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Angst vor dem Pflegeheim - Münchner Talk auf Abwegen!

Verfasst: 09.07.2008, 13:50
von Service
Aktuelle Informationen zur Pflege ------> http://www.wernerschell.de/ProPflege/index.htm

Übernahme aus:
viewtopic.php?t=9214

Die "Münchner Runde", BR Fernsehen, diskutierte am 8. Juli 2008 um 20.15 - 21.00 Uhr, zum Thema:
Angst vor dem Pflegeheim!
Gäste:
Gertrud Edel, Altenpflegerin in Regensburg
Claus Fussek, Pflegekritiker, Verein für Integrationsförderung
Miriam Gruß, FDP-Bundestagsabgeordnete
Melanie Huml, Staatssekretärin im Bayr. Staatsministerium f. Soziales
Max Schautzer, TV-Moderator
Moderation:
Ursula Heller
Vorweginformationen des Senders:
Die Ergebnisse einer Umfrage sind erschreckend: 70 Prozent der Deutschen haben Angst vor einem Lebensabend im Pflegeheim, jeder Achte würde sogar lieber sterben als ins Heim zu gehen. Die Politik hat Alarm geschlagen und strengere Kontrollen gefordert. Wie ist der Heimalltag? Das Problem wird sich verschärfen: Bis zum Jahr 2050 rechnen Experten mit mehr als 10 Millionen Menschen, die älter als 80 Jahre sind. Was bringt die Reform der Pflegeversicherung? Worauf müssen Betroffene und Angehörige achten? Wird Pflege zum Luxus?
Quelle: http://origin-www.br-online.de/bayerisc ... /index.xml

Zur Sendung gab es unter
viewtopic.php?t=9214
folgende erste Wortmeldungen:

.... "Der Personalmangel und der Zeitdruck sind unsere größten Probleme", sagt Dieter Egger, stellvertretender Vorstand des AWO-Bezirksverbands Schwaben. ....
Siehe unter viewtopic.php?p=35716#35716
Guten Morgen - genau das ist der Punkt im Pflegesystem. Wenn es nicht mehr Personal in den Pflegeeinrichtungen gibt, wird sich auch an den Missständen nichts wirklich ändern (können). Der Personalmangel ist das Übel für unzureichende Zuwendung.
MfG Gaby

Die Sendung war schwach modereriert und brachte insgesamt keine neuen Erkenntnisse. Deutlich wurde für aufmerksame Zuseher, dass die unzureichende Finanzierung der Pflegeversicherung und fehlendes Pflegepersonal moniert wurde. Erfreulich, dass Claus Fussek seine Beschimpfung der Pflegekräfte wegen Ungeeignetheit usw. nicht wiederholt hat. Siehe dazu:
viewtopic.php?t=8862
Dass Herr Schautzer dafür warb, die Angst in der Bevölkerung nicht noch mehr zu schüren, muss als sehr löblich anerkannt werden.
Sabrina

Stellungnahme zur Sendung ´Angst vor dem Pflegeheim`

Verfasst: 09.07.2008, 14:57
von Werner Kirschner
Stellungnahme zur Sendung zur Sendung am 08.07.2008 - Angst vor dem Pflegeheim -:

Sehr geehrte Münchner Runde,

Angst ist begründet, Angst wurde in der Sendung diskutiert, doch keine entscheidenden Faktoren, wie die "Angst" der Bevölkerung genommen werden kann. Es wurden die längst bekannten Argumente "gebetmühlenartig" aufgezählt. Claus Fussek pedigt sie Tag für Tag, Jahr für Jahr, Pflegestammtisch für Pflegestammtisch. Auch er konnte keine schlagkräftigen Vorschläge aufzählen, die "Angst" zu vertreiben. Die Politik rühmt sich im neuen "Pflegequalitätsgesetz" Antworten gefunden zu haben. Wo sind sie denn ? Bei der Äußerungen der Vertreterin der Staatsregierung konnte ich als Zuhörer nur noch mehr "Angst" bekommen. Nichts konkretes jetzt für die Bewohnerinnen und Bewohner, wie aber auch für die Angehörigen. Neue Wohnformen hat die Politik in den Fokus gerückt, obwohl wir mit den alten noch nicht einmal fertig werden.

