Wer über den Wert entscheidet
Verdeckte Rationierung im Gesundheitswesen
RUBIN: Wenn knappe Ressourcen Leistungseinschränkungen erzwingen
„Dass gut dreiviertel der deutschen Klinikärzte laut unserer aktuellen Umfrage ihren Patienten sinnvolle Behandlungen aus Kostengründen vorenthalten, zeigt – es wird bereits verdeckt rationiert“, so Prof. Dr. Stefan Huster (Juristische Fakultät der Ruhr-Universität), der mit Kollegen der Universitäten Duisburg-Essen und Tübingen an dem BMBF-Projekt „Ethische, ökonomische und rechtliche Aspekte der Allokation kostspieliger biomedizinischer Innovationen“ beteiligt ist. Die Konsequenz kann nur sein, offen über Versorgungsprioritäten nachzudenken. Im aktuellen RUBIN stellen die Bochumer Juristen zwei sog. kostensensible Leitlinien vor, die sie gemeinsam mit ihren Kollegen aus der Medizinethik und der Gesundheitsökonomie entwickelt haben, und diskutieren das juristische Für und Wider.
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Behandlungsvorgaben versus Therapiefreiheit
„Die Befragung der Krankenhausärzte ist eine Bestandsaufnahme“, so Huster, „sie zeigt auch, dass dreiviertel der Ärzte Leistungseinschränkungen etwa über sog. kostensensible Leitlinien nicht mehr ablehnend gegenüber stehen. Wenngleich sie nur begrenzt bereit sind, Behandlungsvorgaben, die ihre Therapiefreiheit einschränken, zu akzeptieren. Doch wer soll nach welchen Kriterien darüber entscheiden, wenn Leistungsbeschränkungen nicht zu vermeiden sind? Die Gesundheitspolitik scheut bisher die Diskussion. Die Entscheidungen den Gesetzlichen Krankenversicherungen, als demokratisch nur wenig legitimierten Organen der Selbstverwaltung, auf Dauer zu überlassen, ist juristisch äußerst umstritten. „Die Gesellschaft insgesamt muss klären, was ihr eine soviel bessere Medizin wert ist – jeder einzelne muss darüber nachdenken“, so Huster.
Kosten-Nutzen-Bewertung für Stents und Defibrillatoren
Die entwickelten Leitlinien betreffen den Einsatz von beschichteten Koronarstents, die einer erneuten Verengung der Arterien entgegenwirken, sowie die Implantation von Defibrillatoren zur Steuerung von Herzfrequenz und Herzrhythmus. Während beschichtete Stents die Erkrankung nicht unmittelbar beeinflussen, jedoch das Risiko eines wiederholten Eingriffs verringern, senken Defibrillatoren die Sterblichkeit bei Herzrhythmusstörungen. Nach den Leitlinien kämen beschichtete Stents nur bei Patienten mit speziellen Risikofaktoren und Defibrillatoren nur unterhalb einer bestimmten Pumpleistung des Herzens zum Einsatz. Beide Leitlinien sollen nun einer theoretischen interdisziplinären Diskussion mit Vertretern der Gesundheitspolitik, Ethik, Gesundheitsökonomie dienen und werden von Kardiologen und Intensivmedizinern bewertet. Eine weitere Befragung von Ärzten soll letztlich deren Akzeptanz gegenüber solchen kostensensiblen Leitlinien klären.
