Sunrise Seniorenwohnheim in München - gute Qualität

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

Moderator: WernerSchell

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Roswitha Hiefinger

Sunrise Seniorenwohnheim in München - gute Qualität

Beitrag von Roswitha Hiefinger » 13.04.2008, 07:23

Sunrise Seniorenwohnheim in München - gute Qualität

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitstreiter,

was mir auf dem Herzen brennt, das möchte ich Ihnen jetzt mitteilen:

Ich war am Donnerstag, den 10.04.08 eingeladen, das Sunrise Seniorenwohnheim in München, am Greinerberg 17, zu besichtigen.

Was ich da sah - an Menschenwürde, Flair, Niveau, besorgte und auf die Bewohner fixierte Pflegekräfte, das Ambiente des Hauses, das Wohlfühlen der Senioren, versuche ich jetzt in Worten zu beschreiben.

Bildschirme sind in den Zimmern - das sind keine Computer, das sind für die Bewohner Lesegeräte...

Jeder darf in der Frühe aufstehen, wann er will. Nur abends wird das Abendessen um 18.00 Uhr gereicht.

Es gibt immer 2 Menüs. Für die, die das auf der Speisekarte nicht (mehr) verstehen, sind immer 2 Teller mit den verschiedenen Essen gerichtet, damit die Bewohner es bildlich sehen und sagen, was sie möchten. Dazu wird immer noch ein Buffet mit Salaten, Käse, Wurst usw. aufgestellt. Es wird auch al la Carte gereicht, wenn ein Bewohner das Angebotene nicht möchte..

Das Haus ist zwar für Bessergestellte, aber Achtung und Respekt gegenüber den Heimbewohnern hat mit Anstand und Menschenwürde zu tun.

Ich habe schon einige Tage in Berlin im Schweizer Hof auf zwei gemieteten Hotelebenen gelebt und dort auch - ich möchte sagen - die höchste Qualität eines Hotels kennengelernt.

Aber was ich im Sunrise gesehen habe, sprengt alle meine Vorstellungen.

Auch Pflege kann anders sein, mit Pflegebetten, die man bis zum Boden absenken kann, damit Stürze aus dem Bett von gefährdeten Bewohnern erst gar nicht eintreten können, mit in Bädern verstellbaren Badewannen mit Fronteinstieg, im Nebenraum die Toilette und überall Radios aufgestellt mit der Musik, die die Bewohner lieben, es duftet in den Bädern, wunderschöne Fliesen zieren das Bad, ein extra Wellness-Bereich ist eingerichtet, ein Entspannungszimmer in dem sowohl Bewohner entspannen können als auch Pflegekräfte, ein Hochzeitszimmer, und ... und... und.... und überall duftet es.

Die Betten sind mit einer Tagesdecke mit Volant überzogen. Auf dem Sessel im Zimmer liegt ein Hut, vor dem Bett stehen neue Schuhe, in den Gängen und teilweise in den Zimmern hängen Herrenanzüge von dazumal mit Krawatte, helles Licht überall, in den Toiletten Bewegungsmelder, die Toilettentüren sind grün, damit die Bewohner anhand der Farbe das WC gleich erkennen, die Türklinken sind im unteren Bereich der Türe angebracht, die Gänge freundlich und einladend mit Nipputensilien verschönert. Schaukelpferd ist ebenso vorhanden, wie eine Wiege mit einer Puppe drin, und ... und... und...

Blumenarrangements in klein auf den Möbeln, in groß auf den Flächen, in Regalen, freischwingende Treppe mit Sitzgelegenheit und Tischchen im halben Treppenabsatz, damit der, der nicht weiter kommt, sich ausrasten kann und sich nicht zu schämen braucht, weil er nicht mehr kann.

Bilder, Gemälde und Fotos von Bewohnern sind im Haus auf Vitrinen und Schränken verteilt aufgestellt. An jedem Zimmer befindet sich ein kleiner „Schaukasten“, in welchem die Bewohner ihre Erinnerungen einbringen, 50 Gründungsmitglieder sind in einer Tafel verewigt...Jeder Geburtstag wird gefeiert, dafür ist ein extra Raum vorgesehen.

Die Tische sind mit feinen Tischdecken gedeckt und haben kleine Blumenarrangements, Spieltische stehen in verschiedenen Bereichen, ein Flügel und Klaviere sind ebenfalls vorhanden. Auf einem Tisch lag eine kleine Begleitzither.