Die Finanzierung müsse kapitalorientiert ausgerichtet werden. Was hat das mit "Angst" zu tun. Es wurde nicht nachgefragt, wie denn die heutigen Mittelzuwendungen an die stationären Einrichtungen in der jeweilien stationären Einrichtung verwendet werden.

Claus Fussek plant eine "Sommerinitiative" gegen Hunger und Durst und erwartet, daß Günter Beckstein die Schirmherrschaft übernimmt. Was denn noch alles.

Bei einer derartigen Diskussion sind die 78 % Stimmen, die "Angst" haben, mehr als begründet.

Wir müssen an die Wurzel heran.

Für eine kleinen Augenblick ist das wahre Problem aufgeblizt. Die Pflegerin äußert:

Auf 33 Bewohnerinnen und Bewohner kommen pro Schicht 3 Pflegekräfte. Und da sind wir an der Wurzel. Es fehlt an Pflegekräften. Wie sollen 3 Pflegekräfte in einer Schicht die schwierige Arbeit verrichten - die Pflegestufen der Bewohnerinnen und Bewohner sind nicht genannt worden -. Das geht einfach nicht. Mit 3 Pflegekräften können sie die an den Bewohnerinnen und Bewohner täglich notwendigen Pflegeleistungen nicht erbringen.

Daran hängt die Pflege. Was nützen "Qualitätsstandards", wenn das notwendige Personal zur Durchführung nicht anwesend ist !!!

Warum wurde nicht gefragt, ob die stationären Einrichtungen die in den Pflegesatzverhandlungen geltend gemachten Personalkosten auch tatsächlich in vollem Umfange effektiv für Löhne des Personals ausgeben und zu welchen Konditionen. Dies ist bis heute im Dunklen.

Offenlegung der Bilanzen mit positionsbezogenen Erläuterungen ist das Gebot der Stunde.

Wir - das ist die arbeitende Bevölkerung mit ihren Beiträge in die Pflegekasse, das sind die Bewohnerinnen und Bewohner mit ihren Renten, das sind die zuzahlenden Angehörigen, das sind die Steuerzahler über die Sozialhilfe für den Fall, dass keine Zuzahlungen geleistet werden können - sind die Auftraggeber des gesamten Systems und wir fordern, endlich Zahlen auf dem Tisch zulegen, um feststellen zu können,

verwenden die stationären Einrichtungen die "zweckgebunden" geleisteten Zahlungen auch in vollem Umfange in der jeweiligen stationären Einrichtung.

Solange wir diese Ergebnisse nicht kennen, müssen wir "Angst" haben, ob alles mit rechten Dingen zugeht und ob nicht die Gelder in andere Kanäle verschwinden. Erst wenn dieser Kassensturz gemacht wurde, können wir über eine anderweitige Finanzierung nachdenken.

Gerade dazu aber läßt uns die Politik im Regen stehen, wenn im neuen "Pflegequalitätsgesetz" der Gesetzgeber festschreibt, daß die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der stationären Einrichtungen aus qualitätssicherder Deregulierung nicht mehr geprüft wird.

Warum weigern sich die stationären Einrichtungen eine Abrechnung nach dem § 105 SGB XI - dieser ist seit 01.01.1996 gesetzlich vorgeschrieben - zu erstellen. Damit könnte nachgewiesen werden, ob das tatsächliche anwesende Personal in Lage ist, die Pflegeleistungen der Bewohnerinnen und Bewohner nach deren Einstufung in die Pflegestufe zu erbringen ?

Der Gesetzgeber stützt sie dabei.

Die pauschale Forderung eines Claus Fussek, die Angehörigen sollen "hinschauen und in die Pflegeheime gehen" und sich dann bei Mißständen mit den Heimleitungen verständigen, ist geradezu grotesk und wirklichkeitsfremd. Gerade, wenn sich Angehörige und auch Pflegepersonal gegen Mißstände auflehnen, werden die Angehörigen mit "Hausverbot" belegt und die Pflegekräfte werden gekündigt - she. Urteil des LAB Berlin vom 28.03.2006, die Behauptungen der Altenpflegerin "hätten" sich nicht belegen lassen.