Bevölkerung gefragt: Priorisierung von unten
Das BMBF-Projekt setzt sich quasi in einem zweiten fort (seit 2007), an dem mit der Ruhr-Universität insgesamt 13 Hochschulen über die Forschergruppe „Priorisierung in der Medizin: Eine theoretische und empirische Analyse unter besonderer Berücksichtigung der Gesetzlichen Krankenversicherung“ beteiligt sind. Darin geht es um eine umfassendere Betrachtung als lediglich eine Kosten-Nutzen-Bewertung: Es soll auch nach anderen Kriterien priorisiert werden, wie etwa Lebensalter, Dringlichkeit oder Selbstverantwortung, und auch das Verhältnis der Kriterien untereinander ist zu diskutieren. Dazu gehört auch eine große repräsentative Umfrage breiter Bevölkerungsgruppen, die zeigen wird, wo die Bürger ihre Versorgungsprioritäten setzen. Die Bochumer Juristen vermuten sogar, dass sich die Bürgerinnen und Bürger früher als die Politik diesen Fragen stellen werden. Die Umfrage könnte Anstoß sein für die politische Debatte“, so Prof. Huster.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Stefan Huster, Institut für Sozialrecht an der Juristischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum, Tel.: 0234/32-22239
Stefan.huster@rub.de
Quelle: Pressemitteilung vom 7.7.2009
Redaktion
Dr. Barbara Kruse
Pressestelle RUB - Universitätsstr. 150 - 44780 Bochum
Telefon: 0234/32-22830 - Fax: 0234/32-14136
E-Mail: pressestelle@presse.ruhr-uni-bochum.de - Leiter: Dr. Josef König
http://www.pm.ruhr-uni-bochum.de/pm2009/msg00211.htm
Verdeckte Rationierung im Gesundheitswesen
Moderator: WernerSchell
Rationierung bei Intensivpatienten?
Rationierung bei Intensivpatienten?
Eine Studie behauptet, wirtschaftliche Überlegungen nähmen überhand
Baierbrunn (ots) - "Das Geld bestimmt immer öfter, was in der Intensivmedizin geht", sagt Joachim Boldt, Chefarzt der Anästhesiologie im städtischen Klinikum Ludwigsburg. Er stützt seine Behauptung auf eine Befragung von 540 Verantwortlichen deutscher Intensivstationen. "Das Problem des Versorgungsmangels wird ignoriert", sagt er in der "Apotheken Umschau". Eine wesentliche Ursache sieht er in fehlenden Standards, nach denen Entscheidungen im Notfall getroffen werden. Knapp ein Drittel der befragten Kliniken hätte zum Beispiel angegeben, gelegentlich Patienten ablehnen zu müssen, weil andere Kranke den Platz blockieren, obwohl die Ärzte deren Behandlung als nicht sinnvoll einstuften. Georg Baum, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft weist die Kritik zurück: "Eine Rationierung auf Intensivstationen findet nicht statt." Es mangele aber tatsächlich an einer berechenbaren und stabilen Finanzierung der Leistungen. Baum sieht hier die Politik in der Pflicht. Professorin Dr. Claudia Spieß, Chefärztin der Anästhesie der Charité in Berlin, hält das Ganze für eine "unglückliche Diskussion": Bevor über Rationierungen gesprochen werde, sollten wissenschaftliche Erkenntnisse besser umgesetzt werden. "Solange wir daran nicht konsequent arbeiten, geht die Kostendiskussion am Problem vorbei", mahnt sie in dem Gesundheitsmagazin.
Das Gesundheitsmagazin "Apotheken Umschau" 7/2009 B liegt in den meisten Apotheken aus und wird ohne Zuzahlung zur Gesundheitsberatung an Kunden abgegeben.
Pressekontakt: Ruth Pirhalla
Tel. 089 / 744 33 123
Fax 089 / 744 33 459
E-Mail: pirhalla@wortundbildverlag.de
http://www.gesundheitpro.de
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Diese Meldung ist nur mit Quellenangabe zur Veröffentlichung frei.
