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Pflegediskussion bitte mit kompetenten Vertretern

Verfasst: 14.07.2008, 07:20
von R. Bührlein
Pflegediskussion bitte mit kompetenten Vertretern

Brief an die Redaktion der "Münchner Runde", Anlass: Sendung vom 8.7.2008 u.a. mit Claus Fussek:

Sehr geehrte Damen und Herrn der Redaktion,

das Thema "Angst vor dem Pflegeheim!" berührt jeden, es sichert Einschaltquoten.

Aus sicherer Entfernung lässt sich auch trefflich darüber diskutieren:

Frau Gruß stellt fest, dass die Menschen nicht mehr das Geld haben die Pflege zu finanzieren.
Wo bleibt denn das Geld? Mehr als die Hälfte der Pflegekosten werden aus privaten Ersparnissen bezahlt. Wenn nichts mehr da ist, springt die Sozialhilfe ein. Warum haben Pflegebedürftige und ihre Bevollmächtigten kein Mitsprache- und Kontrollrecht über die Verwendung ihre Gelder?

Herr Schautzer stellt fest, dass die menschliche Zuwendung fehlt.
Richtig, aber es gibt keine Kostenstelle dafür. Bezahlt wird nur "technische" Pflege, es ist nicht Aufgabe der Pflegekassen "Zuwendung" zu bezahlen. Deshalb muss von den privaten Geldern eine Kostenstelle "Lebensqualität" eingerichtet werden. Dafür benötigt man Menschen, die man auch bezahlen muss. Es kann nicht sein, dass technische Pflege Geld kostet zeitaufwendige menschliche Zuwendung rein ehrenamtlich erbracht wird. Es hat nicht jeder wohlgesonnene und liebevolle Angehörige!

Frau Hummel setzt sich für Dokumentation ein.
Gut, aber sie ist kein wirkliches Qualitätsinstrument. Dokumentationen können sauber geführt hilfreich sein. Sie können unter Zeit-und Personalmangeldruck aber auch fatal sein. Wechselnde Zeitarbeitskräfte, mangelnde Deutschkentnisse, Stress, Überforderung u.ä. machen einer verlässlichen Dokumentation den Garaus. Zum Schaden des Pflegebedürftigen.

Frau Edel weiss was in Heimen vor sich geht, sie ist Teil des Systems.
Das System funktioniert, weil alle derzeit noch mitspielen zum Schaden der Pflegebedürftigen.

Herr Fussek, ist weder Pflegekraft noch Angehöriger, er ist mit den immer gleichen Wortkaskaden zum "Pflegekritiker" der Nation in den Olymp gehoben.
Bei allem Respekt vor seinen verbalen Leistungen, ich kann nicht erkennen, dass sich in der alltäglichen Pflege für die Bewohner wirklich etwas geändert hat.

Was mir fehlt in Ihrer und in vielen anderen Runden zu diesem Thema sind Angehörige, die als "Pflegeexperten" Stellung nehmen. Wer, wenn nicht Angehörige sind Experten was die Beurteilung der Pflege ihrer Väter und Mütter, ihrer Männer und Frauen anbetrifft?
Angehörige sind oft in einer schwierigen Lebenssituation, aber nicht krank und in der Regel durchaus im Vollbesitz ihrer geistigen Fähigkeiten.
Es besteht kein Grund, dass allenthalben "über" sie und "für" sie gesprochen wird.
Wir Angehörigen müssen und werden uns engagieren für unsere Pflegebedürftigen jeglichen Alters. Wer, wenn nicht wir Angehörigen soll es denn wirklich glaubhaft tun?

