=3&t=20737