Familienpflegezeit

Gesundheitswesen, Krankenhaus- und Heimwesen, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Arzneimittel- und Lebensmittelwesen, Infektionsschutzrecht, Sozialrecht (z.B. Krankenversicherung, Pflegeversicherung) einschl. Sozialhilfe und private Versorgung

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Familienpflegezeit

Beitrag von Presse » 03.03.2010, 14:05

Kristina Schröder fordert Familien-Pflegezeit

Familienministerin Kristina Schröder spricht zur Familienpflegezeit Um die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege weiterhin zu fördern, plant die Bundesfamilienministerin eine gesetzliche Familien-Pflegezeit. So sollen Arbeitnehmer künftig zwei Jahre lang 50 Prozent arbeiten, aber 75 Prozent ihres Gehalts weiterverdienen.

Gerade ältere Menschen haben verstärkt den Wunsch, zu Hause von ihren Familienangehörigen gepflegt zu werden. Doch viele Arbeitnehmer fürchten die dadurch entstehenden finanziellen Nachteile. Deshalb möchte Kristina Schröder einen Rechtsanspruch der Arbeitnehmer auf eine Familien-Pflegezeit von zwei Jahren Dauer einführen.

Die Familienministerin erklärte: "In dieser Zeit würde der pflegende Angehörige mindestens 50 Prozent arbeiten, bekäme aber, um davon leben zu können, 75 Prozent seines Gehalts. Später müsste er dann wieder voll arbeiten, bekäme aber weiterhin so lange 75 Prozent des Gehalts, wie er zuvor Teilzeit gearbeitet hat - bis also das Zeit und das Gehaltskonto wieder ausgeglichen sind."

Die Regelung hat zum Ziel, den Herausforderungen des demografischen Wandels gerecht zu werden und Arbeitnehmern mehr Flexibilität zu erlauben. Die Familien-Pflegezeit beschränkt sich auf kein Alter, sondern bezieht sich auf die Pflegebedürftigkeit der eigenen Eltern, Kinder oder anderer Angehöriger gleichermaßen.

Weitere Informationen

Familienministerin Kristina Schröder im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ)
http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/aktuelles,did=134042.html

Audio
Kristina Schröder fordert Familien-Pflegezeit

http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Service/Pub ... 34050.html

Quelle: Pressemitteilung vom 3.3.2010
http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/familie,did=134044.html
Zuletzt geändert von Presse am 19.01.2011, 14:15, insgesamt 2-mal geändert.

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Häusliche Pflege muss gestärkt werden

Beitrag von Presse » 03.03.2010, 14:09

Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung zum Vorschlag von Familienministerin Schröder: Häusliche Pflege muss gestärkt werden / Ein die Würde wahrendes Pflegesystem ist allerdings nicht zum Nulltarif zu haben

Berlin. "Schwerstkranke und Sterbende wünschen sich, Fürsorge in vertrauter Umgebung erleben zu können. Wer sich um einen pflegebedürftigen Angehörigen kümmert, hat aber mit einer Vielzahl von Belastungen zu kämpfen. Das reicht von finanziellen Einbußen bis hin zu Gefahren für die seelische und körperliche Gesundheit. Die häusliche Pflege zu stärken, ist deshalb unumgänglich", erklärt der Geschäftsführende Vorstand der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung, Eugen Brysch, anlässlich der heutigen Ankündigung von Familienministerin Schröder, eine zweijährige Familienpflegezeit einführen zu wollen. "Derzeit werden 1,5 Million Menschen zuhause gepflegt, eine Million von ihnen ausschließlich von Angehörigen. Diese Familien, am stärksten betroffen sind meist Frauen, dürfen wir nicht länger allein lassen. Es ist daher zu begrüßen, dass Bundesfamilienministerin Schröder das Problem angehen möchte."

Allerdings warnt Brysch vor der Annahme, dies sei zum Nulltarif zu haben. "Es ist nicht sinnvoll, wenn Frau Schröder von vornherein die Bedingung stellt, ihre Initiative dürfe nichts kosten. Auf diese Weise müssen wir feststellen: Da ist ordentlich Wasser im Wein. Zur Lösung des Grundproblems trägt der jetzige Vorschlag von Familienministerin Schröder kaum etwas bei. Die drängende Aufgabe lautet, ein die Würde wahrendes Pflegesystem zu schaffen. Gute Pflege ist ein Wert, der nicht länger klein gerechnet werden darf. Bürgerschaftliches bzw. familiäres Engagement kann professionelle Pflege nicht ersetzen. Hier braucht es mehr als unverbindliche Versuchsballons, hier braucht es Entschlossenheit und umfassende Konzepte."

