Gewalt in der Pflege / Häusliche Gewalt

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

Moderator: WernerSchell

Doris Mecklenbeck

Gewalt in der Pflege / Häusliche Gewalt

Beitrag von Doris Mecklenbeck » 19.07.2003, 22:41

Gewalt in der Pflege – überwiegend ausgehend von Patienten/Bewohnern?

Treffen Behauptungen zu, dass der größere Anteil in der Pflege nicht etwa von den Pflegekräften, sondern von Patienten / Bewohnern ausgeht? Dies behauptete dieser Tage unser Rechtskundelehrer. Gibt es zum Thema Erfahrungsberichte?

Mit freundlichen Grüßen
Doris Mecklenbeck

Gast

Re: Gewalt in der Pflege

Beitrag von Gast » 19.07.2003, 22:41

Bin als Dauernachtwache auf einer internen Abteilung tätig. Angriffe von verwirrten Patienten sind nichts außergewöhnliches. Sexuelle Belästigung schon fast an der Tagesordnung. Bei pflegerischen Verrichtungen wird das Personal gekratzt, geschlagen, gebissen, nach ihm getreten und wüst beschimpft. Ich kann mich nicht erinnern daß die Gewalt die von den Patienten ausgeht vor 30 Jahren als ich Anfing den Beruf zu lernen auch schon so schlimm war.
In den letzten Jahren wurde mir von einem alkoholkranken Patienten eine Rippe gebrochen, ein Patient mir Verfolgungswahn schmiß mir beim betreten des Zimmers eine volle Wasserflasche an den Kopf, einer Kollegin hat ein dementer Patient mit einem Fußtritt das Jochbein gebrochen. Ganz zu schweigen von den unzähligen blauen Flecken die einem die Patienten allein schon beim wechseln der Windeln zufügen.
Christa

Gast

Re: Gewalt in der Pflege

Beitrag von Gast » 19.07.2003, 22:42

Hallo Christa, versündigen Sie sich nicht mit Ihren Äußerungen?
Nach Ihren Schilderungen müßte bereits das gesamte Pflegepersonla selbst zum Pflegefall geworden sein.
In meiner Berufspraxis sind mir von Ihnen beschriebene Menschen bisher nicht begegnet.
Im Gegenteil, dankbar und demütig wurde Pflege angenommen.
Bernd

Gast

Re: Gewalt in der Pflege

Beitrag von Gast » 19.07.2003, 22:42

Hallo Doris, ich kann keine eigenen Erlebnisse beitragen. Aber ich fand interessante Texte zum Thema in diesem Forum (unter Suchen den Begriff "Gewalt" eingeben!).
Mit freundlichen Grüßen Moni

Gast

Re: Gewalt in der Pflege

Beitrag von Gast » 19.07.2003, 22:43

Nun, das ist schon ein Problem. Christa hat Recht...aber Berndt hoffentlich auch. Es kommt auch darauf an wo und wie man arbeitet. Todesfälle leider inklusive. Für den Bereich der Psychiatrie z.B stellten Berufsgenossenschaften fest, dass 40% aller Arbeitsunfälle Patienteübergriffe sind. "Experten" schätzen das die Wahrscheinlichkeit einmal im Berufsleben Opfer eines Patientenübergriffs zu werden, bei ca. 80% liegt. Deshalb haben wir, zur besseren Vorbereitung des Personals, vor Jahren ein Trainingsprogramm zum kontrolierten Umgang mit Gewalt und Aggression/KUGA in sozialen Berufen entwickelt. Die Teilnehmer fragen sich anschließend, warum bestimmte sicherheitsrelevante und simple Dinge nicht schon seit Jahren bekannt sind.
Auf der Seite www.KUGA.de finden sich weitere Literaturverweise, Links und Downloads. Ganz wichtig: Gewalt darf kein Tabuthema bleiben/sein/werden!

Gast

Re: Gewalt in der Pflege

Beitrag von Gast » 19.07.2003, 22:43

Hallo Doris, lies bitte den Bericht mit dem Titel "Gewalt in der Pflege - Wenn Patienten aggressiv reagieren", vorgestellt in dieser Homepage, Rubrik Rechtsalmanach, Nr. 24. Dann bist Du informiert. Gruß Berti
PS. Informative Berichte auch in der Rubrik Medizin/Infos - Pflege!


Gast

Re: Gewalt in der Pflege

Beitrag von Gast » 19.07.2003, 22:44

Kann es sein, dass die tätlichen Übergriffe die einzigste Chance der zu betreuenden Menschen ist ihr Selbstbestimmungsrecht zu wahren?
Ich erinnere nur an die allseits beliebte Methode: nachts waschen.
Reaktionen von Patienten in dem von ihnen beschriebenen Ausmaß, lassen vermuten, dass Gewalt nicht nur in einer Richtung an der Tagesordnung ist.

