Pflegeheime: Kameras und Mikrophone in den Zimmern ...?

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

Moderator: WernerSchell

Eva Ohlerth

Kein "Lauschangriff" im Heim - mehr Personal!

Beitrag von Eva Ohlerth » 16.09.2008, 14:35

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ich möchte anmerken wenn schon so eine Frage im Raum steht, dann bitte auch in den Krankenhäusern. Schlechte Pflege findet ja nicht nur in den Pflegeheimen statt.

Doch diese Frage greift nicht das eigentliche Problem auf, sondern lenkt nur davon ab. Das die Menschen im Heim und in Krankenhäusern pflegerisch nicht ausreichend versorgt werden ist doch bekannt. Eine Kamera greift absolut in das intimste der Bewohner ein und wer möchte bei sich selbst das fremde Menschen an einem Monitor beobachten und lauschen, wenn der Popo sauber gemacht wird, der Katheter geleert wird, das Essen eingegeben wird, beim Verschlucken und Erbrechen beobachtet werden, beim Weinen, bei der Traurigkeit, beim Lachen usw. Wir glauben doch nicht ernsthaft das die Pflegekräfte die jetzt eine schlechte Pflege leisten sich vor laufender Kamera nicht zurücknehmen.

Die Kamera löst doch nicht das eigentliche Problem das zu wenig Personal wirklich anwesend ist um diese Arbeit mit Anstand und Würde zu schaffen. Es ist doch kein Geheimnis mehr das 2-3 Pflegekräfte die anfallende Arbeit im Frühdienst gar nicht bewältigen können.
Wenn Pflegekräfte beobachtet und bestraft werden für eine Sache, für die sie nicht verantwortlich sind, dann bitte auch eine Kamera und Mikrophone in die Büros von den verantwortlichen Heimleitern und Politikern denen der Sachverhalt bekannt ist und trotzdem nicht handeln.
Sie wissen von den Problemen in der Pflege und lassen die Pflegekräfte im Stich, schlimmer noch einige versuchen sie zu manipulieren, indem man sie öffentlich für ihre gute Arbeit lobt.Gute Arbeit ist wenn ich genügend Zeit habe den Bewohner in seinem Tempo und mit seinen Ressourcen bei der Pflege und seinen täglichen aktivitäten zu unterstützen. Dies ist mit der jetzigen Besetzung nicht möglich. Wir brauchen keine Kamera um die alten Menschen noch mehr zu entwürdigen, sondern genügend gut ausgebildetes und motiviertes Personal. Wir brauchen gut ausgebildete Führungskräfte, die in der Lage sind zu motivieren.

Wir brauchen Anerkennung für diesen Beruf und mit Anerkennung meine ich nicht ein paar nette mitleidige Worte, wie bewundernswert es doch wäre so eine Arbeit überhaupt machen zu können, sondern Anerkennung die in Euro geleistet wird. Es ist entwürdigend das eine Pflegekraft nicht so viel Geld verdient das sie von dieser schweren Arbeit eine Familie ernähren kann.

Nochmals, eine Kamera löst nicht das Problem. Wir Pflegekräfte brauchen keinen großen Lauschangriff, sondern genügend Personal, das auch auf der Station vorhanden ist und nicht nur auf dem Dienstplan steht.
.................................

Mit freundlichen Grüßen
Eva Ohlerth
examinierte Altenpflegerin
Mitglied des Forum Pflege aktuell

Rolf Jorga

Vielerlei Fragen sind abzuklären

Beitrag von Rolf Jorga » 17.09.2008, 07:09

Sehr geehrter Herr Schell,

vielen Dank für die Nachricht, die an unser Forum aktuell gegangen ist.
Sie müssen grundsätzlich sechs Interessensgruppen und (soweit zustreffend ) deren Vertretungsmacht berücksichtigen.

1. Bewohner mit Hausrecht für ihr eigenes Zimmer ( gem. Bewohner- / Pflegevertrag )
2. Angehörige mit oder ohne Betreuungsvollmacht
3. Ehrenamtlicher oder amtlich bestellte Betreuer
4. Mitarbeiter der Einrichtung
5. Einrichtungsleitung ( mit Hausrecht für die Einrichtung / aber nicht für das Bewohnerzimmer !)
6. Besucher

Alle diese Personengruppen haben bestimmte Rechte.

