Zukunft der Pflege - Wandel durch Personalmangel?

Gesundheitswesen, Krankenhaus- und Heimwesen, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Arzneimittel- und Lebensmittelwesen, Infektionsschutzrecht, Sozialrecht (z.B. Krankenversicherung, Pflegeversicherung) einschl. Sozialhilfe und private Versorgung

Moderator: WernerSchell

Lutz Barth
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Beitrag von Lutz Barth » 20.10.2010, 08:48

"Die Pflege- wenn wir damit die überwiegende Mehrheit der Pflegekräfte meinen - hat überhaupt keinen Weg beschritten und wird dies auch in Zukunft nicht tun"
... und vielleicht liegt genau hier das Problem :wink:

Im Übrigen sehe ich mich nicht als "Engel der Schwachen und Entrechteten", so dass mein Beitrag im Rahmen der "gesamtgesellschaftlichen Verantwortung" durchaus bescheidener ausfällt. Mein Anliegen kann es nur sein, ggf. auf "Fehlentwicklungen" hinzuweisen und diese tunlichst auch dogmatisch zu begründen und hierüber eine offensive Debatte zu führen.
Dass dies nicht immer gewünscht ist, konnte ich im Nachgang zu einem in einer Fachzeitschrift zum Pflegerecht veröffentlichten Beitrag erfahren, wenngleich mich dies insofern unbeeindruckt gelassen hat, da die vorgetragenen Gegenargumente (wenn sie denn rechtsdogmatischer Natur waren) nicht überzeugend waren.

Andererseits bin ich durchaus an Politik und demzufolge auch an Berufspolitik interessiert und ich denke, dass die beruflich Pflegenden erst dann einen "Blumentopf" gewinnen, wenn diese als Berufsgruppe ihrer sozialen Machtstellung bewusst werden.

Ferner sei mir gestattet, dass der Hinweis auf Florence Nightingale eher als Metapher zu begreifen ist: Ich persönlich finde es auffällig, dass die beruflich Pflegenden sich zwar anschicken, sich zu professionalisieren, gleichwohl aber ihr gesamtgesellschaftliches Potenzial insgesamt nicht so recht erkennen mag und zunächst um eine allgemeine Anerkennung und Wertschätzung nachsuchen und hierbei augenscheinlich den Umstand vernachlässigen, dass ein ständiges Jammern nicht wirklich weiter hilft. Mag auch angekündigt sein, dass es einen "heißen Herbst" geben wird, so wage ich einfach mal die Prognose, dass spätestens im Frühjahr wieder betretene Mienen vor die Mikrofone treten werden, dass man/frau den "Pflegenden" kein "Vertrauen" schenken möchte und dabei doch alles getan wird, um den von den Pflegenden eingeforderten und vielfach auch selbst auferlegten bürgerlichen Tugenden entsprechen zu können.

Ich bleibe dabei: Die beruflich Pflegenden können u.a. von den Gewerkschaften lernen und entsprechende "Marktmacht" ausüben; dies setzt freilich weitestgehend gleichgelagerte Interessen innerhalb der 1,2 Mio. Beschäftigte voraus und da scheint es mir dann nicht ausgeschlossen zu sein, dass auch inzident ein Beitrag über das berufspolitische Engagement für die zu Pflegenden und deren Ansprüche nach einer angemessenen Pflege geleistet werden kann.

Die Vision allerdings, dass die beruflich Pflegenden das "System" ändern werden, scheint mir so weit von einer realistischen Einschätzung entfernt zu sein, als dass hieraus sich kurzfristige Erfolge einstellen könnten. Das "System" ist insofern "therapieresistent", als dass der Ökonomie ein überragender Stellenwert beigemessen wird und von daher würde ich eindeutig ein Engagement favorisieren, in dem die soziale Mächtigkeit der beruflich Pflegenden als Profession ausgespielt wird (solange dazu im Zweifel noch Zeit verbleibt: Stichwort - öffentlich-rechtliche Körperschaft!?).

