Angehörige - Aufenthaltsrechte bei Bewohner?

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

Moderator: WernerSchell

pekes
Newbie
Beiträge: 6
Registriert: 02.08.2003, 02:14

Re: Angehörige - Aufenthaltsrechte bei Bewohner?

Beitrag von pekes » 05.11.2004, 01:44

Mit wachsender Verwunderung habe ich heute diese Diskusion zur Kenntnis genommen. Sind das Erfahrungen, was sich hier wie Vorurteile und Pauschalverurteilung liest??
Ich bin jetzt 28 Jahre in der Pflege, habe aber weder so unflexibel bis unfreundlich reagierendes Personal, noch solche unsinnigen Anweisungen kennen gelernt. Ebenso neu ist mir die Auffassung Angehöriger aus Angst vor Repressalien zu schweigen. Missverständnisse und eventuell auch überzogene Erwartungen auf beiden Seiten können nur im Dialog bearbeitet werden. Aus diesem Grund kann ich mich der Meinung "still zu halten" nicht anschließen.
Ich hoffe auf weitere Beiträge..
Mit freundlichem Gruß

Gast

Angehörige - Aufenthaltsrechte bei Bewohner?

Beitrag von Gast » 05.11.2004, 11:16

... Mit wachsender Verwunderung habe ich heute diese Diskusion zur Kenntnis genommen. Sind das Erfahrungen, was sich hier wie Vorurteile und Pauschalverurteilung liest??
...
Was hier beschrieben ist, sind keine Erfindungen, sondern die blanke Wahrheit. In manchen Heimen sind zum Teil menschenunwürdige Bedingungen gegeben. Die Pflegemängel
http://www.wernerschell.de/cgi-bin/foru ... 1073804751
beschreiben offensichtlich nur die Spitze des Eisberges. Sie jüngsten TV-Berichte (u.a. Fliege / Hart aber fair) machten es deutlich.
Wir müssen die Zustände immer wieder exakt benennen und Druck machen. Nur so kann etwas geändert werden. Gesundbeten hilft nicht.

Guten Morgen ins Forum!
Cornelia Höfer

pekes
Newbie
Beiträge: 6
Registriert: 02.08.2003, 02:14

Re: Angehörige - Aufenthaltsrechte bei Bewohner?

Beitrag von pekes » 05.11.2004, 23:51

ich empfinde es nicht als gesundbeten, wenn sich pflegende klar zu den verhältnissen artikulieren, die sie kennen und nicht in den allgemein ausbrechenden pauschalisierungsdrang einstimmen
missstände müssen unbedingt beseitigt werden, da sind wir uns einig, aber pauschale urteile über zustände die man mal gehört hat trage ich nicht mit

ach übrigens...nicht vom nick auf die realitätsorientierung schließen....

Firlefanz54
Newbie
Beiträge: 2
Registriert: 22.10.2004, 00:23

Re: Angehörige - Aufenthaltsrechte bei Bewohner?

Beitrag von Firlefanz54 » 28.11.2004, 13:58

Hallo Zusammen,
erst jetzt komme ich dazu, mich wieder zu melden. Zwischenzeitlich war ich eine Woche abwesend, und es ist viel passiert. Zum Beispiel, dass - wie passend - meine Mutter gleich am ersten Abend derart stürzte, dass sie einen riesigen Bluterguss an der linken Schläfenseite hatte, eine Oberarmbruch links und einen Oberschenkelbruch links, der im Krankenhaus operiert werden musste. Passenderweise rief die Wohnbereichsleiterin meinen Bruder (Betreuer, mit dem ich zusammen arbeite) an, sie sei "ausgerutscht" und hätte einen Bluterguss. Leider war aber zufällig der Arzt im Hause, der dann die anderen unwesentlichen Verletzungen feststellte. Nun aber frage ich mich, wie jemand ausrutschen kann, der seit seinem letzten Oberschenkelhalsbruch im Heim auf dem Rollstuhl sitzt.

(Und das auch erst nach meiner damaligen Intervention, als ich einige Tage nach ihrer Krankenhausrückkehr bemerkte, dass man sie plötzlich seit  drei Tagen einfach im Bett beließ und nur noch lagerte, weil sie "keine Ruhe hält" und dies für die Pflege besser wäre. Die 98-jährige Frau in ihrem Zimmerdie zur gleichen Zeit einen OSH-Bruch erlitt und seitdem nicht mehr laufen konnte, hat niemenden, der interveniert. Deshalb liegt sie auch schon seit über 1 Jahr ausschließlich im Bett und bettelt, dass man mal zwei Minuten bei ihr verbringt. Als Tierschützer, der ich bin,  würde ich sagen: keine artgerechte Haltung).