Das neue "Pflegequalitätsgesetz" stärkt den Angehörigen nicht den Rücken. Die Politik scheut sich, Klartext zu schreiben. Die Politik soll zur Kenntnis nehmen, daß wir die Auftraggeber und Finanziers des gesamtes Systems sind.

Der Gesetzgeber soll sich als erstes seiner Schutzfunkttion gegenüber den Bewohnerinnen und Bewohner bewußt werden, bevor er sich dem Diktat der Heimleitungen und der Träger stationärer Einrichtungen unterwirft. So liest sich in weiten Teilen das neuen "Pflegequalitätsgesetz".

Daß eine qualitätsorientierte Pflege unerläßlich ist, ist seit Jahren gefordert.

Es ist nunan der Zeit, sich mit der "Transparenz" in Sachen "Geld" auseinanderzusetzen, um dem ständigen Vorwurf der Träger, die Pflege sei nicht finanzierbar, zu entkräftet. Es ist der Basis klar, daß dort wo kein Geld vorhanden ist, auch keine "gute" Pflege geleistet werden kann. Also jetzt endlich "Kassensturz", dann wird sich auch in der Pflege einiges ändern, zumindest könnte dann über Änderungen nachgedacht werden.

Mit freundlichen Grüßen
Werner Kirschner
Plattlinger Straße 15
81479 München
Tel.: 0171 / 333 36 37
gerichtl. bestellter Betreuer
"Mitglied Pflege Forum aktuell"

Pflegekräftemangel!

Verfasst: 09.07.2008, 18:48
von Gaby Modig
thorstein schrieb am 9.7.2008 unter
viewtopic.php?t=8862
Dieses Statement gehört wohl auch hier in diese Rubrik:

Die Sendung war nicht nur schwach, sondern schwachsinnig moderiert. So gab die Moderatorin von sich: Auf 100 Bewohner kommen 25 Pflegekräfte, also ein Verhältnis 1:4. Was wollte sie uns damit sagen?
Auf 100 Bewohnerinnen kommen aber ca. 35 Pflegekräfte, was umgerechnet eine durchschnittliche Pflegezeit von 93 min/Tag+Bewohner ergibt. Wir pflegen nämlich rund um die Uhr und tatsächlich auch jeden Tag.
Erfreulich war das Ergebnis der Umfrage: 80% waren der Meinung, die Pflegeheime sind so schlecht wie ihr Ruf. Da konnte auch ein Schönschwätzer wie Herr Schautzer, der als Promi wohl nie in die Verlegenheit kommen wird, in einem "normalen "Pflegeheim zu landen, nichts ändern.
Löblich war auch, dass Herr Fussek der Pflegekraft aus Regensburg die tatsächliche Besetzung entrungen hat, was der Dame sichtlich peinlich war. Im Frühdienst eine Pflegekraft für 10 Bewohnerinnen. Da kann man sich in Regensburg ja mal richtig Zeit lassen und aktivierend und ressourcenorientiert pflegen.

Pflegekritik zu pauschalisiert

Verfasst: 10.07.2008, 06:52
von Cicero
Pflegekritik zu pauschalisiert

Habe die Münchner Runde am 8.7.2008 verfolgt und war - ebenfalls - enttäuscht. Es wird mir zu pauschaliert diskutiert. Das Pflegesystem hat viele Aspekte, die unterschiedliche Einschätzungen erfordern. Die Diskussion hat mir keine neuen Erkenntnisse vermitteln können. Es wurden die seit Jahren bekannten Argumente ausgetauscht, ohne zielgerichtet zu reflektieren, wie sich konkret Veränderungen ergeben können. Ich erwarte auch von Pflegekritikern, dass sie konstruktiv argumentieren.

Cicero

Pflegekritik zu pauschalisiert - nichts Neues - schade!