Mit freundlichen Grüßen,
Brigitte Bührlen
Ickstattstr. 9
80469 München
Tel. 017624432228
Vorstand "Wir Pflegen"- Interessenvertretung begleitender Angehöriger und Freunde in Deutschland
http://www.wir-pflegen.net
Mitglied im "Forum Pflege aktuell"

Texte zum Thema u.a. unter
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Politik muss das Pflegesystem grundlegend reformieren

Verfasst: 14.07.2008, 07:32
von Werner Kirschner
Politik muss das Pflegesystem grundlegend reformieren

Antwort der Redaktion der "Münchner Runde" vom 10.7.2008:

Sehr geehrter Herr Kirschner,

vielen Dank für Ihre Email vom 9.7.08.
Sie haben Recht: Die Missstände in den Pflegeheimen sind hinlänglich bekannt. Selbst Pflegeexperte Fussek sagte in der Sendung, dass er seine eigenen Argumente schon nicht mehr hören könne.
Im Rahmen unserer Sendung haben wir versucht, die entsprechenden Appelle an die Politik weiterzutragen. Hierfür hatten wir Melanie Huml (CSU) und Miriam Gruß (FDP) eingeladen. Nur Politiker können letztlich auf eine richtige Verteilung der Gelder hinwirken, wie auch Sie es einfordern.
Wir hoffen, dass Sie unsere Sendung auch in Zukunft mit soviel Interesse verfolgen.

Mit besten Grüßen
i.A. Silvia Wickenhäuser
Bayerisches Fernsehen
Programmbereich Politik
Redaktion Gespräche
Floriansmühlstr. 60
80939 München


Nochmalige Zuschrift an die "Münchner Runde":

Sehr geehrte Frau Wickenhäuser,

es war sehr freundlich von Ihnen, mir auf meine E-Mail zu antworten. Doch der Inhalt Ihres Schreibens ist befremdlich. Ich habe mir die Sendung nochmals angeschaut, um zu prüfen, welche Appelle Sie und Ihre Gäste an die Politik "weitergetragen" haben. Das sind mir aber keine aufgefallen.
Frau Melanie Huml hat nur die bekannten Themen vorgetragen, wieAufnahme von anderen Wohnformen ins neue "Pflegequalitiätsgesetz",
Verbesserung der Information über Pflegeheime durch Veröffentlichung der Berichte der Heimaufsichten und des MdK (das ist eine große Verbesserung, meinte sie, doch wie schaut die Wirklichkeit lt. "Pflegequalitätsgesetz" aus),
Mitteilung darüber, daß das neue "Pflegequalitätsgesetz" ab 01.08.2008 gelten solle.

Frau Miriam Gruß fokusierte
die Pflege müsse kapitalorientiert finanziert werden, weil für die Zukunft wohl nach ihrer Anschauung das Geld nicht reiche.
Ansonsten nichts Neues.
Das waren die Beiträge der Politikerinnen. Die restlichen Gäste thematisierten zwar die "Angst", die wohl mehr als berechtigt ist, wenn über Pflege oder Pflegeheime in der Öffentlichkeit diskutiert wird, meinten aber auch noch zusätzlich, daß es wohl auch noch gute stationäre Einrichtungen gäbe. Aber das war’s dann auch schon.Keine Forderungen an die Politik !
Claus Fussek’s Globalaussagen als Pflegeexperte kennt wohl nach all den Jahren jeder in Deutschland. Er hat bis heute keine konkreten Lösungsvorschläge der Nation angeboten, als nur, "hinzuschauen und in die Pflegeheime zu gehen" und sich dann bei Mißständen mit den Heimleitungen zu verständigen. Bis heute hat Claus Fussek noch niemals öffentlich darüber geredet, ob er mit Angehörigen, die verzweifelt bei ihm angerufen und ihre Probleme vorgetragen haben, ob er selbst dann mit dem oder den Angehörigen in der stationären Einrichtung vorstellig geworden ist und was dann dabei herausgekommen ist. Von außen ist gut reden.

Das einzig konkrete von ihm war, die Ausrufung einer "Sommerinitiative gegen Hunger und Durst in Pflegeheimen". Ich fand das umwerfend. Was kann der Normalbürger, der Ihre Sendung gehört hat, wohl damit anfangen ? Ihn interessieren Antworten darauf, wie ihm die "Angst" genommen werden kann. Das ständige "Herunterleiern" der schon längst bekannten Argumente bringt wahrlich nichts. Die Vergangenheit hat es bewiesen.

