Diagnostik der Mangelernährung des älteren Menschen
Verfasst: 05.02.2006, 09:01
Diagnostik der Mangelernährung des älteren Menschen
Zusammenfassung
Der Begriff Mangelernährung beschreibt in der Geriatrie eine defizitäre Energie- und Nährstoffversorgung mit ungünstigen klinischen Konsequenzen. Trotz ihrer großen Bedeutung für Morbidität und Mortalität existieren jedoch keine allgemein anerkannten Diagnosekriterien für die Mangelernährung des älteren Menschen. Mit zunehmendem Alter spielt für die Diagnose einer Mangelernährung der Gesamteindruck des Ernährungsstatus eine größere Rolle als Einzelbefunde. Bei der Anamnese sind neben Appetitveränderungen und einem Gewichtsverlust mögliche Ursachen für eine geringe Nahrungsaufnahme systematisch zu erfragen. Bei der körperlichen Untersuchung ist auf klinische Zeichen einer Mangelernährung (generalisierte Atrophie der Muskulatur, Schwund des Subkutanfettes) sowie auf Symptome einer Unterversorgung mit Mikronährstoffen zu achten. Die Erfassung der Nahrungsmenge kann wichtige Hinweise auf Energie- und Nährstoffdefizite liefern. Unter den anthropometrischen Größen sind ein BMI < 20 kg/m² sowie ein Wadenumfang unter 31 cm von wesentlicher Bedeutung. Verlaufsdaten übertreffen dabei die Wertigkeit von Einzelmessungen. Die Labordiagnostik (z. B. Albumin) ist aufgrund ihrer geringen Spezifität für die Diagnose einer Mangelernährung in der Routine nicht aussagekräftig. Die Bioimpedanzmessung kann als Folge fortbestehender methodischer Probleme nur mit Einschränkung empfohlen werden. Sie bleibt für eine sinnvolle Verwendung bislang dem in dieser Methode Erfahrenen vorbehalten. Screening- und Assessmentverfahren wie das MNA (Mini Nutritional Assessment) und der NRS (Nutritional Risk Screening) sind empfehlenswert, um Patienten mit Mangelernährung sowie solche mit einer diesbezüglichen Gefährdung schnell und einfach zu erkennen. Das MNA ist das bislang etablierteste Verfahren. Es ist geeignet für kooperationsfähige Patienten im ambulanten und Pflegeheimbereich. Eine insbesondere für Krankenhauspatienten und solche mit eingeschränkter Kooperation wertvolle Alternative ist das NRS. Generell sollte das Screening auf Mangelernährung in der älteren Bevölkerung, insbesondere in den Risikobereichen Krankenhaus und Pflegeheim, routinemäßig erfolgen.
Quelle: Mitteilung der ÄK Baden-Württemberg vom 30.01.2006
http://www.aerztekammer-bw.de/25/10prax ... e/dmw.html
Zusammenfassung
Der Begriff Mangelernährung beschreibt in der Geriatrie eine defizitäre Energie- und Nährstoffversorgung mit ungünstigen klinischen Konsequenzen. Trotz ihrer großen Bedeutung für Morbidität und Mortalität existieren jedoch keine allgemein anerkannten Diagnosekriterien für die Mangelernährung des älteren Menschen. Mit zunehmendem Alter spielt für die Diagnose einer Mangelernährung der Gesamteindruck des Ernährungsstatus eine größere Rolle als Einzelbefunde. Bei der Anamnese sind neben Appetitveränderungen und einem Gewichtsverlust mögliche Ursachen für eine geringe Nahrungsaufnahme systematisch zu erfragen. Bei der körperlichen Untersuchung ist auf klinische Zeichen einer Mangelernährung (generalisierte Atrophie der Muskulatur, Schwund des Subkutanfettes) sowie auf Symptome einer Unterversorgung mit Mikronährstoffen zu achten. Die Erfassung der Nahrungsmenge kann wichtige Hinweise auf Energie- und Nährstoffdefizite liefern. Unter den anthropometrischen Größen sind ein BMI < 20 kg/m² sowie ein Wadenumfang unter 31 cm von wesentlicher Bedeutung. Verlaufsdaten übertreffen dabei die Wertigkeit von Einzelmessungen. Die Labordiagnostik (z. B. Albumin) ist aufgrund ihrer geringen Spezifität für die Diagnose einer Mangelernährung in der Routine nicht aussagekräftig. Die Bioimpedanzmessung kann als Folge fortbestehender methodischer Probleme nur mit Einschränkung empfohlen werden. Sie bleibt für eine sinnvolle Verwendung bislang dem in dieser Methode Erfahrenen vorbehalten. Screening- und Assessmentverfahren wie das MNA (Mini Nutritional Assessment) und der NRS (Nutritional Risk Screening) sind empfehlenswert, um Patienten mit Mangelernährung sowie solche mit einer diesbezüglichen Gefährdung schnell und einfach zu erkennen. Das MNA ist das bislang etablierteste Verfahren. Es ist geeignet für kooperationsfähige Patienten im ambulanten und Pflegeheimbereich. Eine insbesondere für Krankenhauspatienten und solche mit eingeschränkter Kooperation wertvolle Alternative ist das NRS. Generell sollte das Screening auf Mangelernährung in der älteren Bevölkerung, insbesondere in den Risikobereichen Krankenhaus und Pflegeheim, routinemäßig erfolgen.
Quelle: Mitteilung der ÄK Baden-Württemberg vom 30.01.2006
http://www.aerztekammer-bw.de/25/10prax ... e/dmw.html