Wie sie sich auswirken müßte gerprüft werden. Ich weiß, dass z.B. im Bezirkskrankenhaus in Haar eine Kontrolle ( Überwachung ) durch Kameras stattfindet. Hier sind bestimmt die rechtlichen Voraussetzungen geprüft worden, ich würde empfehlen, dort Rücksprache zu halten.

Für die Mitarbeiter, Pflegepersonal etc. greift das Betriebsverfassungsgesetz. D.h, der Betriebsrat hat ein Mitbestimmungsrecht, da über die Kameras auch die Arbeit der Mitarbeiter kontrolliert werden kann. ( Selbst sicherheitsgefährdete Unternehmen haben hier Probleme Kameras einzusetzen. )

Wenn Besucher oder Betreuer oder Angehörige kommen, ist die Vertraulichkeit des Wortes ( und einer Handlung )nicht mehr gewährleistet. D.b, die Einrichtungsleitung oder ...... könnte Gespräche mithören, die nicht für sie / ihn bestimmt sind. Intime Kontake ( streicheln, Küßchen geben, etc ) könnten unterbleiben, da sich der B, B, A beobachtet fühlt. Alle Einzelheiten könnten beoachtet werden. Auch Fehlverhhalten würde festgehalten.

Gleiches gilt auch für das Verhalten des Bewohners, wenn er nur allein im Zimmer ist.

Bei der Einrichtungsleitung wäre zu prüfen, inwieweit dieses Verfahren zu Personaleinsparungen führen könnte.

Wenn in Zimmern und/ oder Speise- oder Aufenthaltsräumen Kameras installiert werden würden, wäre zu prüfen, wer die Beobachtung der Monitore vornimmt, auch hier ist eine Arbeitskraft erforderlich. / Datenschutzrechtliche Fragen wären abzuklären.

Ich hoffe, dass Sie viele Beiträge bekommen. Vielleicht wäre es gut eine Pro- und Kontratabelle aufzustellen, die Vor-und Nachteile abzuwägen und dann die Heimaufsicht einzuschalten. Die haben doch alle Juristen zur Verfügung.

Vielleich geben Sie mir ein feedback, wenn sie weitergekommen sind.

Herzlichen Gruß und gutes Gelingen
Ihr Rolf Jorga
Mitglied im Forum Pflege aktuell

Elisabeth Findeisen

Kameras und Mikrofone = Selbstverständlichkeit

Beitrag von Elisabeth Findeisen » 17.09.2008, 07:10

Sehr geehrter Herr Schell,

es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass in stationären Einrichtungen Kameras und Mikrofone installiert werden. Es dienst ausschließlich dem Schutz der Pflegebedürftigen. In den Pflegeheimen wird durchaus Gewalt an den Bewohnern angewandt und um dies zu dokumentieren, wären Kameras und Mikrofone sehr hilfreich. Nachdem ich ehrenamtlich in die Pflegeheime gehe um Bewohner zu besuchen und ihnen etwas Lebensqualität zu vermitteln, kann diesbezüglich mir durchaus ein Urteil erlauben. Gewalt an Pflegebedürftigen wird nicht von allen Pflegekräften und auch nicht auf allen Stationen durchgeführt. Aber Pflegekräfte und HeimleiterInnen, die Gewalt an den Bewohnern ausüben, müssen fristlos und ohne finanzielle Abfindungen entlassen werden. Deshalb sollten Kameras und Mikrofone in jedem einzelnen Zimmern installiert werden.

Einige Beispiele meiner Beobachtungen in diversen Pflegeheimen:

Eine Bewohnerin kam mit dem Rollstuhl zu mir und sagte: "Elisabeth, ich muss zur Toilette". Bin umgehend ins Stationszimmer gerannt und habe die Pflegekräfte entsprechend informiert. Die Fachkraft sprach mit einem Besucher und erwiderte mir: "Ich bin im Gespräch" und die Pflegeherlferin war mit dem Schreiben der Dokumentation beschäftigt. Nachdem sich die Fachkraft überhaupt nicht bewegt hat um die Bewohnerin zur Toilette zu bringen, hat sich die Pflegehelferin bereit erklärt, Frau S. zur Toilette zu bringen.