Warum konfrontieren Sie nicht die Politikerinnen und Politiker mit nur einigen wenigen, Fragen, wie z.B:

Warum schreibt der Gesetzgeber ins neue "Pflegequalitätsgesetz", daß aus qualitätssichernder Deregulierung die Überprüfung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit wegfallen soll ?

Warum schreibt der Gesetzgeber nicht in das neue "Pflegequalitätsgesetz", die Träger und stationären Einrichtungen sollen ihre Bilanzen offenlegen ?

Weshalb nennt der Gesetzgeber im neuen "Pflegequalitätsgesetz" keinen Anwesenheitsschlüssel bzw. keine Fachkraftquote ?

Weshalb schreibt der Gesetzgeber im neuen "Pflegequalitätsgesetz" nicht vor, daß Abrechnungen nach dem § 105 SGB XI - dieser ist seit 01.01.1996 - gesetzlich verankert - den Bewohnerinnen und Bewohnern ausgestellt werden ?

Mit welcher Berechtigung begründet der Gesetzgeber sein Recht im neuen "Pflegequalitätsgesetz" das Heimvertragsrecht zu regeln ?

Wo bleiben den die Gelder, die aus der Investitionszulage monatlich eingefordert werden, wenn sie nicht während eines Geschäftsjahres verbraucht werden ?

Wo stehen die Gewinne in den Bilanzen der Träger und stationären Einrichtungen, wenn sie nicht zur Deckung von Verlusten aufgezehrt wurden ?

Ich bin der Meinung, diese Fragen zu beantworten, davor haben die Politikerinnen und Politiker "Angst" oder sieht das öffentlich-rechtliche Fernsehen keine Notwendigkeit, die Bürger über diese brennenden Fragen aufzuklären ?
Der Fragenkatalog könnte noch um ein Vielfaches fortgesetzt werden. Dazu soll sich der Gesetzgeber klar positionieren und die Staatsregierung sollte nicht mit ihrer derzeitigen Mehrheit ein "Spargesetz" "durchpeitschen", um dann alles in das "Kleingedruckte" zu verschieben und sich dann noch per Gesetz ermächtigen lassen, Verordnungen zu erlassen. Das ist keine "Transparenz" für den Bürger. Soll sich der Bürger neben den Gesetzestext noch die Gebrauchsanweisung zurechtlegen, um zu verstehen, was das Gesetz denn jetzt eigentlich meint.

Der Bürger will endlich wissen, wie mit den Pflegegeldern in den stationären Einrichtungen umgegangen wird.

Er will nicht ständig von der Politik und den Heimträger und Anderen hören, "die Pflege sei nicht bezahlbar". Er will dezidiert durch Kassensturz zuerst über die Mittelverwendung bei den Träger und stationären Einrichtungen aufgeklärt werden, bevor ständig von steigenden Kosten geredet wird.

Das macht und schürt die "Angst".

Er will wissen, ob in den stationären Einrichtungen genügend Personal eingesetzt wird, um die Pflege zu organisieren und/oder ob nicht der Mißstand beim Personal deswegen vorhanden ist, weil deren Entlohnung schlecht ist oder weil Heimleitungen an qualifiziertem und ausgebildetem Fachpersonal sparen.

Darüber sollte die öffentliche Diskussion geführt werden.

Und um mit den Worten des Pflegeexperten Claus Fussek zu schließen "ich kann meine eigenen Worte nicht mehr hören", sollten wir wirklich mit dem Reden aufhören und darangehen, von der Politik Lösungen einfordern.

Ich möchte nicht nur von Kosten reden, sondern habe als Bürger auch kritisch "hingeschaut".

Zu Ihrer Information eine Kostenverteilung eines Pflegesatzes II der Münchenstift GmbH, die diese im Münchner Merkur und der TZ vor wenigen Wochen veröffentlicht hat. Bei diesen Ausgaben sollte der Gesetzgeber auffordern, sich mit Belegen und Liquiditätsfluß deren Berechtigung im einzelnen nachweisen zu lassen, aber ohne Rücksicht auf den Träger.

