Pflegemängel - Abhilfe?

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

Moderator: WernerSchell

Gast

DRK-Heim - gefährliche Pflege?

Beitrag von Gast » 23.06.2005, 09:48

Gab es schon 2002 im DRK-Heim gefährliche Pflege?

Plön – Die Vorwürfe gegen das DRK-Heim in Plön haben gestern Angehörige von Bewohnern auf den Plan gerufen. Sie bestätigten Pflegemängel und den Vorwurf von Mitarbeitern, dass immer wieder nur eine einzelne Fachkraft für die Bewohner auf zwei oder sogar drei Stationen zuständig sei.
"Da muss ich lange suchen, um überhaupt einen Ansprechpartner zu finden. Und die alten Menschen klingeln oft vergeblich", beteuerte eine Angehörige. Ein anderer erinnerte daran, dass dem Haus 2002 vom Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) sogar "gefährliche Pflege" attestiert worden sei, nachdem man Bewohner mit Dekubitus, Hämatom oder starkem Gewichtsverlust entdeckt hatte. "Und 2004, als die Mängel in den DRK-Heimen in Flensburg und Nordfriesland ans Tageslicht kamen, gab es hier auch einen Pflegeschaden."
...
Weiter unter
http://www.kn-online.de/news/archiv/?id=1665164

Berti
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Gewalt in der Pflege

Beitrag von Berti » 28.06.2005, 18:31

Gewalt in der Pflege

Literaturübersicht zum Thema unter
http://agp.kda.de/literatur/literatur2.htm

Gast

In NRW droht Pflegenotstand

Beitrag von Gast » 29.06.2005, 13:37

Siehe den aktuellen Bericht zum Pflegenotstand in NRW unter
http://www.wernerschell.de/cgi-bin/foru ... ;start=0#0


Trotz Bettenabbau steigen Kosten und Arbeitsbelastung in den Krankenhäusern
Durch Zunahme der Pflegefälle und sinkende Ausbildungszahlen droht Pflegenotstand in NRW

Die Krankenhäuser in der Bundesrepublik haben in den letzten Jahren rund 18 Prozent der Betten abgebaut und die Verweildauer der Patienten um fast 35 Prozent zurückgefahren. Trotzdem stiegen im gleichen Zeitraum die Ausgaben um über 40 Prozent. Steigende Fallzahlen - plus 20 Prozent - führen zu besonderen Belastungen für das Personal. Doch die notwendigen Personalaufstockungen stoßen an Grenzen; in Nordrhein-Westfalen sind die Ausbildungszahlen in der Krankenpflege um 19 Prozent, in der Altenpflege um über 8 Prozent zurückgegangen. "Hier muss dringend gegengesteuert werden, sonst droht in Kürze der Versorgungsnotstand in NRW", so Stephan von Bandemer vom Institut Arbeit und Technik (IAT/Gelsenkirchen).

Nach Angaben des IAT wird die Zahl der Pflegefälle in NRW aufgrund der demografischen Entwicklung bis zum Jahr 2015 um rund 130.000 auf 590.000 zunehmen. Durch die Verweildauerreduzierung in den Krankenhäusern fallen in NRW bis 2010 weitere 10 Millionen Versorgungstage an, für die im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt zumindest teilweise Pflegeleistungen zu Hause, ambulant oder stationär in Anspruch genommen werden müssen. Allein bei den über 65-jährigen Patienten kommt es für das häufigste Drittel der Fälle zu einer Verweildauerreduzierung von fast 5 Millionen Tagen.

Um am Arbeitsmarkt der Gesundheitswirtschaft die Schere zwischen künftigem Angebot und Nachfrage zu schließen und die Beschäftigten für künftige Anforderungen fit zu machen, muss die Ausbildung dringend forciert werden, so Stephan von Bandemer. Dabei geht es nicht nur um den aktuellen Bedarf, sondern um eine innovationsorientierte Ausbildungsstruktur, die z.T. mit neuen Qualifikationen, Berufsbildern, Abschlüssen und Übergängen den Anforderungen im künftigen, modernen und reformierten Gesundheitswesen Rechnung trägt.