Einmal kam ich in ein Heim um eine schwerstpflegebedürftige Dame zu besuchen. Diese hilflose Person hatte beide Nasenflügel blau. Offenbar hat am morgen eine Pflegekraft ihr die Nase zugedrückt um den Schluckreflex zu aktivieren oder einfach ihre Aggression an dieser Frau abgelassen. Diese Bewohnerin hatte ich über vier Wochen fast täglich besucht auf Wunsch der Angehörigen.

Montag ist Bade- oder Duschtag. Die Pflegebedürftigen werden in Rollstühlen nackt, nur mit einem Tuch bedeckt auf den Flur geschoben um Zeit zu sparen. Das sind KZ ähnliche Zustände und ist absolut menschenverachtend.

In einem anderen Heim sind 35 Bewohner auf einer Station. Davon 8 Schwerstpflegebedürftige, denen das Essen eingegeben werden muss. Um die Zeit zu verkürzen bekommen die 8 Heimbewohner bereits um 16.15 h einen dickflüssigen Brei zum Trinken. Das dauert dann pro Person 1 Minute.

Noch eine merkwürdige Beobachtung wieder in einem anderen Heim. Dort war ich immer nur am Nachmittag und kann nur über die Zustände vom Spätdienst berichten. Beim Spätdienst war immer nur eine Pflegekraft anwesend. Gegen 16 und 17 h kam dann eine 400,--€-Kraft zur Untestützung. Nachdem die 400,--€-Kräfte aber nicht täglich kommen, mussten abends Küchenhilfen, nach ihrer getanen rbeit in der Küche, die Bewohner ins Bett bringen.
Dies habe ich alles persönlich gesehen und ist deshalb authentisch.

Mit freundlichen Grüssen
Elisabeth Findeisen
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KOIN
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EIN UNDING !!!

Beitrag von KOIN » 17.09.2008, 11:13

Ein wirkliches Unding!! Wer denkt sich sowas aus? Wie kann man auch nur auf eine solche Idee kommen? Bewohner einer entsprechenden Einrichtung leben, wohnen dort. Sicher sind sie auf Hilfestellung, Anleitung, assistive Unterstützung angewiesen, aber werden sie damit jeglicher Persönlichkeitsrechte beraubt? Mit Unterzeichnung eines Vetrages mit dem entsprechenden (Heim)Trägers kommt doch in gewisser Weise ein Mietvertrag zustande. Ich denke das die Persönlichkeitsrechte der Bewohner dann gen Null tendieren... Nicht nur, daß sie sich dem stationären Tagesablauf und der personellen Besetzung unterordnen müssen, nein, nun werden sie auch noch rund um die Uhr beobachtet. Was haben diese Menschen verbrochen, daß sie beinahe wie im Arrest ÜBERWACHT werden?? Wenn die Versorgung OHNE derartige ÜBERWACHUNGSMECHANISMEN nicht gegeben ist, sollte man sich über organisatorische und personelle Veränderungen Gedanken machen!!! Die Heimträger bieten eine Dienstleistung an, die sie sich nicht unwesentlich hoch vergüten lassen. Dann sollen sie Ihrem Angebot auch gerecht werden!!!

Der Vergleich mit einer Intensivstation hinkt!! Ein Heim ist KEINE Intensivstation und in keinster Weise als solche zu betrachten!! Wer ein solches Vorgehen befürwortet ist m.M.n. in diesem Beruf fehl am Platze!!

M.f.G.
KOIN
Zuletzt geändert von KOIN am 17.09.2008, 11:51, insgesamt 1-mal geändert.