Bei dieser Kostenverteilung eines Pflegesatzes habe ich wirklich "Angst" bekommen.

Mit freundlichen Grüßen
Werner Kirschner
Mitglied "Forum Pflege aktuell"


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Rahmenbedingungen der Pflege verbessern!

Verfasst: 14.07.2008, 18:28
von Pflegefan
Rahmenbedingungen der Pflege verbessern!

Heime sind für viele alte Menschen gezwungernermaßen die letzte Station. Dazu bedarf es entsprechender Rahmenbedingungen. Dafür ist zunächst einmal die Politik verantwortlich. Pflegekräfte können nicht besser sein, als das System es zulässt. Daher nicht auf die Pflegekräfte draufhauen, sondern die Rahmenbedingungen verändern. Insoweit sehe ich großen Handlungsbedarf. Ich begrüße es sehr, dass in diesem Forum für solche Verbesserungen massiv geworben wird. Denn mit bloßer Kritik kommen wir allein nicht weiter.

Pflegefan

Angemessen kritisieren und kraftvoll reformieren!

Verfasst: 15.07.2008, 08:41
von Monika Petzold
Angemessen kritisieren und kraftvoll reformieren!

Hallo Leute,
Pflegekritik muss sein, aber mit Maß und Ziel. Kritische Statements zur Pflegesituation müssen nachvollziehbar, begründbar sein. Pauschale Negativbeschreibungen sind m.E. nicht vertretbar. Insoweit gibt es einiges zu beanstanden, auch bei Herrn Fussek (mit vielen Verdiensten).
Wir müssen genau schauen, wer ist für was verantwortlich und wen müssen wir wegen etwaiger Versäumnisse ansprechen. Die Pflegekräfte sind es in erster Linie sicher nicht. Ich sehe, wie schon gesagt wurde, hauptsächlich die Politiker in der Verantwortung. Sie sind es doch, die Vorschriften zu schaffen haben, nach denen sich andere ausrichten müssen. Verantwortlich sind aber auch die Träger von Pflegeeinrichtungen, leitende Dienstkräfte und Rechtliche Betreuer, Richter und Ärzte.
Wir brauchen eine vernünftige Pflegereform. Dazu war ja die jetzige Regierungskoalitition nicht fähig. Wir müssen die Kräfte neu bündeln und dann kraftvoll für ein altengerechtes Pflegesystem sorgen, auskömmlich finanziert (siehe demografische Entwicklung).
Das meint mit besten Wünschen
Monika Petzold

Angemessen kritisieren und kraftvoll reformieren!

Verfasst: 16.07.2008, 10:45
von Sabrina Merck
Monika Petzold hat geschrieben: .... Pflegekritik muss sein, aber mit Maß und Ziel. Kritische Statements zur Pflegesituation müssen nachvollziehbar, begründbar sein. Pauschale Negativbeschreibungen sind m.E. nicht vertretbar. .... Wir müssen genau schauen, wer ist für was verantwortlich und wen müssen wir wegen etwaiger Versäumnisse ansprechen. Die Pflegekräfte sind es in erster Linie sicher nicht. Ich sehe, wie schon gesagt wurde, hauptsächlich die Politiker in der Verantwortung. Sie sind es doch, die Vorschriften zu schaffen haben, nach denen sich andere ausrichten müssen. Verantwortlich sind aber auch die Träger von Pflegeeinrichtungen, leitende Dienstkräfte und Rechtliche Betreuer, Richter und Ärzte. ... Wir brauchen eine vernünftige Pflegereform.
Hallo Monika,
mit deinen Anmerkungen hast mir aus dem Herzen gesprochen. Der Schlüssel für bessere Pflege liegt in einer vernünftigen Pflegereform, die, wie man sagt, diesen Namen auch verdient. Mehr Personal ist zwingend!
MfG
Sabrina

Nicht reden, sondern handeln ist nötig!

Verfasst: 17.07.2008, 06:25
von Brigitte Bührlen
Münchner Runde 08.07.2008

Sehr geehrte Damen und Herrn der Redaktion,

das Thema "Angst vor dem Pflegeheim!" berührt jeden, es sichert Einschaltquoten.