Wie "Moderne Arbeit und Qualifizierung in der Gesundheitswirtschaft NRW" entwickelt werden kann, hat die MedEcon-Arbeitsgruppe Lernallianzen in einem Memorandum beschrieben, das federführend vom Bildungsinstitut im Gesundheitswesen (BiG/Duisburg) und dem IAT erarbeitet wurde. "Während in anderen Wirtschaftsbranchen vielfach über Bedarf ausgebildet wird, um Jugendlichen eine Perspektive zu bieten, wird in der Gesundheitswirtschaft überwiegend kostenorientiert unter Bedarf ausgebildet", stellt der IAT-Wissenschaftler Stephan von Bandemer fest. Aber auch in der Gesundheitswirtschaft muss Ausbildung als Investition verstanden werden. "Wer Weltmeister in der Gesundheitswirtschaft werden will, der muss auch Weltmeister bei Ausbildung und Qualifizierung in der Gesundheitswirtschaft sein!"

Lediglich bei einigen nicht medizinischen Heilberufen (Logopäden, Ergotherapeuten, Physiotherapeuten) und einigen Berufen im Gesundheitshandwerk (Augenoptiker, Orthopädieschuhmacher) ist in den letzten Jahren ein Anstieg der Ausbildungszahlen zu verzeichnen. Selbst bei den Arzthelferinnen, die bisher deutlich über Bedarf ausgebildet wurden, gibt es einen bedenklichen Rückgang. Die Ausbildung zur Arzthelferin schafft zumindest eine gute Grundlage für eine Weiterqualifizierung in weitere Berufe der Gesundheitswirtschaft. So können Arzthelferinnen beispielsweise zu Dokumentationsassistentinnen ausgebildet werden und damit Ärzte und Pflegekräfte von administrativen Aufgaben entlasten oder mit einer Zusatzqualifikation im Bereich Praxismanagement die Organisation von medizinischen Versorgungszentren unterstützen.

Bandemer, Stephan von / Evans, Michaela, 2004: Moderne Arbeit und Qualifizierung in der Gesundheitswirtschaft NRW: Memorandum der Arbeitsgruppe Lernallianzen der MedEcon Ruhr.

Manuskript. Gelsenkirchen: Inst. Arbeit und Technik
http://iat-info.iatge.de/aktuell/veroef ... emer01.pdf

Für weitere Fragen steht Ihnen zur Verfügung:
Stephan von Bandemer
Durchwahl: 0209-1707-115
E-Mail: bandemer@iatge.de

Quelle: Pressemitteilung vom 22.06.2005
Institut Arbeit und Technik
Pressereferentin
Claudia Braczko
Munscheidstraße 14
45886 Gelsenkirchen
Tel.: +49-209/1707-176
Fax: +49-209/1707-110
E-Mail: braczko@iatge.de
info@iatge.de
http://www.iatge.de/

Gast

Diskriminierung von Alten fördert Pflege-Gewalt

Beitrag von Gast » 30.06.2005, 21:33

Diskriminierung von Alten fördert Pflege-Gewalt

Die allgemeine Diskriminierung von Senioren fördert nach Ansicht des Gerontologen Prof. Rolf Hirsch die Gewalt in der Pflege und senkt gar die Hemmschwelle für Tötungen wie jüngst in einem Heim bei Bonn.

„Die Diskriminierung in der Gesellschaft hat in den vergangenen Jahren zugenommen und bereitet den Nährboden für solche Serientötungen“, erläutert Hirsch. Senioren würden als finanzielle Last wahrgenommen und Sterbehilfe salonfähig gemacht, meinte der Experte der Rheinischen Kliniken Bonn. Eine Altenpflegerin aus der Nähe von Bonn hatte in der vergangenen Woche zugegeben, neun Patienten getötet zu haben.

