Pflegekammer - 2010, ein Jahr der Entscheidung?

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

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Lutz Barth
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Pflegekammer - 2010, ein Jahr der Entscheidung?

Beitrag von Lutz Barth » 16.02.2010, 08:55

Pflegekammer - 2010, ein Jahr der Entscheidung?

Laut einer Mitteilung in Bild.de v. 10.02.10 (>>> http://www.bild.de/BILD/regional/hannov ... chsen.html ) ist nach Auffassung des niedersächsischen Gesundheitsministeriums die Errichtung einer Pflegekammer nicht notwendiger Weise mit einer Qualitätssteigerung verbunden, wobei es im Übrigen fraglich sei, ob eine „Zwangsmitgliedschaft akzeptiert würde“.

Der DPV hingegen begrüßt freilich die jüngsten Anträge der SPD-Fraktion und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zur Gesetzesinitiative zur Einrichtung einer Pflegekammer im Niedersächsischen Landtag (vgl. dazu die Mitteilung bei Bibliomed.de v. 12.02.10 >>> http://www.bibliomed.de/cps/rde/xchg/bi ... _17793.htm <<<) und der Geschäftsführer des DPV, Rolf Höfert, stellt denn auch selbstbewusst fest, dass die chronische Argumentation der jeweiligen Landesregierungen, dass Pflegekammern zurzeit nicht erforderlich seien und zunächst die Basis gefragt werden müssen, nicht länger ernst genommen werden könnten.

In diesem Zusammenhang stehend darf im Übrigen auf den aktuellen Stand des insofern gewünschten „Verkammerungsprozesses“ in NRW verwiesen werden.

Eine Dokumentation hierzu findet sich auf den Seiten des NRW-Landtages zum Punkt

95. Sitzung am 27. Januar 2010 (Einladung 14/1826)

Öff. Anhörung zu "Berufsordnung oder Pflegekammer - Regelungsrahmen zur Stärkung und Weiterentwicklung der professionellen Pflege in NRW entwickeln", Drs. 14/8874

Dort finden sich sowohl die Anträge als auch die einzelnen Stellungnahmen der Sachverständigen.

>>> http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/GB ... uelles.jsp <<< (html).

Es verwundert nicht, dass aus der Sicht der Initiatoren resp. der Berufsverbände das neuerliche Gutachten von Igl u.a. zur Verkammerung einen zentralen Stellenwert in der Argumentation einnimmt.

Allerdings verbleibt es bei der diesseitigen Einschätzung, dass jedenfalls die Erörterungen von Igl keinen Anlass zu einem besonderen Optimismus geben.

Nicht bedacht wird in diesem Zusammenhang stehend, dass sich wohl „nur“ ein Argument für die Errichtung von Pflegekammern in dem Rechtsgutachten wieder findet, dass allerdings – auch bei gehöriger Akzeptanz allgemeiner Emanzipationsbemühungen – mehr zur Nachdenklichkeit, denn als ein Argument „für“ die Verkammerung anregen muss:

„Der Vorteil einer öffentlich-rechtlich fundierten Selbstverwaltung liegt darin, die Mitglieder der Selbstverwaltungskörperschaft rechtlich bindend zu bestimmten Tun oder Unterlassen zu verpflichten. Solches ist zwar auch in der Rechtsform des Vereins durch entsprechende Bindungen in der Satzung möglich. Bei einer Selbstverwaltungskörperschaft, die auf Zwangsmitgliedschaft beruht, ist aber die Abstimmung „mit Füßen“, d.h. der Austritt aus der Körperschaft, nicht möglich.“ (S. 106).

In der Tat kann in der „Zwangsmitgliedschaft“ im Sinne einer „Zwangskolonisierung“ beruflich Pflegender erblickt werden, die dann nicht mehr ohne gravierende Rechtsverluste aus der „Zwangskörperschaft“ austreten können.