Ob auch dieses kurze Statement "bahnbrechend" ist, ist aus meiner Sicht von untergeordneter Bedeutung, da dieses nicht einen solchen Anspruch erfüllen möchte und kann.
Wir vertreten nicht immer die herrschende Lehre!

johannes
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Philip Rösler will weg von der Minutenpflege

Beitrag von johannes » 24.10.2010, 13:20

Zuerst werden die von den Kostenträgern genehmigten Pflegezeiten in jeder Pflegestufe, für die auch Personalkosten genehmigt wurden aufgeführt

Pflegestufe 0 = 25 min./Tag = 0,117 Planstellen
Pflegestufe 1 = 56 min./Tag = 0,32 Planstellen
Pflegestufe 2 = 119 min./Tag = 0,45 Planstellen
Pflegestufe 3 = 156 min./Tag = 0,61 Planstellen


Auf Grund der Aufzeichnungen real erbrachter Pflegeleistungen mit Anfangs- und Abschlußuhrzeit jeder Pflegemaßnahme ergibt sich eine durchschnittliche Pflegezeit ( aus ca. 60.000 Einzelnachweisen im Jahr 2008 ) pro Bewohner von

Pflegestufe 0 = 107,4 min./Tag 0,503 Planstellen
Pflegestufe 1 = 89,4 min./Tag = 0,511 Planstellen
Pflegestufe 2 = 237,6 min./Tag = 0,898 Planstellen
Pflegestufe 3 = 239,4 min./Tag= 0,936 Planstellen.

Hierbei ist natürlich der pflegerische Aufwand auch für dementiell Erkrankte berücksichtigt.

Gehen wir der Einfachheit halber von einem Haus mit 100 Pflegeplätzen aus, in dem

10 % Pflegebedürftige in Stufe 0
40 % Pflegebedürftige in Stufe 1
40 % Pflegebedürftige in Stufe 2
10 % Pflegebedürftige in Stufe 3

eingestuft wurden ergibt das eine Gesamtpersonalausstattung von (in Klammern bisher genehmigte Planstellen)

0 Planstellen 5,03 (1,17)
1 Planstellen 20,44 (12,8 )
2 Planstellen 35,92 (18 )
3 Planstellen 9,36 (6,10)

Die gesamten Planstellen würden somit 70,75 reale Planstellen gegenüber 38,07 genehmigten Planstellen ergeben.

Unter diesen Bedingungen dürften auch Pflegekräfte bis zum Renteneintrittsalter arbeiten können. Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß Minister Rösler das wirklich will!
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Pflegereform an "Haupt und Gliedern" notwendig

Beitrag von WernerSchell » 24.10.2010, 16:53

Siehe auch die Beiträge im Forum unter
viewtopic.php?t=14538
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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WernerSchell
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Pflegereform - wir alle sind gefordert

Beitrag von WernerSchell » 24.10.2010, 17:05

Wir müssen alle ein Interesse daran haben, dass die pflegerischen Rahmenbedingungen stimmen und wir endlich weg kommen von der Minutenpflege (oder wie das auch sonst nennen mag). Natürlich sehe ich die Berufsverbände der Pflege in der Pflicht. Aber solange dort unzureichend agiert wird, müssen eben andere für eine "Mobilmachung" in Richtung Pflegereform an "Haupt und Gliedern" eintreten. Ich würde mir insoweit mehr MitstreiterInnen wünschen!
Quelle: viewtopic.php?p=55524#55524
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Marlene Böttinger
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Pflege-Rahmenbedingungen zunächst verändern

Beitrag von Marlene Böttinger » 25.10.2010, 06:48

Hi,

ja eine Reform an "Haupt und Gliedern" muss her. Für die ambulante und stationäre Pflege muss es deutliche Verbesserungen der Strukturen geben.
Der Berliner Koalition fällt im Moment aber inhaltlich kaum etwas ein. Ich höre im Wesentlichen nur davon, dass man die Finanzierung neu regeln will, hin zur kaptialgedeckten Zusatzabsicherung der Pflege.
Wenn sich auch die Beiträge der Versicherten erhöhen werden: Wir brauchen aber zunächst eine Debatte über die inhaltliche Neugestaltung der Pflege. Der Pflegenotstand muss vorab behoben werden.

Grüße Marlene
Pflege braucht Zuwendungszeit!