Hirsch schätzt, dass bei zehn bis 20 Prozent der Pflegefälle Gewalt ausgeübt wird. Dabei unterscheide sich die häusliche kaum von der stationären Pflege. Häufig würden Pflegebedürftige vernachlässigt, körperlich und psychisch misshandelt oder finanziell ausgebeutet. So würden nur maximal 20 Prozent der Alzheimer-Kranken medizinisch korrekt behandelt. In anderen Fällen würden Alte mitunter gefesselt oder eingesperrt.

In Pflegeheimen und Kliniken mangelt es laut Hirsch oft an qualifiziertem Personal. „Tendenziell gilt, dass je größer ein Heim ist, desto schwieriger ist es, die adäquate Pflege zu gewährleisten.“ Zudem würden einige Heime ihre Kunden finanziell übervorteilen.

Quelle: Zeitung "Ärztliche Praxis" (Der Beitrag wird mit Genehmigung der Redaktion vorgestellt)
http://www.aerztlichepraxis.de/aktuell/ ... ktuell?n=1

Gast

Re: Pflegemängel - Wer sorgt für Abhilfe?

Beitrag von Gast » 06.07.2005, 21:22

PROF.HIRSCH....der " Robin Hood " der Altenpflege.....der " ultimative " Experte in Sachen Altenpflege. Warum nach Afrika blicken, wenn sich doch hier derzeit die größte " humane Katastrophe " seit Ende des 2. Weltkriegs abspielt.Ich hatte bereits das Vergnügen, diesen Herrn live in einer Talkshow zu erleben.Daher sind mir seine etwas merkwürdigen Ausführungen und Weisheiten bekannt.
Nun aber hat er den absoluten " Bock " abgeschossen!!!

Wie war das noch ??? Zunehmende Diskrimierung von Senioren durch die Gesellschaft fördert aktive Sterbehilfe oder motiviert Pflegekräfte diese umzubringen..? Ein absoluter Terror für jedes Ohr und absolut grausig...!!
Wenn ER unser Gott wäre, sähe ich mich schon in der Hölle schmoren...! Totschlag bleibt für mich Totschlag, gleichgültig welches Motiv, Beruf oder Herkunft.Allerdings war mir klar daß solche Anlässe, " selbsternannte " Experten auf den Plan ruft um mit einer ungeliebten Branche ins Gericht zu gehen.Gott sei Dank, ER ist es nicht und meiner einer ist selbstbewußt. genug um sich nicht mehr von solchen Möchte-gern- Apostel irritieren zu lassen.Mögen andere diesen Dumpfschwall glauben..!

Als Beweis wider solchem Populismus:
Wir, meine Einrichtung sowie die Stiftung insgesamt ( 6 Altenheimen ) werden gerade erfolgreich nach der DIN ISO 9001 zertifiziert..Für die Leser, die schon etwas davon gehört haben.
Ein Zertifikat errungen mit Hilfe von engangierten Pflegekräfte und sonstige MAs im Betrieb mit den Qualitätszielen:

Die Pflege und Betreuung entspricht den Wünschen und
Bedürfnissen der alten Menschen und ihrer Angehörigen..!

Die Pflege und Betreuung entspricht gesetzlichen Vorgaben und neuesten pflegerischen Erkenntnissen.

Also wenn unser " Robin Hood " wirklich engagieren möchte, es gibt genügend andere " Schlaglöcher " in Deutschland.
Nicht nur einige Altenheime sondern diese ganze Republik ist sehr erneuerungsbedürftig.Unsre Straßen sehen auch nicht besser aus als mancher Flur in Heimen.Unsre " Pfleger " in Amt und Würden " sind sogar noch minder qualifziert als manche Pflegekraft hier vor Ort.Zum Unterschied dazu, diese verliert bei schlechter Arbeitsleistung ruckzuck ihren Job! Und es kostet das mich sehr viel mehr als ein Heimplatz...!!!

Cheers

Gast

Prof. Hirsch anerkannter Fachmann!