Verfasst: 10.07.2008, 12:31
von Karl Büser
Cicero hat geschrieben: ... Habe die Münchner Runde am 8.7.2008 verfolgt und war - ebenfalls - enttäuscht. Es wird mir zu pauschaliert diskutiert. Das Pflegesystem hat viele Aspekte, die unterschiedliche Einschätzungen erfordern. Die Diskussion hat mir keine neuen Erkenntnisse vermitteln können. Es wurden die seit Jahren bekannten Argumente ausgetauscht, ohne zielgerichtet zu reflektieren, wie sich konkret Veränderungen ergeben können. Ich erwarte auch von Pflegekritikern, dass sie konstruktiv argumentieren. ...
Dem Statement von Cicero kann man nur zustimmen. Es wurde eigentlich nur wertvolle Sendezeit vertrödelt! Moderation war wohl eher schlecht vorbereitet und hakte bei gestellten Fragen nicht nach.

Karl

Heimaufenthalte sind oft nicht vermeidbar

Verfasst: 10.07.2008, 17:20
von Dieter Radke
Heimaufenthalte sind oft nicht vermeidbar

"Einen alten Baum verpflanzt man nicht". Diesen Spruch kennt doch jeder. Er gilt auch für diejenigen Menschen, die im (hohen) Alter pflegebedürftig werden und der Heimpflege bedürfen. Sie haben natürlich Befürchtungen und Ängste. Das ist normal. Dass dies auch bei entsprechenden Umfragen deutlich wird, versteht sich.

Daraus darf man aber nicht ausschließlich folgern, Heimen seien überwiegend Horte der Drangsal oder gar der Missstände. Die meisten Heime sind doch eigentlich in Ordnung, soweit das unter den gegebenen Bedingungen möglich ist. - Also bitte keine Diskussionen, die nur schwarz malen. Heime sind oft die einzige Lösung für ein schwerwiegendes Pflegeproblem. Und Bewohner sind auch überwiegend zufrieden. Das gilt es auch einmal festzustellen.

Was mich stört ist, dass die Heimpflege zunehmend ein Thema von Talkshows wird. Diese Shows bieten keinerlei Lösungen an, sondern verunsichern nur. Es werden sogar falsche Botschaften gesandt. - Das muss aufhören. Vor allem muss aufhören, die Pflegekräfte ins falsche Licht zu stellen. Sie sind in gewisser Weise auch nur "Opfer" eines schlechten Systems.

Die Pflegebedingungen müssen daher seriös und von kompetenten Leuten diskutiert werden. Spetakel brauchen wir zu diesem Thema nicht.

Dieter Radke

Angst vor dem Pflegeheim

Verfasst: 11.07.2008, 12:09
von R. Hiefinger
Brief an die Münchner Runde vom 10.7.2008:

Betreff: Angst vor dem Pflegeheim

Sehr geehrte Münchner Runde,

seit 30 Jahren werden die Mängel in der Pflege aufgezeigt. Mutige Pflegekräfte gehen an die Öffentlichkeit, deren Arbeitsplatz als Folge gekündigt wird.
Arbeitsgerichte entscheiden zu Gunsten der Heime „Gegen die Entscheidung wurde ein Rechtsmittel nicht zugelassen“. . (Bestes Beispiel z.Zt. Brigitte Heinisch, die durch den Berliner Pflegekonzern „Vivantes“ gekündigt wurde – Az 7Sa 1884/05, als sie menschenunwürdige Zustände an die Öffentlichkeit brachte) und jetzt an den Europäischen Gerichtshof die Menschenwürde in Heimen einklagt.

Wo bleibt die Absicherung dieser mutigen Pflegekräfte?

Kritische Angehörige werden mundtot gemacht, teilweise mit Hausverbot belegt.

Um die Pflege zu verbessern gehört:

- Transparenz der zweckgebundenen Pflegesätze – (ob der vereinbarte Pflegesatz überhaupt beim Pflegebedürftigen ankommt)

- Anwesenheitsschlüssel von Pflegekräften

- mutigen Pflegekräfte muß Rückhalt durch die Regierung gegeben werden, damit sie eine Chance haben weiterzuarbeiten und die erlernte Pflege
auch umsetzen zu können.