Hintergrund
Die gemeinnützige und unabhängige Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung ist die Sprecherin der Schwerstkranken und Sterbenden. Sie finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Beiträgen von über 55.000 Mitgliedern und Förderern und unterhält das bundesweit einzigartige Patientenschutztelefon sowie die Schiedsstelle Patientenverfügung.

Quelle: Pressemitteilung vom 3.3.2010
Bei Rückfragen und Interview-Wünschen:
Matthias Hartmann: Tel.: 030/ 28 44 48 4 - 2
hartmann@patientenschutzorganisation.de http://www.patientenschutzorganisation.de

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Zweijährige Pflegezeit - netter Vorschlag, aber nicht real

Beitrag von Presse » 03.03.2010, 14:14

Pflegezeit: Ideen von Ministerin Schröder völlig unausgegoren
Zum Vorschlag von Familienministerin Schröder, eine maximal zweijährige Pflegezeit einzuführen, erklärt Elisabeth Scharfenberg, Sprecherin für Pflegepolitik und Altenpolitik:


Netter Versuch, doch leider stimmt an Frau Schröders Vorschlag so gut wie nichts. Sie setzt voraus, dass die Angehörigen die Pflege übernehmen. Das geht völlig an den Realitäten vorbei. Viele Angehörige können oder möchten diese höchst belastende Aufgabe nicht erfüllen. Frau Schröder will die Pflege wieder auf den billigsten Pflegedienst abwälzen, nämlich die Familien – im Zweifel die weiblichen Angehörigen. Damit werden alte Rollenbilder zementiert.

Immer mehr Familien leben zudem nicht am gleichen Ort. Dann haben die Betroffenen nichts vom Schröder-Modell, weil sie weiterhin halbtags arbeiten müssen. Zudem liegt die durchschnittliche Pflegedauer bei acht bis neun Jahren. Was helfen zwei Jahre Auszeit, wenn der Pflegebedarf danach noch auf Jahre weiter besteht?

Auch arbeitsrechtlich stellen sich viele Fragen:Wissen die Arbeitgeber eigentlich schon, was finanziell auf sie zukommt? Was ist, wWas, Wwenn während dieser Pflegezeit gekündigt wird? Was, wWas, Wwenn die/der Arbeitnehmer/in den Job wegen der Pflege doch ganz aufgeben muss oder will? Was, wenn der Arbeitgeber in dieser Zeit in Konkurs geht? Muss das "auf Pump" gezahlte Gehalt trotzdem zurückgezahlt werden? Wenn ja, von wem? Wir sind gespannt, wie Frau Schröder das regeln will.

Schwarz-Gelb sollte lieber das bestehende Pflegezeitgesetz der großen Koalition verbessern. Während der Pflegezeit muss es eine steuerfinanzierte Lohnersatzleistung geben. Wir sehen den Sinn der Pflegezeit darin, in dieser Zeit in Ruhe eine gute Pflege dauerhaft zu organisieren, nicht sie selbst zu übernehmen. Darin liegt einer der elementaren Denkfehler von Frau Schröder.

Die Bundesregierung konnte uns auf Nachfrage nicht einmal sagen, wie viele Menschen bisher Gebrauch vom Pflegezeitgesetz gemacht haben. Sie konnte uns auch keine Auskunft geben, wie eine Aufteilung der 6-monatigen Pflegezeit erfolgen kann. Also, erst mal die Hausaufgaben machen, bevor unüberlegte Überlegungen auf den Markt geschmissen werden.

