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Demenzkranke - Medikation verbessern !

Verfasst: 20.07.2011, 07:01
von WernerSchell
Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Initiative - Harffer Straße 59 - 41469 Neuss
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Kooperationspartner der „Aktion Saubere Hände.“


Pressemitteilung vom 18.06.2011

Demenzkranke: Die Versorgung mit Medikamenten ist dringend verbesserungsbedürftig
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk fordert mehr Sorgfalt bei der Verordnung und Abgabe von Medikamenten

Seit Jahren ist bekannt, dass die medikamentöse Versorgung von Demenzkranken den wirklichen Bedürfnissen dieser Menschen nur unzureichend gerecht wird. Man darf vermuten, dass allzu oft Nebenwirkungen und Risiken einfach billigend in Kauf genommen werden.

Bereits im August 2010 wurde von Arzneimittelexperten die sog. Priscus-Liste vorgestellt, eine Zusammenstellung gefährlicher Medikamente für ältere Menschen. Diese Liste verdeutlichte, dass fast dreiviertel von 83 Medikamenten für ältere Menschen, Demenzkranke eingeschlossen, ungeeignet sind. Als konkrete Folgen der ungeeigneten Medikation wurden u.a. genannt: Sturzgefahr, Nierenschäden, Magenblutungen.

Mit ihrem Ergebnis, dass ältere Menschen im Schnitt sechs Medikamente täglich einnehmen, von denen viele gar nicht für sie geeignet sind oder sich untereinander nicht vertragen, haben die Forscher im Verbund PRISCUS für viel Aufsehen gesorgt. Als Gegenmaßnahme entwickelten sie nun eine Liste, die Ärzten als Hilfe bei der Auswahl und Zusammenstellung von Medikamenten für Ältere dienen soll. Ob und wie die Liste wirkt, wollen sie in der zweiten Projektphase untersuchen.

In einer Pressemitteilung der AOK Rheinland / Hamburg vom 30.03.2011 wurde unter Berufung auf die Verordnungsdaten des Jahres 2010 Zurückhaltung bei der Verordnung von Psychopharmaka angemahnt. Dazu wurde u.a. ausgeführt:

„Die Auswertung zeigt, dass immer mehr Patienten immer größere Mengen von Psychopharmaka wie Mittel gegen Depressionen oder psychisch stimulierende Arzneien erhalten. Besonders kritisch ist dabei die stark wachsende Verordnung von Antidepressiva zu sehen. So erhöhte sich allein von 2009 auf 2010 die Zahl der antidepressiv behandelten Patienten um 21,4 Prozent, während die Verordnungsmenge der Antidepressiva um 12,8 Prozent zunahm. Hinzu kommt, dass bei den Verordnungen ein Umstieg von niedrigpreisigen zu höherpreisigen Psychopharmaka festzustellen ist. Bei den Psychopharmaka stellt sich vor dem Hintergrund, dass ein frühzeitiger und unkritischer Einsatz dieser Arzneimittel den Patienten mehr schadet als nutzt, die skizzierte Verordnungsentwicklung als besorgniserregend dar.“

In einer Arzneimittelstudie der Barmer GEK, vorgestellt am 15.06.2011, werden weitere Besorgnisse hinsichtlich der Medikation geäußert. In der Studie heißt es u.a.:

„Demenzkranke erhalten sechsmal häufiger Neuroleptika als Patienten ohne Demenz. Gleichzeitig ist seit Jahren bekannt, dass Demenzkranke nach Einnahme von Neuroleptika eine 1,6- bis 1,7-fach erhöhte Sterblichkeitsrate gegenüber der Placebogruppe aufweisen. Gesundheitsexperte Glaeske: Hier erhält eine Patientengruppe mit erhöhtem Sterblichkeitsrisiko Medikamente, deren Wirksamkeit teilweise nicht belegt ist und deren Folgen bei Langzeitgabe weithin ungeklärt bleiben."

Das Thema Medikation in Pflegeeinrichtungen wird auch kritisch im Abschlussbericht „Entwicklung und Erprobung von Instrumenten zur Beurteilung der Ergebnisqualität in der stationären Altenhilfe“, vorgelegt am 17.06.2011 durch das Bundesfamilienministerium und Bundesgesundheitsministerim, angesprochen.

