Pflege in NRW - Politik, Berichte ...

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

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Berti
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"Pflegemängel" – nicht wegsehen!

Beitrag von Berti » 15.10.2005, 10:58

"Pflegemängel" – nicht wegsehen!

Berichte über Pflegemängel haben zugenommen. Es ist daher zu fordern:
Eine menschenwürdige und qualitativ hochwertige Pflege muss im Interesse der pflegebedürftigen Menschen zum Dauerthema gemacht werden. Pflegemängel, Pflegefehler oder unzureichende Pflegestandards dürfen nicht länger tabuisiert werden. Das muss für die stationäre Pflege, die ambulante Pflege und die Pflege zu Hause gelten.
Die Studie "Vorkommen, Ursachen und Vermeidung von Pflegemängeln in Nordrhein-Westfalen" von Prof. Dr. Vjenka Garms-Homolová, Institut für Gesundheitsanalysen und soziale Konzepte (IGK), Berlin und Prof. Dr. Günter Roth, Fachhochschule im DRK, Göttingen im Auftrag der Enquetekommission "Situation und Zukunft der Pflege in NRW" im Landtag von Nordrhein-Westfalen brachte konkrete Mängel ans Licht. Nachgewiesen wurden in der Studie zum Teil gravierende Defizite bei der 'Ergebnisqualität', also den tatsächlichen Zuständen von Pflegebedürftigen, die erstmals unter Verwendung neuester wissenschaftlicher ASSessment-Instrumente umfassender wissenschaftlich untersucht wurden.
Die Studie zeigt, dass die Pflegekräfte nur teilweise fähig sind, Probleme und Ressourcen der Pflegebedürftigen angemessen einzuschätzen. Es gibt eine ganze Reihe von Symptomen, die nicht erkannt und falsch interpretiert werden.
Die Studie nennt fünf Hauptursachen für diese Zustände:
1. Es herrscht weitgehendes Unverständnis für die Bedeutung der Pflegedokumentation und Pflegeplanung. Sie werden nicht als Maßnahmen für die Klientinnen und die Erleichterung der eigenen Arbeit verstanden, sondern als Erfüllung bürokratischer Anforderungen.
2. Die Pflegedokumentations- und Pflegeplanungsinstrumente, die in den Einrichtungen verwendet werden, eignen sich nur mangelhaft.
3. Die Pflegekräfte sind nur beschränkt klinisch qualifiziert. Sie verstehen viele wichtige Symptome nicht.
4. Für den ambulanten Bereich stellt der Zeitmangel ein erhebliches Problem dar.
5. Das Interesse an einer "positiven" Pflegewirkung fehlt. Das liegt nicht zuletzt an den gesetzlichen Bestimmungen und der Kostenerstattung. Diese folgen dem Konzept der leistenden und verwahrenden, weniger der präventiven oder rehabilitativen Pflege. Der Schwerpunkt der Kontrolle liegt auf der Erledigung der anstehenden Verrichtungen, nicht auf dem Ergebnis der Tätigkeit Pflege. Diese Haltung hat sich in einer fatalen Weise im gesamten System durchgesetzt.

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