Quelle: Pressemitteilung vom 3.3.2010

Pflegezeitkonzept der grünen Bundestagsfraktion:
http://www.gruene-bundestag.de/cms/arch ... gesetz.pdf

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Keine Schnellschüsse bei der Pflegezeit

Beitrag von Presse » 03.03.2010, 15:04

SoVD:
Keine Schnellschüsse bei der Pflegezeit

Zum Vorschlag von Familienministerin Schröder, eine
zweijährige Pflegezeit einzuführen erklärt SoVD-Präsident Adolf
Bauer:

Der Vorschlag ist mit Blick auf die notwendige Stärkung der
häuslichen Pflege durchaus überlegenswert. Insbesondere aus sozialen
Gründen und um die langfristige Finanzierung der Pflegeversicherung
zu gewährleisten, muss die häusliche Pflege ausgebaut werden. Zudem
ist es erforderlich, dass dem Wunsch- und Wahlrecht der
Pflegebedürftigen nach Pflege im eigenen häuslichen Bereich soweit
wie möglich entsprochen wird.

Allerdings sind noch viele Fragen offen, die Frau Schröder jetzt
beantworten muss. Vor allem unter arbeitsrechtlichen Gesichtspunkten
gibt es großen Klärungsbedarf, z. B. hinsichtlich des
Kündigungsschutzes während der zweijährigen Pflegezeit. Keinesfalls
dürfen Benachteiligungen am Arbeitsplatz und im
Beschäftigungsverhältnis entstehen. Insbesondere Frauen dürfen nicht
die Leidtragenden sein, denn Pflege ist nach wie vor in erster Linie
weiblich.

Der SoVD warnt davor, die gegenwärtigen Regelungen zum
Pflegezeitgesetz anzutasten. Vielmehr muss vorrangig geprüft werden,
wie das geltende Pflegezeitgesetz fortentwickelt werden kann, z. B.
durch eine vergleichbare finanzielle Lösung wie bei der Elternzeit.
Es gilt, die Pflegetätigkeiten insgesamt gesellschaftlich
aufzuwerten.

Quelle: Pressemitteilung vom 3.3.2010
Pressekontakt:
Kontakt: Benedikt Dederichs
SoVD-Bundesverband
Pressestelle
Stralauer Str. 63
10179 Berlin
Tel.: 030/72 62 22 129/ Sekretariat -123
Fax: 030/72 62 22 328
E-Mail: pressestelle@sovd.de

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Pflegezeit-Vorschlag enthält viele offene Fragen

Beitrag von Presse » 03.03.2010, 15:54

Caritas zu Schröder-Vorschlag / Geplante Ausweitung der Pflegezeit zu
begrüßen / Vorschlag enthält viele offene Fragen


"Der Vorschlag der Bundesfamilienministerin zur
Gestaltung der Pflegezeit ist interessant", so Caritas-Präsident
Peter Neher. Angesichts der großen Zahl pflegebedürftiger Menschen
sei es zu begrüßen, dass über eine Ausweitung einer Pflegezeit von
derzeit sechs Monaten auf zwei Jahren nachgedacht werde und es
Überlegungen zur Finanzierung gebe.

Kritisch sieht Neher, dass der Vorschlag "allein die betroffenen
Arbeitnehmer und Arbeitgeber belastet und keinen Beitrag der
Solidargemeinschaft vorsieht." Auch müsse geklärt werden, ob die
geplanten zwei Jahre am Stück genommen werden müssten oder ob eine
Stückelung denkbar sei. Pflege sei nicht immer ein kontinuierlicher
Prozess und verlange daher Flexibilität von den betroffenen
Angehörigen. Auch die Frage, wie eine Versicherung gestaltet sein
soll, die im Falle eines Arbeitsplatzwechsels greift, müsse geklärt
werden.

"Der Vorschlag von Ministerin Schröder trägt trotz vieler offener
Fragen der Tatsache Rechnung, dass am Ende des Lebens der Bedarf an
Versorgung pflegebedürftiger Angehöriger zunimmt. Deutlich wird, dass
Arbeitnehmer nicht nur in der Elternphase Zeitbudgets brauchen", so
Neher.