Folgerungen aus diesem Befund werden allerdings nicht gezogen, was allerdings auch nicht sonderlich verwundert. Vgl. dazu u.a. die diesseitige Stellungnahme v. L. Barth, in Pflegekammern sind nicht nur „kontraproduktiv“, sondern vor allem auch verfassungsrechtlich bedenklich! (23.07.09 –pdf.) >>> http://www.iqb-info.de/Pflegekammern_ve ... h_2009.pdf


Mit Ausnahme der „Sanktionsgewalt“ durch die Kammern ließen sich im Übrigen alle berufspolitischen Aufgaben auch in der bisherigen Form der Interessenvertretungen durch die Berufsverbände wahrnehmen, so dass es weder geboten noch sinnvoll erscheint, eine weitere Körperschaft öffentlichen Rechts zu errichten.
Es bleibt zu hoffen, dass hier die politisch Verantwortlichen über ein rechtes Augenmaß verfügen, zumal eine Neuordnung der Gesundheitsberufe noch aussteht und ggf. darüber nachgedacht werden möge, ob eine gemeinsame Gesundheitskammer errichtet werden kann, so dass die berufspolitische Seele auch der Pflegefunktionäre ein stückweit befriedet wird.

Mfg. L. Barth
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Pflegekammer entbehrlich - es gibt wichtigere Themen

Beitrag von PflegeCologne » 16.02.2010, 09:12

In den Krankenhäusern wird wieder über das Fehlen von Ärzten gejammert:
viewtopic.php?t=13707
Dazu habe ich folgende Anmerkungen eingestellt:
Angeblich fehlen 5.000 Ärzte in den Krankenhäusern - und schon gibt es groß aufgemachte Berichte. Dass seit Jahren in den Krankenhäusern mindestens rd. 70.000 Pflegekräfte fehlen, will keiner so richtig zur Kenntnis nehmen:
viewtopic.php?t=9807
Vor allem die Auflösung dieses Problems scheint keinen so richtig zu interessieren. Selbst die 2008 noch von Ulla Schmidt zugesagten 17.000 Pflegekräftestellen werden nicht eingerichtet. Die Krankenhäuser nehmen lieber Geld statt Pflegekräfte. Was für eine Politik?
Wo bleiben die Gewerkschaften und Berufsverbände. Sie müssen das Thema aufgreifen und handfeste Lösungen einfordern? Wieso kommt da nichts?

Die Forderungen nach Einrichtung von Pflegekammern sind m.E. entbehrlich. Solche Institutionen, die nur zusätzlich bürokratische Hürden mit sich bringen würden, führen uns in der Pflege nicht weiter. Es kann und darf nicht sein, dass wir anstelle von untätigen (schwachen) Gewerkschaften und Berufsverbänden nach Körperschaften des öffentlichen Rechts rufen.
Die Probleme in der Pflege sind ganz andere. Wenn nach der Auflösung all dieser Probleme nichts mehr zu tun ist, können wir gerne noch mal über Kammern reden. Aber jetzt müssen andere Aufgaben Príorität haben.

Pflege Cologne
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Bemerkenswertes Statement

Beitrag von Lutz Barth » 16.02.2010, 10:48

Guten Morgen, PflegeCologne.

Ohne hier meine "Fahne" in den ideologischen Wind einer Profession hängen zu wollen, finde ich Ihr Statement bemerkenswert und dort insbesondere die Frage "Wieso kommt da nichts?".

Nun - so eben habe ich den Heilberuf-Newsletter erhalten und da wird auch über das Thema Pflegekammer philosophiert.

Mal ganz ehrlich: Um was geht es der Pflege eigentlich?

Zitat hieraus:
„Es ist höchste Zeit, dass die Niedersächsische Regierung und das Parlament in Niedersachsen den beruflich Pflegenden die Wertschätzung entgegen bringt und ihnen die Möglichkeit endlich einräumt in den beruflichen Angelegenheiten mitzugestalten und mitzustimmen, das heißt eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, eine Pflegekammer, rechtlich zu ermöglichen.“

Möglichkeiten zur Mitgestaltung gibt es viele, so dass es wohl auch darauf ankommt, den Pflegenden die gehörige Wertschätzung entgegenzubringen.

Mein Vorschlag dazu: Damit endlich die berufsethische Seele ihren Frieden findet, sollten die Landesregierungen großformatigen Anzeigen in überregionalen Tageszeitungen schalten, in denen dann ein Lobgesang stattfinden kann; alternativ dazu könnte aber auch in Betracht gezogen werden, die Produktion von Bundesverdienstkreuzen anzukurbeln und den ca. 1,2 Mio. Beschäftigten zu verleihen.