Kleine und große Küchen befinden sich in mehreren Bereichen und können von den Bewohnern genutzt werden. Eine Küche ist da, wenn Bewohner selbst mal ein Essen zubereiten möchten. Sie brauchen nur dem Koch Bescheid geben, was sie an Zutaten benötigen. Dieses wird dann bereitgestellt.

So schön könnte alt werden aussehen...

Heimaufsicht und MDK hatten das Haus auf den Kopf gestellt – waren begeistert von dem was sie vorfanden..... schier unglaubhaft nichts gefunden zu haben...

80 % examinierte Pflegekräfte, 20 % Hilfspersonal (nur deutsch!).

Beschäftigungsprogramme, Musikveranstaltungen, und, und, und.

Von der Reinigungsfrau bis zur Leiterin ist jeder ein geschulter Ansprechpartner, wenn Bewohner Wünsche äußern oder wenn sie in Nöten sind, ständige Weiterbildungen für Pflegekräfte, bis jetzt befinden sich ein Hund, eine Katze und 2 Papageien im Haus. ... Tiere jederzeit willkommen!

Ein Park zum Träumen.... Terrassen, die einladen.... Hochbeete usw.

Griechische Säulen im Park, Demente können sich in Haus und Garten frei bewegen. Jede(r) Demente hat ihre/seinen eigenen Helfer. Wenn z.B. ein(e) Demente(r) zu "rennen" anfängt, wird sie/er an der Rezeption beim Eingang wieder abgefangen und es wird mit Würde und Anstand auf ihre Bedürfnisse eingegangen und der Bewohner wird wieder zurückgeführt.

Für 47 Bewohner 2 examinierte Pflegekräfte in der Nacht...

Transparenz wird geboten. Die Leiterin hat ein eigenes Budget für Einladungen

Die Rezeption ganz klein gehalten, daß sie nicht gleich ins Auge fällt..., gleich nebenan das wohnliche und bewirtschaftete Bistro mit Polstersesseln und sehr gemütlichem aber ebenfalls, wie das ganze Gebäude, elegantem Ambiente.

Am Abend wird der Kühlschrank im Bistro mit Happen, Kuchen, kleinen Salamis, Bier, Sekt, Wein, Milch, Säften usw. gefüllt, damit die Bewohner nachts, wenn sie Hunger oder Durst haben, oder wenn sie sich ein "Gläschen" gönnen möchten beim Fernsehen oder Lesen, sich bedienen können.

Die Teppiche, die Möbel und die vielen schönen Schränke, die auf den Gängen stehen mit schönen Ausschmückungen, schwer entflammbar... keine Stühle sondern Polstersessel, teilweise sind die Sessel drehbar, dann braucht man den Sessel nicht zu schieben...

die Gänge sind keine Krankenhausgänge - sie sind kurz gehalten mit Nischen mit überall Wohlfühlcharakter ...

Handläufe, an denen man sich anlehnen oder auch mal ein Glas abstellen kann...

MDK und Heimsicht haben das Seniorenwohnheim auf den Kopf gestellt und gestaunt. .. und nichts gefunden...

Ein solches Ambiente könnte in unseren Heimen auch mit IKEA-Nipputensilien zu mehr Wohlfühlcharakter gebracht werden. Vorausgesetzt das Pflegepersonal ist qualifiziert... und bietet die Menschenwürde an.

80 % Fachpersonal, das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.... und alles deutsch!

Und alle dürfen so pflegen, wie sie es gelernt haben... Und da sagt man in Deutschland, daß der Markt von gutem Pflegepersonal leergefegt sei....

Genauso wünschen wir uns die vielen Heimträger, wo wir - als Arbeitgeber - unsere Angehörigen in vermeintlich qualifizierte Hände geben und anvertrauen und uns die Heimträger – als Arbeitnehmer – nur versuchen über den Tisch zu ziehen, zu mauern, keine Transparenz gewährleisten wollen, obwohl diese im SGB XI gesetzlich verankert ist, wo gefährliche Pflege an der Tagesordnung ist und wo in einem Heim ein MDK-Bericht schon mal über 300 Seiten hatte..) und diese unmenschliche, unsachgemäße und menschenentwürdigende Pflege oft mehr als 3.500 Euro kostet.

Ich könnte noch mehr berichten, denn sattsehen konnte ich mich im Sunrise nicht. .