Da alte und demente Patienten nicht selten unerkannt Schmerzen leiden, ist viel Aufmerksamkeit des Personals erforderlich. Denn Schmerzen können nach einer Mitteilung des Universitätsklinikums Jena vom 08.06.2011 Verhaltensauffälligkeiten wie Unruhe und Aggressionen hervorrufen. Wird dem nicht genug Beachtung geschenkt, können dabei selbst Brüche nach Stürzen übersehen werden oder Schmerzen durch Gelenkerkrankungen. Studien zeigen nach Angaben des Klinikums Jena, dass demente Patienten weniger Schmerzmittel erhalten als gleichaltrige kognitiv unbeeinträchtigte Patienten. Dies spricht für die häufige Verkennung des Problems.

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk greift die besorgniserregenden Informationen auf und fordert mehr Sorgfalt bei der medikamentösen Versorgung der pflegebedürftigen Menschen, vor allem bei den Demenzkranken. Es wird in diesem Zusammenhang u.a. erforderlich sein, die ärztliche Versorgung in den Pflegeeinrichtungen bundesweit deutlich zu verbessern und im erforderlichen Umfang die notwendigen Hausbesuche, auch außerhalb der Sprechstundenzeiten, sicherzustellen. In der 2010 vorgestellten „KV-Initiative Pflegeheim“ wurden gleichlautende Forderungen ausgeführt.

Bezüglich der Medikation erscheinen neben der Einbeziehung des pharmakologischen Sachverstandes der Apotheken (auch mit Blick auf die mögliche Verblisterung von Medikamenten) Kooperationsvereinbarungen zwischen den Trägern von Pflegeeinrichtungen und Ärzten sinnvoll. Darin sollten u.a. die Kommunikations- und Dokumentationserfordernisse näher beschrieben sein. Fortbildungsveranstaltungen, in denen das Wissen um eine zielführende Versorgung mit Medikamenten vermittelt und stets aktualisiert wird, erscheinen ebenfalls dringend geboten.

Es muss so auch sichergestellt werden, dass telefonische Medikationsverordnungen und weitreichende Bedarfsmedikationen möglichst vermieden werden. Medikamente müssen im notwendigen und ausreichenden Umfange verfügbar sein, dürfen aber unter keinen Umständen als „pflegeerleichternde Maßnahmen“ zum Einsatz gelangen (können). Ärzte, die sich solchen Praktiken entgegen stellen und sich allein am Patienteninteresse und am Sorgfaltsgebot orientieren, verdienen Anerkennung und Unterstützung.

Werner Schell
Dozent für Pflegerecht, Vorstand von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk

Die vorstehende Pressemitteilung ist zur Veröffentlichung frei

Siehe auch unter
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... kation.php

Die Medien berichten u.a. wie folgt zum Thema:
http://www.heide-bote.de/index.php?name ... &sid=18653
http://www.openbroadcast.de/article/116 ... rftig.html
http://www.presseanzeiger.de/infothek/g ... 492252.php
http://www.openpr.de/news/547354.html
http://www.pflegen-online.de/nachrichte ... 89657c768c
http://www.ak-gewerkschafter.de/2011/06 ... sbedrftig/

Die Hinweise von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk wurden im Newsletter des Rhein-Kreises Neuss, Monat August 2011, herausgegeben am 01.08.2011, aufgegriffen - der Titel des Beitrages:
Pro-Pflege: Die Versorgung mit Medikamenten Demenzkranker ist dringend verbesserungsbedürftig
Selbsthilfenetzwerk fordert mehr Sorgfalt bei der Verordnung und Abgabe von Medikamenten


Siehe auch den Beitrag
Medikation - Schäden bei älteren Menschen
viewtopic.php?t=16026

Stand: 02.08.2011

Medikamentöse Versorgung älterer Menschen verbessern

Verfasst: 27.07.2011, 06:45
von WernerSchell
Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Initiative - Harffer Straße 59 - 41469 Neuss
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Kooperationspartner der „Aktion Saubere Hände.“


27.07.2011

An die
AOK Rheinland/Hamburg
Neuss


Nachrichtlich:
An die Apothekerkammer Nordrhein
An den GKV-Spitzenverband und verschiedene Medien
An den Patientenbeauftragten der Bundesregierung
An das Bayerische Fernsehen, Redaktion Geld & Leben