Eine Studie behauptet, wirtschaftliche Überlegungen nähmen überhand
Baierbrunn (ots) - "Das Geld bestimmt immer öfter, was in der Intensivmedizin geht", sagt Joachim Boldt, Chefarzt der Anästhesiologie im städtischen Klinikum Ludwigsburg. Er stützt seine Behauptung auf eine Befragung von 540 Verantwortlichen deutscher Intensivstationen. "Das Problem des Versorgungsmangels wird ignoriert", sagt er in der "Apotheken Umschau". Eine wesentliche Ursache sieht er in fehlenden Standards, nach denen Entscheidungen im Notfall getroffen werden. Knapp ein Drittel der befragten Kliniken hätte zum Beispiel angegeben, gelegentlich Patienten ablehnen zu müssen, weil andere Kranke den Platz blockieren, obwohl die Ärzte deren Behandlung als nicht sinnvoll einstuften. Georg Baum, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft weist die Kritik zurück: "Eine Rationierung auf Intensivstationen findet nicht statt." Es mangele aber tatsächlich an einer berechenbaren und stabilen Finanzierung der Leistungen. Baum sieht hier die Politik in der Pflicht. Professorin Dr. Claudia Spieß, Chefärztin der Anästhesie der Charité in Berlin, hält das Ganze für eine "unglückliche Diskussion": Bevor über Rationierungen gesprochen werde, sollten wissenschaftliche Erkenntnisse besser umgesetzt werden. "Solange wir daran nicht konsequent arbeiten, geht die Kostendiskussion am Problem vorbei", mahnt sie in dem Gesundheitsmagazin.
Das Gesundheitsmagazin "Apotheken Umschau" 7/2009 B liegt in den meisten Apotheken aus und wird ohne Zuzahlung zur Gesundheitsberatung an Kunden abgegeben.
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Leistungskürzungen im Gesundheitswesen sind unausweichlich
Forscher:
Leistungskürzungen im Gesundheitswesen sind unausweichlich
Kiel – Nach Ansicht des Gesundheitsforschers Fritz Beske sind Leistungskürzungen im deutschen Gesundheitswesen unausweichlich. „Die Politik muss der Bevölkerung endlich sagen, was auf sie zukommt“, sagte der Direktor des Fritz Beske Instituts für Gesundheits-System-Forschung in Kiel. Die Menschen müssten sich darauf einstellen, Gesundheitsleistungen in Zukunft – ähnlich wie bei der Rente – zusätzlich selbst abzusichern.
Es gebe immer mehr Alte, Kranke und Pflegebedürftige, während die Zahl der Erwerbsfähigen schrumpfe. „Die Rechnung geht nicht auf“, betonte Beske und fügte hinzu: „Es fehlen Steuerzahler, Beitragszahler und Personal im Gesundheitssystem.“
.... (mehr)
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/3 ... chlich.htm
Leistungskürzungen im Gesundheitswesen sind unausweichlich
Kiel – Nach Ansicht des Gesundheitsforschers Fritz Beske sind Leistungskürzungen im deutschen Gesundheitswesen unausweichlich. „Die Politik muss der Bevölkerung endlich sagen, was auf sie zukommt“, sagte der Direktor des Fritz Beske Instituts für Gesundheits-System-Forschung in Kiel. Die Menschen müssten sich darauf einstellen, Gesundheitsleistungen in Zukunft – ähnlich wie bei der Rente – zusätzlich selbst abzusichern.
Es gebe immer mehr Alte, Kranke und Pflegebedürftige, während die Zahl der Erwerbsfähigen schrumpfe. „Die Rechnung geht nicht auf“, betonte Beske und fügte hinzu: „Es fehlen Steuerzahler, Beitragszahler und Personal im Gesundheitssystem.“
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Wir kommen an Priorisierungen & Rationierung nicht herum
Wir kommen an Priorisierungen & Rationierung nicht herum!
Die Faktenlage zwingt die Gesundheitspolitiker, irgendwann "Farbe zu bekennen". Die Solidarsysteme sind nicht mehr die "Wundertüte", die sie in der Vergangenheit zu sein schien. Wir haben uns übernommen und müssen jetzt die Leistungen der realen Lage anpassen.
Wir werden einfach im Gesundheitssystem nicht mehr alles finanzieren können, was uns von den Anbietern als medizinischer Fortschritt angepriesen wird. Insbesondere im Arzneimittelsektor muss es zu klaren Einschränkungen kommen. Was zwingend notwendig ist, muss finanziert werden. Alles andere kann in einem abgestuften Regelsystem nur noch teilweise oder überhaupt nicht mehr finanziert werden. Das müssen aber die Versicherten zeitgerecht wissen. Denn nur dann können sie sich darauf einrichten. Ein Weiterso gibt es bald nicht mehr.