Beitrag von Gast » 07.07.2005, 16:35

....PROF.HIRSCH.... Als Beweis wider solchem Populismus:
Wir, meine Einrichtung sowie die Stiftung insgesamt  ( 6 Altenheimen ) werden gerade erfolgreich nach der DIN ISO 9001 zertifiziert..Für die Leser, die schon etwas davon gehört haben.....
Guten Tag Thorsten,
es wäre schön, wenn Du Deine Behauptungen näher erläutern könntest. Wo ist "Deine Einrichtung"? Was ist das für eine Stiftung? usw.
Prof. Hirsch ist ein anerkannten Fachmann, der v.a. Misstände klar beim Namen benennt, und zwar sachlich. Dies infrage zu stellen, halte ich für abwegig und durch nichts begründet.
MfG
Mira, Altenpflegerin

Gast

Re: Pflegemängel - Wer sorgt für Abhilfe?

Beitrag von Gast » 07.07.2005, 21:18

Das möchte ich gerne tun, liebe Berufskollegin..!

Es ist eine Stiftung in Mittelhessen, zu der neben sechs Altenheimen mittlere Größe auch ein Ambulanter Dienst etc. zählt.Seit 4 Jahren existiert ein Qualtitätsmanagement, das sogenannte Qualtitätsanweisungen neuester pflegerischer Erkenntnis schriftlich erstellt und Qualtitätsstandards für alle Bereiche der Einrichtung verbindlich regelt.
OB z.b. Behandlungslungspflege,Beschwerdemanagement,Haustechnik oder hauswirtschaftliche Dienste.

Es werden zweimal jährlich s.g. Audits von externen Prüfern durchgeführt, die sich ein genaues Bild davon machen ob die Qualitätstandards eingehalten, räumliche Gegebenheiten sauber und gepflegt, Bw adäquat versorgt ( durch persönliche Befragung der Bew und Angehörigen ) sowie die Pflegedokumentation peinlich genau überprüfen.
Daneben gibt es anonyme Mitabeiterbefragungen durch das Qualtätsmanagment sowie Mitarbeitergepräche zur Verbesserung der Mitarbeiterzufriedenheit

Ein Qualititätstandard in unseren Einrichtungen ist die hier oft erwähnte Sturzvermeidung:
Nach jeder Sturz ist neben der Pflegedoku ein Sturzprotokoll anzufertigen, daß die PDL umgehend erhält.Daneben ist eine tabellarische Sturzübersicht in der Akte zu führen.Bei mehr als einem Sturz in kurzen Abständen sind sofort jegliche Sturzprophylaxen ( z.b. Protektorenhosen, evtl. Schutzhelme ) einzuleiten.Für alle neuen Bew ist sofort eine Sturzrisikoerhebung schriftlich zu erheben.Noch Fragen ?

In dem nun stattfindenden Zertifizierungsaudit durch eine externe Gesellschaft haben die Prüfer uns folgendes bescheinigt:
a ) Alle befragten Bewohner ( orientiert ) auf 11 Wohnbereichen ) äußerten sich sehr zufrieden mit Service, Pflege und Betreuung.Zudem sind mit dem internen Beschwerdemanagment vertraut undt nutzen es bei Bedarf.

b) Alle Mitarbeiter sind adäquat über bestehende die Qualitätsstandardts informiert, konnte Auskunft darüber geben und führen diese für ihren Bereich geltenden Abforderungen engagiert und lebendig durch.
Und das von der Küchehilfe bis zur Pflegekraft..!

Es werden vier Einrichtungen unabhängig geprüft und nur bei Bestehen aller wird das Zertifikat erteilt.
Jedes Jahr erfolgt ein weitere identische Prüfung, die entscheitet ob das Zertifikat behalten oder entzogen wird.Von wegen Ausruhen gibt es da nicht..!

Und sowas erwähnt der geschätzte Proffessor Hirsch nämlich nicht, war für seine Einseitigkeit spricht.Er darf Mißstände äußern, aber soll vorsichtig sein bei seinen
Theorien und Mißstände zu verallgemeinern.