- Bilanzen gehören auf den Tisch

Sind diese Fakten auf dem Tisch, wird die Pflegequalität automatisch verbessert.

Mit freundlichen Grüßen
Roswitha Hiefinger
Am Brunnhölzl 4
84106 Volkenschwand

Angst vor dem Pflegeheim

Verfasst: 11.07.2008, 12:10
von E. Findeisen
Brief von Frau Findeisen vom 10.7.2008 an die Münchner Runde:

Sehr geehrte Damen und Herren,

es erstaunt mich immer wieder, wenn Sendungen über Altenpflege ausgestrahlt werden, dass nie Betroffene eingeladen werden. Vielmehr äußern sich Menschen, die wahrscheinlich noch nie ein Pflegeheim von innen gesehen haben. Pflegekritiker gibt es übrigens sehr viele und zwar handelt es sich um Personen, die ihre Mütter, Väter, Oma, Opa, Freunde usw. in Pflegeheimen untergebracht haben und die die Fließbandpflege tagtäglich miterleben. Die Basis ist aber nicht gefragt, sondern Menschen, die mit der Pflege nicht konfrontiert sind. Solange diese Münchner Runde dermaßen einseitig informiert, kann man diese Sendung im Grunde vergessen. Falls Sie sich irgendwann entschließen sollten, auch die Basis miteinzubeziehen, könnte ich Ihnen durchaus behilflich sein. Bei Ihrer Sendung vermisste ich eine Pflegekraft sowie einen Angehörigen.

Mit dieser Diskussionsrunde haben Sie mir und viele andere in keinster Weise die Angst vor dem Pflegeheim nehmen können. Es war alles nur ein bla bla. Auch unangemeldete Kontrollen bringen keine Verbesserung. In einem Pflegeheim im Landkreis München herrschen dermaßen skandalöse Zustände, aber alle schauen weg und niemand berichtet darüber.

Mit freundlichen Grüssen
Elisabeth Findeisen
Weidenstr. 20
82256 Fürstenfeldbruck
Mitarbeiter Forum Pflege aktuell

Angst vor dem Pflegeheim

Verfasst: 12.07.2008, 07:44
von E. Findeisen
E. Findeisen hat geschrieben: ... Brief von Frau Findeisen vom 10.7.2008 an die Münchner Runde: ...
Die Redaktion der Münchener Runde hat am 11.7.2008 folgende Rückmeldung übermittelt:
.... Text wurde von der Moderation gelöscht. ....

Dazu gab es am 11.7.2008 folgende Erwiderung:

...,
vielen Dank für Ihre E-Mail und Ihrer Stellungnahme zu meinem Schreiben vom 10.07.2008.
Es war mir klar, dass Sie meine Kritik nicht akzeptieren werden und trotzdem muss ich diese Sendung weiterhin in Frage stellen. Sie teilen mir mit, dass alle Beteiligten schon öfters Pflegeheime von innen gesehen haben. Offenbar gehen die Beteiligten Ihrer Sendung mit verschlossenen Augen durch die Stationen. Nachdem alle Ihre Gäste in der Münchner Runde sich in der Altenpflege mehr oder weniger engagieren, stellt sich mir schon die Frage, warum sich bis heute in keinster Weise etwas geändert hat. Es wäre äußerst interessant, wievielen Pflegebedürftigen Herr Fussek bisher geholfen hat und in welchen Pflegeheimen findet eine menschenwürdige Pflege statt. Mir sind sehr viele Pflegeeinrichtungen vertraut, aber ich habe noch kein einziges Heim gesehen, was in Ordnung ist. Überall findet eine Fließbandpflege statt, Zeit für Zuwendungen gibt es nicht, diese Zeit ist in den Kosten nicht miteingerechnet.
Herr Fussek hat des öfteren Redebeiträge von Teilnehmern dieser Runde unterbrochen und dazwischen gesprochen. Meine Eltern hatten mir als Kind beigebracht, dass man immer Menschen aussprechen lassen muss und dann ich etwas erwidern. Dies wurde bei dem Pflegekritiker vergessen.
Elisabeth Findeisen
Weidenstrasse 20
82256 Fürstenfeldbruck
Mitglied im "Forum Pflege aktuell"
Beschwerdestelle Fürstenfeldbruck