Ich verweise auf § 1 SGB V (unten angefügt), wo auch die Eigenverantwortung der Versicherten klar beschrieben. Daran muss angeknüpft werden!
Cicero
§ 1 SGB V Solidarität und Eigenverantwortung
Die Krankenversicherung als Solidargemeinschaft hat die Aufgabe, die Gesundheit der Versicherten zu erhalten, wiederherzustellen oder ihren Gesundheitszustand zu bessern. Die Versicherten sind für ihre Gesundheit mitverantwortlich; sie sollen durch eine gesundheitsbewußte Lebensführung, durch frühzeitige Beteiligung an gesundheitlichen Vorsorgemaßnahmen sowie durch aktive Mitwirkung an Krankenbehandlung und Rehabilitation dazu beitragen, den Eintritt von Krankheit und Behinderung zu vermeiden oder ihre Folgen zu überwinden. Die Krankenkassen haben den Versicherten dabei durch Aufklärung, Beratung und Leistungen zu helfen und auf gesunde Lebensverhältnisse hinzuwirken.
Die Faktenlage zwingt die Gesundheitspolitiker, irgendwann "Farbe zu bekennen". Die Solidarsysteme sind nicht mehr die "Wundertüte", die sie in der Vergangenheit zu sein schien. Wir haben uns übernommen und müssen jetzt die Leistungen der realen Lage anpassen.
Wir werden einfach im Gesundheitssystem nicht mehr alles finanzieren können, was uns von den Anbietern als medizinischer Fortschritt angepriesen wird. Insbesondere im Arzneimittelsektor muss es zu klaren Einschränkungen kommen. Was zwingend notwendig ist, muss finanziert werden. Alles andere kann in einem abgestuften Regelsystem nur noch teilweise oder überhaupt nicht mehr finanziert werden. Das müssen aber die Versicherten zeitgerecht wissen. Denn nur dann können sie sich darauf einrichten. Ein Weiterso gibt es bald nicht mehr.
Ich verweise auf § 1 SGB V (unten angefügt), wo auch die Eigenverantwortung der Versicherten klar beschrieben. Daran muss angeknüpft werden!
Cicero
§ 1 SGB V Solidarität und Eigenverantwortung
Die Krankenversicherung als Solidargemeinschaft hat die Aufgabe, die Gesundheit der Versicherten zu erhalten, wiederherzustellen oder ihren Gesundheitszustand zu bessern. Die Versicherten sind für ihre Gesundheit mitverantwortlich; sie sollen durch eine gesundheitsbewußte Lebensführung, durch frühzeitige Beteiligung an gesundheitlichen Vorsorgemaßnahmen sowie durch aktive Mitwirkung an Krankenbehandlung und Rehabilitation dazu beitragen, den Eintritt von Krankheit und Behinderung zu vermeiden oder ihre Folgen zu überwinden. Die Krankenkassen haben den Versicherten dabei durch Aufklärung, Beratung und Leistungen zu helfen und auf gesunde Lebensverhältnisse hinzuwirken.
Politisch interessierter Pflegefan!
Im Gleichklang: Frieden - Ausgleich - Demokratie - und: "Die Menschenwürde ist unantastbar"!
Im Gleichklang: Frieden - Ausgleich - Demokratie - und: "Die Menschenwürde ist unantastbar"!
GKV wird nicht mehr alles zahlen können ...
Gastbeitrag: Es werden die falschen Fragen gestellt
Patienten werden aus deren Sicht nötige Leistungen verweigert - oft bedienen sich Medien solcher Schicksale. Klar ist:
Die GKV wird nicht mehr alles zahlen können, was medizinisch möglich ist.
Die richtigen Fragen werden aber bisher in der Diskussion nicht gestellt, meint Fritz Beske.
mehr »
http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=844 ... hik&n=2935
Patienten werden aus deren Sicht nötige Leistungen verweigert - oft bedienen sich Medien solcher Schicksale. Klar ist:
Die GKV wird nicht mehr alles zahlen können, was medizinisch möglich ist.
Die richtigen Fragen werden aber bisher in der Diskussion nicht gestellt, meint Fritz Beske.
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