Quelle: Pressemitteilung vom 3.3.2010
Pressekontakt: Herausgegeben von
Deutscher Caritasverband e.V.
Berliner Büro - Pressestelle
Redaktion:
Claudia Beck (Verantwortlich)

Telefon: 030 284447-42
Telefax: 030 284447-55
E-Mail: pressestelle@caritas.de
Haus der Deutschen Caritas
Reinhardtstraße 13, 10117 Berlin

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Familien - Pflegezeit allenfalls Teilaspekt bei Pflegereform

Beitrag von ProPflege » 04.03.2010, 07:51

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Initiative - Harffer Straße 59 - 41469 Neuss

Neuss, den 04.03.2010

Pflegereform an „Haupt und Gliedern“ muss umfängliche leistungsrechtliche Verbesserungen beinhalten – Eine Familien - Pflegezeit kann allenfalls ein Teilaspekt bei den Reformüberlegungen sein

Die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), Frau Kristina Schröder, plant eine gesetzliche Familien-Pflegezeit. Damit soll die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege gefördert werden. Dies ergibt sich aus einer am 03.03.2010 herausgegebenen Presseerklärung.

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk nimmt die Ankündigung zum Anlass festzustellen, dass eine Pflegereform an "Haupt und Gliedern" geboten ist. Es wird daher für sinnvoll erachtet, Pflegezeiterwägungen in die anstehenden Reformüberlegungen einzubinden und nicht von anderen zwingend notwendigen leistungsrechtlichen Verbesserungen losgelöst zu sehen.

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat sich bereits umfassend zu der anstehenden Pflegereform geäußert. Die erhobenen Forderungen werden im Pflegetreff am 27.04.2010 in Neuss-Erfttal erörtert und damit der (politischen) Öffentlichkeit vorgestellt.

Nähere Informationen:
--- Pressemitteilung des BMFSFJ vom 03.03.2010 zur Familien-Pflegezeit mit zahlreichen (kritischen) Statements
viewtopic.php?t=13780
--- Einladung von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk zum Pflegetreff am 27.04.2010 mit dem Thema: "Welche Pflege wollen wir (uns leisten)?
viewtopic.php?t=12279

Werner Schell, Vorstand von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk

Siehe auch die Texteinstellung unter:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... iedern.php

Medienberichte zur Pressemitteilung von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk u.a.:
http://www.openbroadcast.de/artikel/382 ... ungen.html
http://www.openpr.de/news/404363.html
http://www.heide-bote.de/index.php?name ... &sid=13864
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Initiative
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/

Cicero
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Familien - Pflegezeit allenfalls Teilaspekt bei Pflegere

Beitrag von Cicero » 04.03.2010, 12:01

ProPflege hat geschrieben: .... Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk nimmt die Ankündigung zum Anlass festzustellen, dass eine Pflegereform an "Haupt und Gliedern" geboten ist. Es wird daher für sinnvoll erachtet, Pflegezeiterwägungen in die anstehenden Reformüberlegungen einzubinden und nicht von anderen zwingend notwendigen leistungsrechtlichen Verbesserungen losgelöst zu sehen.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat sich bereits umfassend zu der anstehenden Pflegereform geäußert. Die erhobenen Forderungen werden im Pflegetreff am 27.04.2010 in Neuss-Erfttal erörtert und damit der (politischen) Öffentlichkeit vorgestellt. ....
Danke für die schnelle Reaktion. Das ist genau die richtige Sichtweise. Wir brauchen in der Tat keine bruchstückweise Verbesserungen in der Pflegesituation. Dringend notwendig ist eine vernünftige Reform aus einem Guß. Wenn auch die Familien- Pflegezeit nett gedacht ist: Sie wirft viele Fragen auf, die kaum gelöst werden können.

Ein kritischer Kommentar ist nachlesbar unter
Kommentar zur Pflegezeit - Realitätsblind und gestrig
Von Lioba Werrelmann, WDR, ARD-Hauptstadtstudio
http://www.tagesschau.de/kommentar/komm ... it100.html

Cicero
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KPHNeuss
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Familien - Pflegezeit allenfalls Teilaspekt bei Pflegereform