Medikamentöse Versorgung der (älteren bzw. dementen) Patienten muss dringend verbessert werden

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich mache seit geraumer Zeit auf die Probleme (Mängel) bei der medikamentösen Versorgung, vor allem bei älteren bzw. dementen Patienten, aufmerksam. Nachdem das Thema beim Neusser Pflegetreff am 20.04.2011 mit Hinweis auf die sog. „Priscusliste“ kurz angesprochen wurde, gab es am 18.06.2011 von hier eine Pressemitteilung. Sie ist dieser Zuschrift (nochmals) angefügt.

Danach wurde auch von anderer Seite auf die Mängel bei der Medikation aufmerksam gemacht, u.a.:

· Gerd Glaeske/Christel Schicktanz: Barmer GEK Arzneimittelreport 2011
· Ruhiggestellte Senioren – Neuroleptika in Altersheimen – Bericht Sabine Winter vom 04.07.2011 BR-online.de
· Bahrmann / Haack, Sieber: Iatrogenität – Unerwünschte Ereignisse im Zusammenhang mit medizinischen Maßnahmen. Deutsche Medizinische Wochenschrift 2011 (Pressemitteilung Thieme Verlag vom 06.07.2011)
· Zu Risiken und Nebenwirkungen – Münstersche Studie soll Arzneitherapie von Alten- und Pflegeheimbewohnern verbessern (Pressemitteilung vom 15.07.2011)
· Siehe auch Pantel et al.: Optimierung der Psychopharmaka-Therapie in Altenpflegeheimen („OPTimAL“), Logos Verlag, Berlin 2009

Das Bayerische Fernsehen berichtete am 25.07.2011 in seiner Sendung „Geld & Leben“ und titelte: „Apothekencheck - Wenn Medikamente sich nicht vertragen.“ Dazu wurde im Internet folgender Hinweis gegeben:

„Viele ältere Menschen müssen, gerade wenn sie chronisch krank sind, mehrere Medikamente auf einmal einnehmen. Damit steigt aber gleichzeitig das Risiko von gefährlichen Wechselwirkungen. Die AOK und Apotheken in Mittelfranken haben auch in diesem Jahr eine Aktion gestartet, die tödliche Risiken vermeiden soll.“
Quelle:
http://www.br-online.de/bayerisches-fer ... /index.xml
http://www.br-online.de/bayerisches-fer ... 841930.xml
Anschrift: Das Sozialmagazin - Bayerischer Rundfunk
Redaktion Geld & Leben, Floriansmühlstr. 60, 80939 München - E-Mail: soziales@br-online.de

In einer Mitteilung der Apothekerkammer in Bayern wird dazu u.a. ausgeführt:

„Größere Therapiesicherheit nützt dem Patient und spart Kosten
Je mehr Medikamente ein Patient einnimmt, desto größer ist das Risiko arzneimittelbezogener Probleme. „Fast 7 Millionen aller Patienten in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) nehmen fünf oder mehr Arzneimittel in der Dauertherapie ein. Hinzu kommt noch die Selbstmedikation.“ Dadurch steigt das Risiko für unerwünschte Arzneimittelereignisse wie z. B. Wechselwirkungen, die der Grund für etwa fünf Prozent aller Krankenhausaufnahmen sind. Bei Patienten mit starken Altersbeschwerden sind es sogar bis zu 30 Prozent. Zwei Drittel dieser Fälle gelten als vermeidbar!“
Quelle: http://www.bav-bayern.de/4/news/news.ex ... Kosten.pdf

Ich möchte Sie hiermit (erneut) auf das Thema ansprechen und bitten zu prüfen, ob für Ihren Zuständigkeitsbereich (sozusagen musterhaft) ggf. kurzfristig eine Aktion „Apothekencheck“ angestoßen und durchgeführt werden kann.