Pflege kann auch anders aussehen!

Schlechte Heime mit ihrer gefährlichen Pflege müssen ohne Wenn und Aber im Internet veröffentlicht werden – und wir müssen die Weiterbildung und Schulungen der Pflegekräfte so in den Durchführungsbestimmungen im neuen Heimgesetz verankern, daß die Heimleitungen 100 % daran gebunden sind.

80 % qualifizierte Pflegekräfte dürften auch für unsere Heime keine Traumzahl sein, wenn man die vom Bundesgesundheitsministerium ermittelten „windfall-profite“ berücksichtigt und diese zur Weiterbildung verwendet.

Die Bilanzen der Heime müssen veröffentlicht werden, denn jedem Heimbewohner bzw. seinem Angehörigen oder Betreuer steht das Recht zu, zu wissen, für was die Zuzahlungen bzw. das Geld der Renten verwendet wird, wo das gemeinsam erwirtschaftete Geld der Solidargemeinschaft verbleibt, was eingenommen, was ausgegeben und was beim Pflegebedürftigen im Heim verbleibt.

Diese Mauscheleien der Heimbetreiber haben wir Angehörige satt.

Politiker, die haufenweise zugleich in vielen verschiedenen Gremien, Kreisverbänden, Aufsichtsräten, Vorständen usw.) dieser Verbände sitzen, (hier verweise ich auf Kürschners Volkshandbuch 16. Wahlperiode „Deutscher Bundestag“ ISBN-13: 978-3-87576-571-7, Preis € 9,80) behindern die Verbesserung der Pflege.

„Wessen Brot ich eß, dessen Lied ich sing!

Ich füge als Anlage ein Schreiben vom 28.02.04 an Renate Schmidt bei. Bis heute sind keine nachhaltigen Verbesserungen in der Pflege eingetreten. Dieser Brief kann jederzeit mit heutigem Datum wieder an unsere Verantwortlichen in der Politik verschickt werden.

Viele unserer schlechten Heime sind zu Verwahranstalten verkommen! Es ist und bleibt eine Kulturschande in unserem hochzivilisierten Land wie man bei uns Pflegebedürftige in vielen Heimen menschenunwürdig behandelt! Und das zu einem sensationellen hohen monatlichen Preis von oft mehr als 3.500 €! Die Gründer der Wohlfahrtsverbände setzten die Ethik voraus, die blieb aber leider durch den im Laufe der Jahre entwickelten und durch Gier nicht mehr zu stoppenden Kommerz der Verbände auf der Strecke.

Hier bitten wir jetzt die Verantwortlichen der EU einzugreifen und dieser zwar "ehrenamtlichen" aber unappetitlichen und unanständigen „Politiker-Tätigkeit“, (die schon in den kleinsten Gemeindekreisen beginnt), in Deutschland ein Verbot aufzuerlegen und um die Durchführung besorgt zu sein.

Nur so können von unseren Politikern Verantwortung übernommen, Aufklärung betrieben, Entscheidungen herbeigeführt und die von ihnen ins Leben gerufenen Gesetze auf Einhaltung überwacht werden.

Und nur so - nur sooo- hat das Niveau der Pflegequalität in Deutschland überhaupt eine Chance in den Pflegeheimen verbessert zu werden.

Mit freundlichen Grüßen
Roswitha Hiefinger
Pflegestammtisch München „IN WÜRDE ALT WERDEN – WIR KÄMPFEN DAFÜR!“
FORUM ZUR VERBESSERUNG DER SITUATION PFLEGEBEDÜRFTIGER E.V.
Berengariastr. 5, 82131 Gauting, Tel. 089 – 893 11 054, Fax 089 – 893 98 446
http://www.verhungern-im-heim.de

Hildegard Kaiser
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Gutes Heim - und welche Entgelte?