Beitrag von KPHNeuss » 04.03.2010, 13:23

ProPflege hat geschrieben: ..... Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk nimmt die Ankündigung zum Anlass festzustellen, dass eine Pflegereform an "Haupt und Gliedern" geboten ist. Es wird daher für sinnvoll erachtet, Pflegezeiterwägungen in die anstehenden Reformüberlegungen einzubinden und nicht von anderen zwingend notwendigen leistungsrechtlichen Verbesserungen losgelöst zu sehen.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat sich bereits umfassend zu der anstehenden Pflegereform geäußert. Die erhobenen Forderungen werden im Pflegetreff am 27.04.2010 in Neuss-Erfttal erörtert und damit der (politischen) Öffentlichkeit vorgestellt. ....
Hallo Herr Schell,
prima, dass Sie für den Verband sofort Position bezogen haben. Ihre Ausführungen sind wieder einmal sachlich und besonnen. Während andere Kritiker gleich alles ganz genau wissen - pro oder kontra - verzichten Sie auf eine abschließende Bewertung.
Es ist auch nach meiner Auffassung richtig, alle Überlegungen, wie Pflege besser gelingen kann, in eine umfassende Debatte über die anstehende Pflegereform einzubringen. Dort müssen alle Möglichkeiten einer besseren Pflege ausgelotet werden.
Ich freue mich auf den Pflegetreff am 27.04.2010 in Neuss-Erftta. Danke, dass Sie sich so engagiert einsetzen!
Liebe Grüße
KPH Neuss
Für eine uneingeschränkt gute Pflege müssen wir alle eintreten - die Verfassung enthält die entscheidenden Wertegrundsätze: Die Menschenwürde ist unantastbar!

PflegeCologne
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Pflegereform und Pflegenotstand diskutieren

Beitrag von PflegeCologne » 04.03.2010, 13:52

Hallo,
ich schließe mich den Wortmeldungen von Cicero und KPH Neuss an. Genau so ist es.
MfG Pflege Cologne
Alzheimer - eine Krankheit, die mehr Aufmerksamkeit erfordert! - Pflegesystem muss dem angepasst werden, auch, wenn es teurer wird! - Ich bin dabei:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

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Schröder verteidigt ihr Pflegezeit-Modell

Beitrag von Presse » 05.03.2010, 07:58

Schröder verteidigt ihr Pflegezeit-Modell

Köln – Nach Kritik aus Wirtschaft und Opposition hat Familienministerin Kristina Schröder (CDU) ihr Pflegezeit-Modell verteidigt. Zugleich sagte sie am Donnerstag in der ARD, ihr Haus rechne gerade ein Versicherungsmodell durch, das Risiken ihres Modells für die Unternehmen abfedern soll. .... (mehr)
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/4 ... Modell.htm

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Re: Schröder verteidigt ihr Pflegezeit-Modell

Beitrag von Cicero » 05.03.2010, 08:20

Presse hat geschrieben: .... Schröder verteidigt ihr Pflegezeit-Modell ....
Es war zu befürchten, dass unsere Jung-Ministerin an ihrem Modell festhalten wird. Das ändert aber wohl nichts an der Tatsache, dass die weitaus überwiegenden Reaktionen in deutlicher Kritik bestehen. Auf jeden Fall ist die isolierte Regelung einer Pflegezeit außerhalb einer Pflegereform nicht akzeptabel. Eine Pflegereform muss alle Aspekte der Pflegehilfen erfassen und daher gesamtheitlich durchdacht sein.
Sachlich ist das Schröder-Konzept nicht durchsetzbar, weil es einige Finanzierungsregeln enthält, die nicht umsetzbar sind. Die Pflegezeit hilft auch nur einer begrenzten Personengruppe und ist damit nicht wirklich brauchbar.
Einige Verbände trauen sich nicht zu einer handfesten Kritik. Sie sprechen daher vorsichtig von einem Schritt in die richtige Richtung. Was soll das Gerede? Das hatten wir schon bei der zurückliegenden sog. Pflegereform von Ulla Schmidt. Die Familien-Pflegezeit-Vorstellungen passen so, wie vorgestellt, nicht in die Landschaft, sind isoliert von anderen notwendigen Reformmaßnahmen, und müssen daher vom Tisch.
Und wer macht das der Jung-Ministerin klar?