Ich knüpfe insoweit an Ihre Pressemitteilung vom 30.03.2011 an, mit der Sie die medikamentöse Versorgung der Versicherten angesprochen und bereits zu mehr Zurückhaltung bei der Verordnung von Psychopharmaka aufgerufen haben. Leider waren die hiesigen Bemühungen, von Ihnen in dieser Angelegenheit nähere Informationen zu bekommen, erfolglos. Mit öffentlichen Erklärungen zu mehr Zurückhaltung ist es m.E. allein nicht getan. Konkretere Maßnahmen sind nach hiesiger Überzeugung mehr als dringlich.

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk hat im Übrigen vorgesehen, die medikamentöse Versorgung beim nächsten Pflegetreff am 13.09.2011 mit dem Patientenbeauftragten der Bundesregierung; Herrn Wolfgang Zöller, anzusprechen – Näheres dazu unter:
viewtopic.php?t=15674

Herr Zöller hat im Rahmen der erwähnten BR-Sendung vom 25.07.2011 ein kurzes Statement abgegeben, ist also über die Problematik gut informiert.

Für Ihre Bemühungen bereits jetzt vielen Dank.

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell
Dozent für Pflegerecht und Vorstand von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
http://www.wernerschell.de

+++

Pressemitteilung vom 18.06.2011

Demenzkranke: Die Versorgung mit Medikamenten ist dringend verbesserungsbedürftig

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk fordert mehr Sorgfalt bei der Verordnung und Abgabe von Medikamenten

Seit Jahren ist bekannt, dass die medikamentöse Versorgung von Demenzkranken den wirklichen Bedürfnissen dieser Menschen nur unzureichend gerecht wird. Man darf vermuten, dass allzu oft Nebenwirkungen und Risiken einfach billigend in Kauf genommen werden.

Bereits im August 2010 wurde von Arzneimittelexperten die sog. Priscus-Liste vorgestellt, eine Zusammenstellung gefährlicher Medikamente für ältere Menschen. Diese Liste verdeutlichte, dass fast dreiviertel von 83 Medikamenten für ältere Menschen, Demenzkranke eingeschlossen, ungeeignet sind. Als konkrete Folgen der ungeeigneten Medikation wurden u.a. genannt: Sturzgefahr, Nierenschäden, Magenblutungen.

Mit ihrem Ergebnis, dass ältere Menschen im Schnitt sechs Medikamente täglich einnehmen, von denen viele gar nicht für sie geeignet sind oder sich untereinander nicht vertragen, haben die Forscher im Verbund PRISCUS für viel Aufsehen gesorgt. Als Gegenmaßnahme entwickelten sie nun eine Liste, die Ärzten als Hilfe bei der Auswahl und Zusammenstellung von Medikamenten für Ältere dienen soll. Ob und wie die Liste wirkt, wollen sie in der zweiten Projektphase untersuchen.

In einer Pressemitteilung der AOK Rheinland / Hamburg vom 30.03.2011 wurde unter Berufung auf die Verordnungsdaten des Jahres 2010 Zurückhaltung bei der Verordnung von Psychopharmaka angemahnt. Dazu wurde u.a. ausgeführt:

„Die Auswertung zeigt, dass immer mehr Patienten immer größere Mengen von Psychopharmaka wie Mittel gegen Depressionen oder psychisch stimulierende Arzneien erhalten. Besonders kritisch ist dabei die stark wachsende Verordnung von Antidepressiva zu sehen. So erhöhte sich allein von 2009 auf 2010 die Zahl der antidepressiv behandelten Patienten um 21,4 Prozent, während die Verordnungsmenge der Antidepressiva um 12,8 Prozent zunahm. Hinzu kommt, dass bei den Verordnungen ein Umstieg von niedrigpreisigen zu höherpreisigen Psychopharmaka festzustellen ist. Bei den Psychopharmaka stellt sich vor dem Hintergrund, dass ein frühzeitiger und unkritischer Einsatz dieser Arzneimittel den Patienten mehr schadet als nutzt, die skizzierte Verordnungsentwicklung als besorgniserregend dar.“

In einer Arzneimittelstudie der Barmer GEK, vorgestellt am 15.06.2011, werden weitere Besorgnisse hinsichtlich der Medikation geäußert. In der Studie heißt es u.a.:

„Demenzkranke erhalten sechsmal häufiger Neuroleptika als Patienten ohne Demenz. Gleichzeitig ist seit Jahren bekannt, dass Demenzkranke nach Einnahme von Neuroleptika eine 1,6- bis 1,7-fach erhöhte Sterblichkeitsrate gegenüber der Placebogruppe aufweisen. Gesundheitsexperte Glaeske: Hier erhält eine Patientengruppe mit erhöhtem Sterblichkeitsrisiko Medikamente, deren Wirksamkeit teilweise nicht belegt ist und deren Folgen bei Langzeitgabe weithin ungeklärt bleiben."