Beitrag von Hildegard Kaiser » 13.04.2008, 18:26

Hallo Frau Hiefinger,
schön, dass Sie über ein Heim berichten, dass Ihnen zugesagt haben. Ich entnehme aber Ihren Ausführungen, dass das Heim der sehr gehobenen Klasse zuzuordnen ist, also kein Heim ist, dass von den "normalen" pflegebedürftigen Menschen in Anspruch genommen werden kann, schon garnicht, wenn die Sozialhilfe mitfinanziert. Denn dann wird auf die Kosten geachtet.
Das jetzige Pflegesystem lässt eigentlich keine guten Heime zu. Denn die Einrichtungen sind zwangsläufig unterfinanziert. Daher gibt es auch, wie hier einleuchtend beschrieben wird, 20% und mehr zu wenig Personal. Es kann so gesehen nur Heime geben, die sich bestmöglich bemühen. Aber wirklich gute Pflege nie erbringen können.
Wenn aber eine Einrichtung zur gehobenen Klasse gehört, sich als Seniorenresidenz oder so ähnlich präsentiert, werden erheblich höhere Entgelte genommen. Die können, nein die müssen, dann zwangsläufig durch Gegenleistungen "belohnt" werden. Das kann aber nicht der Maßstab für eine Bewertung sein.
Mich würde daher sehr interessieren, was denn die von Ihnen besuchte und für gut befundene Einrichtung an Entgelten nimmt. Dann kann man sich erst ein wirkliches Bild machen.
Jochen Vogel, der sog. "Vorzeigealter", preist auch in den Medien seine Heimunterbringung stets als bestens an, verschweigt aber meist, dass er dafür jede Menge Geld zahlen muss und - aufgrund seiner Einkünfte - auch zahlen kann. Andere werden von solchen Versorgungen immer nur träumen können.
MfG
Hilde

Karl Büser
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Gute Heime ? Einzelumstände beachten!

Beitrag von Karl Büser » 14.04.2008, 07:32

Hallo Forum,

es wird immer wieder behauptet: es gibt auch gute Heime. Claus Fussek hat immer so einige Beispiele parat.
Dabei wird m.E. außer Acht gelassen, dass ein Heimvergleich äußerst schwierig ist. Die Stellenausstattung ist nämlich in den Bundesländern sehr unterschiedlich. Die Pflegekassen gehen bei entsprechenden Budgetverhandlungen nicht einheitlich vor. Dann hängt auch so Manches davon ab, welche Pflegefälle, welche Stufe usw. aufgenommen sind. Viele noch relativ "muntere Alte" lassen sich prima versorgen. Wenn allerdings die Zahl der schwer pflegebedürftigen Menschen hoch ist, wird es schwierig mit der guten Pflege.

MfG Karl
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johannes
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erfreulich

Beitrag von johannes » 14.04.2008, 19:35

Es ist erfreulich, was Frau Hiefinger zu berichten hat. Ihr Bericht hat nur einen klitzekleinen Schönheitsfehler.

- Wieviel hat ein Bewohner dieses Domizils pro Tag zu bezahlen?
- Wie viele Sozialhilfeempfänger beherbergt dieses Domizil?
- Liegen Pflegesatzvereinbarungen mit den Pflegekassen vor?

Kann es sein, daß die hier beschriebenen Rahmenbedingungen mit dem Flair des Vorzeigehotels in Dubai konkurrieren oder mit der Queen Elizabeth II?

Davon abgesehen - auch bei uns arbeiten ausschließlich deutsche Mitarbeiter. Auch bei uns ist die Fachkraftquote 80,4 %, also nur 19,6 % Hilfspersonal.

Ob wir uns aber mit dieser Residenz messen können? In der Pflegesatzverhandlung von 2003 kamen die Damen und Herren der Pflegekassen und Sozialhilfe und erklärten:

"Wir sind gekommen um Ihnen zu sagen, daß wir Ihre Pflegesätze kürzen wollen!"

Die Pflegesätze von 2003 haben immer noch Gültigkeit - eine Anpassung an die Kostenentwicklung seit 2003 ist illusorisch. Willkommen in der Wirklichkeit!

Johannes
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Gaby Modig
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Heimbewertung - Kosten offen legen!

Beitrag von Gaby Modig » 15.04.2008, 06:43

johannes hat geschrieben: .... klitzekleinen Schönheitsfehler. ...
- Wieviel hat ein Bewohner dieses Domizils pro Tag zu bezahlen?
- Wie viele Sozialhilfeempfänger beherbergt dieses Domizil?
- Liegen Pflegesatzvereinbarungen mit den Pflegekassen vor?
Kann es sein, daß die hier beschriebenen Rahmenbedingungen mit dem Flair des Vorzeigehotels in Dubai konkurrieren oder mit der Queen Elizabeth II? ...
Ja, das sind genau die Punkte. Auf der Internetadresse:
http://www.sunrise-domizile.de/index_home.html
gibt es keine aufschlussreichen Hinweise. Charakter dieser Hinweise: "Hochglanzbroschüre"!
Würde mich daher auch dafür interessieren, wie die Zusammensetzung der BewohnerInnen ist und welche Preise genommen werden. Dann kann man sich eher ein Bild machen. Wahrscheinlich wird dann die positive Bewertung in sich zusammen brechen?!

