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Gewalt in der Pflege - jeder fünfte Deutsche hat Erfahrungen

Verfasst: 10.05.2012, 08:58
von Presse
Gewalt in der Pflege - jeder fünfte Deutsche hat Erfahrungen

Berlin (ots) - Repräsentative Umfrage der Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) zeigt: Aufklärung immens wichtig/"Krisendatenbank" veröffentlicht

"Versorgungslücken schließen - vom Wissen zum Handeln" heißt das Motto des diesjährigen Internationalen Tags der Pflegenden am 12.Mai.
Eine derartige Lücke gilt es aus Sicht des ZQP im Bereich der Prävention von Gewalt in der Pflege zu schließen. Denn das oft tabuisierte Thema Gewalt ist im pflegerischen Alltag weit verbreitet - wie eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag der Stiftung zeigt:

Jeder fünfte Bundesbürger hat bereits aggressives oder gewalttätiges Verhalten in der Pflege erlebt. Von den Befragten mit Pflegeerfahrung sind es sogar mehr als ein Drittel. Allerdings wissen nur wenige, welche Hilfsangebote im Notfall genutzt werden können.
Zwar ließen sich knapp die Hälfte der Menschen gerne professionell beraten, wenn sie gewalttätige Handlungen in einer Pflegesituation beobachteten oder selbst erlebten. Aber 65 Prozent wüssten nicht, wohin sie sich bei konkretem Bedarf wenden könnten. Nur jeder Zehnte würde hierbei einen Pflegestützpunkt einbeziehen. Vor allem eine aufsuchende Beratung wird als wirksame Unterstützung angesehen. Trotz schwieriger Voraussetzungen ist die Bereitschaft der Befragten, ihre Angehörigen im häuslichen Umfeld zu pflegen, hoch. Über 60 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass herausforderndes Verhalten kein Grund wäre, die Angehörigen in stationäre Pflege zu geben, sofern konkrete Angebote zur Entlastung vorhanden wären.

"Unsere Umfrage verdeutlicht, dass der Aufklärungsbedarf zum Thema Gewalt in der Pflege erheblich ist. Deshalb benötigen wir mehr spezielle Beratungsangebote, die ein frühzeitiges Erkennen und die Intervention bei derartigen Krisenfällen in der Pflege ermöglichen", erklärt Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege. Diese Angebote müssen vor allem präventiv wirken, um die Versorgungsqualität im Sinne der Betroffenen zu verbessern, so Suhr.

Aus diesem Grund hat das ZQP auf seiner Internetseite eine Datenbank mit allen in Deutschland bestehenden Beratungsstellen veröffentlicht, die sich auf das Thema "Gewalt in der Pflege" spezialisiert haben. Diese richten sich an pflegende Angehörige, Pflegebedürftige aber auch an professionell Pflegende.

Mehr Informationen zur Umfrage und zum Thema Gewalt in der Pflege unter http://www.zqp.de

Methode der Umfrage:
Befragt wurde eine Zufallsstichprobe von 1.000 Personen ab 16 Jahren aus dem gesamten Bundesgebiet mittels standardisierter Erhebung über forsa.omninet. Ziel der Befragung war es, die Erfahrungen und Einstellungen der Bevölkerung zum Thema "Gewalt im Kontext Pflege" abzubilden. Gleichzeitig sollte erfasst werden, welche präventiven Maßnahmen und Möglichkeiten der Entlastung in diesem Zusammenhang eine wirksame Unterstützung für die Betroffenen bieten können. Die Erkenntnisse sollen somit dazu beitragen, den öffentlichen Diskurs faktenbasiert weiterzuentwickeln und zudem einen Beitrag zur Versorgungsqualität in schwierigen Pflegesituationen zu leisten. Die Daten wurden vollständig anonymisiert und gemäß den Bestimmungen des Datenschutzes ausgewertet.

Quelle: Pressemitteilung vom 10.05.2012 Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege
Pressekontakt: Torben Lenz
Tel: 030 275 93 95 - 15
E-Mail: torben.lenz@zqp.de

Gewalt in der Pflege - bitte differenzieren !

Verfasst: 10.05.2012, 09:33
von WernerSchell
Presse hat geschrieben:Gewalt in der Pflege - jeder fünfte Deutsche hat Erfahrungen
Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Initiative - Harffer Straße 59 - 41469 Neuss
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Kooperationspartner der „Aktion Saubere Hände.“
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Initiator bzw. Mitbegründer des Quartierkonzeptes Neuss-Erfttal.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk ist Unterstützer von "Bündnis für GUTE PFLEGE".


10.05.2012

An Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP)

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich habe Ihre Pressemitteilung ins Forum übernommen. Den Text finden Sie unter:
viewtopic.php?t=17300
viewtopic.php?t=17328

Es muss m.E. bei solchen Berichten deutlicher differenziert werden danach, wer wem Gewalt antut. Es gibt nämlich Gewaltsituationen in alle Richtungen, nicht nur stationär, sondern nach meinen Recherchen sogar häufiger zu Hause (siehe Buchtipp). Im Übrigen ist Gewalt ein Thema der gesamten Gesellschaft. Jedes zweite Kind wird in der Familie geschlagen.