Das Thema Medikation in Pflegeeinrichtungen wird auch kritisch im Abschlussbericht „Entwicklung und Erprobung von Instrumenten zur Beurteilung der Ergebnisqualität in der stationären Altenhilfe“, vorgelegt am 17.06.2011 durch das Bundesfamilienministerium und Bundesgesundheitsministerim, angesprochen.

Da alte und demente Patienten nicht selten unerkannt Schmerzen leiden, ist viel Aufmerksamkeit des Personals erforderlich. Denn Schmerzen können nach einer Mitteilung des Universitätsklinikums Jena vom 08.06.2011 Verhaltensauffälligkeiten wie Unruhe und Aggressionen hervorrufen. Wird dem nicht genug Beachtung geschenkt, können dabei selbst Brüche nach Stürzen übersehen werden oder Schmerzen durch Gelenkerkrankungen. Studien zeigen nach Angaben des Klinikums Jena, dass demente Patienten weniger Schmerzmittel erhalten als gleichaltrige kognitiv unbeeinträchtigte Patienten. Dies spricht für die häufige Verkennung des Problems.

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk greift die besorgniserregenden Informationen auf und fordert mehr Sorgfalt bei der medikamentösen Versorgung der pflegebedürftigen Menschen, vor allem bei den Demenzkranken. Es wird in diesem Zusammenhang u.a. erforderlich sein, die ärztliche Versorgung in den Pflegeeinrichtungen bundesweit deutlich zu verbessern und im erforderlichen Umfang die notwendigen Hausbesuche, auch außerhalb der Sprechstundenzeiten, sicherzustellen. In der 2010 vorgestellten „KV-Initiative Pflegeheim“ wurden gleichlautende Forderungen ausgeführt.

Bezüglich der Medikation erscheinen neben der Einbeziehung des pharmakologischen Sachverstandes der Apotheken (auch mit Blick auf die mögliche Verblisterung von Medikamenten) Kooperationsvereinbarungen zwischen den Trägern von Pflegeeinrichtungen und Ärzten sinnvoll. Darin sollten u.a. die Kommunikations- und Dokumentationserfordernisse näher beschrieben sein. Fortbildungsveranstaltungen, in denen das Wissen um eine zielführende Versorgung mit Medikamenten vermittelt und stets aktualisiert wird, erscheinen ebenfalls dringend geboten.

Es muss so auch sichergestellt werden, dass telefonische Medikationsverordnungen und weitreichende Bedarfsmedikationen möglichst vermieden werden. Medikamente müssen im notwendigen und ausreichenden Umfange verfügbar sein, dürfen aber unter keinen Umständen als „pflegeerleichternde Maßnahmen“ zum Einsatz gelangen (können). Ärzte, die sich solchen Praktiken entgegen stellen und sich allein am Patienteninteresse und am Sorgfaltsgebot orientieren, verdienen Anerkennung und Unterstützung.

Werner Schell
Dozent für Pflegerecht, Vorstand von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk

Die vorstehende Pressemitteilung ist zur Veröffentlichung frei

Siehe auch die Texteinstellung unter
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... kation.php

Beiträge im Forum u.a. unter
viewtopic.php?t=15951
viewtopic.php?t=15935
viewtopic.php?t=14771
viewtopic.php?t=15675
viewtopic.php?t=14576

Medikation und die Probleme

Verfasst: 02.08.2011, 06:38
von WernerSchell
Die Hinweise von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk wurden im Newsletter des Rhein-Kreises Neuss, Monat August 2011, herausgegeben am 01.08.2011, aufgegriffen - der Titel des Beitrages:

Pro-Pflege: Die Versorgung mit Medikamenten Demenzkranker ist dringend verbesserungsbedürftig
Selbsthilfenetzwerk fordert mehr Sorgfalt bei der Verordnung und Abgabe von Medikamenten