Aus sicherer Entfernung lässt sich auch trefflich darüber diskutieren:

Frau Gruß stellt fest, dass die Menschen nicht mehr das Geld haben die Pflege zu finanzieren.
Wo bleibt denn das Geld? Mehr als die Hälfte der Pflegekosten werden aus privaten Ersparnissen bezahlt. Wenn nichts mehr da ist, springt die Sozialhilfe ein. Warum haben Pflegebedürftige und ihre Bevollmächtigten kein Mitsprache- und Kontrollrecht über die Verwendung ihre Gelder?

Herr Schautzer stellt fest, dass die menschliche Zuwendung fehlt.
Richtig, aber es gibt keine Kostenstelle dafür. Bezahlt wird nur "technische" Pflege, es ist nicht Aufgabe der Pflegekassen "Zuwendung" zu bezahlen. Deshalb muss von den privaten Geldern eine Kostenstelle "Lebensqualität" eingerichtet werden. Dafür benötigt man Menschen, die man auch bezahlen muss. Es kann nicht sein, dass technische Pflege Geld kostet zeitaufwendige menschliche Zuwendung rein ehrenamtlich erbracht wird. Es hat nicht jeder wohlgesonnene und liebevolle Angehörige!

Frau Hummel setzt sich für Dokumentation ein.
Gut, aber sie ist kein wirkliches Qualitätsinstrument. Dokumentationen können sauber geführt hilfreich sein. Sie können unter Zeit-und Personalmangeldruck aber auch fatal sein. Wechselnde Zeitarbeitskräfte, mangelnde Deutschkentnisse, Stress, Überforderung u.ä. machen einer verlässlichen Dokumentation den Garaus. Zum Schaden des Pflegebedürftigen.

Frau Edel weiss was in Heimen vor sich geht, sie ist Teil des Systems.
Das System funktioniert, weil alle derzeit noch mitspielen zum Schaden der Pflegebedürftigen.

Herr Fussek, ist weder Pflegekraft noch Angehöriger, er ist mit den immer gleichen Wortkaskaden zum "Pflegekritiker" der Nation in den Olymp gehoben.
Bei allem Respekt vor seinen verbalen Leistungen, ich kann nicht erkennen, dass sich in der alltäglichen Pflege für die Bewohner wirklich etwas geändert hat.

Was mir fehlt in Ihrer und in vielen anderen Runden zu diesem Thema sind Angehörige, die als "Pflegeexperten" Stellung nehmen. Wer, wenn nicht Angehörige sind Experten was die Beurteilung der Pflege ihrer Väter und Mütter, ihrer Männer und Frauen betrifft?
Angehörige sind oft in einer schwierigen Lebenssituation, aber nicht krank und in der Regel durchaus im Vollbesitz ihrer geistigen Fähigkeiten.
Es besteht kein Grund, dass allenthalben "über" sie und "für" sie gesprochen wird.
Wir Angehörigen müssen und werden uns engagieren für unsere Pflegebedürftigen jeglichen Alters. Wer, wenn nicht wir Angehörigen soll es denn wirklich glaubhaft tun?


Mit freundlichen Grüßen
Brigitte Bührlen

Vorstand "Wir Pflegen"
www.wir-pflegen.de
Mitglied im "Forum Pflege aktuell"

Betroffene und Pflegekräfte hören!