Wenn Sie die Gewalt durch Pflegekräfte ansprechen, muss der Pflegenotstand ins Gespräch gebracht werden. Vieles, was als Gewalt durch Pflegekräfte erlebt wird, hat mit unzureichenden Pflege-Rahmenbedingungen zu tun. Dazu habe ich erst heute früh einen Brief das Gesundheits- und Pflegeministerium in B-W. geschrieben. Diesen Brief können Sie unter folgender Adresse nachlesen: viewtopic.php?t=17327

Es muss insoweit also nicht vorrangig um Krisentelefone etc. gehen, sondern einfach um die Beseitigung des Pflegenotstandes!

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell - Dozent für Pflegerecht
Mitglied der Vereinigung der Deutschen Medizinischen Fach- und Standespresse e. V. - http://www.medizinjournalisten.de/
http://www.wernerschell.de - Pflegerecht und Gesundheitswesen -
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de - Menschenwürdige Pflege - jetzt und überall -
Infos auch bei http://www.facebook.com/

Buchtipp! Schell, Werner: "100 Fragen zum Umgang mit Mängeln in Pflegeeinrichtungen"
viewtopic.php?t=15822
Pflegemängel – schnelle Hilfe für den Notfall
viewtopic.php?t=15828

Re: Gewalt in der Pflege - bitte differenzieren !

Verfasst: 13.05.2012, 07:34
von Anja Jansen
WernerSchell hat geschrieben: .... Es muss m.E. bei solchen Berichten deutlicher differenziert werden danach, wer wem Gewalt antut. Es gibt nämlich Gewaltsituationen in alle Richtungen, nicht nur stationär, sondern nach meinen Recherchen sogar häufiger zu Hause (siehe Buchtipp). Im Übrigen ist Gewalt ein Thema der gesamten Gesellschaft. Jedes zweite Kind wird in der Familie geschlagen.
Wenn Sie die Gewalt durch Pflegekräfte ansprechen, muss der Pflegenotstand ins Gespräch gebracht werden. Vieles, was als Gewalt durch Pflegekräfte erlebt wird, hat mit unzureichenden Pflege-Rahmenbedingungen zu tun. Dazu habe ich erst heute früh einen Brief das Gesundheits- und Pflegeministerium in B-W. geschrieben. Diesen Brief können Sie unter folgender Adresse nachlesen: viewtopic.php?t=17327
Es muss insoweit also nicht vorrangig um Krisentelefone etc. gehen, sondern einfach um die Beseitigung des Pflegenotstandes! ....
Danke Herr Schell. Ihr Text findet meine uneingeschränkte Zustimmung.
Die Gewaltproblematik sehe ich nämlich genau so, wie Sie das beschrieben haben. Allgemeine Befragungen helfen insoweit nicht weiter. Genau hinschauen und korrekt beurteilen ist wichtig.
Wir leben mittlerweile in einer Gesellschaft, die in vielfältiger Weise Gewaltsituationen kennt und sogar per Medien jeden Tag zuhauf präsentiert. Man könnte sogar sagen: Anleitungen für Gewalt liefert.
Immer wieder die Pflege als den maßgeblichen Ort von Gewalttätigkeiten zu beschreiben, und meist noch den Pflegekräften zugeordnet, wird dem wirklichen Leben in keiner Weise gerecht.
Es ist daher gut und richtig, solchen Berichten entgegen zu treten und für Klarstellung zu sorgen.

Anja

Re: Gewalt in der Pflege - bitte differenzieren !

Verfasst: 16.05.2012, 13:08
von Sabrina Merck
Anja Jansen:
Danke Herr Schell. Ihr Text findet meine uneingeschränkte Zustimmung.

Dem kann ich gut und gerne beipflichten.
S.M.

BKA: Drei tote Kinder pro Woche

Verfasst: 30.05.2012, 08:41
von Rob Hüser
Die Gewalt ist mitten in der Gesellschaft. Es macht daher keinen Sinn, allein die Gewalt ín der Pflege anzusprechen. Das verengt den Blick. Der nachfolgende Bericht zeigt, dass nicht nur alte und kranke Menschen Opfer von Gewalt sind, sondern offensichtlich mehr Kinder (in den Familien):

Berlin
BKA: Drei tote Kinder pro Woche
VON CHRISTIAN SPOLDERS - zuletzt aktualisiert: 30.05.2012 - 02:30 Berlin (RP). Jede Woche sterben in Deutschland im Schnitt drei Kinder durch Gewalt oder Vernachlässigung. Im vergangenen Jahr kamen auf diese Weise laut Bundeskriminalamt (BKA) 146 Kinder unter 14 Jahren ums Leben, 114 waren sogar jünger als sechs Jahre. Zwar ist die Opferzahl auf dem niedrigsten Stand der vergangenen zehn Jahre. Dennoch ist die polizeiliche Kriminalstatistik alarmierend.
.... (mehr) http://nachrichten.rp-online.de/panoram ... -1.2850116

Wo bleibt der Aufschrei ?