Herje - mir ist in der Debatte völlig unklar, warum die beruflich Pflegenden sich in eine Körperschaft des öffentlichen Rechts begeben wollen, die letztlich zu weniger statt mehr Mobilität führt. Wer da glaubt, Selbstverwaltungskörperschaften gehen notwendig mit "Demokratietendenzen" einher, dürfte sich spätestens nach einigen Jahren der Verkammerung getäuscht sehen, mal ganz abgesehen davon, dass eben eine Kammer nicht (!) mit einer Organisation zu verwechseln ist, die etwa die Aufgaben (z.B. einer Gewerkschaft) wahrnehmen kann und darf!

Es hat erkennbar keinen Zweck, hier auf eine offene Diskussion zu hoffen, da insbesondere die Pflegeberufsverbände es tunlichst vermeiden, kritische Stimmen zur Kenntnis zu nehmen. Es wird ein weiterer Moloch im Gesundheitswesen entstehen, dessen einziger "Gewinn" in der Institutionalisierung zusätzlicher bürokratischer Strukturen besteht und zwar über den Weg der Zwangskolonisierung der beruflich Pflegenden.

Nochmals: Das berühmte Igl-Gutachten selbst geht davon aus, dass im Kern alle gewünschte Aufgaben auch in der bisherigen Organisationsform wahrgenommen werden können. Wo also liegt der entscheidende Vorteil? Vielleicht liegt es an den Wünschen so mancher Pflegefunktionäre, die sich zu Höherem berufen fühlen?

Sei es drum - entlasst die Pflegenden in die Selbstverwaltung getreu dem Motto - "denn sie wissen nicht, was sie tun" und späteres Wehklagen :cry: hilft dann wahrlich nicht weiter.
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Stehen Pflegekammern vor dem Durchbruch?

Beitrag von Presse » 18.02.2010, 07:56

Ärzte Zeitung, 18.02.2010

Stehen Pflegekammern vor dem Durchbruch?

An diesem Donnerstag diskutiert der Niedersächsische Landtag auf Antrag der Opposition, ob Pflegende im Land eine Berufskammer bekommen.

Von Christian Beneker

Pflegende erhalten immer mehr belastende Aufgaben, haben aber wenig Mitspracherecht. © imago
HANNOVER. Forderungen nach Einrichtung von Pflegekammern auf der Bundes- und Landesebene sind nicht neu. Seit 1995 kämpft die Nationale Konferenz zur Errichtung von Pflegekammern, ein Zusammenschluss von Befürwortern aus allen Bundesländern, dafür, den rund 1,2 Millionen professionell Pflegenden in Deutschland eine Selbstverwaltung zu ermöglichen. ..... (mehr)
http://www.aerztezeitung.de/politik_ges ... sid=589257

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SPD und Grüne in Niedersachsen fordern Pflegekammer

Beitrag von Presse » 19.02.2010, 10:45

SPD und Grüne in Niedersachsen fordern Pflegekammer
Pflegekammer Niedersachsen in die Ausschüsse weitergereicht


(HANNOVER) Im Niedersächsischen Landtag wurde heute in der ersten Beratung der Gesetzentwurf der Grünen zur Errichtung einer Kammer für Pflegeberufe und der Antrag der SPD Fraktion zur Einrichtung einer Kammer in Niedersachsen diskutiert. Das Parlament hat nach einer lebhaften Sitzung die Überweisung beider Anträge an den Gesundheitsausschuss zur weiteren Beratung ohne Widerspruch zugestimmt.

Ursula Helmhold, parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen, hat in der vorangegangenen Debatte die Selbstverwaltung für die Pflegenden eingefordert. Auch der sozialpolitische Sprecher der SPD Landtagsfraktion, Uwe Schwarz, forderte engagiert die Einrichtung einer Pflegekammer ein. Die stellvertretende Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Heidi Mundlos, verwies auf die Diskussionsbereitschaft der CDU in Niedersachsen. Auch die Landesregierung zeigte sich zum Gespräch bereit: Das Für und Wider einer Pflegekammer wolle man sachgerecht diskutieren, gab die zuständige Ministerin Mechthild Ross-Luttman zu verstehen.

Die Grüne und Sozialdemokraten in Niedersachsen hatten in der zurückliegenden Woche ihre Anträge zeitgleich beim Landtag eingebracht.