Das Pflegepersonal leidet unter dem Verhalten der Wohnbereichsleiterin, jedoch nicht wegen mir, sondern es gab schon mehrere Versetzungsanträge. Und viele haben mir gegenüber geäußert, dass sie das nicht so eng sähen, zumal meine Mutter ja selbst möchte, dass ich dabei bleibe, da sie sich dann natürlich sicherer fühlt. Da ich jeden Abend da bin, ist das dann ja wohl auch kein Thema und seitens des Heimes sollte dies als willkommene Hilfe gesehen werden, zumal ich meine Mutter über ein Jahr lang selbst abends fertig gemacht habe.

Oft genug habe ich die Pflegekräfte (je nachdem, wer da war und wieviel Zeit noch bis zum Feierabend ist), aufgefordert, nicht nur einfach die oftmals mehrfach mit Urin übersättigte Einlage einfach nur auszutauschen und den Po samt Intimbereich zu reinigen oder mindestens zu cremen.

Seit der Sache mit dem seltsamen Sturz hat nur einmal jemand mich wieder rausschicken wollen, aber diejenige wusste nicht, dass zwischenzeitlich einiges passiert war. Übrigens war es in zwei Jahren der dritte Sturz......

Das Neueste ist jetzt, dass meine Mutter nach ihrer Rückkehr vor drei Wochen abends halt im Bett ausgezogen wird, weil ja der Oberarm unversorgt blieb und somit beim Bewegen schmerzt. Und einigemale musste ich schon den Tipp geben, zuerst den verletzten Arm in den Ärmel zu tun und nicht als letzten Schritt in den Ärmel zu ziehen. Einige Pflegekräfte wissen das, andere denken nicht daran. Ich weiß, und sehe, dass meine Mutter Schmerzen hat dann, aber sie ist still. Die meisten Bewohner haben ja Angst vor Sanktionen, die Angehörigen übrigens auch. Das kann ja wohl nicht sein!
(Übrigens rede ich sonst nicht rein, sondern helfe, z.B. wenn eine Pflegerin alleine ist, meine Mutter im Bett nach oben aufs Kopfkissen zu ziehen oder hole ein neues Nachthemd oder halte mal eben fest oder hole eine Einlage oder, oder)

Seit gestern steht das Bett mitten in den Raum (wobei meine Mutter gewohnt ist, an der Wand zu schlafen), was zum wiederholten Male für einen alten, zwar demenzkranken, aber nicht "verblödeten" Menschen wiederum nach den vielen Ereignissen (mit Krankenhausaufenthalt, Hebekran usw.) eine Veränderung mit Unsicherheit bedeutet. Angeblich würde das für die Pflege benötigt. Dies stelle ich wiederum in Frage. Da meine Mutter nicht bettlägerig ist, sondern nach wie vor im Rollstuhl sitzt und seit drei Wochen die Pflege, sprich das Ausziehen, auch so funktionierte, ist dies nicht nachvollziehbar. Wenn nun jemand sagt, dass der Platz für die Pflege benötigt wird, sei dazu folgendes gesagt. Ja, wenn zwei Pflegekräfte kommen. Dann kann das Bett aber automatisch vertikal bewegt und verschoben werden. Das ist nicht viel Arbeit, sondern "stiehlt" höchstens wenige Sekunden Zeit. Bleibt, dass sie "zum Schutz des Armes" mit einem Hebekran ins Bett gehoben wird (wovor sie Angst hat). Dieser ließ sich in der alten Position aber völlig und ungehindert vors Bett rollen. Zwischen Wand und Fenster (also in der Breite gesehen) ist das Zimmer etwa 4 m breit. Wenn das Bett mittendrin steht, verbleiben also bei 90 cm Breite pro Seite 1,55 m Platz. Der Wohnbereich im Doppelzimmer ist ungefähr 8 qm , das heißt 4 x 2, so lang wie das Bett ist. Dann kommt nach links der Zugang zum "Flur". Das heißt, ob so rum oder so, ist völlig unerheblich. Dafür nimmt man in kauf, dass der Bewohner seiner Sicherheit beraubt wird. Die Pflegehelferinnen konnten bisher ohne weiteres meine Mutter alleine im Bett fertig machen.