Und ich habe denen den Kampf angesagt, die zwar anprangern, hinweisen aber nichts besser auf Lager haben.
Davon haben wir in diesem Land genug!!
Wir brauchen in diese Branche Menschen mit Zukunftsvisionen und Zuversicht, keine Verzweifler.
In unserem Betrieben gibt es viele solche und daher sind wir auf einem guten Weg.

Und tschüss !!

Gast

Pflegebedingungen stimmen zum Teil nicht

Beitrag von Gast » 08.07.2005, 11:05

.... Und ich habe denen den Kampf angesagt, die zwar anprangern, hinweisen aber nichts besser auf Lager haben. Davon haben wir in diesem Land genug!! Wir brauchen in diese Branche Menschen mit Zukunftsvisionen und Zuversicht, keine Verzweifler. In unserem Betrieben gibt es viele solche und daher sind wir auf einem guten Weg. ....
Guten Morgen Thorsten,

ich danke Dir für Deine aufschlussreichen Informationen. Dass alles kann man grundsätzlich unterschreiben.

Ist es aber nicht auch richtig, dass man zweifelsfrei vorhandene Mängel auch benennen muss, auch in ihren dramatischen Ausprägungen, um Verbesserungen der Pflegebedingungen durchzusetzen? Es ist offensichtlich nicht jeder Heimträger bereit, für optimale Pflegebedingungen einzutreten, so, wie das bei Euch wohl der Fall ist.

Es ist nach meinen Erkenntnissen so, dass Pflegepersonal fehlt, quantitativ wie auch qualitativ. Der Kostendruck nimmt zu.

Die in der Öffentlichkeit beschriebene Situation kann ich aus meiner Sicht der Dinge weitgehend bestätigen. Auch wenn es vielfach Einzelfälle sind, müssen sie wohl benannt werden. Das System stimmt oftmals nicht.

Viele Pflegekräfte sind gutwillig, stoßen aber jeden Tag aufs Neue an vielfältige "Grenzen".

MfG
Mira, Altenpflegerin

Gast

Unangemeldete Kontrollen für mehr Pflegequalität

Beitrag von Gast » 03.08.2005, 10:58

Zu wenig Dekubitus-Prophylaxe, Spaziergang und Zeitvertreib
Unangemeldete Kontrollen für mehr Pflegequalität

Mehr Pflegequalität durch Kontrollen – nach diesem Motto stehen die staatlichen Heimaufsichtsbehörden in Thüringen immer öfter unangemeldet zu Überprüfungen bei Pflegeheimen vor der Tür.
77 von 111 Kontrollen im ersten Halbjahr 2005 waren laut Wilfried Gaide, Referatsleiter Seniorenpolitik und Pflege im Sozialministerium, nicht angekündigt. Im vergangenen Jahr inspizierte die Heimaufsicht die Einrichtungen in 133 Fällen ohne vorherige Anmeldung. Im Jahr 2002 lag die Zahl der unangemeldeten Kontrollen nach früheren Ministeriums-Angaben bei rund 90.

Häufig beanstandet würden mangelhafte Vorkehrungen gegen das Wundliegen bettlägeriger alter Menschen, berichtete Gaide. „Zu kurz kommen oft auch das Spazierengehen oder Beweglichkeitsübungen mit den Pflegebedürftigen“, schätzt der Referatsleiter. Manche Einrichtung lasse es zudem an sinnvollen Angeboten zum Zeitvertreib für die Heimbewohner mangeln.

Gaide räumte ein, dass solche Tendenzen häufig mit der Überlastung des Pflegepersonals zusammenhingen.