Verfasst: 17.07.2008, 11:50
von Gaby Modig
Brigitte Bührlen hat geschrieben: ... Herr Fussek, ist weder Pflegekraft noch Angehöriger, er ist mit den immer gleichen Wortkaskaden zum "Pflegekritiker" der Nation in den Olymp gehoben.
Bei allem Respekt vor seinen verbalen Leistungen, ich kann nicht erkennen, dass sich in der alltäglichen Pflege für die Bewohner wirklich etwas geändert hat. Was mir fehlt in Ihrer und in vielen anderen Runden zu diesem Thema sind Angehörige, die als "Pflegeexperten" Stellung nehmen. ...
Hallo Brigitte,
ich kann da nur zustimmten. Pflegekritiker und Sonstige, die nur ihr Ego befriedigen oder den Absatz ihres neuestens Buches anheben wollen, sind eher in solchen Runden fehl am Platze. In der Tat müssen Betroffene stärker eingebunden werden, aber auch die Pflegekräfte. Über die Pflegekräfte wird auch immer nur geredet, Claus Fussek spricht ihnen gar zu 40% die Eignung ab (=Unverschämtheit). Pflegekräfte müssen auch Gelegenheit bekommen, ihre Vorstellungen deutlicher zur Geltung zu bringen. Insoweit gibt es großen Nachholbedarf.
MfG
Gaby

Pflegekritiker verliert Bodenhaftung

Verfasst: 18.07.2008, 11:06
von conny24
PflegeCologne hat geschrieben: .... Wenn jetzt Claus Fussek einen Rundumschlag gegen die Pflegenden startet, hat er sich selbst als Pflegekritiker disqualifiziert. Woher hat denn Claus Fusse seine Weisheiten, wo sind seine Erhebungen? Ich bin entrüstet, ob solcher Pauschalverurteilungen! ...
Hallo zusammen,
ich rate zur Gelassenheit. Wenn Herr Fussek meint, die Pflegekräfte seien nahezu zur Hälfte ungeeignet, belegt er damit doch nur, dass er selbst keine Ahnung hat, auch wenn ihm einige Klugscheißer ("aus sicherer Entfernung") vielleicht zustimmen. Diejenigen, die krank oder pflegebedürftig sind bzw. ihre Angehörigen wissen, wo der "Hase im Pfeffer liegt". Nicht das Personal ist ungeeignet, sondern die Strukturen stimmen hinten und vorne nicht. Die Verantwortung für ungute Pflegesituationen muss ganz anderen Personen zugeordnet werden.
MfG
Conny

Warum auf Pflegekräfte einprügeln?

Verfasst: 19.07.2008, 06:40
von Rauel Kombüchen
conny24 hat geschrieben: ... Wenn Herr Fussek meint, die Pflegekräfte seien nahezu zur Hälfte ungeeignet, belegt er damit doch nur, dass er selbst keine Ahnung hat, auch wenn ihm einige Klugscheißer ("aus sicherer Entfernung") vielleicht zustimmen. Diejenigen, die krank oder pflegebedürftig sind bzw. ihre Angehörigen wissen, wo der "Hase im Pfeffer liegt". Nicht das Personal ist ungeeignet, sondern die Strukturen stimmen hinten und vorne nicht. Die Verantwortung für ungute Pflegesituationen muss ganz anderen Personen zugeordnet werden. ....
Hallo Conny,
bin kurz im Forum und lese einige Beiträge. Deine Einschätzung möchte ich ausdrücklich unterstützen. Wir müssen uns mehr an den Bedürfnissen der pflegebedürftigen Menschen und ihrer Angehöriger ausrichten und dabei diejenigen stützen, die die harte Pflegearbeit leisten müssen unter Bedingungen, die dringend reformiert werden müssen (aber nicht Reförmchen). Die Personaldecken sind zu knapp und lassen nicht genügend Zeit für Zuwendung. Von angemessener Fort- und Weiterbildung kann oft überhaupt nicht geredet werden. Dass sind aber die Fehlleistungen der Pflegekräfte. Die wollen und können oft nicht! - So einfach ist das eigentlich.
Gruß
Rauel

"Trommeln" für menschenwürdige Pflegebedingungen

Verfasst: 19.07.2008, 09:50
von Ina Böhmer
Meine Anmerkungen zum Thema:

Pauschale Kritik (u.a. von Fussek) in alle möglichen Richtungen, und das auch noch pauschaliert, hilft nicht weiter. Wir haben ein Pflegesystem, das von Anfang an erhebliche Mängel hat. Diese Mängel haben sich offensichtlich vermehrt, so dass so manche Pflegeineinrichtung damit nicht (mehr) zurecht kommt. Ungünstige Pflegebedingungen haben, so wird ja hier meist klar und deutlich formuliert, etwas mit vom Gesetzgeber angelegte Pflegestrukturen zu tun. Dort muss angegriffen werden. Nehmen wir den Gesetzgeber in die Pflicht!
Dass es auch einige sogenannte "gute Heime" gibt, kann nicht bestritten werden. Allerdings muss man sich die Bewohnereinstufungen immer von Fall zu Fall ansehen. Es gibt Heime, die viele schwerstpflegebedürftige Menschen aufgenommen haben. Das stellt hohe Anforderungen an Träger und Personal. Andere Heime haben viele niedriger eingestufte Bewohner. Klar, dass es dort lebhafter und scheinbar menschenwürdiger zugeht. Es ist dann alles ein stückweit einfacher. Ich rate daher dazu, immer die unterschiedlichen Verhältnisse zu berücksichtigen.
Wie auch immer, Pflege der alten Menschen muss menschenwürdig gestaltet werden. Wenn dies gesetzgeberische Folgerungen geboten erscheinen lässt, muss man in diese Richtung hin "trommeln". Aber bitte nicht auf die Pflegekräfte einschlagen.

Ina

Pflegekritik mit Pflegekräften und Angehörigen

Verfasst: 20.07.2008, 09:19
von Suse
Habe heute dieses Forum gefunden und bin erstaunt über die vielen kompetenten Beiträge. Glückwunsch!
Was mir besonders gefällt: Hinsichtlich der Pflegemissstände wird eine differenzierte Kritik eingefordert.
Es wird auch nicht zugelassen, dass allein in Richtung Pflegekräfte gegiftet wird. In der Tat sehe ich die Arbeit der Pflegekräfte meist als äußerst schwierig an. Sie wollen und können oft nicht. Die Personaldecken sind meist zu dünn! Ich weiß, wovon ich rede.
Deshalb müssen in den öffentlichen Diskussionen mehr Pflegekräfte und auch Angehörige zu Wort kommen, sie sich mit ihren persönlichen Erfahrungen / Betroffenheit in Diskussionen einbringen.
Bitte nicht nur solche Leute, die ihre Bücher verkaufen wollen oder andere dienstliche oder persönliche Interessen verfolgen.
Es müssen Menschen zu Wort kommen, denen es schlicht um die Verbesserung der Pflege geht (ohne im Hinterkopf irgendwelche dienstliche / persönliche Vorteile zu sehen).
In diesem Sinne wünsche ich mir viele weitere Aktivitäten!- auch in Richtung Politik / Parlamente.
Allen einen schönen Sonntag!
Suse

Claus Fussek braucht offensichtlich Nachhilfe

Verfasst: 25.07.2008, 07:56
von conny24
Mein Text unter
viewtopic.php?t=7133

Claus Fussek braucht offensichtlich Nachhilfe. Thorsten Meier zeigt deutlich auf, dass es einen Mangel an Pflegekräften gibt:
Personalsituation in der stationären Altenpflege
viewtopic.php?t=9347
Er spricht von erheblichen Defiziten. Unter solchen Umständen von Ungeeignetheiten des Personals zu sprechen, ist völlig abwegig. Dafür kann Claus Fussek keine positive Kritik erhalten. Das ist vielmehr eine ungeheuerliche Fehlleistung, die man nicht durchgehen lassen kann und darf.

Conny

Fussek in die Schranken verweisen

Verfasst: 26.07.2008, 10:01
von Manuela Berger
Fussek in die Schranken verweisen

Hallo Forum,
ich finde es gut, dass hier über die (wiederholten) Entgleistungen von Herrn Fussek diskutiert wird.
Ich würde es allerdings begrüßen, wenn sich auch die Berufsverbände und andere Interessenverbände öffentlich distanzieren könnten. Ich weiß allerdings, dass die Verbände die "Ungeeignetheitserklärung" und andere Statements von Herrn Fussek auf das Schärfste missbilligen, sich aber öffentlich nicht weiter äußern wollen, um den Pflegekritiker bei seinen "Fans" nicht noch zusätzlich aufzuwerten.
Schade, ich wäre gerade in diesem Punkt für mehr Wahrheit und Klarheit! Das sind wir den Pflegekräften, die jeden Tag mit großem Engagement und unter ständig zunehmenden Arbeitsverdichtungen ihren Dienst verrichten, eigentlich schuldig!
In diesem Sinne grüßt
Manuela Berger