Es geht hier meines Erachtens insgesamt um Machtspiele, Kontrolle über die Bewohner und das machen können, was man will. Gestern abend z.B. beobachtete ich, wie eine der Bewohnerinnen (auch nicht mehr ganz leistungsstark) - die nicht ganz einfach ist, mittlerweile aber ruhig gestellt - sich wehrte, indem sie ihre Getränke auf den Tisch schüttete. Sie wolle nicht trinken. Die Wohnbereichsleiterin hatte Dienst. Die Stimmung, die sie verbreitete, war mehr als belastend. Und sie ging diese Frau an "sie sind sehr ungezogen", "wissen Sie was, am besten baden Sie gleich darin"........Nun, ich wartete und fragte dann, ob sie nicht was trinken möge, wäre besser. Nach Einverständnis goss ich ein und bat sie, "halt " zu sagen, wenn es genüge. Tat sie, trank aus. Nach ein paar Minuten wiederholte ich das. Da kam die WB-Leiterin und sagte, ich solle ihr nichts mehr geben, sie bekäme dann auf dem Zimmer was. Natürlich hat sie von dieser Dame doch nichts mehr genommen!

Diejenigen, die nun sagen, die beste Pflege und Angehörige würden die Pflegekräfte verunsichern: dann merzt doch diese schwarzen Schafe endlich aus und lasst diejenigen zufrieden arbeiten, die Ahnung haben und auch willens sind! Statt die alten Menschen unter Druck zu setzen. Diese Pflegekräfte gibt es nämlich auch, nur die müssen sich ducken, weil sie Angst um ihren Arbeitsplatz haben!

Noch eine Anekdote, die eigentlich zum Lachen wäre, wäre es nicht so traurig: Die Ehefrau eines Parkinsonkranken Bewohners wird regelmäßig rausgeschickt. Sie erzählte, dass sie sogar einmal vor von den Pflegekräften vor die Tür geschoben und diese ihr vor der Nase zugemacht wurde. Als ich meinte, dann wäre ich aber wieder reingegangen, sagte sie, die Tür sei von zwei Leuten von innen zugehalten worden. Nun fragte ich natürlich, wer denn dann die Pflege gemacht hätte, meinte sie, da wäre noch eine dritte drin gewesen....

Sorry für den langen Beitrag......

Firlefanz54
Newbie
Beiträge: 2
Registriert: 22.10.2004, 00:23

Re: Angehörige - Aufenthaltsrechte bei Bewohner?

Beitrag von Firlefanz54 » 28.11.2004, 14:04

Hallo, danke für Ihre Antwort. Es sind keine Vorurteile, sondern Tatsachen. Zwar bin ich keine Pflegekraft, aber ein vernünftig begabter Mensch, der auch alles tun möchte, um auch für meine Mutter das Beste zu erreichen. Es ist leider so, wie ich schreibe. Die Situation war schon mal besser. Das Personal hat auch einige Male gewechselt, es gibt pro Schicht eine Fachkraft und zwei Pflegehelfer für 30 Leute, und die Pflegekräfte haben ständig Druck und Stress. Ich glaube, die ganze Situation hängt mit der Wohnbereichsleiterin zusammen und den, wie es heißt, Anweisungen des Pflegedienstleiters. Wenn es wenigstens einzusehen wäre, z.B. wenn meine Mutter nicht die Vertrautheit zu mir hätte oder nicht wollte, dass ich da bleibe. Aber dem ist nicht so. Ich habe auch einen ganz langen Beitrag heute geschrieben. Vielleicht hellt der die Lage etwas auf? Würde mich freuen, wenn Sie aus Ihrer Erfahrung nochmal antworten würden. Danke !

Marlis_Jansen
Newbie
Beiträge: 16
Registriert: 20.07.2003, 10:14

Angehörige - Aufenthaltsrechte bei Bewohner?

Beitrag von Marlis_Jansen » 29.11.2004, 09:07

Guten Morgen!

Der neuerliche umfangreiche Bericht über die Pflegesituation zeigt wieder einmal, was an der „Pflegefront“ wirklich los ist. Es ist zweifelsfrei Aufgabe der betreuenden Kräfte, ob Ärzte oder Pflegekräfte, zu erkennen, ob und ggf. jemand sturzgefährdet ist. Bei einer entsprechenden Feststellung müssen Folgerungen gezogen werden, die eine Gefährdung weitgehend ausschließen.
Ich weiß zwar auch nicht genau, wie man den Unzulänglichkeiten am Besten zu Leibe rückt. Aber muss doch angesichts der beschriebenen Situation irgendetwas unternehmen. Beschwerden an die finanzierenden Stellen, ggf. muss auch über eine Strafanzeige nachgedacht werden (Körperverletzung durch Unterlassen oder so ähnlich).

Herzliche Grüße
Marlis Jansen

Antworten