Zur Abstimmung in der selben Sitzung kam ein Antrag der CDU und der FDP im Niedersächsischen Landtag, bis zum 01.10.2010 ein Konzept zur Weiterentwicklung der Pflegeausbildung vorzulegen. Erwartungsgemäß wurde dem Antrag zugestimmt.

Quelle: Pressemitteilung vom 19.02.2010 - DBfK Nordwest
http://www.dbfk.de/pressemitteilungen/w ... &navid=102

Weitere Informationen:
Pflegepolitik
Sitzung des Nds. Landtages am 18.02.2010, TOP 31, 31 und 32 b

Rede der Niedersächsischen Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmann

"Die wachsende Zahl von älteren und pflegebedürftigen Menschen ist eine Herausforderung für uns alle. Niedersachsen verfügt bereits über eine gut ausgebaute und qualitativ hochwertige Struktur von Pflegeangeboten in allen Bereichen. Im häuslichen Bereich ebenso wie bei der Tages- und Nachtpflege sowie bei den Pflegeheimen. Pflegebedürftige können unter diesen Angeboten wählen und sich das heraussuchen, was ihrer persönlichen Situation und ihren Bedürfnissen am besten entspricht. Die Landesregierung hat sich stets dafür eingesetzt, dass diese Angebotsstruktur konsequent weiter ausgebaut und verbessert wird.
.... (mehr)
http://www.ms.niedersachsen.de/master/C ... _I674.html

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Pflegekammern überflüssig

Beitrag von Cornelia Süstersell » 19.02.2010, 14:04

CARE konkret berichtet in seiner Ausgabe vom 19.02.2010 auch groß über das Pflegekammerthema. Es zeigt sich, dass offensichtlich einige Leute an dem "Rad drehen", weil sie - auch - in einer Pflegekammer möglicherweise ihre eigene Versorgung sichern wollen.
Mir ist bis heute nicht klar geworden, was Pflegekammern positiv für die Pflege bzw. die Pflegekräfte bewirken sollen. Erst müssten einmal die Pflege-Rahmenbedingungen angegangen und verbessert werden. Insoweit hört man aber von denjenigen, die für eine Pflegekammer eintreten, nichts bis wenig.

Cornelia
Ich trete für eine menschenwürdige Pflege ein und halte für es zwingend, mehr Pflegepersonal einzustellen.

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Forderung des DPR: Pflegekammern in allen Bundesländern

Beitrag von Presse » 23.02.2010, 18:12

Forderung des DPR: Pflegekammern in allen Bundesländern
DPR-Presseinformation

Berlin (18. Februar 2010) - Der Deutsche Pflegerat e.V., (DPR), begrüßt die politischen Initiativen zur Gründung von Pflegekammern in verschiedenen Bundesländern, zuletzt die Initiative der niedersächsischen SPD-Landtagsfraktion. Wir fordern umgehend Gesetzesinitiativen in den Bundesländern zur Schaffung von Pflegekammern als Körperschaften des öffentlichen Rechts im Sinne der Selbstverwaltung, so Andreas Westerfellhaus, Präsident des DPR. Dies bestätigten einstimmig die im DPR vertretenen Pflegeberufsorganisationen und unterstützen damit die Aktivitäten der Landespflegeräte.

Wesentliche Ziele von Pflegekammern sind die Sicherstellung einer sachgerechten professionellen Pflege für die Bürgerinnen und Bürger entsprechend aktueller pflegewissenschaftlicher Erkenntnisse, die Förderung und Überwachung der beruflichen Belange der Pflegenden unter Beachtung der Interessen der Bevölkerung, die regelhafte Einbindung pflegerischer Fachkompetenz bei gesundheitspolitischen Entscheidungsprozessen und die Schaffung berufsrechtlicher Grundlagen im Kontext zu Regelungen der Europäischen Union, so Westerfellhaus weiter. Nach Auffassung des DPR sind verfassungsrechtliche Bedenken als bisher häufige Argumente mancher Landesregierungen durch das Gutachten von Prof. Dr. Igl, Kiel, aus dem Jahr 2008, ausgeräumt. Pflege- und Berufsorganisationen und die Öffentlichkeit seien selbstverständlich in die Gremien von Pflegekammern einzubeziehen. Die Gegenargumente mancher Landesregierungen zu Pflegekammern wirken im Kontext zur gepflegten Selbstverwaltung z. B. der Ärzte-, Psychotherapeuten- oder Apotheker-Kammern manchmal geradezu grotesk.