KOIN
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Beitrag von KOIN » 17.09.2008, 11:38

Sehr geehrte Frau Findeisen,

ich kann Ihren Unmut verstehen jedoch Ihre Ansicht und Argumentation nicht!! Ihren Zeilen ist in keinster Weise zu entnehmen, daß Sie ein Gespräch mit den entsprechenden Pflegekräften bzw. deren Vorgesetzten gesucht haben um auf die Mißstände, welche Ihnen aufgefallen sind hinzuweisen und Ihr Anliegen vorzubringen. In Ihrem ersten Beispiel ist m.E.n. deutlich geworden, daß sich eine Pflegehilfskraft um den Toilettengang der von Ihnen betreuten Bewohnerin gekümmert hat. In Heimen ist leider keine 1:1 Pflege möglich, aber sicher auch eher nicht nötig. Wenn die Pflegefachkraft gerade im Gespräch war, dessen Wert des Inhalts sie sich augenscheinlich nicht annehmen konnten, sich die Pflegehelferin sich gekümmert hat, wo ist das wirkliche Problem? Aus meiner eigenen 3jährigen Pfegeheimerfahrung (jetzt wieder in Klinik) kann ich zurückblickend sagen, daß es UNMÖGLICH ist sich der Bedürfnisse ALLER zur selben Zeit anzunehmen. Das wissen die Bewohner aber! Sie wissen (wenn nicht unbedingt dement) das sie in einer Wohngemeinschaft leben und Rücksichtnahme unabdingbar ist.
Wenn Sie auch nur den Verdacht einer Mißhandlung haben/hatten, finde ich es sträflich Ihrerseits, sich HIER und womöglich gegenüber Angehörigen derartig zu äußern OHNE auch nur in Erwägung gezogen zu haben entsprechend aktiv zu werden!

Wäre sehr gespannt, wie Sie reagieren würden, wenn Sie in Ihrem 5*Urlaubsdomizil aus qualitätssichernden Gründen rund um die Uhr beobachtet werden. Vorallem Nachts wenn Sie allein, zu zweit, zu ... sind. Dient ja nur der Qualitätssicherung... Weil nicht genügend zuverlässige Servicekräfte vorhanden sind... So können wir sehen ob Ihr WC und Ihr Bett wirklich ordentlich gereinigt/gemacht werden, Sie bestohlen werden etc...

MEIN FAZIT, GEHT GAR NICHT !!!!

Anja Jansen
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Kameras und Mikrofone - EIN UNDING !!!

Beitrag von Anja Jansen » 17.09.2008, 18:02

KOIN hat geschrieben:... Ein wirkliches Unding!! Wer denkt sich sowas aus? Wie kann man auch nur auf eine solche Idee kommen? ...
Ja, so sehe ich das auch. Für Kameras und Mikrofone in Heimen gibt es keinerlei Gründe. Selbst wenn es irgendwelche Gründe gäbe, stünden verfassungsrechtliche Erwägungen seitens der Bewohner und Beschäftigen dem entgegen.
Es soll hier nicht geleugnet werden, dass es vielfältige Missstände in der Pflege gibt (siehe Hinweise von Frau Findeisen). Aber die sind, und das wird in dieser Homepage und in diesem Forum seit Jahren deutlich ausgeführt - immer wieder, systemisch bedingt. Wir brauchen vor allem mehr Pflegepersonal - aber keine "Rundumüberwachung" in Richtung Beweohner und Personal.

Anja J.
Es ist mehr Aufmerksamkeit für dementiell erkrankte Menschen nötig. Unser Pflegesystem braucht deshalb eine grundlegende Reform!

gerdh
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Registriert: 23.01.2004, 01:16

Beitrag von gerdh » 17.09.2008, 19:24

Hallo,
wer solche menschenverachtende Maßnahmen ergreifen will um Qualität in der Pflege zu verbessern, sollte umgehend wegen Unfähigkeit aus seiner Position entfernt werden. "Horch und Guck" hatten viele Deutsche lange genug, dass brauchen wir nicht noch mal (leider ist ja der Staat schon auf dem Weg dahin). Da stellt sich die rechltiche Frage überhaupt nicht mehr.
gerdh

Brigitte Bührlen
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Überwachung im Pflegeheim

Beitrag von Brigitte Bührlen » 17.09.2008, 20:31

Der erst Gedanke kann durchaus sein: Die Missstände in Pflegeheimen sind groß. Pflegedokumentationen werden mit Misstrauen betrachtet, oft klaffen die Wahrnehmungen der Pflegeeinrichtung und die von Angehörigen weit auseinander.
Da kann durchaus der Gedanke aufkommen: Wenn eine Kamera installiert wird, dann kann man nachweisen, wer wann welche Handlungen wie am Pflegebedürftigen durchgeführt hat.