Heimbewohner schlucken zu viele Medikamente

Verfasst: 08.08.2011, 08:49
von WernerSchell
Siehe auch folgender Hinweis:

Heimbewohner schlucken zu viele Medikamente
Insbesondere Psychopharmaka erhöhen die Sturzgefahr / Zu viele Ärzte beteiligt


Münster (epd). Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) beklagt "einen Medikamentenmissbrauch" unter Senioren. Viele ältere Menschen seien arzneimittelabhängig, oft sogar ohne es bewusst wahrzunehmen, erklärt die DHS. Dabei handelt es sich überwiegend um Beruhigungs- und Schlafmittel. Nach einer neuen Studie der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster schlucken insbesondere Bewohner von Alten- und Pflegeheimen zu viele verschiedene Medikamente. Die Untersuchung in sieben Heimen in Nordrhein-Westfalen ergab, dass die Bewohner im Schnitt 8,4 verschiedene Medikamente dauerhaft zu sich nehmen.

.... weiter lesen unter
http://www.epd.de/sozial/sozial_index_90155.html

7 Millionen Bundesbürger brauchen mehr als 5 Medikamente

Verfasst: 30.08.2011, 07:19
von WernerSchell
7 Millionen Bundesbürger brauchen mehr als 5 Medikamente

Rund sieben Millionen Bundesbürger brauchen dauerhaft fünf oder mehr Medikamente. Fachleute nennen das ‚Polymedikation‘. „Vor allem ältere oder mehrfach erkrankte Menschen sind von Polymedikation betroffen. Diese Patienten bekommen pro Jahr durchschnittlich 65 Arzneimittel verordnet, die Selbstmedikation ist dabei noch nicht erfasst“, so Friedemann Schmidt, Vizepräsident der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Privatpatienten sind bei dieser Schätzung nicht berücksichtigt.
„Die erste Tablette eine halbe Stunde vor dem Frühstück, zwei zum Frühstück, eine davon nochmals zum Abendessen, vor dem Schlafengehen Tropfen und zweimal pro Woche ein Wirkstoffpflaster: Je mehr Medikamente ein Patient braucht, desto schwieriger fällt es ihm, den Überblick zu behalten“, sagt Schmidt. „Wird durch einen Rabattvertrag ein Präparat gegen ein wirkstoffgleiches ausgetauscht, können die Tabletten zusätzlich anders aussehen als gewohnt. Da ist es leicht verständlich, dass sich viele Patienten überfordert fühlen. Apotheker und Ärzte können diesen Patienten mit einem individuellen Medikationsmanagement helfen.“
Mit der Anzahl der gleichzeitig angewendeten Wirkstoffe steigt auch das Risiko für Wechselwirkungen. Wenn verschiedene Ärzte Medikamente verordnen, kann der Apotheker Wechselwirkungen erkennen und mögliche Probleme gemeinsam mit dem verordnenden Arzt lösen. Für Patienten sind Doppelverordnungen nicht ohne weiteres erkennbar, wenn die Präparate unterschiedlich heißen. Schmidt: „Mein Rat an Patienten: Berichten Sie Ihrem Arzt oder Apotheker von allen Präparaten, die sie einnehmen. Nur wenn Patienten, Ärzte und Apotheker eng zusammenarbeiten, ist die Arzneimitteltherapie sicher.“
Die ABDA und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) haben in ihrem „Zukunftskonzept“ Maßnahmen vorgestellt, wie sie die Arzneimitteltherapie preiswerter und besser gestalten können. Auf Basis einer Wirkstoffverordnung und einer Medikationsliste wollen die Heilberufler ein gemeinsames Medikationsmanagement anbieten.

Quelle: Pressemitteilung vom 29.08.2011
ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände
Jägerstr. 49/50
10117 Berlin
Tel: 030/40004-0
Fax: 030/40004-598
E-Mail: pressestelle@abda.aponet.de
Internet: http://www.abda.de

Arzneimittel-Nebenwirkungen

Verfasst: 05.10.2011, 07:36
von WernerSchell
Siehe auch TV-Tipp für den 05.10.2011 - Arzneimittel-Nebenwirkungen:
viewtopic.php?t=16444