Gast

Re: Gewalt in der Pflege

Beitrag von Gast » 19.07.2003, 22:45

Hallo Bernd
Ich versündige mich keineswegs mit meinen Äußerungen.
Unser Krankenhaus ist die erste Anlaufstation für wirklich alles.
Randalierende Alkoholiker werden von der Polizei bei uns abgeliefert um überwacht zu werden mit Verdacht auf Alkoholintoxikation. Hausärzte weisen vor allem vor Fest und Feiertagen Demente und verwirrte Patienten (auf Wunsch der Angehörigen) ein. Vielleicht damit sie dann ihre Feiertage ungstört verbringen können. Bei pychischen Auffälligkeiten agressiver Natur sind wir erste Anlaufstelle.
Ich kann die alten Menschen gut verstehen, die von jetzt auf gleich einem Ortswechsel ausgesetzt werden. Sie sind völlig Orientierungslos, verstehen nicht warum sie jetzt nicht mehr zu Hause sein dürfen. Vor allem bei alten Männern ist der Agressionspegel sehr hoch. Nach ein paar Tagen und liebevoller Zuwendung beruhigen sich die meisten Patienten auch wieder und sind dann relativ umgänglich.
Es gibt Phasen bei uns auf Station, da ist das Pflegepersonal tatsächlich so etwas wie ein Pflegefall.
Christa

Gast

Re: Gewalt in der Pflege

Beitrag von Gast » 20.07.2003, 23:58

Hallo Christa,

das was Du beschreibst kenne ich auch. Ich habe mal einen Stuhl ins Kreuz bekommen und ein anderes mal wurde ich von einem akut psychotischen Patienten mit dessen Bett an die Wand genagelt. Die Knochen blieben zum Glück heil.

mfg Kemal

Gast

Re: Gewalt in der Pflege

Beitrag von Gast » 21.07.2003, 10:50

Zum Thema gibt es auch Beiträge in der
Rubrik Medizin/Infos - Pflege
dieser Homepage!

Gast

Re: Gewalt in der Pflege

Beitrag von Gast » 24.07.2003, 12:59

Hallo,

wie sieht es den mit Gewalt der Pfleger gegenüber den den alten Menschen? Ich habe bereits davon gehört. Wenn man nach vierzehn Tagen am Stück (6:40h täglich) ausgelaugt ist, keine Geduld mehr hat für die Langsamkeit des Alters, Laut wird, die Nerven verliert, unter Zeitdruck steht, da schon wieder ein Kollege krank ausgefallen ist und in der Kürze kein Ersatz gefunden wurde? Man nicht mehr kann. Die PDL und die HL einen immer wieder vertröstet. Also die Arbeitsbedingungen so schlecht sind, das man seinen Frust an den Bewohnern ausläßt?

Einem auch die Arbeit keinen Spaß mehr macht, da man kaum noch Zeit hat sich ausreichend mit den Bewohnern auseinanderzusetzen - Stichwort Beziehungspflege.
Sicher gibt es, gerade unter den dementen Klienten immer wieder welche, die gewalttätig werden können.
Aber sicher auch genug andersrum?

Gibt es da keine Erfahrungen?
Wie geht man damit um?
Spricht man den Kollegen bereits an, wenn er laut wurde, bzw. Klienten angeschrieen hat?
Oder traut man sich nicht, sieht weg?
Oder meldet es der Wohnbereichsleiterin oder der PDL?

Welche Erfahrungen gibt es da?

Mit kollegialen Grüßen

Peter

Gast

Re: Gewalt in der Pflege

Beitrag von Gast » 24.07.2003, 13:04

Hallo Peter, natürlich gibt es auch Gewalt der Pflegenden gegenüber den Patieten / Bewohnern. Siehe Rubrik Medizin/Infos - Pflege dieser Homepage!
Lb. Grüße Sonja

Kemal
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Re: Gewalt in der Pflege

Beitrag von Kemal » 25.07.2003, 19:34

Hallo Peter,

bei uns wird ein Kollege/in der/die derart entgleist meist noch in der Situation zurechtgewiesen -- wenn man es denn mitbekommt. Wenn sowas nur hintenrum ruchbar wird, wird betreffende Person eben bei nächster Gelegenheit darauf angesprochen.

mfg Kemal

Gast

Re: Gewalt in der Pflege

Beitrag von Gast » 27.07.2003, 10:40

Hallo Diskutanten,
die Gewalt in der Pflege hat etwas mit den unzureichenden Pflegebedingungen zu tun. Wären alle Stellen mit Pflegefachkräften besetzt und hätten wir genüngend Zeit, uns mit den pflegebedürftigen / kranken Menschen zu beschäftigen, ihnen wirkliche Zuwendung zu geben, sähe Manches anders , besser, aus.
Solange die Dinge so sind, wie sie sind, müssen wir die Probleme im Team und auch gegenüber Träger / PDL ganz konkret ansprechen und jedwede Chance nutzen, um Missständen rechtzeitig zu begegnen. Alle sind gefordert!

Herzliche Grüße
Conny

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