Gaby

fiutare

Re: Sunrise Seniorenwohnheim in München - gute Qualität

Beitrag von fiutare » 16.04.2008, 10:16

Roswitha Hiefinger hat geschrieben: Das Haus ist zwar für Bessergestellte,
Ab da brauchte ich nicht mehr weiterlesen.
Schön für die Bewohner, aber leider nur für die.

Im Pflegeheimnavigator der AOK (dort, wo die Heime der Normalos - auch preislich - verzeichnet sind), ist dieses Heim nicht zu finden. Also ist das eine rein private Luxusresidenz. Sicherlich auch gut für unsere Politiker geeignet. :evil:
Ich warte darauf, dass Herr Fussek demnächst dieses Heim auf seinem Pflegestammtisch in München als leuchtendes Beispiel nennt.

Dieses Heim im Zusammenhang mit dem deutschlandweiten Dilemma in der Altenpflege zu erwähnen, ist schon etwas - ähm - naiv (wenn man es bewusst macht, dann ist es dreist).

Cicero
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Nicht Äpfel mit Birnen verwechseln

Beitrag von Cicero » 22.04.2008, 06:25

Es ist gut und richtig, sog. gute Heime vorzustellen und damit auch eine gewisse Empfehlung auszusprechen. Allerdings darf man nicht "Äpfel mit Birnen" vergleichen. Wer mit hohen Entgelten eine Residenz betreibt, muss erheblich mehr Leistungen erbringen. Das versteht sich doch.
Also, um richtig bewerten zu können, müssen in der Tat die aufgeworbenen Fragen beantwortet werden!

Jochen Vogel, der sog. "Vorzeigealte" spricht auch ständig von seiner "neuen Heimat" und suggeriert beste Heimqualität. In Wirklichkeit lebt er in einer teuren Residenz, die für Otto Normalverbraucher nicht erschwinglich ist. Siehe dazu in diesem Forum interessante Beiträge unter
Verliert das Alter seine Würde?- Jochen Vogel präsent!
viewtopic.php?t=5374&highlight=vogel

Residenzen sollten nach meiner Einschätzung durchaus bestehen dürfen, für diejenigen, die sich das leisten können / wollen. Ein direkter Vergleich mit dem üblichen Heim ist aber nicht zulässig. Oder, man muss konkret Leistung und Gegenleistung benennen, so dass eine Relativierung möglich ist.

Cicero
Politisch interessierter Pflegefan!
Im Gleichklang: Frieden - Ausgleich - Demokratie - und: "Die Menschenwürde ist unantastbar"!

B. Bührlen

Der konzeptionelle Grundgedanke bei Sunrise ...

Beitrag von B. Bührlen » 22.04.2008, 13:44

Als ehemalige Angehörige einer dementen Mutter mit langjähriger wechselvoller "Heimerfahrung" möchte ich den Beitrag von Frau Hiefinger ergänzen.

Meine Mutter lebte 13 Jahre bis zu ihrem Tod vor 2 Wochen in ganz "normalen" Heimen von unterschiedlicher Versorgungsqualität. (ich musste sie ein mal wechseln lassen wegen Versorgungsmängeln)
Seit ca. einem dreiviertel Jahr "begleite" ich das neue Sunrise Haus in München Thalkirchen neugierig und kritisch.

Der konzeptionelle Grundgedanke bei Sunrise ist meinem Eindruck nach:

- Menschen, die ihren letzten Lebensabschnitt ausserhalb ihrer vertrauten Umgebung verbringen, möchten ihn "wohnend" verbringen, nicht in erster Linie technisch defizitversorgt.
Wenn Menschen aus ihrem Schlafbereich heraustreten, so möchten sie sich in einer wohnlichen Umgebung wiederfinden und nicht in einer Klinik mit geraden Gängen, sterilem Boden und runden Handläufen an den Wänden.
Bei Sunrise bewegt man sich nur in wohnlich gestalteten Gemeinschaftsbereichen, mit Kamin- und Leseecken, verschiedene Sitzgruppen und einem Bistro.