Quelle: Zeitung „Ärztliche Praxis“ (Der Beitrag wird mit Genehmigung der Redaktion vorgestellt)
http://www.aerztlichepraxis.de/artikel? ... 986461&n=1

Gast

der report - Der hungernde Patient

Beitrag von Gast » 04.08.2005, 13:01

der report - Der hungernde Patient

VON SOLVEIG WRIGHT

Nur noch 29,5 Kilo wog die bettlägerige Frau, als ihre Betreuerin die Heimleitung wegen Vernachlässigung angezeigt hat. Gegen den Pflegedienstleiter und den Arzt des Düsseldorfer Altenheims, wo die Frau lag, wird seit April ermittelt. Aber einen Prozess will die Staatsanwaltschaft nicht anstrengen. "Die Frau kam schon so abgemagert im Altenheim an und wollte einfach nicht essen", sagte Oberstaatsanwalt Heinz Bremer. Zwar seien die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen, aber anscheinend liege gegen die Verantwortlichen nichts Strafbares vor.

So extrem der Fall klingt - eine Ausnahme ist er nicht. Viele alte Menschen sind unterernährt. Bei einer Studie an zwei Berliner Kliniken stellte die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin fest, dass fast jeder vierte Patient unterernährt war, als er ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Obwohl auch jüngere Menschen teilweise nicht richtig essen, zeigte die Studie aber, dass der Anteil der Mangelernährten bei der Gruppe der über 70-Jährigen im Vergleich zu Jüngeren doppelt so hoch ist. Die meisten Mangelernährten sind alt. Alt und allein.
...
weiter unter
http://www.taz.de/pt/2005/08/04/a0142.nf/text

Gast

Pflegemängel - Kontrollierbare Menschenwürde?

Beitrag von Gast » 23.08.2005, 11:17

Kontrollierbare Menschenwürde?

GASTKOMMENTAR VON HANNES TRETTER (Die Presse) 23.08.2005

Die aufgezeigten Missstände in Pflegeheimen werfen menschenrechtliche Fragestellungen auf.

Jüngst hat der Wiener Pflege-Ombuds mann Werner Vogt in einem "Presse"- Interview eine ernüchternde Bilanz seiner zweijährigen Tätigkeit nach Aufdecken des "Lainz-Skandals" gezogen. Damals wurden dem "Geriatriezentrum Wienerwald (GZW)" schwer wiegende Vernachlässigungen von Patienten nachgewiesen.
...

Strukturelle Missstände - wie fehlendes Personal, unzureichende Ausbildung und Ausstattung, ungenügende rechtliche Anhalte- und Rechtsschutzstandards, unzulängliche medizinische und hygienische Betreuung, räumliche Mängel, Kommunikationsdefizite, unklare Verantwortlichkeiten, fehlende unabhängige Kontrolle - begünstigen menschenunwürdige Praktiken.
...
Weiter unter
http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?c ... &id=501762

Gast

Re: Pflegemängel - Wer sorgt für Abhilfe?

Beitrag von Gast » 27.08.2005, 01:07

Guten Tag

Zitat:
Zu kurz kommen oft auch das Spazierengehen oder Beweglichkeitsübungen mit den Pflegebedürftigen“, schätzt der Referatsleiter. Manche Einrichtung lasse es zudem an sinnvollen Angeboten zum Zeitvertreib für die Heimbewohner mangeln.

Die Realität in der staionären Altenpflege kann ich nach über 25 jähriger täglichen Praxis in Teilen so beschreiben:
nach der ersten großen Versorgung ( Morgenpflege )
ist ein Schlüssel von 1 Pflegekraft zu 12 bis 20 Bewohner
der normale Anwesenheitsschlüssel mit z.B:
Einzug neuer Bewohner,
Weglaufen von demenz erkrankten,
Krankenhauseinweisung
Sterbebegleitung
Angehörigengespräche
Pflegeleistungen laut Pflegebedarf
interne Anforderungen ...Wäsche u.a.m.
Dokumentationsarbeiten
es läßt sich fortsetzen

siehe das Zitat von oben !!
wovon wird hier geredet?
Kennen diese Damen und Herren aus eigener Erfahrung die tägliche Pflegearbeit ?

ich bin auf z. B einem Bereich mit 42 Bewohner und
3 Mitarbeiter
( gemeint ist die Zeit nach der Morgenpflege
über den Tag bis zur Nachtwache )

Hier wird von Spaziergang u.ä. berichtet / gefordert.
Reden wird denn überhaupt von den gleichen Tatbeständen???
Nebenbei:
der Gast ist aus Selbstschutz wegen übelster Erfahrungen einer früher offenen und sich einsetzenden Mitarbeiterin jetzt notwenig.

