Blaues Auge im Heim: Was passierte mit Oma Leni?

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

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Blaues Auge im Heim: Was passierte mit Oma Leni?

Beitrag von Presse » 16.06.2011, 13:37

Platzwunden
Blaues Auge im Heim: Was passierte mit Oma Leni?
Thomas Gautier, vom 13.06.2011 16:25 Uhr

Die Alzheimer-Patientin ist pflegebedürftig und lebt in einem Heim. Bei einem Besuch entdeckt ihre Tochter Wunden am Kopf der alten Frau. Mehrfach. Und erstattet Anzeige.

München - Rot bis dunkelrot, an manchen Stellen fast blau. Phase 2 des Hämatoms: Das Blut im Gewebe rund ums Auge gerinnt und hinterlässt eine immer dunklere Farbe, die später zu Braun und Gelb wechseln wird. Veilchen nennt man das im Volksmund. Angela S. nennt es Körperverletzung.
.... weiter lesen unter
http://www.abendzeitung-muenchen.de/inh ... dcfc2.html

WernerSchell
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Unterversorgung einer Pflegebedürftigen

Beitrag von WernerSchell » 16.06.2011, 14:04

Zu dem Artikel in der Abendzeitung hat Frau Roswitha Hiefinger einen Leserbrief verfasst, den wir mit ihrer Erlaubnis vorstellen:

Leserbrief:

Meine Mutter befand sich zwei Jahre in diesem Heim. Mit dem Notarzt holte ich sie aus diesem Heim und brachte sie ins Krankenhaus. Im Krankenhaus stellte man Austrocknung, Unterernährung und einen alten Katheder fest. Also bestand hier eine Unterversorgung einer Pflegebedürftigen. Als ich beim Mittagessen einer anderen Pflegebedürftigen am Tisch half, rief mir ein Pfleger zu: “Die brauchen Sie nicht zu füttern, die kann selber essen, die hat noch genug Fett!“. Daß dieses Heim von Herrn Fussek als „gut“ bezeichnet wird, dem widerspreche ich. Ich weise darauf hin, daß Pflegebedürftige mit ihren Renten, der Pflegeversicherung und hohen Zuzahlungen der Angehörigen einen hohen monatlichen Beitrag für den Pflegeplatz leisten. Somit ist auch das Heim durch Heimvertrag verpflichtet, Verantwortung und Fürsorge für jeden Einzelnen zu tragen, auch für Pflegekräfte. Würde unsere Regierung der Verantwortung gegenüber dem Staatsbürger gerecht werden, würde sie für Transparenz der Pflegegelder sorgen, die in jedes Heim fließen. Dann könnte nicht, wie vom Bundesgesundheitsministerium durch den Medizinischen ermittelt, bei einer vertragswidrigen Unterbesetzung von 10 Vollzeitkräften auf ein Jahr hochgerechnet ein zusätzlicher Erlös („windfall-profit“) von ca. 400.000,-- Euro („windfall-profit“ = Glücksfallgewinn) erwirtschaftet werden.

Roswitha Hiefinger
Volkenschwand

P.S.:

Aus diesen und ähnlichen Missständen in Pflegeheimen, haben die Pflegekraft Frau Therese Kruse und ich im Jahre 2002 den Münchner Pflegestammtisch gegründet.

Der Pflegestammtischgedanke von uns war, Angehörige und Pflegekräfte in ihrem Pflegealltag zu unterstützen und Pflegemissstände an den Tag zu bringen. Was anfangs auch gut gelang. Beim ersten Pflegestammtisch konnten wir bereits unangemeldete Heimkontrollen bei der damaligen Sozialministerin Christa Stewens durchsetzen.

Leider lud im Laufe der Jahre Herr Fussek seine „Freunde“, das waren Funktionäre, Heimträger und Heimleiter, zum Pflegestammtisch ein. Angehörige merkten, daß sie verschaukelt werden (obwohl Missstände der einzelnen Heime bekannt waren, wurden diese als gute Heime am Podium von den Heimleitern angepriesen) und Pflegekräfte hatten Angst, ihre Heimleiter und Vorgesetzten dort vorzufinden. Also blieb dieses Klientel fern. Fussek’s Frau arbeitet bei der AWO und Herr Salzhuber ist
ihr Chef. 2008 stieg ich dann aus dem Pflegestammtisch aus, da der Ursprungsgedanke nicht mehr gegeben war. So wurde der Pflegestammtisch von Herrn Fussek heruntergewirtschaftet und mußte letztendlich 2009 eingestellt werden, weil am Ende nicht mal mehr 50-60 Besucher kamen.

Zu meiner Pflegestammtischzeit reichte oft der Benno-Saal im Löwenbräukeller nicht aus. Zwischen 200 und 350 Personen war jeden Monat da bzw. bei Veranstaltungen wurde der große Saal vom Löwenbräukeller von mir bis zu 1.200 Personen belegt. Schade, daß unser Grundgedanke von Frau Kruse und mir so sein Ende nahm. Doch unser Gedanke lebte mit Pflegestammtischbesuchern weiter, wir spalteten uns vom Pflegestammtisch ab und gründeten das „Forum-Pflege-aktuell“. und unsere Arbeit entnehmen Sie bitte unserem Flyer. Ferner wurde von unserem Mitglied Frau Brigitte Bührlen die "WIR! Stiftung pflegender Angehöriger" gegründet.

