Die wenigsten wollen ins Pflegeheim

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Moderator: WernerSchell

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Die wenigsten wollen ins Pflegeheim

Beitrag von Presse » 21.05.2011, 06:28

Umfrage: Die wenigsten wollen ins Pflegeheim

Hannover – Gut jeder Zweite 18- bis 70-Jährige möchte am liebsten in den eigenen vier Wänden gepflegt werden, sollte er im Alter auf Unterstützung angewiesen sein. Das ergab eine Forsa-Umfrage unter 1.026 Menschen im Auftrag der KKH-Allianz http://www.kkh-allianz.de/ . Demnach möchten 33 Prozent in diesem Fall durch Angehörige zu Hause gepflegt werden, 18 Prozent durch eine Pflegekraft. In einem Pflegeheim möchten dagegen nur fünf Prozent aller Befragten betreut werden.
.... (mehr)
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/4 ... geheim.htm

johannes
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Umfragen realitätsfern

Beitrag von johannes » 21.05.2011, 14:57

.... und wenn es noch 100 solcher Befragungen gibt, wird sich das Ergebnis wohl kaum verändern. Solche Umfragen zeugen allerdings auch nicht von besonders hoher Intelligenz. Warum nicht? Weil sie realitätsfern sind. Begründung:

1. Derzeit ist es noch möglich, daß mehr als 2/3 der pflegebedürftigen in den eigenen vier Wänden gepflegt werden, weil es noch Angehörige gibt, die das realisieren können. Wenn die pflegenden Angehörigen aber selbst in wenigen Jahren bis 69 oder fortschreitend 75 arbeiten müssen, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Da wird es mehr als eng mit den pflegenden Angehörigen.

2. Bei den sinkenden Geburtenraten in Deutschland und Zunahme von Singlehaushalten wird es bald niemand mehr geben, der für häusliche Pflege zur Verfügung steht. Schließlich muß das hierfür erforderliche Geld ja irgendwo her kommen. Bisher gibt es noch genug Arbeitnehmer, die mit ihren SV-Beiträgen und Steuern den Hintergrund schaffen. Bei 1,4 Kindern (statistische Angaben) wird dieser Spielraum immer enger, wo doch 2,1 Kinder erforderlich wären. Da müssen die 33 % wohl rechtzeitig an mehr Kinder denken, die dann für ihre Wünsche zur Verfügung stehen.

3. Kinder sind nur noch seltenst im nahen Umfeld ihrer pflegebedürftigen Eltern zu finden - Freizügigkeit - und wohl kaum bereit, ihre im Leben aufgebaute Sozialstruktur aufzugeben mit den damit verbundenen finanziellen Einbußen.

4. Derzeit gibt es auf dem Arbeitsmarkt noch Menschen, die man auf freiwilliger oder weniger freiwilliger Basis für diese Aufgabe rekrutieren kann. Mit fortschreitendem Rückgang auf dem Markt der Arbeitslosen wird dies jedoch weniger werden. Schließlich begreifen immer mehr Menschen, daß Pflege kein Zuckerschlecken ist, psychische Belastungen rasant wachsen. Da sind Berufe mit weniger Stress gewiss angesagter.

5. Bereits heute gibt es in Deutschland nicht mehr genug Pflegekräfte, die für eine 1:1 Betreuung zur Verfügung stünden. Ganz abgesehen von den nicht finanzierbaren Kosten. Werden nicht deshalb bereits heute mehr als 150.000 Schwarzarbeiter in der Pflege beschäftigt - und von der Politik bewußt geduldet? Schwarzarbeiter nicht deshalb, weil sie vielleicht aus Polen kommen. Schwarzarbeiter deshalb, weil sie keinen Cent in die Sozialversicherungssysteme und Steuern zahlen.
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Rauel Kombüchen
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Kaum jemand will ins Pflegeheim

Beitrag von Rauel Kombüchen » 14.06.2011, 09:02

Solche Befragungen sind wirklich überflüssig und Antworten vorweg klar.
Es versteht sich, dass die meisten Menschen weder krank noch pflegebedürftig werden wollen. Wenn dies aber schon nicht vermeidbar ist, möchten sie natürlich zu Hause bleiben.
Gleichwohl werden wir uns damit abfinden müssen, dass immer mehr Menschen im hohen Alter die Versorgung zu Hause nicht werden realisieren können. Daher sind Heime nötig. Wer die Heime nur schlecht reden will oder gar abschaffen will, befindet sich auf einem Art Holzweg.
Unabhängig von solchen Erwägungen brauchen wir vielfältige Reformen, in allen Bereichen, ambulant und stationär!

Rauel
Pflegeversicherung - Pflegebegriff erneuern und Finanzierung nachhaltig sichern! BürgerInnen müssen mehr Informationen erhalten - z.B. wg. Individualvorsorge!

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