ABER: Auch Kameras bürgen nicht für gute Versorgung. Es gibt, wenn man es darauf anlegt genügend Möglichkeiten "Kameraaugen" zu umgehen.
Für Wesentlich halte ich genügend gut ausgebildetes und motiviertes Pflegepersonal, das zu eigenverantwortlichem Handeln befähigt wird, das Rahmenbedingungen vorfindet, die auch einen eigenverantwortlichen Spielraum zulassen.

Ich würde mir wünschen, dass wir wieder zu einer Kultur des Vertrauens kommen, dass wir Rahmenbedingungen für Pflegende schaffen, die es ermöglicht den Pflegebedürftigen als Mitmenschen zu sehen und zu pflegen.

Fazit: Schwarze Schafe gibt es immer und überall.
Wir sollten an einer Kultur des Vertrauens arbeiten und nicht an der des Misstrauens.

Wenn gute Pflege belohnt würde, ich glaube, wir hätten weniger Probleme!


Brigitte Bührlen

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Lutz Barth
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BAG: Videoüberwachung im Betrieb

Beitrag von Lutz Barth » 19.09.2008, 06:21

Aktueller Beschluss des BAG v. 26.8.2008, 1 ABR 16/07
zur Problematik:

Leitsätze:

Arbeitgeber und Betriebsrat sind grundsätzlich befugt, eine Videoüberwachung im Betrieb einzuführen. Die Zulässigkeit des damit verbundenen Eingriffs in die Persönlichkeitsrechte der Arbeitnehmer richtet sich nach dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit.

Quelle: juris.bundesarbeitsgericht.de >>> Zum Beschluss im Volltext >>>
http://juris.bundesarbeitsgericht.de/cg ... os=0&anz=1
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Cicero
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Videoüberwachung - nein!

Beitrag von Cicero » 19.09.2008, 07:34

Lutz Barth hat geschrieben: ... Urteil des BAG vom 26.8.2008 - 1 ABR 16/07 - ... Arbeitgeber und Betriebsrat sind grundsätzlich befugt, eine Videoüberwachung im Betrieb einzuführen. Die Zulässigkeit des damit verbundenen Eingriffs in die Persönlichkeitsrechte der Arbeitnehmer richtet sich nach dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit ...
Hallo,
ein guter Hinweis. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass das BAG in seiner Entscheidung vom 26.8.2008 ausdrücklich auf eine Abwägung abgestellt hat. Z.B. heißt es dort:
... Eingriffe der Betriebsparteien in das allgemeine Persönlichkeitsrecht der Arbeitnehmer müssen durch schutzwürdige Belange anderer Grundrechtsträger gerechtfertigt sein. Das zulässige Maß einer Beschränkung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts bestimmt sich nach dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit. ...
Es ging im vorliegenden Streitfall offensichtlich um die Aufdeckung bzw. Verhinderung von Briefdiebstählen in einem Verteilerzentrum. Die Videoüberwachung sollte daher vorübergehend, also nicht auf Dauer, installiert werden. Es war offensichtlich das einzige geeignete Mittel, weitere Schäden abzuwenden.
Ich denke, dass war eine besondere Situation, die sich so in einer Pflegeeinrichtung nicht stellen wird. Daher kann m.E. aus der BAG-Entscheidung nichts abgeleitet werden in der Form, dass eventuell doch in Heimen eine Videoüberwachung gerechtfertigt werden könnte. - Nein, das muss m.E. außer Betracht bleiben!

MfG
Cicero
Politisch interessierter Pflegefan!
Im Gleichklang: Frieden - Ausgleich - Demokratie - und: "Die Menschenwürde ist unantastbar"!

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