- Die betreuenden Personen und Strukturen gehören mit zum Wohnbereich der Bewohner (der Auftraggeber!) und stehen diesen hilfreich zur Seite. Sie sind im Prinzip darauf bedacht die Ressourcen zu fördern und die Defizite selbstverständlich auszugleichen.
Bei Sunrise ist jeder Mitarbeiter verpflichtet, Ansprechpartner für jede Frage zu sein. Er muss wissen, an wen er eine Frage weiterleiten kann und es auch sofort tun.
Jeden Tag des Jahres werden 5 "Aktivitäten" angeboten und wenn ein Bewohner einen speziellen Wunsch hat, so versucht man diesen zu erfüllen, bzw. möglich zu machen. Auf jeden Fall nimmt man ihn zur Kenntnis und ernst.

-Wenn ein Mensch irgendwo wohnt, so kann er Besuch bekommen von Freunden, Verwandten oder wem auch immer. Man bietet seinem Besuch an, was man hat, ohne jemanden fragen zu müssen.
Bei Sunrise kann jeder Bewohner sich selbst bedienen mit dem, was das Bistro bietet und auch seine Gäste bewirten: 24 Stunden lang.
Auch nachts sind im Kühlschrank Esswaren gelagert, von denen sich Jeder jederzeit etwas nehmen kann.

- Besucher kommen auch mit Kindern.
Bei Sunrise gibt es deshalb Kinderspielecken mit richtig schönem Spielzeug. So kommen auch Kinder gerne zu Besuch, es gibt Platz zum herumlaufen, etwas zu essen und zu trinken und Spielzeug..
So kommen alle Generationen zu Besuch, höchst freiwillig und gerne.

- Bei erhöhtem Pflegebedarf möchte kein Mensch nur noch als "Pflegefall" dastehen!
Bei Sunrise bemüht man sich trotz offensichtlichem Pflegebedarf herauszustellen welche Ressourcen noch vorhanden sind und diese nach Kräften zu fördern.

- Auch in der Hilfsbedürftigkeit möchten Menschen noch als Ganzheit von Körper Geist und Seele gesehen und behandelt werden:
Bei Sunrise versucht man diese Einheit zu sehen und "schöne Momente" zu vermitteln.

Ein weiteres Plus im Sunrisekonstrukt ist meines Erachtens, dass die Einrichtungen nicht zu nahezu 100% von der Persönlichkeit einzelner Menschen in Leitungsfunktionen abhängig sind.
Durch einen Grundstandard in den Schulungen sind alle Mitarbeiter aller Domicile auf dem gleichen Wissenstand. So sind Mitarbeiter "austauschbar" ohne dass grundlegende Veränderungen über die Häuser "hereinbrechen"
An diesen Schulungen muss jeder Mitarbeiter, egal in welcher Position er sich befindet teilnehmen. Also der Direktor genauso wie der Hausmeister: Seite an Seite. So weiss jeder um die Situation des Anderen und muss sich auch mit dessen Situation auseinandersetzen.
Alles hat dem Zweck zu dienen, den Bewohnern, den Auftraggebern, ein möglichst unproblematisches, so weit wie möglich selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.

Fazit für unsere "normale Heimlandschaft" ?

- Sicherlich bewegt sich die Ausstattung der Sunrisedomicile auf einem hohen Niveau. Die Wohnlichkeit kann man aber auch mit beispielsweise IKEA Möbeln erreichen.

- Was die Architektur betrifft, so bin ich davon überzeugt, dass es findige Architekten gibt, die Heime auch nach anderen Kriterien konzipieren können, ohne dass die Kosten völlig aus dem Ruder laufen.
Und was den Unterhalt der Gebäude betrifft, so glaube ich dass auch diese Kosten in den Griff zu bekommen sind.

- Was die menschliche, die versorgerische Seite betrifft, so sehe ich hier das grösste Problem:
In den Ausbildungen müssten wir wegkommen von einer defizitorientierten Versorgung, hin zu einer ressourcenorientierten Versorgung. Und das durchgängig in allen Bereichen. Das betrifft auch gesetzgeberische Bereiche.
Es müsste genügend gut ausgebildetes, wertgeschätztes Personal geben, von dem auch eigenverantwortliches Handeln erwartet und erbracht werden kann. Und dieses Personal müsste gut bezahlt werden.