Die DPR-Ehrenpräsidentin Marie-Luise Müller unterstreicht ebenfalls die deutliche Forderung des DPR, die politische Kammerdiskussion positiv zu führen, damit die hilfebedürftigen Menschen in einem zunehmend globalisierten Arbeitsmarkt noch eine qualitäts- und verbrauchergeschützte Pflege erwarten können. Der demografische Wandel mit steigender Pflegebedürftigkeit und perspektivischem Pflegefachkräftemangel erfordert eine umgehende Qualitätsoffensive aller Beteiligten, so Müller.

Auf Bundesebene wiederum muss das im Koalitionsvertrag angekündigte Berufsgesetz für die Pflegeberufe zeitnah zur Entwicklung kommen. Ein solches Berufsgesetz darf sich allerdings nicht nur auf notwendige Veränderungen im Rahmen der Ausbildung beschränken, sondern muss mit der anschließenden Berufsausübung im Sinne von
Vorbehaltsaufgaben und Vorrangtätigkeiten - wie es Prof. Dr. Igl in seinem Rechtsgutachten ausführt - korrespondieren, so Westerfellhaus.

Quelle: Pressemitteilung vom 18.02.2010
Anhänge:
DPR_PM_2010-02-18.pdf
( 62,96 KB )
http://www.deutscher-pflegerat.de/dpr.n ... -02-18.pdf

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Vom DPR ist mehr Transparenz einzufordern!

Beitrag von Lutz Barth » 01.03.2010, 07:21

Wie bereits mehrfach darüber berichtet, fordert der DPR in allen Bundesländern die Errichtung sog. Pflegekammern.

Hierbei wird gerne darauf verwiesen, dass die Berufsverbände und damit gleichsam der DPR ca. 1,2 Millionen Beschäftige in der Pflege „vertreten“ – besser wohl geneigt sind, die beruflich Pflegen repräsentieren zu wollen.

Der DPR scheut sich nach wie vor, entsprechendes Zahlenmaterial der insgesamt in den Berufsverbänden organisierten Mitglieder zu veröffentlichen (vgl. dazu L. Barth, Geheimniskrämerei um Mitgliederbestand – DPR trägt maßgeblich zur Irritation bei, 04.04.09 >>> http://blog-pflegekammern.iqb-info.de/2 ... ionen-bei/ <<<

Insofern war es durchaus sympathisch, dass in den aktuellen Zeilen v. M. Zaddach (Freiwillige Registrierung – Erfordernis der Zeit, in Die Schwester/Der Pfleger 04/2009, S. 358 ff.) leise Töne der Kritik angestimmt worden sind: es lassen sich wohl Informationsdefizite aus der „gleichgültigen oder womöglich ablehnenden Haltung“ ableiten, die dringend behoben werden müssen.

Nun – dieses Informationsdefizit wird u.a. durch eine Webpräsenz der Registrierung beruflich Pflegender unter der Adresse >>> http://www.regbp.de/ <<< zu beheben versucht und hier finden wir denn auch einen Hinweis darauf, dass die Registrierung als ein wichtiger Indikator für das berufspolitische Engagement der beruflich Pflegenden aus der Sicht der Berufsverbände gewertet wird:

„Vorrangige Zielsetzung der Registrierung beruflich Pflegender ist es, die Position der Profession gegenüber Politik und anderen Berufsgruppen zu stärken. Mit dem Ergebnis einer künftig gesetzlich verpflichtenden Registrierung und der Notwendigkeit zur kontinuierlichen Fort- und Weiterbildung. Im Interesse aller – der Patienten, der beruflich Pflegenden und der Arbeitgeber.“

Quelle: Registrierung beruflich Pflegender, aaO., >>> http://www.regbp.de/was.html <<<.

Auch die Frage nach dem „Warum?“ wird auf der Webseite beantwortet und es leuchtet ein, dass die Registrierung zugleich auch der Professionalisierung des Berufsstands und zur Stärkung der Position der Profession Pflege beitragen soll (Quelle: aaO., >>> http://www.regbp.de/warum.html <<<).