Dies zu Ihrer Hintergrundinformation.
Zuletzt geändert von WernerSchell am 16.06.2011, 14:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Pflegemängel & die schlechten Rahmenbedingungen

Beitrag von ProPflege » 16.06.2011, 14:17

Zuschrift an die Abendzeitung München:

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Initiative - Harffer Straße 59 - 41469 Neuss
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Kooperationspartner der „Aktion Saubere Hände“


16.06.2011

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich habe einen Hinweis zu Ihrem Bericht in unser Forum übernommen - siehe unter
http://www.abendzeitung-muenchen.de/inh ... dcfc2.html
Wenn Sie einverstanden sind, kann ich den Beitrag auch vollständig mit Bildmaterial übernehmen.

Dass Pflegekräfte total überlastet sind, ist seit vielen Jahren die Wahrheit. Daher kann es auch keine guten Heime geben. Die schlechten Pflege-Rahmenbedingungen, von den Politikern in Bund und Ländern zu verantworten, sprechen dagegen. Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk fordert seit Jahren deutlich verbesserte Stellenschlüssel. Nach einer Studie der Saarländischen Pflegegesellschaft werden nur 67% der pflegerischen Verrichtungen durch Personalausstattungen abgedeckt. Folglich sind 33% der notwendigen pflegerischen Verrichtungen bzw. Zuwendungen nicht personell abgesichert. Auch ohne die saarländischen Erkenntnisse liegt der Pflegenotstand auf der Hand. Man muss sich nur die Stellenschlüssel anschauen. Von hier wurde pauschal ein Personalmangel mit rd. 20% gesehen.

Daher dürfen wir auch nicht die Pflegekräfte pauschal verurteilen, sondern müssen das System attackieren. Mich wundert, dass Sie in Ihrem Beitrag erneut Herrn Fussek als Experten zitieren. Er hat noch vor Jahren die Pflegekräfte zu 40% pauschal als ungeeignet beschimpft. Ich halte diesen Herrn, solange er diese Aussage nicht revidiert hat, für nicht qualifiziert, über schlechte und angeblich gute Heime zu urteilen.

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell - Dozent für Pflegerecht
http://www.wernerschell.de

Angefügt zwei Hinweise:

Pressemitteilung vom 03.06.2011:
Pflegemängel – Mehr Pflegekräfte an die Pflegebetten – Strafanzeigen und Imagekampagnen helfen nicht weiter
Nachlesbar unter:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... betten.php
viewtopic.php?t=15896

Buchtipp!
Umgang mit Pflegemängeln - Aktueller Buchtipp
viewtopic.php?t=15822
Pflegemängel – schnelle Hilfe für den Notfall
viewtopic.php?t=15828
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Pflegekräfte nicht pauschal verurteilen

Beitrag von PflegeCologne » 17.06.2011, 08:40

ProPflege hat geschrieben: .... Daher dürfen wir auch nicht die Pflegekräfte pauschal verurteilen, sondern müssen das System attackieren. Mich wundert, dass Sie in Ihrem Beitrag erneut Herrn Fussek als Experten zitieren. Er hat noch vor Jahren die Pflegekräfte zu 40% pauschal als ungeeignet beschimpft. Ich halte diesen Herrn, solange er diese Aussage nicht revidiert hat, für nicht qualifiziert, über schlechte und angeblich gute Heime zu urteilen. ....
Hallo Herr Schell,
danke für Ihre erneut klaren Worte. Ich finde es Klasse, dass Sie sich immer wieder wortgewaltig für die Pflegekräfte einsetzen.
Liebe Grüße
Pflege Cologne
Alzheimer - eine Krankheit, die mehr Aufmerksamkeit erfordert! - Pflegesystem muss dem angepasst werden, auch, wenn es teurer wird! - Ich bin dabei:
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Und...

Beitrag von Lutz Barth » 17.06.2011, 09:50

was ist denn nun mit "Oma Leni" passiert?

Hat sich hier ein individuelles Lebensrisiko verwirklicht, was zu tragen ausdrücklich nach der Rechtsprechung und vor allem nach der intraprofessionellen Expertise der Pflegekundler der Bewohnerinnen "aufgegeben" war?

Aus der Perspektive des Rechts scheint ohnehin "nur" gefordert, was wirtschaftlich und personell zumutbar erscheint, so dass nicht alle Gefährdungslagen gleich zur Haftung führen. Oder steht im Raume, dass hier körperliche Gewalt angewendet wurde?

Mehr Fragen als Antworten, mal abgesehen davon, dass die Kritik an Fussek hinlänglich bekannt ist und hier im Forum ab und an mal gerne wiederholt wird, obgleich es doch Zeiten gab, in dem die Engel der Alten sich allzu gerne mit einem Herrn Fussek "im selben Boot" wähnten.
Wir vertreten nicht immer die herrschende Lehre!

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Pflegemängel & die schlechten Rahmenbedingungen

Beitrag von PflegeCologne » 17.06.2011, 11:36

Lutz Barth hat geschrieben: .... was ist denn nun mit "Oma Leni" passiert?
Hallo,
ich denke, dass sich der Sachverhalt aus dem Bericht der AZ und dem ergänzenden Leserbrief erschließt.
Ich bin gespannt, ob und wie sich die Redaktion der AZ äußert.
MfG Pflege Cologne
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