- Die Kosten für die zur Verfügung gestellten Ess-und Trinkwaren halten sich absolut gesehen in Grenzen. Das wäre modifiziert in jedem anderen Haus auch möglich und wird ja zum Teil auch schon praktiziert.

- Das Gleiche gilt für Kinderspielecken. Auch diese sind zu finanzieren und sei es durch Sachspenden aus der Umgebung.

Ich denke das Sunrisekonzept hat nur bedingt etwas mit Geld zu tun, es ist ein wirklich am Menschen orientiertes, wertschätzendes Grundkonzept. Es beinhaltet auch, dass nur gerne arbeitendes Personal gut arbeitet und dass der Bewohner der zu einem hohen Anteil selbstzahlende Auftraggeber ist.

Das sind wir als Bewohner in unseren "normalen " Heimen auch! Der Pflegekassenanteil macht nur ein gutes Drittel der Gesamtkosten aus!
Auch wir als Normalbürger haben das Recht für unser Geld wertschätzend und gut versorgt zu werden!

Mit freundlichen Grüssen
Brigitte Bührlen

Cicero
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Die reale Lage ist ein wenig anders!

Beitrag von Cicero » 23.04.2008, 07:32

Hallo zusammen,

ich habe die ausführlichen Hinweise zu Sunrise gelesen. Kann alles nicht infrage stellen. Aber ich wüsste doch allzu gerne, in welchen Kostenkategorien sich die Angebote bewegen. Natürlich kann ich für viel Geld optimale Leistungen anbieten. Residenzangebote usw. können aber von einem normalen Bewohner nicht finanziert werden. Das gilt es doch zu berücksichtigen.

Jochen Vogel beschreibt nun seit geraumer Zeit öffentlich, wie schön sein Heimaufenthalt in einer Münchener Residenz verläuft, suggeriert insgesamt beste Heimbedingungen. Was meist nicht rüberkommt: Vogel hat hohe Pensionen zur Verfügung, kann sich beste Pflegeleistungen einkaufen, weit über das hinaus, was den meisten Bewohnern möglich ist.
Henning Scherf ist der nächste Kandidat, der aktuell von besten Bedingungen für die alten Menschen schwärmt, dabei aber den Alltag der "Normalalten" völlig ausgeblendet hat.
Man darf mehr als erstaunt sein, dass die Medien uns solche Kandidaten ständig präsentieren, ohne damit die reale Lage zu verdeutlichen.

MfG
Cicero
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Gaby Modig
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Nähere Angaben erbeten

Beitrag von Gaby Modig » 23.04.2008, 10:14

Cicero hat geschrieben: ... ich habe die ausführlichen Hinweise zu Sunrise gelesen. Kann alles nicht infrage stellen. Aber ich wüsste doch allzu gerne, in welchen Kostenkategorien sich die Angebote bewegen. Natürlich kann ich für viel Geld optimale Leistungen anbieten. Residenzangebote usw. können aber von einem normalen Bewohner nicht finanziert werden. Das gilt es doch zu berücksichtigen. ...
Hallo,
ähnlich habe ich ja auch schon nachgefragt. Schließe mich daher Cicero ausdrücklich an.
MfG Gaby

PS. Die Anmerkungen zu den Herren Jochen Vogel und Henning Scherf halte ich für mehr als berechtigt. Das Auftreten solcher hoch bezahlter Pensionäre in Talkshows hilft nicht weiter, ist kontroproduktiv.

Cicero
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Sunrise - bitte Entgelte nennen!

Beitrag von Cicero » 02.05.2008, 18:29

Bei Text unter
Pflegestammtisch München - 07.05.2008
viewtopic.php?t=7705

Danke für den Termintipp!
Ich lese in der Ankündigung wieder einmal von SUNRISE.
Insoweit wurde bereits diskutiert unter
Sunrise Seniorenwohnheim in München - gute Qualität
viewtopic.php?t=8638
Dort wurde die gute Pflege dieser Einrichtung beschrieben. Leider blieb aber meine Frage nach den Entgelten bisher unbeantwortet.
Man kann natürlich heutzutage wirklich gut pflegen, mit entsprechendem Personal, das ausreichend und qualifiziert verfügbar ist. Das kostet aber. Diese Mittel haben die "Durchschnittspflegeheime" aber nicht zur Verfügung. Das muss klar gelegt werden. Daher würde ich gerne die Entgelte bei Sunrise kennen lernen.

MfG Cicero
Politisch interessierter Pflegefan!
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