Rauel Kombüchen
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Re: Philip Rösler will weg von der Minutenpflege

Beitrag von Rauel Kombüchen » 26.10.2010, 06:56

johannes hat geschrieben: .... Die gesamten Planstellen würden somit 70,75 reale Planstellen gegenüber 38,07 genehmigten Planstellen ergeben.
Unter diesen Bedingungen dürften auch Pflegekräfte bis zum Renteneintrittsalter arbeiten können. Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß Minister Rösler das wirklich will! .....
Hallo Johannes,
wenn man die aufgelisteten Bedarf an Personal und die tatsächlich bewilligten Stellen gegenüber stellt, erübrigt sich jede weitere Diskussion hinsichtlich der viel beklagten sog. Pflegemängel. Anhand der Darstellung geht es in Wahrheit nicht um Pflegemängel, sondern um Mängel im System. Dafür sind nicht Pflegekräfte, sondern Politiker verantwortlich.
Gibt es zu Deinem Berechnungsmodell auch noch weitere Texte, die zur Begründung hilfreich sein können?
MfG
Rauel
Pflegeversicherung - Pflegebegriff erneuern und Finanzierung nachhaltig sichern! BürgerInnen müssen mehr Informationen erhalten - z.B. wg. Individualvorsorge!

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Personalnotstand ist exakt belegbar

Beitrag von johannes » 26.10.2010, 15:11

@ Rauel

die von mir ausgeführten Daten beruhen auf einer minutengenauen Leistungserfassung über mehrere Jahre, wobei in dieser Berechnung die Daten des Jahres 2008 zu Grunde gelegt wurden. Mittlerweile liegen auch die Daten für 2009 vor, die ein ähnliches Ergebnis aufzeigen - Variationen wird es erfahrungsgemäß jedes Jahr geben.

Um zu diesen Ergebnissen zu kommen, war es erforderlich, über mehrere Jahre hinweg auch das für diese Art Pflege erforderliche Pflegepersonal zu beschäftigen, da ansonsten alles nur hypothetisch wäre.

Da die Dokumentation am PC erfolgte, besteht grundsätzlich die Möglichkeit, jede gewünschte Form der Auswertung vorzunehmen.

Mit freundlichen Grüßen
Johannes Paetzold
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Pflegefachkraft - erweiterter Begriff gefordert

Beitrag von Presse » 27.10.2010, 07:17

Aus Forum:
viewtopic.php?p=55571#55571

Arbeitgeberverband fordert erweiterten Begriff der Pflegefachkraft

Berlin. In der Pflege fehlen so viele Fachkräfte, dass Experten mittelfristig die Schließung von Heimen befürchten. Das geht aus einem Positionspapier des Arbeitgeberverbands Pflege hervor, das der Nachrichtenagentur dapd vorliegt.
Der Verband fordert Reformen bei der Aus- und Weiterbildung in Deutschland und "weltweite, gezielte Zuwanderung" nach einem Punktesystem, so die Agentur. Nötig sei zudem eine "konzertierte Aktion pro Pflege", heißt es weiter.
Der Arbeitgeberverband schlägt konkret vor, die Definition einer "Fachkraft" zu erweitern. Pflegehilfskräfte mit langer Berufserfahrung sollten zu qualifizierten Tätigkeiten herangezogen werden können und sich auch "in kurzer Zeit zur Fachkraft nachqualifizieren können". Zudem solle einem Heim mit einer guten Bewertung durch den MDK eine geringere "Fachkraftquote" erlaubt werden. Für die EU fordert der Verband einheitliche Ausbildungs- und Rahmenbedingungen. Für bereits ausgebildete Kräfte aus der EU müsse ein Nachschulungsbedarf definiert werden, der "über die Arbeitgeber vollzogen werden" solle.

Mehr Informationen zum Positionspapier des Arbeitgeberverbandes Pflege in der CAREkonkret am 5. November 2010.

Quelle: Pressemitteilung vom 26.10.2010
Vincentz Network, Hannover, http://www.vincentz.net

thorstein
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Personalschlüssel / Personaleinsatz Altenpflege

Beitrag von thorstein » 27.10.2010, 12:45

Gibt es zu Deinem Berechnungsmodell auch noch weitere Texte, die zur Begründung hilfreich sein können?
Quellen: Personalschlüssel/Personaleinsatz Altenpflege:

http://www.saarlaendische-pflegegesells ... eimen.html
http://pflegen-online.de/download/risse_beck.pdf
http://www.ffg.uni-dortmund.de/medien/p ... 203-02.pdf
http://www.wernerschell.de/Medizin-Info ... er0708.pdf