Im Newsletter Nr. 04/09 des DPR hätte es sich ich angeboten, ggf. die Öffentlichkeit über die Strukturen und die „soziale Mächtigkeit“ des DPR zu informieren. Zwar wurde in diesem Newsletter darauf hingewiesen, dass eine der Deutsche Pflegerat die Zahl von Pflegefachkräften, die ihre regelmäßige Teilnahme an Fort- und Weiterbildungen nachweisen, deutlich steigern will und das dazu jetzt in Berlin die „Registrierungsstelle beruflich Pflegender“ (RbP) als GmbH gegründet wurde. Dass hierbei nur knapp unter 9000 Pflegende registriert sind, muss allerdings irritieren. Auch wenn diese Zahl sicherlich nicht mehr aktuell sein dürfte, muss sich allen voran der DPR selbstkritisch die Frage stellen, ob hieraus ggf. ein Rückschluss für die „Kammerproblematik“ abgeleitet werden kann. Dies deshalb, weil partiell mit der Registrierung auch diejenigen Ziele verfolgt werden, die mit einer Verkammerung beabsichtigt sind.

Gemessen an den 1,2 Millionen Beschäftigten dürfte sich dann auch die Zahl der freiwillig Registrierten bescheiden ausnehmen – vielleicht ein Fingerzeig darauf, dass ein Großteil der beruflich Pflegenden rein gar nichts von einer Zwangsmitgliedschaft halten?

In diesem Sinne mag man/frau es mir auch nachsehen, wenn ich derzeit davon ausgehe, dass die große Basis der beruflich Pflegenden ein Mehr an konkreter Berufspolitik erwartet, statt darüber zu räsonieren, ob nun endlich in allen Bundesländern Pflegekammern zu errichten sind.
Ich halte es jedenfalls persönlich für den falschen Weg, die bescheidenen Erfolge der seit 2003 stattfindenden Registrierung nunmehr durch eine „Zwangsmitgliedschaft“ kompensieren zu wollen, obgleich sich doch gerade aus der Freiwilligkeit der Registrierung den Berufsverbänden ein Votum der Basis aufdrängt, wonach diese es wohl nicht für zwingend erachtet, sich öffentlich-rechtlich organisieren zu müssen, um etwas in der „Pflege“ und vor allem ihrem Berufsstand bewegen zu wollen.

Wenn also schon der DPR sich nicht in der Lage sieht, den Organisationsgrad offen zu legen, so vielleicht den aktuellen Stand der Registrierung? Man/frau wird abwarten müssen, wenngleich die Geheimniskrämerei nun wirklich nicht nachvollziehbar ist - es sei denn, der DPR ist sich der Bedeutung seines Mitgliederbestandes bewusst.

Lutz Barth
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Re: Pflegekammer entbehrlich - es gibt wichtigere Themen

Beitrag von Rita Reinartz » 01.03.2010, 08:30

PflegeCologne hat geschrieben: .... Die Forderungen nach Einrichtung von Pflegekammern sind m.E. entbehrlich. Solche Institutionen, die nur zusätzlich bürokratische Hürden mit sich bringen würden, führen uns in der Pflege nicht weiter. Es kann und darf nicht sein, dass wir anstelle von untätigen (schwachen) Gewerkschaften und Berufsverbänden nach Körperschaften des öffentlichen Rechts rufen.
Die Probleme in der Pflege sind ganz andere. Wenn nach der Auflösung all dieser Probleme nichts mehr zu tun ist, können wir gerne noch mal über Kammern reden. Aber jetzt müssen andere Aufgaben Príorität haben.
...
Danke Lutz und andere für die klarstellenden Statements. Die bereits seit Jahren immer hoch kommenden Diskussionen zu Pflegekammern sollen wohl davon ablenken, dass die Verbände nicht fähig oder willens sind, vernünftige Berufspolitik zu gestalten. - Die Verbände sollen endlich die richtigen Themen, und vor allem taktisch und strategisch gut durchdacht, richtig aufgreifen, dann wird auch ihre Anerkennung gewährleistet sein und wir brauchen uns die Rufe nach den Kammern nicht mehr anzuhören.

RR.
Menschenwürdegarantie bedarf bei der Umsetzung entsprechender Rahmenbedingungen. Insoweit gibt es aber Optimierungsbedarf!

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Pflegekammer-Thema

Beitrag von Karl Büser » 01.03.2010, 16:34

Das Pflegekammer-Thema gibt es eigentlich schon seit Jahrzehnten. Neue Argumente dafür oder dagegen gibt es nicht.
Meine Empfehlung wäre: Forderungen zu den Akten legen und die wirklichen Probleme, Not usw., angehen.