Verfasst: 12.07.2008, 13:55
von R.Koep
Sehr geehrte Frau Findeisen,

auch ich komme von der sogenannten Basis und kann diese Sendungen nicht mehr sehen. Es wird alles schlecht geredet und schön gemalt, aber Veränderungen gibt es nicht. Besonders bei Herrn Fussek fällt mir immer auf das er Kritik äußert und kaum bezahlbare Alternativen liefert. Eine Pflege wie im Märchenland wünschen sich alle, aber nach meiner Meinung liegt der Fehler im System. Wenn die Bundesregierung nicht andere Gesetze schafft und dazu auch noch andere Finanzierungsmöglichkeiten wird sich nicht ändern. Ich kenne viele Häuser wo der MDK sogenannte Pflegemängel beanstandet hat, aber den Personalmangel in dieser Einrichtung schlicht weg nicht sehen wollte. Das Personal wird einzig und alleine nach den Pflegestufen finanziert und dazu kommen für einem Heimbetreibe noch die anderen steigen Kosten wie Öl, Lebensmittel u.s.w.
Ich bin auf jeden Fall ganz ihrer Meinung

Mit freundlichen Grüßen
R.Koep

Verfasst: 12.07.2008, 14:02
von R.Koep
Sehr geehrte Frau Findeisen,

ich vertrete im vollem Umfang ihre Auffassung und kann mir persönlich auch diese Sendungen nicht mehr ansehen. Gerade Herr Fussek hat in den letzten ´Jahren an der Altenpflege kaum ein gutes Haar gelassen und alles schlecht geredet und schön gemalt, dabei aber nie bezahlbare Alternativen aufgezeigt.Die Probleme der Einrichtungen sind zum Teil nicht Hausgemacht, sondern zeigen ein Fehler im System, dieses möchte für den Alten Menschen kein Geld mehr ausgeben. Noch immer werden die Personalsstellen nach den Pflegestufen finanziert und dazu kommen noch die ständig steigenden Betriebskosten mit dem die Einrichtungen zu kämpfen haben.

Mit freundlichen Grüßen
R.Koep

Pflegekritik bitte differenziert und mit Alternativen

Verfasst: 13.07.2008, 07:06
von Gaby Modig
Guten Morgen Forum, MitleserInnen, MitstreiterInnen,

ich lese seit einigen Wochen viele Beiträge über Claus Fussek; er ist der Pflegekritiker mit großen Verdiensten. Das vorweg.
Aber Claus Fussek ist zunehmend "auf Abwegen". Hat er doch jüngst 40% der Pflegekräfte für schlicht ungeeignet erklärt. Dem haben zahlreiche Personen widersprochen! Die Erklärung FusseK`s ist in diesem Punkte natürlich nicht haltbar.
Klar muss doch jedem Kener der Pflegeszene sein, dass nicht die Pflegekräfte die Verantwortung für die schlechten Pflegebedingungen haben, sondern das System nicht wohl geordnet ist. Anders: die Pflegerahmenbedingungen sind so schlecht, dass es offensichtlich keine guten Heime geben kann. Denn unter den Voraussetzungen, die der Gesetzgeber und die Trägerverantwortlichen geschaffen haben, ist gute angemessene Pflege nicht leistbar. Daraufhin aber die Kritik an den Pflegekräften festzumachen, ist schlichtweg falsch und unverantwortlich. Es gibt im Übrigen einen gravierenden Pflegekräftemangel. Herr Schell hat in diesem Forum seit Jahren bemerkt, dass rd. 20% Pflegekräfte fehlen. Diesbezüglich gibt es auch stützende Erklärungen der Ärzteschaft. Selbst Ulla Schmidt scheint kapiert zu haben, denn sie gibt jetzt den Krankenhäusern über Jahre verteilt zusätzlich 21.000 Pflegekräfte. Und dazu wäre zu sagen: Und wo bleibt die Heimpflege?
Was mich auch stört, ist der Umstand, dass die Pflegekritik von Claus Fussek seit jahren mit einheitlichen Sprachmustern erfolgt und kaum einen Lösungsansatz beinhaltet. Wird er bei Diskussionen in die Enge getrieben, gibt es plötzlich auch gute Heime, die hat er selbst gesehen. Er kennt dann auch angeblich gute Heimleitungen usw.
Ich denke, dass solche Diskussionsbeiträge nicht benötigt werden, sie sind weder konstruktiv, noch enthalten sie Lösungsansätze.
Zahlreiche Gespräche mit Pflegekräften haben mir Veranlassung gegeben, diesen Text zu posten. Es ist also keine Einzelmeinung.