Was hat denn diese ganze " geschreibsel" für die Rahmenbedingungen in der Pflegbranche gebracht.

Für diese Land ist und bleibt dieser Bereich ein Schandfleck

Gast

Pflegemängel - Wer sorgt für Abhilfe?

Beitrag von Gast » 27.08.2005, 09:49

.... Was hat denn diese ganze " geschreibsel" für die Rahmenbedingungen in der Pflegbranche gebracht. Für diese Land ist und bleibt dieser Bereich ein Schandfleck. ....
In der Tat, viele Probleme sind beschrieben, aber leider nicht behoben worden. Viele Erklärungen der Politiker sind über`s Land gegangen.

Resignation darf aber nicht angesagt sein:

Wir müssen weiter für eine verbesserte Pflege und die dazu gehörigen Rahmenbedingungen eintreten. Dazu geört es auch immer wieder, die vielen Missstände anzuprangen und Verbesserungen einzufordern. Pflegebedürftige und Angehörige müssen gestärkt werden.

Nessi

R.Koe
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Re: Pflegemängel - Wer sorgt für Abhilfe?

Beitrag von R.Koe » 30.08.2005, 05:35

Sehr geehrte DAmen und Herren ,

Pflegemängel wo immer sie auftreten, kann man nicht alleine Bekämpfen wenn man in diesem Forum sie bekämpft oder einen Pflegestammtisch in München schafft oder einen Prof. in Hessen hat. Hier fehlt eine Zentrale stelle die alle Meinungen miteinander verknüft und Fakten sammelt- solange diese es nicht gibt- werden alle Apelle ins Leere laufen.

Mit freundlichen Grüßen

R.Koe

Gast

Pflegesystem zeigt schwerwiegende Mängel

Beitrag von Gast » 12.09.2005, 10:03

Pflegesystem zeigt schwerwiegende Mängel
VDAB: Reform des Systems ist notwendiger denn je

„Abgezockt und totgepflegt – Alltag in Deutschen Pflegeheimen“ – so lautet der Titel eines in der vergangenen Woche erschienenen Buches, das nicht nur in der Pflegebranche eine weit reichende Diskussion auslöste. Neben gravierenden Mängeln in der Pflege und in der Organisation der Heime beklagt Autor Markus Breitscheidel die schlechten strukturellen Rahmenbedingungen der Pflege.

„Es muss endlich ein Ruck durch die Gesundheitsbranche gehen, der die nicht erst durch das Buch aufgezeigten Missstände gerade rückt“, betont Artur Geisler, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Alten- und Behindertenhilfe e.V. (VDAB). „Die aktuell angeprangerten Missstände sind der negative Höhepunkt in der gesellschaftlichen Diskussion der letzten Jahre. Das System Pflege ist selbst zu einem Therapiefall geworden.“ Die „Pannen“, prophezeit Geisler, würden zunehmen, wenn nicht endlich gehandelt werde.

„Zu Mängeln in der Pflege darf es nicht kommen“, stellt Geisler ausdrücklich klar. Wer hier eine andere Haltung einnehme, habe im Gesundheitssystem nichts verloren. „Wer jedoch die Schuld daran einzig den Betreibern von Pflegeeinrichtungen zuschiebt, der irrt.“ Zugleich warnte Geisler vor zweifelhaften Verallgemeinerungen in der öffentlichen Diskussion.