K.B.
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Beitrag von Lutz Barth » 02.03.2010, 08:05

Fühlt sich die Pflege durch ihre Berufsverbände sachgerecht vertreten?

„Der Weg über die Gewerkschaften hat nicht funktioniert, denn nur ein Bruchteil der ca. 1,2 Millionen Pflegenden (die genaue Zahl ist unbekannt) ist dort organisiert. Ein wichtiger Grund dafür ist, daß sie sich nicht adäquat durch Verdi & Co vertreten fühlen“, so Thorsten Gieseler v. 17.02.10 in Pflege-Gesundheit-Management, Pflegekammer in Niedersachsen – Grüne und SPD machen sich stark >>> http://p-g-m.org/2010/02/17/pflegekamme ... uer-stark/ <<< (html).

Nun – ob dem so ist, kann diesseits nicht beurteilt werden, wenngleich doch das Argument insgesamt interessant ist.

Nur ein „Bruchteil“ der ca. 1,2 Millionen Pflegenden hat sich derzeit zu einer freiwilligen Registrierung entschlossen, obgleich in der Debatte um das Für und Wider einer Kammer in der Registrierung ein Gradmesser und damit ein erster Schritt zur Verkammerung gesehen wird. Andererseits darf hier einfach mal in den Raum gestellt werden, dass bei den Gewerkschaften mehr Pflegekräfte organisiert sind als dies bisher durch die freiwillige Registrierung erfolgt ist.

Darf nun hieraus der Schluss gezogen werden, dass sich die Pflegekräfte „nicht adäquat“ durch den DPR &. Co vertreten fühlen?

Da nimmt es nicht wunder, wenn sich derzeit auch die kritischen Stimmen - aus der Pflege selbst kommend – mehren.

Interessant wäre in diesem Zusammenhang stehend auch zu erfahren, wie wohl andere Pflegerechtler die Verkammerungstendenzen der Berufsverbände beurteilen und ob diese tatsächlich von einer zwingenden Notwendigkeit der Verkammerung überzeugt sind, mal von Prof. Dr. Gerhard Igl (Lehrstuhl für Öffentliches Recht und Sozialrecht an der Christian- Albrechts-Universität zu Kiel) abgesehen, dessen aktuelles Rechtsgutachten mit Aussagen auch zur Kammerproblematik hinreichend bekannt sein dürfte.
Wir vertreten nicht immer die herrschende Lehre!

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Berufsverbände der Pflege

Beitrag von PflegeCologne » 02.03.2010, 15:33

Lutz Barth hat geschrieben:Fühlt sich die Pflege durch ihre Berufsverbände sachgerecht vertreten? ....
Hallo zusammen:
ich sage dazu kurz und bündig: eher nicht!
MfG Pflege Cologne
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Pflegekammer wäre eher Bremse denn Motor

Beitrag von Presse » 08.07.2010, 18:33

Interview: "Pflegekammer wäre eher Bremse denn Motor"
Verbände rufen seit Jahren nach einer Berufskammer für professionell Pflegende. Nur dann könnten diese ihre Interessen wirkungsvoll vertreten. Den Gesundheitsunternehmer und früheren Vorstandssprecher der LBK Kliniken Hamburg, Professor Heinz Lohmann, überzeugt das nicht. Er empfiehlt der Pflege einen anderen Weg. mehr »
http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=609 ... itik&n=302

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Pflegekammer = Zwangsveranstaltung

Beitrag von Presse » 09.08.2010, 15:03

Interview: "Ärzte und Kassen dürfen nicht länger über unsere Köpfe hinweg entscheiden"
An der Forderung nach der Einrichtung von Pflegekammern scheiden sich die Geister: Kritiker wenden ein, eine solche Zwangsveranstaltung bringe der Pflegeprofession ziemlich wenig. Rolf Höfert, Geschäftsführer des Deutschen Pflegeverbands und Mitglied im Pflegerat, widerspricht dem energisch. Nur eine Kammer sei die "richtige Institution, um weitere Fehlentwicklungen in der Pflege zu verhindern", betont er im Interview mit der "Ärzte Zeitung". mehr »
http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=614 ... itik&n=432

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