Es grüßt
Gaby Modig

Dieses Statement passt zu zahlreichen Beiträgen in diesem Forum:
viewtopic.php?t=9214
viewtopic.php?t=9232
viewtopic.php?t=8862
viewtopic.php?t=7133&highlight=robin
viewtopic.php?t=9208
viewtopic.php?t=9240

Kritik an Claus Fussek - mehr als überfällig

Verfasst: 13.07.2008, 13:00
von PflegeCologne
Kritik gibt es mittlerweile auch an anderer Stelle:
ANGST VOR DEM PFLEGEHEIM?
Nachzulesen unter
viewtopic.php?t=9240

Sprechblasen deutlich und deftig

Verfasst: 13.07.2008, 14:18
von Bajuware
Sprechblasen deutlich und deftig

Hi Leute,
"unser" Claus Fussek es nicht mehr zu bremsen; meint er doch, der einzig wahre Pflegekritiker zu sein. Leider hat er nicht bemerkt, dass die Sender ihn vornehmlich als Showpartner nutzen. Wer Claus bringt, hat die Gaudi garantiert mit eingekauft. Das brauchen wir doch in Bayern, auch anderswo? Schade, dass hier die Versorgung der alten Menschen im Spiel ist, sie eignet sich eigentlich weniger zur Gaudi. Die Claus`schen Sprüche über den Niedergang der Pflege sind seit Jahren eingeübt und sind als eine Art "Sprechblasen" wohl nicht mehr veränderbar. Die sachbezogene Diskussion war nie sein Ding. Er liebt es deutlich und vor allem deftig. Die Begründbarkeit der Behauptungen ist ihm im Detail nicht so wichtig. Alternativen hört man man nur ansatzbar bis garnicht. Leider.
Grüße aus dem Süden in alle Richtungen!

Seriöse Kritik mit Alternativvorschlägen - bitte!

Verfasst: 14.07.2008, 06:54
von Kimmi
Seriöse Kritik mit Alternativvorschlägen - bitte!

Guten Morgen Forum!

Ich denke, dass wir uns klar machen müssen, dass die Medien Verantwortung tragen für das, was gesendet wird. Sie sind es doch, die in erster Linie an die Quote denken und Berichte immer wieder auf "Skandalisierung" trimmen. Daher wollen sie auch zur Pflege nur reißerische Berichte.
Leider lässt sich Claus Fussek dazu missbrauchen. Er bedient die Medien mit seinen Sprüchen und meint, damit der Pflege einen Gefallen zu tun. Er verkennt aber die Zusammenhänge von Ursache und Wirkung.
Besser wäre es, sachlich zu informieren und, wie mehrfach gefordert, Alternativen aufzuzeigen.
Die Pflegekräfte in großer Zahl als ungeeignet zu bezeichnen, war der größte Fehler, den Claus Fussek in jüngster Zeit begangen hat. Er sollte diese Aussage schnellstens korrigieren. Wir Pflegekräfte sind schon seit Längerem die "Prügelknaben", und nun setzt Claus Fussek noch einen oben drauf. Inakzeptabel!
Pflegekritiker ja, aber mit seriösen Botschaften, vor allem in Richtung unserer Politiker. Denn die müssen schließlich das schlechte Pflegesystem sanieren. Wer denn sonst???

Liebe Grüße und eine gute Woche
Kimmi