Fussek in die Schranken verweisen

Verfasst: 28.07.2008, 08:51
von Manuela Berger
Text aus Forum
Claus Fussek - Robin Hood der Pflegebedürftigen
viewtopic.php?t=7133&start=30
fiutare hat geschrieben: .... Man kann die Äusserung zur Eignung von Pflegekräften durchaus differenziert betrachten. Das habe ich auch schon an geeignteter Stelle getan. ....
Hallo,
Diskussionsbeiträge sind immer differenziert zu betrachten. Insoweit kein Widerspruch.
Die Pflegekräfte aber pauschaliert niederzumachen, besteht keinerlei Veranlassung. Dafür kann auch Herr Fussek keine Belege vorlegen. Wenn es denn so wäre, wie Herr Fussek behauptet, würde ich eher die Leitungskräfte in die Verantwortung nehmen, die sie möglicherweise nur unzureichend wahr nehmen. Diese Führungskräfte stellen doch das Personal ein und haben entsprechene Führungsfunktionen. Wenn es daran liegen sollte, dass auf dem Markt kein geeignetes Personal zu finden ist, liegt es an den Ausbildungsregelungen und Ausbildungseinrichtungen, an der Politik, die sowas zu verantworten hat. Auf keinen Fall kann man aber die Pflegekräfte so niedermachen, wie es Herr Fussek pauschaliert gemacht hat. Das ist eine unverantwortliche Hetzkampagne! Und die kann ich leider nicht akzeptieren. Sie ist schlicht unanständig.
Ich kenne übrigens kaum einen Spruch von Herrn Fussek, der einer ernsthaften Prüfung wirklich Stand hält. Anscheinend will er nur auf sich und seine neueste Buchveröffentlichung aufmerksam machen. Er wirft anderen vor, mit Pflege nur Geld verdienen zu wollen. Will er selbst nicht auch zu Lasten der Pflege "Gewinne" machen, für sein Ego bzw. seine Geldbörse?
Also nochmals: nichts gegen Kritik. Sie muss aber angemessen und belegbar sein. Davon kann aber bei Herrn Fussek keine Rede sein.

MfG
Manuela

Mit Fussek gehen die Gäule durch

Verfasst: 29.07.2008, 15:27
von Rüdiger Bastigkeit
Hallo Forum,
zu den Fussek`schen Statements kann man sehr unterschiedliche Meinungen habenb. Die einen finden ihn Klasse, weil er kräftig austeilt, die anderen fühlen sich verletzt.
Wenn man sich die Wortschöpfungen von Herrn Fussek aus den letzten Jahren angehört hat, wird man den Eindruck aber nicht los, dass die "Gäule mit ihm durchgehen". Er redet sich, man könnte fast sagen, um Kopf und Kragen.
Vor allem möchte ich, wie auch schon geschehen, die Bemerkungen über die Pflegekräfte als völlig unannehmbar einstufen. Die Pflegekräfte pauschal zu 40% als ungeeignet zu bezeichnen, ist nicht nur falsch, sondern grobes Unrecht.
In einem Rechtsstaat hat jeder Straftäter, auch die Steuersünder, die offensichtlich die BürgerInnen um Millionen Steuergeldern betrogen haben, bis zur Verurteilung den Anspruch auf Unschuldsvermutung.
Nur bei den Pflegekräften darf sich ein selbst ernannter Pflegekritiker herausnehmen, eine Gruppenverurteilung vorzunehmen. Und die Medien berichten auch noch über eine solche Untat! - Da muss man sauer reagieren. Das darf man nicht durchgehen lassen.
MfG
Rüdiger Bastigkeit