Siehe auch den ergänzenden Text unter
viewtopic.php?p=50462#50462
Gaby Modig hat geschrieben: Arbeitsverdichtung, zu wenig Zeit und Personalmangel sind aus Sicht von Pflegekräften die häufigsten Ursachen für Fehler bei ihrer Arbeit. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Befragung der Hochschule Bremen .... Ein besseres Fehlermanagement könne es jedoch nur in einem angemessenen Arbeitsumfeld geben. Da sei die Politik gefragt.
Dass es einen eklatanten Personalmangel in der Pflege gibt, dürfte mittlerweile allen Verantwortlichen bekannt sein. Dass darauf die vielfältig entstehenden Mängel in der Versorgung zurückzuführen sind, ist wohl auch weitgehend unbestritten.
Wenn es aber einen Personalmangel gibt, muss dieses Problem aufgegriffen und einer Lösung zugeführt werden. So einfach erscheint mir das. Ich denke, dass Thema gehört in die nächste Pflegereform, und zwar an oberster Stelle der Reformnotwendigkeiten. Die Familien-Pflegezeit kann in diesem Zusammenhang nur ein Nebenthema sein. Dazu gibt es ja schon gehörig Beiträge.

Cicero
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Beitrag von G. Fröhlich- Rockmann » 05.03.2010, 14:27

Sehr geehrte Frau Bundesministerin,

ich lade Sie hiermit sehr herzlich zu einem Praktikum zu mir nach Hause ein.

Mit diesem Angebot möchte ich Ihnen den Einblick in die tatsächliche Pflege eines Menschen in der Häuslichkeit ermöglichen, um Ihnen so die Möglichkeit zu geben Ihre Vorschläge selbst an Hand der Praxis zu überprüfen.

Ich zahl Ihnen selbstverständlich den Stundensatz einer PS III. Urlaub, freie Tage und Feiertage kann ich Ihnen jedoch nicht gewähren, da dies für die Pflegekräfte in den Familien auch vom Gesetzgeber nicht vorgesehen sind und Sie ja sicher keine Sonderbehandlung wünschen.

Bei der Regelung wer Ihren Ministerposten die andere Hälfte des Tages ausfüllt kann ich sie leider nicht unterstützen, allerdings müssten Sie bitte auch sicher stellen, das ihre Pflegeleistung durch eine Vertretung sicher gestellt ist wenn Sie halbtags im Ministerium tätig sind, denn meine Mutter brauch nach gutachterlicher Feststellung eine 24-Stunden-Pflege.

Bitte teilen Sie mir rechtzeitig mit wann Sie die Stelle antreten möchten.

Mit freundlichen Grüßen

Gerd Fröhlich-Rockmann
Es ist der Mensch und nicht die Krankheit

Herbert Kunst
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Familien-Pflegezeit für Ministerin Kristina Schröder

Beitrag von Herbert Kunst » 05.03.2010, 16:33

G. Fröhlich- Rockmann hat geschrieben: ..... Sehr geehrte Frau Bundesministerin,
ich lade Sie hiermit sehr herzlich zu einem Praktikum zu mir nach Hause ein. .... Bitte teilen Sie mir rechtzeitig mit wann Sie die Stelle antreten möchten. ...
Hallo G. Fröhlich-Rockmann,

das ist eine gut gelungene Kritik am Familien-Pflegezeit-Vorschlag, der hinten und vorne nicht passt.
Wurde der Brief auch direkt ans Ministerium geschickt? Im Zweifel sollte das nachgeholt werden, vielleicht mit einem Verweis auf dieses Forum. Denn dann können sich die zuständigen Ministeriumsbediensteten auch gleich ein Bild von der sonstigen Kritik machen.

Gruß
Herbert Kunst
Für menschenwürdige Pflege sind wir alle verantwortlich! - Dazu finde ich immer wieder gute Informationen unter http://www.wernerschell.de

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Schröder-Vorschlag zur Pflegezeit ist richtig!

Beitrag von Presse » 06.03.2010, 09:25

Pressemitteilung 3 / 2010
Bonn (BAGSO), 5.3. 2010


Ex-Familienministerin Ursula Lehr:
Schröder-Vorschlag zur Pflegezeit ist richtig!