Es gibt dazu ein Standardargument des MDK:
Rückschlüsse auf die personelle Besetzung von Einrichtungen verbieten sich auch deshalb, weil der Zeitaufwand gemäß § 15 Abs. 3 SGB XI bezogen auf Familienangehörige oder andere nicht als Pflegekraft ausgebildete Pflegepersonen ermittelt wird, in Einrichtungen aber hauptberuflich tätige Kräfte arbeiten.
Das heisst, man kann so viel nachrechnen, wie man will, für den Einsatz von hauptberuflich tätigen Kräften gibt es keine Anhaltszahlen. Diese Argumentation ist natürlich pflegefachlicher Blödsinn, da es keine nachvollziehbare Begründung dafür gibt, dass hauptberuflich Pflegende ca. doppelt so schnell arbeiten, wie pflegende Angehörige. Aber bislang kam man mit diesem Argument durch, wohl auch, weil das Thema Personalschlüssel schon zu "mathematisch" ist.

Allerdings wird ja jetzt konsequenterweise mit dem sogenannten neuen Pfegebedürftigkeitsbegriff genau dieses Nachrechnen nicht mehr möglich sein. Da ja alle geschrieen haben, wir müssen weg von der Minutenpflege, werden die Minuten jetzt einfach durch Punkte ersetzt. Und alle feiern das als Fortschritt. Es ist schon erstaunlich, wie leicht sich auch sogenannte Pflegeexperten über den Tisch ziehen lassen:
http://www.wernerschell.de/Medizin-Info ... egriff.pdf

thorstein
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Pflegefachkräfte reduzieren - Qualität weiter absenken

Beitrag von thorstein » 27.10.2010, 12:52

Arbeitgeberverband fordert erweiterten Begriff der Pflegefachkraft
Das war absehbar: Besonders amüsant ist die Vorstellung, dass Heime, die gerade nach MDK-Krierien eine gute Pflege leiten, dafür so belohnt werden sollen, dass sie weniger Fachkräfte einsetzen müssen. Es wird immer absurder.

Selbstverständlich wird man die Fachkraftquote senken müssen, wenn nicht mehr genung Fachkräfte da sind. Damit konnte natürlich niemand rechnen und jetzt muss man sich halt den Fakten anpassen. So einfach funktioniert Politik, wenn in der Bevölkerung kein Interesse für ein Thema vorhanden ist.

Rauel Kombüchen
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Personalschlüssel / Personaleinsatz Altenpflege

Beitrag von Rauel Kombüchen » 27.10.2010, 13:58

thorstein hat geschrieben: .... Personalschlüssel / Personaleinsatz Altenpflege ....
Das heisst, man kann so viel nachrechnen, wie man will, für den Einsatz von hauptberuflich tätigen Kräften gibt es keine Anhaltszahlen. ....
Hallo Johannes,
ich danke ganz herzlich für die Benennung der weiteren Quellen.
MfG
Rauel
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Pflege- und Gesundheitsreform muss Inhalte verbessern

Beitrag von PflegeCologne » 29.10.2010, 06:24

Hallo Forum!

Ich habe soeben an anderer Stelle im Forum ausgeführt:

> Es wurde mit guten Beiträgen auf die vielfältigen Unzulänglichkeiten in den Pflegestrukturen aufmerksam gemacht. Richtig ist m.E., dass wir den einen gegen den anderen Versorgungsbereich nicht ausspielen dürfen.
In der stationären Heimversorgung fehlt es zweifelsfrei an Personal. Insoweit sind deutliche Verbesserungen dringlich.
Dann muss man aber auch sehen, dass die häusliche Versorgung finanziell klar besser vergütet werden muss. Wer sich einem Angehörigen umfassend zuwendet, um seine Pflegebedürftigkeit durch Pflege abzusichern, muss davon leben können. Das bisher zur freien Verfügung stehende Pflegegeld reicht insoweit hinten und vorne nicht.
Eine Pflegereform muss daher in verschiedenen Bereichen des Pflegeversicherungsrechts greifen. <

Leider kann ich im Moment nicht sehen, dass im politischen Bereich handfeste Vorschläge zur Verbesserung der Pflegesituationen diskutiert werden. Das Fachgespräch der Union am 04.10.2010 lässt befürchten, dass eine Reform - ähnlich wie im Gesundheitsbereich - vorwiegend nur bei der Abgabenlast für die Versicherten ansetzen wird.