In unserem Pflegesystem brauchen wir eine qualitätsorientierte bessere Personalausstattung der Pflegeeinrichtungen, sowohl in der Menge als auch in der Qualität. Trotz gravierend angestiegenem Pflegebedarf der heute in Pflegeeinrichtungen lebenden Pflegebedürftigen werde nahezu mit der gleichen Anzahl von Personal wie vor Inkrafttreten der Pflegeversicherung gearbeitet. „Wir arbeiten heute mit der Personalstärke von vor zehn Jahren. In der Pflegelandschaft hat sich jedoch eine Verschiebung weg vom Altenheim hin zum Pflegeheim ergeben“, mahnt Geisler. „Deshalb verwundert es nicht, wenn es zu Missständen in der Pflege und zu Überlastungen des Personals kommt“.

Wir brauchen eine qualitätsaufbauende neue Handlungsweise hinsichtlich der Finanzierung von Pflege in Pflegeheimen. Wir brauchen sachgerechte Heimentgelte, die eine Qualität der Leistungen auf hohem Niveau zulassen. „Wir sind derzeit in ein staatlich reguliertes striktes Preisfestlegungssystem, dominiert von den Pflegekassen und den Finanzhaushalten der Sozialhilfeträger, eingebunden“, so Geisler. „Sind deren Kassen leer, muss die Qualität der Pflegeleistungen meist zurück stehen.“ In diesem System müssen die Pflegeeinrichtungen häufig die Haushaltslöcher der Sozialhilfeträger stopfen. Unnötige Bürokratiekosten, steigende Lebenshaltungskosten und neue behördliche Reglementierungen sind u.a. von den Heimen vielfach ohne Refinanzierung zu tragen. Diese Ausgaben fehlen letztlich für die Pflege am Menschen, weil zum Ausgleich die Sach- und Personalkosten reduziert werden müssen. Denn nach dem für alle Pflegeheime gleichermaßen verpflichtenden Heimgesetz dürfen Heime nicht unwirtschaftlich arbeiten. Der Bereich der Pflege am Menschen breche immer weiter ein, so Geisler.

Wir brauchen eine qualitätsunterstützende, sachgerechtere und abgestimmtere Prüfung der Pflegeheime, die sich gezielt auf die Ergebnisqualität ausrichtet. Das Modell der letzten Jahre, Qualität durch Überreglementierung und eine striktere Gesetzgebung in die Pflegeheime hineinzuregulieren, ist endgültig gescheitert. „Die Ausrichtung der notwendigen Kontrollen auf die Ergebnisqualität bei zugleich verbreitertem Verantwortungsbereich der Einrichtungen ist der richtige Weg zu besserer Qualität.“

Wir brauchen eine qualitätsaufbauende Einstufung der Bewohner. Deutlich erkennbar ist, dass immer mehr Pflegebedürftige, trotz gestiegenem Pflegeaufwand, vorwiegend den niedrigeren Pflegestufen zugeordnet werden. „Für niedrigere Pflegestufen gibt es aber nicht nur weniger Geld, sondern auch weniger Personal für das Heim. Und letztlich auch weniger Qualität, denn die Personalschlüssel in den Pflegestufen I und II sind nicht auskömmlich.“ Die Vorgehensweise der Pflegekassen und der Sozialhilfeträger bei den Vergütungsverhandlungen ist geprägt durch die Finanzknappheit der Sozialhilfeträger – und dies zum Leidtragen der Pflegebedürftigen.

„Wir brauchen qualitätsorientierte sachgerechte Rahmenbedingungen, die nicht nur fordern, sondern auch die notwendigen Mittel und die notwendige Freiheit bereitstellen“, betont Geisler. „Eine Reform des Pflegesystems ist heute notwendiger denn je. Finanzierbare Standards müssen dringend festgelegt werden.“

Quelle: Pressemitteilung vom 8.9.2005
Verband Deutscher Alten- und Behindertenhilfe e.V.
Bundesgeschäftsstelle Essen
Im Teelbruch 132
45219 Essen
Telefon: 0 20 54/ 95 78-13
Fax: 0 20 54/ 95 78-40
mail: nicole.jakobs@vdab.de
http://www.vdab.de

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