Die frühere Familienministerin und jetzige Vorsitzende des Dachverbands der Senioren-Organisationen BAGSO, Ursula Lehr, unterstützt die Initiative von Bundesministerin Kristina Schröder ausdrücklich. „Es geht nicht um eine Korrektur der Pflegeversicherung, sondern um die Vereinbarkeit der häuslichen Pflege mit der Berufstätigkeit der Pflegenden. Diese Frage ist wichtig, denn wir wissen aus Studien, dass sich, wer nicht nur zu Hause bleibt, mit der Pflege leichter tut. Mit einer Freistellung allein ist es daher nicht getan.“

Die Diskussion darüber, was wir besser machen können, von Seiten der Politik, aber auch von Seiten der Unternehmen, hält die Alternsforscherin für überfällig. „Wenn Sie als berufstätige Frau Kinder haben, dann fragen die Kollegen jeden Tag danach. Be-treuen Sie einen Angehörigen, ist das häufig ein Tabu am Arbeitsplatz. Für die Betrof-fenen ist ein offenerer Umgang mit dem Thema wichtig.“

Vor allem die Unternehmen sieht Lehr in der Pflicht. Von flexiblen Arbeitszeitmodellen, die über den vorgeschlagenen gesetzlichen Rahmen hinausgehen können, bis hin zu praktischen Unterstützungsangeboten, sei vieles möglich und sinnvoll, um Arbeitsplätze auf die Notwendigkeiten einer alternden Gesellschaft einzustellen. „Es macht überhaupt keinen Sinn, nur an betriebliche Kindertagesstätten zu denken. Von Unternehmen getragene oder geförderte Tagespflegeangebote sind mindestens ebenso wichtig. Bereits heute dürfte die Zahl berufstätiger Frauen, die ältere Angehörige betreuen, die Zahl berufstätiger Frauen mit Kindern unter sechs Jahren übersteigen“, so die Einschätzung der BAGSO-Vorsitzenden.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) vertritt über die ihre 101Mitgliedsverbände rund 13 Mio. ältere Menschen in Deutschland.

Weitere Informationen:
Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen e.V. (BAGSO)
Ursula Lenz
Bonngasse 10, 53111 Bonn
Tel.: 02 28 / 24 99 93 18, Fax: 02 28 / 24 99 93 20
E-Mail: lenz@bagso.de
http://www.bagso.de.

Brigitte Bührlen
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Registriert: 20.04.2008, 11:41

Ehrenamt "häusliche Pflege": das deutsche Modell?

Beitrag von Brigitte Bührlen » 07.03.2010, 21:47

Interessant, was sich eine dynamisch unerfahrenen Familienministerin so alles überlegt!
Wer sie wohl berät? Der Finanzministern oder Vertreter der Wohlfahrtsverbände?

"Wo kämen wir denn hin, wenn nun auch noch die 70 % in häuslicher Pflege ehrenamtlich tätigen Menschen Ansprüche finanzieller Art stellen würden?!?"
So oder ähnlich könnten die Überlegungen auf höchster Ebene gelaufen sein.....

Festzustellen bleibt: die aktuell erdachte "Familien-Pflegezeit" hat das Problem,
1
dass Vater-Mutter-Kind-Oma-Opa-Familien nicht mehr so wirklich flächendeckend vorhanden sind
2
dass Frauen und Männer Berufen nachgehen und in der Regel nachgehen müssen, die es ihnen schwer machen Pflege damit zu verbinden
3
dass es viel zu wenig Arbeitszeitmodelle gibt, die Pflege mit Beruf vereinbaren könnten
4
dass es doch nicht sein kann, dass die Pflegezeit wieder "hereingearbeitet" werden muss, damit ein Nullsummenspiel aufgeht?
5
dass Pflege, insbesondere häusliche, uns als Gesellschaft bislang Kosten erspart. Für alles bezahlen wir, warum dann eigentlich nicht für eine Versorgung Mensch zu Mensch? Sind wir uns nicht das Wichtigste auf der Welt?

Zukünftig werden wir auch für häusliche Pflege bezahlen müssen, sei es durch höhere Rentenansprüche und/oder einen Ausgleich zu den Zahlungen der Pflegekassen im Heimbereich in Form eines persönlichen Pflegebudgets o. ä.

Fazit: Sollte das Thema von Frau Schröder aufgegriffen worden sein um ihre Person ins Gespräch zu bringen, so mag ihr das gelungen sein.
Besser wäre es allerdings, sie würde sich durch Überlegungen zu tragfähigen, zukunftsbeständigen Konzepten hervortun. Solche Konzepte sollten an den realen gesellschaftlichen Gegebenheiten und an den Bedarfen der Menschen in diesem Land orientiert sein und an nichts Anderem!

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