Lb Grüße Pflege Cologne
Alzheimer - eine Krankheit, die mehr Aufmerksamkeit erfordert! - Pflegesystem muss dem angepasst werden, auch, wenn es teurer wird! - Ich bin dabei:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

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Bedarf an Pflegepersonal wird sich verdoppeln

Beitrag von Presse » 03.11.2010, 07:22

Bedarf an Pflegepersonal wird sich verdoppeln
TÜV Rheinland: Gute Aussichten für Quereinsteiger
Praktika und Beratungsmöglichkeiten nutzen


Köln (ots) - Kaum ein Berufsfeld hat derzeit ähnlich gute Zukunftsperspektiven wie die Pflege: Schon jetzt herrscht in Krankenhäusern und Altenheimen bundesweit chronischer Personalmangel. Weil der Anteil alter und somit pflegebedürftiger Menschen an der Gesellschaft weiter ansteigt, wird sich auch der Bedarf an Pflegepersonal bis 2050 verdoppelt haben, schätzt beispielsweise das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. Die Branche steht vor einem Boom. Doch die Pflegeberufe sind nach Angaben von TÜV Rheinland nicht für jeden geeignet: Die körperliche und psychische Belastung sowie Schicht- und Wochenenddienste stehen im Gegensatz zu der relativ mageren Bezahlung.

Trotzdem kann sich die Überlegung, einen Beruf in der Pflege zu ergreifen, lohnen - gerade für Quereinsteiger. Vor allem Menschen zwischen Mitte 30 und Mitte 40, die in ihrem ursprünglichen Beruf keine Perspektive mehr sehen, oder Frauen, die nach der Geburt ihrer Kinder die Möglichkeit zum Wiedereinstieg ins Berufsleben suchen, sind als Seiteneinsteiger gefragt. Denn Lebenserfahrung und persönliche Ausgeglichenheit sind gute Voraussetzungen für diesen Beruf. Umschulungen bieten etwa die Fachseminare der TÜV Rheinland-Akademie an. "Am Ende steht in diesem Fall dasselbe Examen, das auch erstausgebildete Pflegekräfte ablegen und das selbstverständlich als gleichwertig anerkannt wird", erklärt Regine Uecker, Expertin für das Gesundheitswesen bei der TÜV Rheinland-Akademie. Gesucht wird nicht nur Pflegepersonal mit Examen. Die Chance auf einen Seiteneinstieg haben auch Personen, die an einer sechsmonatigen Qualifizierung zum Pflegehelfer bei den TÜV Rheinland Akademien teilnehmen. Ihr Abschluss ist nicht staatlich reglementiert und sie arbeiten ausschließlich unter Anleitung. "Es herrscht großer Bedarf an diesen Pflegekräften, die sich etwa um die Grundversorgung, wie Ankleiden und Anreichen von Essen kümmern", betont die Expertin.

Wer über einen Einstieg in einen Pflegeberuf nachdenkt, sollte sich in jedem Fall bei der Agentur für Arbeit, aber auch in den Bildungsberatungsstellen der Volkshochschulen, der Gemeinden oder der Sozialträger beraten lassen. Ein Praktikum bietet die beste Gelegenheit, ganz konkret zu überprüfen, ob ein Job als Pfleger oder Pflegerin die richtige Wahl ist.

Quelle: Pressemitteilung vom 02.11.2010
Pressekontakt:
Ihr Ansprechpartner für redaktionelle Fragen:
Jörg Meyer zu Altenschildesche, Presse, Tel.: 0221/806-2255
Die aktuellen Presseinformationen erhalten Sie auch per E-Mail über
presse@de.tuv.com sowie im Internet: htp://www.tuv.com/presse

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Personalmangel an Kliniken kein Einzelfall

Beitrag von Presse » 03.11.2010, 07:43

Personalmangel an Kliniken kein Einzelfall
Oberhausen, 02.11.2010, Stephanie Weltmann

Die Beschwerden über Pflegemängel wegen Personalmangels am Evangelischen Krankenhaus (EKO) lösen eine Welle von Reaktionen aus. Auch an anderen Häusern beklagt man den Mangel an Personal. Die Gewerkschaft Verdi sieht die Situation kritisch.
.... (mehr)
http://www.derwesten.de/staedte/oberhau ... 98446.html