Rob Hüser

Pflege - Reformen / Verbesserungen dringend geboten

Verfasst: 07.06.2012, 08:08
von WernerSchell
Aktuelle Hinweise:

JuraHealth Congress am 24.05.2012 in Köln - Interview: Werner Schell, Pflege-Experte
Der Pflege-Experte Werner Schell beantwortet heikle Fragen zum Thema Gewalt in der Pflege und kommt zu dem Schluss, dass vom Staat nichts zu erwarten ist und die Bürger sich nun selbst an die Hand nehmen müssen. Sein Brief an die Bundeskanzlerin Merkel mit der Aufforderung die Pflege zur "Chefsache" zu machen ist auf taube Ohren gestoßen.
>>> Der Filmbeitrag, 4,18 Minuten, ist anschaubar bei Youtube unter folgender Adresse:
http://www.youtube.com/watch?v=XYqs_-kZ ... ure=relmfu

Gute Pflege - BürgerInnen werden im Stich gelassen
Brief an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages vom 01.06.2012
Hier nachlesbar: viewtopic.php?t=17411

Pflegetreff am 14.11.2012, 15.00 - 17.00 Uhr, Kontakt Neuss-Erfttal
Themen: Medizinische Versorgung (Arztbesuche zu Hause und im Heim), Medikamente für ältere pflegebedürftige Menschen (zuviele, Wechselwirkungen?), Fixierungen (auch mittels Psychopharmaka), Weiterbildung zur Krankheit Demenz und Palliativversorgung.
Näheres hier: viewtopic.php?t=17341

Verfasst: 25.06.2012, 15:53
von janma
Egal ob in der Pflege von älteren oder Pflegebedürftigen Menschen, oder bei vernachlässigten Kindern - solche Berichte sind doch immer erschreckend und sollten langsam dazu beitragen die Gesellschaft diesbezüglich wachzurütteln und zum verbesserten Handeln aufzufordern.

Gewalt in der gesamten Gesellschaft - Medienwelt grausam

Verfasst: 02.07.2012, 07:05
von Gaby Modig
WernerSchell hat geschrieben: .... Es muss m.E. bei solchen Berichten deutlicher differenziert werden danach, wer wem Gewalt antut. Es gibt nämlich Gewaltsituationen in alle Richtungen, nicht nur stationär, sondern nach meinen Recherchen sogar häufiger zu Hause (siehe Buchtipp). Im Übrigen ist Gewalt ein Thema der gesamten Gesellschaft. Jedes zweite Kind wird in der Familie geschlagen.
Wenn Sie die Gewalt durch Pflegekräfte ansprechen, muss der Pflegenotstand ins Gespräch gebracht werden. Vieles, was als Gewalt durch Pflegekräfte erlebt wird, hat mit unzureichenden Pflege-Rahmenbedingungen zu tun. Dazu habe ich erst heute früh einen Brief das Gesundheits- und Pflegeministerium in B-W. geschrieben. Diesen Brief können Sie unter folgender Adresse nachlesen: viewtopic.php?t=17327
Es muss insoweit also nicht vorrangig um Krisentelefone etc. gehen, sondern einfach um die Beseitigung des Pflegenotstandes! ....
Ich möchte diesem Text sehr zustimmen. Am vergangenen Wochenende ging es wieder in einigen Diskussionen um die Gewaltproblematik. Dabei wurde bestätigt, was oben angeführt wurde: Gewalt ist ein gesellschaftliches Phanomen und nicht nur an Medizin und Pflege festzumachen. Wir müssen den Blick öffnen und alle Strukturen durchleuten, die Gewalt ermöglichen. Und da sollten vor allen Dingen einmal die Medien unter die Lupe genommen werden. Wie oft wird im Fernsehen pro Tag beleidigt, geschlagen, getötet .... Ich denke, dass in den hauptsächlich eingeschalteten Sendern pro Tag einige Dutzend Tote zusammen kommen. Dies und weiterer "Unrat" kommt jeden Tag über die ZuschauerInnen. ... Wer kümmert sich einmal um diese TV-Gewalt?

G.M.

Kindesmissbrauch: Risiko Behinderung

Verfasst: 08.08.2012, 06:01
von Presse
Kindesmissbrauch: Risiko Behinderung
Kinder mit körperlichen oder geistigen Behinderungen haben ein ausgesprochen hohes Risiko, misshandelt oder missbraucht zu werden.
Das belegt eine aktuelle Metaanalyse von WHO-Forschern.
mehr »
http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=819 ... nal&n=2112