Siehe auch unter
viewtopic.php?p=55712#55712

WernerSchell
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Pflegenotstand – Menschenwürdige Pflege mehr als gefährdet

Beitrag von WernerSchell » 03.11.2010, 08:43

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Initiative - Harffer Straße 59 - 41469 Neuss
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Kooperationspartner der „Aktion Saubere Hände.“


Pressemitteilung vom 03.11.2010

Pflegenotstand – Menschenwürdige Pflege mehr als gefährdet

Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) hat in einer Erklärung vom 01.11.2010 auf die desolate Situation in vielen Bereichen der Pflege aufmerksam gemacht und die Bundeskanzlerin zum Handeln gemahnt. Der Kanzlerin wurde öffentlichkeitswirksam die „gelbe Karte“ gezeigt.

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk macht seit Jahren auf den Pflegenotstand aufmerksam und wird sich auch beim Pflegetreff am 16.11.2010 in Neuss-Erfttal, Bedburger Straße 57 („Kontakt Erfttal“), 18.00 bis 20.00 Uhr, in Anwesenheit von zwei Bundestagsabgeordneten mit den anstehenden Pflege-Reformnotwendigkeiten befassen und hat dazu pflegebedürftige Menschen und Angehörige, PflegemitarbeiterInnen, Leitungskräfte in Pflegeeinrichtungen sowie alle interessierten BürgerInnen eingeladen. Der Eintritt ist kostenlos. Nähere Informationen zur Veranstaltung gibt es auf der Homepage von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk bzw. im Forum Werner Schell.

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk hat bereits am 10.11.2009 in einer im Internet nachlesbaren Stellungnahme zum Koalitionsvertrag von Union und FDP (Abschnitt 9.2.: Pflege- Weiterentwicklung der Pflegeversicherung) zum Pflegenotstand u.a. ausgeführt:
---
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk vertritt die Meinung, dass reformerische Maßnahmen einmal die professionell Pflegenden, aber auch die (ehrenamtlich) tätigen Angehörigen betreffen müssen. Die allseits gewünschte und erforderliche Zuwendung für pflegebedürftige Menschen kann nur dadurch gewährleistet werden, dass deutlich mehr Pflegefachpersonal und sonstige Betreuungskräfte zur Verfügung stehen. Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk schätzt, dass ein Personalmehrbedarf von rd. 20% vorliegt. Damit aber dieser Bedarf auf einer seriösen Basis ermittelt werden kann, werden bundesweit geltende Personalbemessungssysteme für dringend erforderlich erachtet. Die zur Zeit zur Anwendung kommenden regional geltenden Personalschlüssel und sonstigen Schätzparameter werden als unzureichend eingestuft mit der Folge, dass eine Anstellung von Personal mehr oder weniger nur den Finanzierungsmöglichkeiten folgt (= Beschäftigung von Pflegepersonal und sonstigen Betreuungskräften nach Kassenlage). Dieser Zustand muss endlich überwunden werden. Dann wäre auch genügend Zeit für angemessene gute Pflege und sonstige Zuwendung gegeben. Ohne ausreichend bemessene Personalausstattungen wird es keine Verbesserungen - und damit eine Abwendung von der sog. Minutenpflege - geben können.
In diesem Zusammenhang muss auch Berücksichtigung finden, dass eine Verkürzung der Wehrdienstzeit auf sechs Monate zu einer entsprechend verkürzten Zivildienstzeit führen wird und damit den Pflegesystemen zahlreiche Zivildienstleistende als nützliche Helfer verloren gehen. Die insoweit entstehenden personellen Lücken müssen bei der notwendigen Personaldotierung angemessen Berücksichtigung finden. Der Personalmehrbedarf wird bei einer Verkürzung des Wehrdienstes deutlich über der o.a. Schätzmarke liegen.
Um es auf den Punkt zu bringen:
Wer alte und kranke Menschen mit so wenig Personal (Geld) allein lässt, der verachtet sie!
---
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ruft diese Ausführungen in Erinnerung und fordert gesetzgeberische Initiativen, die den Bedürfnissen der pflegebedürftigen Menschen uneingeschränkt gerecht werden!

Werner Schell
Dozent für Pflegerecht und Vorstand von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk

+++
Die vorstehende Pressemitteilung ist zur Veröffentlichung frei!

Siehe auch unter
viewtopic.php?p=55720#55720
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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